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Autismus

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Autismus (v. gr. αυτός „selbst“) wurde von der Weltgesundheitsorganisation als eine tiefgreifende Entwicklungsstörung klassifiziert. Sie wird als eine angeborene, unheilbare Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungsstörung des Gehirnes beschrieben, welche sich bereits im frühen Kindesalter bemerkbar macht.

Unterschieden wird im Allgemeinen zwischen Frühkindlichem Autismus mit stark ausgeprägten Symptomen und dem Asperger-Syndrom mit schwächer ausgeprägten Symptomen.

Als Kernsymptomatik bei allen autistischen Behinderungen wird meistens Schwierigkeiten bei der Kommunikation mit anderen Menschen gesehen (1. und 2. Diagnosekriterium). Alternativ werden stereotype oder ritualisierende Verhaltensweisen (3. Diagnosekriterien) als Kernsymptomatik bei allen autistischen Behinderungen erforscht. Autistische Menschen zeigen grundlegende Unterschiede in der Verarbeitung von Sinneseindrücken, in der Art deren Wahrnehmung, und in der Art ihrer Intelligenz. Diese unterschiedliche Wahrnehmung wird auch als Kernsymptomatik des Autismus erforscht.


Das Ausmaß und die Auswirkungen dieser Probleme sowie die spezielle Form, in der sie sich zeigen, sind sehr unterschiedlich.

Inhaltsverzeichnis

Historisches

Begriffsbildung

Geprägt wurde der Begriff Autismus 1911 durch den Schweizer Psychiater Eugen Bleuler. Autismus nannte er ein Grundsymptom der Schizophrenie, die Zurückgezogenheit in die innere Gedankenwelt des an Schizophrenie erkrankten Menschen.

Leo Kanner (Lit.: Kanner 1943) und Hans Asperger (Lit.: Asperger 1944) nahmen diesen Begriff – unabhängig voneinander – auf und benannten so ein Störungsbild eigener Art. Im Unterschied zu Menschen mit Schizophrenie, die sich aktiv in ihr Inneres zurückziehen, beschrieben Kanner und Asperger jeweils Menschen, die von Geburt an in einem Zustand der inneren Zurückgezogenheit leben. Damit unterlag der Begriff „Autismus“ einem Bedeutungswandel. Heutzutage wird der Begriff „Autismus“ zur Bezeichnung des von Kanner und Asperger beschriebenen Störungsbildes gebraucht.

Kanners Beschreibung, die den Begriff „Autismus“ eng fasste und im Wesentlichen dem heute so genannten frühkindlichen Autismus entsprach, erlangte internationale Anerkennung und wurde zur Grundlage der weiteren Autismusforschung. Die Veröffentlichungen Aspergers hingegen, die den Begriff „Autismus“ etwas anders fassten, wurden zunächst international kaum rezipiert, zum einen wegen des Zweiten Weltkriegs, und zum anderen, weil Asperger auf Deutsch publizierte und seine Publikationen jahrzehntelang nicht ins Englische übersetzt wurden. Erst in den 1990er Jahren erlangten die Forschungen Aspergers internationale Bekanntheit in Fachkreisen. Die englische Psychologin Lorna Wing (Lit.: Wing 1981) führte in den 1980er Jahren die Forschungen Aspergers fort und definierte die von Asperger beschriebenen Fälle von Autismus als Asperger-Syndrom.

Kulturvergleich

Es gab zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Vorstellungen über die Entstehung von Autismus. Im zaristischen Russland etwa glaubte man, dass autistische Kinder als besonders religiöse Menschen zur Welt gekommen seien und dass diese sich freiwillig für ein Leben jenseits aller Konventionen entschieden hätten. Aus überlieferten Berichten weiß man, dass Autisten in Lumpen durch den russischen Winter liefen, ohne sich vor der Kälte zu schützen. Sie sprachen selten, ihr Verhalten erschien merkwürdig und sie missachteten Gesetz, Ordnung und soziale Regeln. Man nannte sie deshalb „heilige Narren“ und glaubte, dass in ihrem Verhalten göttliche Botschaften verschlüsselt seien. [1]

Formen von Autismus

Im deutschsprachigen Raum werden drei Diagnosearten des Autismus unterschieden. Die erste ist der frühkindliche Autismus, auch Kanner-Syndrom genannt, dessen auffälligstes Merkmal neben den Verhaltensabweichungen eine stark eingeschränkte Sprachentwicklung ist. Das Asperger-Syndrom unterscheidet sich von diesem vor allem durch eine vom Zeitpunkt her altersgerechte Sprachentwicklung und unter formalen Gesichtspunkten korrekten Sprachgebrauch. Ein Ausschlusskriterium für das Vorliegen eines Asperger Syndromes ist eine geistige Behinderung, die beim frühkindlichen Autismus hingegen häufig auftritt. Andererseits geht mit dem Asperger Syndrom oft eine motorische Ungeschicklichkeit einher, die beim frühkindlichen Autismus nur beim Vorhandensein weiterer Behinderungen vorliegt. Die dritte Diagnosevariante ist der atypische Autismus. Von ihm spricht man, wenn nicht alle Diagnosekriterien des Autismus erfüllt sind oder wenn die Störung sich erst nach dem dritten Lebensjahr manifestiert. Vor allem im englischsprachigen Raum wird außerdem der Begriff des High Functioning Autism verwendet, welcher sich auf eine Symptomatik des frühkindlichen Autismus beim Vorliegen eines normalen Intelligenzniveaus bezieht. Gelegentlich wird High Functioning Autism auch als Synonym zum Asperger Syndrom gebraucht.

Zu dem Formenkreis der tiefgreifenden Entwicklungsstörungen nach Einteilung des Diagnosemanuals ICD-10 zählen neben der autistischen Störung im engeren Sinne auch das Rett-Syndrom und das Heller-Syndrom (Desintegrative Psychose des Kindesalters), welche eine ähnliche Symptomatik aufweisen, sich aber im Verlauf von Autismus unterscheiden. Beim Rett-Syndrom ist heute außerdem eine hierfür typische genetische Veränderung nachweisbar.

Neben dieser kategorialen Auffassung, den Autismus in verschiedene, deutlich von einander abzugrenzende Arten zu unterteilen, gibt es das Konzept eines fließenden Überganges zwischen den verschiedenen Formen von Autismus. Insbesondere im englischsprachigen Raum ist man zunehmend der Ansicht, dass es es sich um ein Kontinuum verschiedener Ausprägungen des Autismus handelt. In diesem Sinne wird dann vom autistischem Spektrum bzw. der Autismusspektrumstörung (ASS) gesprochen. Vertreten wird diese Annahme u.a. von Tony Attwood, der sie damit begründet, dass in Einzelfällen Übergänge vorkämen: Es gibt z.B. Kinder, auf die die Diagnosekriterien des Asperger-Syndroms zutreffen, deren Auffälligkeiten in früher Kindheit jedoch der Diagnose des Kanner-Syndroms entsprachen. Es ist zudem zweifelhaft, inwieweit eine auf theoretischen Intelligenzmodellen basierende IQ-Messung oder eine willkürlich festgelegte Altersgrenze für die Sprachentwicklung zur Unterscheidung dienen können.

Gillberg et al. haben eine Studie veröffentlicht, nachdem ein signifikanter Teil von Personen die nach ICD-10 mit frühkindlichem Autismus oder atypischen Autismus diagnostiziert wurden nach Gilblergs Diagnosekriterien mit Asperger diagnostiziert würden. Autism Abstract.

frühkindlicher Autismus (HFA und LFA) Asperger-Syndrom (AS)
erste Auffälligkeiten ab dem 10.-12. Lebensmonat ab 3. Lebensjahr
Blickkontakt selten, flüchtig selten, flüchtig
Sprache in der Hälfte der Fälle Fehlen einer Sprachentwicklung; ansonsten verzögerte Sprachentwicklung, anfangs oft Echolalie, Vertauschen der Pronomina frühe Entwicklung einer grammatisch und stilistisch hoch stehenden Sprache, oft pedantischer Sprachstil, Probleme beim Verstehen von Metaphern
Intelligenz teilweise geistige Behinderung, teilweise normale Intelligenz normale bis hohe Intelligenz, teilweise Hochbegabung
Motorik keine Auffälligkeiten, die auf den Autismus zurückzuführen sind häufig motorische Störungen, Ungeschicklichkeit, Koordinationsstörungen


Einen guten allgemeinverständlichen Überblick über Gemeinsamkeiten und Unterschiede von hochfunktionalem Autismus und Asperger-Syndrom bietet das Essay Is There a Difference Between Asperger's Syndrome and High-Functioning Autism? von Tony Attwood.

Einteilung nach ICD-10 und DSM-IV

Autismus wird in der ICD-10, dem Klassifikationssystem für Krankheiten der Weltgesundheitsorganisation, als tiefgreifende Entwicklungsstörung mit dem Schlüssel F84 aufgeführt und wie folgt unterteilt:

  • F84.0: Autismus; auch bezeichnet als: Frühkindlicher Autismus, Infantile Psychose, Infantiler Autismus, Kanner-Syndrom, Psychose im Kindesalter
  • F84.1: atypischer Autismus; auch bezeichnet als: Atypische Psychose im Kindesalter
    • F84.10: Autismus mit atypischem Erkrankungsalter
    • F84.11: Autismus mit atypischer Symptomatik
    • F84.12: Autismus mit atypischem Erkrankungsalter und atypischer Symptomatik
  • F84.5: Asperger-Syndrom; auch bezeichnet als: Autistische Psychopathie, Schizophrenes Syndrom beim Kind

Manche der oben genannten alternativen Bezeichnungen sind zwar veraltet, jedoch noch heute in der ICD-10 zu finden.

Das DSM-IV, die US-amerikanische Klassifikation psychischer Störungen, führt Autismus als tiefgreifende Entwicklungsstörung unter dem Schlüssel 299 auf. Dabei werden zwei Kategorien unterschieden:

  • 299.00: autistische Störung
  • 299.80: Asperger-Syndrom

Atypischer Autismus kommt im DSM-IV als Diagnose nicht vor.

Diagnosekriterien Frühkindlicher Autismus

Im DSM-IV wird der frühkindliche Autismus den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen zugeordnet und durch folgende diagnostische Kriterien beschrieben:

A. Es müssen mindestens sechs Kriterien aus (1), (2) und (3) zutreffen, wobei mindestens zwei Punkte aus (1) und je ein Punkt aus (2) und (3) stammen müssen:

(1) qualitative Beeinträchtigung der sozialen Interaktion in mindestens zwei der folgenden Bereiche:

  • ausgeprägte Beeinträchtigung im Gebrauch vielfältiger nonverbaler Verhaltensweisen wie beispielsweise Blickkontakt, Gesichtsausdruck, Körperhaltung und Gestik zur Steuerung sozialer Interaktionen,
  • Unfähigkeit, entwicklungsgemäße Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen,
  • Mangel, spontan Freude, Interessen oder Erfolge mit anderen zu teilen (z.B. Mangel, anderen Menschen Dinge, die für die Betroffenen von Bedeutung sind, zu zeigen, zu bringen oder darauf hinzuweisen),
  • Mangel an sozio-emotionaler Gegenseitigkeit;

(2) qualitative Beeinträchtigungen der Kommunikation in mindestens einem der folgenden Bereiche:

  • verzögertes Einsetzen oder völliges Ausbleiben der Entwicklung gesprochener Sprache (ohne den Versuch, die Beeinträchtigung durch alternative Kommunikationsformen wie Gestik oder Mimik zu kompensieren),
  • bei Personen mit ausreichendem Sprachvermögen deutliche Beeinträchtigung der Fähigkeit, ein Gespräch zu beginnen oder fortzuführen,
  • stereotyper oder repetitiver Gebrauch der Sprache oder idiosynkratische Sprache,
  • Fehlen von verschiedenen entwicklungsgemäßen Rollenspielen oder sozialen Imitationsspielen;

(3) beschränkte, repetitive und stereotype Verhaltensweisen, Interessen und Aktivitäten in mindestens einem der folgenden Bereiche:

  • umfassende Beschäftigung mit einem oder mehreren stereotypen und begrenzten Interessen, wobei Inhalt und Intensität abnorm sind,
  • auffällig starres Festhalten an bestimmten nichtfunktionalen Gewohnheiten oder Ritualen,
  • stereotype und repetitive motorische Manierismen (z.B. Biegen oder schnelle Bewegungen von Händen oder Fingern oder komplexe Bewegungen des ganzen Körpers),
  • ständige Beschäftigung mit Teilen von Objekten.

B. Beginn vor dem dritten Lebensjahr und Verzögerungen oder abnorme Funktionsfähigkeit in mindestens einem der folgenden Bereiche:

  • soziale Interaktion,
  • Sprache als soziales Kommunikationsmittel oder
  • symbolisches oder Fantasiespiel.

C. Die Störung kann nicht besser durch die Rett-Störung oder die Desintegrative Störung im Kindesalter erklärt werden.

Darüber hinaus nennt ICD-10 noch unspezifische Probleme wie Befürchtungen, Phobien, Schlafstörungen, Essstörungen, Wutausbrüche, Aggressionen und selbstverletzendes Verhalten (Automutilation).

Soziale Interaktion

Eine qualitative Beeinträchtigung der sozialen Interaktion zeigt sich manchmal schon in den ersten Lebensmonaten durch fehlende Kontaktaufnahme zu den Eltern, insbesondere zur Mutter. Viele Kinder mit frühkindlichem Autismus strecken der Mutter nicht die Arme entgegen, um hochgehoben zu werden. Sie lächeln nicht zurück, wenn sie angelächelt werden, und nehmen zu den Eltern keinen angemessenen Blickkontakt auf. Nichts desto trotz sind autistische Kinder genauso stark emotional mit ihrer Mutter verbunden wie nicht-autistische Kinder, und haben genauso viel Mitgefühl wie nicht-autistische Kinder [2] [3] [4] . Dem gegenüber steht eine starke Objektbezogenheit, die häufig auf eine bestimmte Art von Gegenständen beschränkt ist. Ihre Aufmerksamkeit ist auf wenige Dinge, wie Wasserhähne, Türklinken, Fugen zwischen Steinplatten oder kariertes Papier gerichtet, die sie magisch anziehen, so dass alles andere an ihnen vorbeigeht. Oft finden sie in Gegenständen einen für andere fremden Zweck, sortieren beispielsweise die Einzelteile einer Spielzeugeisenbahn nach Größe und Farbe, oder ihr einziges Interesse an einem Spielzeugauto ist es, die Räder unablässig zu drehen.

Kommunikation

Etwa jedes zweite Kind mit frühkindlichem Autismus entwickelt keine Lautsprache. Bei den anderen verzögert sich die Sprachentwicklung. Die Entwicklung der Lautsprache erfolgt oft über eine lange Phase der Echolalie, manche der betroffenen Personen kommen über diese Phase nicht heraus. Im Kindesalter werden oft die Pronomina vertauscht (pronominale Umkehr). Sie reden von Anderen als „ich“ und von sich selbst als „du“ oder in der dritten Person. Diese Eigenart bessert sich üblicherweise im Laufe der Entwicklung. Zudem gibt es oft Probleme mit Ja/Nein-Antworten, Gesagtes wird stattdessen durch Wiederholung bestätigt. Probleme gibt es auch mit der Semantik: Wortneuschöpfungen (Neologismen) treten häufig auf. Manche Menschen mit frühkindlichem Autismus haften auch an bestimmten Formulierungen (Perseveration). Am ausgeprägtesten ist die Beeinträchtigung der Pragmatik: In der Kommunikation mit anderen Menschen haben Menschen mit Autismus Schwierigkeiten, Gesagtes über die genaue Wortbedeutung hinaus zu verstehen, zwischen den Zeilen zu lesen. Ihre Stimme klingt oft eintönig (fehlende Prosodie).

Die Probleme in der Kommunikation äußern sich in schwieriger Kontaktaufnahme zur Außenwelt und zu anderen Menschen. Manche Autisten scheinen die Außenwelt kaum wahrzunehmen und teilen sich ihrer Umwelt auf ihre ganz individuelle Art mit. Deshalb wurden autistische Kinder früher auch Muschelkinder oder Igelkinder genannt. Die visuellen und auditiven Wahrnehmungen sind oft deutlich intensiver als bei neurologisch typischen Menschen, daher scheint als Selbstschutz eine Abschaltfunktion im Gehirn die Reizüberflutung auszublenden. Autisten haben ein individuell unterschiedlich ausgeprägtes Bedürfnis nach Körperkontakt. Einerseits nehmen manche mit völlig fremden Menschen direkten und teils sozial unangemessenen Kontakt auf, andererseits kann auch jede Berührung für sie aufgrund der Überempfindlichkeit ihres Tastsinns unangenehm sein.

Vor diesem Hintergrund ist verstehende Kommunikation mit einem Autisten schwer. Emotionen werden oft falsch gedeutet oder gar nicht erst verstanden. Diese möglichen Probleme müssen bei der Kontaktaufnahme berücksichtigt werden und verlangen ein großes Einfühlungs- und Vorstellungsvermögen.

Repetitive und stereotype Verhaltensmuster

Veränderungen ihrer Umwelt, wie zum Beispiel umgestellte Möbel oder ein anderer Schulweg, beunruhigen und verunsichern manche autistische Menschen. Manchmal geraten Betroffene auch in Panik, wenn sich Gegenstände nicht mehr an ihrem gewöhnlichen Platz oder in einer bestimmten Anordnung befinden, oder es bringt sie ein unangekündigter Besuch oder spontaner Ortswechsel völlig aus der Fassung. Die Tatsache, dass Menschen mit Autismus eine intensivere Wahrnehmung für Details haben und daher auch kleine Veränderungen bemerken können, verschlimmert dieses Problem. Handlungen laufen meist ritualisiert ab und Abweichungen von diesen Ritualen führen zu Chaos im Kopf, denn autistische Menschen haben bei unerwarteten Veränderungen von Situationen oder Abläufen keine alternativen Strategien.

Unter stark autistischen Betroffenen anzutreffende repetitive Stereotypien können sein: Jaktationen (Schaukeln mit Kopf oder Oberkörper), im Kreis umher gehen, Finger verdrehen, Oberflächen betasten, und vereinzelt auch selbstverletzendes Verhalten wie z. B. Finger blutig knibbeln, Nägel bis über das Nagelbett hinaus abkauen, Kopf anschlagen, mit Hand an Kopf schlagen, sich selbst kratzen, beissen oder anderes. Dieses selbst verletzende Verhalten hinterlässt mehr oder weniger sichtbare Spuren wie Biss-Spuren, Narben und verschorfte Wunden auf der Haut und an den Armen [1], welche jedoch nicht zu verwechseln sind mit dem bewusst selbstverletzendem Verhalten bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung welches aus der Motivation suizidaler Tendenzen heraus entsteht und ein anderes (suizidales) Verletzungsmuster aufweist.

Repetetive und sich wiederholende Verhaltensweisen wirken auf alle Menschen beruhigend (z.B. Puppe oder Teddybär bei kleinen Kindern die überall hin mitgenommen werden), und sind möglicherweise mehr ein Kennzeichen für starken Stress als für Autismus selbst, was die Frage aufwirft, warum Autisten oft zu viel Stress ausgesetzt sind. Positive Effekte sich wiederholender Verhaltensweisen werden zum Beispiel im Yoga benutzt, und es gibt auch auf Autismus angepassten Yogaunterricht (siehe [Yoga for Children with Autism Spectrum Disorders]).

Atypischer Autismus

Atypischer Autismus, auch psychogener Autismus oder frühkindlicher Autismus mit atypischem Erkrankungsalter oder Symptomatik genannt, unterscheidet sich vom frühkindlichen Autismus dadurch, dass Kinder nach dem dritten Lebensjahr erkranken (atypisches Erkrankungsalter) oder nicht alle Symptome aufweisen (atypische Symptomatik).

Autistische Kinder mit atypischem Erkrankungsalter zeigen hinsichtlich der Symptome das Vollbild des frühkindlichen Autismus, das sich bei ihnen aber erst nach dem dritten Lebensjahr manifestiert.

Autistische Kinder mit atypischer Symptomatik legen Auffälligkeiten an den Tag, die für den frühkindlichen Autismus typisch sind, jedoch die Diagnosekriterien des frühkindlichen Autismus nicht vollständig erfüllen. Dabei können sich die Symptome sowohl vor als auch nach dem dritten Lebensjahr manifestieren.

Im vor allem in den USA gebräuchlichen psychiatrischen Diagnosehandbuch (DSM-IV) gibt es keine Diagnose „atypischer Autismus“, dort wird statt dessen "tiefgreifende Entwicklungsstörung - nicht anders bezeichnet" (PDD-NOS) als Diagnose verwendet. Umgangssprachlich wird PDD-NOS dort sehr oft auch falsch nur als tiefgreifende Entwicklungsstörung (PDD) bezeichnet, was nur die diagnostische Kategorie bezeichnet aber selbst keine Diagnose ist.

Wenn atypischer Autismus zusammen mit erheblicher Intelligenzminderung auftritt, wird manchmal auch von „Intelligenzminderung mit autistischen Zügen“ gesprochen. Neure Forschung deuten jedoch darauf hin, dass die Annahme einer Intelligenzminderung bei Autisten mit dem Wechsler-IQ Test verfälscht wird, und Autisten bei dem Ravens Matrizentest um bis zu 30 Punkte besser abschneiden, was nicht auf weniger, sondern eine andere Intelligenz hindeutet (Dawson et al. 2005).

Diagnosekriterien Asperger-Syndrom

Das Asperger-Syndrom (AS) gilt als leichte Form des Autismus und manifestiert sich ab ca. dem dritten bis fünften Lebensjahr. Zur Diagnose werden meist die folgenden Kriterien nach Gillberg & Gillberg (1989) verwendet:

  • Soziale Beeinträchtigung (extreme Ichbezogenheit)

(mindestens zwei der folgenden Merkmale):

  1. Unfähigkeit, mit Gleichaltrigen zu interagieren
  2. mangelnder Wunsch, mit Gleichaltrigen zu interagieren
  3. mangelndes Verständnis für soziale Signale
  4. sozial und emotional unangemessenes Verhalten
  • Eingegrenzte Interessen

(mindestens eins der folgenden Merkmale):

  1. Ausschluss anderer Aktivitäten
  2. repetitives Befolgen der Aktivität
  3. mehr Routine als Bedeutung
  • Repetitive Routinen

(mindestens eins der folgenden Merkmale):

  1. für sich selbst, in Bezug auf bestimmte Lebensaspekte
  2. für andere
  • Rede- und Sprachbesonderheiten

(mindestens drei der folgenden Merkmale):

  1. verzögerte Entwicklung
  2. (oberflächlich gesehen) perfekter sprachlicher Ausdruck
  3. formelle, pedantische Sprache
  4. seltsame Prosodie, eigenartige Stimmmerkmale
  5. beeinträchtigtes Verständnis einschließlich Fehlinterpretationen von wörtlichen/implizierten Bedeutungen
  • Nonverbale Kommunikationsprobleme

(mindestens eines der folgenden Merkmale)

  1. begrenzte Gestik
  2. unbeholfene oder linkische Körpersprache
  3. begrenzte Mimik
  4. unangemessener Ausdruck
  5. eigenartig starrer Blick
  • Motorische Unbeholfenheit
Mangelnde Leistung bei Untersuchung der neurologischen Entwicklung

Obwohl viele Verhaltensweisen das soziale Netz der Betroffenen, insbesondere der nächsten Bekannten und der Familie, stark in Anspruch nehmen, sind es nicht nur negative Aspekte, die AS qualifizieren. Es gibt zahlreiche Berichte über das gleichzeitige Auftreten von überdurchschnittlicher Intelligenz oder auch von – für als normal geltende Menschen unfassbaren – Inselbegabungen. Leichtere Fälle von AS werden im Englischen umgangssprachlich auch als „Little Professor Syndrome“, „Geek Syndrome“ oder „Nerd Syndrome“ bezeichnet.

Einen guten Überblick über die Symptome des Asperger-Syndroms bietet die von Aspergia e.V. herausgegebene Broschüre Wie macht sich das Asperger-Syndrom bemerkbar? (Lit.: Tibi 2005).

Soziale Interaktion

Das wohl schwerwiegendste Problem für Menschen mit AS ist das beeinträchtigte soziale Interaktionsverhalten. Beeinträchtigt sind zwei Bereiche: zum einen die Fähigkeit, zwanglose Beziehungen zu anderen Menschen herzustellen, und zum anderen die nonverbale Kommunikation.

Kindern und Jugendlichen fehlt in der Regel der Wunsch, Beziehungen zu Gleichaltrigen herzustellen. Dieser Wunsch entsteht normalerweise erst in der Adoleszenz, meist fehlt dann aber die Fähigkeit dazu.

Die Beeinträchtigungen im Bereich der nonverbalen Kommunikation betreffen sowohl das Verstehen nonverbaler Botschaften anderer Menschen als auch das Aussenden eigener nonverbaler Signale.

Als besonders problematisch erweist sich die soziale Interaktion, da Menschen mit Asperger-Syndrom nach außen hin keine offensichtlichen Anzeichen einer Behinderung haben. So können selbst Menschen, die sich ansonsten durch Toleranz gegenüber ihren behinderten Mitmenschen auszeichnen, die Schwierigkeiten von Menschen mit Asperger-Syndrom als bewusste Provokation empfinden. Wenn etwa eine betroffene Person auf eine an sie gerichtete Frage nur mit Schweigen reagiert, wird dies oft als Sturheit und Unhöflichkeit gedeutet. ih Im Alltag macht sich die schwierige soziale Interaktion vielfältig bemerkbar. Menschen mit AS können schlecht Augenkontakt mit anderen Menschen aufnehmen oder halten. Sie vermeiden Körperkontakt, wie etwa Händeschütteln. Sie sind unsicher, wenn es darum geht, Gespräche mit anderen zu führen, besonders wenn es sich um eher belanglose (Smalltalk) handelt. Soziale Regeln, die andere intuitiv beherrschen, verstehen Menschen mit AS nicht intuitiv, sondern müssen sie sich erst mühsam aneignen. Daher haben Menschen mit AS oft keine oder kaum Freunde. In der Schule etwa sind sie in den Pausen lieber für sich, weil sie mit dem üblichen Umgang anderer Schüler untereinander nur wenig anfangen können. Im Unterricht sind sie in der Regel wesentlich besser im schriftlichen als im mündlichen Bereich. In der Ausbildung und im Beruf macht ihnen der fachliche Bereich meist keine Schwierigkeiten, nur der Smalltalk mit Kollegen oder der Kontakt mit Kunden. Auch das Telefonieren kann Probleme bereiten. Im Studium können mündliche Prüfungen oder Vorträge große Hürden darstellen. Da auf dem Arbeitsmarkt wohl in allen Bereichen Kontakt- und Teamfähigkeit genauso viel zählen wie fachliche Eignung, haben Menschen mit AS Probleme, überhaupt eine geeignete Stelle zu finden. Viele sind selbstständig, jedoch können sie sich bei Problemen mit Kunden kaum durchsetzen, etwa wenn ein Kunde nicht bezahlt. In einer Werkstatt für behinderte Menschen indes wären sie völlig unterfordert. Die meisten Menschen mit AS können durch hohe Schauspielkunst nach außen hin eine Fassade aufrecht erhalten, so dass ihre Probleme auf den ersten Blick nicht direkt sichtbar sind, jedoch bei persönlichem Kontakt durchscheinen, etwa in einem Vorstellungsgespräch. Menschen mit AS gelten nach außen hin zwar als extrem schüchtern, jedoch ist das nicht das eigentliche Problem. Schüchterne Menschen verstehen die sozialen Regeln, trauen sich aber nicht, sie anzuwenden. Menschen mit AS würden sich trauen sie anzuwenden, verstehen sie aber nicht und können sie deshalb nicht anwenden. Die Fähigkeit zur Empathie ist garnicht oder nur schwach ausgeprägt, jedoch das Mitgefühl gegenüber anderen ist durchaus genauso oder sogar stärker ausgeprägt als bei nicht-autistischen Menschen (Rogers et al. 2006). Menschen mit AS können sich schlecht in andere Menschen hineinversetzen und deren Stimmungen oder Gefühle an äußeren Anzeichen ablesen. Überhaupt können sie nur schwer zwischen den Zeilen lesen und nicht-wörtliche Bedeutungen von Ausdrücken oder Redewendungen verstehen. Sie ecken an, weil sie die für andere Menschen offensichtlichen nonverbalen Signale nicht verstehen. Da es ihnen meist schwer fällt, Gefühle bei zu bennen und auszudrücken, passiert es oft, dass ihre Mitmenschen dies als mangelndes persönliches Interesse missdeuten. Auch können sie in gefährliche Situationen geraten, da sie äußere Anzeichen, die auf eine bevorstehende Gefahr - etwa durch Gewalttäter - hindeuten, nicht richtig deuten können.

Stereotype Verhaltensmuster und Sonderinteressen

Repetitive und stereotype Verhaltensmuster zeigen Menschen mit AS in ihrer Lebensgestaltung und in ihren Interessen. Das Leben von Menschen mit AS ist durch ausgeprägte Routinen bestimmt. Werden sie in diesen gestört, können sie erheblich beeinträchtigt werden. In ihren Interessen sind Menschen mit AS teilweise auf ein Gebiet beschränkt, auf dem sie meist ein enormes Fachwissen haben. Ungewöhnlich ist das Ausmaß, mit dem sie sich ihrem Interessensgebiet widmen; für andere Gebiete als das eigene sind sie meist nur schwer zu begeistern. Da Menschen mit AS meist gut logisch denken können, liegen ihre Interessensgebiete oft im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich, aber auch andere Gebiete sind möglich.

Inselbegabung

Die Interessen von Autisten sind meist auf bestimmte Gebiete begrenzt, jedoch besitzen manche von ihnen auf dem Gebiet ihres besonderen Interesses außergewöhnliche Fähigkeiten, zum Beispiel im Kopfrechnen, Zeichnen, in der Musik oder in der Merkfähigkeit. Man spricht dann von einer Inselbegabung, und die, die sie haben, nennt man Savants. Sie können sich eventuell nicht alleine anziehen, kennen aber komplette Telefonbücher sowie Lexika auswendig wie zum Beispiel Kim Peek, seit dem Film „Rain Man“ der bekannteste unter den Savants. Etwa zehn Prozent der autistischen Menschen haben eine Inselbegabung.

Differentialdiagnose

Autistische Verhaltensweisen können auch bei anderen Syndromen und Krankheiten auftreten. Von diesen muss Autismus abgegrenzt werden.

Wesentliches Unterscheidungskriterium zur Schizophrenie ist das Auftreten von Halluzinationen und Wahn, die bei Autismus nicht vorkommen.

Von autistischem Verhalten bei psychischem Hospitalismus, Kindesmisshandlung und Verwahrlosung unterscheidet sich Autismus dadurch, dass er primär, also von Geburt an, auftritt. Die typischen Verhaltensweisen werden bei Autisten nicht durch falsche Erziehung, mangelnde Liebe, Misshandlung oder Verwahrlosung ausgelöst. In jenen Fällen verschwindet das autistische Verhalten bei Besserung der äußeren Umstände wieder, wohingegen Autismus nicht heilbar ist.

Bei der schizoiden Persönlichkeitsstörung tritt im Gegensatz zu atypischem und frühkindlichem Autismus keine Intelligenzminderung auf. Eine Abgrenzung zu hochfunktionalem Autismus und Asperger-Syndrom kann im Einzelfall schwierig sein. Hierbei ist die Anamnese wichtig. [2] Außerdem verschaffen neuropsychologische Testverfahren Klarheit.

Bei Menschen mit Zwangshandlungen (obsessiv-kompulsive Störung) ist die Sozial- und Kommunikationsfähigkeit normal ausgeprägt. Im Gegensatz zu Menschen mit Zwangshandlungen erleben Autisten ihre Routinen nicht als gegen ihren Willen aufgedrängt, sondern sie schaffen ihnen Sicherheit und sie fühlen sich mit ihnen wohl.

Bei der Bindungsstörung ist das Sprachvermögen – anders als beim atypischen und frühkindlichen Autismus – intakt. Eine Abgrenzung zu hochfunktionalem Autismus und Asperger-Syndrom kann im Einzelfall schwierig sein. Der Anamnese kommt hier eine wichtige Rolle zu. Neuropsychologische Tests sind eine weitere Grundlage einer klaren Differenzierung. Allerdings ist Autismus keine Bindungsstörungen, und autistische Menschen sind nicht in ihrer emotionalen Bindung gestört, auch wenn sie Beziehen vielleicht untypisch gestalten (Gernsbacher et al., Sience 2006).

Das Fragile-X-Syndrom wird durch einen genetischen Defekt ausgelöst, der mit entsprechenden Analysemethoden eindeutig nachgewiesen und vom Autismus unterschieden werden kann.

Bei Magersucht können rigide Essgewohnheiten und soziale Isolation aufreten, die an hochfunktionalen Autismus oder Asperger-Syndrom erinnern. Wesentliches Unterscheidungsmerkmal zum Autismus ist, dass bei Magersucht beide Symptome nur zeitlich begrenzt auftreten und nach Behebung der Ursache wieder verschwinden.

Von der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist eine Abgrenzung leicht möglich, denn obwohl bei beiden Erscheinungen Aggressionen und selbstverletzendes Verhalten beobachtet werden können, sind Menschen mit einer BPS in ihrem gesamten Wesen grundverschieden zu Menschen mit Autismus. Zur sicheren Differenzialdiagnostik ist eine länger andauernde Beobachtung, z. B. in einer stationären Einrichtung, ratsam.

Komorbide Störungen

Zusammen mit Autismus können verschiedene komorbide Störungen auftreten. Komorbide Störungen können sein:

Epidemiologie

Mehr als ein Prozent der Menschen sind im Autismus-Spektrum: 0,39% haben Autismus, 0,77% eine "Tiefgreifende Entwicklungsstörungen" wie z.B. Asperger-Syndrom, Rett-Syndrom u.a. Damit sind 1,16% der Menschen im Autismus-Spektrum [5].

Das Asperger-Syndrom tritt bei deutlich mehr Männern als Frauen auf, wobei die Angaben des Zahlenverhältnisses von 4:1 bis 8:1 schwanken. Das mag daran liegen, dass sich das Asperger-Syndrom bei Frauen durch ihre andere Sozialisation teilweise unauffälliger äußert. Möglicherweise können Frauen durch sozialere Verhaltensmuster, Nachahmung und Schauspielerei, stärkeren Bezug auf Kommunikation und weniger spielende Interaktion die negativen Aspekte besser ausgleichen, durch weniger auffällige Besonderheiten oder Verwerfungen mit Auffälligkeiten weniger in Erscheinung treten oder schlicht eine bessere Langzeitprognose haben, da sie besser in der Lage sind zu lernen, wie man mit anderen Menschen umgeht. Insgesamt ist noch einiges an Forschungs- und Aufklärungsarbeit nötig, um angemessenere Zahlen ermitteln zu können.

rote Linie: Zahl der Autismusdiagnosen, Schuljahre 1992 bis 2003 in den USA, Steigerung relativ zu 1992
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rote Linie: Zahl der Autismusdiagnosen, Schuljahre 1992 bis 2003 in den USA, Steigerung relativ zu 1992

Die Zahl der Autismus-Fälle scheint in den vergangenen Jahrzehnten ständig zu steigen. Tatsächlich gibt es keine Daten über einen tatsächlichen Anstieg der Autismus-Prevalenz.

Spekuliert wird von der einen Seite, dass zum Beispiel Umweltgifte Autismus förderten oder dass Impfstoff-Zusätze eine tragende Rolle spielten (jetzt nicht mehr, Entscheidung der FDA September 2006), doch die unter Medizinern und Epidemiologen anerkannte These ist, dass

  • frühere Einschulung der Kinder die Chance erhöht, dass Autismus entdeckt wird; ebenso zeigt sich der häufigere Besuch von Kindergärten
  • Eltern heute aufmerksamer beobachten, ob sich ihre Kinder normal entwickeln; früher brachte man ein Kind erst dann zum Arzt, wenn es auffällig spät sprechen lernte
  • die Definition des Autismus an sich verbreitert wurde, so dass mehr verhaltensauffällige Kinder als autistisch gelten
  • in der Vergangenheit Autismus viel eher unter „kindlicher Schizophrenie“ oder ADS eingeordnet wurde

Langzeitverlauf

Der Langzeitverlauf einer Störung aus dem Autismusspektrum hängt von der individuellen Ausprägung des Autismus beim einzelnen Patienten ab. Die Ursache des Autismus kann nicht behandelt werden. Möglich ist lediglich eine unterstützende Behandlung in einzelnen Symptombereichen.

Anderseits sind viele Beschwerden über die autistische Menschen berichten von ihrer Umwelt abhängig, wie etwa ein empfindlicheres Schmerzempfinden für bestimmte Tonfrequenzen. Solchen Menschen geht es in einem reizarmen Umfeld deutlich besser, und eine autismusgerechte Umwelt zu finden bzw. herzustellen ist ein wesentliches Ziel. Kommunikationstraining für Autisten sowie für deren Freunde und Angehörige kann für alle Beteiligten sehr hilfreich sein und wird beispielsweise in England von der National Autistic Society angeboten und wissenschaftlich weiter entwickelt. Eine zunehmende Zahl von Schulen, Colleges und Arbeitgebern speziell für autistische Menschen demonstriert den Erfolg, Autisten in autismusgerechten Umfeldern leben zu lassen.

Die autistischen Syndrome gehören nach dem Schwerbehindertenrecht zur Gruppe der psychischen Behinderungen. Nach den Anhaltspunkten für die ärztliche Gutachtertätigkeit im sozialen Entschädigungsrecht und nach dem Schwerbehindertenrecht beträgt der Grad der Behinderung bei der leichten Form (z.B. Typ Asperger, HFA) 50 bis 80, ansonsten 100%.

Beim frühkindlichen und atypischen Autismus bleibt eine Besserung des Symptombilds meist in engen Grenzen. Etwa 10–15% der Menschen mit frühkindlichem Autismus erreichen im Erwachsenenalter eine eigenständige Lebensführung. Der Rest benötigt in der Regel eine intensive, lebenslange Betreuung und eine geschützte Unterbringung (Quellen??).

Über den Langzeitverlauf beim Asperger-Syndrom gibt es noch keine Studien. Hans Asperger selbst ging von einem positiven Langzeitverlauf aus (Lit.: Asperger 1944, S. 132f.). In der Regel lernen Menschen mit Asperger-Syndrom im Laufe ihrer Entwicklung, ihre Probleme – abhängig vom Grad ihrer intellektuellen Fähigkeiten mehr oder weniger gut – zu kompensieren. Der australische Autismusexperte Tony Attwood vergleicht den Entwicklungsprozess von Menschen mit Asperger-Syndrom mit der Erstellung eines Puzzles. Mit der Zeit bekommen sie die einzelnen Teile des Puzzles zusammen und erkennen das ganze Bild. So können sie das Puzzle (oder Rätsel) des Sozialverhaltens lösen (Lit.: Attwood 2005, S. 224). Schließlich können Menschen mit Asperger-Syndrom einen Status erreichen, in dem ihre Störung im alltäglichen Umgang nicht mehr auffällt.

Es existiert eine Reihe von Büchern über autistische Menschen. Die Psychologen Oliver Sacks und Torey L. Hayden haben Bücher über ihre Patienten mit Autismus und deren Lebensweg veröffentlicht. An Büchern, die von Autisten selbst geschrieben wurden, sind insbesondere die Werke der US-amerikanischen Tierwissenschaftlerin Temple Grandin, der australischen Schriftstellerin und Künstlerin Donna Williams, der US-amerikanischen Erziehungswissenschaftlerin Liane H. Willey und des deutschen Schriftstellers und Filmemachers Axel Brauns bekannt.

Schule, Ausbildung, Beruf

Welche Form der Beschulung für Menschen mit Autismus geeignet ist, hängt von Intelligenz, Sprachentwicklung und Ausprägung des Autismus beim Einzelnen ab. Sind Intelligenz und Sprachentwicklung normal ausgeprägt, können Kinder mit Autismus eine Regelschule besuchen. Andernfalls kann der Besuch einer Lernhilfe- oder Sonderschule in Betracht gezogen werden.

Hinsichtlich Ausbildung und Beruf muss ebenfalls der individuelle Entwicklungsstand des Einzelnen berücksichtigt werden. Sind Intelligenz und Sprachentwicklung normal ausgeprägt, kann ein reguläres Studium oder eine reguläre Berufsausbildung absolviert werden. Andernfalls kann etwa eine Tätigkeit in einer Werkstatt für behinderte Menschen in Betracht gezogen werden. In jedem Fall ist es für die Integration und das Selbstwertgefühl autistischer Menschen sehr wichtig, einer Tätigkeit nachgehen zu können, die ihren individuellen Fähigkeiten und Interessen entspricht.

Problematisch kann der Einstieg ins reguläre Berufsleben werden, da viele Autisten die hohen sozialen Anforderungen der heutigen Arbeitswelt nicht erfüllen können. Verständnisvolle Vorgesetzte und Kollegen sind für Menschen mit Autismus unerlässlich. Wichtig sind außerdem geregelte Arbeitsabläufe und überschaubare Sozialkontakte.

Der berufliche Erfolg autistischer Menschen scheint stark davon abzuhängen, welche speziellen Interesse sie haben und wie sehr diese in einer kapitalistischen Gesellschaft finanziell verwertbar sind. So werden es Autisten schwer haben einen Job zu finden, die sich hauptsächlich mit faszinierenden Fusseln auf Teppichböden beschäftigen, während jemand, der Telefonbücher oder Fahrpläne auswendig kennt, zumindest theoretisch bei der Auskunft arbeiten könnte. In der Praxis scheinen Menschen im Autismusspektrum, die sich für Programmierung interessieren, beruflich relativ erfolgreich zu sein - siehe Die Geek-Autismus-Connection und Autismus und Computer.

Therapieansätze

Ausgehend vom individuellen Entwicklungsprofil des Patienten wird ein ganzheitlicher Behandlungsplan aufgestellt, in dem die Art der Behandlung einzelner Symptome festgelegt und die einzelnen Behandlungsarten aufeinander abgestimmt werden. Bei Kindern wird das gesamte Umfeld (Eltern, Familien, Kindergarten, Schule) in den Behandlungsplan einbezogen.

Einen Überblick über Anwendungen, Therapien und Interventionen hat hat die englische National Autistic Society hier veröffentlicht.

Eine Auswahl von Behandlungsmethoden soll im Folgenden kurz vorgestellt werden. Einen guten Überblick über Behandlungsmethoden bietet Lit.: Poustka 2004, S. 52–61. Weiterführende Informationen enthält Lit.: Weiß 2002.

Verhaltenstherapie

Die Verhaltenstherapie ist in der Autismustherapie die am besten wissenschaftlich abgesicherte Therapieform. Ziel ist es, einerseits störende und unangemessene Verhaltensweisen wie übermäßige Stereotypien oder (auto)aggressives Verhalten abzubauen und andererseits soziale und kommunikative Fähigkeiten aufzubauen. Im Prinzip wird dabei so vorgegangen, dass erwünschtes Verhalten durchgängig und erkennbar belohnt wird (positive Verstärkung). Verhaltenstherapien können entweder ganzheitlich oder auf einzelne Symptome ausgerichtet sein.

Die Applied Behavior Analysis (ABA) ist eine ganzheitlich ausgerichtete Therapieform, die in den 1960er Jahren von Ivar Lovaas entwickelt wurde. Diese Therapieform ist auf die Frühförderung ausgerichtet. Zunächst wird anhand einer Systematik festgestellt, welche Fähigkeiten und Funktionen das Kind bereits besitzt und welche nicht. Hierauf aufbauend werden spezielle Programme erstellt, die das Kind befähigen, die fehlenden Funktionen zu erlernen. Die Eltern werden in die Therapie einbezogen. Die Verfahrensweisen von ABA basieren im Wesentlichen auf Methoden des operanten Konditionierens. Hauptbestandteile sind Motivation bei richtigem Verhalten und Löschung bei falschem Verhalten. Lernversuche und -erfolge sowie erwünschtes Verhalten werden möglichst direkt verstärkt, wobei primäre Verstärker (z.B. Nahrungsmittel) und sekundäre Verstärker (z.B. Spielzeug) eingesetzt werden, um erwünschtes Verhalten zu belohnen. In den 1980er Jahren wurde ABA durch Jack Michael, Mark Sundberg und James Partington weiterentwickelt, indem auch die Vermittlung sprachlicher Fähigkeiten (Verbal Behavior) einbezogen wurde. Es gibt zur Zeit in der Bundesrepublik Deutschland nur zwei Institute, die diese Therapie anbieten. Der Sinn, Nutzen und Ethik von ABA ist umstritten; eine Studie zur Wirkung von ABA wurde hier vorgestellt: Evaluation of Early Intervention.

Ein weiteres ganzheitliches Therapieprogramm ist TEACCH (Treatment and Education of Autistic and related Communication-handicapped Children), das sich sowohl an Kinder als auch an Erwachsene mit Autismus richtet. TEACCH ist darauf ausgerichtet, die Lebensqualität von Menschen mit Autismus zu maximieren und sie anzuleiten, sich im Alltag zurechtzufinden.

Elterntraining

Eltern autistischer Kinder erleben nachweislich signifikant mehr Stress als Eltern von Kindern mit anderen Krankheiten oder Behinderungen. Eine Reduzierung des Stresses der Eltern zeigt deutliche Besserungen im Verhalten ihrer autistischer Kinder. Es gibt starke Hinweise für einen Zusammenhang zwischen den Stresslevels der Eltern und Verhaltensprobleme ihrer Kinder, unabhängig von der Schwere des Autismus. Verhaltensprobleme der Kinder zeigen sich nicht vor, sondern auch erhöhten Stresslevels der Eltern: Evaluation of Early Intervention. Die National Autistic Society hat das "NAS EarlyBird" Programm entwickelt, ein dreimonatiges Trainingsprogramm für Eltern, um sie auf das Thema Autismus effektiv vorzubereiten: NAS EarlyBird.

Relationship Development Intervention (RDI)

Während ABA autistischen Kindern zum Befolgen von Teilleistungen wie etwa Augenkontakt halten konditioniert ist RDI ein Programm, dass Eltern und Therapeuten Schritt für Schritt und systematisch beibringt, eine funktionierende Beziehung zu autistischen Personen aufzuabauen und weiter zu entwickeln. Studien zur Evaluierung von RDI laufen zur Zeit. Ein Artikel zu RDI ist hier veröffentlicht.

Soziales Kompetenztraining

Erwachsene Autisten mit gut ausgeprägten sprachlichen und intellektuellen Fähigkeiten können soziale und kommunikative Fähigkeiten beispielsweise in Patientengruppen trainieren. Bei sozialem Kompetenztraining finden sich Menschen mit vergleichbaren Auffälligkeiten zusammen, um unter fachkundiger Anleitung ihre Sozialkompetenz zu verbessern.

Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie

Die Ergotherapie umfasst handwerkliche, gestalterische sowie spielerische Übungen. Einen elementaren Bereich stellt das Üben lebenspraktischer Tätigkeiten dar. Durch Verbesserung, Wiederherstellung oder Kompensation der beeinträchtigten Fähigkeiten soll dem Patienten eine möglichst große Selbstständigkeit und Handlungsfreiheit im Alltag ermöglicht werden.

Motorische Defizite können durch Physiotherapie abgebaut werden.

Sprachauffälligkeiten in Lautstärke, Tonlage, Geschwindigkeit und Modulation können durch Logopädie normalisiert werden.

Ökologische Nischen finden

In einem ökologischen Weltbild geht es darum, dass sehr unterschiedliche Menschen, die in einem Ökosystem zusammen leben (im Falle des Menschen einem sozio-ökonomischen Ökosystem) passende Nischen finden, in denen sie gut zurechtkommen. Viele Beschwerden, über die autistische Menschen berichten, sind von ihrer Umwelt abhängig, wie etwa ein empfindlicheres Schmerzempfinden für bestimmte Tonfrequenzen. Solche Menschen geht es in einem reizarmen Umfeld deutlich besser, und eine autismusgerechte Umwelt zu finden bzw. herzustellen ist ein wesentliches Ziel. Eine zunehmende Zahl von Schulen, Colleges und Arbeitgeber, speziell für autistische Menschen, demonstriert den Erfolg, Autisten in autismusgerechten Umfeldern leben zu lassen. Der richtige Arbeitsplatz für Autisten, der besondere Eigenarten der Autisten berücksichtigt,z.B. Glasflaschen in einer Mülldeponie sortieren und beim Zerbrechen zusehen, kann für diese Menschen schwieriger zu finden, aber oft auch sehr erfüllend sein. Spezialisierte Berufsberatungen für Menschen im Autismusspektrum gibt es allerdings kaum, da für Autisten in Deutschland die Integrationsämter zuständig sind. Der autralische Psychologe Attwood schreibt über die Diagnose von leicht autistischen Erwachsenen, dass diese teilweise gut zurechtkommen wenn sie etwa einen passenden Arbeitsplatz gefunden haben, aber im Fall von Krisen - etwa durch Arbeitslosigkeit - von ihrem Wissen über Asperger-Syndrom zur Bewältigung von Krisen profitieren (Coming Out Asperger, JKP 2006). In Schottland gibt es Dörfer in denen autistische Menschen unter sich wohnen.

Medikamentöse Behandlung

Es gibt keine Medikamente gegen den Autismus ansich und bis heute wurde noch kein einziges Medikament für autistische Menschen zugelassen. Lediglich eine medikamentöse Behandlung der Begleitsymptome des Autismus wie z.b. Angst, Depressionen, Aggressivität oder Zwänge mit Medikamenten wie Antidepressiva (z.b. SSRI), atypische Neuroleptika oder Benzodiazepine kann eine Komponente im Gesamtbehandlungsplan sein, bedarf jedoch besonderer Vorsicht und aufmerksamer Beobachtung, denn nicht selten verschlimmern sie bei falscher Medikation die Symptome statt sie zu mildern. Mit besonderer Vorsicht ist bei der Gabe von Stimulanzien, wie sie bei Hyperaktivität (ADHS) verschrieben werden, vorzugehen da diese bei vorhandenem Autismus und der damit einher gehenden sensorischen Hypersensiblität diese noch verschlimmern können.

Es gibt eine Studie [3] in der das Medikament "Risperidon" an autistischen Kindern getestet wurde, die Zulassung für Autismus steht allerdings auch hier noch aus.

Zu Beachten gilt: Die Gabe dieser Medikamente an Kinder und Jugendliche kann sich negativ auf deren Entwicklung auswirken. Beachten Sie hierzu auch den medizinischen Hinweis am Ende der Seite.

Ergänzende Maßnahmen

Mögliche ergänzende Methoden sind etwa Musiktherapie, Kunsttherapie, Massagetherapie, Reittherapie oder Delfintherapie. Sie können die Lebensqualität steigern, indem sie positiv auf Stimmung, Ausgeglichenheit und Kontaktfähigkeit einwirken.

Verfahren ohne Wirksamkeitsnachweis

Weitere bekannte Maßnahmen sind Festhaltetherapie, gestützte Kommunikation und Daily-Life-Therapie. Diese Maßnahmen „sind im Kontext der Behandlung des Autismus entweder äußerst umstritten und unglaubwürdig oder deren Annahmen und Versprechungen wurden durch wissenschaftliche Untersuchungen im Wesentlichen widerlegt“. (Lit.: Poustka 2004, S. 59)

Die Festhaltetherapie wurde 1984 von der US-amerikanischen Kinderpsychologin Martha Welch entwickelt und von Jirina Prekop im deutschen Sprachraum verbreitet. Ansatzpunkt bei dieser Therapie ist die Annahme, dass der Autismus eine emotionale Störung sei, die durch negative Einflüsse in der frühsten Kindheit hervorgerufen werde. Das betroffene Kind habe kein Urvertrauen aufbauen können. Bei der sehr umstrittenen Festhaltetherapie [4] soll durch Festhalten des Kindes der Widerstand gegen Nähe und Körperkontakt gebrochen und so das Urvertrauen nachträglich entwickelt werden. Bedenklich bei der Festhaltetherapie „ist nicht nur die manchmal äußerst dramatisch und fast gewalttätig anmutende Vorgehensweise, sondern auch die dem Konzept mehr oder weniger zugrundeliegende These, dass das frühe Urvertrauen vom Kind nicht erworben werden konnte. Dies wird häufig von Eltern im Sinne einer persönlichen Schuld am Sosein ihres autistischen Kindes interpretiert“ (Lit.: Remschmidt 2002, S. 80).

Bei der Gestützten Kommunikation wird von einer lautsprachlich kommunikationsbeeinträchtigten Person mit bestimmten körperlichen Hilfestellungen einer Hilfsperson eine Kommunikationshilfe (Buchstabentafel, Kommunikationstafel, Computertastatur u.ä.) angesteuert. Durch das einzelne Ansteuern von Buchstaben und Satzzeichen entsteht ein Text. Dieser Text wird der gestützten Person zugeschrieben. Hilfspersonen werden in Seminaren in die Gestützte Kommunikation eingeführt. Kritik an der Methode Gestützte Kommunikation entzündet sich daran, dass in vielen Fällen die Hilfsperson den Schreiber unbewusst und unbeabsichtigt beeinflusst, so dass letztendlich die Hilfsperson und nicht der Schreiber Urheber des Textes ist.

Die Daily-Life-Therapie wurde erstmals 1964 in Japan angewandt. Dabei wird von der Grundhypothese ausgegangen, dass ein hohes Angstlevel bei Menschen mit Autismus durch körperliche Anstrengung beseitigt werden kann. Körperliche Anstrengung führt zu einer erhöhten Ausschüttung von Endorphinen, die schmerzlindernd bzw. schmerzunterdrückend (analgetisch) wirken.

Des Weiteren gibt es verschiedene biologisch begründete Therapiemethoden, z.B. die Behandlung mit dem Darmhormon Sekretin, mit hohen Dosen von Vitaminen und Mineralien oder mit besonderen Diäten. Auch hier fehlen bisher Wirksamkeitsnachweise, so dass von diesen Maßnahmen abgeraten wird (Lit.: Poustka 2004, S. 59)

Mögliche Ursachen von Autismus

Man geht heute davon aus, dass Autismus genetische Ursachen hat. Die noch bis in die 1960er Jahre vertretene These, Autismus entstehe aufgrund der emotionalen Kälte der Mutter (ehemaliger Terminus der sogenannten „Kühlschrankmutter“), durch lieblose Erziehung, mangelnde Zuwendung oder psychische Traumata, gilt heute als widerlegt.

Genetische Faktoren

Bei Familienstudien wurde festgestellt, dass es eine familiäre Häufung von Autismus gibt. Genetische Faktoren sind daher als Ursache für Autismus sehr wahrscheinlich. Zwillingsuntersuchungen aus Europa und den USA zeigen, dass ein eineiiges autistisches Zwillingskind mit sehr viel größerer Wahrscheinlichkeit (zirka 95,7%) einen autistischen Zwilling hat, als ein zweieiiges Zwillingskind. Daraus ließe sich zunächst folgern, dass die Ursache genetischer Art ist. Da aber nicht alle eineiigen autistischen Zwillingskinder einen autistischen Zwilling haben, lässt sich keine allgemeingültige Erklärung auf genetischer Basis finden. Aber nach den bisherigen Erkenntnissen aus diesen Familien- und Zwillingsuntersuchungen wird davon ausgegangen, dass die Entstehung der Erkrankung durch eine Kombination verschiedener spezifischer Gene (sicher mehr als zwei) bedingt ist, die wahrscheinlich insbesondere während der Gehirnentwicklung aktiv sind.

Eine neue Studie legt einen Zusammenhang zwischen dem Alter des Vaters und dem Autismusrisiko des Kindes nahe. Demnach komme Autismus bei Kindern von Vätern über 40 Jahren fast sechsmal häufiger vor, als bei Kindern von Vätern unter 30.[6]

In der Evolutionsbiologie wird die Möglichkeit erforscht, das Autismus ein Teil biologischer Vielfalt darstellt, und welche Mutationen in der Entwicklungsgeschichte des Menschen dazu geführt hätten.

Hirnschädigungen

Verschiedene Studien haben ergeben, dass manche Menschen unterschiedliche Gehirne haben, und diese Unterschiede werden in der Regel als Hirnschädigungen interpretiert. Jedoch sind hier die Befunde uneinheitlich und es ist auch nicht klar, ob die Hirnschäden Autismus verursachen, ob der Autismus zu Hirnveränderungen führt, oder ob die Hirnschäden lediglich ein Korrelat des Ereignisses sind, durch das der Autismus verursacht wurde. Festgestellt wurden insbesondere eine Funktionsstörung der linken Gehirnhälfte, abnorme Veränderungen des Stammhirns in Kombination mit Aufmerksamkeitsdefizit sowie Störungen in der sensorischen Reizverarbeitung. Jedoch besteht in diesem Bereich noch weiterer Forschungsbedarf.

Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Spiegelneuronen bei Menschen mit Autismus nicht hinreichend funktionstüchtig sind [5].

Anderseits gibt es Studien, die kognitive Stärken autistischer Menschen belegen, und daher die Frage aufwerfen, ob mehr von einer Unterschiedlichen anstatt einer defekten Wahrnehmung zu sprechen sei. So hätten Autisten nicht etwa eine niedrigere, sondern stattdessen eine andere Intelligenz als nicht-autistisch diagnostizierte Menschen (2), und zeigen eine Reihe von kognitiven Stärken gegenüber nicht-autistischen Personen (1).

1. Mottron L. et al., Enhanced perceptual functioning in autism: an update, and eight principles of autistic perception., J Autism Dev Disord. 2006 Jan;36(1):27-43.

2. Dawson, M., Mottron, L., Jelenic, P., Soulières, I. (2005, May). Superior performance of autistics on RPM and PPVT relative to Wechsler scales provides evidence for the nature of autistic intelligence. Poster presented at the International Meeting for Autism Research, Boston, MA.

Biochemische Besonderheiten

Bei Untersuchungen von Menschen mit Autismus wurden Besonderheiten im biochemischen Bereich festgestellt. Teilweise weisen sie einen erhöhten Dopamin-, Adrenalin-, Noradrenalin- und Serotoninspiegel auf. Jedoch sind die Befunde in diesem Bereich uneinheitlich und lassen keine allgemeingültigen Schlüsse zu. Es gibt Berichte, nach denen eine kasein- und glutenfreie Diät zu einer Besserung der Symptome beigetragen hat.

Begleitet durch Bernard Rimland, PhD, (beriet Dustin Hoffman für den Film Rain Man) hat man in Kalifornien Stoffwechselabweichungen bei autistischen Kindern durch die Gabe von Coenzymen entgegengewirkt. Man nimmt an, dass eine genetische Prädisposition eine entscheidende Rolle für die Manifestation des Autismus spielt. Hinzu kommen extreme Stresssituationen (z.B. Geburtsstress), die dann quasi als auslösendes Moment angesehen werden. Bei auffällig vielen Autisten konnten Störungen im Stoffwechsel nachgewiesen werden, die durch Coenzyme beeinflusst werden konnten. In Zusammenarbeit mit einem Gastroenterologen (Andrew Wakefield, MD) kam man auf die Idee, eine spezielle Diät (für jeden individuell) aufzustellen, die meist auf eine kasein- und glutenfreie Ernährung hinausläuft. Eine mögliche Erklärung für autistische Wesensveränderungen ist ein durchlässiger Darm (Darmpermeabilität). Hier spielt der Hinweis auf Zöliakie eine Rolle; weil der Darm durchlässig ist, kommen (zu große) Moleküle in einer chemischen Zusammensetzung ins Blut, wie es normal nicht üblich ist. In der weiteren Verstoffwechselung kommt es zu überschießenden Reaktionen des Stoffwechsels, ähnlich wie bei Allergien. Nebenprodukte hiervon sind Kaseomorphine und Peptide, die über das Blut ins Gehirn gelangen und dort eine ähnliche Wirkung zeigen wie Drogen.

Gefühlsblindheit (Mindblindness Theory)

Leo Kanner selbst ging davon aus, dass Kinder mit Autismus Defizite im affektiven Kontakt aufweisen, dass also ihre Fähigkeit, anhand der Körpersprache anderer Menschen deren Gefühle zu erkennen, eingeschränkt ist. Dies wird auf kognitive Defizite (Gefühlsblindheit, engl. mindblindness) zurückgeführt. Menschen mit Autismus haben Schwierigkeiten zu verstehen, dass Menschen unterschiedliche Empfindungen haben. Außerdem wurde festgestellt, dass Autisten (im Gegensatz zu neurologisch typischen Menschen) Objekte und Menschen in der gleichen Gehirnregion wahrnehmen.

Empathising-Systemising Theory (E-S)

Der britische Autismusforscher Simon Baron-Cohen vermutet, dass Autisten, verursacht durch einen hohen Testosteronspiegel im Mutterleib, ein extrem ausgeprägtes männliches Gehirn haben. In einer Studie mit 58 schwangeren Frauen zeichneten sich Kinder, die im Mutterleib einem erhöhten Testosteronspiegel ausgesetzt waren, gegenüber normalen Kindern durch einen kleineren, aber qualitativ höheren Wortschatz und selteneren Blickkontakt aus. Im Alter von vier Jahren waren diese Kinder sozial weniger entwickelt. Daraufhin entwickelte Baron-Cohen die Empathising-Systemising Theory (E-S), die besagt, dass sich das Gehirn von Kindern, die im Mutterleib einem erhöhten Testosteronspiegel ausgesetzt waren, in Richtung zu einer verbesserten Fähigkeit, Muster zu sehen und Systeme zu analysieren, entwickelte. Diese Theorie wird auch Extreme Male Brain Theory genannt, da diese Fähigkeiten üblicherweise männlichen Gehirnen zugeschrieben werden.

Baron-Cohen argumentiert, Autismus sei mit mathematischen Talent verbunden: Mathematical talent is linked to autism

Underconnectivity Theory

Die Underconnectivity Theory sieht die Ursache von Autismus in einem Mangel in der Koordination unter den verschiedenen Gehirnbereichen. In fMRI-Aufnahmen wurde festgestellt, dass bei Autisten Verbindungen zwischen Gehirnregionen fehlen. Diese Theorie erklärt, warum bei Autisten die Intelligenz ungleichmäßig ausgeprägt ist.

Monotropismus-Hypothese

Die Monotropismus-Hypothese beschreibt den Aufmerksamkeitstunnel als die zentrale Ursache der kognitiven Stärken und Schwächen autistischer Menschen. Die Autoren argumentieren, dass das 3. Diagnosekriterium für Autismus (repetetive Bewegungen, enge Bandbreite von Interessen) im DSM-IV und ICD-10 die Kernsymptomatik des Autismus darstellen würde, und Schwierigkeiten in der Kommunikation (1. und 2. Diagnosekriterium) als Folge des 3. Diagnosekriteriums erklärt werden können.

Demnach können autistische Menschen sich tendenziell stark auf ein Interesse oder einen Reiz konzentrieren, sind aber tendenziell schlecht im Multitasking, wie es für das Verständnis sich potenziell schnell ändernder sozialer Situation erforderlich ist. Aufmerksamkeitstunnel seien der Grund, warum Menschen nicht aus Erfahrungen lernen und generalisieren könnten, aber auch dafür, dass sie etwas so intensiv betrachten könnten, dass sie nicht hörten, wenn man sie anspreche. Diese Theorie von Dinah Murray, Mike Lesser und Wendy Lawson wurde im Mai 2005 von der britischen Autismus-Organisation National Autistic Society in dem Journal Autism veröffentlicht. Der Artikel ist hier (PDF) verfügbar. Eine deutsche Übersetzung des Artikels ist hier veröffentlicht. Wendy Lawson schreibt in ihren Büchern über "Monotropismus", Donna Williams über "mono-track" und "mono-processing" (die Nutzung von nur einem Sinneskanal gleichzeitig). Diese Theorie wurde von Menschen im Autismusspektrum entwickelt. Die Monotropsimus-Theorie ist ein nicht-medizinisches Modell und betachtet mit Autismus diagnostizierte Menschen als Extrem normaler biologischer Vielfalt, welche die Autoren gut finden.

Schäden durch falsche Impfung/Impfstoffe

Es tauchen immer wieder Gerüchte auf, Autismus könne durch Impfungen etwa gegen Mumps, Masern oder Röteln verursacht werden. Die Meinungen darüber sind jedoch äußerst gespalten, wie man an dem folgenden Zitat ersehen kann: „Diese Berichte entbehren jeglicher wissenschaftlicher Grundlage, z.B. unterscheidet sich die Häufigkeit von Autismus nicht bei geimpften und ungeimpften Kindern.“ (Lit.: Poustka 2004, S. 60). Durch eine umfangreiche kanadische Studie (Lit.: E. Fombonne et al. 2006) ist der Zusammenhang mittlerweile widerlegt.

Die Annahmen, dass Autismus eine Folge von Impfschäden sein soll, ging auf eine Veröffentlichung von Andrew Wakefield in der Fachzeitschrift The Lancet 1998 zurück. Die Veröffentlichung wurde 2004 von den Herausgebern des Journals zurückgezogen, als bekannt wurde, dass Wakefield die Studie gefälscht hatte und dafür Geld (55.000 Britische Pfund) von Anwälten einiger Selbsthilfegruppen erhalten hatte, die für Schadensersatzklagen eine solche Veröffentlichung benötigten. Die juristische Aufarbeitung läuft gegenwärtig (Lit.: Spiegel-online 7. Juli 2006).

Die amerikanische Food and Drug Administration hat im September 2006 einen Zusammenhang zwischen Autismus und Impfstoffen als unbegründet abgewiesen: http://neurodiversity.com/weblog/article/115/.

Auties und Aspies

Autismusschleife
Autismusschleife

Die Ausprägungen von Autismus umfassen ein breites Spektrum. Verständlich ist, dass sich manche Menschen mit einer hohen Ausprägung des Autismus eine Heilung wünschen (nicht alle von ihnen tun dies). Viele Erwachsene mit leichter Ausprägung des Autismus haben gelernt, mit ihren autistischen Eigenarten zurechtzukommen. Sie wünschen sich vielfach keine Heilung ihres Autismus, sondern die Akzeptanz durch ihre Mitmenschen. Auch sehen sie Autismus nicht als etwas von ihnen Getrenntes, sondern als integralen Bestandteil ihrer Persönlichkeit.

Die australische Künstlerin und Kanner-Autistin Donna Williams hat in diesem Zusammenhang den Begriff Auties eingeführt, der sich entweder speziell auf Menschen mit Kanner-Autismus oder allgemein auf alle Menschen mit einer Autismusspektrumstörung bezieht. Von der US-amerikanischen Erziehungswissenschaftlerin und Asperger-Autistin Liane Holliday Willey stammt die Bezeichnung Aspies für Menschen mit Asperger-Syndrom. Die Psychologen Tony Attwood und Carol Gray richten in ihrem Essay Die Entdeckung von „Aspie” den Blick auf positive Eigenschaften von Menschen mit Asperger-Syndrom. Die Begriffe Auties und Aspies wurden von vielen Selbsthilfeorganisationen von Menschen im Autismusspektrum übernommen.

Um dem Wunsch vieler Autisten nach Akzeptanz durch ihre Mitmenschen Ausdruck zu verleihen, feiern sie seit 2005 jährlich am 18. Juni den Autistic Pride Day.

Wissenschaftliche Erforschung autistischer Stärken

Einige Wissenschaftler kritisieren, dass in der Autismusforschung positive Forschungsergebnisse über Autismus oft ignoriert werden. So erforscht die Autsitin Michelle Dawons die Natur autistischer Intelligenz. Morton Gernsbacher (Mutter eines autistischen Kindes und Präsidentin der amerikanischen Psychologischen Vereinigung) schreibt regelmäßig über voreingenommene negative Autismusforschung siehe Experts question prevalent stereotypes about autism und setzt sich für das Autism Acceptance Project. Dinah Murray hat auf der Autism2006 AWARES Conference einen Artikel über die problematische Definition von Autismus über Dysfunktionen geschrieben, schreibt über deren Ursachen, und macht auf positive Forschungsergebnisse über Autismus aufmerksam siehe Culture and Ignorance, sowie eine deutschsprachige Übersetzung hier: Kultur und Ignoranz.

Enhanced Perceptual Functioning (EPF)

Das EPF Framework ist ein Modell von mit dem kognitive Unterschiede zwischen mehr und weniger autistisch genannten Personen erforscht werden. EPF begründet die unterschiedliche soziale und nicht-soziale Wahrnehmung autistischer Menschen mit einer überfunktionierenden Wahrnehmung, und untersucht Prinzipien autistischer Wahrnehmung [7] [8] . Die 8 Prinzipien autistischer Wahrnehmung nach dem EPF Framework:

1. lokal orientierte visuelle Wahrnehmung

2. lokal orientierte auditative Wahrnehmung

3. erweiterte niedrigschwellige Diskrimination

4. Nutzung eines stärker hinteren Netzwerkes frü komplexe visuelle Aufgaben

5. erweiterte Wahrnehmung statischer Stimuli ersten Grades

6. verminderte Wahrnehmung komplexer Bewegungen

7. Autonomie niedrigschwelliger Informationsverarbeitung zu Operationen höherer Ordnung

8. Differenzierte Beziehung zwischen Wahrnehmung und allgemeiner Intelligenz

Evolutionsbiologische Autismusmodelle

Es gibt eine Reihe von Forschungsrichtungen in der Evolutionsbiologie. Zum Beispiel argumentieren Kanazawa und Vandermassen, dass Baron-Cohens "extreme mail brain" eine Vererbare Persönlichkeitsform sei PubMEd Abstract. Die "monotropism-hypothesis "postuliert, dass menschliche Variabilität für die Evolution essentiell ist und etwas wünschenswertes darstellt Autism and Computing. Badcock und Bernard wiederum haben ihre Theorie der "imprinted brain hypothesis " veröffentlicht, die eine problematischen Verlauf der Gene-expression als Ursache für den Krankheitsverlauf von Autisms beschreibt PubMED Abstract

Bekannte Autisten

  • Richard Borcherds – Mathematik-Professor an der University of California, Berkeley, der 1998 die Fields-Medaille gewann (Quelle: Simon Baron-Cohen, „Vom ersten Tag an anders“). Richard Borcherds war 38, als er sich auf Autismus untersuchen ließ und das Asperger-Syndrom diagnostiziert wurde.
  • Axel Brauns – deutscher Schriftsteller und Filmemacher, Asperger-Syndrom
  • Prof. Dr. Temple Grandin, Tierpsychologin – US-amerikanische Spezialistin für den Entwurf von Anlagen für die kommerzielle Tierhaltung und Dozentin für Tierwissenschaften. Sie wurde als Kind mit frühkindlichem Autismus diagnostiziert und später rediagnostiziert mit dem Asperger-Syndrom.
  • Craig Nicholls – Sänger, Gitarrist und Texter der australischen Rockband The Vines, Asperger-Syndrom
  • Birger Sellin – deutscher Schriftsteller, frühkindlicher Autismus; LFA
  • Vernon L. Smith - amerikanischer Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften, Asperger-Syndrom
  • Donna Williams – australische Schriftstellerin und Künstlerin, frühkindlicher Autismus; HFA
  • Michelle Dawson - kanadische Autistin und Mitarbeiterin des Autismus-Forschungsteam von Mottron, University of Montreal. Michelle betreibt eine Internetseite, ein Diskussionforum und einen Blog, und ist durch eine Reihe von Gerichtsverfahren zu dem Thema Autismus in Kanada bekannt. Beispielsweise hat sie zu ethischen Bedenken von ABA vor dem kanadischen Verfassungsgerichtshof ausgesagt.

Siehe auch

Literatur

internationale Autismus-spezifische Datenbanken

Fachliches

Erfahrungsberichte

  • Axel Brauns: Buntschatten und Fledermäuse. Leben in einer anderen Welt. Hoffmann und Campe, Hamburg 2002, ISBN 3-455-09353-1
  • Gunilla Gerland: Ein richtiger Mensch sein. Autismus, das Leben von der anderen Seite. Verl. Freies Geistesleben, Stuttgart 1998, ISBN 3-7725-1667-X
  • Temple Grandin: Durch die gläserne Tür. Lebensbericht einer Autistin. Dt. Taschenbuch-Verlag, München 1994, ISBN 3-423-30393-X
  • Temple Grandin: Ich bin die Anthropologin auf dem Mars. Mein Leben als Autistin. Droemer Knaur, München 1997, ISBN 3-426-77288-4 (deutsche Ausgabe von Thinking in Pictures: And Other Reports from My Life with Autism, ISBN 0-679-77289-8)
  • Temple Grandin, Catherine Johnson: Ich sehe die Welt wie ein frohes Tier. Wie ich als Autistin Menschen und Tiere einander näherbringen kann. Ullstein, München 2005, ISBN 3-5500-7622-3
  • Jasmine Lee O’Neill: Autismus von innen. Nachrichten aus einer verborgenen Welt. Huber, Bern/ Göttingen/ Toronto/ Seattle 2001, ISBN 3-456-83536-1
  • Christine Preissmann: ... und dass jeden Tag Weihnachten wär: Wünsche und Gedanken einer jungen Frau mit Asperger-Syndrom. Weidler, Berlin 2005, ISBN 3-896-93446-5
  • Katja Rohde: Ich Igelkind. Botschaften aus einer autistischen Welt. Nymphenburger, München 1999, ISBN 3-485-00826-5
  • Susanne Schäfer: Sterne, Äpfel und rundes Glas. Mein Leben mit Autismus. Verl. Freies Geistesleben, Stuttgart 1997, ISBN 3-7725-1679-3
  • Birger Sellin: Ich Deserteur einer artigen Autistenrasse. Neue Botschaften an das Volk der Oberwelt. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1995, ISBN 3-462-02457-4
  • Birger Sellin: Ich will kein Inmich mehr sein. Botschaften aus einem Autistischen Kerker. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1995, ISBN 3-462-02463-9
  • Patricia Stacey: Der Junge, der die Fenster liebte. Die Rettung eines autistischen Kindes. Beltz, Weinheim/ Basel 2004 - ISBN 3-407-85795-0
  • Franz Uebelacker: Ich lasse mich durch wilde Fantasien tragen. Selbstporträt eines autistischen Spastikers. Frieling, Berlin 1998, ISBN 3-8280-0503-9
  • Liane Holliday Willey: Ich bin Autistin – aber ich zeige es nicht. Leben mit dem Asperger-Syndrom. Herder, Freiburg im Breisgau/ Basel/ Wien 2003, ISBN 3-451-05300-4
  • Donna Williams: Ich könnte verschwinden, wenn du mich berührst. Erinnerungen an eine autistische Kindheit. Hoffmann und Campe, Hamburg 1992 (und weitere Auflagen), ISBN 3-455-08440-0
  • Donna Williams: Wenn du mich liebst, bleibst du mir fern. Eine Autistin überwindet ihre Angst vor anderen Menschen. Hoffmann und Campe, Hamburg 1994, ISBN 3-455-08601-2

Kinder- und Jugendliteratur

  • Dirk Bracke: Ich bin nicht aus Stein. Rex-Verlag, Luzern 1998, ISBN 3-725-20678-3
  • Mark Haddon: Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone, Goldmann, ISBN 3-442-46093-X (deutsche Fassung von The Curious Incident of the Dog in the Night-Time, Random House, ISBN 1-400-07783-4)
  • Kolet Janssen: Mein Bruder ist ein Orkan. Anrich, Weinheim 1997, ISBN 3-891-06304-0
  • Laurie Lears, Karen Ritz: Unterwegs mit Jan. Leben mit einem autistischen Bruder. KiK-Verlag, Berg am Irchel 2000, ISBN 3-906-58137-3
  • Tito R. Mukhopadhyay: Der Tag, an dem ich meine Stimme fand. Ein autistischer Junge erzählt, Rowohlt Taschenbuch Verlag, ISBN 3-499-61933-4
  • Celia Rees: Das goldene Labyrinth. Hanser, Münchien/Wien 2002, ISBN 3-423-62158-3 (deutsche Fassung von Truth or dare., Macmillian Children's Books, London 2000, ISBN 0-330-36875-3)
  • Beth Goobie: Ausgelost Fischer Young generation, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-80531-7 (eigentlich ein Buch über Mobbing indem aber auch anschaulich der Autismus erklärt wird)

Film und TV

Dokumentationen

  • Pascale Gmür, Otmar Schmid: Meine Denksprache. Menschen, die nicht reden können, finden Worte. Dokumentarfilm zur gestützten Kommunikation. 2005. 57 Minuten.
  • Expedition ins Gehirn; (DVD, deutsch/englisch, ca. 156 Minuten) 3-teilige Wissenschafts-Dokumentation über Savants und Autisten mit Savant-Fähigkeiten; Beschreibung. Arte und Radio Bremen. TR-Verlagsunion, 2006, ISBN 3-8058-3772-0
  • WDR Quarks&Co: "Autismus – wenn Denken einsam macht"; Sendetermin: 25. April 2006, 21.00 Uhr; Begleitinformationen

Kinofilme und Serien

Im Folgenden eine Liste von Filmen und Serien, in denen Autismus vorkommt, mit entsprechender Angabe der Autisten-Rolle in Klammern.

Internet-Filme

  • YouTube Gruppe positiver Videos über Autismus Posautive

Weblinks

Meta-Wiki-Logo Meta-Wiki: Aspergian Wikipedians – Wikipedianer mit Asperger-Syndrom
Wikibooks: A survival guide for people on the autistic spectrum – Lern- und Lehrmaterialien
Wiktionary: Autismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen

Selbsttests

Wichtiger Hinweis: Es gilt bei sämtlichen Selbsttests zu beachten dass diese keine Diagnose ersetzen können und bei einem positiven Ergebnis auf jeden Fall ein Facharzt konsultiert werden sollte zur diagnostischen sowie differenzial-diagnostischen Abklärung, da diese Art von Selbsttests Autismus-ähnliche Störungen wie z. B. Sozialphobie nicht als solche differenzieren kann. Sie sind daher gänzlich ungeeignet zur Erkennung von Autismus und zur Selbst-Diagnose sondern sind lediglich als ein möglicher Anhaltspunkt zu sehen.

Quellenangaben

  1. Uta Frith: Autismus. Ein kognitionspsychologisches Puzzle. Spektrum, Heidelberg u.a. 1992. ISBN 3-860-25058-2; S. 49–51
  2. Rogers K. et al., Who Cares? Revisiting Empathy in Asperger Syndrome., Journal of Autism Dev Disord. 2006 Aug 12, PubMed
  3. Gernsbacher et al., Autism and Deficits in Attachment Behavior, Science 25 February 2005: 1201-1203, PubMed
  4. Pehlivanturk B. et al., Attachment in autistic children, Turk Psikiyatri Derg. 2004 Spring;15(1):56-63, PubMed
  5. Lancet 2006; 368, S.210-215, aerzteblatt.de
  6. Archives of General Psychiatry 2006; 63: 1026-1032, aerzteblatt.de
  7. Mottron et al, Enhanced Perceptual Functioning in autism: An update, and eight principles of autistic perception, J Autism Dev Disord. 2006 Jan;36(1):27-43 PubMEd
  8. Mottron et al, Enhanced Perceptual Functioning in autism: An update, and eight principles of autistic perception, J Autism Dev Disord. 2006 Jan;36(1):27-43 vollständiger Artikel (Englisch)
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