Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Reinhard II. (Hanau) - Wikipedia

Reinhard II. (Hanau)

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Reinhard II. (* ca. 1369; † 26. Juni 1451 in Hanau), Herr, seit 1429 Graf, von Hanau war einer der bedeutendsten Vertreter seines Hauses.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Jugend

Der genaue Geburtstag und sogar das Geburtsjahr von Reinhard II. sind unbekannt, weil aus mittelalterlicher Sicht das Todesdatum wegen der Gedächtnismessen viel wichtiger war als der Geburtstag.

Er war der zweite Sohn von Ulrich IV. von Hanau (* 1330/40; † September oder Oktober 1380) und der Gräfin Elisabeth von Wertheim (* 1347; † 1378). In der Familie der Herren von Hanau bestand Primogenitur, ausdrücklich noch einmal formuliert in dem „Primogeniturstatut“ von 1375. Danach durfte immer nur der älteste Sohn die Regierung antreten und auch heiraten. Als zweiter Sohn war Reinhard II. vielleicht ursprünglich für eine geistliche Karriere vorgesehen. Eine dafür geeignete Ausbildung hat er erhalten: 1387 ist er als Student an der Universität in Bologna nachgewiesen. Eine geistliche Laufbahn wurde aber schon bald aufgegeben, denn 1391 schließen Ulrich V. und sein Bruder, Reinhard (II.), einen Vertrag, mit dem sein Unterhalt aus weltlichen Renten sichergestellt wird. Spätestens zu diesem Zeitpunkt verzichtet die Familie auf eine geistliche Karriere Reinhards (II.). Dies ist auch dadurch bedingt, dass die Ehe Ulrichs V. ohne Söhne bleibt und Reinhard (II.) quasi als „Reserve-Erbe“ erhalten werden soll. In dem Vertrag werden ihm 400 fl. und Anteile an den Hanauer Ämtern Partenstein, Rieneck, Bieber und Haßlau zugesprochen.

Hier geschieht es zum ersten Mal in der Familie derer von Hanau, dass jüngere Söhne nicht in den geistlichen Stand treten – ein im Mittelalter völlig übliches Verfahren. 1398 wird der Vertrag unter Einbeziehung des jüngeren Bruders Johann bestätigt. Es war inzwischen zu handfestem Streit mit tätlichen Auseinandersetzungen gekommen.

Stammbaum Graf Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg
Urgroßeltern

Ulrich II. (Hanau) (* 1280; † 1346)

Agnes v. Hohenlohe (* vor 1295; † 1343)

Graf Gerlach v. Nassau (* 1283; † 1361)

Landgräfin Agnes v. Hessen (* ?; † 1371)

Graf Rudolf III. v. Wertheim (* 1302; † 1355)

Elisabeth v. Breuberg (* ?; † 1358)

Burggraf Friedrich IV. v. Hohenzollern (* 1287; † 1332)

Margarete v. Kärnten (* ?; † n. 1348)

Großeltern

Ulrich III. (Hanau) (* ca. 1310; † 1369/70)

Gräfin Adelheid v. Nassau (* ?; † 1344)

Graf Eberhard I. v. Wertheim (* ?; † 1373)

Burggräfin Katharina v. Hohenzollern (* ?; † n. 1369)

Eltern

Ulrich IV. (Hanau) (* 1330/40; † 1380)

Gräfin Elisabeth v. Wertheim (* 1347; † 1378)

Reinhard II. (Hanau)

Zur Familie vgl. Hauptartikel: Herren und Grafen von Hanau

[Bearbeiten] Regierungsantritt

[Bearbeiten] Voraussetzungen

Unmittelbarer Erbe Ulrichs IV. von Hanau, war der ältere Bruder Reinhards II., Ulrich V. Dieser regierte die Grafschaft Hanau seit 1380 formal (es bestand eine Vormundschaft wegen seiner Minderjährigkeit) und ab etwa 1388 in eigener Person. Er blieb allerdings ohne männliche Erben. Da aufgrund des „Primogeniturstatuts“ immer nur der älteste Sohn heiraten durfte, bedrohte dies den Fortbestand der Familie. Ausgleich sollte hier zunächst der erwähnte Familienvertrag von 1391 schaffen. Er sah auch vor, dass Reinhard (II.) nach zehn Jahren sollte heiraten können, wenn Ulrich V. keine männlichen Erben zeugte. Diese Frist ist 1401 abgelaufen. Seit etwa 1395 ist eine Koalition aus Reinhard II. und seinem Bruder Johann festzustellen, die unabhängig und getrennt von Ulrich V. auftreten und zum Teil eine gegen ihn gerichtete Politik verfolgen. Es kam zu offenem Streit, der erstmals mit einem Vergleich im Jahr 1398 beigelegt werden musste. Gleichwohl kam es weiter zu Auseinandersetzungen bis hin zur Fehde.

Weiter lässt sich seit 1394, verstärkt seit 1396 nachweisen, dass Ulrich V. in ökonomische Schwierigkeiten geriet. Das reichte schließlich bis zu einer Verpfändung der beiden Städte Hanau und Babenhausen an den politischen Konkurrenten und Nachbarn, den Erzbischof Johann II. von Mainz, der faktisch zum Mitregenten in der Herrschaft Hanau wurde. Andererseits ist zu berücksichtigen, dass Ulrich V. und seine Brüder Neffen zweiten Grades des Mainzer Erzbischofs waren – es blieb also alles in der Familie.

[Bearbeiten] Staatsstreich von 1404

Ab 1400, verstärkt ab 1402, scheinen sich Reinhard (II.) und sein Bruder Johann politisch dem Erzbischof Johann II. von Mainz genähert zu haben, der schließlich in dem innerfamiliären Streit in Hanau die Fronten wechselte und Ulrich V. fallen ließ. So kommt es im Jahr 1404 zu einer stufenweisen Entmachtung Ulrichs V., bis Reinhard II. und sein jüngerer Bruder Johann den älteren Bruder am 26. November 1404 zur Abdankung zwangen.

Reinhard II. und Johann regierten zunächst gemeinsam, Reinhard II. später alleine, nachdem Johann 1411 gestorben war.

[Bearbeiten] Heirat und Kinder

Reinhard II. konnte nun heiraten. Er tat dies und war seit dem 18. Januar 1407 mit Katharina von Nassau-Beilstein († 6. September 1459) verheiratet. Aus dieser Ehe gingen hervor:

  1. Katharina (* 25. Januar 1408; † 25. September 1460), verheiratet: 1.) 1421 mit Graf Thomas II. von Rieneck (* vor 1408: † 8. Februar 1431), 2.) 1432/34 mit Graf Wilhelm II. von Henneberg-Schleusingen (* 14. März 1415; † 8. Januar 1444 [[Jagdunfall])
  2. Anna (* 15. Juni 1409; † ?), nach 1439 Äbtissin des Klosters Patershausen
  3. Margarethe (* 1411; † 29. April 1441), verheiratet 1440 mit Gottfried VIII. von Eppstein († 1466)
  4. Reinhard III. von Hanau (* 22. April 1412; † 20. April 1452), folgt seinem Vater 1451 in der Regierung der Grafschaft Hanau
  5. Elisabeth (* 1416; † 20. Februar 1446), verheiratet mit Wild- und Rheingraf Johann IV. von Dhaun
  6. Philipp I. von Hanau-Lichtenberg (* 8. November 1417 in Windecken; † 3. März 1480 in Ingweiler), Begründer der Linie Hanau-Lichtenberg (1458)

[Bearbeiten] Regierung

Herausragendes dynastisches Ereignis der Regierungszeit Reinhard II. ist die Erhebung in den Reichsgrafenstand am 11. Dezember 1429 durch König Sigismund.

Seit dem Jahr 1400 ist Reinhard II. in Reichsangelegenheiten tätig. Die Urkunde, die die Absetzung des König Königs Wenzel bezeugt, hat er mit unterzeichnet, bei der Wahl König Sigismunds 1411 ist er anwesend, bei der Wahl König Albrechts II. 1438 und der Friedrichs III. 1442 tritt er als Zeuge auf. 1401 erhalten er und sein Bruder Johann die Aufforderung am Römerzug teilzunehmen. 1414 besucht er das Konstanzer Konzil.

Immer wieder war Reinhard II. in Fehden mit Adeligen aus der Umgebung verwickelt. 1405 beteiligt er sich an einer Aktion König Ruprechts I. gegen Raubritter im Bereich der Wetterau, gegen die Burgen Rückingen, Höchst (bei Lindheim), Mömbris, Wasserlos, Hüttengesäß, Karben und Hauenstein. Aber er beteiligte sich auch an regionalen Landfrieden, also Abmachungen über die friedliche, gerichtliche Beilegung von Streitigkeiten, die Fehden verhindern sollten. So 1434 zwischen Mainz, Eppstein, Isenburg-Büdingen und Rieneck. In der Grafschaft Rieneck war er auch kurzfristig als Vormund aktiv.

Seine lange Regierungszeit ist geprägt durch einen Aufschwung der Herrschaft und späteren Grafschaft in vielen Bereichen. Das kommt zum Beispiel darin zum Ausdruck, dass die Aussteuer seiner Töchter umso höher wird, je später sie heiraten. Es finden Reformen der Verwaltung und des Gerichtswesens statt. 1434 wird die Grafschaft Hanau durch Privileg des Kaisers von aller fremden Gerichtsbarkeit befreit. Das Kirchen- und Schulwesen wird gefördert. Die Regierungszeit Reinhard II. stellt für Hanau den Beginn des erfolgreichen Übergangs vom Spätmittelalter zur Neuzeit dar, den Beginn des Übergangs zum modernen Territorialstaat.

Auch territoriale Expansion ist zu verzeichnen: 1434 erhält er das Amt Bornheimerberg zu Lehen, das er vorher als Pfand des Reiches inne hatte, 1435 erwirbt Reinhard II. die Hälfte der Reichspfandschaft Gelnhausen (die andere Hälfte hat die Kurpfalz inne), 1446 einen Anteil an der falkensteinischen Erbschaft und weiterer Erwerb ist zu verzeichnen.

Innerhalb seiner Herrschaft und späteren Grafschaft verschob sich der Schwerpunkt örtlich nach Hanau – auch wenn das immer wieder kolportierte Gerücht, die Residenz sei von Windecken nach Hanau verlegt worden, in dieser Stringenz nicht zutrifft. Ein „offizieller“ Akt der Verlegung – in älterer Literatur für das Jahr 1436 angegeben – ist nicht nachzuweisen. Die Stadt Hanau wächst. Es kommt zu einer Stadterweiterung im Bereich der heutigen Hospitalstraße. Reinhard II. lässt die spätgotische Marienkirche, eine der Maria Magdalena geweihten Stiftskirche in Hanau, dreischiffig erweitern. Er erhöht die Zahl der Altaristen in der Kirche und der Stiftungen, die diese unterhalten. Unter ihm wird sie zur Pfarrkirche.

[Bearbeiten] Verhältnis zum Erzbistum Mainz

In der Regierungszeit Ulrichs V. war Hanau in immer größere Abhängigkeit vom Erzbischof in Mainz geraten. Der Erzbischof von Mainz spricht so z.B. von „seiner“ Stadt Hanau, hat also offenbar – eventuell durch eine Verpfändung – die Herrschaft über die Stadt erlangt. Reinhard II. versucht in den Anfangsjahren erfolgreich, diese Abhängigkeit wieder rückgängig zu machen.

Der Höhepunkt dieser Entwicklung war erreicht, als es Reinhard II. nach dem Tod des Erzbischofs 1419 gelang, die Herrschaft über die Städte Hanau und Babenhausen unumschränkt zurück zu gewinnen. Die dramatisch-anekdotenhafte Ausschmückung dieser Aktion in Hanau und der angeblich damit verbundenen Entstehung des Brauchs, dass die Herrschaft dort in der Altstadt für Jahrhunderte den Martiniwein ausschenken ließ, entspricht in dieser Form aber nicht den historischen Tatsachen.

Die Mainzer Expansionspolitik ist auf dem der Stadt Hanau gegenüber liegenden Mainufer erfolgreicher: 1425 kann der Erzbischof das Amt Steinheim (Amt) von Eppstein kaufen. Die Mainzer Bedrohung bleibt für die Grafschaft Hanau also erhalten.

[Bearbeiten] Tod

Reinhard II. starb am 26. Juni 1451 und wurde in der Marienkirche als erster des Hauses Hanau beigesetzt, wo seine Grabplatte erhalten ist. Alle seine Vorfahren waren im Kloster Arnsburg begraben.

[Bearbeiten] Literatur

  • Reinhard Dietrich, Die Landesverfassung in dem Hanauischen = Hanauer Geschichtsblätter 34, Hanau 1996. ISBN: 3-9801933-6-5
  • Reinhard Dietrich, Die Abdankung Ulrichs V. von Hanau – Ursachen und Folgen, in: Hanauer Geschichtsblätter 31, Hanau 1993.
  • Reinhard Suchier, Genealogie des Hanauer Grafenhauses, in: Festschrift des Hanauer Geschichtsvereins zu seiner fünfzigjährigen Jubelfeier am 27. August 1894, Hanau 1894.
  • Ernst J. Zimmermann, Hanau Stadt und Land, 3. Auflage, Hanau 1919, ND 1978.

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