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Karl Marx, Begründer des Marxismus
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Karl Marx, Begründer des Marxismus

Marxismus ist eine philosophische, historisch-politische und ökonomische Gesellschaftstheorie mit wissenschaftlichem Anspruch. Sie bezieht sich auf die Schriften von Karl Marx (1818-1883) und Friedrich Engels (1820-1895). Marxisten versuchen seit Erscheinen des dritten Bandes des "Kapitals" 1895, diese Ideen in ein schlüssiges Gesamtkonzept zu integrieren, das dem Aufbau einer sozialistischen und kommunistischen Gesellschaftsordnung dienen soll.

Seitdem haben sich in der marxistischen Theorie verschiedene Richtungen entwickelt, die jeweils das Erbe der "Klassiker" beanspruchen und sich voneinander abgrenzen. Die bekanntesten davon sind die Sozialdemokratie, der Marxismus-Leninismus, der Trotzkismus und verschiedene Formen des Neomarxismus: darunter der Austromarxismus, der Postmarxismus, die Frankfurter Schule und verschiedene Ausprägungen des Marxismus in der 68er-Bewegung.

Der Terminus Marxismus wurde zunächst von politischen Gegnern pejorativ verwendet. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde er von Anhängern dieser Weltanschauung selbst übernommen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Überblick

Die Grundgedanken von Marx wurden erst nach seinem Tod systematisiert. Ihre Einordnung in eine konsistente Theorie steht unter einem doppelten Vorbehalt:

  • Marx verstand sein Werk zunächst als ständig überprüf- und revidierbare Analyse der jeweiligen Verhältnisse und als eine daraus abgeleitete Zukunftsprognose.
  • Engels wollte die Theorie in allgemeinverständlicher Form verbreiten und trug damit aus kritischer Sicht auch zu ihrer Schematisierung und Vulgarisierung bei.

Andererseits erhoben beide spätestens seit dem "Kommunistischen Manifest" von 1848 Anspruch auf eine allgemeingültige, wissenschaftliche Geschichtserklärung und politische Perspektive, so dass man den "Marxismus" als theoretisches und praxisorientiertes System und damit als Weltanschauung betrachten kann.

Marx bevorzugte für seine Theorie den Begriff „Wissenschaftlicher Sozialismus“. Damit grenzte er sich von anderen Staats- und Gesellschaftsentwürfen ab, die er dem Utopischen Sozialismus oder dem Anarchismus zuordnete. Er warf diesen Vorläufern und Zeitgenossen vor, eine gerechte und den Idealen der Französischen Revolution verpflichtete Gesellschaft nur zu „erträumen“, ohne die Bedingungen für ihre Verwirklichung wissenschaftlich zu erforschen und sie mit praktikablen Erfolgsaussichten anzustreben.

Die marxistische Theorie unterscheidet verschiedene Kernbereiche, die die Entwicklung der Ideen von Marx und Engels wiederspiegeln:

Praktische Anwendung fand der Marxismus zuerst in der Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts, vor allem der deutschen Sozialdemokratie, welche die Theorien von Marx und Engels zur Grundlage ihrer ersten Programme und Mitgliederschulungen machte. Sodann entwickelte Lenin im Anschluss an Marx seine Imperialismustheorie, die nach der Oktoberrevolution 1917, zusammen mit den Ideen von Marx und Engels, zur neuen Staatsideologie der Sowjetunion wurde.

Dieser Marxismus-Leninismus bestimmte den so genannten real existierenden Sozialismus nach 1945 in weiten Teilen der Welt, darunter in Osteuropa, China (in modifizierter Form des Maoismus), Kuba, Nordkorea und in Nordvietnam. Die praktische Politik dieser Länder wird zum Teil bis heute vom Stalinismus beherrscht. Ob und wie weit dieser sich noch aus den Grundideen der "Klassiker" herleiten lässt oder eine "Fehlentwicklung" darstellt, ist eine der umstrittensten Fragen innerhalb der marxistischen Theoriebildung. Die meisten Marxisten lehnen das stalinistische Regime, aber auch die Einparteienherrschaft als solche heute ab.

Gegen die unterschiedlichen Ideologien von Stalin und Mao beansprucht auch der Trotzkismus mit seiner Theorie der "permanenten Revolution" das wahre Erbe von Marx. In Abgrenzung zu Stalinismus und Faschismus entstanden seit den frühen 1930er Jahren die Arbeiten der Frankfurter Schule, die versuchten, die Ideen von Marx auf die veränderten politisch-ökonomischen Bedingungen der Moderne anzuwenden und mit der Psychoanalyse zu verbinden.

In den 1960er Jahren entstanden besonders im Zusammenhang mit der weltweiten Studentenbewegung, den westeuropäischen Arbeiterstreiks und den so genannten Befreiungsbewegungen in der 3. Welt verschiedene Formen des Neomarxismus, des Eurokommunismus und des demokratischen Sozialismus .

Die Kritik am Marxismus begann zeitgleich mit dessen Entstehung. Sie hat sich gegenüber den sich auf Marx berufenden Staatssystemen verschärft und lehnt häufig angesichts von deren inhumaner Politik und ökonomischem Scheitern die Grundideen von Marx selber ab. Eine andere Form der Beurteilung hält an der Richtigkeit seiner Theorie fest, kritisiert jedoch deren Realisierungsversuche als Abweichung vom "wahren" Marxismus. Die Bedingungen für das praktische Scheitern werden wiederum mit Hilfe der Marxschen Gesellschaftsanalyse erforscht.

[Bearbeiten] Grundelemente des Marxismus

[Bearbeiten] Dialektischer Materialismus

Georg. W. F. Hegel
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Georg. W. F. Hegel

Philosophisch ist der Marxismus von zwei wesentlichen Elementen geprägt: von der idealistischen Dialektik Hegels und vom philosophischen Materialismus, in dessen Vorstellung alles (auch Gedanken, Empfindungen usw.) auf Manifestationen der Materie beruht (Gegensatz zum Idealismus).

Nach der Hegelschen Dialektik ist unsere Welt von Gegensätzen geprägt (These <--> Antithese) die, wenn sie "verschmelzen", eine "absolute Wahrheit" ergeben, in der keine Widersprüche mehr vorhanden sind (dialektischer Dreischritt: These -> Antithese -> Synthese). Diese Synthesen treiben die "objektive Wirklichkeit" voran und "bestimmen" damit die Zukunft. Da Hegel dem Idealismus angehört, war für ihn dieses Geschehen, wie die materielle Welt insgesamt, Produkt des menschlichen Geistes.

Marx betrachtet nun die Hegelsche Dialektik aus Sicht des Materialismus. Er stellt sie "vom Kopf auf die Füße" und postuliert, dass sich die Welt - die objektive Wirklichkeit - aus ihrer materiellen Existenz und deren Entwicklung erklären lässt und nicht als Verwirklichung einer göttlichen "absoluten Idee" (Idealismus) oder als Produkt des menschlichen Denkens. Das heißt, objektive Realität existiert auch außerhalb und unabhängig des menschlichen Bewusstseins. Dies ist der Kern von Marx' berühmtem Satz: "Das gesellschaftliche Sein bestimmt das Bewusstsein" (im Gegensatz zu Hegelschem Denken, demzufolge das Bewusstsein das Sein bestimmt), der als Grundthese des Marxismus gelten kann.

In der marxistischen Philosophie wird das Universum als Ganzes gesehen. Es besteht aus untereinander in Beziehung stehenden, gegenseitig voneinander abhängigen und sich in ständiger Bewegung befindenden Materien (objektiver Zusammenhang). Diese Bewegung ist aufsteigend, d. h. vom Einfachen zum Komplexen fortschreitend und durchläuft dabei bestimmte Ebenen, wobei jeder Ebene bestimmte qualitative Veränderungen entsprechen. Das Fortschreiten geschieht dabei durch - dem dialektischen Dreischritt ähnelnde - Synthesen, die aus immer stärkeren Gegensätzen ("Grundwidersprüchen") resultieren.

Diese Weltanschauung brachte Marx dann konkret mit der Geschichte in Zusammenhang und schuf damit den Historischen Materialismus.

[Bearbeiten] Theorie von der Entstehung der Klassengesellschaft

Laut Marx entstand die in Klassen geteilte Gesellschaft durch den technischen Fortschritt und die damit immer mehr gesteigerte Produktivität. Zu Beginn der Menschheitsgeschichte produzierte der Mensch soviel er brauchte, er lebte quasi "von der Hand in den Mund". Nach der Neolithischen Revolution, dem Übergang zu Ackerbau und Viehzucht in der Jungsteinzeit, konnten die Produktivkräfte genügend Überschuss produzieren, um Vorräte anzulegen. Dieses Mehrprodukt wurde anfangs für Notfälle gespeichert. Laut Marxismus machte dies dann auch die Klassengesellschaft möglich, da das Mehrprodukt dazu dienen konnte, eine herrschende Klasse, die selbst am unmittelbaren Produktionsprozess nicht beteiligt war, zu ernähren. So wurde das Mehrprodukt für Notzeiten in besonderen Speichern aufbewahrt, die dann aber auch bewacht werden mussten, und gerade wenn eine Notzeit ausbrach waren Leute notwendig, die gegen die unmittelbaren Ängste der Bevölkerung diese Vorräte verteidigten, damit nicht in der ersten Not gleich alles aufgegessen wurde. Diese Leute mussten also notfalls auch entscheiden, ob welche nicht durchgefüttert werden konnten. Sie mussten mächtig sein, mächtiger als die Masse der Bevölkerung. Die herrschende Klasse und die Klassengesellschaft war geboren. Sie grenzte sich vor allem durch die benötigte Macht und den daraus resultierenden materiellen Besitz ab. Auch bildeten sich durch die nun mögliche Überschussproduktion Hierarchien, in deren Rahmen wenige Personen viele Arbeiter - evtl. unter Bezahlung - "zwangen" oder zumindest drängten, den Überschuss für eine andere Person zu vergrößern. Aufgrund dieser Klassenunterschiede und -beziehungen entstünden dann Klassenkämpfe. --> Historischer Materialismus --> Wert -und Geldtheorie

[Bearbeiten] Historischer Materialismus“ (Entwicklungsstufentheorie)

Nach marxistischer Auffassung ist eine Gesellschaft ein sich ständig entwickelnder Organismus. Die Individuen stehen in vielfältigen wirtschaftlichen, politischen und geistigen Beziehungen zueinander. Dabei dominieren materielle Produktionsbeziehungen, die Produktionsweisen; von ihnen werden alle anderen Beziehungen bestimmt. Der übergeordnete Begriff Produktionsweise bezeichnet das Verhältnis der Produktivkräfte, die in die drei Bereiche Menschen, technisches Wissen und materielle Güter unterschieden werden, zu den Produktionsverhältnissen. Menschen produzieren dabei Güter unter Verwendung von Produktionsmitteln, die eine bestimmte Eigentums- bzw. Besitzform haben.

Das Verhältnis der Produktionsmittelverteilung auf die produzierenden Menschen dient nun als Kriterium zur Klassenbildung. Während die Produktivkräfte stetig wachsen, sind die Produktionsverhältnisse beharrend-stabil. In der Geschichte kommt es dadurch immer wieder zu Widersprüchen zwischen beiden. Die Beseitigung des Widerspruchs könne nur durch eine "revolutionäre" Umwälzung der Produktionsverhältnisse geschehen (z. B. Anwachsen einer bürgerlichen Handels- und Unternehmerklasse, die sich der gesellschaftlichen Vorrangstellung des Adels entgegenstellt und so zum Träger der französischen Revolution von 1789 wird). Die Produktivkräfte steigen stetig an, bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie an ihre durch die Produktionsverhältnisse gesetzten Grenzen stoßen.

Marx begreift die Produktionsverhältnisse an dieser Stelle als "Fesseln", welche die Produktivkräfte an der Weiterentwicklung hindern. Daraus resultiere eine revolutionäre Umwälzung, die in eine nächst höhere Gesellschaftsstufe münde. Im Kommunismus, für Marx die höchste Stufe der gesellschaftlichen Entwicklung, würde es keine Ausbeutung und Verelendung der Arbeiter mehr geben, da hier der Grundwiderspruch zwischen Arbeit und Kapital und das Missverhältnis zwischen Produktivkraftentwicklung und Produktionsverhältnissen beseitigt sei.

Die einzelnen Stufen der gesellschaftlichen Entwicklung:

  1. Die Urgesellschaft, der Urkommunismus
  2. Die Sklavenhaltergesellschaft
  3. Der Feudalismus
  4. Der Kapitalismus
  5. Der Kommunismus

Einfach ausgedrückt, stehen sich nach der Urgesellschaft und vor dem Kommunismus immer mindestens zwei grundlegende Gesellschaftsschichten gegenüber: Herren <--> Knechte; Arbeiter <--> Kapitalbesitzer/Kapitalisten, usw. Im Verlauf des zunehmenden (technisch-wissenschaftlichen und materiellen) Fortschritts löst die arbeitende Klasse, nach einer Reihe von Klassenkämpfen, die bis dahin jeweils herrschende Klasse ab. Teile der ehemals unterdrückten Schichten bilden nun eine neue Herrschaftsschicht (oft zugleich mit einer neuen Gesellschaftsform). Dieser Prozess wiederholt sich bis zur finalen Gesellschaftsform, dem Kommunismus. Die Reihenfolge der aufeinander folgenden Gesellschaftsformen folgt dabei laut Marx festen Bahnen, was die Frage aufwirft, inwieweit das Marxsche Geschichtsbild determiniert ist.

Von diesem Schema ist Marx allerdings mit seiner Theorie von der „asiatischen Produktionsweise“ selber abgewichen. Mit diesem Begriff muss er zugestehen, dass es - beispielsweise in den asiatischen Wasserbaukulturen - verschiedene kulturelle Ausformungen von Produktionsweisen gibt, die nicht eins zu eins in die aus der europäischen Geschichte abgeleiteten Periodisierungen passen. Insbesondere Neomarxisten betonen daher die "Kontingenz", das heißt die Zufälligkeit oder Offenheit der Geschichte. Es folgt also nicht automatisch ein Stadium dem anderen, sondern die Übergänge sind das Ergebnis von Klassenkämpfen mit immer offenem Ausgang: „Sozialismus oder Barbarei“ oder, wie es im Kommunistischen Manifest heißt, gemeinsamer Untergang der kämpfenden Klassen. So untersucht die Regulationstheorie auf dieser Grundlage die verschiedenen historischen und regionalen Ausprägungen der kapitalistischen Produktionsweise.

siehe auch: Basis und Überbau (Marxismus)

[Bearbeiten] Wissenschaftstheorie

Wissenschaftstheoretisch ging es seinerzeit wesentlich um zwei Punkte: Erstens galt es, dem im Deutschland des 19. Jahrhundert herrschenden Idealismus eine materialistische Weltsicht gegenüber zu stellen, nach der die Welt aus sich selbst heraus erklärbar ist. Im Bereich der Naturwissenschaften hatte - unabhängig von Marx und Engels - gleichzeitig Charles Darwin begonnen, mit seiner Entwicklungsgeschichte der biologischen Arten eine solche Weltsicht durchzusetzen.

Zweitens wurde versucht, die Gesellschaftswissenschaften an die Erfolgsgeschichte der Naturwissenschaften anzubinden und die gesellschaftlichen Prozesse theoretisch im Gesamtzusammenhang der Welt - als „Totalität“ (Hegel) - erfassen zu können. Marx zitiert zustimmend eine Rezension, in der soziale Organismus analoge Erscheinungen in der Biologie für die jeweilige Epoche besitzt.

Dabei erhebt der Marxismus als wissenschaftlicher Sozialismus den Anspruch, eine objektive Beschreibung nicht nur der Gesellschaftssysteme der Vergangenheit und der Gegenwart zu sein, sondern auch ihre Entwicklung in der Zukunft vorhersagen zu können. Dieser Anspruch wissenschaftlicher Objektivität wird auch auf die marxschen Begriffe ausgedehnt, die nicht als mehr oder minder brauchbare Werkzeuge zum Verständnis der Wirklichkeit, sondern als deren gültige Beschreibung betrachtet werden. Dieser Objektitätsanspruch des Marxismus wurde von Lenin 1913 überhöht und auf die Formel gebracht: "Die Lehre von Karl Marx ist allmächtig, weil sie wahr ist."

[Bearbeiten] "Kritik der politischen Ökonomie" (Kapitalismusanalyse)

Der erste Band der Trilogie Das Kapital
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Der erste Band der Trilogie Das Kapital

In seinem Hauptwerk : Das Kapital - Kritik der politischen Ökonomie kritisiert Marx den Kapitalismus, insbesondere die kapitalistische Produktionsweise und die damit verbundenen Wirtschaftswissenschaften (besonders die Volkswirtschaftslehre), scharf. Diese Ökonomie, so Marx, führe fast zwangsläufig zu einer Klassengesellschaft und damit zur Konzentration von verhältnismäßig viel Kapital in den Händen genau der wenigen Personen, die Arbeitern Lohnarbeit anboten, sie aber nur in dem Maße entlohnen wie es ihre Arbeitsleistung notwendig macht. So sind gerade die eigentlichen Träger des kapitalistischen Systems, das Proletariat, unumgänglich vom Großteil des Kapitals, und damit von den Erleichterungen des Fortschritts, weitestgehend ausgeschlossen. Außerdem werden - durch die lebensnotwendige Ausrichtung des individuellen Handelns auf Kapital - kapitalistische Gesellschaften zu großen Teilen von einem Warenfetischismus bestimmt, also einer Konzentration auf materielle Dinge.

Daran anknüpfend richtet sich die Kritik auch gegen die politische Herrschaft, die ihre Gewalt ganz in den Dienst des Kapitals stellt und die Abhängigkeit der arbeitenden Klasse vom Privateigentum durch "Recht und Ordnung" absichert.

Aus dieser Kritik heraus entwickelte er zusammen mit Engels eine alternative Gesellschaftsform, den Kommunismus, in der es kein Geld gibt und jegliche Besitztümer allen Menschen gemeinsam gehören. Als Wirtschaftsordnung schlug er die - schon von Platon erwähnte - Planwirtschaft vor. Genaue Wirtschaftsstrukturen deutete Marx jedoch nur an. In der Planwirtschaft werden jegliche Betriebe verstaatlicht und deren Produktion zentral koordiniert. Die Entscheidungen über Produktion und Verteilung der Güter sollte nach Marx im Konsens aller Gesellschaftsteilnehmer gemeinsam gefällt werden (Rätekommunismus). So könnte die verrichtete Arbeit effizient zur Verbesserung der Lebensumstände aller anstatt hauptsächlich zur Kapitalbeschaffung genutzt werden. Ebenso wären große (Klassen-)Unterschiede ausgeschlossen, da es unmöglich wäre, Besitz anzuhäufen. Auch merkte Marx an, dass eine solche Wirtschaftsordnung um so besser funktioniere, je größer ihr Wirkungsbereich (gerade im Gegensatz zum Kapitalismus) sei.

Aufgrund der großen Unterschiede zum Kapitalismus sollte als Übergangslösung zunächst der Sozialismus geschaffen werden. In dieser Zwischenstufe werden schon alle Betriebe verstaatlicht, jedoch existiert Geld noch als Zahlungsmittel.
--> Theorie vom Übergang zur klassenlosen Gesellschaft (Zusammenbruchstheorie)

Die politisch-ökonomischen Ideen von Marx haben ihren Ursprung, mit den ersten Erwähnung von Konzepten zu einem kollektiven Eigentum, schon in der Antike sowie der Bibel. Praktiziert wurde es z.B. im Mittelalter von den Franziskanermönchen.

Auch konnte Karl Marx den dritten Teil des als Trilogie gedachten Werkes nicht mehr fertig stellen. Friedrich Engels veröffentlichte daraufhin aufgrund von Manuskripten die letzten beiden Bücher.

[Bearbeiten] Wert- und Geldtheorie

In Das Kapital stellt Marx sehr detaillierte Theorien zum Wert einer Ware und dessen Zusammenhang mit Geld auf. Dabei unterscheidet er zunächst zwischen dem Gebrauchswert und dem Tauschwert. Während der Gebrauchswert den subjektiven Nutzen für den Benutzer darstellt ("Die Nützlichkeit eines Dings macht es zum Gebrauchswert", Marx, Das Kapital: Band 1) ist der Tauschwert ein abstrakter Wert, der erst durch (Tausch-)Handel an massiver Bedeutung gewinnt. So hat eine Ware, kommt es zu einem Handel, einen bestimmten Wert, der es ermöglicht sie (auch gegen anderes Produkt aus völlig anderem Material) aufzuwiegen (Ware X tauscht sich in soundsoviel Ware Y). Diesen Wert sah Marx in der abstrakten Arbeit - dem Arbeitsaufwand, der zur Herstellung der Ware benötig wird - begründet, wobei er dabei an David Ricardo anknüpft. Wird nun der Tauschwert in Geld aufgewogen (Ware X tauscht sich in soundsoviel Geldeinheiten), stellt er den Preis dar.

Wird nun aus Waren etwas Neues geschaffen (Produktion), entsteht ein Neuwert, der sich aus der benötigten Arbeitsleistung, dem variablen Kapital v und dem "Gewinn", dem Mehrwert m zusammensetzt --> Neuwert = v + m. Da der Mehrwert einer Ware - speziell bei der Entwicklung neuer Waren, die einen potentiell höheren Mehrwert "abwerfen" können - maßgeblich von der menschlichen Arbeit bestimmt wird, entwickelte Marx sein Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate. Dieses besagt, dass durch die Konzentration auf den vergleichsweise sinkenden Mehrwert im kapitalistischen Produktionsprozess die Arbeitsproduktivität mit Hilfe von Maschinen schnell vorangetrieben wird (also weniger Menschen für die Produktion benötigt werden). Nun kann laut Arbeitswertlehre nur Lohn-Arbeit gemäß ihrer Arbeitszeit Wert schaffen. Wenn Maschinen Lohnarbeiter verdrängen, wird also insgesamt weniger Wert im Verhältnis zum Wert der eingesetzten Maschinen geschaffen. Daraus schließt Marx, dass auf lange Sicht der gesamtwirtschaftliche Gewinn im Verhältnis zum eingesetzten Kapital (die "Profitrate") “tendenziell“ fallen müsste. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Unternehmen durch bessere Maschinen seinen Gewinn steigert, da dieser Profit zulasten der Konkurrenz geht und sich so an der grundsätzlichen Tendenz nichts ändert.

siehe auch: Wertschöpfung

[Bearbeiten] Theorie vom Übergang zur klassenlosen Gesellschaft (Zusammenbruchstheorie)

Dieses "Gesetz" wird oft zusammen mit anderen Ansichten und Aussagen von Marx als "Zusammenbruchstheorie" angesehen. Er selber hat nie eine konkrete Theorie zu einer sozialistischen Revolution verfasst und es gibt widersprüchliche Aussagen darüber, ob eine sozialistische Revolution zwingend in einem hochentwickelten kapitalistischen Land stattfinden muss, oder ob die Phase des Kapitalismus nicht sogar unter besonderen Umständen übersprungen werden kann, wie Marx in seinem Brief an Wera Iwanowna Sassulitsch schreibt.

[Bearbeiten] Geschichte des Marxismus

Friedrich Engels
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Friedrich Engels

[Bearbeiten] Grundlagen/Entstehung

Da der Marxismus auf den Schriften von Marx (und Engels) beruht, kann man die Jahre seiner ersten Veröffentlichungen als Entstehungszeit des Marxismus ansehen. Nachdem er bis 1843 eine stark oppositionelle Zeitung leitete (die in Preußen verboten wurde) und das Pamphlet Gegen Bruno Bauer & Consorten 1845 mit Engels zusammen veröffentlichte brachte er 1847 das kapitalismusfeindliche Elend der Philosophie. Antwort auf Proudhons „Philosophie des Elends“ heraus. 1848 verfasste er mit Engels das Kommunistische Manifest für den Bund der Kommunisten, dem sie beide angehörten. Dieses erste wirklich wichtige marxistische Werk enthält zunächst Beschreibungen der damaligen Lebensverhältnisse, besonders zwischen der arbeitenden und der herrschenden Klasse. Darauf aufbauend fordert es die Abschaffung des Kapitalismus und die Schaffung neuer kommunistischer Lebensverhältnisse durch unumgängliche Klassenkämpfe: der "Sturz der Bourgeoisherrschaft" sollte erfolgen. Auch erschienen von 1872 bis 1892 Neuauflagen mit neuen Vorworten, in denen meist ergänzende Bemerkungen gemacht wurden.

1859 wurde das Buch Zur Kritik der politischen Ökonomie veröffentlicht, dem 1867 dann der erste Teil der knapp 3000 Seiten starken Trilogie Das Kapital folgte. Band 1: Der Produktionsprozeß des Kapitals enthält die Definition einer "Ware" und das Zustandekommen des Wertes dieser Ware ( --> Wert- und Geldtheorie) sowie umfangreiche Theorien zu Geld und Arbeit (abstrakte Arbeit). Teil 2 und 3 tragen die Namen Band 2: Der Zirkulationsprozeß des Kapitals sowie Band 3: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion.
--> politisch-ökonomische Theorien

Schon zu Lebzeiten von Marx bildete sich eine Gruppierung von Sozialisten, die sich „Marxisten“ nannte, aber bereits um die Jahrhundertwende inhaltlich schon stark divergierte.

[Bearbeiten] Entwicklung bis heute / Strömungen

Zar Nikolaus II. von Russland
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Zar Nikolaus II. von Russland

Obwohl eines der mächtigsten Länder der Welt, war das zaristische Russland bis ins ausgehende 19. Jahrhundert noch überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Vielerorts herrschten noch vorkapitalistische Feudalstrukturen (Feudalismus). Eine verstärkte Industrialisierung setzte vor allem seit der Regierung von Zar Nikolaus II. (ab 1894) ein. Das darauf schnell anwachsende Proletariat litt unter miserablen sozialen Verhältnissen. Eine linke Opposition gegen den Zarismus war im 19. Jahrhundert in Russland stärker als in den meisten anderen europäischen Ländern von sozialrevolutionären und anarchistischen Strömungen geprägt, wohingegen die organisierte marxistische Sozialdemokratie zu Beginn des 20. Jahrhunderts erst noch in ihren Anfängen steckte.

1898 wurde die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) als Bund von drei marxistischen Organisationen gegründet, der jedoch schnell wieder verboten wurde. 1903 spaltete sich die Partei im Exil in die Bolschewiki ("Mehrheit"), unter der Führung von Lenin und Menschewiki ("Minderheit"). Nachdem die Februarrevolution 1917 unter Führung der sozialdemokratischen Menschewiki nicht zum Austritt Russlands aus dem 1. Weltkrieg führte, wurde Lenin mit Hilfe des Deutschen Reiches über Finnland nach St. Petersburg gebracht um von dort eine weitere Revolution zu initiieren und einen Waffenstillstand auszuhandeln. Daraufhin begann dann mit der Oktoberrevolution 1917 die Existenz des real existierenden Sozialismus und damit der Revisionismus des Marxismus in Form des Leninismus (siehe weiter unten). Die Revolution war von Lenin und Leo Trotzki angeführt worden, wobei Lenin sich mit dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk 1918 endgültig in der Führungsspitze der Kommunistische Partei der Sowjetunion (KPdSU) gegen Trotzki durchsetzte und bis zu seinem Tod am 21. Januar 1924 die unbestrittene Führungsperson der Partei blieb. Er schuf mit dem Leninismus eine totalitäre Interpretation des Marxismus, nach der die Partei "Instrument der Diktatur des Proletariats" und ein straff "organisierter Trupp" sein solle, die keinerlei Fraktionsbildung zulässt. Josef Stalin, der schon seit Beginn der Revolution an Macht gewann definierte den Leninismus 1924 als "Marxismus der Epoche des Imperialismus und der proletarischen Revolution... die Theorie und Taktik der proletarischen Revolution im allgemeinen, die Theorie und Taktik der Diktatur des Proletariats im besonderen." ("Über die Grundlagen des Leninismus"). Trotzki entwickelt hingegen als Reaktion auf Lenin und später auch Stalin den Trotzkismus. Dieser enthält zwei wesentliche Bestandteile: zum einen die Theorie der "permanenten Revolution", derzufolge der Sozialismus als Übergangsgesellschaft zum Kommunismus nur auf internationaler Ebene funktionieren kann, weswegen die ganze Welt durch eine Revolution vom Kapitalismus befreit werden muss. Zum anderen die Theorie der "langen Wellen", die den "tendenziellen Fall der Profitrate" nach Marx kritisiert.


Die Revolution wirkte sich stark auf die internationale Marxismusbewegung aus: ab 1918 wurden in ganz Europa kommunistische Parteien gegründet, die Mitgliedszahlen stiegen rapide und es entstand bald ein offener Konflikt mit den Faschisten. Vor allem in Deutschland (Weimarer Republik) und Italien kam es zu teils bürgerkriegsähnlichen Zuständen, bis Benito Mussolini 1922 in Italien und Adolf Hitler 1933 in Deutschland die Macht übernahmen und jegliche marxistische Organisation zerschlugen oder in den Widerstand drängten. Schon um 1920 bildeten sich eine neomarxistische Denk)-Richtung, die sich später hauptsächlich am Realsozialismus orientierte und eine Dogmatisierung des Marxismus (z.B als "proletarische Weltanschauung) ablehnte. "Neomarxismus" ist jedoch schwer zu definieren, da es kaum Personen gibt, die sich "Neomarxisten" nennen. Vielmehr wird der Begriff als Sammelbegriff für verschiedene Denkrichtungen verwendet.

Nach dem Tod von Lenin entbrannte innerhalb der KPdSU ein Machtkampf zwischen Stalin und Trotzki, der die Linke Opposition anführte. Stalin entschied diese Auseinandersetzung für sich und konzentrierte bald genug Macht in seiner Person, um Trotzki 1927 sogar aus der KPdSU auszuschließen. Später verlor dieser noch die sowjetische Staatsbürgerschaft und floh über Umwege nach Mexiko, wo er nach unzähligen anti-stalinistischen Veröffentlichungen 1940 von einem russischen Agenten ermordet wurde. Von 1929 bis 1953 war Stalin quasi Alleinherrscher über das Sowjetreich, in dieser Zeit setzte er große Teile seiner Interpretation des Leninismus, den Stalinismus mit paranoider Angst vor Verschwörungen von innen durch. Dieser basierte zum einen auf dem Sozialismus und der Verstärkung von Klassenkämpfen, wobei Stalin auch die kompromisslose Parteiführung von Lenin übernahm. Die Klassenkämpfe sollten die Entwicklung der Gesellschaft zum Kommunismus möglichst schnell herbeiführen und so das Proletariat befreien. Praktisch war dieser Grundsatz Legitimation für Säuberungswellen und Konzentrationslager (Gulag-Lager). 1941 invasierte die Armee Adolf Hitlers trotz eines Nichtangriffspaktes die Sowjetunion (2. Weltkrieg), doch konnte Stalin nach großen Anstrengungen zurückschlagen und schließlich im Mai 1945 Berlin besetzen. Er blieb danach noch ca. acht Jahre Diktator der UdSSR. Nach Stalin folgten mit Nikita Chruschtschow erste Ansätze der Entstalinisierung, wobei der Stalinismus als theoretisches Grundgerüst (und damit auch die Parteistruktur) bis zum Ende bestehen blieb.

Michail Gorbatschow
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Michail Gorbatschow

Der letzte mächtige Politbürochef Michail Gorbatschow leitete die endgültige Abkehr vom Personenkult um Stalin sowie tiefgreifende Reformen (Perestroika und Glasnost) ein, worauf dann der Verlust der Satellitenstaaten und damit der Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1992 folgte. Die UdSSR war bis dahin die letzte auf dem Marxismus aufbauende politische Großmacht gewesen.

Mit dem Ende des Faschismus in Europa fand auch der Marxismus zunächst wieder viele Anhänger, die Italienische PCI etwa hatte 1945 circa 1,8 Millionen Mitglieder. Doch diese Größenordnungen wurden bald unerreichbar und viele Marxisten waren sich - erst recht nach dem Tod Stalins - uneins, wie man mit dem Erbe des Diktators (dem Stalinismus und Marxismus-Leninismus) umgehen sollte. Viele italienische und französische Marxisten z.B. distanzierten sich von der Sowjetunion. Als dann Mitte der 60er Jahre die Studentenbewegung einsetzte und es ab 1963 eine Wiederbelebung des Neomarxismus stattfand, zersplitterte der Marxismus endgültig in eine Vielzahl von Gruppierungen unterschiedlichster Ausrichtungen. Bisher war von vielen Marxisten eine "Revolution" nach bestimmten Mustern gefordert worden, doch mit dem Ende des realen Sozialismus in der UDSSR arrangierte man sich weitestgehend mit der Sozialdemokratie und beschränkte sich auf Reformvorschläge. In Italien sitzt momentan die PRC im Parlament (2005).

Mao Zedong Porträt am Eingang zur Verbotenen Stadt
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Mao Zedong Porträt am Eingang zur Verbotenen Stadt

1949 errang Mao Zedong mit der Kommunistischen Partei die Macht in China. Der Diktator, dessen einziger Verbündeter bis 1965 die UDSSR war, herrschte auf Basis des Maoismus bis 1976. Der Maoismus war für Mao eine ebenso totalitäre Weiterentwicklung des Leninismus und Stalinismus, wo der Fortschritt eine zentrale Rolle einnahm. Die Menschen sollten sich ihm unterordnen und nicht zur Erleichterung nutzen. Auch im Gegensatz zur „Assoziation der freien Produzenten“ nach Marx waren die Arbeiter unter Mao Zedong starken Zwängen unterworfen. Praktisch versuchte Mao Zedong seine Vorstellungen eines maoistischen Staates durch die 1966 ins Leben gerufene Kulturrevolution in die Tat umzusetzen.Diese "Revolution" bestimmte bis Mao Zedongs Tod das politische Geschehen in China und führte zu exzessiven Morden, Misshandlungen, Zerstörungen und Restriktionen gegenüber dem Volk sowie zu stritigen und tiefgreifenden Reformen wie dem "Großen Sprungs nach vorn". Nach dem Tod des Diktators öffnete sich China wieder mehr und mehr westlichem Kapital und damit dem Kapitalismus.

Fidel Castro
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Fidel Castro

Nachdem 1959 die Kubanische Revolution erfolgreich in Kuba beendet wurde erklärte Diktator Fidel Castro erst 1961 seine Revolte zu einer sozialistischen. Als am 2. Dezember 1961 dann die Proklamation der Sozialistischen Republik stattfand, wurde Kuba eindeutig als ein marxistisch-leninistischer Staat definiert. Im Kalten Krieg beschränkten sich die Politik- und Wirtschaftsbeziehungen auf sozialistische Staaten wie die UDSSR oder China, wobei es während der Kubakrise fast zu einen offenen Konflikt zwischen den Weltmächten gekommen wäre. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion folgte eine schwere Wirtschaftskrise und dann eine Öffnung gegenüber Großkonzernen und Touristen. Momentan wird Kuba noch immer von Castro beherrscht.

Kim Il-sung führte von 1948 bis 1994 eine Diktatur auf Basis des Realsozialismus mit Orientierung am Maoismus in Nordkorea an. Nordkorea wurde und wird wirtschaftlich von China unterstützt. Der große Verbündete half auch im Koreakrieg (1950-1953) aus. Nach dem Tode Kim Il-sung's übernahm sein Sohn Kim Jong-il alle Macht und führt die Demokratische Volksrepublik Korea im Stil seines Vaters weiter.

[Bearbeiten] Geschichte marxistischer Organisationen

Die Schriften von Karl Marx und Friedrich Engels sind bis heute theoretisches Gerüst für verschiedene marxistische Organisationen und Parteien in allen Teilen der Welt. In Europa, wo alle marxistische Organisationen ihren Ursprung haben, finden sie auch am meisten Zuspruch. In vielen Staaten Europas formierten sich erst kleinere Organisationen und daraus später, um das Jahr 1920, Parteien. Deren Geschichte weist europaweit starke Parallelen auf. Viele Parteien orientierten sich zumindest an der KPdSU, bis der real existierende Sozialismus mit dem Untergang der UDSSR als gescheitert gilt. Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus wurden viele Organisationen aufgelöst und in den Widerstand gedrängt, viele gingen jedoch nach 1945 gestärkt aus der Neuordnung hervor. Doch das hielt nicht lange, denn die Sozialdemokratie fand unter den europäischen Marxisten bald starken Zuspruch und spaltete und schwächte viele Organisationen. Hinzu kommt, dass nach dem Zerfall der Sowjetunion kaum eine einflussreiche Organisation noch von einer "Revolution" spricht und auch sonst viel mehr Kompromissbereitschaft (oft zulasten eigener Grundsätze) signalisiert wird. Die politische Bedeutung marxistischer Organisationen hat so bis in die heutige Zeit, Ausnahmen ausgenommen, stetig abgenommen.

Die vielen kleinen, über den Erdball verstreuten Organisationen versuchen möglichst eng miteinander zu kooperieren. Im Rahmen des Europäischen Parlaments haben auch viele marxistische Politiker in der im Mai 2004 gegründeten Europäischen Linkspartei zueinandergefunden.

[Bearbeiten] Deutschland

Wilhelm Liebknecht
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Wilhelm Liebknecht

Während der Revolution 1848/1849 versuchten Marx und Engels über die "Neue Rheinische Zeitung" in Köln mit sozialistischen und kommunistischen Inhalten Einfluss auf den Ausgang der Unruhen zu nehmen. Sie hatten wenig Erfolg und so organisierten sich die Arbeiter im Zuge der Liberalisierung erstmals in gewerkschaftlichen Organisationen. Daraufhin bildeten sich erst verschiedene Arbeiterorganisationen, die Vorläufer der Gewerkschaften und schließlich sozialdemokratische und sozialistische Parteien, wie 1869 der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) oder die marxistisch orientierte Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) um Wilhelm Liebknecht und August Bebel als deutsche Sektion der ersten Internationale. --> international

Eduard Bernstein
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Eduard Bernstein

ADAV und SDAP vereinigten sich dann 1875 in Gotha unter dem Namen Sozialistische Arbeiterpartei (SAP) auf Basis des Gothaer Programms, welches von Marx wegen seiner kompromisslerischen Anpassung gegenüber dem reformorientierten ADAV kritisiert wurde.

August Bebel
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August Bebel

Unterdrückung, juristischer Verfolgung und zeitweiliger Verbote sowie die Sozialistengesetze zwischen 1878 und 1890 unter Reichskanzler Otto von Bismarck konnten die Mitgliederzuwächse von marxistischen Organisationen in diesem Zeitraum kaum stoppen und so ging dann 1890 aus der SAP die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) hervor, die sich mit dem Erfurter Programm wieder stärker am Marxismus orientierte. Sie war zum damaligen Zeitpunkt die größte, ideologisch von Marx geprägte Partei vereinigte Anhänger verschiedener marxistischer Strömungen in sich.

Rosa Luxemburg
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Rosa Luxemburg

In ihren Anfängen wurde die Partei durch einen starken linken/marxistischen Flügel, teils um die Person Rosa Luxemburgs versammelt, beeinflusst. Es gab um die Jahrhundertwende eine sehr kontroverse Diskussion über die politische Zielsetzung innerhalb der SPD, die u.a. durch den Aufsatz Sozialreform oder Revolution von Rosa Luxemburg zugunsten der Marxisten und der „Revolution“ entschieden wurde. Jedoch verlief der praktische politische Kurs der Partei, auch nach dem Aufsatz Die Aufgaben der Sozialdemokratie (1899) von Eduard Bernstein, in Richtung Sozialdemokratie.

Während der Novemberrevolution 1918 widersetzte sich die SPD-Führung einer Initiative zur Umwälzung des Kaiserreiches in einen sozialistischen Staat, woraufhin sich die Arbeiterbewegung endgültig in Reformisten (Sozialdemokraten) und Kommunisten spaltete. Jedoch orientierte sich ein Großteil der verschiedenen kommunistischen Strömungen an Lenin (Leninismus) oder Stalin (Stalinismus), so dass viele Grundgedanken von Marx schon zu diesem Zeitpunkt kaum mehr Beachtung fanden.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 in Deutschland wurde die europäische Arbeiterbewegung bis 1945 gebremst oder so gut wie handlungsunfähig. In der unmittelbaren Nachkriegszeit wiederum waren die Forderungen nach einem auf dem Marxismus beruhenden Staatssystem sehr groß, so forderte etwa die neu gegründete CDU in ihrem ersten „Ahlener Programm“ die Vergesellschaftung der Schlüsselindustrien und eine weitgehende soziale Kontrolle der Gesamtwirtschaft. Sie ging teilweise noch über die Forderungen der KPD hinaus.

Nachdem die deutsche Spaltung mit der Wiederbewaffnung vollendet und Konrad Adenauer zum 3. Mal wiedergewählt worden war, legte jedoch schließlich auch die SPD 1959 mit ihrem Godesberger Programm die marxistische Weltanschauung als ihre Grundlage ab.

Erst durch die Studentenbewegung kam es in der Bundesrepublik seit etwa 1963 zu einer neomarxistischen Renaissance. Im wesentlichen lassen sich dabei zwei Strömungen erkennen:

  • eine undogmatisch freiheitliche Vorstellung - insbesondere beim von Rudi Dutschke beeinflussten SDS, Teilen der Jungsozialisten in der SPD und dem Sozialistischen Büro Offenbach;
  • und ein Block verschiedener marxistisch-leninistischer Gruppen und kleinerer Kaderparteien, die sich jeweils einem realsozialistischen Vorbild zuordneten (Sowjetunion, China, Albanien). Dazu gehörte nach dem Verbot der KPD in der Bundesrepublik deren Nachfolge-Partei, die Deutsche Kommunistische Partei (DKP; in Westberlin SEW), die sich an der Sowjetunion (UdSSR) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) orientierte.

Aus den verschiedenen marxistischen Strömungen und - zumeist studentischen - Gruppen sind vielfältige wissenschaftliche Arbeiten bzw. spezielle Richtungen marxistischer Wissenschaft hervorgegangen, deren primäres Interesse es oft war, die „bürgerliche Wissenschaft“ zu „entlarven“. Diese Gruppen finden sich u.a. in den Sammelbegriffen: K-Gruppen, Neue soziale Bewegungen und Neue Linke wieder. In vielen Bereichen haben jedoch die Vorstellungen eines kritischen Marxismus heute im Alltag und den Wissenschaften Eingang gefunden, ohne dass sich in Deutschland (nach der Auflösung der DDR) spezielle marxistische Wissenschaften als solche erhalten haben.

[Bearbeiten] andere Staaten

Pierre Mauroy
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Pierre Mauroy

In Österreich gründete sich 1918 mit der KPÖ die erste kommunistische Partei Österreichs. Sie hatte in der 1. Republik kaum Einfluss auf das politische Geschehen, bekam jedoch bei den ersten Parlamentswahlen nach Kriegsende (1954) 5,4% der Stimmen und hatte zu diesem Zeitpunkt 150.000 Mitglieder. 1970 verlor die Partei dann das letzte politische Mitbestimmungsrecht auf Kanton-Ebene und zählt heute nur noch ca. 3.500 Mitglieder.

Die Geschichte großer marxistischer Organisationen in Frankreich begann 1871 mit der Pariser Kommune, einem sozialistischen Aufstand, der blutig niedergeschlagen wurde. Aus den nachfolgenden Ereignissen ging die Section française de l'Internationale ouvrière (SFIO, Französische Sektion der Arbeiter-Internationale) hervor, die wiederum 1920 zerbrach. Aus Teilen der verschiedenen Flügel entstand dann 1922 die PCF oder Parti communiste français. Nach Wahlerfolgen im Jahr 1924 orientierte man sie inhaltlich sehr am Stalinismus, was zu Wahlniederlagen und Massenaustritten (Höhepunkt 1932) führte. Außerdem bakam die PCF ab 1950 jährlich mehrere Millionen Franc an Zahlungseingängen von der Sowjetunion. Nach dem Tod Stalins im Jahr 1953 distanziert man sich jedoch bald davon, und es kommt zu einer Regierungsbeteiligung 1981 am Parlament von Premierminister Pierre Mauroy. Danach verschwindet die PCF aber - auch gerade nach den Wahlen 2002 - wieder fast vollkommen in der politischen Bedeutungslosigkeit. Sie hat zum heutigen Zeitpunkt 135.000 Mitglieder und ist damit stärkste kommunistische Partei in Frankreich und mit dem der Kommunistische Partei Italiens eine der mitgliederstärksten nationalen Organisationen überhaupt.

Partito della Rifondazione Comunista (PRC) ist die momentan größte kommunistische Partei und Organisation in Italien. Sie hat ihren Ursprung in der Partito dei Comunisti Italiani (PCI), die sich 1921 um Antonio Gramsci gründete. Nach 1945 hatte die PCI kurzzeitig 1,8 Millionen Mitglieder, was u.a. auf die Distanzierung von den Methoden der KPdSU zugunsten des Eurokommunismus zurückzuführen ist. Das hatte zum einen auf andere marxistische Organisationen in Europa Einfluss - etwa in Frankreich - und stärkte zum anderen mit Anerkennung der Sozialdemokratie als politischen Rahmen den politischen Einfluss der PRC. Nachdem die Sowjetunion 1990 auseinanderbrach und der Sozialismus gescheitert schien, formierte sich die PCI 1991 endgültig zu einer sozialdemokratisch -und reformorientierten Partei. Das traf auf breiten Widerstand, dem die Traditionalisten sowie eine Gruppe neuer Linken, die eine Neuorientierung innerhalb des Marxismus forderten, angehörten. Letztere gründeten noch im selben Jahr die PRC, die überraschend schnell 100.000 Mitglieder verzeichnen konnte. Es folgten innere Streitigkeiten und dann 2001 mit 5% der Stimmen der Einzug ins italienische Parlament.

[Bearbeiten] international

Der erste internationale Zusammenschluss von marxistischen Organisationen wurde mit der ersten Internationalen Internationale Arbeiterassoziation (IAA) am 28. September 1864 in London ins Leben gerufen. Er vereinigte noch Gruppen sehr unterschiedlicher Ansichten auf Basis des 1848 veröffentlichten Kommunistischen Manifestes in sich. Auf dem Den Haager Kongress im Jahre 1872 spaltete sich die IAA nach einen Richtungskampf zwischen dem damals noch politisch aktiven Karl Marx und dem Anarchisten Michail Bakunin. Da der Marxsche Flügel sich durchsetzte, wurde von den Unterlegenen die Juraföderation gegründet. Die erste Internationale verlor daraufhin massiv an Bedeutung und löste sich 1876 formell auf.

1889 wurde dann die zweite Internationale gegründet, die schließlich während des 2. Weltkriegs zerbrach. Nach 1945 wurde auf Basis der Zeiten Internationale die Sozialistische Alternative gegründet. Sie ist ein global agierender Verband hauptsächlich sozialdemokratischer Parteien, dem seit 1999 der frühere portugiesische Ministerpräsident António Guterres vorsitzt.

Logo der vierten Internationale
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Logo der vierten Internationale

1919 wurde die 3. Internationale (auch Komintern) auf Initiative der KPdSU ins Leben gerufen, die eine Konsequenz aus dem Zimmerwalder Manifest darstellen sollte und mehrere kommunistische Parteien aus Europa verband. Ziel war es, sich im Gegensatz zur 2. Internationale wieder stärker am Marxismus - praktisch am Leninismus - zu orientieren und die sozialistische Revolution auf der ganzen Welt auszudehnen. Diese "Weltrevolution" sollte durch die "Zerschlagung" bürgerlicher Staaten realisiert werden. Demgegenüber standen die imperialistischen Herrscher, die sich nun einer direkten Gefahr ausgesetzt sahen und sich somit auch der Konfliktes zwischen Faschisten und Kommuisten verschärfte. Wer dem Bund beitreten wollte, musste 21 Bedingungen der Komintern akzeptieren und umsetzen. Die Dritte Internationale wurde 1943 von Stalin aufgelöst.

Jedoch hatte sich bereits nach dem Ausbleiben einer Reaktion der KPD auf die Entwicklung in Deutschland 1938 die einst von Leo Trotzki geführte Internationale Linke Opposition mit der Gründung der vierten Internationale von der Dritten abgespalten. Nach einer Spaltung im Jahr 1953 vereinigte man sich 1963 wieder. Die zahlreichen Ableger der 4. Internationale sind jedoch – außer in Sri Lanka (Ceylon), Bolivien, Vietnam und teilweise Belgien – nirgendwo über den Status einer kleinen Kader- oder Splitterpartei hinausgekommen. Heute gibt es mindestens drei internationale Organisationen, die sich als die Vierte Internationale verstehen, siehe Liste_der_trotzkistischen_Internationalen.

europ. Linkspartei
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europ. Linkspartei

Die Europäische Linkspartei ist eine 2004 gegründete Partei, welche hauptsächlich aus kommunistischen Organisationen besteht. Nach ihrer Gründung wechselten viele Linke - u.a. aus der Konföderale Fraktion der Vereinigten Europäischen Linken - zur Europäischen Linkspartei.

siehe auch: Kommunistische Partei, sehr ausfürlich

[Bearbeiten] Aktive marxistische Organisationen

Hier ist eine Auswahl von aktiven marxistischen Organisationen in den jeweiligen Nationen gelistet.

[Bearbeiten] Deutschland

Parteien

andere

[Bearbeiten] Österreich

Parteien

andere

  • KSV - Kommunistischer StudentInnenverband - homepage
  • KJÖ - Kommunistische Jugend Österreich - homepage
  • SWI - Sozialistischer Widerstand International - homepage
  • KOMAK/ML - Marxistisch-Stalinistische Organisation - homepage

[Bearbeiten] Frankreich

Parteien

andere

  • DC(l) - Démocratie communiste (luxemburgiste) - homepage

[Bearbeiten] Italien

Parteien

  • PRC - Partito della Rifondazione Comunista - homepage
  • PCI - Partito dei Comunisti Italiani homepage

andere

siehe auch: Europäische Linkspartei, L'Ulivo - "Olivenbaum", ein italienisches Mitte-Links-Bündnis

[Bearbeiten] Kritik am Marxismus

Seit der Veröffentlichung der ersten marxistischen Schriften formierte sich Kritik an fast jedem Teilbereich der Theorie. Das liegt vor allem an der Unvollständigkeit seines letzten Werkes und daran, dass er seine Theorien auf begründete Kritik hin auch korrigierte. Z.B. gibt es widersprüchliche Aussagen über die gesellschaftlichen Voraussetzung für eine sozialistische Revolution, wie Marx in seinem Brief an Wera Iwanowna Sassulitsch schreibt. Auch sind manche Formulierungen nicht eindeutig und/oder wurden falsch interpretiert. So schloss Marx aus den Erfahrungen der Pariser Kommune: "dass die Arbeiterklasse die fertige Staatsmaschine nicht in Besitz nehmen und sie für ihre eigene Zwecke in Bewegung setzten kann" (Vorwort zum kommunistischen Manifest,1972). Lenin sah nun darin keine Aufforderung zum Aufbau neuer Strukturen, sondern lediglich zum "Zerbrechen der bürokratisch-militärischen Maschinerie" ("Staat und Revolution"). Auch machte Marx keine konkreten Angaben zur politischen Ordnung eines kommunistischen Staates und ordnete seine Theorie nie historisch genau ein.

Innermarxistische Kritik kommt von seiten marxistischer Strömungen (vor allem der Neomarxisten; siehe --> Strömungen), die jeweils oft nur Einzelbereiche ablehnen. Vollständige, grundlegende Ablehnung hegen viele Anhänger von grundlegend verschiedenen Organisation, oder Philosophien.

[Bearbeiten] Innermarxistische Kritikansätze

Der von Leo Trotzki geprägte Trotzkismus kritisierte zum Teil mit seiner Theorie der "langen Wellen" den "tendenziellen Fall der Profitrate" nach Marx als von Unregelmäßigkeiten gekennzeichnet. Viele Neomarxisten kritisieren die Dogmatisierung der Ansichten durch Marx als "Proletarische Weltanschauung" vor allem während des realen Sozialismus. Eurokommunisten und Reformisten hingegen lehnen Klassenkämpfe als Mittel zur Herbeiführung des Sozialismus ab und versuchen, demokratische Wege zur Überwindung der Klassengegensätze zu finden. Einige Postmarxisten zweifeln mit der Wertkritik die Klassentheorie sowie die Geschichtsphilosophie von Marx an.

Auch habe Marx in seiner Beschreibung des Gebrauchswertes einer Ware dessen Auswirkungen auf einen Umbruch zum Kommunismus überschätzt und die Kultur sowie die Natur kaum in seine ökonomischen Theorien einbezogen. Umstritten sind auch die Voraussetzungen für die Umgestaltung einer sozialistischen Gesellschaft in eine kommunistische. Marx selbst merkte an, dass deren Gelingen erst bei einer weltweiten Revolution möglich sei.

[Bearbeiten] Nichtmarxistische Kritikansätze und Gegenpositionen

Fast jeder nichtmarxistische Kritiker lehnt die Dogmatisierung der marxschen Theorien als einzige Wahrheit ab und unterstützt zumindest Teile der innermarxistischen Kritik. Darüber hinaus wurde bis auf die Kapitalismusanalyse schon jeder Teil des Marxismus ernsthaft angezweifelt oder abgelehnt.

So sei etwa die Hegelsche Dialektik - auf der der historische und der dialektische Materialismus aufbauen - von Grund auf falsch, wie zum Beispiel Karl Raimund Popper in seinem Werk Die offene Gesellschaft und ihre Feinde kritisiert. Marx´ Denken führe in eine "geschlossene Gesellschaft". Diese sei dadurch gekennzeichnet, dass sie sozusagen am Reißbrett geplant werde von Eliten, die sich im Besitz angeblich wissenschaftlicher Erkenntnisse über die "objektiven Interessen" der Unterworfenen glaubten, auch wenn diese von deren subjektiv empfundenen Interessen deutlich abwichen. Die geschlossene Gesellschaft sei also eine totalitäre Diktatur. In seiner Schrift "Das Elend des Historizismus" kritsierte Popper 1957 die Vorstellung des historischen Materialismus, dass Geschichte zielgerichtet verlaufe, dass bestimmte Muster in ihr durch bestimmte darauffolgende Muster begründet würden und dass es durch die vermeintlich "objektive" Erkenntnis dieser Grundmuster Prognosen des Geschichtsverlaufs und und normative Aussagen darüber mögliche wären, wie er zu beeinflussen sei.

Insgesamt sei der "wissenschaftliche Sozialismus" aber keineswegs wissenschaftlich, da er nicht falsifizierbar sei. Dies gelte vor allem, wenn marxistische Thesen mit den Mitteln der Ideologiekritik nach außen abgedichtet würden: Skeptikern, die etwa das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate oder die Reduktion aller Geschichte auf die Geschichte von Klassenkämpfen bezweifelten, wird dabei unterstellt, dass ihre Zweifel gar nicht ehrlich wären, sondern nur Ideologieproduktion im Interesse der herrschenden Klasse. Je stärker der Skeptiker auf seinen Bedenken beharrt, desto deutlicher glaubt der Ideologiekritiker seine vermeintlich dahinter stehenden Absichten zu erkennen. Bedingungen, unter denen er zugeben würde, dass seine Thesen falsch sind, kann er somit nicht nennen: In dieser Interpretation erscheint der Marxismus als Pseudowissenschaft. Über Poppers Thesen und die Wissenschaftlichkeit der dialektischen Methode wurde in den sechziger Jahren der Positivismusstreit ausgefochten.

Andere Kritiker monieren das verengte Kausalverhältnis zwischen Basis und Überbau, wie es unter anderem die Stamokap-Theorie oder in gewissen vulgärmarxistischen Kartelltheorien zu beobachten ist. Hier werden die Institutionen und Träger des Staates zu direkten Befehlsempfängern der Industriellen dargestellt, zu bloßen "Agenten des Monopolkapitalismus". Der deutsche Historiker Gerd Koenen und der amerikanische Politologe Daniel Pipes bezeichnen aus diesem Grunde den Marxismus-Leninismus als eine Verschwörungstheorie.

Kritisiert wird auch, dass der Weg zum Kommunismus über einen mächtigen Parteiapparat (Diktatur des Proletariats) die Gefahr berge, dass die mächtigen Führer keinerlei Strukturreformen im Interesse des Proletariats einleiten, sondern vor allem ihre Machtinteressen verteidigen. Viele Forscher wie z.B. die Herausgeber des Schwarzbuchs des Kommunismus nehmen dahe an, dass die millionenfachen Massenmorde marxistischer Tyrannen wie Stalin, Mao oder Pol Pot keine Abirrungen von der eigentlich positiven marxistischen Lehre sondern in ihr selbst angelgt wären.

Marx soll zudem die selbstsüchtige Natur des Menschen unterschätzt haben, die eine kommunistische Gesellschaft schwächen würde und den Kapitalismus stütze. Außerdem vernachlässigte er beim historischen Materialismus die dauerhafte Existenz des Mittelstands und entwertet damit seine Klassenkampftheorie.

Gründe für das Scheitern des real existierenden Sozialismus finden sich unter Realer Sozialismus und Kommunismus.

[Bearbeiten] Kritiker

Berühmte (Neo)-liberale Kritiker sind etwa Milton Friedman (Chicagoer Schule) oder Friedrich Hayek und Ludwig von Mises (Österreichische Schule). Kritik übte auch John Maynard Keynes, der den bis heute sehr bedeutenden Keynesianismus schuf und von Friedrich Hayek entschieden abgelehnt wurde. Andere, wie Iring Fetscher und Joseph Schumpeter, setzten sich intensiv mit den Werken auseinander, vertraten jedoch nicht eine entsprechende Gegenposition.

[Bearbeiten] Marxistische Theoretiker und Politiker

Unter Marxismus firmieren inzwischen sehr verschiedene Strömungen, die teilweise nur noch entfernt mit dem Fundament der Werke von Marx und Engels verbunden sind. Diese wurden wiederum durch verschiedene marxistische Theoretiker vertreten und weiterentwickelt, die sich von unterschiedlichen Denkansätzen her seinem vielschichtigen Werk genähert und eine eigene Strömung des Marxismus begründet oder vorhandene Strömungen nachhaltig beeinflusst haben.

[Bearbeiten] "Klassiker"

[Bearbeiten] Sozialdemokratie

[Bearbeiten] Austromarxismus

[Bearbeiten] Leninismus

[Bearbeiten] Stalinismus

[Bearbeiten] Trotzkismus

[Bearbeiten] Maoismus

[Bearbeiten] Titoismus

Josip Broz Tito
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Josip Broz Tito

[Bearbeiten] Eigenständige Theoretiker

[Bearbeiten] Frankfurter Schule

Theodor W. Adorno (vorne rechts) mit Max Horkheimer (links) und Jürgen Habermas (hinten rechts) in Heidelberg, 1965
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Theodor W. Adorno (vorne rechts) mit Max Horkheimer (links) und Jürgen Habermas (hinten rechts) in Heidelberg, 1965

[Bearbeiten] Neue Linke, Reform- und Euromarxisten

[Bearbeiten] Antideutsche

[Bearbeiten] Gesellschaftswissenschaftler und Ökonomen

[Bearbeiten] Psycho-Marxisten

[Bearbeiten] Historiker

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Werke von Marx und Engels

  • Karl Marx, Friedrich Engels: Werke (MEW = Marx-Engels-Werke; bekannt auch als Blaue Bände). 43 Bände, Dietz Verlag, Ost-Berlin (ab 1989: Berlin) 1956-1990
  • Karl Marx: Ökonomisch-philosophische Manuskripte. (1844)
  • Karl Marx und Friedrich Engels: Das Kommunistische Manifest.(Originalausgabe 1948). Eine moderne Edition. Mit einer Einleitung von Eric Hobsbawm, Argument Verlag 1999, ISBN 3-88619-322-5
  • Karl Marx: Lohnarbeit und Kapital. Artikel in der Neuen Rheinischen Zeitung, April (1849)
  • Karl Marx: Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie. (1857/58)
  • Karl Marx: Das Kapital. Band I-III (1. Auflage 1867) Paderborn: Voltmedia, ISBN 3937229345
  • Friedrich Engels: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft. ,1882

[Bearbeiten] Sekundärliteratur

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] marxistische Texte

[Bearbeiten] Kritik

[Bearbeiten] anderes


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