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Obervorschütz

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Ansicht von Obervorschütz im Herbst 2005
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Ansicht von Obervorschütz im Herbst 2005

Obervorschütz ist der südlichste Ortsteil der nordhessischen Kleinstadt Gudensberg im Schwalm-Eder-Kreis. Das typisch nordhessische Haufendorf liegt am Emsbach im historischen Chattengau, wurde im Zuge der hessischen Gebiets- und Verwaltungsreform am 1. Februar 1971 Stadtteil von Gudensberg, und hatte 2005 1.400 Einwohner. Die Fluglinie Gelb 9 führt über Obervorschütz.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Topographie

Obervorschütz vom Süden
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Obervorschütz vom Süden

An der evangelischen Kirche hat der Ort eine Höhe von 170 m ü. NN. Die geografischen Daten an der Kirche sind 51° 13' 0" N 9° 35' 0" E .

Die charakteristische Basaltkuppenlandschaft hat vulkanischen Ursprung. Zu diesen Basaltkuppen gehören in Obervorschütz der Nacken mit dem Denkmal des Kaisers Wilhelm I. im Norden und die Kuppe des Judenfriedhofs im Westen. Der Nacken ist eine geologische Besonderheit, da er durch waagerechten Basaltsäulenverlauf charakterisiert ist. Der fruchtbare tiefbraune Lößboden, der sich an den Wind abgewandten Seiten angesammelt hat, liegt auf einer Tonschicht. Der Lößboden hat sehr hohe landwirtschaftlichen Bodenwerte, und die gesamte Gegend zwischen Gudensberg und Fritzlar wird volkstümlich Hessenlands Krone genannt (Dorla, Werkel, Lohne -- Hessenlandes Krone). Die Tonschicht ist mit Gipskristallen und geringen Mengen Eisenerz durchsetzt. Oberhalb des jüdischen Friedhofs liegt eine heute ungenutzte und renaturisierte Lehmgrube, deren Erzeugnisse zur Ausfachung beim Fachwerkhausbau benutzt wurden.

Erdschichten in Obervorschütz
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Erdschichten in Obervorschütz

Das Quellgebiet des Flutgrabens, der westlich von Obervorschütz in die Ems mündet, ist besonders wasserreich und wurde früher zur Trinkwassergewinnung genutzt. Dort befindet sich noch immer eine heute ungenutzte Wassergewinnungsanlage. Eine Quelle mit erheblich geringerer Ausschüttung, die „Waals Quelle“, liegt westlich von Obervorschütz. Im ehemaligen Pfarrgarten südlich von Obervorschütz liegt der kleine Tümpel „Paars Dich“ (Pfarrersteich) in einem kleinen Waldstück. Noch heute erinnern Straßennamen an diesen Wasserreichtum, der vermutlich auch ausschlaggebend für die frühe Besiedlung war. Der Straßenname Hohe Litt wird hergeleitet aus dem Verb leiten im Sinne von Wasser umleiten. Heute ist Obervorschütz an ein öffentliches Wasserversorgungsnetz angeschlossen und der Wasserreichtum hat nur noch einen untergeordneten wirtschaftliche Stellenwert.

In Mattäus Merians Topograhia Germaniae von 1646 heißt es von dem Amt Gudensberg über die Dorfschaft Obervorschütz:

Das Ampt bestehe in mehr als etlich und zwanzig Dorffschafften unnd ist weit umbfangen ; aber in den leydigen Kriegswesen mehrentheils abgebrannt worden. Hat sonst überauß stattliche Dorffschafften gehabt: unnd begreifft allenthalben grosse weite ebene sehr fruchtbare Felder, wenig Gebürg , aber viel unterschiedene spitzige Hügel, daran dickes Gebüsche unnd Steinfelsen so ihre underschiedene Namen haben hat auch wenig Wildbahnen.

[Bearbeiten] Flora und Fauna

[Bearbeiten] Flora

Obervorschütz liegt in der gemäßigten mitteleuropäischen Klimazone. Die Ems ist umsäumt von Erlen, Weiden und Pappeln. Die Hecken bestehen aus Hagebuttensträuchern, Holunderbüschen, Weißdorn, Schlehe und Faulbäumen.

[Bearbeiten] Fauna

Im Frühjahr und Herbst ziehen Kraniche über Obervorschütz. Grünspechte, Rauchschwalben und Mehlschwalben sammeln sich im Spätsommer an der Ems (Hessen) um nach Afrika zu ziehen. Ein Kuckuck verbringt den Sommer an der Ems. Die Populationen von Spatzen und Meisen sind merklich zurückgegangen. Größter einheimischer Jäger ist der Rotfuchs. Es gibt darüber hinaus noch Steinmarder und Wiesel. Am Nacken findet man einen kleinen Bestand von den Dachsen. Hasen und Kaninchen bevölkern die Hecken. In den Scheunen leben Fledermäuse und Schleiereulen.

[Bearbeiten] Geschichte

Das Gebiet dürfte bereits schon zur Zeit der frühesten bäuerlichen Kultur um 3000 v. Chr. besiedelt gewesen sein. Dies belegt der prähistorische Fund eines Steinbeils, das heute im Fritzlarer Geschichts- und Heimatmuseum im Hochzeithaus aufbewahrt wird. Zumindest hielten sich vorchristliche Jäger, Sammler und Fischer zeitweise am Emsbach auf. Um 250 v. Chr. wanderten Chatten ein und siedelten sich an. Germanicus hat vermutlich die Region mit seinen römischen Legionen um 14 bis 16 n. Chr durchzogen, da das Mattium, wie dies Tacitus in Germania beschreibt, wohl im nahen Maden oder Metze gelegen haben mag oder aber mit der Altenburg beim nahen Niedenstein identisch war.

Aus fränkischer Zeit wurde ein aus dem 5. Jahrhundert stammendes goldenes Wehrgehängefragment mit bemerkenswert feiner Bearbeitung im geometrischen Tierstil gefunden, das heute ebenfalls im Fritzlarer Geschichts- und Heimatmuseum zu finden ist. Im 8. Jahrhundert wurde die Region nach dem Fällen der Donareiche 723 in oder bei Geismar durch Bonifatius christianisiert. Die aktuelle Forschung geht davon aus, dass bereits im 8. Jahrhundert eine ständige Siedlung in der Emsaue erstmalig aufgrund leicht erreichbarer und zugänglicher Wasserquellen angelegt wurde. Westlich von Obervorschütz liegt die frühzeitliche Wüstung Oberdorf.

Obervorschütz von Westen
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Obervorschütz von Westen

Die erste urkundliche Erwähnung ist mutmaßlich 1074 als Burrisuzze zu belegen. Weiterhin ist Obervorschütz 1275 nachweisbar als villa superior Vorskutheund und 1357 als Obirm Vorschütz. Bis 1535 war das Dorf hessisches Lehnen der Herren von Elben, dann zog Landgraf Philipp I. von Hessen die Ortschaft ein. Um 1620 betreute der deutsche Theologe und Philosoph Daniel Angelocrater die christliche Gemeinde von Obervorschütz. Tillys Truppen, die im Winter 1624 bis 1625 im nahen Werkel ihr Winterquatier aufgeschlagen hatten, plünderten, brandschatzten und zerstörten Obervorschütz. Ein zweites Mal wurde das Dorf im Dreißigjährigem Krieg verwüsted, diesmal von kroatischen Truppen 1640.

Kupferstich nach Matthäus Merian d. Ä. von Gudensberg mit Umgebung, um 1850
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Kupferstich nach Matthäus Merian d. Ä. von Gudensberg mit Umgebung, um 1850

1627 erschien die älteste nachweisbare Abbildung der Umgebung von Obervorschütz auf dem Stich der Stadt Gudensberg des Kupferstechers Matthäus Merian d.Ä. In der Topographia Germaniae, die von 1642 bis 1688 von Matthäus Merian d.Ä. herausgegeben wurde, ist der Fischreichtum des Emsbaches erwähnt, den wohl auch der Gudensberger Theologe Conrad Mel zu schätzen wusste. In der Tropographia Germaniae heißt es: „Dieses Ampt wird mitten durch den starcken Fluß Embs welches ein ein sehr stattliches Fischwasser gerheilet und erstreckt sich an den Habichtswalde“. Von 1678 gibt es einen Nachweis über das Vorhandensein einer Schule, die schon im Dreißigjährigen Krieg bestanden hatte. Wie eine Schulchronik des Lehrers Johannes Koch belegt, fand der Unterricht nur in den Wintermonaten statt.

Eine örtliche jüdische Gemeinde ist zumindest von 1730 an durch den seitdem beurkundeten jüdischen Friedhof nachweisbar. Diese Gemeinde wurde um 1938 vernichtet, und das von Deutschen jüdischen Glaubens betriebene Gasthaus Adler wurde danach nicht mehr weiter genutzt. Am 12. Oktober 2003 wurde der jüdische Friedhof von Unbekannten geschändet. Eine Bilddokumentation erinnert in der Gudensberger Synagoge an dieses Verbrechen.

Jüdischer Friedhof in Obervorschütz
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Jüdischer Friedhof in Obervorschütz

1757 wurde an den spätgotischen Wehrturm die Kirche angebaut und 1785 vollendet. Um 1820 wurde der Totenacker um die evangelische Kirche letztmalig genutzt. Die Sandsteinbrücke über dem Emsbach stammt von 1824. Am 23. September 1878 nahm Kaiser Wilhelm I. ein Militärmanöver beim Nacken ab; ein vom Altkreis Fritzlar und privaten Personen 1879 gestiftetes Denkmal erinnert an diesen Kaiserbesuch. Von 1914 bis 1918 fielen 41 Obervorschützer im Ersten Weltkrieg. Die Gemeinde Obervorschütz stiftete 1922 ein Säulendenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs nahe des heutigen Friedhofs. Der britisch-amerikanische Schriftsteller W. H. Auden übernachtete 1929 auf seiner Reise von Kassel nach Marburg in Gudensberg. In seinem Gedicht „It was Eastern as I walked in the public gardens“ von 1929 erwähnt er neben Gudensberg, als Gutensberg, die Basaltkuppen der Umgebung aber auch die Ziegelei in Obervorschütz und beschreibt darüber hinaus den alten Brauch des Männergesanvereins 1877 Obervorschütz e.V. auf dem Kirchplatz zu singen. Im Zweiten Weltkrieg fielen 61 Obervorschützer und 31 werden seitdem vermisst. Von 1942 bis 1945 arbeiteten Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in der Landwirtschaft anstelle der in den Krieg eingezogenen Männer. Während dieser Zeit verstarben zwei russische Armeeangehörige der Roten Armee und ein polnischer Soldat, die als Gefangene in der Landwirtschaft arbeiten mussten. Im Frühling 1945 wurde Obervorschütz von amerikanischen Truppen befreit, die daraufhin am westlichen Ortsrand in der Hecke am Himmelreich lagerten und den Nachschub sicherten. Der letzte Heimkehrer des Zweiten Weltkriegs kehrte 1949 aus russischer Gefangenschaft nach Obervorschütz zurück. Das Dorfgemeinschaftshaus wurde 1954 im Rahmen des hessischen Sozialen Plans im Zentrum begonnen zu errichten und mehrfach umgebaut. Anlässlich des 900-jährigen Bestehens des Dorfes verfasste der Historiker Richard Brachmann für das Heimatfest vom 17. Juni bis 19. Juni 1955 die Festschrift 900 Jahre Obervorschütz. 1955 wurde nahe des Friedhofs bei der Jägereiche das neue erweiterte Ehrenmal zum Gedenken an die Gefallenen und Vermissten des Zweiten Weltkriegs eingeweiht und das Dorfgemeinschaftshaus der Öffentlichkeit übergeben. 1963 erfolgte eine grundlegende Restaurierung der Kirche. Der Pädagoge und Psychologe Eckhard Preuschhof untersuchte 1972 die Früheinschulung Fünfjähriger Schülerinnen und Schüler in der Grundschule Obervorschütz. 1974 wurde das evangelische Gemeindehaus eingeweiht und dort 1975 der erste Jugendclub in Obervorschütz eröffnet. Der letzte Weidenkorbflechter aus Obervorschütz Otto Martin verstarb 1975. Er lebte über 90 Jahre am Ufer des Emsbaches, aus dessen Weiden er Korbwaren produzierte.

Ehrenmahl in Obervorschütz
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Ehrenmahl in Obervorschütz

Letztmalig wurde 1978 ein traditionelles Kuhgespann zum Bearbeiten der Felder und zum Transport von Gütern in Obervorschütz landwirtschaftlich eingesetzt.

Am 15. November 1978 trat Obervorschütz dem Abwasserverband Mittleres Emstal bei, einem Zusammenschluss der Städte Niedenstein, Gudensberg und Fritzlar. Zwei Jahre später wurde in der Emsaue östlich von Obervorschütz am tiefsten geodätischen Punkt bei 163 m NN die Kläranlage des Abwasserverbandes eröffnet. Sie hat eine Ausbaugröße im Endausbau von 19.500 EW. Insgesamt wurden 18 Millionen Euro in die Wasserreinigung investiert. Das Brauch- und Regenwasser wird in Sammlern gesammelt, durchläuft zuerst eine mechanische, dann eine biologische und schließlich eine chemische Reinigungsstufe und fließt abschließend gereinigt in den Vorfluter Emsbach. 1980 wurde der Ausbau der Ortskanalisation durchgeführt, und 1984 der Anschluss an die Abwasserkläranlage fertig gestellt. Von 1986 bis 1993 war der Lauterbacher Hof in Obervorschütz Alterswohnsitz des bedeutenden Sozialphilosophen und Schriftstellers Prof. Dr. Ulrich Sonnemann. 2005 wurde in Obervorschütz die 950-jährige Gründung mit einem Dorffest gefeiert. 2005 bis 2006 wurde das Kanalnetz nochmals erneuert und zudem am 8. Oktober 2006 ein Klärschlammentwässerungsfeld bei der Kläranlage angelegt.

Literarische Erwähnung fand Obervorschütz durch den österreichischen Schriftsteller Josef Haslinger, der 1995 ein Jahr als Dozent der Universität Kassel in Kassel lehrte, Teile des Romans Opernball (Haslinger) dort verfasste, die Umgebung bereiste und sich mutmaßlich kurzzeitig in Obervorschütz aufhielt.

[Bearbeiten] Wirtschaft

Um den historischen Dorfkern mit zahlreichen Fachwerkbauten entstehen vermehrt moderne Neubauten.

Fachwerkhäuser in Obervorschütz
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Fachwerkhäuser in Obervorschütz

Die umliegenden Felder werden landwirtschaftlich genutzt. Auf dem fruchtbaren Lößboden werden Kohl, Zuckerrüben, Weizen, Roggen, Hafer, Mais und Raps von ortsansässigen Landwirten, meist im Nebenerwerb, angebaut. Der Garten- und Obstanbau verliert zunehmend an wirtschaftlicher Bedeutung und wird ausschließlich zur Ergänzung der Eigenversorgung gepflegt. Bei der Tierhaltung wird vorwiegend Futterbau für Milchkühe, Schweinemasthaltung und Schweineremontierung in kleinen Bestallungen betrieben. Zudem gibt es eine Schäferei. Die Haltung von Kleintieren hat nur noch züchterische Bedeutung. Die Selbstvermarktung von veredelten landwirtschaftlichen Produkten durch Hofläden gewinnt zunehmend an Bedeutung. Bis zum Jahr 2000 wurde traditionell im Herbst das gemeindeeigene Straßen- und Streuobst durch den Ortsvorsteher versteigert. Die Obstversteigerung von Gemeindeobst versorgte die Bürger im Winter mit Vitaminen. Fallobst wird auch noch heute in eine naheliegende Gudensberger Süßmosterei eingeliefert und gegen Lohnmost vermostet.

Zum Dorf gehören drei Wassermühlen am Emsbach. Zwei Mühlen werden noch heute betrieben und stellen Mehl als Grundstoff für regionale Bäckereien, beziehungsweise Futtermittel für die Masthaltung her. Eine orthopädische Schuhfabrik hat einen überregionalen Ruf erlangt. Obervorschütz ist Standort einer Bäckerei, von zwei Zimmereien, zwei Dachdeckern, einer Rollladenfabrik, einer Bankfiliale, eines Bauunternehmens und weiterer kleinen Handels- und Dienstleistungsbetriebe. Einige Einzelhändler nutzen den modernen E-Commerce Vertriebsweg im Internet und handeln nunmehr weltweit. Viele Arbeitnehmer pendeln ins Nahe Kassel, Baunatal oder ins Umland. Ausgewandert sind Obervorschützer nach Chile, in die Schweiz, die U.S.A. und Frankreich und die Samoa- Inseln. Der Tonabbau einer Ziegelei wurde um 1980 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Das Gelände ist 2006 in den Golfplatz Gudensberger Golfpark mit 6 Löchern umgestaltet.

Zunehmend wird der umliegende Wald wieder zur Gewinnung von Heizmaterial genutzt. Photovoltaikanlagen erzeugen neuerdings auf Standorten mit Südhanglage Strom, der ins öffentliche Netz eingespeist wird.

[Bearbeiten] Brauchtum und Veranstaltungen

Brücke über den Emsbach von 1824
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Brücke über den Emsbach von 1824

Der nahe Emsbach hat zum Spitznamen der männlichen Einwohner geführt, die „Emmesgänzer“ genannt werden. Dieser Spitzname hat seinen Ursprung in der Jahrhunderte andauernden Hütehaltung von Gänsen. Seit 2003 erinnert ein Denkmal nahe der aus Sandstein erbauten Emsbrücke daran.

[Bearbeiten] Brauchtum

Kindersegen wird durch das Streuen von Zucker auf die Fensterbank und das damit verbundene Anlocken des Klapperstorches erbeten. Kinder kommen der Sage nach aus dem Paars Dich. Mit Hä geht schonn rinn wird ein neuer Schwiegersohn von den Nachbarn begrüßt. Während der Rauhtage zwischen Weihnachten und Neujahr soll keine Wäsche gewaschen werden, da dies im neuen Jahr anhaltendes Unglück bringen soll. Bei Blitz und Gewitter soll man nicht trinken oder essen, da sonst der Blitz ins Haus schlägt.

Verstirbt ein Dorfbewohner, so wird am Tag des Versterbens die Totenglocke der Kirche geläutet. Am Beerdigungstag versammelte sich ein Trauerzug vor dem Haus des Verstorbenen und zog zum Friedhof. Der Zug formierte sich nach dem Verwandschaftsverhältnis zum Verstorbenen; die nächsten Verwandten führen den Zug an und Freunde und Bekannte schließen den Zug ab. Bis zum Bau der Friedhofshalle 1968 führte ein vom einem Pferd gezogener Trauerwagen mit dem Sarg des Verstorbenen den Zug an.

[Bearbeiten] Veranstaltungen

Seit 1985 wird der Winter mit einem Saalkarneval ausgetrieben. Eine Sonnenwendfeier findet am 31. Mai mit einem Feuer auf dem „Nacken“ statt. Im Sommer findet eine Kirmes statt, deren Höhepunkt ein bunter Umzug ist. Hauptattraktion dieses Umzugs ist der verkleidete und geheim gehaltene Kirmesbär, der das Publikum aufschreckt. Gebändigt wird der Kirmesbär durch den Bärenführer.

Am 6. Dezember, dem Nikolaustag, der in Obervorschütz Globesabend genannt wird, ziehen verkleidete Kinder nach Einbruch der Dunkelheit von Haus zu Haus, sagen Kinderverse auf und erbitten kleine Geschenke und Süßigkeiten. Am Martinstag stellt sich ein Laternenzug nach Einbruch der Dunkelheit aus singenden Kindern zusammen, der durch das Dorf zieht.

Zum Neujahr und im Sommer finden Laufveranstaltungen statt.

[Bearbeiten] Regionale Küche

Traditionell sind die Wurstwaren Weckewerk, Möhrnworscht, Aahle Worscht und Strakke, die noch bei Hausschlachtungen mit handwerklichem Geschick angefertigt werden. Aus Kartoffeln stellt man die Schnäpperte her und aus Schmand und Heringen den Schmandhäring. Himmel un Äre ist ein einfaches Gericht aus Kartoffeln und Äpfeln. Kälberzähne ist ein einfaches Suppengericht aus Gerste. Der Grüne Kuchen ist ein Teigwarengebäck aus Brotteich und Lauch. Zu Silvester wird die Silvesterkreppel aus Hefeteig gebacken.

[Bearbeiten] Sage

[Bearbeiten] Allgemein

Im 8. Jahrhundert hat eine nicht mehr nachweisbare Schlacht des Frankenkönigs Karls des Großen gegen den Sachsenkönig Widukind im Umkreis von Obervorschütz stattgefunden. Diese Begebenheit ist in zahlreiche Sagen eingeflossen. Die Sage Das durstende Heer Karls des Großens könnte ihr glückliches Ende am Quellgebiet westlich von Obervorschütz oder am Emsbach gefunden haben, da in unmittelbarer Nähe keine geeignete Stelle zur Tränke eines Reiterheeres nachzuweisen ist.

[Bearbeiten] Sage vom Teufel und dem Fritzlarer Dom

Der Sage nach wollte der Teufel den Wodanstein in Maden vom Lamsberg, oder Mader Stein bei Gudensberg, die erste Kirche des Bonifatius in Fritzlar, die angeblich aus dem Holz der Donareiche errichtet worden ist, mit dem Stein zerschmettern. Der Stein blieb ihm aber beim Werfen im Ärmel hängen und fiel auf das Feld zwischen Maden und Obervorschütz. Die Eindrücke und Löcher am Stein deutete man als Teufelskrallen.

[Bearbeiten] Sage von der Jägereiche

Unter der Jägereiche am Friedhof soll der Sage nach ein hannoveraner Jäger auf der Jagd von einem Wilderer erschossen worden sein. Der Wilddieb begrub den Jäger auf einem freien Feld. Jahre später, spross aus der Erde eine Eiche, aus Eicheln, die der Jäger in seiner Tasche gesammelt hatte.

[Bearbeiten] Vereine, Religionsgemeinschaften und Parteien

  • TSV 1896 Obervorschütz e.V.
  • Kirmesteam Obervorschütz
  • Gesangverein 1877 Obervorschütz e.V.
  • SPD Ortsverein
  • Evangelische Kirchengemeinde Obervorschütz-Maden
  • Freiwillige Feuerwehr Obervorschütz 1934 e.V.
  • Modellbauclub und Modellbauflughafen Obervorschütz
  • VdK Ortsgruppe Obervorschütz e.V.
  • Kleintierzuchtverein Obervorschütz e.V.
  • NABU Gudensberg-Obervorschütz e.V.
  • Förderverein Grundschule Obervorschütz e.V.

[Bearbeiten] Bürgermeister mit Amtszeiten

  • Konrad Freudenstein (1923 bis 1939)
  • Konrad Scherp (1939 bis 1954)
  • Heinrich Schöne (1954 bis 1966)
  • Georg Haake (1966 bis 1974)

[Bearbeiten] Freizeiteinrichtungen und Sehenswürdigkeiten

Evangelische Kirche von Obervorschütz
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Evangelische Kirche von Obervorschütz
  • Evangelische Kirche
  • Sportplatz
  • Golfpark Gudensberg
  • Emmesgänzer Denkmal
  • Ehrenmahl
  • Jugendclub Obervorschütz
  • Sandsteinbrücke über den Emsbach von 1824
  • Dorfgemeinschaftshaus
  • Evangelisches Gemeindehaus
  • Alter jüdischer Friedhof
  • 2 Kinderspielplätze
  • Vorschützer Wetterstein
  • Nacken
  • Wasserhäuschen
  • Radwege

[Bearbeiten] Söhne und Töchter von Obervorschütz

[Bearbeiten] Literatur

  • Eduard Brauns: Wander- und Reiseführer durch Nordhessen und Waldeck, A. Bernecker Verlag, Melsungen 1971, S.303
  • Matthaeus Merian: Topographia Germaniae, Schuchhard, 1646, S.80
  • Josef Haslinger: Opernball, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, 1995, S. 371
  • Grieben Reiseführer: Oberhessen, Kurhessen und Waldeck, Band 230, Karl Thiemig Verlag München, 1981, S. 119
  • Karl E. Demandt: Geschichte des Landes Hessen, Johannes Stauda Verlag Kassel, 1980, S. 107
  • Abwaserverband Mittleres Emstal: Informationsbroschüre des Zweckverbands von 2005, ohne Angabe des Verfassers und Verlags
  • Eckhard Preuschhof: Psychologische Untersuchungen zur Früheinschulung Fünfjähriger in Obervorschütz, 1972
  • Richard Brachmann: Festschrift zum Heimatfest Obervorschütz vom 17. Juni bis 19. Juni 1955 aus Anlass des 900 jährigen Bestehens des Dorfes, der Einweihung des Dorfgemeinschaftshauses und der Einweihung des neuen Kriegerdenkmals, Bürgermeisteramt Obervorschütz, 1955

[Bearbeiten] Weblinks

Koordinaten: 51° 13′ 0" n. Br., 9° 35′ 0" ö. L.

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