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Westfeldzug 1940

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Westfeldzug und Norwegen 1940
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Westfeldzug und Norwegen 1940

Der Westfeldzug bezeichnet die militärische Eroberung der Niederlande, Belgiens, Luxemburgs (Fall Gelb) und den Krieg gegen Frankreich (Fall Rot) durch die deutsche Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges im Mai und Juni 1940.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Vorgeschichte

Verlauf der Maginot-Linie
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Verlauf der Maginot-Linie
Britische Truppen beim passieren einer Zugbrücke an der Maginotlinie am Fort de Sainghain nahe der belgischen Grenze
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Britische Truppen beim passieren einer Zugbrücke an der Maginotlinie am Fort de Sainghain nahe der belgischen Grenze

[Bearbeiten] Politik

Bis 1935 orientierte sich die Politik Frankreichs und Großbritanniens hauptsächlich an dem auf die Isolation Deutschlands ausgerichteten Prinzip der „kollektiven Sicherheit“. Als Hitler seine Macht gefestigt hatte und sich mit Italien zu arrangieren begann, setzten sich die Prinzipien des Appeasement durch. Diese Politik (Vertreter: Baldwin, Chamberlain, Daladier) hatte eine spannungsfreie Koexistenz der mitteleuropäischen Hauptakteure zum Ziel. Man war dafür bereit, auch Revisionen des Vertrages von Versailles zu dulden. Unter diesem Aspekt ist u.a. der Deutsch-Britische Flottenvertrag, die Duldung der Rheinlandbesetzung, die Wiedereinführung der Wehrpflicht, die Annexion Österreichs und des Sudetenlandes zu sehen. Die vertragswidrige Besetzung der Rest-Tschechoslowakei bedeutete das Ende der Appeasementpolitik. Die Westmächte versuchten nun, durch Beistandsverträge mit Polen, Rumänien, Jugoslawien, Griechenland, der Türkei und der Sowjetunion eine weitere Expansion Deutschlands und Italiens zu verhindern. Diese Eindämmungsversuche scheiterten mit dem Abschluss des Hitler-Stalin Paktes.

Hitler rezipierte das Entgegenkommen der Westmächte als Zugeständnisse von Staaten, die aus mentaler Schwäche eine militärische Konfrontation mit Deutschland scheuen würden. Diese zuletzt nur mehr mit Außenminister Joachim von Ribbentrop geteilte Beurteilung der Lage führte dazu, dass er bis zum britischen Ultimatum vom 3. September 1939 überzeugt war, dass es wegen Polen zu keiner militärischen Konfrontation mit den Westmächten kommen würde [1] Es gab daher zu Kriegsbeginn seitens Hitler „keinerlei Überlegungen über eine Gesamtstrategie im Falle eines Krieges gegen die Westmächte.“ [2]. Seine Maßnahmen gegenüber dem Westen blieben auf den Bau des Westwalles beschränkt, Pläne für Operationen gegen Frankreich existierten nicht, ihre Erstellung war ausdrücklich untersagt worden. Hitler :

„Vorbereitungen im Westen, die über die Sicherheitsbesetzung des Westwalls hinausgehen, haben zu unterbleiben. Über die Polenfrage kann und wird es keinen Krieg mit den Westmächten geben. Besprechungen über einen solchen unmöglichen Fall gefährden ganz unnötig die Geheimhaltung und damit die politischen Verhandlungen.“

[Bearbeiten] Strategie

Das operative Nachkriegsdenken Frankreichs wurde von Marschall Pétain, dem Generalinspekteur der französischen Armee, geprägt. Gestützt auf seine Abwehrerfolge im 1.Weltkrieg im Rahmen des Stellungskrieges („Held von Verdun“) forcierte er den Ausbau eines starken Verteidigungswalls, der Maginot-Linie. Zur Rolle der Panzerwaffe enthalten seine Grundsatzweisungen von 1921 nur den Satz: „Panzer unterstützen das Vorgehen der Infanterie durch Niederkämpfen von Feldbefestigungen und von hartnäckigem Widerstand der Infanterie.“[3]. Die Einsatzpläne waren vor allem auf die Verteidigung der Maginotlinie ausgelegt. Der junge Panzeroffizier Charles de Gaulle schlug hingegen in seinem Buch „Vers l'Armée de Métier“ vor, als Kern der Landstreitkräfte mobile, gepanzerte Großverbände zu formieren. Am 14.Oktober 1936 erklärte Belgien unter dem Eindruck von Hitlers Rheinlandbesetzung und der Inaktivität Frankreichs seine Neutralität. Der Beistandspakt mit der Entente wurde durch Geheimabsprachen ersetzt, bei denen man sich auf eine gemeinsam zu verteidigenden Linie in der Tiefe, die „Dyle-Breda Stellung“ einigte. Verlauf: Die Maas bis Namur,„Gembloux-Gap“,Wavre, entlang der Dyle über Antwerpen und Breda bis Moerdijk, mit Anschluss an die „Festung Holland“ (befestigter Bereich um die Städte Rotterdam, den Haag und Amsterdam).

Im Vertrag von Versailles wurde die Personalstärke des deutschen Heeres auf 100.000 Berufssoldaten limitiert. Die Einrichtung eines Generalstabes blieb ebenso untersagt wie der Besitz von Panzerfahrzeugen und Flugzeugen. Generaloberst Hans von Seeckt, der ab 1920 die Reichswehr führte, war überzeugt, dass die Kriege der Zukunft von optimal ausgebildeten, hochmobilen und von Fliegern unterstützten Heeren gewonnen werden. Da Deutschland ein solches Heer verwehrt blieb, war es sein bestreben, zumindest die Voraussetzungen dafür schaffen. So erhielt die Masse der Reichswehrsoldaten eine weit über ihre aktuelle Funktion hinausgehende Ausbildung als Führungskraft oder Spezialist. Bezüglich der Entwicklung moderner Waffen wurde die Kooperation mit anderen Staaten angestrebt. Bedeutsam war vor allem die von 1922 bis 1933 laufende deutsch-sowjetische Kooperation (Panzer, Kampfflugzeuge). Die Restriktionen fielen am 17. März 1935. Die Aufstellung deutscher Offensivstreikräfte begann. Ihre Taktik: Panzer sollen gemeinsam mit Infanterie unter Luftwaffenunterstützung den Durchbruch erzwingen und dann rasch in die Tiefe des Gefechtsfeldes stoßen. Die (motorisierte) Infanterie soll folgen, Widerstandsnester ausschalten und die Flanken des Vormarsches mit Hilfe von Panzerabwehrkanonen abdecken.

[Bearbeiten] Planungen

Die Alliierten

Vor Frühsommer 1941 war kein alliierter Angriff auf Deutschland vorgesehen. Deutsche Angriffe sollten an der von der Schweizer Grenze bis Sedan reichenden Maginotlinie abgewehrt werden, in der die Heeresgruppen 2 (Besson) und 3 (Pretélat) eingesetzt waren. Einem Angriff über Belgien wollte man in der Dyle-Breda Stellung zum Stehen bringen. In ihr sollte die Heeresgruppe 1 (Billotte) gemeinsam mit dem Britischen Expeditionskorps (9 Divisionen), der belgischen Armee(20 Divisionen) und Teilen der niederländischen Armee zum Einsatz kommen. Kommandostruktur: Oberbefehlshaber Gamelin hatte am 6.Januar 1940 die Verantwortung über die Nordostfront (Heeresgruppen 1-3)an seinen Stellvertreter General Georges übertragen.

Die Deutschen
Verschiedene Entwürfe für den Westfeldzug
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Verschiedene Entwürfe für den Westfeldzug

Als Hitler am 27. September 1939 seinen Entschluss bekanntgab, unverzüglich nach Ende des Polenfeldzuges die Westmächte anzugreifen, löste dies aufgrund der ungleichen Stärke in der Generalität „größtes Entsetzen“ [4] aus. Dennoch liefen die Planungen an. In den ersten drei Operationsentwürfen lag das Schwergewicht im Norden (Heeresgruppe B). Der Generalstabschef der Heeresgruppe B (Generalleutnant von Manstein) entwickelte gemeinsam mit Generalleutnant Guderian einen später als Sichelschnitt bezeichneten Gegenvorschlag: Überraschungsstoß der Heeresgruppe A durch die Ardennen, rascher Vorstoß zum Kanal, Einkesselung der Hauptmacht der Alliierten nördlich der Somme mit Hilfe der Heeresgruppe B. Dieser Plan fand bei Generalstabschef Halder wegen des hohen Risikos keine Gegenliebe. Er versetzte den unbequemen Manstein nach Stettin, wobei dieser eine Gelegenheit zu einem Vortrag bei Hitler fand. Fazit: Hitler schreibt Mansteins Entwurf als Grundlage für den Operationsplan Nr.4 vor. Dieser macht die Panzergruppe Kleist gemeinsam mit dem Panzerkorps Hoth für den Durchbruch durch die Ardennen und die Forcierung der Maas verantwortlich. Mit dem Stoß zur Küste und der Einschließung der Feindkräfte nördlich der Somme will man den Plan Gelb abschließen. In einer zweiten Phase des Feldzuges soll ein Stoß von der Somme über Paris nach Süden geführt und die Maginotlinie vom Rücken her aufgerollt werden (Plan Rot).

[Bearbeiten] Die Streitkräfte

[Bearbeiten] Gesamtstärke

Die Franzosen brachten an der Nordostfront 104 Divisionen, die Briten 13, und die Beneluxländer in Summe 23 Divisionen zum Einsatz. Die Franzosen verfügten über drei Panzerdivisione (die 4.Division befand sich in Aufstellung), die Briten verfügten nur über eine Panzerbrigade, ihre Divisionen waren jedoch voll motorisiert Die Deutschen setzten an der Westfront ca. 93 Divisionen ein. Zur beweglichen Kampfführung waren 10 Panzerdivisionen und 6 motorisierte Infanteriedivisionen geeignet.

Alliierte

Typ/Bewaffnung

Panzer

Zahlen/Panzerung

Großbritannien
Mark II Matilda
40mm
ca. 160
Pz:80mm
Cruiser Mark IIA
40mm
ca. 240
Pz:30mm
Cruiser Mark IIIA
40mm
ca. 240
Pz:14mm
Frankreich
Renault FT-17
37mm
278
Pz:30mm
(AMR)+AMC
(MG)-37mm
450
Pz:(13mm) 40mm
FCM
37mm
100
Pz:40mm
Renault R-35
37mm
900
Pz:45mm
Hotchkiss H-39
37mm
770
Pz:45mm
D1+D2
47mm
145
Pz:40mm
Somua S-35
47mm
300
Pz:55mm
Char B2
47mm + 75mm
274
Pz:60mm
Belgien
T13/T15 47mm 270
Pz:60mm
Niederlande
Landverk 40
Summe: ca. 4200
Französischer Char B1-Panzer
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Französischer Char B1-Panzer
Ausser Gefecht gesetzter britischer Cruiser Panzer, 30. Mai 1940
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Ausser Gefecht gesetzter britischer Cruiser Panzer, 30. Mai 1940

[Bearbeiten] Panzertruppen

Die alliierten Panzer

Mit dem starken Renault Char B1 (1935) und dem schnellen Somua S-35 (1936) verfügten die Franzosen über Panzer, die in Bewaffnung und Panzerstärke überzeugen konnten. Aufgrund ihrer Grundkonzeption als Infanteriebegleiter waren sie für den Bewegungskrieg aber nur eingeschränkt tauglich. Nachteile:

  • Kleine Treibstoffbehälter: häufige Tankpausen, Nachtanken durch nicht geländegängige, verwundbare Tankfahrzeuge, dadurch Verzögerungen, Versorgungskrisen und Ausfälle vorprogrammiert.
  • Einmanntürme: Der Panzerkommandant muss auch als Lade- und Richtschütze agieren, wodurch der Überblick verloren geht.
  • Funkgerätemangel: Nur die Fahrzeuge vom Kompaniekommandanten aufwärts waren mit Funkgeräten ausgestattet. Fazit: Kommunikation innerhalb der Einheiten und mit Unterstützungswaffen blieb stark eingeschränkt.

Mit Blick auf die Art der Wiederbewaffnung Deutschlands wurde im September 1936 ein Mechanisierungsprogramm der Streitkräfte beschlossen. Plan: Drei leichte motorisierten Divisionen (D.L.M.)und zwei Panzerdivisionen (D.C.R.). Zu Kriegsbeginn wurde das Programm erweitert. Die mobilen Kräfte sollten nun den Kern einer neuen offensiven Kriegsdoktrin bilden, auf deren Basis man im Sommer 1941 mit zwanzig mechanisierten Divisionen zur entscheidenden Offensive gegen Deutschland antreten wollte.Im Mai 1940 war die Mehrzahl der Panzerfahrzeuge noch immer bei der Infanterie, das langsame, systematische Vorgehen ohne klare Schwergewichtsbildung weiterhin das Charakteristikum französischer Panzerangriffe.

Unterstützungswaffen: Die Artillerie war sehr stark, aber ebenso wie die schwache Fliegerabwehr auf einen Bewegungskrieg nicht vorbereitet. Die französische Panzerabwehr hatte mit der 47mm Panzerabwehrkanonen (Pak) eine moderne Waffe, die aber erst in Einführung stand. Panzerminen waren ausreichend vorhanden, sie wurden aber wegen Gefährdung der eigenen Truppen und der Zivilbevölkerung nicht gelegt.

Die deutschen Panzer

Die Überlegenheit der deutschen Panzerwaffe im Westfeldzug 1940 beruhte auf der Tatsache, dass Kommandeure wie Mannschaften in der Führung und Durchführung rascher, gut koordinierter Bewegungen auf dem Gefechtsfeld geschult waren und auch bereits über Kampferfahrung verfügten. Die Kommandeure bis hinauf zur Division führten ihre Verbände grundsätzlich von vorgeschobenen, mobilen Gefechtsständen aus, es bestand Funkverbindung zu allen Panzern. Dadurch konnte auf Lageänderungen schnell reagiert werden. Die Fahrzeuge der Panzerverbände waren auch bezüglich Schnelligkeit und Reichweite ihren Gegnern überlegen.

Deutsche

Typ/Bewaffnung

Panzer

Zahlen/Panzerung

Panzer I
MG
523
Pz:13mm
Panzer II
20mm
955
Pz:14,5mm
Panzer III
37mm
349
Pz:30mm
Panzer IV
75mm kurz
278
Pz:30mm
Panzer 35(t)
37mm
106
Pz:25mm
Panzer 38(t)
37mm
228
Pz:25mm
Summe: 2439
(Stand: 10. Juni 1940)

Zumindest deutlich besser als bei den Alliierten war die Zusammenarbeit mit der motorisierten Begleitinfanterie, der Fliegerabwehr, der Artillerie und der Luftwaffe. In mehreren Fällen wurden Gefechte auch durch das Eingreifen der Flakartillerie (8,8 cm) in die Bodenkämpfe entschieden. Darüber hinaus konnte man sich auf eine gut eingespielte Instandsetzungs- und Nachschuborganisation abstützen. Ein großer Vorteil war die Kanisterbetankung der Gefechtsfahrzeuge. Diese Vorteile glichen die teilweise eklatante Unterlegenheit im Bereich Panzerung und Feuerkraft aus, die man − meist erfolgreich − durch Umgehung von Widerstandskernen und Nutzung des Überraschungseffektes auszugleichen versuchte.

[Bearbeiten] Luftstreitkräfte

Fairey Battles der RAF und Curtis P-36 der französischem Armée de l'Air im Formationsflug, Februar 1940
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Fairey Battles der RAF und Curtis P-36 der französischem Armée de l'Air im Formationsflug, Februar 1940
Die Armée de l'Air

Die Armée de L'Air verfügte zu Beginn des Westfeldzuges über 2.400 Jagdflugzeuge, 1.160 Bomber und 1.464 Aufklärer, damit über 5.026 Maschinen. [5] Darunter befanden sich 542 Jagdeinsitzer modernster Bauart (Dewoitine D.520, Curtiss P-36, Bloch MB.152), die einen Vergleich mit dem deutschen Standardjäger Messerschmitt Bf 109 nicht zu scheuen brauchten. Im Bereich der Bomber hatte die Ausrüstung mit modernen Kampfflugzeugen der Typen LeO 451, Amiot 350, Douglas A-20 DB-7 („Boston“), Martin A-22 (Model 167) oder Breguet 691/693 begonnen. Weshalb von diesen über 5.000 Maschinen während des Feldzuges lediglich 879 zum Einsatz kamen blieb zunächst ungeklärt. Als eine deutsch/französische Kontrollkommission nach dem Waffenstillstand allein im unbesetzten Frankreich 4.268 einsatzbereite Maschinen vorfand,[6] zu denen noch 1.800 Maschinen in Nordafrika zu zählen waren, wurde klar, dass man − mit einem längeren Abnutzungskrieg rechnend − nur einen Teil der Luftstreitkräfte mobilisiert hatte.

Die Royal Air Force

Die Royal Air Force (RAF) war in Jagdwaffe (Fighter Command ), Bomber (Bomber Command ), Versorgung (Transport Command ) und Marineflieger (Coastal Command ) gegliedert. Das Fighter Command stellte 1940 nach und nach 20 Staffeln (etwa 400 Flugzeuge mit Besatzung) für den Schutz des Britischen Expeditionskorps (BEF) und die Verteidigung Frankreichs zur Verfügung. Diese Verbände waren teilweise noch mit dem Doppeldecker Gloster Gladiator, mehrheitlich jedoch mit der modernen Hawker Hurricane ausgestattet. Obwohl die Briten ab dem 15. Mai jede zusätzliche Entsendung von Jagdflugzeugen ablehnten, um die Luftverteidigung der Insel nicht weiter zu schwächen, griffen vor allem in der Schlussphase auch in Südengland stationierte Verbände in den Kampf ein, die teilweise mit der Spitfire ausgestattet waren, deren Kampfkraft der Me-109 zumindest ebenbürtig war.
Als Schlachtflugzeug setzte die RAF die veraltete, einmotorige Fairey Battle ein, sie wurde jedoch nach schweren Verlusten abgezogen. Mit der Vickers Wellington und der Handley Page Hampton verfügte das Bomber Command über moderne strategische Bomber.

Die Luftwaffe
In Frankreich zwischen 12. und 14. Mai 1940 abgeschossene Junkers Ju 88 wird durch Bergungsmannschaft demontiert
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In Frankreich zwischen 12. und 14. Mai 1940 abgeschossene Junkers Ju 88 wird durch Bergungsmannschaft demontiert

Bei Kriegsbeginn lag das Schwergewicht der deutschen Luftrüstung bei Flugzeugen zur Erringung der Luftüberlegenheit und zur Gefechtsfeldunterstützung hochmobiler Truppen. Bei den Jagdflugzeugen setzte man auf die im spanischen Bürgerkrieg im Rahmen der Legion Condor bewährte Messerschmitt Bf 109, die ab 1939 in der Version Bf 109-E ausgeliefert wurde. Der Kampfzerstörer Messerschmitt Bf 110 sollte den Bombern einen Weg durch feindlichen Jagdschutz bahnen, Bomber abschiessen und weitreichende Luftaufklärung durchfühen. Zur unmittelbaren Gefechtsfeldunterstützung diente der ebenfalls spanienerprobte Doppeldecker Henschel Hs 123, der sowohl als Schlachtflieger wie auch als Sturzkampfbomber zum Einsatz kam. Noch vor dem Frankreichfeldzug wurde die HS 123 als Sturzkampfbomber von der leistungsstärkeren Ju 87 abgelöst. Die Kampfgeschwader der Luftflotten 2 und 3 waren zu Beginn des Westfeldzuges mit zweimotorigen Bombern der Typen Heinkel He 111, Dornier Do 17 und Junkers Ju 88 ausgestattet. Im Bereich Truppentransport und Versorgung griff die Luftwaffe auf ein ziviles Muster, die Junkers Ju 52, zurück, die zwar bereits 1939 veraltet aber überaus zuverlässig war und bis Kriegsende zum Einsatz kam.u Beginn des Westfeldzuges standen den beiden Luftflotten insgesamt ca. 1000 Jagdflugzeuge Me-109, ca. 220 Kampfzerstörer Bf 110, ca. 1100 zweimotorige Bomber, ca. 320 Sturzkampfbomber Ju-87 und 45 Schlachtflieger Hs-123 zur Verfügung.

Im Bereich der Heeresgruppe B war die Luftflotte 2 unter General Albert Kesselring für die Luftunterstützung verantwortlich. Hier sollte auch das Luftlandekorps unter General Student zum Einsatz kommen, das aus der 7. Fallschirmdivision und der 22. (Luftlande) Infanterie-Division sowie dem II. Flak-Korps unter General Deßloch bestand. Die Luftflotte 3 unter General Hugo Sperrle war der Heeresgruppe A zugeordnet und verfügte über die Fliegerkorps I (Grauert), V (Greim), II (Lörzer), den Verbänden des Jagdfliegerführers 3 sowie einem Flak-Korps.

[Bearbeiten] Die Ausgangslage

[Bearbeiten] Der „Sitzkrieg“

November 1939: Angehörige des Britischen Expeditionskorps und der Französischen Luftstreitkräfte vor einem Verschlag mit der Bezeichnung Downing Street No. 10 (die Adresse des englischen Premierministers)
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November 1939: Angehörige des Britischen Expeditionskorps und der Französischen Luftstreitkräfte vor einem Verschlag mit der Bezeichnung Downing Street No. 10 (die Adresse des englischen Premierministers)

Mit dem deutschen Angriff auf Polen am 1. September 1939 erklärten die Alliierten Deutschland den Krieg, eine Offensive zur Entlastung der Polen fand allerdings nicht statt. Frankreich beschränkte sich auf ein Vorrücken bis zum Westwall, das Britische Expeditionskorps (BEF) begann Truppen nach Nordfrankreich zu verlegen. Als Polen nach dem sowjetischen Einmarsch kapitulierte, zog der französische Oberbefehlshaber Maurice Gamelin seine Truppen bis 4. Oktober 1939 wieder an die Maginotlinie zurück.

Die folgenden Monate wurden als die Zeit des Sitzkrieges (La drôle de guerre) bezeichnet, da sich Aktivitäten auf beiden Seiten auf Aufklärung beschränkte. Im politisch zerstrittenen Frankreich nahm die Kriegsmüdigkeit weiter zu. Einen wesentlichen Anteil daran hatte die politische Kehrtwendung des Kremls, der der starken französischen kommunistischen Partei über die Dritte Internationale den Auftrag erteilt hatte, alle Volksfront-Bündnisse mit den Sozialisten abzubrechen und die Kriegsanstrengungen des Landes zu sabotieren. Stalin am 8. September 1939 vor Molotow, Schdanow und Dimitroff [7]:

„Der Krieg wird zwischen zwei Gruppen kapitalistischer Staaten geführt....wir haben nichts dagegen, wenn sie aufeinander einschlagen und sich schwächen. Nicht schlecht, wenn Deutschland die Lage der reichsten kapitalistischen Länder (vor allem Englands) ins Wanken brächte... Die Kommunisten der kapitalistischen Länder müssen entschieden gegen ihre Regierungen, gegen den Krieg auftreten.“

Als die kommunistische Agitation nicht nur verbal erfolgte, sondern sich Sabotageakte in der französischen Rüstungsindustrie zu mehren begann,[8] wurde die Kommunistische Partei Frankreichs am 27. September 1939 verboten.

[Bearbeiten] Unternehmen Weserübung: Besetzung Dänemarks und Norwegens

Dänemark und Norwegen waren im Ersten Weltkrieg neutral geblieben, was den Briten die Blockade der Nordsee wesentlich erleichtert hatte. Den Vorschlägen des deutschen Oberkommandos der Marine (OKM) bezüglich einer Besetzung dieser beiden Länder zeigte sich Hitler zunächst abgeneigt, am 14. Dezember gab es dann doch grünes Licht für die Planung einer Invasion. Hinter diesem Entschluss stand auch das Bestreben die Zufuhr des kriegswichtigen schwedischen Eisenerzes politisch und materiell abzusichern. Ein Besitz Norwegens würde auch eine zukünftige Kooperation mit Finnland wesentlich erleichtern. Auch die Briten und Franzosen hatten Pläne, sich in diesem Raum zu binden. Der Hauptgrund war zunächst die Invasion Finnlands durch die Sowjetunion (1.Februar 1940). Nachdem Frankreich am 2. März die Entsendung von 50.000 Freiwilligen zur Unterstützung Finnlands beschlossen hatte, entschloss man sich auch in Großbritannien zur Unterstützung Finnlands und plante ab 20. März zwei Divisionen in Trondheim und Narvik anzulanden [9]. Diese Pläne wurden mit dem Waffenstillstand zwischen Finnland und der Sowjetunion am 12.März 1940 obsolet. Am 3.April beschloss das britische Kabinett dennoch Truppen nach Norwegen zu entsenden, sie sollten nun die Lieferung von schwedischem Eisenerz nach Deutschland unterbinden. Weitgehend zeitgleich startete die Wehrmacht in der Nacht zum 10. April 1940 das Unternehmen Weserübung. Die Royal Navy fügte den mit Masse auf dem Seeweg vorgehenden Invasiontruppen zwischen dem 10. und 13. April erhebliche Verluste zu. Sie konnte jedoch keine der Anlandungen verhindern und musste sich nach Luftangriffen weitgehend aus dem Küstengebiet absetzen. Die ab 15. April in Narvik und Mittelnorwegen anlandenden britischen Bodentruppen konnten ihre Ziele ebenfalls nicht erreichen und wurden bis 8.Juni evakuiert. In Frankreich wie in Großbritannien löste die Invasion Norwegens Regierungskrisen aus. In Frankreich wurde Paul Reynaud Ministerpräsident, Daladier übernahm das Heeresressort. Auch in London musste der Premierminister (Neville Chamberlain) wegen der Durchführung des Norwegen-Unternehmens schwere Vorwürfe einstecken. Obwohl er die Vertrauensabstimmung − wenn auch knapp − gewann, trat er dennoch zurück. Sein Nachfolger wurde am 10.Mai Winston Churchill, der eine Konzentrationsregierung bildete. Mit der Räumung von Narvik wurde am 8.Juni 1940 das letzte Truppenkontingent aus Norwegen abgezogen.

[Bearbeiten] Fall Gelb

Der Verlauf von Fall Gelb
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Der Verlauf von Fall Gelb
10. - 16. Mai: Eroberung der Niederlande und Angriff auf Belgien
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10. - 16. Mai: Eroberung der Niederlande und Angriff auf Belgien

[Bearbeiten] Die Invasion der Niederlande und der Dyle-Breda Plan

Deutsche Maßnahmen

Der Angriff begann am 10. Mai 1940 um 05:35. Die Grenzbefestigungen der Belgier entlang des Albert-Kanales (Fort Eben-Emael) und der Holländer wurden handstreichartig oder unter Einsatz schwerer Waffen genommen, der Wettlauf Richtung Nordsee begann. Die Angreifer wollten zumindest in Holland das Eingreifen der Alliierten verhindern und darüber hinaus Verbindung mit jenen Luftlande- und Fallschirmtruppen aufnehmen, die man am 10.Mai im Bereich der „Festung Holland“ (Festungsbereich um die Städte Den Haag, Amsterdam und Rotterdam) abgesetzt hatte. Die handstreichartige Besetzung der Flughäfen war an der starken Verteidigung gescheiterte. Die im Bereich der Hauptstadt Den Haag auf den Flugplätzen von Ockenburg, Ypenburg und Valkenburg mit Ju 52 anlandenden Teile der 22. Infanteriedivision hatten zwei Drittel ihrer Stärke eingebüßt. Auch der Fallschirmeinsatz der 7. Fliegerdivision verlief verlustreich, es gelang aber immerhin die Brücken im Hollandsch Diep bei Moerdijk, über die Waal bei Dordrecht, und die Neue Maas (Lek) bei Rotterdam sowie bei Arnheim unversehrt in Besitz zu nehmen und zu halten. Bei diesen Einsätzen gingen mehr als die Hälfte der 220 Transportflugzeuge verloren, weitere 60 wurden beschädigt. Von den angelandeten Einheiten fielen 40 Prozent im Kampf, wurden verwundet oder gefangen genommen. Am 12. Mai erreichte die 9. Panzerdivision Moerdijk, damit war Holland auf dem Landweg abgeschnitten, eine Unterstützung durch französische 7.Armee nur mehr auf dem Seeweg möglich. Giraud beschränkte sich deshalb auf die Verteidigung der Küste der Westerschelde bis Antwerpen. Am 13. Mai 1940 wurde noch immer um Rotterdam, einem der Eckpfeiler der „Festung Holland“ gekämpft. Als am 13. Mai ein erster Versuch den holländischen Stadtkommandanten, Oberst Scharroo, zur Übergabe der Stadt zu bewegen, scheiterte, befahl der Oberbefehlshaber der 18. Armee General Küchler seinen Unterhändlern, den Verteidigern von Rotterdam am Folgetag einen vernichtenden Bombenangriff auf die Stadt anzudrohen, der um 15:00 notfalls auch durchgeführt werden sollte. Die Verhandlungen mit dem Stadtkommandanten begannen um 12:10 und verliefen schleppend, die Waffenruhe sollte für weiterführende Verhandlungen bis 18:00 verlängert werden.

Um 15:03 griff das Kampfgeschwader 54 in zwei Formationen mit insgesamt 87 Bombern an. Angeblich warfen einige Bomber ihre Last nicht ab, da rote Leuchtkugeln während des Angriffs gesichtet wurden. Dies wurde als Signal „Stadt ist eingenommen/hat kapituliert“ vereinbart.

Insgesamt fielen ungefähr 95 Tonnen Sprengbomben in die historische Altstadt von Rotterdam, während die Übergabeverhandlungen noch nicht abgeschlossen waren. Mehr als 900 Zivilpersonen fanden den Tod. Dieses Ereignis wird als entscheidend für die Gesamtkapitulation der niederländischen Streitkräfte im Mutterland gesehen, die am 15.Mai erfolgte.

Alliierte Maßnahmen

Da das deutsche Angriffsschwergewicht im Norden Belgiens angenommen wurde, begannen Franzosen wie Briten am 10. Mai mit ihrem Vorstoß zur Dyle-Breda Stellung. Die britische Expeditionsdarmee (BEF) sollte den Abschnitt zwischen Wavre und Löwen und die französische 1. Armee den Abschnitt von Wavre bis zum Maasknie bei Namur besetzen. Die französische 9.Armee begann ihren linken Flügel bis zur belgischen Maas und bis Namur vorzuschieben. Zuletzt wurde noch die französische 7. Armee über Antwerpen Richtung Breda in Marsch gesetzt. Das Schlüsselgelände der Dyle-Stellung war das „Trouée de Gembloux“, die Gembloux-Lücke, wo sich die Verteidiger auf keine natürlichen Hindernisse abstützen konnten. Am 12.Mai kam esw in bei Mons zu einem historischen Treffen bei dem sich der belgische König Leopold III., der französische Verteidigungsminister Daladier und General Georges darauf einigten, dass General Billotte, die die koordinierung der Kämpfe in Belgien übernehmen würde. Um der 1.Armee Zeit zu verschaffen auch hier entsprechende Abwehrmaßnahmen zu treffen, wurde in diesem Abschnitt das einem deutschen Panzerkorps vergleichbare Korps Prioux (1. und 2. leichte mechanisierte Division) mit ihren mehr als 400 modernen Panzern vorgestaffelt. Am 12. Mai konnte Prioux das Panzerkorps Hoepner, das über Lüttich Richtung Gembloux vorstieß, bei Hanut stoppen und seinen vorwiegend leichten Panzereinheiten schwere Verluste zufügen. Am Folgetag gelang Hoepner durch Schwergewichtsbildung und Luftwaffenunterstützung der Durchbruch durch das lineare Dispositiv von Prioux, dem der Stoß und der Einbruch in die Gemblouxstellung folgte. Hoepners Stoß war ein wichtiger Teil jenes Ablenkungsmanövers, das Liddell Hart mit einem Stierkampf verglich:

„Die Heeresgruppe B im Norden stellte die Capa, also das rote Tuch des Toreros, dar. Sie sollte die alliierten Interventionstruppen reizen, wie ein wütender Stier nach Belgien zu eilen – hinein in die Falle. Denn nun konnten die bei der Heeresgruppe A konzentrierten Panzerdivisionen wie der Degen des Toreros in die entblößte rechte Flanke stoßen.“

Am 15. Mai unterzeichnete General Winkelman die Kapitulation der niederländischen Armee. Königin Wilhemina hatte zuvor das Land verlassen und eine Fortführung des Widerstandes angekündigt. Ihre Streitkräfte hatten während der fünftägigen Kämpfe 2890 Tote, 29 Vermisste und 6899 Verwundete zu beklagen.

Die Dyle-Stellung wurde von der Heeresgruppe am 16. April durchbrochen, einen Tag später fiel Brüssel, die belgische Armee wurde im Raum Brügge eingekesselt und ergab sich am 28. Mai. König Leopold III. ging mit seinen Soldaten in Gefangenschaft. Die Verluste der belgischen Streitkräfte betrugen 7500 Gefallene und 15850 Verwundete.

[Bearbeiten] Durch die Ardennen

16. Mai - 21. Mai: Durchbruch durch die Ardennen und Einkesselung der französischen und britischen Truppen
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16. Mai - 21. Mai: Durchbruch durch die Ardennen und Einkesselung der französischen und britischen Truppen
Deutsche Maßnahmen

Mit der Panzergruppe Kleist hatte man − erstmals in der Kriegsgeschichte − einen mechanisierten Verband in Armeestärke formiert, ihm jedoch die entsprechende Bezeichnung und auch einen eigenen Gefechtsstreifen verwehrt, was ebenso zu Friktionen führte wie der von der Heeresgruppe A befohlene treffenweise Einsatz. Die Korps der Panzergruppe mussten hintereinander vorgehen, obwohl sie die Maas gleichzeitig überschreiten sollten. Dies erschwerte ein Unternehmen, dessen Erfolgsaussicht eng mit dem Faktor Zeit verbunden war. Der Erfolg hing davon ab, dass man Belgiern und Franzosen keine Zeit ließ ihren Einsatz in den Ardennen zu koordinieren und Verstärkungen heranzuführen. So gab der Führer der Angriffsspitze, Generalleutant Guderian, bei seinem XIX. Korps (1., 2. und 10. Panzerdivision, Infanterieregiment „Großdeutschland“) das Motto aus: „In drei Tagen an die Maas, am vierten Tag über die Maas.“[10] In dieser Zeit hatte die Angriffsspitze 170 km kurvenreiche Straßen in oft tief eingeschnittenen Tälern zu bewältigen, wobei neben den luxemburgischen Grenzsperren zwei belgische und eine französische Befestigungslinie zu überwinden waren. Erst dann stand man mit der Überwindung der Maas und der starken Befestigungswerke im Bereich Sedan vor der eigentlichen Herausforderung, der Überwindung der Maas und der Bildung eines Brückenkopfes. Die Marschplanung hielt lediglich einen Tag. Eine angebliche Flankenbedrohung zwang zu Umgliederungen, zahlreiche Brücken- und Straßensprengungen hemmten das Marschtempo, Infanterieverbände der nachfolgenden Armeen zwängten sich in die Marschkolonnen der Panzergruppe. Dies führte zu einem Stau der Marschkolonne, der eine Länge von 250 km aufwies. Wider Erwarten erreichten die Spitzen Guderians dennoch planmäßig die Maas bei Sedan. Es war dies am Abend des 12. Mai, also bereits 57 Stunden nach Angriffsbeginn.

Alliierte Maßnahmen

Die Belgier hatten zur Sicherung der Ardennen die Gruppe „K“ (1. Ardennenjägerdivision, 1. Kavalleriedivision, Pioniereinheiten) eingesetzt. Ihr Aufgabe war es, die zahlreichen vorbereiteten Sperren auszulösen und sich nach kurzen Gefechten bei Lüttich hinter die Maas abzusetzen und dort gemeinsam mit den Hauptstreitkräften das belgische „Réduit“ zu verteidigen. Die Franzosen hatten bezüglich der Verteidigung der Ardennen mit den Belgiern keine Detailabsprachen getroffen, was in der verfügbaren Zeit nicht mehr nachzuholen war. Es kam daher zu keiner nennenswerten Zusammenarbeit der Gruppe „K“ mit der französischen 5. leichten Kavalleriedivision, der die Überwachung des Vorfeldes der Maasverteidigung übertragen worden war. Die Kavalleriedivision erwies sich trotz des günstigen Geländes als nicht sehr standfest.

[Bearbeiten] Das Überschreiten der Maas

Der deutsche Angriff

Der Angriff über die Maas wurde von General Kleist auf den 13.April festgelegt. Der Angriff wurde mit Bombenangriffen der Luftwaffe eingeleitet. Allein in den letzten 90 Minuten vor Beginn der Bodenoffensive (16:00 Uhr) kamen 750 Horizontalbomber und „Stukas“ zum Einsatz. Nach Verlegung der Bombereinsätze in die Tiefe gelang es der Infanterie und den Sturmpionieren der 1. Panzerdivision rasch Brückenköpfe über die Maas errichten und diese bis zum Einbruch der Dämmerung bis auf die beherrschenden Höhen von Marfée (2 km südlich des Flusses) auszudehnen. Die Sturmpionieren der 10. Panzerdivison benötigten mehreren Ansätze um am Südufer Fuß zu fassen, der 2. Panzerdivision gelang dies erst im Laufe der Nacht. In den Morgenstunden des 14. Mai rollten die ersten Panzer über die bei Sedan errichtete Pontonbrücke. Auf ihr überquerten an diesem Tag 60.000 Mann sowie 22.000 Fahrzeuge, davon 850 Panzer die Maas. Neben dem Korps Guderian Sedan überschritt an diesem Tag auch das Panzerkorps Reinhardt die Maas und zwar bei Monthermé. Dem Panzerkorps Hoth war das 30 km weiter nördlich bereits am 12. Mai gelungen. Am 13.Mai konnte dort der Brückenkopf durch die 7. Panzerdivision (Rommel) beträchtlich ausgeweitet werden.

Die Reaktionen der Verteidiger

Da sich die Überzeugung, dass die Ardennen für Panzer unpassierbar sind („Les Ardennes sont impérmeables aux chars!“) bei der französischen Armee zum Dogma entwickelt hatte, [11] vertrat der Oberbefehlshaber der territorial zuständigen 2. Armee (General Huntziger) die Meinung, dass man mit einem Versuch die Maas zu überschreiten nicht vor drei Wochen zu rechnen habe. Man maß diesem Abschnitt daher eine eher geringe Bedeutung bei und setzte mit der 55. Infanteriedivision (Lafontaine) nur eine Division der Kategorie B (Reservisten über 30 Jahre) ein. Der unerwartet rasche Vorstoß der Deutschen beunruhigte die Führung zunächst nicht sehr. Die starken Befestigungsanlagen hielten dem Bombardement stand, die meisten Bunkeranlagen wurden auch noch in den Abendstunden zäh verteidigt. Ausfälle gab es lediglich bei der ungeschützten Feldartillerie. Aus diesem Bereich stammte auch jener falsche Panzeralarm, der zu einer Fluchtbewegung führte, die als „Panik von Bulson“ nicht nur die Masse der 19. sondern auch Teile der benachbarten 71.Infanteriedivision erfaßte und die Maasverteidigung bei Sedan in der Nacht zum 14.Mai zusammenbrechen ließ.

Noch vor Ausbruch der Panik wurde General Lafontaine die Korpsreserve (zwei Infanterieregimenter, zwei Panzerbataillone) mit dem Auftrag unterstellt, unverzüglich den deutschen Brückenkopf zu beseitigen. Lafontaine trat erst 15 Stunden später an und traf noch vor den Höhen von Marfée auf deutsche Panzer. Das Gefecht wurde nach schweren Verlusten auf beiden Seiten durch deutsche 8,8 cm Kanonen entschieden.

Am Nachmittag des 14. Mai sollte der operative Gegenschlag durch das verstärkte XXI.Armeekorps (Flavigny) erfolgen. Die Chancen mit sechs überwiegend mobilen Divisionen, darunter die 3. Panzerdivision, den deutschen Brückenkopf einzudrücken standen ausgezeichnet. Den mehr als 300 Panzern Flavignys standen zu diesem Zeitpunkt lediglich 30 Panzer IV der 10.Panzerdivision und schwache Infanteriekräfte gegenüber. Doch General Flavigny war von der Lagedarstellung der geschlagenen Korpsreserve so beeindruckt, dass er seine Kräfte auf 20 km Breite auseinanderzog und zur Verteidigung übergehen ließ. Seine Rechtfertigung: „Ich wollte um jeden Preis eine Katastrophe vermeiden!“ [12]Nachdem er in der Nacht zum 15.Mai nochmals den Befehl erhalten hatte sofort anzugreifen, war er den ganzen 15.Mai vergeblich bemüht seine Kräfte wieder zu sammeln. Der Angriff fand nicht statt, Flavignys Divisionen verzettelten sich in Einzelaktionen, in deren Mittelpunkt immer wieder das exponiert gelegene Dorf Stonne stand, das vom 15. bis 17. Mai siebzehn Mal den Besitzer wechselte.

Politische Reaktionen der Alliierten

Nachdem Churchill am Morgen des 15. Mai einen Anruf des französischen Ministerpräsidenten Reynaud erhalten hatte, dass „die Schlacht verloren“ sei, flog er am Folgetag nach Paris und traf dort mit Reynaud, Kriegsminister Daladier und Oberbefehlshaber Gamelin zusammen. Nach dem Lagevorrtrag Gamelins, der die Aussage Reynauds bestätigte, stellte Churchill die Frage nach den operativen Reserven, die von Gamelin mit „Aucune“ (keine) beantwortet wurde. [9]

[Bearbeiten] Der Vorstoß zur Kanalküste

Deutsche Maßnahmen

Die Detailplanung des Fall Gelb endete mit der Einnahme von Sedan. Bezüglich weiterführender Maßnahmen waren zumindest am 14. Mai alle vorgesetzten Kommanden von General Kleist der Meinung, dass eine Konsolidierung des Brückenkopfes absolute Priorität habe. Diese Konsolidierung sollte gemäß Heeresgruppe A die 12. Armee (Generaloberst List) sicherstellen, dem auch die Panzergruppe Kleist unterstellt wurde. Kleist wehrt sich sowohl gegen die Unterstellung als auch gegen die Verwässerung des Sichelschnittplanes, der einen raschen Stoß zur Küste vorsah. Es wird jedoch klar, dass nur vollendete Tatsachen die Selbständigkeit der Panzergruppe sichern können. Die Panzerkorps kamen diesen Intentionen entgegen, in dem sie nicht nur mit genehmigter Aufklärung, sondern mit Masse weiter Richtung Westen vorgingen. So ließ Guderian zum Schutz des Brückenkopfes Sedan lediglich die 10. Panzerdivision und etwas Infanterie zurück und ging mit der 1. und 2. Panzerdivision auf Montcornet vor, wo er am 16. Mai auf das Panzerkorps Reinhard traf, die den Ort bereits am Vortag genommen hatte. Weiter nördlich rieb das Panzerkorps Hoth am 15. Mai die 1. französische Panzerdivision bei Flavion auf, in der Nacht zum 17. Mai stieß Rommel nach Le Cateau durch, was der 9.französischen Armee (Corap) den Todesstoß versetzte. In dieser Phase kam es auch zu einem Stimmungsumschwung in der obersten Führung. Während sich im Oberkommando des Heeres (OKH) plötzlich Siegeszuversicht breit machte und auf Tempo gedrückt wurde, wuchs Hitlers Furcht vor Flankenangriffen ebenso wie der Ärger über ungehorsame Panzerführer. Halder notierte am 17. Mai 1940 in seinem Tagebuch:

„Ein recht unerfreulicher Tag. Der Führer ist ungeheuer nervös. Er hat Angst vor dem eigenen Erfolg. Er tobt und brüllt, man sei auf dem Wege, die ganze Operation zu verderben.“

Diese Erregung führte am 17. Mai zur (kurzfristigen) Ablösung des zu schnellen Guderian und zum „Haltebefehl von Montcornet“, der erst am 18.Mai 18:00 Uhr aufgehoben wird. Zwei Tage später erreichte die 6. Panzerdivision bei Noyelles die Kanalküste ohne ernsthafte Gegenwehr. Die 7. Panzerdivision hingegen wurde am 20. Mai bei Arras in einen heftigen, aber schlecht koordinierten Gegenangriff des britischen Expeditionskorps verwickelt, der − nicht ohne erhebliche Verluste − abgewehrt werden konnte. Am 24. Mai waren die deutschen Verbände bis auf 15 km an Dünkirchen herangekommen.Teile hatten bereits das letzte natürliche Hindernis, den Aa-Kanal überschritten. Zwischen ihnen und dem einzigen noch verbliebenen Kanalhafen der Alliierten befanden sich keine nennenswerten alliierten Verbände, diese standen mit Masse noch immer etwa 100 Kilometer landeinwärts im Gefecht mit der 6. und 18. Armee. Am frühen Nachmittag kam dann der zweite Haltebefehl, jener von Dünkirchen.

Alliierte Maßnahmen

Die Alliierten waren zu Beginn des deutschen Angriffes keineswegs ohne Reserven. Neben der 7.Armee konnte das starke Kavalleriekorps Prioux sowie vier Panzerdivisionen für Gegenschläge kurzfristig verfügbar gemacht werden. Eingesetzt wurde zunächst nur das Kavalleriekorps. Als sich jedoch das deutsche Schwergewicht im Raum Niederlande und Belgien abzuzeichnen schien, setzte der Oberbefehlshaber Gamelin trotz der Proteste von General Georges die 7. Armee (Giraud) nach Holland in Marsch, wo sie in den Strudel der Kapitulation des Landes geriet.

  • Die 1. Panzerdivision (General Bruneau) wurde mit 167 modernen Panzern, darunter 65 Char B, am Vormittag des 15.Mai bei Flavion von Rommels 7. Panzerdivision beim Tanken überrascht und mit Masse vom Panzerregiment 31 der 5. Panzerdivision zerschlagen, das lediglich über 30 Panzer der Typen III und IV verfügte.
  • Die 2. Panzerdivision (Bruché) erhielt zwischen dem 11. und 15. Mai fünf verschiedene Einsatzbefehle. Da die Kettenfahrzeuge mittels Eisenbahn und der Troß auf der Straße verlegt wurden, kam es zur Aufsplitterung des Verbandes. Aus dem Bericht der Parlamentarischen Untersuchungskommission [13]:

„Am 16. 5. gibt es keine 2. Panzerdivision mehr, sondern nur verstreute Einheiten, deren Führer mit allen Mitteln bemüht sind, Ordnung zu halten, Abänderungsbefehlen nachzukommen, Luftangriffen und deutschen Panzerspitzen auszuweichen, während Kommandostellen aller Art sich um sie streiten und die Verwirrung vermehren.“

  • Die 3. Panzerdivision (Brocard) versäumte bei Sedan den Zeitpunkt für den Gegenschlag und verzettelte sich anschließend in den Gefechten um Stonne.
  • Die 4. Panzerdivision (de Gaulle) war es, die der deutschen Führung die größten Sorgen bereitete. De Gaulle griff am Morgen des 17. Mai von der Aisne her Richtung Norden an, überrollte einige deutsche Fahrzeugkolonnen und konnte erst am Ortsrand von Montcornet von Panzerabwehrkanonen und 8,8cm Geschützen gestoppt werden. Nach Stukaangriffen und einem Gegenangriff der 10. Panzerdivision musste sich die Division nach schweren Verlusten zurückziehen. Zwei Tage später kam sie nochmals und zwar bei Crécy sur Serre zum Einsatz. Dort wurde das Gefecht vor allem durch den Einsatz der Luftwaffe entschieden.

Nach der Zerschlagung dieser unmittelbar verfügbaren Reserven kam es am 19. Mai zum einzigen Eingreifen von Gamelin in die Schlacht. Er ordnete einen Angriff an, der gleichzeitig von Norden und Süden geführt, die deutsche Panzerspitze abschneiden sollte. Gamelin wird allerdings noch am gleichen Tag von General Weygand abgelöst. Dieser nimmt in seinem ersten Befehl die Gegenangriffsweisung zurück, berät sich mit allen Beteiligten und gibt dann am 22.Mai seinen „Weygand-Plan“ bekannt. Dieser sieht einen Zangenangriff der Heeresgruppe 1 (Billotte) von Norden und der (neu geschaffenen) Heeresgruppe 3 von Süden her vor. Dazu Churchill:

„Man wird erkennen, dass Weygands neuer Plan sich nur durch seine energische Formulierung von dem widerrufenen Befehl Nummer 12 Gamelins unterschied.“[9].

In der Zwischenzeit war es aufgrund britischer Initiative bereits zu einem Gegenangriff bei Arras gekommen. Der schlecht koordinierte Angriff fügte den deutschen Kräften zwar Verluste zu, -Rommels Panzerdivision beklagte an diesem Tag 89 Tote, 80 Vermißte und 116 Verwundete- schlug jedoch nicht durch. Die Durchführung des eigentlichen Weygandplanes wurde mehrmals verschoben und am 27.Mai ad acta gelegt.

[Bearbeiten] „Rätsel“ Dünkirchen

siehe auch: Schlacht um Dünkirchen
Aufklärer der RAF im Anflug auf den durch Luftangriffe der Deutschen Luftwaffe schwer getroffenen Hafen von Dünkirchen
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Aufklärer der RAF im Anflug auf den durch Luftangriffe der Deutschen Luftwaffe schwer getroffenen Hafen von Dünkirchen

Nach dem Scheitern der Gegenangriffe auf Sedan kam es zum Sinneswandel im Oberkommando des Heeres (OKH). Generaloberst Brauchitsch und sein Generalstabschef Halder waren nun bereit aller Risiken des Sichelschnittplanes in Kauf zu nehmen und plädierten für einen raschen, ungebremsten Vorstoß zum Kanal und die unverzügliche Einschließung und Vernichtung der alllierten Kräfte nördlich der Somme. Hitler und vor allem das Kommando der Heeresgruppe A (Rundstedt) wollten zumindest das Risiko des ungebremsten Vorgehens nicht auf sich nehmen. Am 23.Mai wurden sie durch eine von der Panzergruppe Kleist abgegebene Meldung, man sei nach bis zu 50% Verlusten an Panzern gegenüber starkem Feind nicht stark genug für den Angriff nach Osten .

Diese Meldung, die als verärgerte Reaktion auf die Zuordnung zahlreicher Nebenaufträge zu deuten ist, nahm die Heeresgruppe als willkommenen Anlass für den „Aufschließbefehl“, der am 23.Mai den Panzerverbänden die Unterbrechung des Angriffes für die Dauer von 24 Stunden verordnete. Über die Verzögerungstaktik Rundstedts verärgert, griff nun Brauchitsch erstmals persönlich ein und entzog der in der Zwischenzeit auf 71 Divisionen angewachsenen Heeresgruppe A das Kommando über die 4.Armee (v.Kluge)mit der unterstellten „Panzergruppe Kleist“ und dem „Korps Hoth“ und übertrug es der Heeresgruppe B (21 Divisionen). Die Heeresgruppe B war nun allein für die rasche Einschließung und Vernichtung der im belgisch-französischen Grenzbereich befindlichen Alliierten Kräfte zuständig, während der Aufbau einer Front Richtung Süden Aufgabe der Heeresgruppe A sein sollte.

Diese operativ sinnhafte Maßnahme hatte man Hitler nicht mitgeteilt, da er zur Front unterwegs war. Dieser Befehl wurde ihm erst am Folgetag, dem 24.Mai, von Generaloberst Rundstedt auf dessen Gefechtsstand in Charleville zur Kenntnis gebracht. Schwer verärgert über die , Eigenmächtigkeit' des Oberkommandos des Heeres hob Hitler den Unterstellungsbefehl auf und traf eine in der Kriegsgeschichte nahezu einmalige Entscheidung. Nicht das Oberkommando des Heeres, sondern die Heeresgruppe A möge entscheiden, wann der Angriff auf Dünkirchen fortzusetzen sei. Es war also nicht Hitler, sondern Rundstedt, der am 24.Mai 12:45 den berühmt gewordenen Haltebefehl gab und es war auch Rundstedt, der diesen Haltebefehl drei Tage und acht Stunden später wieder aufhob. Während in dieser Zeit alle Versuche Hitler bzw. Rundstedt zur Weiterführung des Angriffes zu bewegen scheiterten, errichteten Briten und Franzosen unter Einsatz mehrerer Divisionen einen Verteidigungsring um die Hafenstadt. Er sollte die „Operation Dynamo“, die Evakuierung der bei Dünkirchen eingeschlossenen Truppen, ermöglichen. Obwohl diese Operation praktisch erst am 28.Mai anlief, konnten bis 4.Juni dennoch insgesamt 338.682 Soldaten nach England übergesetzt werden. Zusammen mit den aus anderen Häfen evakuierten Soldaten stieg die Zahl auf rund 370.000 Mann, davon ca 250.000 britische Soldaten. Die besondere Bedeutung der Rettung des britischen Expeditionskorps beruhte auf der Tatsache, dass es sich bei den Briten ausschließlich um Berufssoldaten handelte, ohne die der rasche Aufbau eines schlagkräftigen Heeres auf Basis der allgemeinen Wehrpflicht nur schwer vorstellbar gewesen wäre.

Die Bedeutung des Haltebefehls spiegelt sich auch heute noch in der Existenz verschiedener Theorien wieder, die sich um die Deutung von Hitlers Motiven bemühen. Der Historiker Karl-Heinz Frieser führt den Befehl auf die Tatsache zurück, dass Hitler vor Rundstedt und dem Oberkommando des Heeres demonstrieren wollte, dass ihm als Oberkommandierenden der Wehrmacht alle wichtigen Entscheidungen zustehen, nicht zuletzt auch in Hinblick auf die Zuordnung von Verdiensten nach dem absehbaren Sieg über Frankreich [4].

Ohne Zweifel hat ihn dabei auch Göring bestärkt, der ihm am 23.Mai versicherte, dass er mit „seiner“ Luftwaffe den Alliierten in Dünkirchen allein den „Gnadenstoß“ versetzen könne. Dieses Versprechen konnte er nicht einlösen. Den Briten gelang es aufgrund der kurzen Anflugwege von ihren südenglischen Basen immer wieder die Luftherrschaft über Dünkirchen an sich reißen und dabei 156 deutsche Flugzeuge abzuschießen [14], nicht ohne selbst 177 Flugzeuge zu verlieren. [15]. Da auch noch Schlechtwetterperioden den Einsatz der Luftwaffe hemmten, blieb Görings Gesamtbilanz weit von seinem hochgesteckten Ziel entfernt.

[Bearbeiten] Fall Rot

Verlauf des Fall Rot
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Verlauf des Fall Rot

Als die deutschen Truppen Anfang Juni die Bereitstellungsräume zur Fortführung des Angriffes Richtung Süden bezogen, hatte sich das Kräfteverhältnis umgekehrt. Die Alliierten konnten nur mehr 66 Divisionen zum Einsatz bringen, von denen nur ein Teil in der Weygand-Linie an Somme und Aisne eingesetzt werden konnten, der Rest war in der Maginotlinie gebunden. Die Wehrmacht konnte nun 104 Divisionen aufbieten, weitere 19 Großverbände standen als Reserve zur Verfügung. Der Heeresgruppe B hatte man den Abschnitt zwischen Reims und der Kanalküste zugeordnet. Sie sollte mit ihren Speerspitzen (Panzergruppe Kleist mit zwei Korps, Panzerkorps Hoth)nach Durchbruch der Weygand-Linie über Paris nach Süden vorstoßen. Die Heeresgruppe A stellte sich zwischen Reims und Sedan zum Angriff bereit. Sie hatte den Auftrag, mit der Panzergruppe Guderian voraus entlang der Marne in Richtung Schweizer Grenze anzugreifen. Der Angriff begann am 5.Juni und stieß auf heftigen Widerstand, der allerdings nach Durchbruch durch das tiefgestaffelte Stellungssystem rasch nachließ. So konnte die Heeresgruppe B am 14.Juni das unverteidigte Paris nehmen, während die Heersgruppe A am 17.Juni bei Pontarlier die Grenze zur Schweiz erreichte und mit den Verteidigern der Maginot-Linie über 500.000 Mann einkesselte. Am Folgetag suchte die neue französische Regierung unter Pétain um Waffenstillstand an.

[Bearbeiten] Frankreich vor und nach dem Waffenstillstand

Der Weg zum Waffenstillstand
Hitler (Hand in die Seite gestützt) betrachtet die Statue des französischen Marschalls Foch, bevor der Waffenstillstand unterzeichnet wird.
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Hitler (Hand in die Seite gestützt) betrachtet die Statue des französischen Marschalls Foch, bevor der Waffenstillstand unterzeichnet wird.

Ende Mai hatte Ministerpräsident Paul Reynaud den 84jährigen Marschall Pétain zu seinem Stellvertreter ernannt. Als Reynaud am 17.Juni für die Fortsetzung des Kampfes und für die von Churchill vorgeschlagene britisch-französische Allianz mit gemeinsamer Währung und gemeinsamer Staatsbürgerschaft plädierte, blieb er im Kabinett in der Minderheit. Er trat zurück, sein Stellvertreter Pétain wurde neuer Ministerpräsident und suchte um Waffenstillstand an. Es war der gleiche Tag an dem General De Gaulle die Franzosen von London aus zur Fortführung des Widerstandes aufruft.

Am 22. Juni wurde in Compiègne der Waffenstillstand geschlossen, der am 25. Juni um 1:35 Uhr in Kraft trat. Die Bedingungen des Waffenstillstand von Compiègne waren -in Hinblick auf den für Deutschland noch nicht beendeten Krieg- hart.

  • Etwa 60 Prozent des Landes bleiben besetzt (Artikel II.), die Besatzung soll aber nach einem Sieg über England auf ein Minimum reduziert werden (Artikel III.). Elsass-Lothringen wird unter deutsche Verwaltung gestellt.
  • Die Kosten für die Besatzung hat der französische Staat zu tragen (Artikel XVIII.)
  • Die französischen Kriegsgefangenen bleiben bis zu einem Friedensvertrag Kriegsgefangene (Artikel XX.)
  • Die französischen Truppen werden demobilisiert und abgerüstet (Artikel IV.), später wird man der Vichy-Regierung Streitmächte in der Stärke von 100.000 Mann zubilligen.
  • Entwaffnung der französischen Flotte unter deutscher Aufsicht in den Heimatgewässern


Frankreich nach dem Waffenstillstand
Frankreich nach dem Waffenstillstand
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Frankreich nach dem Waffenstillstand

Noch vor dem Waffenstillstand wurde die Masse der starken französischen Flotte (Kommando: Admiral François Darlan) in den Kriegshafen Mers-el-Kébir, (Algerien) verlegt, um sie einem schnellen deutschen Zugriff zu entziehen. Da das britische Kabinett angesichts der Waffenstillstandsbedingungen trotz diverser Zusagen kein Risiko eingehen wollte, wurde am 3. Juli die Operation Catapult durchgeführt. Der Flottenverband in Mers-el-Kébir wurde von der Force H unter Führung von Admiral Somerville ultimativ aufgefordert zu kapitulieren. Als die französische Marineführung das Ultimatum verstreichen läßt, wurde ein großer Teil der vor Anker liegenden Schiffe versenkt bzw. beschädigt. Dabei fanden 1.297 französische Seeleute den Tod, 350 wurden verwundet. Zu ähnlichen Einsätzen der Force H kam es am 3.Juli vor Oran und am 8.Juli in Dakar. Die Mehrheit der Franzosen verurteilte diese Angriffe.

Am 10.Juli überträgt das Parlament Pétain die Vollmacht zur Ausarbeitung einer neuen Verfassung. Auf deren Basis wird der Marschall am 17. Juli zum "Chef de l'Etat" des Vichy-Regimes mit weitreichenden Vollmachten gewählt. Er erklärt sein Land als neutral und lehnt am 24.Oktober den Vorschlag Hitlers ab, gemeinsam gegen England Krieg zu führen.

De Gaulle wurde am 28. Juni von Churchill zwar als "leader of all Free Frenchman" anerkannt, eine Gegenregierung zum Vichy-Regime wird jedoch nicht etabliert.

[Bearbeiten] Die Bilanz

Die Erkenntnisse

Der Westfeldzug wurde von der deutschen Propaganda als Durchbruch zu einer neuen, revolutionären Taktik gepriesen. Man gab dieser Kampfform den Namen Blitzkrieg Diese Darstellung wurde von den Besiegten akzeptiert, weil das Auftreten umwälzender Neuerungen eigene Fehler und Versäumnisse entschuldbarer erscheinen ließ. Zwar war der Westfeldzug tatsächlich als Blitzkrieg konzipiert, die Durchführung lag allerdings in Händen von eher konservativen Denkern, die ihre Panzerdivisionen lediglich als Vorausabteilungen der zu Fuß nachrückenden Infanterieverbände sahen. Sie haben daher mehrmals bremsend auf die mechanisierte Spitze eingewirkt, was bei Dünkirchen wesentlich zum Scheitern der Einschließung des BEF und zum Gelingen der britischen „Operation Dynamo“ beigetragen hat. Somit ist der Erfolg des Feldzuges vordringlich jenen Panzerführern zuzuschreiben, die gegen Befehle handelten. Am Erfolg war auch die Gegenseite beteiligt. Die am Stellungskrieg orientierte alliierte Führungsorganisation war den Anforderungen eines Bewegungskrieges ebenso wenig gewachsen wie die taktischen Grundsätze der mobilen Kräfte. Die Zeit reichte nicht aus die Lehren aus den ersten Niederlagen zu ziehen und auch umzusetzen.

Die blutige Bilanz
Verluste während des Westfeldzuges 1940      Frankreich      Deutschland Holland     Belgien und Luxemburg Großbritannien
Tote und Vermißte 90.000 44.000 6.350 9.300 11.000
Die wichtigsten Reaktionen
  • Hitler Selbstvertrauen als Stratege steigt aufgrund der erfolgreichen Umsetzung des vom Generalstab abgelehnten Manstein-Planes. (Keitel: "Größter Feldherr aller Zeiten")
  • Die Widerstände des Generalstabes gegen einen Angriff auf die Sowjetunion nehmen ab
  • Der deutsche Widerstand, der ein Scheitern des Westfeldzuges prognostizierte, erleidet einen schweren Rückschlag, da auch die Zustimmung der Bevölkerung zu Hitlers Politik gestiegen ist
  • Die deutsche Panzertaktik wird von allen Staaten übernommen
  • Italien tritt am 10.Juni in den Krieg ein
  • Rumänien tritt der "Achse" bei
  • Deutschland erhält Zugriff auf die umfangreichen Rohstoffreserven Frankreichs
  • Die Voraussetzungen zur Führung eines See- und Luftkrieges gegen Großbritannien haben sich entscheidend verbessert.

[Bearbeiten] Quellen

Weblinks
Literatur
  • Karl-Heinz Frieser: Blitzkrieg-Legende. Der Westfeldzug 1940 München: Oldenbourg, 1995 ISBN 3486561243 3. Aufl. 2005 (=Operationen des Zweiten Weltkrieges, Band 2)
  • Alistair Horne: To lose a battle.France 1940, Middlesex: Penguin, 1969
  • Klaus A.Maier u.a.: Das deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 2 Stuttgart, 1979
Quellen
  1. Paul Schmidt: Statist auf diplomatischer Bühne, Seite 73
  2. Andreas Hillgruber: Hitlers Strategie, Seite 40
  3. Alistair Horne: To lose a battle. France 1940. New York 1979, Seite 67
  4. a b Karl-Heinz Frieser: Blitzkrieg-Legende. Der Westfeldzug 1940. Oldenbourg, 1995
  5. Christienne/Lissaraque: Histoire de l'aviation militaire française. Seiten 373 ff.
  6. Pierre Cot: En 40 où etaient nos avions ?, in:Icare, Nr.57/71. Seiten 35-57
  7. Dimitroff. Tagebücher Band 1. Seite 273
  8. Alistair Horne: To lose a battle.(Penguin 1979) Seite 147.
  9. a b c Winston Churchill, Der Zweite Weltkrieg, Bern 1954
  10. Mitteilung General a.D. Graf von Kielmannsegg, in: Frieser: Blitzkrieg-Legende. Seite 129
  11. Liddell Hart: Jetzt dürfen sie reden. Seite 189 f.
  12. Pierre Le Goyet: Contre-attaques manquées, in:Revue Historique des armées. 4/1962. Seite 111
  13. zitiert in Hoth: Schicksal der französischen Panzerwaffe. Seite 376
  14. David Divine, The Nine Days of Dunkirch, White Lion Publrs., 1976, ISBN: 0727401955
  15. Richard Collier: Dünkirchen. Heyne Verlag, 1982, ISBN 3-453-01164-3, S.331
Siehe auch
Commons: Westfeldzug 1940 – Bilder, Videos und/oder Audiodateien
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