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Salbung

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Die Salbung, im alten Orient zunächst allein ein Mittel der Körperpflege und Medizin, wandelte sich in alttestamentlicher Zeit auch zu einem religiösen Ritual der Heiligung sowie der Übertragung und Legitimation von Macht. Seit dem Mittelalter galt die Salbung in vielen europäischen Ländern als das entscheidende Ritual der Königserhebung, noch vor der Krönung. Bis heute ist sie ein Bestandteil mehrerer Sakramente der katholischen Kirchen, so etwa der Firmung, der Priesterweihe und der Krankensalbung, und wird auch in den orthodoxen sowie in verschiedenen protestantischen Kirchen praktiziert.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Ursprünge

Schon in den altorientalischen Kulturen Mesopotamiens und Ägyptens war der Gebrauch von meist duftendem Salböl oder Balsam zu Pflege und Heilzwecken bekannt. Es stand in der Regel nur den Wohlhabenden zur Verfügung, da es meist kostbar war und manchmal - wie archäologische Funde aus Ägypten und Babylonien) zeigen - in ebenso kostbaren Gefäßen, z.B. aus Glas, aufbewahrt wurde.

Bereits aus dem alten Ägypten ist ein Salbungsritus bekannt, die über den Gebrauch des Salböls als wohltuendes oder heilendes Mittel hinausgeht. Der Pharao salbte seinen höchsten Minister, als Zeichen der Machtübertragung. Die im Alten Testament erwähnte Salbung der Könige Israels geht wahrscheinlich auf dieses Vorbild zurück.

[Bearbeiten] In biblischer Zeit

Als Mittel der Heiligung, also zur Weihe von Priestern, Propheten und sakralen Gegenständen wird ein Salböl erstmals im 2. Buch Mose (30, 22-33) des Alten Testaments beschrieben. Es musste aus Myrrhe, Zimt, Kalmus und Cassia bestehen. Diese aromatischen Pflanzenbestandteile wurden in Olivenöl gemischt, das ihren Duft aufnahm. Solches Salböl, das ausschließlich für sakrale Zwecke eingesetzt werden durfte, wird auch in Psalm 133,2 erwähnt:

Eintracht der Brüder ist wie der Balsam (=Salböl) der vom Haupt Arons herabfließt in seinen ganzen Bart und wie der Tau in den Saum seines Kleides.

Der hebräische Begriff Maschiach - wörtlich übersetzt: Gesalbter - bezeichnet in den heiligen Schriften des Judentums verschiedene geheiligte Personen oder Dinge:

  • Moses' Bruder Aaron und seine Söhne in ihrer Funktion als Priester (Exodus 30,22-33)
  • das Tabernakel mit der Bundeslade, dem Brandopferaltar und allen liturgischen Geräten (ebenda),
  • das Offenbarungszelt (Exodus 40,9),
  • jüdische Priester (Leviticus 4, 3) und Propheten (Jesaja 61, 1),
  • ungesäuertes Brot (Numeri 6,15)
  • aber auch den nichtjüdischen König Kyros von Persien (Jesaja 45, 1),

Die rituelle Salbung eines Königs erscheint erstmals im 1. Buch der Könige. Dort wird berichtet, der Prophet Samuel habe Saul zum ersten König von Israel gesalbt. Das Ritual, das auch an Sauls Nachfolgern, David und Salomon, vollzogen wurde, sollte dem Herrscher göttliche Gnade und einen herausgehobenen Status unter den Menschen verleihen, ihm aber auch vor Augen führen, dass er seine Macht wiederum Gott verdanke.

Die eschatologische Heilserwartung des Judentums bezieht sich auf die Wiederherstellung des alttestamentlichen Königtums durch die Ankunft eines zukünfigten Heilsbringers, der erst in nachbiblischer Zeit Maschiach, also "Gesalbter" genannt wurde. Dieser hebräische Begriff wurde in der Septuaginta mit "Christos" ins Griechische und später mit "Christus" ins Lateinische übertragen. Mit dem Wort Messias, einer nicht ganz korrekten und in der Bedeutung gewandelten Transliteration des hebräischen Maschiach wird im Neuen Testament Jesus von Nazaret bezeichnet, um ihn als Nachkommen Davids und als den erwarteten Messias darzustellen.

[Bearbeiten] Salbung als christliches Ritual der Königskrönung

Krönung und Salbung Kaiser Matthias' 1612 im Frankfurter Dom
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Krönung und Salbung Kaiser Matthias' 1612 im Frankfurter Dom

In Anlehnung an diese biblischen Vorbilder, ließen sich etwa seit dem Jahr 1000 die Kaiser des Byzantinischen Reichs und seit dem frühen Mittelalter auch die christlichen Könige Europas während ihrer Krönung salben. Der neue König galt danach als Christus Domini, als „Gesalbter des Herrn“, der seine Herrschaft nicht von Menschen, sondern von Gott selbst empfangen hatte. Aus diesem Grund war die die Salbung das wichtigste Ritual bei der Königskrönung sowohl im Heiligen Römischen Reich als auch in Frankreich, England und den meisten anderen Königreichen des Abendlandes.

Seine älteste Tradition hatte das Ritual in Frankreich. In der Kathedrale von Reims, der Krönungskirche der französischen Könige, wurde eine Phiole mit „heiligem Salböl“ aufbewahrt, das der Legende nach eine Taube zur Taufe des Merowingerkönigs Chlodwig I. im Jahr 496 vom Himmel auf die Erde gebracht haben soll und das seit der Zeit der frühen Kapetinger bei allen Königskrönungen der französischen Geschichte Verwendung fand. Bevor der Erzbischof von Reims dem neu zu krönenden König die eigentlichen Herrschaftsinsignien wie Krone, Zepter und Reichsschwert überreichte, rieb er ihm mit dem rechten Daumen einige Tropfen dieses heiligen Öls auf die Brust. Dabei sprach er die rituelle Formel „Ungo te in Regem“ („Ich salbe dich zum König“).

Bei der Krönung der römisch-deutschen Könige und Kaiser behielt der Monarch während der Salbung ein Unterkleid an, in dem Öffnungen angebracht waren. Durch diese Öffnungen salbte ihn der Königskröner - zumeist der Erzbischof von Mainz - an Scheitel, Brust, Nacken, zwischen den Schultern, auf dem rechten Arm, am Gelenk des rechten Armes und an der Innenfläche der rechten Hand mit den Worten „Ich salbe dich zum König im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Das Salböl wurde anschließend von zwei Weihbischöfen mit Baumwolle und Roggenbrot abgetrocknet. Wie dem französischen König wurden auch dem römisch-deutschen Kaiser erst anschließend die Krönungsgewänder angelegt und die Reichsinsignien überreicht.

Die Salbung als religiöse Komponente der Krönung verlieh dem König zusätzlich zu seiner weltlichen Macht eine sakrale, priestergleiche Stellung. Bis zur Französischen Revolution speisten sich daraus die Vorstellungen vom Gottesgnadentum der Könige. Darüber hinaus war mit der Salbung in Frankreich und England die Vorstellung verbunden, sie verleihe dem König die wundertätige Kraft, an den Skrofeln erkrankte Menschen durch bloßes Handauflegen zu heilen. Das Ritual der Berührung Kranker durch den gesalbten König wurde in England bis ins 18. Jahrhundert, in Frankreich sogar bis zum Jahr 1825 ausgeübt, als Karl X. es zum letzten Mal vornahm. Es galt im Mittelalter nicht zuletzt als Mittel, die Legitimität des Königs zu demonstrieren, da man davon ausging, nur der wahre König verfüge über die Heilkräfte.

[Bearbeiten] Salbung in den christlichen Kirchen

[Bearbeiten] Als Sakramente der katholischen Kirche

Die Krankensalbung, früher als "Letzte Ölung" bezeichnet, ist eines der sieben Sakramente der katholischen Kirche. Es wird Schwerkranken, Leidenden und Sterbenden gespendet und soll ihnen Gesundung, Stärkung und Trost bringen. Ferner soll die Salbung den Leidenden im Glauben zu einem Abbild des leidenden Christus (= "Gesalbter") machen. Das Sakrament wird auf einen Abschnitt im Jakobusbrief (5, 14-15) zurückgeführt, in dem die Kranken der Gemeinde aufgefordert werden, die Ältesten ("Presbyter") der Gemeinde zu rufen, damit diese für sie fürbittend eintreten und sie dabei "mit Öl salben im Namen des Herrn".

Neben der Salbung mit Krankenöl kennt die katholische Kirche gottesdienstliche Salbungen mit zwei weiteren liturgischen Ölen:

  1. mit Katechumenenöl für Katechumenen, d. h. Taufkandidaten, vor ihrer Taufe,
  2. mit Chrisam, vor allem beim Sakrament der Firmung, hier als wesentliches Zeichen, und bei der Ordination von Bischöfen und Priestern.

[Bearbeiten] In der Orthodoxen Kirche

Auch die Orthodoxe Kirche kennt zwei Salbungssakramente:

  1. Die Salbung mit Myron (= Chrisam), die gleich nach der Taufe gespendet wird und der westlichen Firmung entspricht.
  2. Die Krankensalbung, die in der Ostkirche allerdings nie als "Letzte Ölung" bezeichnet wurde und immer eher der Heilung als der Sterbevorbereitung dienen sollte. In ihrer feierlichen Form soll sie von sieben Priestern gefeiert werden, was wegen der damit verbundenen Personalprobleme allerdings heute nur selten geschieht. Daneben wird das Krankenöl im Rahmen der jährlichen Vorbereitung auf das Osterfest auch körperlich Gesunden gespendet, um ihnen in der "Krankheit" der Sünden zu helfen.

[Bearbeiten] In der Evangelischen Kirche

In der Evangelischen Kirche, die sich vor allem allem auf die Verkündigung des Worts konzentriert, wurde die Krankensalbung lange Zeit kaum praktiziert. Als Folge der ökumenischen Bewegung findet sie in jüngster Zeit aber auch dort wieder verstärkt Eingang. Anders als in der katholischen Kirche, gilt die Salbung im Protestantismus zwar nicht als Sakrament, aber als besonders intensive, weil körperlich erfahrbare Form des Segens.

[Bearbeiten] In den Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden (Baptisten)

Auch Evangelisch-Freikirchliche Gemeinden (Baptisten) praktizieren die Krankensalbung. Dieser Gebetsdienst, der hier in den Aufgabenbreich der Ältesten der Gemeinde gehört, verläuft in der Regel so: Der Kranke bittet um diesen Dienst beziehungsweise lässt die Ältesten rufen. Nach einer kurzen Aussprache und dem gegenseitigen Bekennen von eventuell vorhandenen Sünden (Jakobusbrief 5,16) legen die Ältesten dem Kranken die Hände auf und salben ihn im Namen Jesu Christi mit Öl. Es folgen freie Fürbittegebete der Ältesten, in denen das Leiden und die Wünsche des Kranken möglichst konkret benannt werden. Abschluss der Krankensalbung bildet häufig der gemeinsam gebetete Psalm 23, in dem ebenfalls von der Salbung durch Gott die Rede ist (Vers 5b).

[Bearbeiten] In der Charismatischen Bewegung

Die Charismatische Bewegung verwendet den Begriff "Salbung" sehr oft in einem übertragenen Sinn. Während selten mit wirklichem Öl gesalbt wird, bezeichnet man innerhalb der Charismatischen Bewegung die geheiligte Atmosphäre in einer Versammlung oder die göttliche Autorität, die einem Pastor, Prediger oder Leiter innewohnt als "Salbung". Sie ist nach diesem Verständnis also gleichbedeutend mit der Gegenwart und dem Wirken des Heiligen Geistes.

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Weblinks

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