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Arbeitswertlehre

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Nach der Arbeitswertlehre wird der Wert einer Ware allein durch den Anteil an Arbeit, den sie enthält, bestimmt. Sie wird im allgemeinen Karl Marx zugeschrieben, der an Vorläufer wie William Petty, Adam Smith oder David Ricardo anknüpfte.

Erzeugnisse menschlicher Arbeit haben einen Gebrauchswert, ein Stuhl beispielsweise ist zum Sitzen zu gebrauchen, ein Tisch, um darauf etwas abzustellen. In Marktwirtschaften werden Arbeitsprodukte gekauft und verkauft, sie haben nicht nur einen Gebrauchswert, sondern auch einen Preis. Was bestimmt die Höhe dieser Preise? Ökonomen wie William Petty, Adam Smith oder David Ricardo im 17. bis 19. Jahrhundert beantworteten diese Frage mit dem Wert.

Es werden Warenmengen mit jeweils gleichem Wert gegeneinander getauscht. Hat ein Stuhl beispielsweise einen Wert von 1,5 und eine Goldmünze einen Wert von 3, dann beträgt der Tauschwert eines Stuhles in Gold ausgedrückt eine halbe Goldmünze. Umgekehrt kann man mit einer Goldmünze zwei Stühle kaufen. Woher kommt aber die 1,5 und die 3? Nach der Arbeitswertlehre bestimmt sich der Wert eines Stuhles von 1,5 daher, dass 1,5 Arbeitsstunden benötigt werden, um diesen Stuhl herzustellen. Genauso bestimmt sich der Wert der Goldmünze von 3 dadurch, dass 3 Arbeitsstunden zu ihrer Herstellung benötigt werden.

Unter "Arbeitszeit" ist dabei die Arbeitszeit eines "normalen" Arbeiters gemeint, der mit "normaler" Produktionstechnik arbeitet. Braucht ein "fauler" Arbeiter 3 Stunden, um einen Stuhl herzustellen, dann schafft er in diesen 3 Stunden lediglich einen Wert von 1,5, weil andere Arbeiter eben nur 1,5 Stunden für einen Stuhl brauchen. Entsprechend gilt, dass wenn ein Arbeiter 3 Stunden für einen Stuhl braucht, weil sein Arbeitgeber noch mit veralteter Technik arbeiten lässt, er ebenfalls nur einen Wert von 1,5 schafft.

Umgekehrt schafft ein fleißiger Arbeiter, der in 1,5 Stunden zwei Stühle herstellt, einen Wert von 3. Setzt ein Fabrikant eine ganz moderne Technik ein, mit der in 1,5 Stunden von einem Arbeiter 2 Stühle hergestellt werden können, dann schafft dieser Arbeiter ebenfalls in 1,5 Stunden einen Wert von 3.

Daher besteht ein starker Anreiz, Arbeiter möglichst viel in möglichst kurzer Zeit herstellen zu lassen, sei es durch Druck zu mehr "Fleiß", sei es durch bessere Produktionstechniken. Verbreiten sich die neuen Produktionstechniken jedoch auf den ganzen Wirtschaftszweig, dann wird die neue kürzere Arbeitszeit "normal". Gelingt es mit Hilfe besserer Technik allgemein Stühle schon in 1 Stunde herzustellen, dann sinkt der Wert eines Stuhles von 1,5 auf 1.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Im Einzelnen

Allgemein wird heutzutage die Arbeitswertlehre Karl Marx zugeschrieben, der dabei aber an Vorläufer wie den erwähnten Petty, Smith oder Ricardo anknüpfte. Seine Arbeitswertlehre unterscheidet sich aber von diesen "bürgerlichen" Vorläufern darin, dass er die Arbeitswertlehre nicht als ein überhistorisches Naturgesetz ansieht. Es ist keine Natureigenschaft der Arbeit, Wert zu schaffen. Vielmehr bildet sich die Arbeitswertlehre nur unter bestimmten Bedingungen heraus, eben in der kapitalistischen Wirtschaftsweise.

Diese ist nach Marx dadurch gekennzeichnet, dass eine Klasse, die Bourgeoisie, im Besitz der Produktionsmittel sind (Fabriken, Grundstücke, Materialien, Geld), während die andere Klasse, die freien Lohnarbeiter, nur ihre Arbeitskraft verkaufen können, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Die Arbeiter tauschen also ihre Arbeitskraft wie eine Ware W gegen Geld G, das sie dann wiederum in Waren W tauschen, die sie zum Leben brauchen: W-G-W

Umgekehrt bei den Kapitalisten: Sie kaufen mit Geld G Waren W (Produktionsmittel und Arbeitskraft), um damit einen Produktionsprozess in Gang zu setzen, der zur Erstellung neuer Güter führt, die dann wiederum gegen Geld G als Waren verkauft werden: G-W-G oder G-W-P (Produktionsprozess) –W-G.

Für die Kapitalisten ist dies aber nur dann sinnvoll, wenn sie am Schluss mehr Geld einnehmen, als sie anfangs investiert haben. Da trifft es sich gut, dass die Arbeiter von etwas leben müssen. Sie sind als „freie“ Arbeiter gezwungen, beim Verkauf ihrer Arbeitskraft sich „freiwillig“ mit einem Lohn zu begnügen, der ausreicht, um die zum Leben notwendigen Waren zu kaufen. Tatsächlich werden insgesamt mehr Güter erstellt, das Mehrprodukt verbleibt bei den Kapitalisten. Nur unter dieser Bedingung rentiert sich für die Kapitalisten die Einstellung von Arbeitern.

Insgesamt wird also im Produktionsprozess eine bestimmte Menge an Gütern erstellt. Einen Teil davon können sich die Arbeiter mit ihrem Lohn von den Kapitalisten kaufen. Der andere Teil verbleibt als Mehrprodukt bei den Kapitalisten, die diese Güter als Waren untereinander kaufen und verkaufen.

In welchem Verhältnis tauschen sich nun die Waren (Tauschwert der Ware)? Übernimmt eine Ware, etwa Gold, die Aufgabe der Geldware, stellt sich die Frage, in welchem Verhältnis sich die Waren zum Geld tauschen (Preis als besonderer Tauschwert).

Unter der Annahme, dass die Kapitalisten die Ausbeutung der Arbeiter optimieren wollen, dabei auch miteinander konkurrieren, ergibt sich (als erste Lösung), dass die Waren sich im Verhältnis zur Arbeitszeit tauschen, die normalerweise im Durchschnitt notwendig ist, um diese Waren herzustellen (Arbeitswertlehre). Würde zu einem anderen Verhältnis getauscht, etwa nach dem Gewicht oder der Größe der Waren, würden sich einige Kapitalisten nicht optimal verhalten. Sie werden entweder aus dem Markt gedrängt oder lernen dazu und verändern ihr Verhalten.

Auch die Ware Arbeitskraft wird zu ihrem Arbeitswert verkauft und gekauft. Der Wert der Ware Arbeitskraft wird wie der Wert jeder anderen Ware auch durch die Arbeitszeit bestimmt, die zu ihrer Herstellung notwendig ist, hier durch die Arbeitszeit, die notwendig ist, um die Waren herzustellen, welche die Arbeiter benötigen, um ihre Arbeitskraft zu erhalten. Deshalb lässt sich also keine "Ungerechtigkeit" behaupten (siehe unten zu "moralischen Fragen").

Tatsächlich wird in einer ungeplanten Wirtschaft nie genau nach Arbeitswerten getauscht, da diese sich laufend ändern und nicht bekannt sind. Die Arbeitswerte sind vielmehr Gleichgewichtswerte (Marx: Gravitationszentren), um welche die tatsächlichen Preise (die Werte als Tauschwert der Waren in der Geldware ausgedrückt) schwanken.

Damit kommt dem Geld eine besondere Bedeutung zu, weil nur nach Bezahlung in Geld die Marktteilnehmer wissen, welchen Wert praktisch die Ware nun hatte, gleichgültig ob dieser Wert seinem unbekannten theoretischen Arbeitswert nun genau entspricht oder nicht. Auch hier unterscheidet sich Marx von seinen bürgerlichen Vorläufern, da bei ihm Geld nicht einfach nur "pfiffiges" Tauschmittel ist, sondern der in einer Wirtschaft, die nicht gesellschaftlich geplant ist, notwendige praktische Beweis, was die Waren "praktisch" wert sind.

Der Wert des Mehrprodukts ist der Mehrwert. Der Lohn ist das variable Kapital v. Zusammen mit dem Mehrwert m bildet es den Neuwert m+v (Wertschöpfung). Der Wert der Waren, welche die Kapitalisten voneinander als Produktionsmittel kaufen (Maschinen, Gebäude, Materialien usw.) ist das konstante Kapital c.

Das Verhältnis von m zu v ist die Mehrwertrate. Investiert der Kapitalist also c und v, um damit einen Mehrwert von m zu erzielen, dann ist die Profitrate m/(c+v). Anders ausgedrückt: (m/v) / (c/v + 1). Das Verhältnis des konstanten Kapitals c zum variablen Kapital v bezeichnet Marx in Band I von Das Kapital (MEW 23, S. 640) als Wertzusammensetzung des Kapitals.

[Bearbeiten] Ausgleich der Profitraten zwischen den Wirtschaftszweigen

Würden die Arbeitswerte für jede Ware gelten, dann ergäbe sich für manchen Wirtschaftszweig eine hohe, für andere Wirtschaftszweige eine niedrige Profitrate unter der Annahme, dass die Mehrwertrate in allen Wirtschaftszweigen gleich ist. In Wirtschaftszweigen, wo vergleichsweise viel Arbeit eingesetzt wird und wenig konstantes Kapital (z. B. Fast-food-Branche), wo also die organische Zusammensetzung niedrig ist, wäre die Profitrate hoch, und umgekehrt, in Wirtschaftszweigen mit viel konstantem Kapital und wenig Arbeitseinsatz (z. B. Kraftwerke), wo also die organische Zusammensetzung hoch ist, niedrig. Das Kapital wird aus den Branchen mit niedriger Profitrate abströmen in die Branchen mit der hohen Profitrate. Wegen des Gesetzes von Angebot und Nachfrage werden dort die Preise über ihre Werte steigen und hier unter ihre Werte sinken solange bis in allen Branchen die gleiche Profitrate herrscht. Es bildet sich so wenigstens in der Tendenz eine allgemeine Profitrate heraus. Dann entsprechen die Preise (jetzt in zweiter Lösung), die Marx nun als Produktionspreise bezeichnet, in den einzelnen Branchen nicht mehr den Arbeitswerten. Die Arbeitswertlehre gilt aber noch im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt.

In den einzelnen Branchen ist jetzt der Profit nicht mehr gleich dem Mehrwert. Gesamtwirtschaftlich ist aber die Summe aller Profite gleich der Summe aller Mehrwerte. Durch den Ausgleich der Profitraten wird also Mehrwert zwischen den Branchen umverteilt.

[Bearbeiten] Automatisierung und Vollautomatisierung

 Honda ASIMO
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Nach der Arbeitswertlehre entsteht Wert nur durch den Einsatz von Lohnarbeit. Das Kapital, das die Kapitalisten in den Kauf von Arbeitskraft, die sie von den Arbeitern kaufen, investieren, nennt Marx „variables Kapital“, weil den Produkten Wert zugesetzt wird je länger daran von den Lohnarbeitern gearbeitet wird. Dagegen bezeichnet Marx das Kapital, das in Produktionsmittel investiert wird, die von anderen Kapitalisten gekauft werden, als „konstantes Kapital“, da dieser Wert nach Maßgabe des Verbrauchs während des Produktionsprozesses auf die Endprodukte unverändert übertragen wird.

Angenommen eine Autofirma rationalisiert alle Arbeiter weg, die Autos werden vollautomatisch von Robotern hergestellt. In dieser Firma entsteht dann kein Mehrwert, da es keine Lohnarbeiter mehr gibt. Trotzdem macht die Firma einen Profit, da jedes Auto ja noch den Wert hat, welcher der üblichen Arbeitszeit entspricht, die bei der Masse der übrigen Autofirmen noch notwendig ist.

Angenommen, die ganze Autobranche rationalisiert alle Arbeiter weg, alle Autos werden vollautomatisch von Robotern hergestellt. In der Autobranche entsteht dann kein Wert, kein Mehrwert mehr. Trotzdem macht die Autobranche noch Profit, da wegen des Ausgleichs der Profitraten der Mehrwert, der insgesamt in den Branchen entsteht, so auf die Branchen in Form von Profit umverteilt wird, dass sich überall die gleiche Profitrate ergibt. Auch in der vollautomatisierten Autobranche fällt also die durchschnittliche Profitrate an. Allerdings fällt diese niedriger aus, da die Mehrwertmasse insgesamt ja abgenommen hat, wenn in der Autobranche kein Mehrwert mehr entsteht.

Problematisch wird es spätestens dann, wenn alle Branchen automatisieren würden. Keine Arbeiter, kein Mehrwert. Das Kapital wäre in einer Krise. Kapitalistische Wirtschaftsweise und Automatisierung passen also nicht zueinander, obwohl aus Sicht des einzelnen Kapitalisten Automatisierung Konkurrenzvorteile verschaffen kann (Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate).

[Bearbeiten] „Nur lebendige Arbeit kann Wert schaffen!“

Dies ist eine öfters zu hörende Behauptung, die so nicht stimmt, weil nur Lohn-Arbeit Wert schaffen kann, die aber auch so allgemein auf Unglauben stößt. Es ist in der Tat zunächst nicht einzusehen, weshalb ein Roboter, der Autos herstellt, keinen Wert schafft, ein Lohnarbeiter, der Autos baut, aber schon. Warum schafft ein Apfelbaum, der Äpfel hervorbringt, keinen Wert, der Lohnarbeiter, der die Äpfel pflückt, aber schon? Ein Zugtier schafft keinen Wert, wohl aber die Lohnarbeiter, die einen Karren ziehen. Der Sklave, der Baumwolle pflückt, schafft keinen Wert, der Lohnarbeiter, der dasselbe tut, schafft Wert.

Hier zeigt sich, dass es bei den Arbeitswerten um die gesellschaftlichen Verhältnisse geht. Dem Roboter, dem Apfelbaum, dem Arbeitstier und dem Sklaven ist gemeinsam, dass sie alle Eigentum eines Kapitalisten sind. Werden sie oder ihre Produkte verkauft, wie kann da Mehrwert entstehen? Der verkaufende Kapitalist hat kein Interesse, den Preis so niedrig zu halten, dass der Käufer mit Gewinn weiter verkaufen kann. Umgekehrt hat der kaufende Kapitalist kein Interesse, einen so hohen Preis zu bezahlen, dass für den Verkäufer ein Gewinn entsteht. Kapitalisten werden untereinander so tauschen (kaufen und verkaufen), dass gleicher Wert gegen gleichen Wert getauscht wird, es kann also kein Mehrwert entstehen. (Auch der Verkauf von Konsumgütern an die Arbeiter über Wert geht nicht, da dies den Lohn erhöhen müsste, und dagegen haben alle Kapitalisten etwas, die Arbeitskraft kaufen wollen.)

Auch die Arbeitskraft wird zu ihrem Wert verkauft, aber eben auch nur zu ihrem Wert. Die Arbeiter erhalten für ihre Arbeitskraft nur den Wert, der zur Herstellung der Arbeitskraft notwendig ist. Die Lohnarbeiter sind aufgrund der Umstände gezwungen, sich auf diesen Handel einzulassen. Tatsächlich wird mit Hilfe der Arbeitskraft aber mehr produziert, als nur die Produkte für die Arbeiter. Dieses den Arbeitern abgepresste Mehrprodukt, bewertet Mehrwert, ist der Grund, weshalb jeder Kapitalist auf die Produktionskosten einen Profitaufschlag machen kann. Er verkauft also teurer, als ihn die Produktion gekostet hat. Das Mehrprodukt eines Sklaven dagegen heimst zwar auch der Sklavenbesitzer ein, er kann es aber nicht mit Gewinn verkaufen, da sich dies der Käufer nicht bieten lassen würde.

[Bearbeiten] "Moralische" Fragen

Häufig gilt die Arbeitswertlehre als Beweis, dass die Arbeiter ausgebeutet, also "bestohlen" werden (wobei das Wort "Ausbeutung" auch eine nicht moralische Bedeutung haben kann im Sinne von "eine Mine ausbeuten"). Marx billigte jedoch dem Kapital eine "historische Mission" zu, schätzte also die kapitalistische Wirtschaftsweise als fortschrittlich gegenüber vorherigen Wirtschaftsweisen ein. Daher billigt er den Kapitalisten als den "Funktionären des Kapitals" den Mehrwert zu ähnlich wie Ökonomen, die dem Kapital weniger kritisch gegenüber standen und die den Mehrwert als Entgelt für Unternehmerleistungen, für das "Risiko" und für unternehmerische Entscheidungen ansahen.

Allerdings besteht diese historische Mission nur eine Zeit lang. Werden die Produktivkräfte der Gesellschaft weit genug entwickelt, und nach Marx geschieht dies im Kapitalismus, dann veraltet schließlich die kapitalistische Produktionsweise. Die Entscheidungen der einzelnen Kapitalisten, die nur ihrem privaten Interesse verpflichtet sind, stehen zunehmend im Widerspruch zu einer Produktion, die tatsächlich schon gesellschaftlich erfolgt. Krisen und Arbeitslosigkeit sind die Folge. Der Kapitalismus muss dann durch eine zur gesellschaftlichen Produktion passende gesellschaftliche demokratische Planwirtschaft abgelöst werden.

[Bearbeiten] Andere Werttheorien

Zunächst sind aus Sicht des Ökonomen die Produktionsmittel wertbestimmend, die den Engpassfaktor bilden. Soll beispielsweise in einer Oase möglichst sparsam mit Wasser umgegangen werden, dann ist es sinnvoll alle Produkte nach dem Wasserverbrauch, der mit ihrer Herstellung einhergeht, zu bewerten. So ist ein sparsamer Umgang mit dem knappen Gut Wasser zu erreichen. Arbeitswerte würden sich aus dieser Sicht ergeben, wenn Arbeit der knappe Faktor ist. Angesichts anhaltender Arbeitslosigkeit dürften also keine Arbeitswerte bestehen. Marx sieht die „Knappheit“ allerdings anders. Das zu lösende Knappheitsproblem besteht bei ihm darin, dass die Differenz zwischen dem Aufwand an Arbeitszeit, der zur Herstellung der von den Arbeitern benötigten Güter erforderlich ist, und der Arbeitszeit, welche die Arbeiter insgesamt arbeiten, möglichst groß wird. Die Lösung dieses Optimierungsproblems führt ebenfalls zu Arbeitswerten (in erster Näherung, siehe oben).

[Bearbeiten] Die Nutzentheorie

Objektiven Werttheorien wird die subjektive Werttheorie entgegengestellt. Demnach wird der Wert nicht von objektiven Ursachen, wie notwendige Arbeitszeit, sondern vom subjektiven Nutzen, welchen die einzelnen Subjekte aus einem Gut ziehen, gebildet. Tatsächlich spielen immer objektive und subjektive Ursachen mit herein. Bei Marx hat ein Arbeitsprodukt nur Wert, wenn es jemanden gibt, der dafür den Preis bezahlen will und kann. Ein nutzloses Produkt hat keinen Wert, gleich wieviel Arbeit in ihm stecken mag.

Laut Nutzentheorie verhalten sich die Preise der verschiedenen Waren wie die „Grenznutzen“ dieser Waren (Grenznutzentheorie). Ein zusätzlicher Euro, der für ein zusätzliches Stück Apfel ausgegeben wird, soll also den gleichen Nutzen stiften, wie wenn dieser Euro für ein zusätzliche Stück Birne ausgegeben würde. Im totalen mikroökonomischen Gleichgewicht wird aber auch der Produktionsfaktor Arbeit auf die Produktion der verschiedenen Güter so aufgeteilt, dass eine Minute Arbeit in der Apfelproduktion den selben Nutzen hervorbringt wie eine Minute Arbeit in der Birnenproduktion (Grenzproduktivitätstheorie). So betrachtet gilt also auch eine Art von Arbeitswertlehre.

Allerdings gilt dies für alle Produktionsfaktoren wie Boden oder „Kapital“. Wird im Gleichgewicht ein Quadratmeter Boden von der Apfelproduktion abgezogen, um mehr Birnen produzieren zu können, dann entspricht die Nutzenminderung wegen geringerer Apfelproduktion genau dem Nutzengewinn wegen vermehrter Birnenproduktion.

[Bearbeiten] Die Sraffa-Schule

Der italienische Ökonom Piero Sraffa geht von den Produktionskoeffizienten aus. Wieviel Räder beispielsweise müssen vom Wirtschaftszweig „Räderproduktion“ an den Wirtschaftszweig „Autoproduktion“ geliefert werden, um eine bestimmte Menge an Autos zu produzieren? Die gesamte Produktion einer Volkswirtschaft ist so durch diese Produktionskoeffizienten bestimmt. Mathematisch lässt sich berechnen, in welchem Verhältnis die verschiedenen Wirtschaftszweige zueinander stehen müssen, damit alle gleichmäßig wachsen können. Dabei ergibt sich: je mehr Güter für die Löhne „verloren“ gehen, desto niedriger sind die Profite, mit denen die Produktionserweiterung finanziert wird, desto geringer ist das Wirtschaftswachstum. Es besteht also ein Zielkonflikt zwischen möglichst hohem Wirtschaftswachstum (gegebenenfalls möglichst raschem Abbau von Arbeitslosigkeit) und möglichst hohen Löhnen.

Dass die Profitrate sinkt, wenn die Löhne steigen, vertrat schon der englische Ökonom David Ricardo, weshalb die Sraffa-Schule auch als die Neoricardianer bezeichnet wird.

Das Sraffa-Modell kann mit Hilfe von Matrizenrechnung genauer untersucht werden. Insbesondere lassen sich die Arbeitswerte berechnen, also nicht nur die Arbeit, die unmittelbar im Produktionsprozess in die Güter eingeht, sondern auch die Arbeit, die mittelbar über die Produktionsmaterialien in die Endprodukte eingeht. Dies machte die Sraffaschule attraktiv für die marxistische Ökonomie. Allerdings kann dies mit jedem anderen Produktionsmittel genauso gemacht werden, es lassen sich beispielsweise auch „Stahlwerte“ berechnen. Ähnlich wie schon bei der Grenznutzentheorie wird also auch von der Sraffaschule die Arbeitswertlehre nicht einfach für falsch befunden, es gibt nur keinen Grund, die Werte gerade an den Arbeitszeiten fest zu machen statt an irgend einem anderen Produktionsmittel.

Marx knüpft die Werte an die Arbeit, weil er die Wirtschaft nicht nur unter technischen Gesichtspunkten sieht (Gebrauchswerte), sondern auch als ein gesellschaftliches Verhältnis zwischen zwei Klassen.

[Bearbeiten] Siehe auch:

[Bearbeiten] Zitat

  • In demselben Maße, wie die Arbeitszeit – das bloße Quantum Arbeit – durch das Kapital als einziges wertbestimmendes Element gesetzt wird, in demselben Maße verschwindet die unmittelbare Arbeit und ihre Quantität als das bestimmende Prinzip der Produktion … und wird sowohl quantitativ zu einer geringern Proportion herabgesetzt wie qualitativ als ein zwar unentbehrliches, aber subalternes Moment gegen die allgemeine wissenschaftliche Arbeit. Das Kapital arbeitet so an seiner eignen Auflösung als die Produktion beherrschende Form. … Karl Marx, MEW 42, Grundrisse, S. 596.
  • … der auf dem Wert beruhenden Produktion. Ihre Voraussetzung ist und bleibt – die Masse unmittelbarer Arbeitszeit, … … Die Arbeit erscheint nicht mehr so sehr als in den Produktionsprozeß eingeschlossen, als sich der Mensch vielmehr als Wächter und Regulator zum Produktionsprozeß selbst verhält. … [Der Arbeiter] tritt neben den Produktionsprozeß, statt sein Hauptagent zu sein. … Sobald die Arbeit in unmittelbarer Form aufgehört hat, die große Quelle des Reichtums zu sein, hört und muß aufhören, die Arbeitszeit sein Maß zu sein und daher der Tauschwert das Maß des Gebrauchswerts. … Damit bricht die auf dem Tauschwert ruhnde Produktion zusammen, … Karl Marx: MEW 42, Grundrisse, 600f.

[Bearbeiten] Bücher

  • Campbell, Martha (1993): Marx's Concept of Economic Relations and the Method of Capital in: Moseley, Fred (Hrsg.) "Marx's Method in Capital". Humanities Press, New Jersey.
  • Freeman, Alan (1996): Price, value and profit - a continuous, general, treatment in: Freeman, Alan und Carchedi, Guglielmo (Hrsg.) "Marx and non-equilibrium economics". Edward Elgar, Cheltenham, UK, Brookfield, US
  • Postone, Moishe (2003): Zeit, Arbeit und gesellschaftliche Herrschaft - eine neue Interpretation der kritischen Theorie von Marx. Ça ira-Verlag, Freiburg.

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