Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Makroökonomie - Wikipedia

Makroökonomie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Makroökonomie (auch Makroökonomik bzw. Makrotheorie) ist ein Teilgebiet der Volkswirtschaftslehre. Im Gegensatz zur Mikroökonomie arbeitet sie mit aggregierten Größen, d. h. sie untersucht Fragen nach dem Verhalten der Wirtschaft insgesamt, so z. B. Änderungen des Gesamteinkommens oder des Beschäftigungsgrades, der Inflationsrate oder Konjunkturschwankungen. Sie versucht Erklärungen für diese Schwankungen zu finden und die relevanten Steuergrößen und ihre Abhängigkeiten zu ermitteln.

Mittelpunkt makroökonomischer Theorien ist schließlich die Frage nach der Rolle des Staates im gesamtwirtschaftlichen Kontext; aus den Theorien werden Forderungen an die Wirtschaftspolitik abgeleitet. Regierungen versuchen, die Größen, die aufgrund der ex-post-Betrachtung als maßgeblich erscheinen, zu ändern. So werden durch Änderungen bei Steuern, Zinsen oder Staatsausgaben politisch definierte Ziele wie Preisniveaustabilität, Vollbeschäftigung, außenwirtschaftliches Gleichgewicht und/oder Wirtschaftswachstum angestrebt. Makroökonomische Kenngrößen spielen daher im politischen Legitimationsprozess eine wichtige Rolle, da sie von den Wählern als Hinweis auf die Qualität der Arbeit einer Regierung gedeutet werden.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte der Makroökonomie

[Bearbeiten] Zeit bis zum Absolutismus

Aus der Antike und aus dem Mittelalter sind Gedanken zum wirtschaftlichen Handeln in den Werken einzelner Philosophen, Rechts- und Finanzgelehrter und Theologen überliefert. Bildung ökonomischer Theorien durch akademische Diskussion und die Reflexion aktuellen wirtschaftlichen Handelns im heutigen Sinne fand damals nur selten statt. Antike Vorläufer der Wirtschaftswissenschaftler waren u. a. Xenophon, Platon und Aristoteles. Im Mittelalter und während der Aufklärung Thomas Morus, Thomas Hobbes, John Locke und Gottfried Wilhelm Leibniz. Entsprechend wurde Wirtschaftspolitik meist ohne fundierte theoretische Unterfütterung durchgeführt.

[Bearbeiten] Merkantilismus bis Klassik

Während des Absolutismus kristallisierte sich in Frankreich, Italien und England eine Denkrichtung in der Wirtschaftspolitik heraus, die zwar nicht auf einer geschlossenen Theorie basierte, aber auf präziseren Vorstellungen über die Zusammenhänge wirtschaftlichen Handelns basierte, als das bis dahin der Fall gewesen war. Auch in Deutschland wurden die Prinzipien des Merkantilismus im Rahmen des Kameralismus angewandt. Die merkantilistische Wirtschaftspolitik war gekennzeichnet durch massive Eingriffe des Staates in die Wirtschaft und führte in Frankreich zu einem Niedergang der Landwirtschaft. Als Reaktion auf diese Entwicklung verlangte die 1758 vom Arzt François Quesnay im Tableau Economique veröffentlichte Theorie eines kreislaufbasierten Wirtschaftsmechanismus eine Laissez-faire-Politik. Diese später Physiokratie genannte Denkschule gilt als erster wissenschaftlicher wirtschaftstheoretischer Ansatz.

In England wurden die Gedanken der Physiokratie aufgenommen und zu einer gesamtgesellschaftlichen Theorie ausgeweitet, der Klassischen Nationalökonomie. Adam Smith, David Ricardo und John Stuart Mill werden häufig als wichtige Vertreter dieser Denkschule genannt. Im Gegensatz zu den Physiokraten forderten die Klassiker begrenzte Eingriffe des Staates in das Wirtschaftsgeschehen, um Fehlentwicklungen zu vermeiden.

[Bearbeiten] Klassik bis Keynes

Im Zuge der Industrialisierung und der damit verbundenen Entstehung verschärfter sozialer Gegensätze in den Städten wurden verstärkt Fragen der Gewinnverteilung für Volkswirtschaftler interessant. Der Sozialismus und der Marxismus entstanden. Diese Denkschulen betonten die Notwendigkeit von Regulierung des Wirtschaftens und forderten die Kollektivierung der Produktionsmittel. Als wichtige Vertreter gelten Robert Owen, Charles Fourier und Karl Marx. Gleichzeitig prägten andere stärker vom aufkeimenden Nationalgefühl geprägte Wissenschaftler wie Friedrich List und Gustav von Schmoller die Historische Schule. Ihre Forderungen waren Eingriffe des Staates zum Schutz der einheimischen Wirtschaft sowie Erforschung der Wirklichkeit statt (vor)schneller Verallgemeinerungen.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand die Grenznutzenschule unter dem Einfluss von Ökonomen wie William Stanley Jevons, Carl Menger und Léon Walras. Hier wurden erstmals mikroökonomische Ansätze wie individuelle Nutzeneinschätzungen und Angebots- und Nachfragefunktionen thematisiert. Seitdem bildeten methodologische Probleme eine mindestens gleichberechtigte Säule der Volkswirtschaftslehre neben inhaltlichen und ordnungspolitischen Fragestellungen. (siehe auch Utilitarismus.) Unter dem Eindruck der Denkweise der Grenznutzenschule wurde die Klassik u.a. von Alfred Marshall weiterentwickelt zur Neoklassischen Theorie, indem die subjektivistischen Ansätze der Grenznutzenschule mit den objektivistischen Theorien der Klassiker in der Gleichgewichtsanalyse zusammengeführt wurden.

Mit Ausnahme der Österreichischen Schule der Nationalökonomie konnten die bis dahin entwickelten Theorien keine Erklärungen oder hilfreiche Handlungsansätze gegen die globale Wirtschaftskrise der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts mit Ihrer Massenarbeitslosigkeit liefern. Eine von den Vertretern der liberalen Österreichischen Schule befürwortete Abkehr vom Interventionismus dieser Zeit erwies sich jedoch als politisch nicht durchsetzbar.

[Bearbeiten] Keynes bis heute

John Maynard Keynes lieferte den politischen Akteuren eine Theorie zur Überwindung wirtschaftlicher Krisen durch eine aktive Wirtschaftspolitik des Staates und begründete so den Keynesianismus. Parallel wurde auf Basis des Liberalismus ein Neoliberalismus genanntes politisches Gegengewicht entwickelt. (siehe auch: Chicagoer Schule.) Der Ordoliberalismus als Ableger des Neoliberalismus lieferte das Konzept der sozialen Marktwirtschaft. In den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts begründete Milton Friedman den Monetarismus.

Neuere, bisher wenig verbreitete Denkschulen sind Debitismus, Freiwirtschaft und Evolutionsökonomik sowie die Neue Institutionenökonomik.


[Bearbeiten] Inhalte der Makroökonomie

[Bearbeiten] Kurzfristige Betrachtung

In der kurzfristigen Sicht ergibt sich in den Modellen der Gleichgewichtsökonomie ein Marktgleichgewicht durch die Übereinstimmung von Angebot und Nachfrage nach einem Gut. Über den Weg zum Gleichgewicht gibt es unterschiedliche Auffassungen: Laut Keynesianismus führt die Nachfrage zu einem Angebot. Gemäß dem Sayschen Theorem wiederum schafft jedes Angebot sich seine Nachfrage.

Der einfache Wirtschaftskreislauf zwischen Haushalten und Unternehmen
vergrößern
Der einfache Wirtschaftskreislauf zwischen Haushalten und Unternehmen

Eine Volkswirtschaft kann mit Hilfe eines Wirtschaftskreislaufes beschrieben werden. In seiner einfachsten Form unterscheidet das Modell zwei Akteure: private Haushalte und Unternehmen. Die Haushalte konsumieren die produzierten Güter und bieten den Unternehmen ihre Arbeitskraft an. Dem steht der Geldkreislauf gegenüber: Die Haushalte erzielen ein Einkommen aufgrund geleisteter Arbeit und die Unternehmen erzielen durch die Verkäufe ihrer Produkte Einnahmen.

Das Modell lässt sich mit drei Bereichen erweitern: Staat, Vermögensbildung und Ausland.

Das von den Haushalten erzielte Einkommen fließt nicht vollständig als Konsumausgaben zurück an die Unternehmen. Ein Teil geht an die genannten drei Bereiche in Form von Steuern (Staat), Ersparnissen (Vermögensbildung) und Käufen von Importprodukten (Ausland). Neben den Einnahmen aus Produktverkäufen fließen aus diesen drei Bereichen zusätzliche Gelder an die Unternehmen in Form von Subventionen / Staatsausgaben (Staat), kreditfinanzierten Investitionen (Vermögensbildung) und Exporten (Ausland).

Die so dem Kreislauf entzogenen und hinzugefügten Summen müssen insgesamt gleich groß sein:

S + T + IM = I + G + EX oder (SI) + (TG) + (IMEX) = 0

Die enthaltenen Variablen stehen dabei für folgende Größen:

  • S: Ersparnisse
  • I: Investitionen
  • T: Steuern
  • G: Staatsausgaben
  • IM: Importe
  • EX: Exporte

Auskunft über den realen Umfang dieser Größen geben die Konten der nationalen Buchhaltung bzw. die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR). Sie erfasst systematisch alle wirtschaftlichen Transaktionen in einer Volkswirtschaft in einer abgelaufenen Periode (Binnenwirtschaftrechnung) oder mit dem Ausland (Außenwirtschaftsrechnung). Diese ex post-Daten bilden die Grundlagen für Prognosen und Analysen.

Durch die Endogenisierung der Investitionsnachfrage und die Einbeziehung des Geldmarktes entsteht das IS-LM-Modell von John Hicks. Verbindende Variable ist der Zinssatz. Es ist eins der zentralen Modelle in der Makroökonomie und beschreibt sehr gut das Verhalten einer Volkswirtschaft bei kurzfristiger Betrachtung.

[Bearbeiten] Mittelfristige Betrachtung

In der mittelfristigen Betrachtung verändern sich Preise und Arbeitsentgelte. Auch der Arbeitsmarkt ist durch Angebot und Nachfrage gekennzeichnet. Dennoch besteht ein Unterschied gegenüber den anderen Märkten, da die Arbeitkräftenachfrage sich aus der Höhe des Angebotes von Gütern ableitet. Das Gleichgewicht zwischen Arbeitsangebot und -nachfrage stellt sich über den Lohnsatz ein. Die Höhe der Löhne hängt dabei auch von der Arbeitsmarktlage ab, eine hohe Arbeitslosenquote führt eher zu einem niedrigen Lohnniveau, eine niedrige Quote lässt die Löhne steigen.

traditionelle Phillips-Kurve
vergrößern
traditionelle Phillips-Kurve

Ein Modell zur Erklärung des Zusammenhangs zwischen Preisen bzw. Löhnen und der Arbeitslosigkeit ist die Phillips-Kurve. 1958 beobachtete der englische Statistiker und Ökonom Alban W. Phillips einen negativen Zusammenhang zwischen den Größen in Großbritannien. Das Modell wurde seitdem mehrfach modifiziert und erweitert.


[Bearbeiten] Langfristige Betrachtung

Langfristig untersucht die Makroökonomie die Konjunktur (=Gesamtsituation) von Volkswirtschaften im Zeitverlauf. Die Konjunktur ist durch Schwankungen gekennzeichnet und durchläuft dabei meist folgende Phasen: Aufschwung, Boom, Rezession und Depression. Diese Schwankungen werden durch Multiplikator- und Akzeleratoreffekte hervorgerufen und verstärkt.

[Bearbeiten] Krisen

[Bearbeiten] Wirtschaftspolitik

[Bearbeiten] Wichtige Begriffe der Makroökonomie

Staatsverschuldung -- Automatischer Stabilisator -- Ginikoeffizient -- Sparen -- Okunsches Gesetz -- Sparquote -- Wirtschaftssystem -- Wirtschaftskreislauf -- Einkommen -- Beschäftigung -- Lohnquote -- Preisniveau -- Geld -- Zins -- Währung -- Inflation -- Deflation -- Konjunktur -- Wachstum -- Verteilung -- Außenwirtschaft -- Öffentliche Finanzen -- Nationaleinkommen -- Nationalprodukt -- Volkseinkommen -- Staatsquote -- Steuerquote -- Magisches Dreieck -- Magisches Viereck

[Bearbeiten] Literatur

  • Nicholas Gregory Mankiw: Makroökonomik (3. Auflage). Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-7910-2163-X (aus dem engl.: Macroeconomics)   Grenzen der Theorie: siehe [1] Thomas Fricke: Aufschwung aus dem Archiv. FTD Freitag, den 26.05.2006 - Seite 30
  • Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie (3., aktualisierte Auflage). Pearson Studium, München 2004, ISBN 3-8273-7051-5
  • Bernhard Felderer/Stefan Homburg: Makroökonomik und neue Makroökonomik (9. Auflage). Springer, Berlin 2005, ISBN 3-540-25020-4
  • Burda/Wyplosz: Makroökonomie: Eine europäische Perspektive (2. Auflage). München Vahlen Verlag 2003 (aus dem engl.: Macroeconomics: A European Text)

Static Wikipedia 2008 (no images)

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu -