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Kleinzschocher

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Kleinzschocher auf einer Karte um 1840
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Kleinzschocher auf einer Karte um 1840

Kleinzschocher war bis zu seiner Eingemeindung 1891 eine selbständige Gemeinde im Südwesten von Leipzig.

[Bearbeiten] Geschichte

Kleinzschocher entstand im 11. Jahrhundert als slawisches Gassendorf. Ausgangspunkt der Besiedlung war dabei der Hügel, auf dem heute die Taborkirche steht und der damals als Kultopferstätte diente (sog. Tanzberg). 1287 wurde der Ort erstmals als "pavorum Scochere" (Zschocher altslaw. "Zypergras") erwähnt. Kleinzschocher bestand zu dieser Zeit aus einem südlich der Kirche gelegenen Oberdorf mit Hirtenviertel und einem nördlich gelegenen Unterdorf mit Häuslerviertel und Bauerngütern. 1484 heißt der Ort Cleyne Tschocher. Mit Einführung der Reformation wurden die umliegenden Dörfer Groß-Miltitz, Schleußig und Plagwitz eingepfarrt (Parochie Kleinzschocher). 1599 erhielt Kleinzschocher eine eigene Schule. 1632 wurde das Dorf von Tillyschen Reitern geplündert und anschließend zerstört. 1636 und 1680 grassierte die Pest. Am 26. August 1703 wütete ein Großfeuer im Dorf, wodurch auch ein Großteil der historischen Aufzeichnungen vernichtet wurde.

Schloss Kleinzschocher, um 1860
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Schloss Kleinzschocher, um 1860

Im Jahre 1742 gelangte das Rittergut in den Besitz des Kammerherrn Heinrich von Dieskau. Bei der Übernahme des Guts wurde die von Johann Sebastian Bach komponierte Bauernkantate uraufgeführt. Zwei Jahre später bestand der Ort aus 90 Häusern, zahlreichen Gütern, Ziegelei, Schäferei, Hirtenhaus, Pfarrhaus, Kirche und Schule. 1812 erwarb der Kaufmann David Johann Förster das Schloss Kleinzschocher. Er legte in der Folgezeit zur Förderung der Gutsgärtnerei Gewächshäuser an und gestaltete das nahe gelegene Hahnholz zu einem öffentlichen Park um. Im Oktober 1813 flüchtete die Bevölkerung von Kleinzschocher während der Völkerschlacht in den Auewald. An die zwischen Schleußig und Kleinzschocher stattfindenden Kampfhandlungen französischer und österreichischer Truppen erinnert heute ein 1913 eingeweihtes Doppeladler-Denkmal. 1848 wurde der Leipziger Verleger Christian Bernhard Tauchnitz neuer Rittergutsbesitzer. Er ließ das Schloss 1865 umbauen.

Dorfkirche Kleinzschocher, um 1850
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Dorfkirche Kleinzschocher, um 1850

Die Situation der arbeitenden Bevölkerung war ab 1870 einem Wandel unterworfen: Waren bis dato viele der Einwohner im Maurer- und Zimmereihandwerk beschäftigt, arbeitete nun der Großteil in den Textil- und Metallfabriken von Plagwitz. 1879 öffnete in Kleinzschocher eine Agentur der Deutschen Reichspost.

Zum 1. Januar 1891 wurde der Ort nach Leipzig eingemeindet, fünf Jahre später erhielt der Stadtteil Anschluss an das Straßenbahnnetz der LVB. Bedingt durch die herrschende Wohnungsnot begann nach der Eingemeindung die Erschließung von Bauland und intensiver Wohnungsbau (insbesondere Meyersche Häuser ab 1908). Von 1902 bis 1904 wurde die Taborkirche im Stil der Neoromanik nach Plänen von A. Roßbach erbaut. Sie ist die einzige zweitürmige Kirche im Leipziger Stadtgebiet. 1905 wurde die in unmittelbarer Nachbarschaft der Taborkirche gelegene alte Dorfkirche abgerissen.

Taborkirche, um 1905
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Taborkirche, um 1905

Am 1. Januar 1909 wurde auch der 140 ha große Rittergutsbezirk Kleinzschocher nach Leipzig eingemeindet. 19101913 wurde für den Industriellen Rudolph Sack ein Landschaftspark gestaltet (Robert-Koch-Park). Nach dem 1. Weltkrieg erwarb die Stadt das Rittergut und veräußerte die dazugehörigen Felder. Auf ihnen entstanden in der Folge zahlreiche Wohnbauten. Zu Beginn des 2. Weltkriegs wurde in Kleinzschocher ein Kriegs- und Zwangsarbeiterlager errichtet. Dem Bombenhagel der Luftangriffe fielen neben der 49. Volksschule vor allem das Schloss zum Opfer.

1992 lebten in Kleinzschocher etwa 9600 Menschen. Im September 1994 wurde beschlossen, Kleinzschocher zum Sanierungsgebiet zu machen. Seitdem wird das Gebiet baulich kontinuierlich modernisiert und verbessert.

[Bearbeiten] Literatur

  • Ilse Uhlrich-Jehnichen: Die Taborkirche Leipzig-Kleinzschocher in ihrem historischen Umfeld: Vergangenheit und Perspektiven eines Wohngebietes. Leipzig 1994
  • Hartmut Mai: Taborkirche Leipzig-Kleinzschocher. Schnell und Steiner, Regensburg 1998, ISBN 3-7954-5972-9
  • Bernd Rüdiger/Harald Kirschner: Kleinzschocher: Eine historische und städtebauliche Studie. Pro Leipzig, Leipzig 1995

[Bearbeiten] Weblinks

Commons: Kleinzschocher – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

Koordinaten: 51° 18' 50" N, 12° 19' 20" O

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