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Mesopotamien

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Dieser Artikel behandelt das um die Flüsse Euphrat und Tigris gelegene Zweistromland, für andere Bedeutungen siehe Mesopotamia.

Mesopotamien (griech. für „zwischen den Flüssen“, aramäisch Beth Nahrin = „Zweiflussland“, arabisch بلاد مابين النهرين Bilad ma bayn Al-Nahrayn oder بلاد الرافدين Bilad ِAl-Rafidayn), hebr. Aram-Naharaim, auch Zweistromland, bezeichnet geographisch das Gebiet um die Flüsse Euphrat und Tigris in Südost-Anatolien (Türkei), Syrien und im Irak.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Topographie

[Bearbeiten] Geografie

Im Norden beginnt die Landschaft am Taurusgebirge und reicht bis zum Persischen Golf. Im Osten grenzen die Berge des Irans und im Westen die arabische Wüste und die Hochebenen Syriens an.

[Bearbeiten] Klima

Das Klima im Norden ist rau mit kalten Wintern. Der Süden hingegen ist im Winter milder und hat heiße Sommer.

[Bearbeiten] Landwirtschaft

Die Bauern bauten vorwiegend Gerste und Weizen an. Der Regenfeldbau im Norden und die umfassende künstliche Bewässerung im Süden lieferten sehr ertragreiche Ernten. Die Felder wurden nur alle zwei Jahre bepflanzt, um den Boden zu schonen. Die Erträge der Ernten waren bemerkenswert. Schon im 3. Jahrtausend v. Chr. erreichten die Ernten das 30fache der Aussaat. Im Laufe der Jahrtausende sanken die Erträge, weil die Böden durch die Bewässerung immer salzhaltiger wurden. Trotzdem wurde noch bis zum Zehnfachen der Aussaat geerntet. Die Bauern des antiken Griechenlands und Roms erzielten ein deutlich geringeres Verhältnis bei ihren Ernten.

Es wurden auch Dattelpalmen, Feigen und Granatäpfel kultiviert.

Obwohl es in Mesopotamien Laub- und Nadelholzwälder gab, wurden in der Eisenzeit für Bauvorhaben Zedern aus dem Libanon importiert.

Außerdem wurden Schafe, und Ziegen und Rinder gehalten, in sumerischer Zeit auch Schweine.

[Bearbeiten] Geschichte

Der Großteil der bekannten Geschichte Mesopotamiens ist geprägt von der Schub um Schub vorangehenden Einwanderung diverser Völker. Meist zerfiel die Region in zahlreiche Stadtstaaten, ähnlich wie im antiken Griechenland, denen Könige vorstanden, die miteinander zeitweilig im Krieg standen. Weiterhin gab es Phasen, die von Großreichen dominiert wurden, sowie Phasen, in denen Mächte aus den Nachbarregionen Eroberungsfeldzüge führten.

Das fruchtbare Mesopotamien lockte im Laufe der Geschichte unzählige Völker an. Im Gegensatz zu Ägypten konnten sich die Einwohner Mesopotamiens wegen der langen, offenen Grenzen eigentlich nie gegen neue Einwanderer wie die Araber, Perser, Türken, Parther, Achämeniden und Meder abschotten.

[Bearbeiten] Vorgeschichte

Erste menschliche Spuren in Vorderasien fand man aus dem 7. Jahrtausend v. Chr., Neanderthaler lebten hier als Nomaden. Erste feste Siedlungen wie Göbekli Tepe und Nevali Cori entstanden Ende des 9. Jahrtausends in Nordmesopotamien im sogenannten PPN A. Zu dieser Zeit waren domestizierte Tiere und Pflanzen noch unbekannt. Die Besiedlung des südlichen Mesopotamiens beginnt zwischen 5000 und 4000 v. Chr. in der Obed-Zeit. Bauern besiedeln das Land zwischen Babylon und dem Persischen Golf, erste Landwirtschaft wird betrieben. Arbeitsteilung entsteht, die Töpferscheibe wird erfunden. Tempel aus Lehmziegeln entstehen. Seit der Uruk-Zeit (4000 v. Chr. - 3100 v. Chr.) finden sich Städte und die Anfänge der Schrift, die sich aus einem System von Piktogrammen zur sumerischen Keilschrift entwickeln sollte.

[Bearbeiten] Sumerer

Hauptartikel: Sumer

Die ersten Schriftzeugnisse in Südmesopotamien sind in sumerischer Sprache verfasst. Manche Sprachforscher vermuten, dass die sumerische Sprache mit dem Mongolischen, dem Finnischen oder dem Ungarischen verwandt sein könnte, und leiten daraus eine Einwanderung der Sumerer ins Zweistromland von Osten her ab, wo sie die Wurzeln dieser Sprachen vermuten. Archäologisch gibt es für eine solche Zuwanderung keine Belege. Die Theorie, dass das südliche Mesopotamien im Neolithikum noch unter dem Meeresspiegel lag, lässt sich inzwischen nicht mehr halten, auch wenn es durch die Erosion im Folge ackerbaulicher Nutzung und Überweidung in Taurus und Zagros zu einem starken Bodenauftrag kam.

Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. wurden Technologien für eine effektivere Bewässerung der Felder entwickelt und etabliert, sodass sich erstmals auch größere Städte bilden konnten. Das weitverzweigte Kanalsystem wurde von so genannten Priesterfürsten organisiert und gemeinsam bebaut („Tempelwirtschaft“).

Handwerk und Handel gewannen immer mehr an Bedeutung und die Städte wurden immer wohlhabender. Jede dieser Siedlungen war politisch eigenständig.

Die steigenden Anforderungen an die Organisation und auch die Tempelwirtschaft bedingten und begünstigten die Entwicklung einer Schrift. Zunächst diente die Schrift nur der Buchhaltung. Die wichtigste Stadt der Sumerer war Uruk, ihr Herrscher war Gilgameschs. Der Epos dieses Helden gilt als das älteste erhaltene literarische Dokument der Menschheit. 2700 v. Chr. wurde die Keilschrift in ihren Möglichkeiten zur Vollendung geführt.

Ab 3000 v. Chr. wanderten Nomaden aus dem Norden in das südliche Mesopotamien ein. Die sumerische Königsliste, die auch von einer Sintflut berichtet, dokumentiert diese Wanderungen durch das Auftauchen semitischer Namen. Die Historiker bezeichnen diese Epoche als Frühdynastische Periode, die im 23. Jahrhundert v. Chr. endete.

In dieser Epoche zerbrach die Einheit von geistlicher und weltlicher Macht. Paläste wurden für die Könige gebaut, die nicht nur der Repräsentation dienten. Die Könige dieser Zeit wurden lugal genannt (= „großer Mensch“). Ihren Machtanspruch zeigten die Herrscher auch durch ihre Gräber, indem sie sich mit ihrem Gefolge begraben ließen. Mehrere dieser Königsgräber fand man in der Nähe von Ur.

Weitere Erfindungen, die für die Wirtschaft entscheidende Bedeutung hatten, waren das Rad und die Töpferscheibe (Späte Uruk-Zeit).

[Bearbeiten] Einigung und Blütezeit unter Akkad

Mit Sargon von Akkad, einem Stadtstaatenkönig der Sumerer, begann eine neue Epoche (um 2235-2094 v. Chr.). Er schuf das erste große vorderasiatische Reich, indem er die vielen Stadtstaaten vereinte, sodass er heute auch als Sargon I. bezeichnet wird. Zu seinem Machtbereich gehörte ganz Mesopotamien sowie Teile Syriens, des Irans und Kleinasiens. Die Stadt Akkad, deren Reste noch immer nicht gefunden wurden, wurde zu seinem Regierungssitz. Die akkadische Sprache verdrängte das Sumerische.

Die Eroberungen Sargons führten zu wirtschaftlichen und kulturellen Verknüpfungen mit den unterworfenen Völkern und den neuen Nachbarn. Der Zugang zum Persischen Golf ließ einen florierenden Seehandel entstehen.

Kulturell wurde das Leben im Reich Sargons I insbesondere von der ägyptischen Kultur beeinflusst. Das zeigte sich sowohl in den bildlichen Darstellungen als auch in der Verehrung des Herrschers als Gott bzw. als Stellvertreter Gottes.

Das Reich von Akkad hatte nicht lange Bestand. Zahlreiche Aufstände und insbesondere das einwandernde Bergvolk der Gutäer beendeten die Epoche.

Dieses erste große Reich blieb in den Mythen der Region lebendig. So berichten selbst die viel später aufkommenden Assyrer in ihrer Historie von Sargon.

[Bearbeiten] Neusumerisches Reich der Ur III Dynastie

Nach knapp 100 Jahren wurden die Gutäer vertrieben, und die sumerischen Stadtstaaten fanden wieder zu Macht und Größe. Die Stadt Ur wurde erneut zum Zentrum. Sumerisch wurde Verwaltungssprache, die ersten Zikkurate entstehen.

Diese Zeit zeichnete sich durch eine straffe Verwaltung aus und durch die Festlegung von Rechtsverordnungen (Codex Ur-Nammu). Es ist die letzte von den Sumerern geprägte Epoche. Ihr Niedergang ist durch das Schwinden der Macht der Städte gekennzeichnet, wodurch ein weiteres Nomadenvolk seine Chance zum Aufstieg bekommen sollte. Die so genannte Ur III-Dynastie dauerte von 2047 - 1939 v. Chr..

[Bearbeiten] Babylonisches Zeitalter

Es ist nicht bekannt, wann die Stadt Babylon gegründet wurde. Erst unter König Hammurabi in der Altbabylonischen Periode (2000 v. Chr. - 1595 v. Chr.), gelangte die Stadt in den Mittelpunkt des Zeitgeschehens und wurde so bedeutend für die Region, dass die Griechen in der Folge ganz Mesopotamien als Babylonien bezeichneten.

Hammurabi ist der Nachwelt besonders bekannt, weil er eine der ersten überlieferten Gesetzessammlungen verfasste, den sogenannten Kodex Hammurabi. In 280 Paragrafen regelte dieses Werk Aspekte des bürgerlichen Rechts, das Straf- und Verwaltungsrecht. Es definierte zahlreiche Einzelfallentscheidungen, die sich oft durch große Härte auszeichneten. Die Historiker sind sich nicht sicher, wie dauerhaft diese Gesetzessammlung beachtet wurde.

Das Reich Hammurabis zerfiel in den nächsten Jahrhunderten. Die Hethiter erstarkten im Westen, überfallen Babylon 1595 v. Chr. Die Kassiten, ein Nomadenvolk deren Herkunft noch nicht gesichert ist, wanderten ein. Sie vereinheitlichen die akkadische und sumerische Keilschrift. Erst ab dem 15. Jahrhundert v. Chr. erreichte Babylon wieder Weltgeltung. Besonders mit Ägypten gab es engere Beziehungen, da zahlreiche babylonische Prinzessinnen nach Ägypten verheiratet wurden.

[Bearbeiten] Weltreich der Assyrer

Hauptartikel: Geschichte des assyrischen Reiches

Assyrisches Reich
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Assyrisches Reich

Im 18. Jahrhundert v. Chr. vereinte Schamschi-Adad I. zumindest im Norden Mesopotamiens ganz Assyrien, aber in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts v. Chr. zerfiel Assyrien bereits wieder, womit das Altassyrische Reich beschlossen wurde.

Im 14. Jahrhundert v. Chr. erstarkte als neue Macht Assyrien. Die Herkunfts- und Hauptstadt Assur lag am oberen Tigris. Historiker vermuten, dass die Stadt am Anfang unter der Herrschaft Akkads stand, während die ersten Assyrer nur Nomaden waren.

An der Spitze der Assyrer stand der König, der sich auch als Stellvertreter des Gottes Assur sah. Daneben übten die Kaufleute einen bedeutenden Machtanspruch im Land aus. Assur, geographisch günstig an wichtigen Handelswegen gelegen, handelte mit dem Iran, Babylon und dem heutigen Anatolien.

Unter Assur-uballit I. (1353-1318 v. Chr.) erlangte Assyrien seinen Einfluss zurück. Zahlreiche Eroberungen führten wieder zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. Der König Tukulti-Ninurta verstand sich wieder als Stellvertreter des Gottes Assur. Er nannte sich selber “Herrscher der vier Erdteile” und machte damit seinen Machtanspruch deutlich. Mit seinem Tod endete aber diese Epoche des Mittelassyrischen Reiches.

Einen letzten Aufschwung erlebte das Reich mit ihrem König Assur-dan III. (935-912 v. Chr.), der zahlreiche aramäische Städte eroberte. Die Assyrer übernahmen von den Aramäern jedoch allmählich Schrift und Sprache.

Die Könige Assurnasirpal II. (883-859 v. Chr.) und Salmanassar III. (858-824 v. Chr.) erweiterten den assyrischen Machtbereich bis nach Syrien. Nach einigen Rückschlägen und inneren Zwistigkeiten gelang es Tiglat-pileser III. (745-727 v. Chr.) Phönizien, Palästina und Israel zu erobern. Babylon wurde 689 v. Chr. erobert. Der Eroberungsdrang fand seinen Höhepunkt in der Eroberung Ägyptens durch Asarhaddon (681-669 v. Chr.). Assurbanipal (669-627 v. Chr.) war der letzte bedeutende Herrscher. Die griechischen Historiker verunglimpften den Herrscher als Schwächling. Heutige Historiker können dieses Urteil nicht bestätigen. Sie sehen in ihm einen erfahrenen Politiker, der sehr belesen war. Seine Bibliothek ist eine bedeutende Quelle für die Geschichte des Zweistromlandes.

[Bearbeiten] Neubabylonisches Reich

Nach dem Niedergang Assyriens erstarkte Babylon wieder. Der König Nabopolassar besiegt schließlich Assyrien. 18 Jahre nach dem Tod Assurbanipals besiegten die vereinigten Meder und Babylonier die Heere Assyriens (609 v. Chr.). Babylon wurde in der Folge erneut das kulturelle Zentrum Mesopotamiens. Assur und Ninive wurden vollkommen zerstört und die Assyrer verschwanden schließlich aus dem Gedächtnis der nachfolgenden Generationen, bis dieser Name aus politisch-sozialen Gründen innerhalb des assyrischen(suryoye) Volkes im Osten im 19. Jahrhundert n. Chr. wiederbelebt wurde.

[Bearbeiten] Achämeniden

(539 v. Chr. - 330 v. Chr.) Die aus der dem Zentrum Irans stammenden Achämeniden erobern den Nahen Osten und Kleinasien. Mesopotamien wird Bestandteil des Perserreichs.

[Bearbeiten] Alexander der Große und die Seleukiden

331 v. Chr. erobert Alexander der Große Persien. Nach seinem Tod übernimmt Seleukos die Macht und begründet die Dynastie der Seleukiden.

[Bearbeiten] Parther

Mesopotamien ist Schauplatz mehrerer Kriege zwischen Rom und den Parthern. Die Parther erobern Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. Mesopotamien und beschränken damit das Seleukidenreich auf Syrien. Südmesopotamien profitiert vom Fernhandel mit China. 53 v. Chr. dringt der Triumvir Marcus Licinius Crassus mit einem starken römischen Heer in Mesopotamien ein, erleidet jedoch bei Carrhae eine vernichtende Niederlage.

Der Partherkrieg Trajans bringt Rom vorübergehend die Provinz Mesopotamia ein, die aber nach Trajans Tod aufgegeben werden muss. Auch Kaiser Septimius Severus führt in Mesopotamien erfolgreich Krieg gegen die Bananenin Mesopotamien, scheitert aber an der Eroberung Hatras.

[Bearbeiten] Sassaniden

(224 - 636 n. Chr.) Unter den Sassaniden wird Mesopotamien Bestandteil des Neupersischen Reichs, wobei es weiterhin von großer Bedeutung ist. Zwischen Rom bzw. Ostrom und Persien kommt es wiederholt zu Kämpfen in dieser Region (siehe dazu Ardaschir I., Schapur I., Bahram II., Narseh, Schapur II., Bahram V., Kavadh I., Chosrau I. und Chosrau II.), während das Christentum weiter an Einfluss gewinnt.

[Bearbeiten] Mittelalter und Neuzeit

Am Ende der Spätantike kam Mesopotamien infolge der islamischen Expansion unter arabische Herrschaft. Im frühen Mittelalter waren die Städte Bagdad und Samarra Sitze des abbasidischen Kalifats. Später wurde die Region dem Osmanischen Reich einverleibt, bis sie nach dem Ersten Weltkrieg im Staat Irak aufging.

[Bearbeiten] Kultur und Gesellschaft

[Bearbeiten] Wirtschaft und Volkswirtschaft

Im 3. Jahrtausend (Sumerer) herrschten die Priesterfürsten, die die politische und religiöse Macht in ihren Händen hielten. Sie organisierten auch die Kanalisierung des Landes und den Ackerbau. Der Haushalt des Staates war gleichbedeutend mit dem des Herrschers, man nennt diese Wirtschaftssystem Oikos-Wirtschaft. Die Organisation benötigte dafür einen großen Verwaltungsapparat. Die Menschen, die für die Priesterfürsten arbeiteten, wurden mit Naturalien bezahlt.

Privateigentum wurde erst in der Zeit Babylons etabliert. Die Aufgaben des Staates wurden im Laufe der Zeit teilweise “privatisiert”, d.h. ein Pächter übernahm die Arbeiten und musste dafür eine Leistung (z.B. Silber) erbringen.

Die Bauern im 2. bis 1. Jahrtausend dagegen tauschten ihre Produkte gegen benötigte Lebensmittel und Textilien.

Die Tempel und ihre Priester hatten in Assyrien weit weniger Einfluss auf die Wirtschaft. Der assyrische Staat duldete das Privateigentum und finanzierte sich durch Tribute und Steuern. Die Ländereien waren im Besitz von Adelsfamilien, die die kleinen Bauern immer mehr zu Abhängigen machten. Einen großen Vorteil hatte der Landbesitz - er war steuerfrei. Neben Landbesitz besaßen diese Adelfamlienen meist noch große Handelsunternehmungen.

Auch in Babylon gab es einflussreiche Handelsherren, die mit ihren Familien regelrechte Dynastien bildeten. Nicht nur durch Handel vermehrten sie ihr Vermögen, sondern auch durch Geldgeschäfte.

Erstaunlicherweise schien es zu dieser Zeit keine Märkte (Basare) gegeben zu haben, wie man es von einem orientalischen Land eigentlich erwarten würde. Doch die aufgefundenen Dokumente berichten nicht über diese Handelsform.

Mesopotamien handelte mit den angrenzenden Ländern. Die Fernhandelsbeziehungen reichten dabei sogar von der Ostsee bis zum Indusdelta. Die Waren wurden per Schiff oder mit Karawanen ins Land gebracht. Die Karawanen transportierten ihre Handelsware zunächst mit Eseln, ab dem 1. Jahrtausend v. Chr. trugen Kamele die Ware. Im geringen Umfang wurden auch Pferde und Wagen eingesetzt. Straßen gab es erst seit dem Neuassyrischen Reich.

Zunächst herrschte der Tauschhandel vor, später galten bestimmte Mengen an Gerste als Tauscheinheit. Ab dem 3. Jahrtausend wurden Metalle, insbesondere Silber zur Universalwährung. Babylonien hatte den Schekel, Minen und Talente als Währungseinheiten. 30 kg Silber entsprachen einem Talent, ein Schekel wog 8,4 g.

Ab dieser Zeit finden sich auch Hinweise auf Handwerker, Köche, Schuster u.a. Berufe. Sie dienten zunächst im Rahmen der Tempelwirtschaft. Ab dem 2. Jahrtausend arbeiteten sie auch verstärkt unabhängig im privaten Interesse.

[Bearbeiten] Die Stellung der Frau

Die Stellung der Frau in Mesopotamien ist für die Historiker trotz aller Quellen nicht eindeutig festzulegen.

Der zukünftige Ehemann schloss mit dem Brautvater einen Ehevertrag, und die Frau brachte eine Mitgift in die Ehe. Der Mann war der eindeutige Familienvorstand. Die Stellung der Frau hing davon ab, ob sie Kinder zur Welt brachte. Blieb die Ehe kinderlos, konnte der Ehemann sich scheiden lassen oder eine Nebenfrau nehmen. Hatte die Ehefrau aber Kinder, war eine Scheidung kaum möglich. Frauen stand aber das Recht auf Scheidung zu.

Die Frauen konnten auch Besitz haben, sie durften handeln und erben. Historiker vermuten, dass die Frauen in Babylon fast die Gleichberechtigung errungen hatten. Das galt natürlich nur für Frauen aus der Oberschicht.

Die Kindersterblichkeit war hoch, so erreichten nur zwei von vier Kindern das Erwachsenenalter.

[Bearbeiten] Sprache, Schrift und Zahlen

Vor dem 4. Jahrtausend verwendeten die Bewohner des Zweistromlandes so genannte Zählsteine für die Rechenaufgaben des Alltags.

Der sich ausweitende Handel führte im 3. Jahrtausend zur Entwicklung der Keilschrift. Zunächst bestand die Schrift hauptsächlich aus Bildsymbolen. Später wurde sie abstrakter. Da viele Menschen nicht schreiben konnten, nahmen sie für ihre Zwecke die Dienste von Schreibern in Anspruch. Der Schreiber wurde so zu einer angesehenen Person in der Gesellschaft.

Die Zeichen wurden dabei mit Griffeln auf Tontafeln geritzt. Zuerst zog man auf der Tontafel senkrechte und waagerechte Linien. Dann trug man die Symbole in die entstandenen Kästchen, indem man sie mit dem dreikantigen Ende eines dünnen Holzes in die weiche Tontafel eindrückte. Geschrieben und gelesen wurde von links nach rechts. Die so genannte Keilschrift erreichte um 2700 v. Chr. ihre Vollendung. Die Keilschrift wurde über 2500 Jahre lang in Mesopotamien angewandt und fand sich auch in Syrien und bei den Hethitern, sowie in den Diplomatischen Archiven Ägyptens.

Bei den Sumerern standen die einzelnen Zeichen für ganze Worte, die auch mehrere Bedeutungen haben konnten. Man kombinierte teilweise Zeichen, z.B. um Handlungen darzustellen. So wurde der Begriff „Essen“ durch die Symbole „Mund“ und „Brot“ dargestellt. Diese Bilderschrift erlaubte es den Menschen, die Dinge des Alltags besser zu organisieren.

Die Schrift wurde im Lauf der Zeit komplexer, einzelne Symbole konnten jetzt auch Laute bzw. mehrere Symbole konnten ganze Sätze darstellen. Das ermöglichte die Geburt der Literatur, wie sie sich auch im durch die ganze Region bekannten Gilgamesch-Epos niederschlug.

Vor dem 2. Jahrtausend herrschte im Zweistromland keine der benutzten Sprachen vor. Es wurde gleichberechtigt das Sumerische und das Akkadische gesprochen. Die Jahrhunderte lange Ansiedlung und Verbreitung der verschiendensten aramäischen Stämme über den gesamten fruchtbaren Halbmond machten Aramäisch zur führenden Sprache des Nahen Ostens. Die sumerische Sprache blieb bis zur Zeitenwende die Sprache der Gebildeten, ähnlich wie es Griechisch während des Römischen Reiches oder wie es Latein im Mittelalter war. Danach wure das Aramäische unumgänglich, es war die Sprache nahezu aller Untertanen der Reiche im Vorderen Orient, die im Laufe der Jahrhunderte entstanden. Im persischen Reich wurde das Aramäische infolgedessen zur Kanzleisprache, d. h. Amtssprache des Reiches.

Alexander der Große eroberte schließlich weite Teile Mesopotamiens. Er und seine Nachfolger verbannten in der Folge das Akkadische, während Aramäisch zur Staatssprache erklärt wurde. Durch die Aramäer wurde auch die Silbenschrift, welche von den Phöniziern übernommen wurde, eingeführt. Dabei wurden nur die Konsonanten geschrieben, Vokale gab es in der zugehörigen Schrift nicht (gleiches gilt für die Urschriften der Bibel sowie die Hieroglyphenschrift der Ägypter). In dieser Epoche wurde auf Papyrus und Pergament geschrieben.

[Bearbeiten] Die Entschlüsselung der sumerischen Schrift

Der Däne Carsten Niebuhr kam 1756 nach Persepolis. Er kopierte in den Ruinen des Palastes zahlreiche Inschriften. Sie waren in drei Sprachen unter Verwendung von zwei unterschiedlichen Keilschriften niedergeschrieben worden. Die erste dieser Schriften wurde als Altpersisch erkannt, das um ca. 600 v. Chr. gängig war. Der deutsche Professor Georg Friedrich Grotefend und andere begannen, die altpersischen Texte zu übersetzen.

1835 entdeckte der Engländer Henry Creswicke Rawlinson Felsbilder, die ebenfalls dreisprachige Texte enthielten. Er begann, die Keilschrifttexte zu entschlüsseln. Die zweite Sprache stellte sich als babylonisch heraus, ein Dialekt des Akkadischen, der bis etwa zur Zeitenwende in Gebrauch war. Nun waren zwei Sprachen lesbar. Bei der Analyse der akkadischen Texte stießen die Sprachforscher auf Unklarheiten. Man vermutete, dass die verwendete Schrift aus der Sprache eines anderen Volkes übernommen und angepasst worden war. 1869 identifizierte Julius Oppert die Urheber der bis dahin nicht zugeordneten Schriftzeichen als die Sumerer. Zahlreiche spätere Funde sollten seine Erkenntnis bestätigen.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Dietz Otto Edzard: Geschichte Mesopotamiens. Von den Sumerern bis zu Alexander dem Großen, München 2004, ISBN 3-406-51664-5
  • Barthel Hrouda (Hrsg.): Der Alte Orient. Geschichte und Kultur des alten Vorderasien, Gütersloh 1991, ISBN 3-570-08578-3
  • Barthel Hrouda, Rene Pfeilschifter: Mesopotamien. Die antiken Kulturen zwischen Euphrat und Tigris. München 2005 (4. Aufl.), ISBN 3-406-46530-7
  • Wolfgang Korn: Mesopotamien - Wiege der Zivilisation. 6000 Jahre Hochkulturen an Euphrat und Tigris, Stuttgart 2004, ISBN 3-8062-1851-X
  • Gebhard J. Selz: Sumerer und Akkader. Geschichte, Gesellschaft, Kultur, München 2005, ISBN 3-406-50874-X
  • Redaktion der Time-Life-Bücher: Die blühenden Städte der Sumerer. Time-Life-Bücher, Amsterdam 1993, ISBN 90-5390-519-7 (Übersetzung von Sumer, Cities of Eden.)
  • Henry William Frederick Saggs: Mesopotamien. Assyrer, Babylonier, Sumerer. Kindler, Zürich 1966, Magnus, Essen 1977.
  • Francis Joannès : Dictionnaire de la civilisation mésopotamienne, Robert Laffont, 2001
  • Pierre Amiet: L'Antiquité Orientale, Paris 2003
  • Pierre Amiet: Introduction à l'Antiquité Orientale, Paris 2000
  • Roger Matthews: The archaeology of Mesopotamia. Theories and approaches, London 2003, ISBN 0-415-25317-9
  • Roger Matthews: The early prehistory of Mesopotamia - 500,000 to 4,500 BC, Turnhout 2005, ISBN 2-503-50729-8
  • Hans J. Nissen: Geschichte Alt-Vorderasiens, Oldenburg Grundriss der Geschichte 25, München 1999, ISBN 3-486-56374-2
  • Michael Roaf: Mesopotamien, Bildatlas der Weltkulturen, München 1991, ISBN 3-86047-796-X
  • Georges Roux, Johannes Renger: Irak in der Antike, Zaberns Bildbände zur Archäologie, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3377-3
  • Karin Stella Schmidt: Zur Musik Mesopotamiens. Musiktheorie, Notenschriften, Rekonstruktionen und Einspielungen überlieferter Musik, Instrumentenkunde, Gesang und Aufführungspraxis in Sumer, Akkad, Babylonien, Assyrien und den benachbarten Kulturräumen Ugarit, Syrien, Elam/Altpersien. Eine Zusammenstellung wissenschaftlicher Literatur. Orientalisches Seminar, Universität Freiburg 2006 (Volltext)

[Bearbeiten] Weblinks

Wiktionary: Mesopotamien – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen

Static Wikipedia 2008 (no images)

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