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Tanach

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Seite eines Targums, 11. Jhdt
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Der Tanach [תנ״ך] (auch: Tanakh oder Tenach; IPA: [taˈnax] oder [təˈnax]) ist die Heilige Schrift der Jüdischen Religion. Sein Kanon - auch Mikra oder Miqra, [מקרא] genannt - besteht aus 24 Büchern, die drei Hauptteilen zugeordnet sind: der Tora ("Weisung"), den Nevi'im ("Propheten") und den Ketuvim ("Schriften").

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Begriff

Das Akronym "Tanach" wird aus den Initialen der drei Hauptteile gebildet: Taw (ת), Nun (נ) und Kaph (ך). Diese Dreiteilung war schon in der Zeit des jüdischen Zweiten Tempels (530 v. Chr. bis 70 n. Chr.) üblich und wird auch in den Texten der rabbinischen Literatur dokumentiert. Trotzdem wurde der Tanach damals wegen seines Gebrauchs im Gottesdienst der Synagogen Mikra ("Lesung") genannt. Heute werden beide Bezeichnungen parallel verwendet, wobei „Mikra" einen höheren formalen Charakter hat.

[Bearbeiten] Geschichte

Der Tanach wurde anfangs in Althebräisch, der ersten bekannten alphabetischen Buchstabenschrift, verfasst. Vom 4. bis zum 2. vorchristlichen Jahrhundert wurde er in die neuere hebräische Quadratschrift, zum Teil auch in das Aramäische übertragen. Die aramäische Übersetzung heißt Targum.

Als erster Hauptteil entstand die Tora bis zum 6. vorchristlichen Jahrhundert. Sie besteht aus den fünf Büchern des Moses, auf Griechisch auch Pentateuch („Fünf-Schriftrollen-Behälter") genannt. Ihre Anfänge fallen mit den Ursprüngen des Judentums zusammen: Die ältesten Schichten der Erzväter- und Exodus-Erzählungen in ihr werden auf etwa 1000 v. Chr. datiert. Für die etwa 150 v. Chr. vom Jerusalemer Tempelkult abgefallenen Samaritaner bildete sie die einzige Heilige Schrift.

Ein Großteil des Tanach wurde bereits seit dem Exil in Babylonien als Heilige Schrift des Judentums kanonisiert: vor allem die Tora und die Propheten, aber auch ein Teil der später entstandenen Schriften. Um 250 v. Chr. wurde der Tanach in seiner damaligen Gestalt ins Griechische übersetzt und Septuaginta genannt. In dieser Form wurde der Tanach im ganzen Mittelmeerraum bekannt. Die hebräische und griechische Vorform wurde im Raum Palästinas jahrhundertelang als feste religiöse Schriftensammlung gebraucht. Sie war auch die Bibel Jesu von Nazaret und der Urchristen.

Nach der Niederlage des Simon Bar Kochba im letzten jüdischen Aufstandsversuch gegen das Römische Reich wurde der Tanach 135 n. Chr. endgültig kanonisiert. Dabei wurde das Buch Daniel aufgenommen. In seiner griechischen Übersetzung wurde der Tanach dann vom Christentum übernommen und dort etwa 180 als sogenanntes Altes Testament ebenfalls kanonisiert. Der jüdische und der christliche Kanon des Tanach unterscheiden sich nur geringfügig.

Bis etwa 1000 wurde der Tanach von den Masoreten vereinheitlicht. Auf ihren Kodices beruhten alle modernen „Urtext"-Ausgaben des Tanach, bis 1949 die Schriftfunde von Qumran einige Teile davon in einer auf 200 v. Chr. datierten Gestalt bekannt machten. Sie enthielten aber nur sehr wenige Abweichungen vom Masoretentext, so dass bei den über 1000jährigen Handabschriften eine große Disziplin und Texttreue angenommen werden muss.

Der hebräisch-aramäische Masoretentext wurde erst im Zeitalter der Renaissance und der Reformation wiederentdeckt und zur Grundlage der Bibelübersetzung Martin Luthers (1534). Der samaritanische Pentateuch wurde 1616 wiederentdeckt. Er wich in etwa 6000 Fällen meist nur orthografisch vom bis dahin bekannten Masoretentext ab, stimmte aber in einem Drittel dieser Fälle mit der Septuaginta überein.

Den Tanach ergänzt im Judentum eine lange mündliche und schriftliche Auslegungstradition (Halacha, Mischna). Ihre wichtigste Sammlung ist der Talmud, der dem Tanach bis zum 5. Jahrhundert als Heilige Schrift zur Seite gestellt wurde.

[Bearbeiten] Einteilung

Der Tanach setzt sich aus den Hauptteilen Tora, Nevi'im und Ketuvim zusammen:

  1. Tora, [תורה], bedeutet „Unterweisung" oder „Lehre", in einigen bestimmten umgrenzten Kontexten auch „Gesetz". Gedruckte und gebundene Ausgaben der Tora werden auch Chumasch [חומש] genannt, was kurz für „die Fünf" (Bücher Moses, also den Pentateuch) steht.
  2. Nevi'im, [נביאים], bedeutet „Propheten". Diese werden nochmals in „vordere" und „hintere" Propheten unterteilt.
  3. Ketuvim, [כתובים], (auch Chetuvim) bedeutet (heilige) „Schriften". Im anglo-amerikanischen Sprachraum ist daher auch das Akronym TaNaKh gebräuchlich.

Diese Dreiteilung spiegelt nach orthodox-jüdischem Glauben einen abnehmenden Grad an Inspiration wieder: Die Tora beruht demnach auf direkter Zwiesprache des Mose mit Gott, die Nevi'im beruhen auf Prophetie, also durch Gott gesandte Träume und Visionen, die Ketuvim beruhen auf indirekter Beeinflussung der menschlichen Autoren durch den Heiligen Geist.

[Bearbeiten] Die Bücher des Tanach

Hauptartikel: Biblischer Kanon

Nach der jüdischen Tradition setzt sich der Tanach aus 24 Büchern zusammen. Die Tora hat 5 Bücher, Nevi'im beinhalten 8 Bücher und die Ketuvim beinhalten 11 Bücher.

Der hauptsächlich hebräische originale Text der Bücher des Tanach bestand nur aus Konsonanten zusammen mit einigen inkonsistent (=uneinheitlich) gebrauchten Buchstaben, die als Interpunktionszeichen dienten, den matres lectionis. Im sehr frühen Mittelalter codifizierten jüdische Schriftgelehrte, die Masoreten, die mündliche Tradition der Lesung des Tanach indem sie zwei wesentliche Interpunktionszeichenarten einführten:

  1. Nikud (hebr. נִקּוּד), das ist ein System von Punktierungen oder Vokalzeichen, das zur Darstellung von Vokalen in der hebräischen Schriftsprache dient, und
  2. Kantillation (hebr. ta`amei ha-mikra oder kurz te`amim; Jiddisch trope, was im Englischen gebräuchlich ist) bezeichnet spezielle Interpunktions-Zeichen, welche die Buchstaben und Vokalzeichen ergänzen. Einige dieser Zeichen wurden auch in den mittelalterlichen Handschriften der Mischna benutzt.

[Bearbeiten] Tora

Die Tora besteht aus 5 einzelnen Büchern , die im Hebräischen nach den ersten Worten des Textes benannt sind:

Bereschit (בְּרֵאשִית) (Im Anfang schuf ...)
Schemot (שְמוֹת) (Dies sind die Namen ...)
Wajikra (וַיִּקְרָא) (Und es rief JHWH ...)
Bemidbar (בְּמִּדְבַּר) (Und es redete JHWH in der Wüste ...)
Dewarim|Devarim (דְּבָרִים) (Dies sind die Worte ...)

Aus der Tora wird in der Synagoge im Gottesdienst am Sabbat (Samstag), Montag und Donnerstag vorgelesen.

[Bearbeiten] Nevi'im

Die Nevi'im, die Prophetenbücher, entstanden nach der Tora, etwa in den Jahren 750 v. Chr. bis 500 v. Chr.. Sie werden in die frühen Propheten (Josua, Richter, Samuel, Könige), die eine frühe Geschichte des Volkes Israel darstellen, und die späten Propheten unterteilt.

Die späten Propheten umfassen Jesaja, Jeremia, Ezechiel (in drei Büchern) sowie die 12 kleinen Propheten (Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zefanja, Haggai, Sacharja, Maleachi) in einem Buch.

Aus den Prophetenbüchern wird am Sabbat (Samstag) sowie an besonderen Feiertagen gelesen (siehe hierzu Haftara).

[Bearbeiten] Ketuvim

Die Ketuvim entstanden nach jüdischer Tradition in der Zeit des Babylonischen Exils. Sie werden in die poetischen Schriften (Psalmen, Buch der Sprichwörter, Ijob), die 'fünf Rollen' (Hoheslied, Rut, Klagelieder, Kohelet, Ester) und die geschichtlichen Schriften (Daniel, Esra, Nehemia, Chronik) unterteilt.

[Bearbeiten] Inhalte

Der Tanach erzählt die Geschichte der Schöpfung und des Volkes Israel unter JHWHs gnädiger Führung über einen Zeitraum von etwa 1300 Jahren. Er enthält verschiedenste Traditionen der einzelnen Stämme von Halbnomaden, die sich um den Glauben an den Gott JHWH im Raum des heutigen Palästina zu einem Volk vereinten. Dazu gehören Ortsätiologien, Kultsagen, Erinnerungen an Siege und Niederlagen aller Art und Gebotssammlungen. Sie wurden von verschiedenen Autoren redaktionell zu einer Gesamtgeschichte Israels verbunden.

Ein Teil dieser Gebote spiegelt längst vergangene vor-antike Lebensverhältnisse, die bis ins Einzelne geregelt waren. Wesentliche Kernbestandteile der jüdischen Tora sind jedoch in das kulturelle Erbe der Neuzeit eingegangen: Dazu gehören vor allem der Dekalog und die Menschenwürde jedes Einzelnen. Sie wird im Tanach mit der Befreiung Israels aus der in der Antike allgemein üblichen Sklaverei, die als Erwählung eines Volkes zum Segen für alle Völker verstanden wird, und der Gottebenbildlichkeit des Menschen begründet.

Einige Schichten des Tanach spiegeln andere als die jahwistische Tradition: Beim Einsickern der Halbnomaden-Stämme in das Kulturland Kanaan brachte jeder Stamm seinen Sippengott mit. Diese wurden erst miteinander, dann mit der Gotteserfahrung der Hebräer aus dem Raum Ägyptens und der Sinaihalbinsel verschmolzen (Ex 3). Sie wurden zum Teil auch zusammen mit Gottheiten der Kanaanäer verehrt (Synkretismus). Während etwa die Schöpfergottheit des kanaanäischen Pantheons El problemlos mit JHWH identifiziert werden konnte (Gen 14,17f), wurden Fruchtbarkeits- und Astralgötter wie Baal, Astarte, Marduk u.a. als der eigenen Glaubensidentität fremd abgestoßen. Die einheitsstiftende Rolle des 1. Gebots - der sogenannte Monotheismus - setzte sich erst allmählich in Israel durch.

[Bearbeiten] Vergleich mit dem Alten Testament

Im Christentum wird der Tanach als „Altes Testament" (AT) im Gegenüber zum Neuen Testament (NT) bezeichnet. Auch die Bücher des AT werden in drei Hauptteile eingeteilt: „Geschichtsbücher" (1. Mose bis Buch Esther), „Dichtung" (Hiob, Psalmen, Sprüche Salomos, Prediger, Hoheslied) und „Propheten".

Das AT enthält einige Bücher mehr als der Tanach, wobei sich Umfang, Zuordnung und Reihenfolge der Bücher je nach christlicher Konfession unterscheiden. Hauptunterschied ist die Stellung der Propheten, die im Tanach nach der Tora stehen, im AT erst am Ende nach den übrigen Schriften. Zudem gehören im Tanach auch solche Bücher zu den Propheten, die im AT als Geschichtsbücher gelten. Darin zeigt sich bereits das unterschiedliche inhaltliche Verständnis der Heiligen Schriften im Judentum und Christentum: Für Juden ist die Geschichtserinnerung zugleich aktuelle Zukunftsverheißung.

Die Tora eröffnet die Bibel in beiden Religionen. Im AT bildet sie aber keine eigene Gruppe, sondern steht mit den Büchern Josua, Richter, Samuel, Könige, Ruth, Chronik, Esra, Nehemia und Ester in einer Reihe. Damit wird der in der Tora geoffenbarte Wille Gottes in gewisser Weise zu einer Erinnerung an vergangene Geschichte. Auch die übrigen Schriften (Ketubim) sind anders zugeordnet. In der Reihenfolge der sogenannten „hinteren" Propheten (Nevi'im) stimmen beide Versionen überein.

Die katholische Kirche zählt zu den Geschichtsbüchern noch die Bücher Tobit und Judith, die nicht Teil des Tanach sind.

Im Christentum werden die fünf Bücher Mose also hauptsächlich als geschichtliche Zeugnisse des Volkes Israel gelesen und weniger als aktuelle Lehre oder Unterweisung, abgesehen von den Zehn Geboten, frühen Verheißungen an die Erzväter und messianischen Weissagungen der Propheten Israels. Die christlichen Kirchenväter, die einerseits die Aufnahme des AT in den christlichen Bibelkanon durchsetzten, deuteten andererseits viele prophetische Verheißungen, Psalmgebete und Schöpfungserzählungen entgegen ihrem Eigensinn allegorisch oder typologisch, um auf das Kommen Christi hinzuweisen.

Die Bezeichnung „Altes Testament" geht auf die Rede vom „Alten" und „Neuen" Bund im Hebräerbrief zurück. Sie wurde oft irrtümlich als Ablösung des Bundes Gottes mit Israel durch das neue Gottesvolk, die Kirche, aufgefasst, so dass „alt" als „veraltet" oder „überholt" gedeutet wurde. Damit war die theologische „Enteignung" des Judentums in der Substitutionstheologie verbunden.

Um diese traditionelle Abwertung zu vermeiden, nennen heute manche Christen, Theologen und Kirchen den Tanach bzw. das AT heute Hebräische Bibel, Erstes Testament oder Hebräische Schriften. Damit grenzen sie sich vom christlichen Antijudaismus ab und betonen die gemeinsame Grundlage beider Religionen. Denn auch das NT verkündet den „Neuen Bund" als endgültige Bekräftigung des ersten Bundes Gottes mit seinem Volk Israel (Röm 11,2). An dieser lebendigen Beziehung des einen Gottes zu seinem erwählten Volk halten bekennende Juden und Christen gerade heute, nach der Erfahrung des Holocaust, gemeinsam fest.

[Bearbeiten] Literatur

  • Erich Zenger (Hrsg.): Einleitung in das Alte Testament. Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/Köln 1995, S.21-32. ISBN 3170120379
  • Erich Zenger: Das Erste Testament. Die jüdische Bibel und die Christen. Patmos, Düsseldorf 1998. ISBN 3491690161
  • Hanna Liss, Annette M. Böckler, Bruno Landthaler: Tanach - Lehrbuch der jüdischen Bibel. Winter, Heidelberg 2005. ISBN 3-8253-5116-5

[Bearbeiten] Weblinks

Commons: Tanach – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

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