Lesbe
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Als Lesben (antiquiert: Lesbierinnen) werden homosexuelle Frauen bezeichnet, also Frauen, die sich emotional und sexuell zu anderen Frauen hingezogen fühlen und/oder sexuelle Beziehungen mit ihnen leben und/oder mit einer Frau in Partnerschaft leben (wollen).
Das Wort lesbisch leitet sich von der griechischen Insel Lesbos (Λέσβος; heutige Aussprache: Leswos) ab, die sich im ostägäischen Meer befindet. Die antike griechische Dichterin Sappho, die im 6. Jahrhundert v. Chr. auf Lesbos lebte, hatte in ihren Gedichten die Liebe zwischen Frauen besungen.
Wie viele Wörter aus dem Sexualbereich wird das Adjektiv lesbisch bisweilen pejorativ (abwertend) gebraucht. Seit der Bürgerrechtsbewegung Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre, in deren Zusammenhang auch homosexuelle Frauen und Männer für ihre Gleichberechtigung demonstrierten, werden die Ausdrücke „Lesbe“ bzw. „lesbisch“ in selbstbewusster Form als Selbstbezeichnung verwendet (ebenso wie "schwul").
Die lesbische Subkultur hat sich immer (mehr als die Schwulenbewegung) auch als politische Bewegung verstanden, Lesben waren und sind dabei insbesondere häufig in der allgemeinen Frauenbewegung aktiv, und verstanden den Kampf für die Rechte von Lesben lange nur als Teil des allgemeinen Kampfes für die Rechte von Frauen. Eine starke eigene Lesbenbewegung entstand daher erst später, in den 1980er Jahren. Zu einer breiteren Zusammenarbeit mit der Schwulenbewegung oder bei LGBT-Projekten (Lesbisch, Gay, Bisexuell und Transgender) kam es noch später. Nicht alle Lesben und/oder lesbischen Organisationen sind zu solchen Zusammenarbeiten bereit.
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„Lesbisch sein“ in der heutigen Zeit
Seit dem Ende der 1990er Jahre scheinen Themen der 'lesbischen Subkultur' in den Medien an Normalität zu gewinnen, lesbische Figuren werden häufig positiv dargestellt. Gleichzeitig wird ihr lesbisch-sein selbst nicht gezeigt, so dass sie zwar bewusst lesbisch aber praktisch fast asexuell erscheinen. Beispiele hierfür sind Fernsehserien wie "Dark Angel" (2000 - 2002) mit der Figur Original Cindy, "Berlin, Berlin" (seit 2002) mit Rosalie, der besten Freundin der Hauptfigur Lolle, "Friends" (1994 - 2004)mit mehreren lesbischen Figuren, unter anderem Ross' Ehefrau Carol, die sich in ihre beste Freundin verliebt, oder "Ellen" (1994 - 2001) mit der Schauspielerin Ellen De Generes, die sich gleichzeitig mit ihrer Serienfigur Ende der 1990er Jahre outete. Mit "L-Word", das 2006 im deutschen Fernsehen anläuft, gibt es eine vollständig lesbische Serie. Dennoch sind Lesben im Fernsehen nach wie vor Sonderfiguren. Die meisten von ihnen sind jung, entsprechen etablieren Schönheitsidealen, und sind beruflich erfolgreich. Eine positive Darstellung normal-lesbischen Lebens steht bislang noch aus.
Bei aller medialen Präsenz ist eine offen lesbische Lebensweise noch nicht so etabliert, dass es beispielsweise lesbische Spitzenpolitikerinnen gäbe.
Die lesbische Identität bezieht sich ganz wesentlich auf frauen- und lesbenzentrierte Lebensweisen. Lesbische Identität und lesbische Kultur umfassen heute ein breites Spektrum unterschiedlicher Lebensweisen und Interessen. Auch wird der in den Anfangsjahren der lesbischen Bewegung selbstverständliche Zusammenhang mit dem Feminismus von vielen Lesben differenziert betrachtet - nicht zuletzt als unbeabsichte Folge der durch lesbisch-feministisches Engagement erzielten Erfolge bei der Anerkennung gleichgeschlechtlicher Lebensweisen.
Aktuelle Themen im lesbischen Leben sind - passend zur gesamtgesellschaftlichen Diskussion - derzeit die Frage des Lebens im Alter und Regenbogenfamilien als eine gleichberechtigte Familienform.
Lesbische Lebensweisen im Alter
Lesbische Lebensweisen im Alter spiegeln nur in Teilen die Herausforderungen wieder, die andere - heterosexuelle oder auch schwule - Gruppen kennen. Zu beiden anderen Gruppen gibt es erhebliche Unterschiede. Was möglicherweise in jüngeren Jahren als Vorteil wahrgenommen wurde, Unauffälligkeit, verkehrt sich dann in einen Nachteil, wenn es darum geht, in einer streng normierten Welt wie der einer stationären Altenpflegeeinrichtung wahrgenommen und ernst genommen zu werden. Dazu kommt, dass viele Frauen erst spät im Leben merken, dass sie lesbisch sind - oder sich erst spät im Leben dazu bekennen. Ihnen fehlt im Alter oft das akzeptierende soziale und familiäre Umfeld. Hinzu kommt die allgemein geringe Sichtbarkeit älterer lesbischer Frauen in Film, Fernsehen, Politik, Kultur und Literatur, die dazu führt, dass es kaum Rollenvorbilder gibt. Erst langsam kommen ältere Lesben aus ihrer Unsichtbarkeit heraus. Mit allen Facetten lesbischen Lebens im Alter befasst sich u.a. die Tagung und Initiative Lesbischer Herbst.
Veranstaltet von der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport fand 2002 eine Fachtagung zum Thema "Anders sein und älter werden - Lesben und Schwule im Alter" statt, die mit der Studie "Älter werden - Ältere Lesben und Schwule in Berlin" ausführlich dokumentiert wurde.
Für Schleswig-Holstein hat die Psychosoziale Frauenberatungsstelle Donna Klara 2004 einen Bericht "Lesben und Alter" erstellt, der auch Handlungsempfehlungen enthält.
Regenbogenfamilien
Der Begriff "Regenbogenfamilien" klingt schillernder als die Wirklichkeit oft ist. Obwohl das Lebenspartnerschaftsgesetz ein "kleines Sorgerecht" vorsieht, ist die Situation lesbischer oder schwuler Elternpaare von Normalität noch weit entfernt. Zur Versachlichung der Debatte trägt sicherlich bei, dass der Bundespräsident im Januar 2006 gleichgeschlechtliche Familien als normale Familienform unter anderen genannt hat (Rede von Bundespräsident Horst Köhler beim Jahresempfang der Evangelischen Akademie Tutzing am 18.1.2006), dennoch spielt der alltägliche Kampf um Akzeptanz noch eine erhebliche Rolle. Einen ersten Überblick zum Thema gibt die Dokumentation Regenbogenfamiliender Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport.
Nicht zuletzt durch das Lebenspartnerschaftsgesetz treten in der öffentlichen Diskussion pragmatische Fragen (z.B. steuerrechtliche Bedingungen, Adoptionsrecht) in den Vordergrund.
Butches und Femmes
Bis in die 1970er Jahre war in der lesbischen Subkultur die Unterteilung in "Butches" (im Amerikanischen Sprachgebrauch oft dyke) im angloamerikanischen Raum, im deutschsprachigen Raum auch als KV = „kesser Vater“ bezeichnet), betont maskulin auftretende Frauen, und "Femmes", betont weiblich auftretende Frauen, durchaus gängig, allerdings meist nicht zwingend. Butches fühlen sich meist zu Femmes hingezogen, genauso gab und gibt es aber auch "butch-butch"- oder "femme-femme"-Beziehungen. Diese klassische Unterscheidung in Butch und Femme galt nach dem Aufkommen des Feminismus während der 1970er und 1980er Jahre als „nicht politisch korrekt“ und wurde in der Lesbenszene abgelehnt. Dieser Teil lesbischer Geschichte wird beispielsweise in Leslie Feinbergs Träume in den erwachenden Morgen dargestellt. (1) Seit der Mitte der 1990er Jahre tauchen Butches und Femmes wieder vermehrt in der lesbischen Subkultur auf, aber keineswegs alle Lesben sind entweder das eine oder andere, auch gibt es "Switcher", die mal die eine, und mal die andere Rolle genießen.
Butches und Femmes sind vor allem vor dem Hintergrund der Kategorienkritik der Queer Theory umstritten. Außerdem wird in der Lesbenszene kritisiert, dass Femmes und Butches "Heterokopien" seien, die negative patriarchale Strukturen und Machtverhältnisse stützen würden. Es gibt zunehmend wieder Femmes und Butches, die sich von dieser Kritik und den Vorurteilen emanzipieren und betonen, Femme/Butch sei keineswegs eine "Heterokopie", da zum einen die Femme ja eine (wenn auch "maskuline") Frau wählt und keinen Mann, und die Butch eine lesbische Frau (die femme), und keine heterosexuelle Frau. Zum anderen wurde mit Judith Butler eingewandt, dass das Konzept einer Kopie ein Original voraussetzt, das indessen nicht existiere, da es keine ontologischen Kriterien gebe, nach denen Heterosexuellen bzw. femininen Frauen und maskulinen Männern die „natürliche“, „nicht abgeleitete“, „richtige“ Genderperformanz zugesprochen werden könnte.
Lesben und Transsexualität
Mehr noch als Butches und Femmes werden Drag Kings und Transmänner, insbesondere solche, die eine Verbindung zur lesbischen Subkultur haben oder hatten, kritisiert. Insbesondere Transmänner, welche geschlechtsangleichende Maßnahmen vornehmen ließen, wurden besonders nach dem Erscheinen von The Transsexual Empire 1979 (2) aus lesbischen Kreisen ausgeschlossen. Dies hat sich erst in den letzten Jahren wieder geändert, weil sich die Vorstellung, dass Transmänner grundsätzlich Lesben seien, welche lediglich einem gesellschaftlichen Druck zur Normativität (und eben nicht ihrer eigenen Geschlechtsidentität) nachgäben und damit Frauen und Lesben verrieten, als falsch herausstellte. Mittlerweile ist in weiten Teilen der lesbischen Subkultur (aber nicht überall) auch Männlichkeit in diesen Formen meist zugelassen, ausschlaggebend ist die Selbstidentifikation der betreffenden Personen. Die meisten Drag Kings betrachten sich selber als Lesben, und zunehmend betrachten sich Transmänner, welche vor dem Geschlechtsrollenwechsel Teil der lesbischen Szene waren, weiterhin als lesbisch.
Problematisch ist auch die Integration von lesbischen Transfrauen in die lesbische Subkultur; das bereits angesprochene Transsexual Empire bezeichnete solche Transfrauen nämlich als „gestörte Männer“, welche Teil einer patriarchalischen Verschwörung seien, um Frauenräume mit Männern zu besetzen und durch die körperliche Angleichung Frauenkörper zu „vergewaltigen“. Konfliktpotential birgt auch die von Transfrauen kaum nachvollziehbare gesellschaftlich-soziale Konstruktion von Weiblichkeit. Auch die Ablehnung lesbischer Transfrauen lässt erst seit einigen Jahren nach; während viele Lesben- und Frauengruppen, -veranstaltungen usw. auch für Transfrauen offen sind, stehen andere weiterhin strikt nur „geborenen Frauen“ offen.
Siehe auch
Portal: Homosexualität – Artikel, Bilder und mehr zum Thema Homosexualität |
Literatur
Sachbücher
- Waltraud Dürmeier u.a. (Hg.): Wenn Frauen Frauen Lieben ISBN 3-88104-196-6
- Lilian Faderman: Surpassing the Love of Men: Romantic Friendship and Love Between Women from the Renaissance to the Present ISBN 0688133304, dt. Köstlicher als die Liebe der Männer : romantische Freundschaft und Liebe zwischen Frauen von der Renaissance bis heute, Zürich : eco-Verl., 1990
- JoAnn Loulan, M. Nichols, M. Streit u.a. (Hg.): Lesben Liebe Leidenschaft ISBN 3-922166-80-6
- Felice Newmann: Sie liebt sie: Das Lesbensexbuch ISBN 3-929823-76-4
- Stephanie Kuhnen: Rettet die Delphine-lesbische Lästereien, Quer-Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-89656-043-3
Lesben und Transsexualität
- Janice G. Raymond The Transexual Empire: The Making of the She-Male ISBN 0807762725
Zeitschriften
- The Ladder (1956-1972)
- L-MAG (deutsches Magazin für Lesben seit 2004)
- Lespress (deutsches Magazin für Lesben)
Filme zum Thema lesbisches Leben / Auswahl
- Aimée und Jaguar
- All Over Me
- Better Than Chocolate
- Bound – Gefesselt
- Claras Sommer
- Desert Hearts
- Fingersmith
- Fremde Haut
- Grüne Tomaten
- High Art
- Kissing Jessica Stein
- Lost and Delirious
- Mädchen in Uniform
- Nachbarinnen
- Raus aus Amal
- The Incredibly True Adventure of Two Girls in Love
- Tipping the Velvet
- Two Girls In Love
- Weil ich ein Mädchen bin
- Wenn die Nacht beginnt
- Women Love Women
Siehe auch: Homosexualität im Film, Homosexualität im Fernsehen
Weblinks
- http://www.lesben.org Konnys Lebenseiten: eine gigantische Link-Sammlung zu allen Aspekten lesbischen Lebens
- http://www.lesbenring.de/ Webseite des größten bundesweiten Lesbenverbandes
- http://www.lsvd.de Website des Lesben- und Schwulenverbandes Deutschland (LSVD)
- http://www.los.ch Lesbenorganisation Schweiz
- http://www.hosiwien.at/ Homosexuelle Initiative Wien, Österreich
- http://www.lesben-magazin.com Das lesbische Online-Magazin
- http://www.lespress.de Großes deutsches Lesbenmagazin, Termine und Infos
- http://www.l-mag.de, L-MAG, deutsches Printmagazin für Lesben
- http://www.siegessaeule.de Lesbisch-Schwules Berliner Stadtmagazin