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Bahnhof Berlin Friedrichstraße

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Bahnhofsgebäude
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Bahnhofsgebäude
Haupteingang
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Haupteingang

Der Bahnhof Berlin Friedrichstraße ist ein Bahnhof der Stadtbahn an der Friedrichstraße in Berlin. Unter ihm befinden sich der U-Bahnhof Friedrichstraße und der unterirdische Bahnsteig des S-Bahnhofs.

Der Bahnhof dient sowohl als Station des Regionalverkehrs, als auch der Berliner S- und U-Bahn. Durch seine zentrale Lage im Bezirk und Ortsteil Mitte nahe dem Boulevard Unter den Linden, dem Brandenburger Tor und dem Reichstag ist er ein beliebter Halte- und Ausgangspunkt für Touristen. Gleichzeitig ist er ein Knotenpunkt für den innerstädtischen Verkehr.

Die S-Bahn und die Regionalbahn halten oberirdisch an insgesamt drei Bahnsteigen, die von Süden nach Norden als A, B, C bezeichnet werden. Die Bahnsteige liegen auf dem Stadtbahn-Viadukt und werden von einer größeren (Regionalbahn) und einer kleineren Bahnhofshalle (S-Bahn) überspannt. Der U-Bahnhof der Linie 6 befindet sich quer dazu unter der Friedrichstraße. Der unterirdische Bahnsteig der Nord-Süd-S-Bahn liegt unter dem Reichstagufer. Außerdem wird der Bahnhof durch Bus und Straßenbahn der BVG bedient.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Entstehung

Bahnhof Friedrichstraße im Jahr 1903
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Bahnhof Friedrichstraße im Jahr 1903
Halle des Bahnhofs Friedrichstraße um 1900
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Halle des Bahnhofs Friedrichstraße um 1900
Schnitt durch den Bahnhof Friedrichstraße um 1900
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Schnitt durch den Bahnhof Friedrichstraße um 1900
Bahnhof Friedrichstraße im Jahr 1926
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Bahnhof Friedrichstraße im Jahr 1926

1878 wurde mit dem Bau des Bahnhofs nach Plänen von Johannes Vollmer begonnen. Die Einweihung fiel zusammen mit den Einweihungstagen der Stadtbahn: 7. Februar 1882 für die Vorortbahn (spätere S-Bahn) und am 15. Mai desselben Jahres für die Fernbahn. Er besaß für beide Zwecke an der Stadtbahn jeweils zwei Gleise und jeweils einen Bahnsteig. Zusätzlich zum Haupteingang an der Nordseite wurde nach kurzer Zeit am westlichen Ende des Vorortbahnsteigs eine Fußgängerbrücke über die Spree mit Treppe zum Schiffbauerdamm errichtet.

Da die Bahnhofshalle bereits vor dem Ersten Weltkrieg zu klein wurde, wurde sie ab 1914 abgerissen. Von 1919 bis 1925 wurde von Carl Theodor Brodführer die heute noch bestehende Doppelhalle errichtet, während auch im Untergrund bereits gebaut wurde: Am 30. Januar 1923 wurde der U-Bahnhof der heutigen U6 fertiggestellt, wodurch ein unterirdisches System von Gängen entstand.

1928 wurde aus den Vorortbahnen die Berliner S-Bahn.

Im Juli 1936 wurde mit der Fertigstellung des Nord-Süd-Tunnels, die die Nazis mit Hochdruck und unter Inkaufnahme mehrerer Unfälle mit Todesopfern vorangetrieben hatten, der unterirdische Teil des S-Bahnhofs eröffnet. Gleichzeitig erhielt der U-Bahnhof die gelben Wandfliesen, deren äußerlich gleiche Nachfolger bis heute sein Aussehen bestimmen.

[Bearbeiten] DDR-Zeit

Gleich nach dem 13. August 1961, dem Tag der Errichtung der Berliner Mauer, wurde der Bahnhof nach einer provisorisch organisierten Übergangsphase in mehrere streng getrennte Bereiche gespalten:

Die unterirdischen Anlagen mit den Haltestellen der S-Bahn (Strecken WannseeFrohnau, Lichterfelde SüdHeiligensee und LichtenradeGesundbrunnen) und U-Bahn (Alt-MariendorfAlt-Tegel) standen überwiegend den Fahrgästen zur Verfügung, die aus dem Westen kamen. Sie konnten nur zum Umsteigen, zum Einkaufen an den Intershop-Kiosken (siehe unten) und als Zugang zur Grenzübergangsstelle genutzt werden. Der U-Bahnsteig konnte nur über einen langen Verbindungsgang vom S-Bahnsteig der S1/S2 aus erreicht werden.

An diesem Verbindungsgang in Nähe des Abgangs zum U-Bahn-Bahnsteig gab es den sogenannten Dienstübergang für Angehörige der Reichsbahn, der auch der Agentenschleusung und dem unbeobachteten Passieren von Funktionären von KPD und SEW diente. Durch Vorzeigen eines vereinbarten Kennzeichens beim Wachposten der Grenztruppen konnte der Übertritt ohne Identiätsfeststellung und ohne Zollkontrolle nach Ostberlin bzw. in Gegenrichtung erfolgen. Nach Passieren der Schleuse wurden die Agenten von ihren Kontaktpersonen auf Ost-Berliner Seite in Empfang genommen. Bei Insidern hatte dieser Übergang die Bezeichnung „Ho-Chi-Min-Pfad“.

Durch diese Agentenschleuse wechselten am 7. Juli 1976 die steckbrieflich gesuchten RAF-Angehörigen Inge Viett, Monika Berberich, Gabriele Rollnik sowie Juliane Plambeck und am 27. Mai 1978 Till Meyer in die DDR und der HVA-Überläufer Werner Stiller floh auf diesem Wege am 18. Januar 1979 Richtung West-Berlin.

Am Abgang zum U-Bahn-Bahnsteig gab es bis 1984 einen Fahrkartenschalter der BVB (Ost). Verkauft wurden Fahrkarten zum S-Bahntarif (West) für die U- und S-Bahn, diese waren zum Umsteigen in die Busse der BVG (West) allerdings nicht gültig. Fahrgästen aus Ost-Berlin war der Zugang nur nach Passieren der Grenzkontrollen zur Weiterreise in den Westen möglich.

Die oberirdische Anlage war durch eine bis zur Decke reichende, jeden Blickkontakt verhindernde Wand aus Metallplatten zwischen den Bahnsteigen B und C geteilt. Diese Wand erfüllte hier faktisch die Funktion der Berliner Mauer. Auch der Ausblick zur Friedrichstraße wurde durch sichthemmendes Glas und Plakate verhindert. In dem einen Bahnhofsgebäude gab es somit quasi zwei Welten ohne direkte Kontaktmöglichkeit.

Auf der Westseite (in der größeren, südlich gelegenen Halle) gab es zwei Bahnsteige. Bahnsteig B wurde als Endstation der West-Berliner S-Bahn-Linien nach Wannsee und Staaken genutzt. Die weiterführenden Gleise Richtung Osten waren demontiert. Bahnsteig A diente als Haltepunkt im Transitverkehr zwischen Bahnhof Zoologischer Garten und Ostbahnhof (ab 1987 Hauptbahnhof Berlin). Auf diesem Bahnsteig gab es mobile Grenzkontrollen für die Fernreisenden in beide Richtungen. Züge (Kurswagen) fuhren ab Berlin-Zoo nach Kopenhagen über die Eisenbahnfähre Warnemünde–Gedser (Tageszug Neptun, Nachtzug Ostsee-Express), MalmöStockholm und PragWien (Vindobona). Es gab durchgehende Kurswagen in Richtung Polen (u.a. Paris - Moskau z. B. Ost-West-Express). Für die Transitzüge aus dem Westen war der Bahnhof Endpunkt, sie fuhren ohne Fahrgäste weiter durch das (Ost-)Berliner Zentrum.

Auf der Ostseite (in der kleineren, nördlich gelegenen Halle) diente der Bahnsteig C der Ost-Berliner S-Bahn als Kopfstation für Fahrgäste in Richtung Osten als Endstation für die Züge von und nach Erkner, Königs Wusterhausen, Strausberg Nord, Ahrensfelde, Wartenberg und zum Flughafen Berlin-Schönefeld (Zielbahnhöfe mehrfach geändert). Dieser Bahnsteig war massiv gegen Grenzverletzungen gesichert. So waren beispielsweise die Gleise Richtung Westen verbarrikadiert (was einmal einem Ost-Berliner S-Bahnfahrer, der davon nichts wusste, bei seinem spektakulären Fluchtversuch zum Verhängnis wurde), es gab eine Beobachtungsloge unter dem Hallendach, Videoüberwachung, Hundeführer und vermutlich verdeckte Ermittler. Durch die Lage in der Ost-Berliner Innenstadt mit zahlreichen Geschäften, Büros, Regierungsgebäuden, Botschaften, Hotels, Verwaltungen und kulturellen Einrichtungen (Friedrichstadtpalast, Metropol-Theater, Staatsoper, Museumsinsel) und als Grenzbahnhof gab es hier ein enormes Fahrgastaufkommen.

In der weitläufigen Zwischenetage (ebenerdig) waren die Einrichtungen der Grenzkontrollorgane der DDR untergebracht. Das waren Passkontrolle (3× pro Grenzübertritt), Zollkontrolle, Warteräume (Wartezeiten zwischen 15 Minuten und mehreren Stunden waren üblich), Verhörräume, Arrestzellen und Büroräume (Abgleich der Personaldokumente mit Fahndungslisten, Registrierung der Grenzübertritte), Kasse für Visagebühr/Einreisegebühr und Wechselstelle für den Mindestumtausch. Außerdem waren hier die Übergänge zwischen den West-Bahnsteigen und der Ausgang nach Ost-Berlin nach erfolgter Einreise-Grenzkontrolle.

In der Anfangsphase waren Ein- und Ausreisekontrollen in den Bahnhofsanlagen untergebracht. Da die Verhältnisse bald zu beengt wurden, errichtete man zur Ausreiseabfertigung aus der DDR auf dem Bahnhofsvorplatz ein separates Gebäude für die Grenzkontrolle (Pass- und Zollkontrolle) – den legendären Tränenpalast. Den Namen prägte der Volksmund, weil sich hier die West-Besucher vor der Rückreise von ihren DDR-Verwandten verabschiedeten. Hier gab es eine Türkontrolle, an der so genannte Unberechtigte (Angehörige der Ausreisenden) abgewiesen wurden, einen Staubereich und separat ausgezeichnete Abfertigungschalter für:

In schwachen Verkehrszeiten wurden Schalter zusammengelegt. DDR-Bürger wurden immer separiert. Nach den getrennten Kontrollen führte ein kurzer Tunnel in das Bahnhofsgebäude und weiter zu den Bahnsteigen in Richtung Westen.

Für einige West-Berliner war der Bahnhof zu dieser Zeit aus einem anderen Grund durchaus attraktiv: Es gab auf der Verteilerebene und den S-Bahnsteigen Intershops. Auf der Fahrt im westlichen S- und U-Bahnnetz (durch die Geisterbahnhöfe) konnten man hier aus- und umsteigen, ohne die Grenzkontrolle passieren zu müssen. Das bedeutete den Einkauf von billigen Spirituosen, Zigaretten, Genussmitteln und Kosmetika gegen „Westgeld“. Allerdings war das auch der Zollfahndung in West-Berlin bekannt, so dass mobile Kontrollgruppen sowohl in Zivilkleidung in den Bahnen selbst, als auch uniformiert an den jeweils ersten Bahnhöfen im Westteil Stichproben machten. Vermutlich wurden diese auch durch verdeckte Ermittler unterstützt, die auf den Strecken mitfuhren, die Käufer beobachteten und meldeten.

Hier förderte die DDR vorsätzlich den Schmuggel unverzollter Waren zur Devisenbeschaffung. Zollkontrollen waren direkt nicht möglich, da dem Zoll in Berlin (West) kein Zutritt zu den Bahnanlagen gewährt wurde. Es gab auch Presseerzeugnisse der DDR und ausgewählte DDR-Produkte (Kunstgewerbe, Bücher, Schallplatten) zu kaufen.

Da die Pässe nicht kontrolliert wurden, war dies gleichzeitig ein Treffpunkt ehemaliger DDR-Bürger, die nicht mehr einreisen durften. Vielleicht war es auch Heimweh, an diesem Punkt gelegentlich Ost-Berliner Luft schnappen zu können. Ganz ungefährlich war es allerdings nicht, denn gelegentlich wurden verdächtige Personen von den DDR-Organen aufgegriffen und als Republikflüchtige den Verfolgungsbehörden überstellt.

[Bearbeiten] Nach der Wende

Regionalbahnsteige (m. u. r.); S-Bahnsteig (l.)
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Regionalbahnsteige (m. u. r.); S-Bahnsteig (l.)

Bis zum Juli 1990 wurden die S-Bahngleise am Bahnsteig C wieder für den durchgehenden Verkehr umgebaut, dieser konnte am 2. Juli 1990 aufgenommen werden. Doch es war nach der jahrelangen Vernachlässigung eine Grundsanierung der Stadtbahn und der Nord-Süd-Bahn nötig. So wurde von August 1991 bis Februar 1992 der Nord-Süd-Tunnel stillgelegt und saniert. Danach wurde die Stadtbahn saniert. Seit 1998 halten an den Bahnsteigen A und B wieder Regionalexpresszüge und -bahnen.

2002 wurde der Nord-Süd-Tunnel ein weiteres Mal saniert. So sind hier auch die letzten Erinnerungen an die DDR (in Form der grau-grünen Wandverkleidung und der abgenutzten Bahnsteigausstattung) verschwunden.

[Bearbeiten] Verkehr

U-Bahnhof Friedrichstraße
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U-Bahnhof Friedrichstraße

Heute halten am Bahnhof Berlin Friedrichstraße unterirdisch die Linien U6 (Alt-Tegel ↔ Alt-Mariendorf), S1 (WannseeOranienburg), S2 (BlankenfeldeBernau) und S25 (Teltow Stadt ↔ Hennigsdorf) und oberirdisch am Bahnsteig C die Linien S5 (Strausberg Nord ↔ Westkreuz), S7 (AhrensfeldePotsdam Hauptbahnhof), S75 (Spandau ↔ Wartenberg) und S9 (Flughafen Berlin-SchönefeldSpandau) sowie an den Bahnsteigen A und B die Regionalexpress-Linien RE1 (Magdeburg/Brandenburg ↔ Frankfurt (Oder)/Eisenhüttenstadt, RE2 (Cottbus ↔ Rathenow) und RE7 (Dessau/Belzig ↔ Wünsdorf-Waldstadt) sowie die RegionalBahn-Linie RB14 (Nauen ↔ Flughafen Schönefeld ↔ Senftenberg); die Fernbahnzüge, bis auf die von Veolia Verkehr, fahren hier ohne Halt durch.

[Bearbeiten] Literatur

  • Reichsbahnoberbaurat Woltmann: Die neuen Bahnsteighallen auf dem Bahnhof Friedrichstraße in Berlin, in: Der Bauingenieur, 6. Jahrgang, Heft 9, 10. Mai 1925, S. 321-329

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

Commons: Bahnhof Berlin Friedrichstraße – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

Koordinaten: 52° 31' 13" N, 13° 23' 13" O

Andere Sprachen

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