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Niederlausitz

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Die Niederlausitz (niedersorbisch Dolna Łužyca, obersorbisch Delnja Łužica, poln. Dolne Łużyce, lat. Lusatia inferior) ist eine Region im Süden des Landes Brandenburg, im Nordosten des Landes Sachsen und im Westen Polens. Sie grenzt im Süden an die Oberlausitz und an Niederschlesien. Ihr Zentrum ist die Stadt Cottbus. Die Niederlausitz hat einen wendischen Bevölkerungsanteil.

Schematische Darstellung der Lage der Niederlausitz mit einigen geographischen Besonderheiten
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Schematische Darstellung der Lage der Niederlausitz mit einigen geographischen Besonderheiten

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Wappen

Es besteht aus einem weißen Panier mit einem roten Ochsen. Es hat Ähnlichkeit mit dem Wappen der Stadt Luckau, welche im Mittelalter die Hauptstadt der Niederlausitz war.

[Bearbeiten] Geographie und Natur

Die Niederlausitz gehört zum norddeutschen Tiefland. Durch die Niederlausitz zieht sich der Lausitzer Grenzwall, ein Teil des südlichen Landrückens, der sich nordwestlich im Niederen Fläming fortsetzt. Es handelt sich um die Hauptendmoräne des Warthestadiums der Saaleeiszeit. Die höchste Erhebung des Lausitzer Grenzwalls beträgt 167 m. Der Südliche Landrücken stellt hier eine Wasserscheide dar. Entlang einer breiten parallelen Linie durch Finsterwalde entspringen kleine Flüsse und Bäche, die nach Norden fließen und meist im Spreewald in die Spree münden. Durchbrüche haben die von Süden kommenden Flüsse Dahme, Spree und Neiße geschaffen. Südlich des Lausitzer Grenzwalls schließt sich das Urstromtal der Schwarzen Elster an.
In der Zeit des frühen Weichselhochglazials war während des Brandenburger Stadiums (vor ca. 19.600 – 19.000 Jahren) nur die nördliche Niederlausitz vergletschert. Die Reste der stark verwitterten und teilweise völlig abgetragenen Endmoränenzüge dieses Stadiums und die dazugehörigen Sanderflächen befinden sich nördlich des Spreewaldes. Zu dieser jüngeren glazialen Serie gehört als Abflußrinne das Baruther Urstromtal, deren Bett in der Niederlausitz von der Spree genutzt wird, die sich hier zum Spreewald verzweigt.
Die Oberfläche der Niederlausitz wurde grundlegend im ausgehenden Mittelpleistozän vor ca. 150.000 Jahren geschaffen und in den folgenden Epochen des Jungpleistozäns und des Holozäns glaziär, vor allem aber periglaziär durch Verwitterung, Abtragung, Ausspülung und Verwehung sowie durch äolische und fluviatile Sedimentation geformt.

Tiefgreifende Veränderungen in der Landschaft entstanden aber erst durch die Anlage große Tagebaue seit den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts, vor allem jedoch zu DDR-Zeiten, dem über 100 Dörfer zum Opfer fielen.

Östlich begrenzt die Neiße bzw. die Bober die Region. Die zur Oberlausitz gehörenden Landschaften Muskauer Faltenbogen und Muskauer Heide und Teile des Lausitzer Seenlandes schließen nach Süden hin die Niederlausitz ab. Südwestlich bildet das Stromtal der Schwarzen Elster, westlich der Niedere Fläming und nordwestlich der Teltow (im weiteren Sinne) die Grenze der Niederlausitz. Im Norden verläuft die Grenze der Niederlausitz ungefähr auf der Linie Eisenhüttenstadt, Schwielochsee, Neu Lübbenau.

Die Niederlausitz ist, ungeachtet der relativ dünnen Besiedlung, wie alle Regionen Mitteleuropas eine von den Menschen intensiv gestaltete Kulturlandschaft. Sie ist durch Kiefernforste, Heiden und auwaldartige Erlenbruchwälder, aber auch durch landwirtschaftliche Nutzflächen, Grünländer und Äcker, geprägt.

Der Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft ist ein idyllischer Teil der Niederlausitz.

Im 20. Jahrhundert wurde die Niederlausitz vor allem durch den Braunkohlenbergbau geprägt. Für den Aufschluss der Tagebaue wurden über 500 Orte bzw. Ortsteile abgebaggert, davon ein Großteil mit sorbischer Bevölkerung. Bis in die Gegenwart werden Orte zerstört, so Horno (Rogow), Lakoma (Łakoma) (Ortsteil von Cottbus) oder Kausche (Chusej) (Ortsteil von Drebkau (Drjowk)).

Hauptorte der Niederlausitz sind: Cottbus (Chośebuz) als größte Stadt, die historischen Hauptstädte des Landes Lübben (Spreewald) (Lubin) und Luckau (Łukow), sowie Guben (Gubin), Calau (Kalawa), Finsterwalde (Grabin), Senftenberg (Zły Komorów), Spremberg (Grodk), Lübbenau/Spreewald (Lubnjow), Vetschau (Wětešow) und Lauchhammer, sowie im polnischen Teil die Stadt Żary (Sorau).

[Bearbeiten] Infrastruktur und Wirtschaft

Nach der Wende ist die Niederlausitz weitgehend deindustrialisiert worden. Von der vormals bedeutenden Glasindustrie, dem Textilgewerbe und der Holzverarbeitung existieren nur noch kleine Reste. Großprojekte wie eine Produktionsstätte für Luftschiffe (Cargolifter) und der Lausitzring scheiterten entweder oder es entstanden dabei kaum neue Arbeitsplätze. Noch immer sind der Braunkohleabbau und die Energiegewinnung die wichtigsten Wirtschaftszweige.

Die Landwirtschaft auf relativ mageren Böden bei Deutschlands niederschlagsärmstem Klima ist nicht sehr ertragreich. Andererseits haben einige landwirtschaftliche Produkte aus der Niederlausitz, insbesondere aus dem Spreewald, deutschlandweit einen sehr guten Ruf.

[Bearbeiten] Tourismus

Die Niederlausitz wird hervorragend von Radfern- und -regionalwegen erschlossen. Im Osten begrenzt der Oder-Neiße-Radweg die Region. Zentral wird sie vom Spree-Radweg durchquert. Als regionale Routen bieten sich der Froschradweg und die Niederlausitzer Bergbautour (länderübergreifend Brandenburg und Sachsen) an. Im Norden im Spreewaldraum schließen der Gurken-Radweg und die Fürst-Pückler-Tour an. Im Südwesten leitet der Elster-Radweg zum Elberadweg.

[Bearbeiten] Politik und Verwaltung

Heute ist die Niederlausitz keine politische Einheit mehr. Aber es gibt Forderungen, die Niederlausitzer Gebiete im Zuge einer Kreisgebietsreform im Land Brandenburg zu einen einheitlichen Landkreis mit einer Kreisstadt Cottbus zusammen zu schließen.

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Ur- und Frühgeschichte der Niederlausitz

Werkzeugfunde in der südlichen Lausitz lassen auf eine Besiedlung der Region schon in der Altsteinzeit schließen. Nach 600 wurde das Gebiet der Niederlausitz von Slawen, dem Volksstamm der Lusizer, besiedelt, die ein von der germanischen Vorbevölkerung in der Völkerwanderungszeit fast vollständig geräumtes Land vorfanden.

[Bearbeiten] Mittelalter

Im 11. Jahrhundert wurde die Lausitzer Mark eingerichtet und von Markgrafen aus dem Geschlecht der Wettiner verwaltet. Noch bis ins 12. Jahrhundert beanspruchten auch die polnischen Könige des Gebiet für ihr Reich und sie konnten zeitweise den östlichen Teil des Landes auch tatsächlich beherrschen. Im 13. und 14. Jahrhundert war die Lausitz zwischen den meißnischen Wettinern und den Askaniern der Wittenberger und der Brandenburger Linie umstritten.

1367 inkorporierte Kaiser Karl IV. die Lausitz in die böhmischen Krone, deren Nebenland das Markgraftum bis zum Prager Frieden von 1635 blieb. Auch die böhmischen Könige konnten in dem abgelegenen Gebiet keine starke Landesherrschaft etablieren, denn die Lausitz regelte ihre internen Angelegenheiten weitestgehend selbst. Vor allem im 15. Jahrhundert aber auch im 16. Jahrhundert gingen bedeutende Teile der Lausitz durch Verkauf und Verpfändung an die benachbarten Kurfürstentümer Sachsen und Brandenburg verloren, so zum Beispiel 1454 der zentrale Cottbuser Kreis. Im 15. Jahrhundert hatten auch mehrere Heerzüge der Hussiten die Lausitz verwüstet. In jener Zeit entstand auch der Lausitzer Landtag. Die in vier Kurien gegliederte Ständeversammlung war die wichtigste politische Kraft im Land. Daneben nahm der Landvogt die Belange des böhmischen Königs wahr.

Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts wurde das Land lediglich Lausitz genannt; erst seitdem wurde – zur Unterscheidung von der Oberlausitz, wie die Länder Budissin (Bautzen) und Görlitz fortan genannt wurden – die Bezeichnung Niederlausitz gebräuchlich.

[Bearbeiten] Frühe Neuzeit

Zwischen 1520 und 1540 breitete sich die Reformation im Land aus. Die Niederlausitz war das einzige Land im habsburgischen Machtbereich, in dem den evangelischen Ständen die Gründung eines Konsistoriums gelang und sie bekamen damit landesweit die Kirchenhoheit in ihre Hand. Bis auf das Koster Neuzelle wurden alle anderen Klöster aufgelöst.

Im Schmalkaldischen Krieg 1546/47 hielten die Niederlausitzer trotzdem zum katholischen König Ferdinand I. Der königliche Landvogt Albrecht von Schlick konnte das Gebiet des Stifts Dobrilugk zurückerobern, das 1541 vom sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich besetzt worden war.

Als 1618 die antihabsburgischen Unruhen in Böhmen begannen, verhielten sich die Niederlausitzer Stände zunächst passiv. Sie ignorierten die dringenden Aufforderungen der Böhmen, sie im Krieg gegen die Habsburger zu unterstützen. Erst nach dem Tod Kaiser Matthias im März 1619 änderten sie ihre Politik. Sie traten der Böhmischen Konföderation bei und waren an der Absetzung Ferdinands II. und der Wahl Friedrich V. von der Pfalz zum König von Böhmen beteiligt.

Gemäß den Bestimmungen des Prager Friedens 1635 wurde der sächsische Kurfurst mit dem Markgraftum Niederlausitz belehnt, welches territorial selbstständig blieb, wobei der Kurfurst von Sachsen zugleich der Markgraf der Niederlausitz war. Zeitweilig war der Inhaber der wettinischen Sekundogenitur von Sachsen-Merseburg auch der Markgraf der Niederlausitz.1790 kam es als Reaktion auf die Französische Revolution zu Bauernrevolten.

[Bearbeiten] Die Niederlausitz zwischen 1815 und 1945

Durch Beschluss des Wiener Kongresses von 1815 wird die Niederlausitz preußisch, das Markgraftum wird aufgelöst und das Gebiet der Niederlausitz wird der Provinz Brandenburg angeschlossen, und Lübben verliert seine Funktion als Hauptstadt der jahrhundertelang autonom gewesenen Region. Die Autonomierechte der Stände wurden danach schrittweise aufgehoben. Um 1816 begann die Reorganisation der Territorialverwaltung, indem man 7 Landkreise (Cottbus, Sorau, Spremberg, Calau, Luckau, Lübben und Guben) einführte.

Unter der preußischen Herrschaft begann die planmäßige Unterdrückung der Sorben, insbesondere wurden administrative Maßnahmen ergriffen, um den Gebrauch der niedersorbischen Sprache zurückzudrängen. Daran beteiligte sich auch die evangelische Kirche. Mitte des 19. Jahrhunderts begann der Abbau von Braunkohle.

[Bearbeiten] Die Niederlausitz seit dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg gehört die Niederlausitz zur DDR und zunächst wieder zum Land Brandenburg. Die östlich der Neiße gelegenen Teile des Landes waren 1945 an Polen gefallen. Im Zuge der Gebietsreform von 1952 wurde der größte Teil der Niederlausitz zu dem Bezirk Cottbus zusammengefasst, wodurch ungewollt das Niederlausitzer Regionalbewusstsein befördert und zugleich Cottbus als regionales Zentrum der Niederlausitz etabliert wurde. Nach der Wiedererrichtung des Landes Brandenburg und dem Wegfall der Bezirksklammer fand die nachhaltigste Schwächung der Region und des Niederlausitzer Regionalbewusstseins durch die Bildung von Großkreisen über die Grenzen der Niederlausitzer Region hinaus (z. B. den Landkreis Dahme-Spreewald) im Jahr 1993 statt.

[Bearbeiten] Literatur

Zur Besiedlung der Lausitz in der Frühgeschichte und im Mittelalter vgl.

  • Günter Wetzel, Germanen – Slawen – Deutsche in der Niederlausitz. Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 83, 2002, 206–242.

Reiseführer Lausitz:

  • Kerstin und André Micklitza: Die Lausitz entdecken, Trescher Verlag Berlin 2004.

Geschichte:

  • Rudolf Lehmann: Geschichte der Niederlausitz, Berlin(W) 1963.
  • Rudolf Lehmann: Geschichte des Markgraftums Niederlausitz, Dresden 1937.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

Koordinaten: 51° 45' N, 14° 30' O

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