Litauische Sprache
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(Litauisch) (lietuvių kalba) |
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---|---|---|
Gesprochen in | Nordeuropa (Litauen, Weißrussland, Lettland, Polen, Russland) | |
Sprecher | 4 Millionen (2,9 Mio. in Litauen) | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Amtssprache in | Litauen, Europäische Union | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1: | lt | |
ISO 639-2: | (B) lit | (T) |
SIL ISO 639-3: | lit |
Die litauische Sprache (Litauisch) (litauisch: lietuvių kalba) gehört zur östlichen Gruppe der baltischen Sprachen innerhalb der indogermanischen Sprachen. Litauisch ist Amtssprache in Litauen. Minderheiten gibt es im Nordwesten Weißrusslands und in Polen (um Suwałki). Diese Dialekte gelten als archaisch und sind in ihrer Existenz bedroht. Darüber hinaus gibt es größere Gruppen von Exillitauern in verschiedenen Ländern. Allein für London geht man von über 100.000 Litauern aus, die in der anhaltenden Auswanderungswelle nach 1990 hierher kamen.
Der Language Code ist lt bzw. lit (nach ISO 639).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Frühgeschichte
Das Litauische entstammt einem Dialektbereich der indogermanischen Ursprache dem i.A. noch das Slawische und Germanische zugerechnet werden. Möglicherweise gab es eine länger währende Spracheinheit des Urbaltischen und Urslawischen. Von den baltischen Sprachen lebt neben dem Litauischen nur noch die lettischen Sprache. Die Trennung des Lettischen und Litauischen voneinander wird für das frühe Mittelalter (7./8. Jh.) datiert. Von der verwandten ausgestorbenen altpreußischen Sprache gibt es immerhin beachtliche Schriftdenkmäler. Das Litauische zeichnet sich durch viele erhaltene altertümliche grammatische Formen aus, die sich zum Teil auch im Sanskrit oder in anderen alten Sprachen wiederfinden. Keine andere lebende in Europa gesprochene Sprache ist näher mit dem indischen Zweig der indogermanischen Sprachen verwandt als das Litauische.
Die Ankunft der Balten im heutigen Siedlungsgebiet wird in das dritte Jahrtausend vor Christus datiert. Die Untersuchung von Gewässernamen hat gezeigt, dass das baltische Siedlungsgebiet sich einst von Weichsel bis Moskau und Kiew erstreckte - allerdings darf man von dünner Besiedlung ausgehen. Baltische Völkerschaften wurden hier später von den expandierenden Slawen assimiliert.
Die Gründung eines litauischen Staates erfolgte im Mittelalter durch Mindaugas. Über die Rolle des Litauischen in diesem Staat ist wenig bekannt. Als Schriftsprache diente eine ostslawische Sprache, das sogenannte Kanzleislawische, in Kyrillica, allerdings angereichert mit litauischem Vokabular.
[Bearbeiten] Überlieferung
[Bearbeiten] Schriftliche Überlieferung
Das älteste handschriftliche Glosse, ein Vaterunser, stammt aus dem Jahr 1503. Das erste Buch ist der Katechismus des Martynas Mažvydas (Martinus Mossuid), gedruckt 1547 in Königsberg. Das erste Wörterbuch erscheint 1620: Dictionarium trium linguarum von Konstantinas Sirvydas (Constantin Szyrwid) in den Sprachen Polnisch - Latein - Litauisch. Zumeist handelt es sich hierbei um kirchliche Texte, die ins Litauische übersetzt wurden. Daraus resultiert, dass im übersetzten Text oft die Syntax der Quellensprache durchscheint und anhand dieser Texte nur bedingt eine Vorstellung von der damaligen Syntax der gesprochenen Sprache gewonnen werden kann.
Weiterhin von Interesse sind die sogenannten Nebenüberlieferungen. Das sind einzelne Orts- oder Personennamen in fremdsprachigen Dokumenten, z.B. in den Wegeberichten der Kreuzritter, die oft entstellt sind, aber wegen ihres hohen Alters wichtig für die Namenforschung sind.
In Folge des polnisch-litauischen Aufstands von 1863 wurde im zum Zarenreich gehörigen Teil Litauens 1864 der Satz von litauischen Büchern mit lateinischen Lettern verboten - stattdessen durften nur kyrillische Lettern verwendet werden. Erst 1905 wurde dieses Verbot wieder aufgehoben. Während dieser zudem noch durch Zensur geprägten Zeit wurden Bücher u.a. oft im benachbarten Ostpreußen gedruckt und durch die sogenannten knygnešiai ('Bücherträger') ins Land geschmuggelt.
[Bearbeiten] Mündliche Überlieferung
Mündliche Überlieferung spielt bis heute eine große Rolle in der Entstehung und Erhaltung der Dialektvielfalt. Trotz des heute kleinen Sprachraumes lassen sich mehrere Idiome unterscheiden, die in zwei Großgruppen unterschieden werden: Aukštaitisch (Oberlitauisch) und Žemaitisch (mitunter auch Schameitisch geschrieben, Niederlitauisch). Der geschriebenen Sprache liegt das dem Aukštaitischen zuzurechnende Idiom der Region Suvalkija zugrunde.
Als historisch kann man indessen die mündliche Überlieferung von Lied- und Erzählgut bewerten - hier gibt es aber nunmehr riesige Sammlungen an Liedtexten, Märchen, Legenden etc., die zumeist im 20. Jh. notiert wurden. In diesem Material finden sich viele archaische Relikte des Litauischen.
[Bearbeiten] Jüngste Geschichte, Normierung
Um die Herausbildung einer litauischen genormten Schriftsprache haben sich besonders Kazimieras Būga und Jonas Jablonskis verdient gemacht. Im Wesentlichen erfolgte diese Normierung während der Unabhängigkeit zwischen den Weltkriegen (1918-1941).
Das Litauische war während der Zeit der sowjetischen Okkupation einer subtilen Politik der Sprachunterdrückung und -ersetzung unterworfen, die möglicherweise langfristig zum Linguizid geführt hätte, wenn Litauen nicht 1990 erneut unabhängig geworden wäre.
Über die Reinheit der litauischen Sprache in der Republik Litauen wacht die parlamentarische Kommission der litauischen Sprache (Lietuvių kalbos komisija), die insbesondere das Eindringen von Fremdworten durch Bildung neuer Begriffe zu bekämpfen sucht und die Aussprache von Fernseh- und Rundfunkmoderatoren kontrolliert. Die Vorschläge, bzw. gesetzlichen Vorgaben dieser Kommission sind nicht unumstritten und oft Gegenstand von Spötteleien.
Seit dem 1. Mai 2004 ist Litauisch eine der Amtssprachen in der EU.
[Bearbeiten] Forschungsgeschichte
Besondere Verdienste um die Erforschung des Litauischen erwarb sich im 19. Jahrhundert August Schleicher, der als Philologieprofessor an der Prager Universität 1856/57 das erste wissenschaftliche Handbuch der litauischen Sprache in 2 Bänden veröffentlichte. Schleicher beschreibt darin das von ihm in Ostpreußen erlernte preußische Litauisch. August Leskien und Karl Brugmann erforschten ebenfalls das Litauische. Ergebnis einer gemeinsamen Expedition war u.a. eine Sammlung litauischer Märchen und Lieder.
Aufgrund der Altertümlichkeit des Litauischen ist es eine wichtige Quelle in der Indogermanistik. Baltistik und Lithuanistik erforschen das Litauische im engeren Kontext, zudem ist es von Interesse in der Finno-Ugristik, da viele Lehnworte in den Ostseefinnischen Sprachen sich gut anhand von baltischem, insbesondere litauischem, Material deuten lassen.
[Bearbeiten] Auffälliges
Typisch für die normierte litauische Schriftsprache ist der Umstand, dass ausländische Lehnwörter und auch Eigennamen der Aussprache folgend „litauisch“ transliteriert werden (z. B. Gerhardas Šrėderis für Gerhard Schröder, Džordžas Bušas für George Bush oder Haris Poteris für Harry Potter - eine entsprechende phonetische Adaption findet man auch im Deutschen, wenn es sich um Begriffe, die in anderen Schriftsystemen geschrieben werden, handelt: Al Dschasira gegenüber englisch Al Jazeera), sowie das Anhängen der Endung -as, -is oder -us an maskuline, und eines -a oder -ė an feminine Substantive, auch wenn es sich um ausländische Worte handelt (z. B. šlagbaumas, ananasas, vunderkindas – aber: taksi, lėdi - beide indeklinabel). Allerdings wird die Lithuanisierung von weniger bekannten Eigennamen nicht immer vorgenommen - die Sprachnormierung findet nicht ungeteilte Zustimmung. So etwa bleiben im Sportteil der Zeitung viele Namen in ihrer Originalschreibweise und werden lediglich um die Endung ergänzt, zum Beispiel O’Neil’as. Dieses Hinzufügen der Endung ist rein grammatikalischer Natur und keine Entstellung - denn das Litauische kennt im Gegensatz zum Deutschen eine Nominativendung. Man kann den Endungszusatz mit dem deutschen Genitiv vergleichen, wo man statt Nominativ Ute im Genitiv Utes hat.
Das Litauische ist in gewissem Maße eine Tonsprache, d.h. unterschiedliche Betonung kann bedeutungsrelevant sein. Daher werden litauische Belege in Lehrwerken auch oft mit den entsprechenden Akzenten versehen.
Substantive werden - mit Ausnahme von Eigennamen - immer klein geschrieben.
[Bearbeiten] Alphabet, Phonetik
[Bearbeiten] Konsonanten
Litauisch | Deutsch | IPA |
---|---|---|
b | b | [b] |
c | z | [ts] |
č | tsch | [tʃ] |
ch | ch | [x] |
d | d | [d] |
f | f | [f] |
g | g | [g] |
h | h | [h] |
j | j | [j] |
k | k | [k] |
l | l | [l] |
m | m | [m] |
n | n | [n] |
p | p | [p] |
r | r | [r] |
s | s | [s] |
š | sch | [ʃ] |
t | t | [t] |
v | w | [v] |
z | s | [z] |
ž | sch | [ʒ] |
[Bearbeiten] Vokale
Litauisch | Deutsch | IPA |
---|---|---|
a | a | [a] |
ą | a | [aː] |
e | ä | [ɛ] |
ę | ä | [ɛː] |
ė | e | [eː] |
i | i | [i] |
į | i | [iː] |
y | i | [iː] |
o | o | [oː]/[ɔ] |
u | u | [u] |
ų | u | [uː] |
ū | u | [uː] |
[Bearbeiten] Diphthonge
Litauisch | Deutsch | IPA |
---|---|---|
ei | ey (Gley) | [ɛi] |
ai | ai (Mai) | [aɪ̯] |
ui | ui (pfui) | [uɪ̯] |
uo | uo (Duo) | [uo] |
au | au | [aʊ̯] |
- Ą, ę, į und ų, die aus nasalisierten Vokalen entstanden sind, sowie ū sind geringfügig längere Vokale, was aber nicht immer hörbar ist. Im Geschriebenen dienen sie zur Unterscheidung zwischen grammatischen Formen und teils auch Lexemen. Das e ist einem kurzen deutschen ä (wie das e in dt. Dreck) ähnlich, das ė hingegen entspricht eher dem deutschen e.
- Das o wird überwiegend lang ausgesprochen, Ausnahmen hiervon sind hauptsächlich in Fremdworten anzutreffen, wie z. B. kokonas 'Kokon' oder fokusas 'Fokus'.
- Z und ž sind stimmhaft wie in frz. Balzac bzw. Orange.
- Das r wird stark gerollt (dental!), ähnlich wie in den slawischen Sprachen.
- Das i vor a, o und u wird nicht ausgesprochen; es markiert nur, dass der davorstehende Konsonant weich gesprochen wird.
- Die Buchstaben q, w und x sind in litauischen Wörtern unbekannt und werden in litauischen Wörtern als kv, v und ks übernommen, z.B. taksi 'Taxi'.
- Der Buchstabe f kommt nur in neuen Fremdwörtern, wie z. B. filmas oder futbolas vor, in älteren Entlehnungen fand Ersetzung durch p statt, z.B. Prancūzija 'Frankreich'.
[Bearbeiten] Grammatik
Das Litauische ist eine hochflektierende Sprache und darin dem Lateinischen, dem Altgriechischen oder dem Sanskrit ähnlich, insbesondere in seiner Fixierung auf die Endungen zur Angabe des Kasus und in der unbeschränkten Voranstellung von bestimmenden Adjektiven und Substantiven vor dem eigentlichen Substantiv und deren Verschränkung.
Das Litauische kennt keine Artikel und kommt im Wesentlichen mit drei Zeiten aus (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft; zudem wird die mehrmalige Vergangenheit verwendet: ėjo 'er ging' : eidavo 'er ging regelmäßig'). Es gibt die Numeri Singular und Plural, historisch und in einzelnen Dialekten, sowie in der Literatur ist auch der Dual anzutreffen. Verwendete Genera sind männlich und weiblich; sächliche Formen sind nur sehr vereinzelt anzutreffen und nur in historischer Perspektive als solche zu erkennen. Neben Indikativ und Imperativ gibt es den Konjunktiv, der in der Vergangenheit mit Partizipien kombiniert wird. Auffällig sind die zahlreichen Partizipformen. Für jede Zeitform existiert ein aktives und passives Partizip; lediglich für die dem Litauischen eigene Zeitform der mehrmaligen Vergangenheit existiert nur ein aktives Partizip. Mit Hilfe dieser Partizipien lassen sich auch zusammengesetzte Zeitformen im Aktiv und Passiv bilden. Hinzu kommen spezielle Formen des Gerundiums sowie verschiedene Adverbialpartizipen.
[Bearbeiten] Morphologie
[Bearbeiten] Substantiv
Die Nominativendung gestattet in den meisten Fällen die Feststellung, ob es weibliche oder männliche Substantive sind: -as, -us, -ys sind immer männlich, -a, -ė weiblich, nur -is ist mehrdeutig.
Das Litauische Substantiv besitzt fünf Beugungsklassen:
- 1. Klasse: Endung auf -as, -ias, -is, -ys oder -jas, z.B. vakaras (vakaro) 'Abend'; butelis (butelio) 'Flasche'; niežulys (niežulio) 'Juckreiz'
- 2. Klasse: Endung auf -a, -ia oder -ė, z.B. užeiga (užeigos) 'Einkehr; Gasthof'; šakutė (šakutės) 'Gabel'
- 3. Klasse: Endung auf -is, z.B. akis (akies) 'Auge'; ausis (ausies) 'Ohr'; dalis (dalies) 'Teil'
- 4. Klasse: Endung auf -us oder -ius, z.B. alus (alaus) 'Bier'; sūnus (sūnaus) 'Sohn'
- 5. Klasse: Endung auf -uo, selten -ė, (konsonantische Deklination): vanduo (vandens) 'Wasser'; akmuo (akmens) 'Stein'; šuo (šuns) 'Hund'; sesuo (sesers) 'Schwester'; duktė (dukters) 'Tochter'; mėnuo (mėnesio) 'Monat'
[Bearbeiten] 1. Beugungsklasse (männlich)
Kasus | Numerus | Endung | ||||
---|---|---|---|---|---|---|
Nominativ | Singular | -as | -ias | -is | -ys | -jas |
Plural | -ai | -iai | -iai | -iai | -ja | |
Genitiv | Singular | -o | -io | -io | -io | -jo |
Plural | -ų | -ių | -ių | -ių | -jų | |
Dativ | Singular | -ui | -iui | -iui | -iui | -jui |
Plural | -ams | -iams | -iams | -iams | -jams | |
Akkusativ | Singular | -ą | -ią | -į | -į | -ją |
Plural | -us | -ius | -ius | -ius | -jus | |
Instrumental | Singular | -u | -iu | -iu | -iu | -ju |
Plural | -ais | -iais | -iais | -iais | -jais | |
Lokativ | Singular | -e | -yje | -yje | -yje | -juje |
Plural | -uose | -iuose | -iuose | -iuose | -juose | |
Vokativ | Singular | -e, -ai | -e | -i | -y | -jau |
Plural | -ai | -iai | -iai | -iai | -jai |
[Bearbeiten] 2. Beugungsklasse (weiblich)
Kasus | Numerus | Endung | ||
---|---|---|---|---|
Nominativ | Singular | -a | -ia | -ė |
Plural | -os | -ios | -ės | |
Genitiv | Singular | -os | -ios | -ės |
Plural | -ų | -ių | -ių | |
Dativ | Singular | -ai | -iai | -ei |
Plural | -oms | -ioms | -ėms | |
Akkusativ | Singular | -ą | - ią | -ę |
Plural | -as | -ias | -es | |
Instrumental | Singular | -a | -ia | -e |
Plural | -omis | -iomis | -ėmis | |
Lokativ | Singular | -oje | -ioje | -ėje |
Plural | -ose | -iose | -ėse | |
Vokativ | Singular | -a | -ia | -e |
Plural | -os | -ios | -ės |
[Bearbeiten] 3. Beugungsklasse (meist weiblich)
Einige männliche Substantive sind auch in dieser Beugungsklasse zu finden: dantis 'Zahn', debesis 'Wolke', vagis 'Dieb', žvėris 'Tier' und wenige andere.
Kasus | Numerus | Endung |
---|---|---|
Nominativ | Singular | -is |
Plural | -ys | |
Genitiv | Singular | -ies |
Plural | -ių | |
Dativ | Singular | -iai (m), -iui (w) |
Plural | -ims | |
Akkusativ | Singular | -į |
Plural | -is | |
Instrumental | Singular | -imi |
Plural | -imis | |
Lokativ | Singular | -yje |
Plural | -yse | |
Vokativ | Singular | -ie |
Plural | -ys |
[Bearbeiten] 4./5. Beugungsklasse
Nach der seltenen 4. und 5. Klasse werden oft alte Wörter mit genauen Entsprechungen in anderen indogermanischen Sprachen dekliniert.
Kasus | Numerus | Endung | ||||
---|---|---|---|---|---|---|
4. Klasse | 5. Klasse | |||||
Nominativ | Singular | -us (m) | -ius (m) | -uo (m) | -uo/-ė (w) | mėnuo |
Plural | -ūs (m) | -iai (m) | -(e)nys (m) | -erys (w) | mėnesiai | |
Genitiv | Singular | -aus | -iaus | -ens | -ers | -esio |
Plural | -ų | -ių | -enų | -erų | -esių | |
Dativ | Singular | -ui | -iui | -eniui | -eriai | -esiui |
Plural | -ums | -iams | -enims | -erims | -esiams | |
Akkusativ | Singular | -ų | -ių | -enį | -erį | -esį |
Plural | -us | -ius | -enis | -eris | -esius | |
Instrumental | Singular | -umi | -iumi | -eniu | -eria | -esiu |
Plural | -umis | -iais | -enimis | -erimis | -esiais | |
Lokativ | Singular | -uje | -iuje | -enyje | -eryje | -esyje |
Plural | -uose | -iuose | -enyse | -eryse | -esiuose | |
Vokativ | Singular | -au | -iau | -enie | -erie | -esi |
Plural | -ūs | -iai | -enys | -erys | -esiai |
[Bearbeiten] Sekundäre Lokalkasus
Die ostbaltischen Sprachen haben, vermutlich unter finno-ugrischem Einfluss, vier sekundäre Lokalkasus entwickelt: Inessiv (z. B. miške 'im Wald'), Illativ (z. B. miškan 'in den Wald (hinein)', Adessiv (z. B. miškiep 'am Wald'), Allativ (z. B. miškop 'zum Wald hin'). Heute stehen jedoch nur Inessiv und Illativ in Verwendung, wobei der Illativ fast immer mit einer Präpositionalphrase paraphrasiert wird (z. B. į mišką statt miškan). Der Allativ ist relikthaft in Adverbien erhalten, z. B. galop 'am Ende', velniop 'zum Teufel' und vakarop 'zum Abend hin'. Der alte indogermanische Lokativ ist ebenfalls nur relikthaft erhalten, z. B. in namie 'zu Hause' (wogegen als Innovation der Inessiv name 'im Haus'). Auch der Instrumental kann teilweise eine Lokalbedeutung innehaben, z. B. mišku 'durch den Wald'. Allativ und Adessiv werden zum Teil noch in litauischen Dialekten in Weißrussland verwendet; in Gervėčiai mit der Endung -k statt -p(i).
Der Adessiv kann in einigen Mundarten einen Besitz ausdrücken, z. B. manip šuo 'bei mir ist ein Hund', ein Agens, z. B. jamp mašina nupirkta 'bei ihm ist ein Auto gekauft' oder für eine andere Form (Kasus/Präposition) stehen, z. B. paklausk tėviep 'Frag beim Vater'). Der Illativ kann auch einen Zeitraum ausdrücken, z. B. vasaron 'im Sommer'.
[Bearbeiten] Adjektiv
Mögliche männliche Endungen von Adjektiven sind -as, -ias, -us und -is; mögliche weibliche Endungen sind -a, -ia, -i und -ė. Bei der Steigerung wird für den Komparativ immer -esnis (m.) -esnė (f.) und für den Superlativ -iausas, -iausia verwendet.
[Bearbeiten] Die Beugung des Adjektivs
1. Klasse | Singular | Plural | ||||
---|---|---|---|---|---|---|
Nominativ/Vokativ | -as | -is | -a | -i | -i | -os |
Genitiv | -o | -io | -os | -ų | -ių | -ų |
Dativ | -am | -iam | -ai | -iems | -iems | -ioms |
Akkusativ | -ą | -į | -ą | -us | -ius | -as |
Instrumental | -u | -iu | -a | -ais | -iais | -omis |
Lokativ | -ame | -iame | -oje | -uose | -iuose | -ose |
- Die Beugung der Adjektive mit der Endung -is nach der 1. Klasse gilt nur für das Adjektiv didelis 'groß' und für die Komparativformen auf -esnis; ansonsten gehören alle Adjektive mit der Endung -is der 3. Klasse an.
2. Klasse | Singular | Plural | ||
---|---|---|---|---|
Nominativ/Vokativ | -us (m.) | -i (w.) | -ūs | -ios |
Genitiv | -aus | -ios | -ių | -ių |
Dativ | -iam | -iai | -iems | -ioms |
Akkusativ | -ų | -ią | -ius | -ias |
Instrumental | -iu | -ia | -iais | -iomis |
Lokativ | -iame | -ioje | -iuose | -iose |
3. Klasse | Singular | Plural | ||
---|---|---|---|---|
Nominativ/Vokativ | -is (m.) | -ė (w.) | -iai | -ės |
Genitiv | -io | -ės | -ių | -ių |
Dativ | -iam | -ei | -iems | -ėms |
Akkusativ | -į | -ę | -ius | -ės |
Instrumental | -iu | -e | -iais | -ėmis |
Lokativ | -iame | -ėje | -iuose | -ėse |
Einige Vokabeln: geras - 'gut', blogas - 'schlecht', didelis - 'groß', mažas - 'klein', stiprus - 'stark', silpnas - 'schwach', įdomus - 'interessant', nuobodus - 'langweilig'
[Bearbeiten] Bestimmte Adjektive
Die meisten Adjektive haben auch eine pronominalisierte Langform, die zusätzlich das Merkmal der Bestimmtheit aufweist, d.h. so werden kontextgebundene Objekte markiert. Sie ist durch Anhängen des Personalpronomens jis/ji an die Kurzform gebildet bei späteren phonetischen Verkürzungen (z.B. geras - gerasis 'gut', maža - mažoji 'klein', aber gerąjam < geram-jam 'dem Guten'). Mažasis princas ist 'Der kleine Prinz' während mažas princas eher als 'ein kleiner Prinz' zu übersetzen wäre. Bei Verwendung dieser Formen ist zu beachten, dass beide Komponenten dekliniert werden, z.B. Genitiv mažojo princo 'des kleinen Prinzen'. Ein weiteres Beispiel ist Vytautas Didysis 'Vytautas der Große' - wo aber untypisch und wohl nach lateinischem und deutschem Vorbild das Attribut nachgestellt wird.
[Bearbeiten] Adverbien
Adjektive lassen sich leicht in Adverbien umwandeln. Dabei werden die männlichen Adjektiv-Endungen durch folgende Endungen ersetzt:
- aus -as wird -ai
- aus -us wird -iai
Beim Steigern der Adverbien wird an den Adjektiv-Stamm die Endung -iau für den Komparativ und die Endung -iausiai für den Superlativ angehängt.
[Bearbeiten] Zahlen
[Bearbeiten] Kardinalzahlen
Die Kardinalzahlen werden teilweise wie Adjektive behandelt, z.B. vienas, teils als Substantive, z.B. tūkstantis.
Zahl | Nominativ | Genitiv | Dativ | Akkusativ | Instrumental | Lokativ |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | vienas (m) viena (w) |
vieno vienos |
vienam vienai |
vieną vieną |
vienu viena |
viename vienoje |
2 | du (m) / dvi (w) | dviejų | dviem | du (m) / dvi (w) | dviem | dviej(u)ose |
3 | trys | trijų | trims | tris | trimis | trij(u)ose |
4 | keturi keturios |
keturių | keturiems keturioms |
keturis keturias |
keturiais keturiomis |
keturi(u)ose |
5 | penki penkios |
siehe 4 | ||||
6 | šeši šešios |
|||||
7 | septyni septynios |
|||||
8 | aštuoni aštuonios |
|||||
9 | devyni devynios |
|||||
10 | dešimt | wird nicht gebeugt | ||||
11 | vienuolika | vienuolikos | vienuolikai | vienuolika | vienuolika | vienuolikoje |
12 | dvylika | siehe 11 | ||||
13 | trylika | |||||
14 bis 19 |
keturiolika bis devyniolika |
|||||
20 | dvidešimt | wird nicht gebeugt | ||||
21 bis 29 |
dvidešimt vienas/dvidešimt viena bis dvidešimt devyni/dvidešimt devynios |
siehe 1–9, wobei dvidešimt unverändert bleibt | ||||
30 | trisdešimt | wird nicht gebeugt | ||||
40 | keturiasdešimt | |||||
50 | penkiasdešimt | |||||
60 | šešiasdešimt | |||||
70 | septyniasdešimt | |||||
80 | aštuoniasdešimt | |||||
90 | devyniasdešimt | |||||
100 | šimtas | šimto | šimtui | šimtą | šimtu | šimte |
101 bis 109 |
šimtas vienas/šimtas viena bis šimtas devyni/šimtas devynios |
siehe 1–9, wobei šimtas unverändert bleibt | ||||
111 | šimtas vienuolika | siehe 11, wobei šimtas unverändert bleibt | ||||
155 | šimtas penkiasdešimt penki šimtas penkiasdešimt penkios |
siehe 5, wobei šimtas und penkiasdešimt unverändert bleiben | ||||
200 bis 900 |
du šimtai bis devyni šimtai |
siehe Substantive 1. Klasse im Plural, wobei du bis devyni unverändert bleiben | ||||
1000 | tūkstantis | tūkstančio | tūkstančiui | tūkstantį | tūkstančiu | tūkstantyje |
2000 bis 9000 |
du tūkstančiai bis devyni tūkstančiai |
siehe Substantive 1. Klasse im Plural, wobei du bis devyni unverändert bleiben | ||||
1.000.000 | milijonas | milijono | milijonui | milijoną | milijonu | milijone |
[Bearbeiten] Ordinalzahlen
Die Ordinalzahlen werden wie Adjektive behandelt. Sie lauten pirmas '1.', antras '2.', trečias '3.', ketvirtas '4.'. Weitere werden nach dem Muster Stamm + tas gebildet. Dabei kommt es teils zu phonetischen Abweichungen: aštuoni '8' - aštuntas '8.'. Jeweils nur die letzte Zahl wird als Ordinalie gebildet šimtas dvidešimt aštuntas '128.'.
[Bearbeiten] Pronomen
Die Beugung der Personalpronomina erfolgt auf diese Weise:
Kasus | Singular | Plural | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. Person | 2. Person | 3. Person (m.) | 3. Person (w.) | 1. Person | 2. Person | 3. Person (m.) | 3. Person (w.) | |
Nominativ | aš | tu | jis | ji | mes | jūs | jie | jos |
Genitiv | manęs | tavęs | jo | jos | mūsų | jūsų | jų | jų |
Dativ | man | tau | jam | jai | mums | jums | jiems | joms |
Akkusativ | mane | tave | jį | ją | mus | jus | juos | jas |
Instrumental | manimi | tavimi | juo | ja | mumis | jumis | jais | jomis |
Lokativ | manyje | tavyje | jame | joje | mumyse | jumyse | juose | jose |
Die Höflichkeitsform "Sie" wird mit dem Personalpronomen der 2. Person Plural ausgedrückt. In diesem Fall wird das Personalpronomen groß geschrieben: Jūs esate 'Sie sind'.
[Bearbeiten] Demonstrativpronomen
Demonstrativpronomen werden im Wesentlichen wie Adjektive behandelt und dekliniert.
männlich | weiblich | Bedeutung |
---|---|---|
šitas | šita | diese(r) hier |
šis | ši | diese(r) hier |
tas | ta | der (die) da |
anas | ana | jene(r) |
kitas | kita | der (die) andere |
Ausnahmen sind die unveränderlichen, neutralen Demonstrativpronomen tai 'dieses/das', šitai 'dies hier'.
[Bearbeiten] Verb
Die Beugung des Verbes geht unter Verwendung dreier verschiedener Stämme vonstatten. Es handelt sich dabei um Stämme des Präsens', des Präteritums und des Infinitivs. In einigen Fällen unterscheiden sich diese Stämme nicht sonderlich, z.B. kala, kalė, kalti 'schlagen, schmieden', in anderen bestehen deutliche, historisch entstandene Unterschiede, ohne dass man dies regulär erklären könnte, z.B. renka, rinko, rinkti 'sammeln' oder mato, matė, matyti 'sehen'.
Zudem werden in einigen Zeitformen weitere Beugungsklasse unterschieden, die sich nach dem Stammauslaut - dem sogenannten Themavokal richten. Reste einer archaischen athematischen Konjugation sind kaum noch in Verwendung. Erkennen kann man den Stamm an der Endung der 3. Person Singular. Anhand dieser Endungen in der 3. Person Singular werden in der Gegenwart drei und in der Vergangenheit zwei Beugungsklassen unterscheiden. In der Gegenwart enden Verben der ersten Klasse auf -a oder -ia, der zweiten Klasse auf -i, der dritten Klasse auf -o. In der Vergangenheit lautet die Endung der ersten Beugungsklasse -o, die der zweiten Klasse -ė. Ist das Verb reflexiv, wird an die Endsilbe die Endung -si angehängt. Im Infinitiv enden Verben immer mit -ti, reflexive Verben immer mit -tis.
[Bearbeiten] Beugungsklassen Präsens
Person | Numerus | Endung | |||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. Klasse | 2. Klasse | 3. Klasse | |||||||
-a | -asi (reflexiv) | -ia | -iasi (reflexiv) | -i | -isi (reflexiv) | -o | -osi (reflexiv) | ||
1. Person | Singular | - u | -uosi | -iu | -iuosi | -iu | -iuosi | -au | -ausi |
Plural | -ame | -amės | -iame | -iamės | -ime | -imės | -ome | -omės | |
2. Person | Singular | -i | -iesi | -i | -iesi | -i | -iesi | -ai | -aisi |
Plural | -ate | -atės | -iate | -iatės | -ite | -itės | -ote | -otės | |
3. Person | Singular | -a | -asi | -ia | -iasi | -i | -isi | -o | -osi |
Plural | -a | -asi | -ia | -iasi | -i | -isi | -o | -osi |
Vokabeln:
- 1. Klasse: dirbti 'arbeiten'; džiaugtis 'sich freuen'; klausti 'fragen'; įlipti 'einsteigen, hochklettern'; imti 'nehmen'
- 2. Klasse: apžiūrėti 'besichtigen'; linkėti 'wünschen'; norėti 'wollen'; mylėti 'lieben'
- 3. Klasse: aplankyti 'besuchen'; maudytis 'baden'; statyti 'bauen'
[Bearbeiten] Beugungsklassen der (einmaligen) Vergangenheit
Person | Numerus | 1. Klasse | 2. Klasse | ||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
1. Person | Singular | -au | -ausi | -jau | -jausi | -iau | -iausi |
Plural | -ome | -omės | -jome | -jomės | -ėmė | -ėmės | |
2. Person | Singular | -ai | -aisi | -jai | -jaisi | -ei | -eisi |
Plural | -ote | -otės | -jote | -jotės | -ėtė | -ėtės | |
3. Person | Singular | -o | -osi | -jo | -josi | -ė | -ėsi |
Plural | -o | -osi | -jo | -josi | -ė | -ėsi |
Vokabeln:
- 1. Klasse: dirbti 'arbeiten'; lipti 'klettern'; žiūrėti 'schauen'; linkėti 'wünschen'; norėti 'wollen'; mylėti 'lieben'
- 2. Klasse: džiaugtis 'sich freuen'; klausti 'fragen'; imti 'nehmen'; aplankyti 'besuchen'; maudytis 'baden'; statyti 'bauen'
[Bearbeiten] Mehrfache Vergangenheit, Zukunft
In der mehrmaligen Vergangenheit und in der Zukunft gibt es keine Beugungsklassen. Die Beugung ist hier bei allen regelmäßigen Verben gleich:
mehrmalige Vergangenheit | mehrmalige Vergangenheit (reflexives Verb) | Zukunft | Zukunft (reflexives Verb) | |
---|---|---|---|---|
1. Person Singular | -davau | -davausi | -siu | -siuos |
2. Person Singular | -davai | -davaisi | -si | -sies |
3. Person Singular | -davo | -davosi | -s | -sis |
1. Person Plural | -davome | -davomės | -sime | -simės |
2. Person Plural | -davote | -davotės | -site | -sitės |
3. Person Plural | -davo | -davosi | -s | -sis |
[Bearbeiten] Unregelmäßige Verben
Das Verb būti 'sein'
- aš esu - 'ich bin'
- tu esi - 'du bist'
- jis/ji yra - 'er/sie ist'
- mes esame - 'wir sind'
- jūs esate - 'ihr seid'
- jie/jos yra - 'sie sind'
[Bearbeiten] Syntax
Das Litauische verfügt als synthetische Sprache über eine gewisse Freiheit in der Folge der Satzglieder. Sowohl die Reihenfolge Subjekt-Prädikat als auch andersherum ist möglich: vaikas eina - eina vaikas 'das Kind geht'. Ähnliches gilt für das direkte Objekt kala vinį - vinį kala '(er) schlägt einen Nagel (ein)'. Die Verwendung des Personalpronomens ist nicht notwendig. Insbesondere in der dritten Person muss dann aus dem Kontext erschlossen werden, ob es sich um mehrere oder eine Person handelt, ob diese männlich oder weiblich sind. Das Adjektiv steht regelmäßig vor dem Substantiv und stimmt in Genus, Numerus und Kasus mit dem attributierten Substantiv überein.
Ungewohnt ist die Verwendung der Kasus nach Ordinalzahlen, nach
- 1, 21 (da 20+1), 31... folgt Nominativ Singular
- 2-9, 22 (da 20+2)... folgt Nominativ Plural
- alles andere sowie unbestimmte Mengenangaben mit Genitiv Plural
Beispiele:
- 1 vyras '1 Mann
- 2 vyrai '2 Männer'
- 10 vyrų '10 Männer'
- keleta vyrų 'einige Männer'
Zur näheren Bestimmung eines Substantives durch andere Substantive ist der vorangestellte Genitiv von Bedeutung - anstelle der Zusammensetzung im Deutschen:
- naujas vyrų ir moterų drabužių salonas 'neues Damen- und Herrenkleidergeschäft', wörtlich in sturer Reihenfolge: neues der Männer und der Frauen der Kleidung Geschäft
- nacionalinis dramos teatras 'Nationales Dramatheater', wörtlich: Nationales des Dramas Theater
Einige Verben regieren den Genitiv, z.B. norėti 'wollen', linkėti 'wünschen', prašyti 'bitten'. Der Genitiv wird häufig auch verwendet wenn ein solches Verb elliptisch ausgelassen wird, z.B. (linkiu) gero apetito 'Guten Appetit' oder alaus (prašom) 'ein Bier (bitte)'.
[Bearbeiten] Wortschatz
Der Wortschatz der litauischen Sprache wurde im 20-bändigen akademischen Wörterbuch von 1941-2002 gesammelt. Ein beachtlicher Teil der Lexik ist ererbt und findet lautgesetzliche Entsprechungen im Lettischen, in den slawischen und anderen indoeuropäischen Sprachen. Natürlich sind die direkt vergleichbaren Wörter weitaus weniger zahlreich als die später hieraus gebildeten Wörter. Hinzu kommen Entlehnungen, insbesondere aus den slawischen Sprachen - etwa ein großer Teil der christlichen Terminologie wie bažnzčia 'Kirche' aber auch aus germanischen Sprachen, z.B. kunigas 'Priester'. Da das Litauische ab dem 16. bis zum Beginn des 20. Jh. eine Sprache der Dörfer war - in den Städten und im Adel wurde Polnisch gesprochen - fehlten viele Begriffe, die u.a. von Sprachnormierern wie Jonas Jablonskis neu geschaffen wurden. Heute wacht eine parlamentarische Kommission über die „Reinheit“ der litauischen Sprache. Vielfach werden neue Wörter kreiert, um keine Anglizismen zu übernehmen. Ein populäres Beispiel ist das Wort žiniasklaida für 'Medien' (wörtlich: Nachrichtenausbreiter), das sich im Alltagsgebrauch durchgesetzt hat. Der Computer heißt dagegen schlicht kompiuteris.
[Bearbeiten] Floskeln
- Labas! 'Hallo!'
- Laba diena. 'Guten Tag.'
- taip 'ja'
- ne 'nein'
- Ate! 'Tschüss!'
- Iki = Bis bald!
- Gero apetito! 'Guten Appetit!'
- Į sveikatą! 'Prost!'
- Atsiprašau! 'Entschuldigung!'
- Prašom! 'Bitte!'
- Ačiū! 'Danke!'
- (labai) gerai '(sehr) gut'
[Bearbeiten] Familiennamen
Anhand des Familiennamens kann das Geschlecht der Person ersehen werden sowie, bei Frauen der Familienstand. Zu dem Familiennamen Kazlauskas (der Mann) gehört Kazlauskienė (dessen Frau) und Kazlauskaitė (deren Tochter). Seit Kurzem gibt es auch die Möglichkeit der Beibehaltung des Mädchennamens bei Heirat, für Doppelnamen oder eine familienstandsneutrale Namenswahl, die sich indessen keiner großen Beliebtheit erfreuen.
Da ein Teil des litauischprachigen Gebietes zu Ostpreußen und somit zum Deutschen Reich gehörte und hier spätestens seit dem 19. Jh. eine intensive Germanisierung einsetzte, kann man viele Familiennamen litauischen Ursprungs heute auch in Deutschland antreffen. Zu den bekanntesten dürfte Wowereit aus lit. Voveraitis 'Sohn des Eichhörnchens' gehören. Weitere sind z.B. Kurbjuweit oder Batschkus.
[Bearbeiten] Dialekte
Die Normsprache ist auf der Grundlage des Südoberlitauischen der Region Suvalkija entstanden. Alle anderen Dialekte weichen hiervon mehr oder weniger stark ab.
[Bearbeiten] Niederlitauische Mundarten
Eine große Gruppe Mundarten bildet das Niederlitauische im Westen (Žemaitija, Niederlitauen). Diese Dialekte weisen relativ große Unterschiede zum Aukštaitischen (Oberlitauischen) auf und sind für Oberlitauer meist nur schwer zu verstehen. Dafür sind besonders die nördlichen Mundarten dem benachbarten Lettischen ähnlicher. Die Zwielaute ai, ei werden oft als a:, e: ausgesprochen, die Laute ą, ę, į, ų werden vielfach nasal realisiert. Der Wortakzent wird auf den Wortanfang vorverlegt. Die iterative Vergangenheitsform auf -davo gibt es nicht, dafür eine periphrastische Konstruktion, z.B. liuoba skaityti 'er pflegte zu lesen'. Große Unterschiede bestehen auch in der Lexik.
[Bearbeiten] Oberlitauisch
Ein markanter Zug der nordöstlichen Dialekte (in der Region Aukštaitija) ist die Realisierung von un statt an und in statt en.
[Bearbeiten] Dzukija
Für das Dzukische ist die Ersetzung von d, t durch dz, c in bestimmten Positionen auffällig, z.B. dzievas statt dievas 'Gott'.
[Bearbeiten] Litauische Mundarten in Weißrussland
Im nordwestlichen Weißrussland gibt es einige kleinere litauische Sprachinseln (Zietela, Gervėčiai, Lazūnai), deren Mundart besonders archaisch ist. Die dortigen Dialekte bewahrten beispielsweise alle vier Lokalkasus und teilweise auch den Dual. Andererseits wurden sie in hohem Maß vom dortigen slawischen Idiom beeinflusst. Sowohl der litauischen als auch der slawischen Mundart Nordwestweißrusslands liegt ein jatwingisches Substrat zugrunde. Die Zietelaer Mundart, die südlichste überhaupt, unterscheidet sich auffällig von den anderen in Weißrussland (z. B. kein dz-Lautwandel) und weist viele westbaltische Züge auf (z. B. oft z statt ž).
[Bearbeiten] Beispiele
Zietelaer Mundart | Schriftsprache | Deutsch | Anmerkung |
---|---|---|---|
Kana einava vasaron? | Kur (mudu) eisime vasarą? | Wohin fahren wir beide im Sommer? | Anstelle von kur (wo?) steht der Illativ von kas (wer?/was?) |
Čia kiba meškaip eita. | Čia gal meška ėjo. | Hier ist vielleicht ein Bär gegangen. | |
Ana savamp tėviep prašo. | Ji savo tėvo prašo. | Sie fragt ihren Vater. | Anstelle von ji (sie) steht ana (jene) |
Diev(i)ep visi lygūs. | Prieš dievą visi lygūs. | Vor Gott sind alle gleich. | |
Manamp broli(e)p nėra žmonos. | Mano brolis neturi žmonos. | Mein Bruder hat keine Frau. | |
Anas aiti/aima tėvop. | Jis eina pas tėvą. | Er geht zum Vater. | Man beachte die athematische Konjugation (die alternative Endung -ma ist eine Neuerung) |
Anas yra tėviep. | Jis yra pas tėvą. | Er ist beim Vater. | |
Ona buvoja dažnai namie. | Ona būna namie. | Anna ist oft daheim. | |
Aš eičap namop, jei tu eitai. | Aš eičiau namo, jei tu eitum. | Ich ginge heim, wenn du gingest. | |
Kaimyniep nusipirkau arklį. | Pas kaimyną nusipirkau arklį. | Ich habe ein Pferd beim Nachbarn gekauft. |
Die Verbformen yra (Präsens von sein) und bit (Perfekt von sein) werden für alle Personen aller Numeri gebraucht, z. B. aš yra čia 'ich bin da', mes bit ten 'wir waren dort' (in der Schriftsprache nur für die dritte Person, vgl. aš esu čia; mes buvome ten).
Die meisten Sprachinseln in Weißrussland schrumpfen, oft sprechen nur mehr ältere Menschen litauisch, die Jüngeren assimilieren sich ans Weißrussische bzw. Russische.
[Bearbeiten] Literatur
- Rainer Eckert: "Litauisch" Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens (umfassender Lexikonartikel zur litauischen Sprache - hier als PDF-Dokument
- August Schleicher: Handbuch der litauischen Sprache 2 Bde. Prag 1856-57.
- Gertrud Bense u. a.: Deutsch-litauische Kulturbeziehungen: Kolloquium zu Ehren von August Schleicher an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Jena/Erlangen 1994. ISBN 3925978380
- Katrin Jähnert: Litauisch - Wort für Wort. Bielefeld 2003. ISBN 3-89416-244-9
- Juozas Algirdas Križinauskas: Vokiečių-lietuvių lietuvių-vokiečių kalbų žodynas. Deutsch-litauisches litauisch-deutsches Wörterbuch. Vilnius 2003. ISBN 9986-546-94-X
[Bearbeiten] Weblinks
Wikipedia auf Litauisch |
Wikipedia auf Schemaitisch |
Wikibooks: Litauisch – Lern- und Lehrmaterialien |
[Bearbeiten] Litauische Wörterbücher
- http://www.mch.mii.lt/dlk/ -- Online-Wörterbuch
- Deutsch-Litauisches Wörterbuch/Vokiečių-lietuvių kalbų žodynas -- Online-Wörterbuch
- Litauisch-Deutsches Wörterbuch/Lietuvių-vokiečių kalbų žodynas -- Online-Wörterbuch
- Karinis vokiečių-lietuvių kalbų žodynas -- 87seitiges Kriegswörterbuch im PDF-Format
- http://www.dictionaric.com/dicolithuanien/dicolithuanien.php -- Französisch-Litauisches Wörterbuch/Lietuvių-Prancūzų žodynas -- Online-Wörterbuch 30 000 Stichwörter.
[Bearbeiten] Litauische Sprachkurse
- Oneness City -- Litauischer Online-Sprachkurs in englischer Sprache
- Šeštadieninė Mokykla -- Litauischer Online-Sprachkurs in englischer Sprache
- Lietuviškai Pagrindiniai Žodžiai -- Litauischer Online-Sprachkurs in deutscher Sprache
[Bearbeiten] Litauische Musik
- Lietuviška muzika-- Litauische Musik
- Lietuviškas radijas-- Litauisches Online-Radio
- LR1 Lietuvos Radijas 1
- Sutartinės -- litauische Folklore-Musik
[Bearbeiten] Sonstiges
- Mažasis princas -- Der kleine Prinz auf Litauisch
- Litauische Geschichten -- zum Lesen und Hören
- Litauische Sprache und Geschichte -- Einführung zu einer Ausstellung der Herzog August Bibliothek
- Uhrzeit in Litauen
- Official Cyrillic Alphabet for Lithuanian (1864-1904) -- PDF-Format
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