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Kartoffel

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Kartoffel
Blüten der Kartoffel (Solanum tuberosum)
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Blüten der Kartoffel (Solanum tuberosum)
Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae)
Ordnung: Nachtschattenartige (Solanales)
Familie: Nachtschattengewächse
(Solanaceae)
Gattung: Nachtschatten (Solanum)
Art: Kartoffel
Wissenschaftlicher Name
Solanum tuberosum
L.

Die Kartoffel (Solanum tuberosum), auch „Erdapfel“ oder „Speisekartoffel“, veraltet auch „Tartuffel“ oder „Grundbirne“ (daraus kroatisch „Krumpir“ und pfälzischGrumbeer“) genannt, ist eine Nutzpflanzenart in der Gattung Nachtschatten (Solanum) und wird der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) zugerechnet. Sie ist mit Tomate, Paprika und Tabak verwandt, nicht jedoch mit der Süßkartoffel (Ipomoea batatas).

Ihre Samen bildet sie in einer tomatenähnlichen Beere, die für Menschen ungenießbar ist. Neben der geschlechtlichen Vermehrung verbreitet sie sich durch ihre unterirdischen Knollen vegetativ. Letztere sind auch das, was im deutschen Sprachgebrauch mit Kartoffeln gemeint ist: die essbaren Sprossknollen.

Wie alle Nachtschattengewächse enthält die Kartoffelpflanze giftige Alkaloide (zum Beispiel Solanin, syn. Solanidin). Der Verzehr von oberirdischen Teilen der Pflanze führt zu Vergiftungserscheinungen. Dies gilt auch für die aus den Knollen herauswachsenden Triebe.

Weltweit werden jährlich etwa 300 Millionen Tonnen Kartoffeln geerntet. Die Kartoffel ist damit in großen Teilen der Welt ein wichtiges Grundnahrungsmittel. In Mitteleuropa ist sie sogar das Hauptgrundnahrungsmittel.

Inhaltsverzeichnis


Obwohl es sich bei der Kartoffel um ein Lebensmittel handelt, sind alle oberirdischen Teile dieser Pflanze giftig. Der Verzehr dieser Teile kann im Extremfall den Tod zur Folge haben.

[Bearbeiten] Herkunft

Die ältesten Spuren der Wildkartoffel wurden auf der patagonischen Insel Chiloe gefunden, man schätzt ihr Alter auf 13.000 Jahre vor Chr.

Kartoffelknollen
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Kartoffelknollen

Die Kartoffel stammt aus den südamerikanischen Anden. Dort lernten die Spanier in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts von den Inka das Gemüse Papa (aus Quechua: die Knolle) kennen. In Europa angekommen, zunächst auf den Kanarischen Inseln und in Andalusien, wurde sie Patata genannt – der englische Name potatoes oder der französische Spitzname patate erinnern noch heute daran, ebenso wie die alte deutsche Bezeichnung Batate, die heute die Süßkartoffel bezeichnet. Der gebräuchliche deutsche Name Kartoffel erinnert dagegen an Trüffel, italienisch tartufolo, mit denen die Pflanze am Anfang verglichen wurden. Der französische Ausdruck pomme de terre bedeutet hingegen Erdapfel – ein auch in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz gebräuchlicher Name.

Nach Europa wurde die Kartoffel zuerst wegen der schönen Blüte und des üppigen Laubes als reine Zierpflanze importiert und als seltene Pflanze in botanische Gärten aufgenommen. Mitte des 16. Jahrhunderts tauchte sie in den Niederlanden, in Italien und in Burgund auf. In Deutschland tauchte sie erstmals unter der Regierung Karl V. auf. Nach einigen Quellen sollen die ersten Kartoffeln innerhalb Deutschlands in Bayern angebaut worden sein [1].

Der Anbau in großem Stil begann 1684 in Lancashire, 1716 in Sachsen, seit 1728 in Schottland und 1738 in Preußen und seit 1783 in Frankreich.

[Bearbeiten] Verbreitung

Hauptartikel siehe Kulturgeschichte der Kartoffel

Wann, wie und durch wen die Kartoffel nach Europa kam, ist bis heute nicht genau geklärt. Allgemein gilt 1555 als das Jahr, in dem die Kartoffel aus den Anden nach Spanien kam. Lange Zeit wurde der legendäre englische Seefahrer Sir Francis Drake als erster Importeur der Kartoffel nach Europa verehrt. In den Tagebuchaufzeichnungen der Mitreisenden auf seiner Weltumsegelung findet sich jedoch kein Hinweis, der dies bestätigen würde. Wahrscheinlicher ist demnach, dass ein Zeitgenosse Drakes, der berühmte Seefahrer und Entdecker Walter Raleigh (1552–1618), die Kartoffel in Irland eingeführt hat. Die landwirtschaftliche Nutzung begann erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In Preußen verhalf Friedrich der Große mit Verordnungen der Kartoffel zum Durchbruch. Die erste Kartoffel in Deutschland wurde im Berliner Lustgarten gepflanzt.

Außerhalb tropischer, arktischer und subarktischer Klimazonen wird die Kartoffel heute weltweit angebaut. Nachdem sich ihre Kultur in Europa durchgesetzt hatte und die Kartoffel zu einem Grundnahrungsmittel geworden war, brachten Europäer sie überall mit, wo sie später Fuß fassten. Im Supermarkt werden heute neben den einheimischen Kartoffeln auch solche aus Sizilien, von den Kanarischen Inseln, aus Ägypten oder aus Südafrika angeboten. Auf Teneriffa oder auf Madeira wachsen Kartoffeln unter Palmen und neben Bananengärten. Dort sind zwei Ernten im Jahr möglich, der Export erfolgt vornehmlich in die Staaten der Europäischen Union. Aus Gründen des Ertrags werden Kartoffeln im Alpenraum nur noch selten bis auf zweitausend Meter Höhe angebaut, doch manchmal kann ein Bergwanderer neben einer Almhütte noch einen Pflanzplatz sehen, der mit ein paar Zeilen Kohl und Kartoffelstauden der Selbstversorgung des Almbauern dient.

[Bearbeiten] Weltproduktion 2002

73 % der Welternte von Kartoffeln wird von 12 Staaten erbracht
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73 % der Welternte von Kartoffeln wird von 12 Staaten erbracht

Der weltweit größte Kartoffelproduzent ist die Volksrepublik China mit 66,573 Mio. Tonnen. Danach folgen Russland (32,871 Mio. t), Indien (24,082 Mio. t), die USA (20,856 Mio. t), die Ukraine (16,620 Mio. t), Polen (15,524 Mio. t), Deutschland (11,492 Mio. t), Weißrussland (7,421 Mio. t), die Niederlande (7,363 Mio. t), Frankreich (6,877 Mio. t), Großbritannien (6,375 Mio. t) und die Türkei (5,200 Mio. t). Diese zwölf Staaten produzierten rund 71 % der gesamten Welternte des Jahres 2002.

In Deutschland nahm die Anbaufläche in den vergangenen Jahren stark ab und betrug 2004 nur noch 293.000 Hektar gegenüber 548.000 im Jahr 1990. Die Erntemenge stieg 2004 auf 12,6 Mio. t, gegenüber 9,2 Mio. t im Vorjahr. Deutschland ist zudem wichtigstes Importland für Frühkartoffeln, die überwiegend aus Frankreich und Ägypten kommen.Wichtige Exportländer sind neben Frankreich die Beneluxstaaten und für Kartoffelprodukte auch Deutschland.

[Bearbeiten] Weltproduktion 2005

Laut Food and Agriculture Organization betrug im Jahr 2005 die Weltproduktion 322 Millionen Tonnen Kartoffeln. Die führenden Anbauländer sind:

Land Menge 2005,
in Mio. t
Menge 2003,
in Mio. t
Menge 2002,
in Mio. t
Menge 1995,
in Mio. t
China 73 67 67 43
Russland 36 36 33 34
Indien 25 24 24 18
Ukraine 19 18 16 16
USA 19 21 21 20
Deutschland 11 10 11 10
Polen 11 14 16 23

[Bearbeiten] Handel

Die Bedeutung der Kartoffel als Grundnahrungs- und Futtermittel hat in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen. In den Einzelhandel gelangt die Kartoffel meist gewaschen in handlichen Packungen zu 1–2,5 Kilogramm oder in Säcken zu 5–25 Kilogramm während des ganzen Jahres in verschiedenen Sorten, wobei die Vielfalt des Ursprungskontinents Südamerika lange nicht erreicht wird. Dabei wird je nach Saison sowohl regionale, inländische als auch Importware angeboten.

Der Pro-Kopf-Verbrauch lag 2002 in Deutschland bei 68,4 kg pro Jahr, davon 30 kg für Kartoffelerzeugnisse. 1992 betrug der Verbrauch noch 74,1 kg.

[Bearbeiten] Landwirtschaft

Diese als relativ anspruchslos geltende Ackerfrucht wird heute nicht mehr wie früher praktisch überall dort angebaut, wo sie auch gedeihen könnte. In der modernen mechanisierten Landwirtschaft wird auch die Kartoffel vorwiegend auf großen, zusammenhängenden, nicht allzu steilen Äckern angebaut, da die großen schweren Maschinen, die im Frühjahr Kartoffeln pflanzen, die Pflanzdämme später anhäufeln und im Herbst die Knollen aus der Erde ernten, auf kleinen, steilen, steinigen Bergparzellen nicht einzusetzen sind. Bei vielen Steinen im Boden können die Knollen bei maschineller Rodung stark beschädigt werden. Die Inkas bauten ihre Kartoffeln dort an, wo Mais nicht mehr wuchs, heute wachsen Mais und Kartoffeln im Mittelland und im Voralpengebiet nebeneinander.

Kartoffeln sind kälteempfindlich; sie dürfen erst gepflanzt werden, wenn im Frühjahr kein Frost mehr droht. Nicht aus Samen, sondern aus Pflanzkartoffeln/Saatkartoffel werden neue Pflanzen gezogen, daher können auch keine Sämaschinen verwendet werden, sondern es kommen sog. Kartoffellegemaschinen zum Einsatz. Nur zu Kreuzungszwecken werden die neuen Sorten aus Samen gezüchtet. Die aus der Knolle entstandene Tochterpflanze ist ein Klon, sie ist also mit der Mutter genetisch identisch. Ohne regelmäßigen Bezug von neuem Saat- bzw. Pflanzgut können Ernteausfälle die Folge der Ausbreitung von verschiedenen Virus- und Bakterienkrankheiten sein.

Schnellrestaurantketten lassen meist bestimmte, besonders geeignete Sorten anbauen, weil die daraus erzeugten Pommes Frites eine charakteristische Farbe und Größe haben sollen.

ausgetriebenes grünes Blattwerk der Kartoffel, giftig
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ausgetriebenes grünes Blattwerk der Kartoffel, giftig

Die Kartoffel ist im Unterschied zu ihrem Ruf nicht ganz pflegeleicht: Sie muss während ihrer Jugendentwicklung mehrmals von Unkraut befreit werden. Die Pflanze speichert Nährstoffe, die sie durch Photosynthese gewinnt, in der unterirdischen Knolle. Die Knollen dagegen dürfen kein Licht sehen, da sie sonst Chlorophyll bilden (grüne Farbe) und durch Synthese von Alkaloiden giftig, wie der gesamte grüne Teil der Pflanze, werden. Daher müssen hohe Dämme um das Knollennest gebildet werden. Was früher anstrengende Arbeit mit der Hacke war (daher auch der Name Hackfrucht), besorgen heute Maschinen.

Am Anfang fand in der Alten Welt die neue Frucht aus Übersee nur wenig Schädlinge und Krankheiten. Das änderte sich jedoch spätestens am Anfang des 18. Jahrhunderts gründlich: Die Fressfeinde und Kartoffelkrankheiten kamen wie die Knolle selbst aus Amerika. Noch in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts sah man in Mitteleuropa ganze Schulklassen den aus den USA stammenden Kartoffelkäfer von Hand sammeln.

Gegen Schädlinge, Pilze und auch gegen Unkraut werden Pflanzenschutzmitteln zur Sicherung des Ertrags eingesetzt.

[Bearbeiten] Düngung und Nährstoffbedarf

Die Düngungskosten verursachen bei der Kartoffelproduktion nur einen kleinen Anteil an den Gesamtkosten. Deshalb ist nicht nach einem Sparpotenzial zu suchen, vielmehr sollte auf eine auf Sorteneigenschaften, Produktionsbedingungen und Verwertrichtung abgestimmte und ausgeglichene Düngung geachtet werden.

Stickstoffdüngung: Stickstoff wird vor allem während der Ausbildung des Blattapparates benötigt und führt, sofern genügend vorhanden, zur Ertragssteigerung. Stickstoffmangel wirkt sich negativ auf den gesamten Stoffwechsel und Wachstum aus. Wird zuviel gedüngt, so bleiben die Bestände länger grün und zeigen eine verminderte Resistenz gegenüber Schaderregern. Zusätzlich haben unausgereifte Knollen eine geringere Schalenfestigkeit, niedrigere Trockensubstanz- und Stärkegehalte sowie höhere Gehalte an reduzierten Zuckern. Diese Knollen verlieren an Lagereignung und an positiven Kocheigenschaften. Auf einem durchschnittlichen Boden wird eine Düngung von 160 kg N/ha empfohlen.

Phosphordüngung: Phosphor ist entscheidend am Energiestoffwechsel der Pflanzen und am Aufbau von Eiweißstoffen und Kohlenhydraten beteiligt. Das Phosphat spielt eine Rolle in der Ertragsstabilisierung und beschleunigt die Abreife der Knollen. Die Widerstandfähigkeit und die Lagerfähigkeit steigt. Bei gut versorgten Böden wird im Kartoffelbau eine Aufwandmenge von 60 bis 90 kg P2O5/ha empfohlen.

Kaliumdüngung: Kalium spielt eine wichtige Rolle im Wasserhaushalt der Pflanzen. Gut mit Kalium versorgte Pflanzen überstehen Trockenperioden besser und weisen bei trockenwarmem Wetter eine bessere Nettoassimilation auf. Zudem fördert Kalium die Stärkesynthese, reduziert Schwarzfleckigkeitsneigung, Rohbreitverfärbung und Mehligkeit und erhöht die Lagerstabilität. Ein Überangebot senkt den Stärkegehalt, verändert die Kocheigenschaft (gekochte Kartoffeln bleiben fester) und führt zu Haltbarkeitsproblemen am Lager.

Magnesiumdüngung: Magnesium ist generell sehr wichtig für Pflanzen. Bei der Kartoffel wirkt sich ein Magnesiummangel negativ auf den Stärkegehalt aus. Im Gegensatz zu anderen Nährstoffen wird Magnesium von der Kartoffel verzögert aufgenommen. Auf mittelversorgten Böden kann mit einem durchschnittlichen Magnesiumbedarf von 40 bis 60 kg MgO/ha gerechnet werden. Vorzugsweise sollte dies über die mineralische Bodendüngung gedeckt werden.

Selendüngung: Steigende Selengaben führten zu signifikanten Selengehalten in den Kartoffelknollen. Verschiedenen Versuchen zufolge sind bereits Selengaben von 5 bis 10 g/ha ausreichend, um den von Ernährungswissenschaftlern geforderten Selen-Gehalt von 0,1 mg/kg TS zu erreichen. Über die Selendüngung führen steigende Selengehalte zu einem erhöhten Nährwert der Kartoffel. Dieser Zusatznutzen für die menschliche Ernährung kann bei der Vermarktung Mehrerlöse erzielen.

Zeitpunkt: Aufgrund der Pflanzenentwicklung empfehlen sich für gute Erträge zwei Zeitpunkte für eine Düngung: Zuerst nach der Pflanzung (Frühjahrsdüngung) und später wenn die Kartoffelpflanze den Boden bereits gut bedeckt (Herbstdüngung). Beim zweiten Zeitpunkt ist darauf zu achten, dass das Ausbringen von Nährstoffen vor der Bildung von Rhizomen erfolgt. Ansonsten verzögert sich der Entwicklungskreislauf der Pflanze und somit die Reife der Knollen.

Düngerart: Stickstoff lässt sich grundsätzlich in allen Formen ausbringen. Da der Bedarf der Kartoffelpflanze während der Entwicklung relativ konstant ist und Stickstoff leicht ausgewaschen wird, sind stabile Formen mit kontinuierlicher Abgabe zu bevorzugen. Phosphor ist hauptsächlich im Frühjahr, für die Wurzelbildung, in einer möglichst aufgeschlossenen und dadurch pflanzenverfügbaren Form nötig. Kalium braucht die Kartoffel sowohl für die Bildung von Blatt-, als auch von Wurzelmasse und ist somit sowohl in der Frühjahrs- als auch in der Herbstdüngung wichtig. Dabei sind chloridfreie Düngemittel zu bevorzugen. Organische Dünger verbessern die Bodeneigenschaften auf chemischer, phyikalischer und biologischer Ebene. Bei ihrer Anwendung ist jedoch speziell auf die Nährstoffbilanz und den Zeitpunkt zu achten. Mist zum Beispiel sollte nur im Vorjahr ausgebracht werden, Gülle mit einem geringen Stickstoffgehalt vor der Pflanzung.

Platzierung/Applikation: Düngemittel können oberflächlich breit ausgebracht werden (d.h. mechanisch grossflächig verteilbar). Eine weitere Methode ist die Unterfussdüngung, wo die Nährstoffe fünf Zentimeter unter oder neben der Pflanzknolle platziert werden.

Einfluss Düngung auf Kartoffelqualität: Mit der Düngung lässt sich die Qualität der Kartoffel(knolle) beeinflussen. Aufgrund der verschiedenen Verwertungsrichtungen mit völlig unterschiedlichen Qualitätsanforderungen und den verschiedenen Wirkungen von Pflanzennährstoffen, muss die Düngung nicht nur am Pflanzenbedarf, sondern auch nach der Verwertung (Frischkartoffeln, Veredelungskartoffeln, Stärkekartoffeln / Futterkartoffeln oder Pflanzkartoffeln) ausgerichtet werden. In der Regel stehen die technische Qualität sowie die Vermarktungsqualität im Vordergrund, weniger die biologische Qualität. Kriterien sind unter anderen Knollenform, Schalenfarbe, Lagerfähigkeit oder Inhaltsstoffe (z.B. Mindeststärkegehalt für Chips- und Pommes frites-Hersteller). Letztlich ist auch die Kochqualität entscheidend. Grundsätzlich erhöht eine Steigerung der Düngung die Knollenfrischmasse sowie das Knollengewicht und reduziert den Gehalt an Trockenmasse sowie Saccharose, die Lagerfähigkeit und Gewebefestigkeit. Bei zu geringer Düngung kann die Pflanze in eine Wachstumsdepression verfallen.

Die N-Düngung sollte bedarfsgerecht gesteuert werden, da dadurch die Acrylamidproblematik bei Speisekartoffeln begrenzt werden kann. Acrylamid wirkt toxisch und weist mutagene sowie karzinogene Eigenschaften bei hohen Dosen auf, deren Werte allerdings noch nicht genau bekannt sind. Törnqvist, Universität Stockholm, fand 2002 diesen Stoff in frittierten Lebensmitteln wie Pommes frites und Chips. Er entsteht in Kartoffelprodukten unter Temperatureinwirkung von > 120° C aus freien Aminosäuren und freien Zuckern sowie geringen Wassergehalten im Verarbeitungsprodukt. Für den Anbau bedeutet dies, die N-Düngung so bedarfsgerecht zu steuern, dass N-Überschüsse, die vermehrt zu freien Aminosäuren führen, auf ein niedriges Niveau zurückgehen. Es ist zu beachten, dass erhöhte Zuckergehalte nach Blattdüngungen zu vermehrt stärker verbräunten Chips führen. Eine ausreichende Ca-Versorgung reduziert die Acrylamidbildung, da die Gehalte an reduzierenden Zuckern sich so senken.

Speisekartoffeln benötigen eine niedrige bis mittlere N-Düngung sowie hohe P- und K-Düngungen.

Pflanzkartoffeln brauchen eine niedrige N-Düngung sowie hohe P- und K-Düngungen.

Stärkekartoffeln verlangen nach mittlerer N-Düngung sowie hoher P-Düngung und niedriger K-Düngung.

Quellen:

[Bearbeiten] Ernte

Heute werden im konventionellen Landbau auch zur Krautabtötung vor der Ernte entsprechende Pflanzenschutzmittel verwendet, damit die Knollen rechtzeitig vor dem Einsatz von Kartoffelerntemaschinen (sog. Kartoffelvollernter) abreifen, zum wirksamen Schutz vor Stößen und Krankheiten. Bei sog. alternativen bzw. ökologischen Anbaumethoden wird das Kartoffelkraut mechanisch mit entsprechenden Maschinen abgetötet.

Kartoffelpflug
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Kartoffelpflug

Ursprünglich erfolgte die Ernte von Kartoffeln mit einem Kartoffelpflug, einem speziellen Pflug, der nicht den Boden wendet, sondern den Damm, in dem sich die Knollen befindet nach beiden Seiten öffnet. Dieser Pflug wurde anfangs von Pferden gezogen, mit dem Aufkommen von Traktoren wurde auch dieser vor den Pflug gespannt. Ende des 19. Jahrhundert kamen Kartoffelroder auf, die die Kartoffeln aus dem Damm herauswarfen. Kartoffelroder für Traktoren wurden über die Zapfwelle angetrieben. Diese wurde dann von den ebenfalls über die Zapfwelle angetriebenen Kartoffelvollerntern abgelöst, bei denen das Aufsammeln der Kartoffeln komplett entfällt.

Man unterscheidet bei den Kartoffeln vier Reifegruppen von sehr frühen Sorten, die bereits im Juni auf den Markt kommen, bis zu sehr späten Sorten, die erst Ende September geerntet werden. Heute wird in Europa meistens mit großen Erntemaschinen geerntet. Dazu muss die Krautschicht chemisch oder mechanisch beseitigt werden, wenn sie noch nicht abgestorben ist. Der Mensch greift bei den komplexen Vollerntern nur noch kontrollierend ein. In einem zweiten Arbeitsgang werden die Früchte gründlich sortiert, was derzeit noch nicht ganz ohne Menschenhand und ohne das menschliche Auge möglich ist. Wichtig ist es dabei, alle angeschnittenen und verletzten Knollen und auch solche mit Fäulnisflecken oder Grünstellen zu entfernen.

[Bearbeiten] Alternative Anbaumethoden

Unter den großen Ackerbaukulturen gehört die Kartoffel neben Raps zu den Früchten, die am stärksten durch Krankheiten und Schädlinge heimgesucht werden. Daher wird im konventionellen Landbau bei diesen beiden Kulturpflanzen ein intensiver Pflanzenschutz betrieben. Auch im ökologischen Landbau wird bei der Kartoffel relativ intensiver Pflanzenschutz betrieben. Insektizide gegen Kartoffelkäfer werden durch biologische Mittel wie Bacillus thuringiensis (BTI) oder Extrakte des Niembaumes „ersetzt“, die Schäden durch die Kraut- und Knollenfäule werden durch vorbeugende Maßnahmen (Vorkeimen, Wahl von Sorten mit frühem Knollenansatz bzw. mit hoher Toleranz gegenüber der Krankheit) eingedämmt, einige Öko-Landwirte bekämpfen diese Pilzkrankheiten auch mit Kupferpräparaten. Solche „biologisch“ produzierten Kartoffeln bringen um ca. ein Drittel niedrigere Erträge, bei vergleichbarem Arbeitsaufwand. Dem stehen auf dem Markt etwa doppelte Verkaufspreise gegenüber, was bedeutet, dass der Mehraufwand für den Landwirt ertragsneutral bleibt. In der konventionellen Landwirtschaft werden auch gentechnisch veränderte Saaten angebaut, die einen veränderten Stoffwechsel bzw. eine erhöhte Stomatadichte aufweisen.

siehe auch Ökologische Pflanzenproduktion

[Bearbeiten] Pflanzkartoffeln

Pflanzkartoffeln, auch Saatkartoffeln genannt, werden in speziellen, staatlich kontrollierten Betrieben angebaut. Werden vom Landwirt die selbst produzierten Knollen als Pflanzgut verwendet, so steigt von Jahr zu Jahr die Verseuchung mit bestimmten Krankheiten an. Hier sind an erster Stelle bestimmte Viruskrankheiten zu nennen, die den sog. „Kartoffelabbau“ verursachen. Aber auch der Befall durch bestimmte Pilz- und Bakterienkrankheiten kann durch die wiederholte Verwendung eigenen Pflanzgutes steigen. Daher sollten die Landwirte in regelmäßigen Abständen neues, gesundes Pflanzgut beziehen.

[Bearbeiten] Ertrag

Der Ertrag schwankt stark aufgrund von Wetter, Bodenqualität, Düngung und eventuellem Schädlingsbefall. 2003 betrug der Durchschnittsertrag in Deutschland 35 Tonnen pro Hektar, 2002 hingegen 39 Tonnen pro Hektar (d.h. er lag bei bis zu ca. 4 kg pro Quadratmeter).

[Bearbeiten] Nachbarn in der Mischkultur

Pflanzen vertragen sich mit unterschiedlichen Nachbarn, die direkt angrenzend wachsen, unterschiedlich gut:

[Bearbeiten] Gute Nachbarn

[Bearbeiten] Schlechte Nachbarn

[Bearbeiten] Wichtige Krankheiten und Schädlinge (unvollständig)

[Bearbeiten] Pilzkrankheiten der Kartoffelpflanze

[Bearbeiten] Durch Bakterien hervorgerufene Kartoffelkrankheiten

[Bearbeiten] Durch Viren hervorgerufene Kartoffelkrankheiten

...

[Bearbeiten] Insekten (Insecta)

[Bearbeiten] Nematoden (Nematoda)

  • Gelbe Kartoffelzystennematode (Globodera rostochiensis)
  • Weiße Kartoffelzystennematode (Globodera pallida)

[Bearbeiten] Quellen:

[Bearbeiten] Lagerung

Kartoffeln müssen dunkel, trocken und kühl gelagert werden. Die traditionellen Kartoffelkeller werden heutigen Qualitätsansprüchen kaum noch gerecht. Die Lagerräume müssen oft klimatisiert werden, zusätzlich wird oft auch die Luftzusammensetzung künstlich beeinflusst, um vorzeitiges Austreiben zu verhindern. Ein Keimen der Kartoffelknolle findet nicht statt, weil dies nur bei Samen der Fall ist, bei Kartoffeln spricht man von austreiben. Außerhalb Großbritanniens, Deutschlands und Österreichs werden Kartoffeln oft und immer häufiger zusätzlich durch ionisierende Strahlung haltbar gemacht. Sie werden dabei aber nicht selbst radioaktiv. Allerdings verändern die meisten Lebensmittel bei nicht exakter Einhaltung der Bestrahlungsmenge ihre Eigenschaften so gründlich, dass umstritten ist, ob man von einer harmlosen Behandlung reden kann. Als bedenklich für den Verbraucher wird gesehen, dass es bis heute noch keine Deklarationspflicht für derart behandelte Lebensmittel gibt. Die ionisierende Strahlung ist in der Praxis nicht üblich. Die mechanische Kühlung findet immer mehr Eingang. Zur Keimhemmung wird Kümmelöl über Kaltnebelgeräte in den Belüftungstrom eingebracht und somit die Keimung im Lager verhindert.

Die Kartoffel enthält viel Wasser, braucht also relativ viel Raum, verträgt bei der Lagerung keinen Frost und keine Nässe. Gewaschene Kartoffeln sind nicht mehr lagerfähig. Auch sollte die Luft nicht zu trocken sein, sonst verliert die Frucht Gewicht und Form. Die ideale Lagertemperatur liegt je nach Verwendungszweck zwischen +4 und +10 Grad. Beträgt die Temperatur weniger als 7,5°, findet die Umwandlung von Stärke zu Zucker schneller statt als die Veratmung des Zuckers, was eine Ansammlung von Zucker zur Folge hat. Die Kartoffeln können nachher süßlich schmecken. Diese reduzierenden Zucker sind nicht hitzebestendig und karamelisieren beim Fritieren. Dadurch verfärben sich zu kalt gelagerte Fritten oder Chips beim fritieren. Die Stäbchen werden braun. Einzelne Boxen sind besser kontrollierbar als große Halden, sonst kann eine einzige faule Knolle Tonnen gesunder anstecken und vernichten. Moderne Wohnhauskeller sind meistens zu warm und zu trocken zur Lagerung von Kartoffeln über einen längeren Zeitraum. Die völlige Dunkelheit ist für die Kartoffellagerung ein sehr wichtiger Faktor, entwickeln doch die Knollen bereits unter geringem Lichteinfluss grüne Stellen, die Solanin – ein giftiges Alkaloid beinhalten. Diese grünen Stellen sollten vor dem menschlichen Verzehr sorgfältig entfernt werden, Solanin ist nicht hitzebeständig und zersetzt sich bei +70 grad.

Kartoffeln sollten nicht zusammen mit Äpfeln gelagert werden, denn Äpfel sondern das Reifegas Ethylen ab, welches die Kartoffeln schrumpeln lässt.

[Bearbeiten] Transport

Heute werden Konsumkartoffeln nicht mehr in Säcken, sondern in großen Standardboxen transportiert. Diese sind leichter mechanisch zu bewegen und die Knollen werden weniger verletzt. Industriekartoffeln werden hingegen lose als Schüttgut bewegt. Die Verteiler werden heute aus der ganzen Welt versorgt, billige Importe haben meist lange und teuere Lagerung ersetzt. In der Saison werden Kartoffeln jedoch meistens von umliegenden Bauernhöfen angeboten. Fast überall in Mitteleuropa ist es heute möglich, dort direkt einzukaufen.

[Bearbeiten] Verwendung

Weniger als ein Viertel der Kartoffelernte gelangt direkt zum menschlichen Verzehr. Ein Viertel wird zu Stärke und Alkohol verarbeitet, ca. vierzig Prozent landen im Futtertrog von Nutztieren, ca. zehn Prozent der Ernte werden als Saatkartoffeln wieder in die Erde versenkt.

Seit Ende des Zweiten Weltkrieges werden in Deutschland immer weniger Kartoffeln gegessen, der Verbrauch hat sich mehr als halbiert. Die Nahrungsmittelindustrie versucht immer mehr Fertiggerichte aus Kartoffeln auf den Markt zu bringen. Kartoffelchips, Pommes Frites, Kroketten, Fertig-Rösti und Trockenflocken werden zwar immer mehr konsumiert, als Beilage zum Fleisch werden jedoch auch häufig Alternativen wie Reis und Teigwaren gewählt, die noch leichter zuzubereiten sind.

[Bearbeiten] Tierfutter, Mastkartoffel

Billige Futterimporte, besonders von stärkereichen Futtermitteln, machen der Kartoffel auch als Viehfutter starke Konkurrenz.

Seit dem 19. Jahrhundert werden in Mitteleuropa die Schweine mehrheitlich nicht mehr auf die Weide getrieben sondern im Stall gehalten. Die früher von den Schweinen so geliebte Eichel und andere Waldfrüchte wurden zuerst vor allem durch die kostengünstigere Kartoffel ersetzt. Eine Ausnahme sind z.B. Schweine, die zur Herstellung von Spezialitäten wie dem Jamón Ibérico de Bellota gehalten werden. In den letzten Jahrzehnten werden immer mehr Mastmittel auf dem Weltmarkt eingekauft. Gegen die billigen Weltmarktpreise des häufig in Entwicklungsländern produzierten Sojas hat die im Inland angebaute Kartoffel einen schweren Stand.

[Bearbeiten] Kartoffelsorten

Weltweit gibt es rund 5.000 Kartoffelsorten. In Deutschland sind 206 Sorten vom Bundessortenamt zugelassen, wovon ca. 150 Sorten kommerziell genutzt werden. Man unterscheidet Früh- und Spätkartoffeln (Lagerkartoffel) sowie festkochende, vorwiegend festkochende und mehlige Sorten. Die Lebensmittelindustrie hat für ihre Zwecke eigene Sorten entwickeln lassen.

Verschiedene Kartoffelsorten
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Verschiedene Kartoffelsorten

Bekannte Kartoffelsorten in Deutschland sind insbesondere Hansa, Sieglinde, Agria, Nicola, Linda und Bintje. Weitere in größerem Umfang angebaute Sorten sind

  • festkochend: Belana, Cilena, Ditta, Filea, Kipfler, Linda, Nicola, Princess, Selma, Sieglinde, Vitelotte
  • vorwiegend festkochend: Agria, Arkula, Bolero, Colette, Christa, Désirée, Finka, Granola, Jelly, Laura, Leyla, Marabel, Quarta, Rosara, Saturna, Solara, Tizia, Bamberger Hörnchen
  • mehligkochend: Adretta, Afra, Bintje, blauer Schwede, Likaria

Die Kartoffelsorten sind in Deutschland beim Bundessortenamt in Hannover registriert und unterliegen für dreißig Jahre einem Sortenschutz. Dies bedeutet, dass bei Anbau Lizenzabgaben an den jeweiligen Züchter fällig werden können. Dadurch kann es zu Konflikten mit Anbietern kommen, etwa wenn etablierte Sorten nach Ablauf der Schutzfrist vom Markt genommen werden müssen - ein freier Verkauf ist nicht mehr erlaubt (siehe Kartoffelsorte Linda).

Die weltweit größte Gendatenbank unterhält mit ca. 100 wilden und 3.800 in den Anden traditionell kultivierten Kartoffelsorten das internationale Kartoffelinstitut mit Sitz in Lima, Peru.

[Bearbeiten] Inhaltsstoffe, Nährwert und ökotrophologische Besonderheiten

Gepellte/geschälte Kartoffeln enthalten:

Hochwertiges Eiweiß liefert die Kartoffel zwar in bescheidener, dafür umso wertvollerer Menge. Von allen pflanzlichen Eiweißlieferanten hat sie den höchsten Anteil an verwertbarem Eiweiß, das Kartoffeleiweiß verfügt also über eine hohe biologische Wertigkeit. Besonders reich ist das Knollengewächs an den Vitaminen B1, B2 und C.

100g Kartoffeln enthalten:
kcal kJoule Wasser Fett Kalium Calcium Magnesium Vitamin C
70 298 78 g 65 411 mg 6 mg 20 mg 17 mg

Quelle: Souci.Fachmann.Kraut 1994

100 Gramm frische Kartoffeln entsprechen einer Energiemenge von etwa 294 Kilojoule das entspricht 70 Kilokalorien.

Dass die Kartoffel dick machen soll, ist ein altes Vorurteil. Die Frucht besteht zum großen Teil aus Wasser. Kartoffelgerichte werden jedoch oft mit viel Fett zubereitet, das mit seinem hohen Kaloriengehalt die Gewichtszunahme bewirkt. Richtig zubereitet behält die Kartoffel ihre Vitamine und wichtige Spurenelemente, die ideale Kombination zu Milchprodukten oder Eiern. Kartoffeln haben einen relativ hohen glykämischen Index, jedoch bei einer kleinen Mahlzeit nur eine relativ gerine glykämische Last. Dennoch ist die Kartoffel in den Kohlenhydrat-armen Ernährungsformen (Logi-Methode, Atkins-Diät), ...) nicht oder nur in geringen Mengen vorhanden.

Als erste Babynahrung nach der Muttermilch ist Karotten- und Kartoffelbrei beliebt und bewährt.

Bei der Zubereitung sollen Anbraten und Frittieren mit Temperaturen über 180 °C vermieden werden, da dadurch krebserregendes und evtl. erbgutveränderndes Acrylamid entstehen kann.

Die Kartoffelschale enthält neben Ballaststoffen auch das Mineral Fluorit.

Die grünen Stellen und die um die Kartoffelaugen enthalten, ebenso wie die oberirdischen Teile der Pflanze, das Pflanzengift Solanin, ein Alkaloid, mit dem sich zahlreiche Pflanzen vor dem Fraß durch Feinde schützen. Es wird immer wieder davon abgeraten, Kartoffeln mit grünen Stellen zu verzehren, da das Solanin als krebserregend gilt.

[Bearbeiten] Zubereitung in Großküchen und Gastronomie

In der Gastronomie werden Kartoffeln meist vor dem Kochen maschinell geschält. Wenn sie dann längere Zeit an der Luft stehen, führt das zum Verlust der meisten Vitamine und Mineralstoffe. Dies führt oft zu der falschen Annahme, das geschälte Kartoffeln weniger Vitamine enthalten als Kartoffeln, die mit Schale gekocht und serviert werden.

Kartoffeln können auf unzählige Art und Weise zubereitet werden, auch im Mikrowellenherd werden sie in wenigen Minuten ohne Wassereinsatz gar.

Immer häufiger bedienen sich auch Großküchen industriell hergestellter Halbfabrikate, von der städtischen Volksküche bis zu gehobenen Restaurants. Die manuelle Zubereitung in der Küche ist bei der Verwendung frischer Kartoffeln häufig zu teuer, auch bei schlecht bezahlten Saisoniers. Auf der Speisekarte von Restaurants findet man deshalb frisch zubereitete Kartoffeln immer seltener; sie sind zu teuer geworden und haben gleichzeitig ihren Ruf als Nahrung der Armen und Rückständigen nicht verloren. In Form meist industriell hergestellter Pommes Frites werden Kartoffeln dagegen noch häufig gegessen, z.B. an Imbissbuden oder in Fastfood-Restaurants.

[Bearbeiten] Zubereitung im Haushalt

Eine der beliebtesten Zubereitungsarten der Kartoffeln ist das Garen in Salzwasser (Salzkartoffeln). Weitere Verwendung findet sie als Pellkartoffel, als Kartoffelsalat, als Bratkartoffel oder als Rösti.

In Deutschland wird die Kartoffel zunehmend in Form von Veredelungsprodukten verzehrt, z.B. Pommes Frites, Chips, Fertiggerichte. Hier noch eine kleine Auswahl von traditionellen Gerichten aus den „Tollen Knollen“ – die französischen Namen zeigen, wie edel die Kartoffel durchaus auch in der feinen Küche eingestuft werden kann:

Verschiedene Kartoffelgerichte
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Verschiedene Kartoffelgerichte
  • Annakartoffeln – pommes Anna
  • Bratkartoffelnpommes sautées
  • Französische (Brat)Kartoffeln – pommes rissolées
  • Herzogin-Kartoffeln – gratin dauphinois oder pommes duchesse
  • Kartoffelkrokettenpommes croquettes
  • Glacierte Kartoffeln – pommes glacées
  • Haushofkartoffeln – pommes à la maître d'hôtel
  • Kartoffelbrei, Stock, Püree – pommes en purée
  • Kartoffelgratinpommes au gratin
  • Kartoffelrösti, Berner Röstipommes à la bernoise
  • Ofenkartoffeln – pommes au four
  • Schlosskartoffeln - pommes château
  • Schnürsenkelkartoffeln – cordon de soulier
  • Streichhölzerkartoffeln – pommes allumettes
  • Suzette-Kartoffeln – pommes Suzette

Weitere traditionelle Kartoffelgerichte sind Kartoffelklöße, Kartoffelpuffer und Kartoffelsalat. Zum Beispiel im Westerwald beliebt sind die Döbbekuchen. Die englischen Chips, die in der Kombination mit frittiertem Fisch als Fish and Chips bekannt geworden sind, sind darüber hinaus ein beliebtes Gericht der englischen Küche. Kartoffeln eignen sich sogar zu Desserts. So werden in Sachsen aus Pellkartoffeln und Quark die Quarkkeulchen zubereitet.

Bei den heute stagnierenden Bevölkerungszahlen im überernährten Europa können wachsende Umsätze im Lebensmittelbereich nur durch zunehmende „Veredelung“ der gleichen Nahrungsmenge erreicht werden. Selbst die Fitness- und Schlankheitswellen können durch entsprechende Angebote ausgenutzt werden. Ein Kilogramm Kartoffel ist für ca. einen Euro erhältlich, die gleiche Menge eines Fertiggerichts kostet leicht zehnmal so viel. Verbessert durch Kochsalz, Fette, Konservierungsstoffe, Aromaverstärker, Farbstoffe und andere Zutaten, wie auf der Packung nachlesbar ist. Im Mikrowellenherd zu Hause lassen sich diese Produkte schnell in eine Mahlzeit umwandeln, ohne allerdings von den meisten Verbrauchern als kulinarisches Erlebnis empfunden zu werden.

[Bearbeiten] Industrieverwertung

Die Kartoffelstärke ist ein Ausgangsprodukt für viele Verwendungen, ob Stoffveredelung oder Papierherstellung, Medikamentenproduktion und vieles mehr. Doch wie auf anderen Gebieten, wird auch die Kartoffelstärke immer mehr durch die noch billigere Maisstärke verdrängt. Aus Kartoffeln lässt sich auch Alkohol brennen, den man vielleicht als Wodka konsumieren kann, in Mitteleuropa jedoch herrscht ein Überangebot an Obst und Wein, der bereits subventioniert zu Spiritus verarbeitet wird.

[Bearbeiten] Treibstoff aus Kartoffeln

Aus jeder organischen Substanz lässt sich technisch ein Alkoholderivat herstellen, mit dem man auch Verbrennungsmotoren betreiben könnte. So kann man theoretisch auch aus Kartoffeln oder Rüben Ethanol herstellen, wie es in Brasilien aus Zuckerrohr gemacht wird. Die Ökobilanz von solcherart erzeugtem Biotreibstoff ist derzeit umstritten. Kritiker bringen vor, dass ein Liter Biotreibstoff aus einheimischen Früchten mehr als anderthalb Liter Treibstoff als Energieeinsatz erfordert.

[Bearbeiten] Forschung, Genforschung

Wissenschaftliches Versuchsfeld mit Hybridpflanzen
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Wissenschaftliches Versuchsfeld mit Hybridpflanzen

Die Forschung versucht stets einerseits Sorten mit höheren Erträgen zu züchten, andererseits auch schädlings- und krankheitsresistente Sorten zu entwickeln, aber auch Sorten, die gegenüber Herbiziden zur Ausschaltung der Unkräuter resistenter sind. Die Lebensmittelindustrie, die Chips- und Pommes-frites-Hersteller und die Konservenindustrie, die auch für Großküchen immer mehr Halbfabrikate anbietet, sucht nach einer Kartoffel, die sich gut maschinell schälen lässt, die Augen sollen nicht zu tief liegen, die Form soll geometrisch genau für die Verarbeitungsmaschine angepasst sein. Auch die Genforschung kümmert sich sehr um die Kartoffel, bereits vor Jahren haben Greenpeace-Aktivisten vergebens gegen die ersten Freilandversuche von genmanipulierten Kartoffeln protestiert.

[Bearbeiten] Vorurteile gegenüber Kartoffeln

Bereits als fremdländische Rarität weckte die Kartoffel auch Furcht und Vorurteile; sicher haben sich aus Unkenntnis einige Menschen an den oberirdischen Pflanzenteilen den Magen verdorben, große Vergiftungen wird es wohl nicht gegeben haben, da kaum jemand zu viel von den bitteren Früchten gegessen haben dürfte. Im damaligen Europa waren die Menschen nicht gewohnt, Früchte aus dem Boden zu essen. Was aus dem Boden kam, hätte vom Teufel sein können. Im zwanzigsten Jahrhundert warnte selbst Rudolf Steiner die Mütter, sie sollen ihren Kindern diese Früchte der Finsternis nicht geben, denn die Kartoffel sei als Nachtschattengewächs unberechenbar. Wer grüne Kartoffeln gegessen hat, der hat sich leicht vergiftet. Bei Brennstoffmangel roh gegessene Kartoffeln waren sicher nicht gesund, weil die ungekochte Stärke nicht verdaut werden kann. Auch als Kartoffeln zur Hauptnahrung oder sogar zur einzigen Speise der armen Leute wurden, entstanden viele Vorurteile gegenüber der Armenkost. Und nicht zuletzt die Verwendung als Schweinefutter hat diese Frucht als nur wenig salonfähig deklariert – man wollte nicht dasselbe auf dem Teller haben wie die Sau im Trog. Bis heute leben solche Vorurteile weiter, nicht wenige Leute behaupten, dass sie vom Kartoffelessen Kopfschmerzen bekommen. Sofern dies tatsächlich auftritt, liegt die Ursache möglicherweise in einer Nahrungsmittelunverträglichkeit (Kartoffeln werden zum Beispiel gelegentlich als Histamin-Liberatoren erwähnt) oder in einem anderweitigen Stoffwechselproblem (insbesondere Kohlehydrate-Stoffwechsel).

[Bearbeiten] Regionale Namen

Es haben sich zahlreiche Regionalnamen für die Kartoffel entwickelt, darunter Arber, Ärpel, Bramburi (im Norden Niederösterreichs, vermutlich aus dem tschechischen von Lilek brambor abgeleitet), Erdapfel (Erdtoffel), Erdbirn, Flezbirn, Grübling, Grundbirn, Knulle (im Süden von Brandenburg), Krumbiir, Krumbeer, Nudel und Erpfel. In Franken verwendet man noch vereinzelt die Bezeichnung Potacken oder, näher an der Aussprache, Bodaggn. In Teilen von Rheinland-Pfalz und dem Saarland nennt man die Kartoffeln Grumbeere oder Grumbiere. Schon in der benachbarten Kurpfalz oder in Nordbaden kennt man den Begriff kaum, dafür westlich, wo es im Luxemburgischen Gromper heißt. In Trier wird Gromper aber eher als "Krumpa" ausgesprochen. Dafür wird in Schwaben das ähnliche Wort Grombiera verwendet. Im Salzburger Lungau sagt man Eachtling dazu. Auf Grund unterschiedlicher Dialektvarianten können die Namen bereits von Ort zu Ort wechseln: Ebbiera und im Nachbarort heißen die Kartoffeln schon: Eaberra.

Das Wort "Grumbier" (d.h. Erd-Birne) hat sich auch in den südslawischen Sprachen verbreitet: Im Bereich von Ex-Jugoslawien heißt die Kartoffel Krumpir. Im Russischen und Polnischen wurde dagegen "Kartoffel" als Fremdwort übernommen, wobei in Polen auch der Begriff "ziemniak" (Erdling) verbreitet ist.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • B. A[non]: Ueber die Kartoffelpflanze. Vortrag gehalten im Vereine zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse am 26. November 1879. Wien 1880.
  • Josef Buchinger: Der Bauer in der Kultur- und Wirtschaftsgeschichte Österreichs. Wien 1952.
  • [Präzeptor] Bolz: Ueber die Einführung der Kartoffeln in Europa und ihre Anpflanzung in Württemberg, 115 Jahre früher, als man seither annahm. In: Correspondenzblatt des Königlich Württembergischen Landwirthschaftlichen Vereines, Neue Folge, Bd. XXIX, Jg. 1845, 1. Bd. Stuttgart / Tübingen 1846, 1-21.
  • Wilhelm F. K. Fueß: Die Geschichte der Kartoffel. Dargestellt nach alten und neuen Quellen. Hg. vom Forschungsinstitut für Stärkefabrikation. Berlin 1938.
  • Burghart G. Häfele: Kulturgeschichtlich-volkskundliche Aspekte der Kartoffel und des Kartoffelanbaus in Vorarlberg. Diplomarbeit an der Universität Innsbruck / Studienzweig Europäische Ethnologie. Innsbruck Juli 2006.
  • Henry Hobhouse: Sechs Pflanzen verändern die Welt. Chinarinde, Zuckerrohr, Tee, Baumwolle, Kartoffel, Kokastrauch. Klett-Cotta, Hamburg 42001. ISBN 3-608-91024-7 (Geschichte aus komplett anderer Perspektive)
  • Wilhelm Kolbe: Kulturgeschichte der Kartoffel und ihrer Schaderreger. 2. Aufl. Burscheid 2000.
  • Bernhard Martin: Die Namengebung einiger aus Amerika eingeführter Kulturpflanzen in den deutschen Mundarten (Kartoffel, Topinambur, Mais, Tomate). Giessen 1963 (Beiträge zur deutschen Philologie. Hg. von L. E. Schmitt, Bd. 25).
  • Wolfgang Radtke, Walter Rieckmann, Fritz Brendler: Kartoffel. Krankheiten - Schädlinge - Unkräuter. Mann, Gelsenkirchen 2000. ISBN 3-7862-0113-7
  • Redcliffe N. Salaman: The History and Sozial Influence of the potato. Cambridge 1970 (Erstauflage 1949, rev. ed. Cambridge 1985).
  • Roman Sandgruber: Die Einführung der Kartoffeln in Österreich. Sozialgeschichtliche und volkskundliche Interpretation. In: Sozialer und kultureller Wandel in der ländlichen Welt des 18. Jahrhunderts. Wolfenbüttel 1982 (Ernst Hinrichs u. Günter Wiegelmann (Hgg.): Wolfenbütteler Forschungen 19), 163-194.
  • Peter Roger: Wie die Kartoffel im Kanton Zürich zum "Heiland der Armen" wurde. Ein Beitrag zur Sozialgeschichte der Kartoffel in der Schweiz. Dissertation an der Universität Zürich 1994. Zürich / Rohr 1996.
  • Larry Zuckerman: Die Geschichte der Kartoffel. Von den Anden bis in die Fritteuse. Berlin 2004 (Erstausgabe unter dem Titel The Potato. From the Andes in the sixteenth century to fish and chips. The story of how vegetable changed history. London 1999).

[Bearbeiten] Filme

  • Äpfel aus der Erde. Wie die Kartoffel nach Bayern kam. 45-minütige Dokumentation von Reinhard Stohn. Bayerischer Rundfunk / Studio Franken 2006.

[Bearbeiten] Weblinks

Commons: Kartoffel (1) – Bilder, Videos und/oder Audiodateien
Commons: Kartoffel (2) – Bilder, Videos und/oder Audiodateien
Wiktionary: Kartoffel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen
Wikibooks: Kochbuch, Gerichte mit Kartoffeln – Lern- und Lehrmaterialien
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