Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Geschichte des frühen österreichischen Tonfilms - Wikipedia

Geschichte des frühen österreichischen Tonfilms

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Der frühe österreichische Tonfilm beginnt mit der Produktion des ersten Tonfilms „G'schichten aus der Steiermark“ im Jahre 1929. Bis in die 1950er hinein entwickelte sich der österreichische Lustspiel- und Musikfilm, der eine Reihe neuer Filmstars hervorbrachte. Der so genannte „Wiener Film“ entdeckte Publikumslieblinge wie Peter Alexander und wurde von Regisseuren wie Franz Antel und Gustav Ucicky häufig auch international erfolgreich verbreitet.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Die 30er-Jahre

[Bearbeiten] Der Wiener Film

Der „Wiener Film“ war geprägt vom Wiener Schmäh und gemäßigtem Wiener Dialekt und erfreute sich nicht zuletzt auch daher großer Beliebtheit im deutschsprachigen Ausland, da sie mit romantischen, wohl aber auch verklärten Sujets, aus dem Wien der Kaiserzeit aufwarteten. Dies taten die Filme selbst dann noch, als bereits Wirtschaftskrise, Massenarbeitslosigkeit, und zuletzt auch der Austrofaschismus den österreichischen Alltag beherrschten. Zudem konnten im Tonfilm erstmals die einzigartigen Charaktere und Komiker des Wiener Kabaretts und Theaters voll zur Geltung kommen - spielte hier der Wortwitz und die Ausdrucksweise seit jeher eine größere Rolle als etwa die Mimik und Gestik.

Einige der Stars des Wiener Films waren Paula Wessely, Attila Hörbiger, Rudolf Carl, Fritz Imhoff, Leo Slezak, Magda Schneider und Willi Forst, der sowohl als Schauspieler als auch als Regisseur von Bedeutung war. Die bekanntesten Vertreter des Komikerfilms waren die gegensätzlichen Hans Moser und Szöke Sakall. Während Hans Moser seine Schauspielerkollegen häufig durch sein sprachlich und mimisch einzigartiges, natürliches Auftreten an die Wand spielte, glänzte Szöke Sakall mit einem intellektuell bissigen bis sadistisch-aggressiven Humor. Mit dem Max-Reinhardt-Seminar-Abgänger Richard Romanowsky fand sich noch ein weiterer Komiker unter den Schauspielgrößen des frühen Tonfilms.

Eine besonders herausragende Leistung schaffte 1935 Walter Reisch. Mit „Episode“ schuf er eines der herausragendsten Beispiele des Wiener Films. Nur wenige andere Produktionen, wie etwa das im Stil des poetischen Realismus inszenierte Meisterwerk von Paul Fejos, „Sonnenstrahl“ (1933), Willi Forsts weltweit erfolgreiche Maskerade (1934) und Werner Hochbaums „Vorstadtvarieté“ (1935), einer der stärksten österreichischen Filme überhaupt, können damit mithalten. „Episode“ zeichnet sich nicht nur dadurch aus, dass die Atmosphäre Wiens zur Zeit der Wirtschaftskrise dank Paula Wessely als bettelarmer Kunstgewerbeschülerin in ein stimmiges Psychogramm Wiener Doppelbödigkeit umgesetzt werden konnte, sondern auch dadurch, dass der Film als einzige österreichische Produktion nach Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland eine Ausnahmegenehmigung der Reichsfilmkammer zur Aufführung im Dritten Reich erhielt.

Der Musik- und Komikerfilm, der sich gegen sämtliche andere Genres durchsetzte, wurde aber auch von verschiedenen Seiten kritisiert. Friedrich Schreyvogel forderte Dichter an die Filmfront, da dadurch wieder mehr Persönlichkeit und Einfall in das Filmschaffen käme[1], und Dr Volkmar Iro meinte diesbezüglich 1936: „Mit dem echten österreichischen Milieu allein sind die aber die Möglichkeiten des österreichischen Films noch lange nicht erschöpft, und es wäre eine gewisse Gefahr für die Fortentwicklung der österreichischen Filmproduktion, wenn man die künstlerischen Aufgaben des österreichischen Films vor allem darin erblickte, nur österreichische Filmstoffe oder österreichisches Milieu zu bearbeiten. Denn man kann, wie schon früher erwähnt wurde, nicht ungestraft Raubbau an einem immerhin beschränkten Milieu treiben.“[2] In den 30er-Jahren wurden alle Filme in den verschiedenen Ateliers der Tobis-Sascha oder der Selenophon Licht- und Tonbildgesellschaft hergestellt. Die größten Auftraggeber und Filmverleiher, abgesehen vom hauseigenen Sascha-Filmverleih, der die Eigenproduktionen vertrieb, waren Hugo Engel, Robert Müller, Allianz, Lux, Kiba, Lyra-Film, Mondial oder auch Universal.

[Bearbeiten] Filmwirtschaft und Kinos

Die ersten Kinos, die auf Tonfilm umstellten, waren 1929 unter anderem die Kinos „Ufa“, „Burg“ und „Opern Kino“. Verwendet wurde das Tobis-Klangfilmverfahren. Der Anteil von Tonfilmen an der Gesamtzahl der gezeigten Filme stieg auf 158 von 569 in diesem Jahr. Ein Jahr später überwog bereits der Tonfilm in den Kinos, und 1932 liefen keine Stummfilme mehr in Wien. Dies bewirkte eine schwere Krise der sogenannten Kinomusiker, die ab 1929 mehrmals auf den Straßen der Hauptstadt demonstrierten.

Viele der ehemaligen kleinen Grätzelkinos überstanden die Einführung des Tonfilms aus finanziellen Gründen nicht, und andere, besser situierte Kinos, nutzten diese Umbruchphase für große Umbauaktionen wie etwa der Verschönerung von Portalen, Eingangs- und Kassenhallen, der Zuschauerräume und der technischen Einrichtungen. Zu den drei Tonsystemen die damals in den Wiener Kinos verwendet wurden zählten neben dem am meisten verwendeten Movietonverfahren von Western Electric und dem Klangfilmsystem der damaligen Tobis Klangfilm der Ufa auch das Magnettonverfahren. Das Selenophon-Verfahren konnte nur durch ein Abkommen mit der Tobis vorübergehend international verbreitet werden.

Als am 3. Jänner 1931 der US-amerikanische Film Im Westen nichts Neues Premiere in Wien hatte, führte dies zu einem politischen Skandal, begleitet von Demonstrationen, Störaktionen und Tumulten der nationalsozialistischen wie auch der christlichsozialen Partei und dessen bewaffneten Arms, der Heimwehr. Schon den Roman, auf welchem der Film basiert, wollte der österreichische Heeresminister Carl Vaugoin verbieten lassen. Die Bundesregierung empfahl den Bundesländern ein Aufführverbot zu erlassen. Als es nach der zweiten Aufführung im „Schwedenkino“ (Kiba) erneut zu Randalen und Tumulten kam, verbot der Innenminister am 9. Jänner jegliche weitere Aufführung.

1931 verfügte die Kinobetriebsagentur der Stadt Wien, die „Kiba“, bereits über 30 Kinos mit einer Kapazität von 16.000 Besuchern. Großteils nicht zur öffentlichen Vorführung bestimmt waren die Aufnahmen der „Bundessicherheitsfilmwache“, die seit 1928 öffentliche Ereignisse filmte, und die heute eine wesentliche Ergänzung zu den sonstigen zeitgenössischen Berichten und Dokumenten darstellen. So zum Beispiel die Aufnahmen vom „internationalen kommunistischen Demonstrationstag“ 1930, 1931 die „Internationale 2. Arbeiter-Olympiade“ und 1932 die militärtechnische Vorbereitung des Bürgerkrieges.

Im Österreichischen Ständestaat wird 1933 der „Zentralverband der österreichischen Lichtspieltheater“ in eine öffentlich-rechtliche Körperschaft umgewandelt, und die Interessenvertretung wird ständisch umorganisiert. Es wurde ein Gremium der Lichtspielunternehmer Österreichs eingerichtet, die als Körperschaft öffentlichen Rechts fungierte, und der jeder Kinobetreiber in Österreich angehören musste. Im Wesentlichen blieb die Struktur des Gremiums identisch mit jener des Zentralverbandes aus dem Jahr 1920.

1934 führten im österreichischen Ständestaat mehrere Bundesländer die Filmzensur wieder ein. 1935 folgte mit dem neuen „Wino Kinogesetz“ eine weitere Verschärfung der ständestaatlichen Kontrollmaßnahmen. Zu diesem Zeitpunkt gab es 179 Kinos in Wien und 738 in ganz Österreich.

Ab 1937 konnte aufgrund einer Gesetzesnovelle zum Wiener Kinogesetz nur noch demjenigen eine Konzession übertragen werden, der einen tatsächlichen Bedarf („Ortsbedarf“) nach einem neuen Kinostandort nachweisen konnte. 1937 bestanden in Österreich nur noch 23 Stummfilmkinos - ausschließlich in Wien und Vorarlberg. Hinzu kamen 839 Tonfilmkinos, von denen sich 320 in Niederösterreich, 189 in Wien und 95 in der Steiermark befanden. Wien zählte 1937 26,44 Millionen Kinobesucher.

[Bearbeiten] Die ersten Tonfilme

Tonfilmproduktion
abendfüllende Spielfilme
Jahr Anzahl
1929 1
1930 4
1931 9
1932 11
1934 18
1935 27

Bis 1930 wurden noch hauptsächlich Stummfilme hergestellt, da sowohl Kinos als auch Filmproduzenten erst umstellen mussten, was manche Filmproduktionsgesellschaften und Kinos aus Kostengründen nicht schafften und daher schließen mussten. Die ersten Kurztonfilme ausländischer Produktion erreichten Österreich am 8. Juni 1928, wo sie in der Wiener Urania mit großem Erfolg aufgeführt wurden. Diese Filme wurden nach dem Tri-Ergon-Verfahren der Erfinder Massolle, Vogt und Engel nach einem deutschen Lichttonverfahren aufgeführt.

Der erste abendfüllende Tonfilm erreichte Österreich am 21. Jänner 1929 - im Wiener Central-Kino in der Taborstraße. Es war Alan Gordons „The Jazzsanger“, welcher in den USA bereits am 23. Oktober 1927 premierte, und in Österreich unter dem Titel „Der Jazzsänger“ lief. Der Ton wurde synchron zum Film auf einer Schallplatte abgespielt.

Erste Versuche der Tonfilmherstellung in Österreich wurden im Sommer 1929 mit dem Lichttonverfahren „Selenophon“ durchgeführt. Die Tonspur befand sich hierbei auf dem Filmband, weshalb Ton und Film garantiert synchron liefen. Die Voraussetzungen für dieses Tonsystem wurden bereits ab Mitte der 1920er-Jahre von der Wiener Selen-Studiengesellschaft erarbeitet. Die seit 1929 existierende „Selenophon-Licht- und Tonbildgesellschaft“ meldete in den nächsten Jahren eine Reihe von Patenten zur Tonfilmerzeugung und -wiedergabe an.

Die Premiere des ersten österreichischen Tonfilms - „G'schichten aus der Steiermark“ - fand am 23. August 1929 in Graz statt. Verwendet wurde allerdings das Ottoton-System des Regisseurs Hans Otto Löwenstein. Ein Großteil der ersten österreichischen Kurztonfilme dieses Jahres beschränkte sich noch auf das Einsetzen von plumpen Geräusch- und Musikeffekten. Darauf folgten Kabarettsketche, wie etwa „In der Theateragentur“ aus dem Jahr 1930, für den das Selenophon-Verfahren angewandt wurde. 1930 stieg die Tonfilmproduktion auf 4, 1931 auf 9, 1932 auf 11 und auf 18 im Jahr 1934. Die schlechte finanzielle Ausstattung der nach der großen Krise Mitte der 1920er-Jahre verbliebenen Filmproduktionsgesellschaften begünstigte zahlreiche Koproduktionen mit Ungarn, der Tschechoslowakei, Großbritannien, Frankreich und Deutschland.

Bis 1933 erschienen durch Anwendung des Selenophon-Verfahrens auch mehrere Spielfilme, wie zum Beispiel „Mikrophon auf Reisen“ von der RAVAG-Film der Radio-Verkehrs-AG - dem Vorgänger des heutigen ORFs. Nachsynchronisiert wurde unter anderem der Monumentalfilm „Die Sklavenkönigin“ aus dem Jahr 1924. Unter Druck der Nazi-Diktatur fand das Selenophon-Verfahren zu Gunsten der Tobis-Klangfilm endgültig sein Ende. Der Erfinder Heinrich Stefan Paschka, der bereits zwischen 1905 und 1913 noch vor Tri-Ergon und Selenophon eine Aufzeichnungsmöglichkeit von Ton auf Filmstreifen entwickelt hatte - was jedoch nie kommerziell ausgewertet wurde - starb 1937.

Im gut situierten heimischen Filmverleih spezialisierten sich die Unternehmen hingegen auf die Anbringung von Untertiteln in den importierten fremdsprachigen - hauptsächlich aus den USA stammenden - Produktionen. So auch die „Dr. Hauser & Co GesmbH“, die vormals „Vereinigte Künstler“ hieß, und dessen Chef Arnold Hauser später in Großbritannien als Soziologe arbeitete und wesentliche Beiträge zur Filmtheorie leistete.

Ab 1929 erhielt der Autor Arthur Schnitzler zahlreiche Angebote zur Verfilmung seiner Werke wie „Liebelei“ oder „Der junge Medardus“. Von den Möglichkeiten des Tonfilms überzeugt, willigte er ein, und setzte sich auch selber intensiv mit diesem Medium auseinander. 1930 erschien seine Abhandlung „Geistiges Eigentum und Tonfilm“, worin er sich mit der Frage auseinandersetzte, ob Filmunternehmen, die die Stummfilmrechte eines Werkes besitzen, nun auch die Rechte zur Ton-Verfilmung besäßen.

1930 erlangte der 1896 in Budapest geborene Attila Hörbiger in „Der unsterbliche Lump“ an der Seite seines zwei Jahre älteren Bruders Paul seine erste Filmrolle. Zur selben Zeit schrieb der zuerst als Journalist in Wien tätige, und später als Drehbuchautor nach Berlin gezogene Samuel Wilder mit Menschen am Sonntag sein erstes verfilmtes Drehbuch. 1931 folgte das Drehbuch zur Erstverfilmung von Emil und die Detektive, welches er gemeinsam mit Erich Kästner schrieb. Bei diesem von Gerhard Lamprecht inszenierten Film handelte es sich um einen der ersten Real-Kinderspielfilme mit Ton.

1931 erschien mit dem Südtiroler Luis Trenker in der Hauptrolle der Film „Berge in Flammen“. Ein Film des für die Ufa in Deutschland arbeitenden österreichischen Regisseurs Karl Hartl, der 1938 auch Produktionsleiter der Wien-Film wurde. Als Hauptdarsteller in der deutschen Produktion M – Eine Stadt sucht einen Mörder gelang in diesem Jahr auch dem aus der heutigen Slowakei stammenden Österreicher Peter Lorre der Durchbruch. 1931 erlangte der Komiker Karl Farkas seine ersten Filmrollen in „Justizmaschine“ und „Unter den Dächern von Wien“, welcher der französischen Produktion „Unter den Dächern von Paris“ nachempfunden war.

Die bereits in den 1920er-Jahren zu einer Kopier- und Einfärbeanstalt im Verbund des damaligen Kolowrat-Filmimperiums verkommene Sascha-Film-Fabrik in Wien geriet im Zuge der Umstellung der Filmproduktion von Stumm- auf Tonfilm in eine schwere Krise die 1930 zum Ausgleich führte. Nach Fertigstellung des ersten abendfüllenden Tonfilms der Sascha-Film 1930 („Geld auf der Straße“) sollte das Unternehmen liquidiert werden. Doch ein neues Konsortium erklärte sich bereit die Gesellschaft weiterzuführen. 1932 wurde das Unternehmen von den Gebrüdern Pilzer übernommen, und wenig später, nach Einstieg der deutschen Tobis Tonbild-Syndikat AG, wurde die Produktionsgesellschaft in „Tobis-Sascha-Filmindustrie AG“ umbenannt.

1931 erschien auch Otto Premingers erster Film: „Die große Liebe“ mit Hansi Niese, Attila Hörbiger und Betty Bird in den Hauptrollen.

Die hohe Arbeitslosigkeit der 1930er-Jahre beeinflusste das Filmschaffen. So standen 1932 sowohl in Max Neufelds „Sehnsucht 202“ als auch in „Scampolo“ von Hans Steinhoff Arbeitslose im Mittelpunkt. In „Scampolo“ wirkten Dolly Haas und Paul Hörbiger als Hauptdarsteller. Billy Wilder schrieb das Drehbuch. Es war neben „Madame wünscht keine Kinder“ aus dem Jahre 1933 das einzige Drehbuch das Billy Wilder für einen österreichischen Film schrieb.

Mit „Hexer“ (1932) nach Edgar Wallace mit Paul Richter als Inspektor und „Unsichtbare Gegner“ (1933) mit den Schauspielgrößen Raoul Aslan, Paul Hartmann, Oskar Homolka und Peter Lorre seien auch zwei erfolgreiche Kriminal- und Spionagefilmproduktionen des frühen Tonfilms in Österreich genannt. Regisseur der beiden Filme war Rudolph Katscher, der später in Großbritannien als R. Cartier Karriere machte. Von den Schauspielern wanderte neben Peter Lorre auch Oskar Homolka wenig später in die Vereinigten Staaten aus.

Auch die politischen Parteien wussten die Möglichkeiten des Tonfilms zu nutzen. So ließ die Sozialdemokratische Partei zwei Filme herstellen: „Das Notizbuch des Mr. Pim“, in dessen Verlauf ein konservativer Amerikaner vom „Roten Wien“ überzeugt wird und „Die vom 17er Haus“ von Artur Berger, ein sozialutopischer Film, der für die Landtagswahl 1932 produziert wurde. Dies war auch der letzte Film der SPÖ vor dessen Verbot im Ständestaat. Als Tonverfahren verwendete man das Selenophon-System und die Bauten - man sieht den Wiener Stephansdom im Jahre 2032 umgeben von dutzenden verglasten Wolkenkratzern - stammten von Emil Stepanek. Der Film endet mit dem Aufruf „Seid gescheit! Das rote Wien siegt! Wählt sozialdemokratisch!“. Regisseur Artur Berger, der mit Siegfried Bernfeld auch das Drehbuch schrieb, war auch am Gemeindebauprogramm der Stadt Wien beteiligt.

1933 wurde das „Lehrinstitut für Tonfilmkunst“ am Bauernmarkt - wo einst die Wiener Kunstfilm über Ateliers verfügte - in Wiens 1. Bezirk gegründet. Als Lehrer fungierten fortan Größen des österreichischen Films wie Artur Berger, Karl Farkas, Heinz Hanus, Franz Herterich, Fritz Klingenbeck, Hans Theyer und andere. Von den 833 Kinos, die in Österreich 1934 bestanden, befanden sich 177 in Wien.

[Bearbeiten] Entstehen des Musikfilms

Ab Anfang der 1930er-Jahre entstanden nach den ersten Gehversuchen mit den neuen Möglichkeiten des Tonfilms richtige Sing- und Musikfilme mit bekannten Sängern dieser Zeit. So erschien 1933 „Abenteuer am Lido“ von Regisseur Richard Oswald mit den Sängern Alfred Piccaver, Nora Gregor und dem Komiker Szöke Sakall in den Hauptrollen. Der österreichische Musikfilm, wie er nach dem Zweiten Weltkrieg in zahlreichen Musikkomödien seine Fortsetzung fand, wurde in diesen Jahren geboren. Zwar war damit auch das Schicksal der Kinomusiker besiegelt, doch entstand mit dem Fach des Filmkomponisten ein neuer Beruf. Von diesen war der Deutsche Willy Schmidt-Gentner ein begehrter Vertreter, für den Wien zur zweiten Heimat wurde.

Weitere viel beschäftigte in- und ausländische Filmkomponisten in Österreich waren: Frank Fox, Hans J. Salter, Franz Lehár, Paul Abraham, Jara Benes, Artur Guttmann, Hans May, Giuseppe Becce, Anton Profes, Eduard Künnecke, Ralph Benatzky, Max Niederberger, Peter Kreuder, Michael Jary, August Pepöck, Heinz Sandauer, Hans Lang, Robert Katscher sowie die später in Hollywood erfolgreichen Robert Stolz, Bronislaw Kaper und Walter Jurmann. Einige davon stammten aus dem Operettenfach, welches in den 1930er-Jahren in die Krise gekommen war. Operettenfilme wurden jedoch noch eine Zeit lang hergestellt, so etwa „Frasquita“ unter der Direktion von Franz Lehár, „Im weißen Rössl“, „Ball im Savoy“ und „Frühjahrsspende“. Darin wirkten Opernstars wie Piccaver, Jeritza und Jarmila Novotna, Schauspielgrößen wie Franziska Gaal, Christl Mardayn, Hans Jaray und Hermann Thimig, sowie Komikergrößen wie Hans Moser, Heinz Rühmann und Rudolf Carl. In „Heut' ist der schönste Tag in meinem Leben“ sang der in Deutschland unerwünscht gewordene Joseph Schmidt unter der Regie von Richard Oswald, der wenig später nach Hollywood übersiedelte. In den von Henry Koster inszenierten Filmen „Das Tagebuch der Geliebten“, „Ball im Savoy“ und „Die entführte Braut“ zeichnete der beliebte Operettenkomponist Paul Abraham für die Musik verantwortlich.

Auch die weinselige und sangesfreudige Tradition „Alt-Wiener“ Vorstadtvereine setzte sich im Tonfilm fort. Es erschienen Produktionen mit den teils für sich sprechenden Titeln wie „Das Lercherl vom Wienerwald“ (1931), „Wiener Zauberklänge“ (1931), „Lang ist es her“ und „Das Glück von Grinzing“.

1933 kehrte der Wiener Regisseur Wilhelm Thiele, der 1930 mit „Die Drei von der Tankstelle“ bekannt geworden war, aus Berlin zurück. Für „Großfürstin Alexandra“ konnte er den Operettenstar Maria Jeritza für ihre einzige Filmrolle gewinnen. Opernsänger Leo Slezak, der gerade seine zweite Karriere als Komiker und Charakterdarsteller beginnt, spielte den männlichen Nebenpart. Franz Lehár komponierte die Filmmusik. Im selben Jahr erschien mit „König Pausole“ auch eine Koproduktion mit Frankreich - mit Emil Jannings in der Hauptrolle - und eine Koproduktion mit Ungarn: „Rakoczimarsch“. Als „Unser Kaiser“ fungierte in diesem Jahr Karl Ehmann neben Hansi Niese als Frau eines Oberförsters. Regie führten Jakob und Luise Fleck.

1933 erschien „Leise flehen meine Lieder“, vom nun ins Regie-Fach gewechselten Willi Forst. Diese Verfilmung eines Werkes von Franz Schubert war Startschuss für eine Fortsetzung der erfolgreichen Schubert-Verfilmungen aus vergangenen Jahren. Kurz vor der Premiere des Films in Berlin war bereits Adolf Hitler an die Macht gekommen, und hatte gegen Österreich die Tausend-Mark-Sperre verhängt. Die englische Fassung erschien 1934 unter dem Namen „The Unfinished Symphony“. Da eine Synchronisation damals technisch noch nicht möglich war, wurde dieser Film mit leicht veränderter Besetzung nachgespielt. Die erste Synchronisationsmöglichkeit (Dubbing) wurde in Wien durch die Selenophon erst 1937 vorgestellt.

1933 und 1934 erschienen mit „Opernring“ mit Sänger Jan Kiepura, „Karneval der Liebe“ mit Hans Moser und Hermann Thimig und „Burgtheater“ von Willi Forst weitere erfolgreiche Musikfilmproduktionen. In „Zauber der Bohème“ aus dem Jahr 1937 spielte Jan Kiepura an der Seite seiner Frau Marta Eggerth, die 1933 auch in „Leise flehen meine Lieder“ und 1938 in „Immer, wenn ich glücklich bin“ ihr schauspielerischen Geschick unter Beweis stellte. In „Premiere“ spielte die im Theater an der Wien erfolgreich singende Schwedin Zarah Leander erstmals in einem Film mit. 1934 drehte der Regisseur Henry Koster, damals noch als Hermann Kosterlitz bekannt, mit der aus Ungarn stammenden Schauspielerin Franziska Gaal die beiden Filme „Peter“ und „Katharina, die letzte“.

[Bearbeiten] Filmschaffen im österreichischen Ständestaat

Nur wenig nach dem Putsch der Nationalsozialisten in Deutschland wurde auch in Österreich ein autoritäres System eingerichtet. Die politisch instabile Situation in der jungen Bundesrepublik Österreich führte 1933 zu einem Putsch von Engelbert Dollfuß und gipfelte 1934 im österreichischen Bürgerkrieg, in welchem Dollfuß seine Stellung festigen konnte. Unter dessen autoritäter Führung wurde die Meinungsfreiheit stark eingeschränkt und die Zensur in vielen Bereichen eingeführt. Einige der zuvor eingewanderten Filmschaffenden emigrieren nun weiter - der Rest um 1936, spätestens aber 1938. Denn diese Zeit ist auch gekennzeichnet durch den steigenden Einfluss und Druckausübung der Nationalsozialisten auf den österreichischen Staat und dessen Einrichtungen - auch kulturelle.

Als Reaktion auf die politische Situation nahm in den 1930er-Jahren der Anteil der Filme, die im Prater gedreht wurden, weiter zu. Denn die im Ständestaat offiziell nicht existenten gesellschaftlichen Brüche konnten im Prater, den Jung und Alt aus allen gesellschaftlichen Klassen besuchten, noch ansatzweise thematisiert werden. So entstand hier 1936 auch der Film „Prater“, der im Gegensatz zur Überzahl der Heimat- und Musikfilmproduktionen nicht mit aufwändigen Kostümen oder alpenländischer Tracht aufwartete, sondern mit schlichter Alltagskleidung des Österreichs der Gegenwart ausgestattet war.

1933 sorgte die Wiener Schauspielerin Hedwig Eva Maria Kiesler mit einer zehnminütigen Nackt- sowie einer Liebeszene im Film „Ekstase“ für einen Skandal. Der Wiener Rüstungsindustrielle Fritz Mandl, den sie noch im selben Jahr heiratete, verbot ihr daraufhin die Schauspielerei, worauf sie 1937 in die Vereinigten Staaten emigrierte und als Hedy Lamarr Karriere bei MGM Karriere machte.

Ende 1933 wurden die Rosenhügel-Ateliers von der nunmehrigen Tobis-Sascha-Film erworben und neu adaptiert. Dort wurde 1934 mit Maskerade, der zum Aushängeschild des „Wiener Films“ werden sollte, ihr vorletzter Film hergestellt. In „Maskerade“ kam die erfolgreiche Theaterschauspielerin und spätere Grande Dame der deutschen Schauspielkunst Paula Wessely an der Seite von Adolf Wohlbrück, Hans Moser und Olga Tschechowa zu ihrer ersten Rolle und erlangte internationale Bekanntheit. An den Filmfestspielen von Venedig erhielt der von Willi Forst inszenierte Film einen Preis für das beste Drehbuch. Nach „Hohe Schule“ (1934) wurden die Studios nur noch vermietet, und Tobis-Sascha konzentrierte sich auf die Distribution von Filmen.

Seit 1933 waren auch die Filmpioniere Jakob und Luise Fleck wieder aus Berlin nach Wien zurückgekehrt. Hier inszenierten sie 1935 gemeinsam mit einer tschechischen Produktionsgesellschaft „Czárdás“ (auch „Csardas“). 1937 inszenierten die beiden „Der Pfarrer von Kirchfeld“ mit Hans Jaray in der Hauptrolle neu. Der als Österreichpropaganda einzustufende Film wurde von der Kirche jedoch kritisiert, da die verbotene Liebe eines Pfarrers zu einer Frau thematisiert wurde.

1934 waren in Wien 13 Produktionsfirmen ansässig. Von den 300 Filmen, die in diesem Jahr anliefen, waren die meisten amerikanischer Herkunft, gefolgt von deutschen Produktionen. Lediglich 27 Filme wurden in Österreich produziert. Darunter die beiden Werbefilme für Österreich „G'schichten aus dem Wienerwald“, nach einer Vorlage von Maria Stephan mit dem beliebten Schauspieler-Ehepaar Magda Schneider und Wolf Albach-Retty inszeniert, und „Singende Jugend“ mit den Wiener Sängerknaben in den Bergen Tirols mit seiner neu errichteten Großglockner-Hochalpenstraße. Zweiterer fand ganz im Sinne der Bewerbung Österreichs mit seinen Kulturgütern hohe Besucherzahlen im Ausland, vor allem in England, Frankreich und Tschechien, wo der Film sogar zum besten ausländischen Film des Jahres 1936 gewählt wurde.

Zu diesen gezielt zur Erreichung eines positiven Images von Österreich im Ausland hergestellten Filmen sind auch „Carneval in Vienna“ (1935), „Wie ein Franzose Wien sieht“ (1937) und „Wiener Mode“ (1937) zu zählen. Zur Darstellung Wiens als „Stadt der Liebe“ sollten auch „Eva“ (1935), „Sylvia und ihr Chauffeur“ (1935), „Rendezvous in Wien“ (1936) sowie „Silhouetten“ (1936) dienen. Gemeinsam mit den in den Alpen hergestellten Heimatfilmen sollten sie in den wirtschaftlich schweren und politisch instabilen Zeiten Touristen und Unternehmer aus dem englisch- und französischsprachigen Ausland anlocken, da der lebensnotwendige Touristenstrom aus Deutschland behindert wurde.

1936 wurde die österreichische Filmkonferenz eingeführt. Sie sollte die Zusammenarbeit zwischen Staat und Filmwirtschaft sowie die österreichische Filmproduktion fördern. Eine Filmakademie zur Förderung des Nachwuchses und ein Filmarchiv waren geplant. Im selben Jahr stand Paula Wessely in „Ernte“, worin die „Wichtigkeit“ der katholischen Kirche hervorgehoben wird, erstmals gemeinsam mit ihrem späteren Mann und vielfachem Filmpartner Attila Hörbiger vor der Kamera. Es entstanden noch mehrere weitere Filme, teils mit Paula Wessely in einer der Hauptrollen, die der katholischen Kirche bzw. der katholischen Bundesregierung des österreichischen Ständestaates schmeichelten.

[Bearbeiten] Deutscher Emigrantenfilm in Österreich

Mit Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland und den ersten Brandreden flüchteten rund 2000 deutsche Filmschaffende ins Ausland - allen voran die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich - aber auch nach Österreich, teilweise als Heimkehrer. So etwa der Kameramann Franz Planer, der Schauspieler Karl Paryla oder der (Film-)Komponist Robert Stolz. Tatsächliche deutsche Emigranten waren etwa die Schauspieler Conrad Veidt und Albert Bassermann sowie die Regisseure Werner Hochbaum und Erich Engel.

Nur wenige Regisseure trauten sich in den 1930er-Jahren noch an sozial- oder regimekritische Themen heran. Zu diesen wenigen gehörten die beiden aus dem nationalsozialistischen Deutschland geflüchteten Werner Hochbaum und Erich Engel. Zwar erreichten beide mit ihren Filmen nicht besonders viel Bekanntheit, doch waren sie eine einmal mehr, und einmal weniger deutliche Stellungnahme gegen falsche politische Autorität und Militarismus, die in den Kinos zu sehen war.

1935 erschien mit dem Styria-Film „Vorstadtvarieté“ der bedeutendste der vier Beiträge des im Deutschen Reich unbeliebten norddeutschen Regisseurs Werner Hochbaum zum Wiener Film. Luise Ullrich, Mathias Wieman, Oskar Sima und Hans Moser spielten darin preußische oder österreichische Charaktere, deren Lebensauffassung kurz vor dem Ersten Weltkrieg bei einem Liebesdrama aufeinanderprallte. Der auf dem Bühnenstück „Der Gemeine“ von Felix Salten basierende Film wurde wegen seines unverblümten Realitätsbezuges und Antimilitarismus teilweise zensiert. Wegen der kritischen und pessimistischen Inhalte seiner Filme erreichte Werner Hochbaum, der eine Vorliebe für avantgardistische Experimente und psychologisch anspruchsvolle Inhalte hatte, nie große Popularität.

Ein weiterer kritischer Regisseur dieser Jahre war Erich Engel, der 1935 „Hohe Schule“ mit Rudolf Forster in einer Doppelrolle sowie Christl Mardayn, Hilde von Stolz und Paul Wegener in weiteren Rollen inszenierte. Trotz seiner antiautoritären Handlung entging der gegen Faschismus gerichtete Film sowohl der österreichischen als auch der deutschen Zensur, was vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass der Film in der Zeit des Rokoko spielte. So kommt im Film eine Sequenz vor, in der der Staatsminister den Hauptmann dazu auffordert, die 70 unzufriedenen und rebellierenden Untertanen zu erschießen. In dieser die Auseinandersetzung zwischen Diktatur und Humanität darstellenden Szene kommt es daher zu folgendem Dialog, nachdem der Staatsminister den Hauptmann aufgefordert hatte, in die Menschenmenge zu schießen:

Hauptmann: Das kann ich nicht!
Staatsminister: Was soll das heißen? Herr Hauptmann, Sie haben meinen Befehl gehört!
Hauptmann: Ich bin kein Mörder, ich bin Offizier!
Staatsminister: Sie sind Offizier gewesen!

Ebenfalls als deutscher Emigrant drehte Kurt Gerron 1935 in Österreich „Bretter, die die Welt bedeuten“, und Henry Koster inszenierte mit Franziska Gaal mehrere Komödien, etwa „Peter“ (1934) und „Katharina, die Letzte“ (1936). Da sie, wie alle deutschen Emigranten in Österreich, in Deutschland unerwünscht waren, wurden ihre Filme über die österreichischen Grenzen hinaus nur wenig bekannt.

[Bearbeiten] Vorweggenommener „Anschluss“ des österreichischen Films

Mit Beginn des Nazi-Regimes in Deutschland ergab sich für die im Tonfilm stark von Deutschland abhängige österreichische Filmindustrie eine neue Situation an die man sich anpasste, um nicht aus dem Geschäft gedrängt zu werden. So drehte Luis Trenker bereits 1934 in Südtirol und New York den Film „Der verlorene Sohn“, in dessen Handlung der Hauptdarsteller seine Auswanderung ins vom Elend geplagte New York bereut und nach Deutschland zurückkehrt, wo seit 1933 „alles besser“ ist.

Diese Entwicklung wurde durch permanente Druckausübung von deutscher Seite aktiv unterstützt und bestärkt. Nicht zuletzt deshalb, da viele deutsche Filmschaffende 1933 nach Österreich emigrierten, und somit Propagandaminister Joseph Goebbelss Verbot der Mitwirkung von Juden in der deutschen Filmindustrie umgingen. So etwa Henry Koster, der in Wien Komödien, u. a. mit Franziska Gáal, drehte, oder auch Paul Czinner, Elisabeth Bergner sowie die Regimekritiker Werner Hochbaum und Erich Engel.

Druckmittel waren vor allem in personalpolitischer und finanzieller Hinsicht gegeben, da Deutschland das wichtigste Exportland darstellte. Die - für Österreich ungünstigere - Quote des bilateralen Filmhandels musste jedoch jährlich neu verhandelt werden. Und seit Übernahme der Sascha-Film durch die im Besitz der nationalsozialistischen Cautio Treuhand befindliche Tobis im Jahre 1934 hatte Deutschland ein weiteres Druckmittel zur Behinderung des freien Filmschaffens in Österreich in der Hand.

Da das fortgesetzte Filmschaffen emigrierte Deutscher in Österreich die Beschlüsse der Reichsfilmkammer wirkungslos machte, reagierte man mit der Androhung eines Importverbotes für österreichische Produktionen, sollten weiterhin Juden bei österreichischen Filmen mitwirken. Diese Drohung konnte nur durch Zugeständnisse von Oskar Pilzer, in der Rolle des Präsidenten der Wiener Filmproduzentenvereinigung, abgewendet werden. Doch 1936 konnten sich die Nationalsozialisten mit dem Druckmittel des Importverbotes österreichische Filme nach Deutschland doch noch durchsetzen. In Berlin kam es am 20. April zu einem Abkommen der Reichsfilmkulturkammer mit dem Bund österreichischer Filmindustrieller. Der nach Paris emigrierte Schriftsteller Joseph Roth bezeichnete dies im Neuen Pariser Tagebuch als nichts anderes als den „vollendeten ‚Anschluß‘ der österreichischen Filmproduktion an die deutsche“. Er zitierte aus dem Abkommen: „Österreichische Schauspieler können unbehindert in Deutschland spielen − aber sie müssen arischer Herkunft sein [...] Schließlich verpflichten sich die österreichischen Filmproduzenten, keine Produktionen zu unterstützen, deren Inhalt und Ensemble in Deutschland als tendenziös oder irgendwie verletzend wirken könnten.“ Auch Proteste anderer Filmschaffender, etwa von Richard Oswald, der schon 1934 eine solche Entwicklung befürchtete, oder von Max Neufeld, der letztendlich erfolglos um eine Sondergenehmigung zur Weiterarbeit in Österreich ansuchen musste, halfen nichts.

Dieses Abkommen war der Vollzug der im Jahr 1934 verschärften Neufassung des deutschen Reichslichtspielgesetzes für Österreich. Jüdischgläubige Mitarbeiter waren von nun an auch in der österreichischen Filmindustrie verboten. Obwohl sich die österreichische Filmindustrie den deutschen Forderungen gebeugt hatten, erließen die Nationalsozialisten noch im selben Jahr, dass in Deutschland entstandene Erlöse nicht mehr nach Österreich rückgeführt werden dürfen. Dies führte dazu, dass österreichische Filmunternehmen zwar in Deutschland über Geld verfügten, in Österreich jedoch einer Pleite nahe standen. Daraus resultierte ein Stillstand der österreichischen Filmproduktion.

Auch die Tobis-Sascha war von diesen Maßnahmen schwer betroffen. Verhandlungsversuche des Geschäftsführers Oskar Pilzer über einen Geldtransfer scheiterten daran, dass die Nationalsozialisten nicht mehr mit Nichtariern verhandeln wollten. Da er unter seiner Führung das Unternehmen in einer aussichtslosen Situation glaubte, verkaufte er die Tobis-Sascha-Filmindustrie AG am 23. Jänner 1937 an die Creditanstalt, welche wenig später ein Syndikatsabkommen mit der deutschen Tobis AG schloss, die bereits der nationalsozialistischen Treuhandgesellschaft Cautio unterstellt war. Die Tobis-Sascha wurde aufgelöst und 1938 als Wien-Film GmbH wiedergegründet.

Nun forderten nicht mehr nur jüdische Filmschaffende, die 1937 Österreich noch nicht verlassen hatten, einen unabhängigen Österreichischen Film, sondern auch österreichisch-nationale Kreise. Die späte Erkenntnis trafen in den politisch einflussreichen Gremien jedoch auf immer weniger Gehör. Deutsche Propagandaproduktionen, „die das Dritte Reich als Paradies schildern“[3], wurden in Österreich immer mehr verbreitet, ohne das Österreich dem etwas entgegensetzen könnte. Ganz im Gegenteil waren nun auch österreichische Produktionen zusehends von der selben ideologischen Machart geprägt.

[Bearbeiten] Emigration der frühen Tonfilmzeit

Die zweite große Auswanderungswelle setzte mit Beginn des Austrofaschismus ein und erreichte ihren Höhepunkt um 1938, als die Nationalsozialisten auch in Österreich die Macht ergriffen. Abgesehen von diesen großen Auswanderungswellen verzeichnete das seit 1918 kleine Österreich zu jeder Zeit rege internationale Fluktuation unter den Filmschaffenden, jedoch nie mehr in solch einem großen Ausmaß innerhalb kurzer Zeit wie um 1938.

Bis 1933 war noch Berlin das bevorzugte Ziel österreichischer Emigranten. Dieses war ab etwa 1920 die „Filmhauptstadt Europas“ - das Gegenstück zur unvergleichbar schnell wachsenden Filmindustrie in Hollywood. Erst mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland im Jahr 1933 fand der Zustrom ein Ende. Jüdischgläubige, kritische und fremdsprachige Filmschaffende waren nun unerwünscht, und die Emigration setzte nun auch in Deutschland ein. Zu den Zielen zählte bis 1938 auch Österreich, wohin auch einige österreichische Filmschaffende vorerst wieder zurückkehrten.

Doch bis spätestens 1938, als auch in Österreich freies Filmschaffen nicht mehr möglich war, emigrierten alle von den Nationalsozialisten unerwünschte Filmschaffende, sofern sie dazu finanziell in der Lage waren, ins weitere Ausland. Einige gingen nach Frankreich und England, der Großteil jedoch wanderte nach Hollywood in die Vereinigten Staaten aus. Dort versuchte man bereits seit Ende der 1920er-Jahre erfolgreich, Talente des deutschsprachigen Films abzuwerben. Dazu zählten zum Beispiel die Regisseure Otto Preminger, Reginald Le Borg, William Thiele, Edgar G. Ulmer und die Familie Kohner, bestehend aus Paul, Frederick und Walter.

Von den Filmproduzenten buchten in diesen Jahren Joe Pasternak, Arnold Pressburger und Sam Spiegel ein One-Way-Ticket nach Hollywood. Ebenso die Schauspieler Paul Henreid, Helmut Dantine, Francis Lederer, Leon Askin, Peter Lorre, Oskar Homolka, Hedy Lamarr, Carl Esmond, Alexander Granach und Walter Slezak. Aber auch Drehbuchautoren zählten zu den nach Hollywood emigrierten: Salka Viertel, Vicki Baum, Walter Reisch, George Froeschel, Jan Lustig und Billy Wilder, der bald zum Regisseur avancierte und mit seinen Filmen Weltruhm erlangte. Als Filmkomponisten fanden Max Steiner (King Kong 1933, Vom Winde verweht 1939, Casablanca 1943), Erich Korngold Walter Jurmann und Frederick Loewe (My Fair Lady, 1964) ihr Glück in Kalifornien - ebenso wie der Filmarchitekt Harry Horner und der Kameramann Karl Freund.

Einige von ihnen konnten dort in den folgenden Jahren großen Erfolg erreichen. So etwa Otto Preminger, der sich in den 1940er- und 1950er-Jahren als Produzent und Regisseur etablierte, und 1952 etwa den US-Film Engelsgesicht produzierte und 1953 in Billy Wilders bedeutendem US-Nachkriegsfilm Stalag 17 als deutscher Lagerkommandant mitspielte. Weiters entdeckte er bereits Anfang der 1930er-Jahre das Filmtalent Paul Henreid. Ebenfalls in die Vereinigten Staaten geflohen, avancierte er dort zum erfolgreichen Schauspieler - er spielte eine der Hauptrollen im Kultfilm Casablanca - und Regisseur.

Regisseur Leopold Lindtberg hingegen zog es in die Schweiz, wo er sich in seinen Filmen für die Menschenrechte einsetzte. Nur wenige blieben in Österreich oder Deutschland zurück. Diese arrangierten sich dann mit der nationalsozialistischen Filmwirtschaft.

[Bearbeiten] Während des Nationalsozialismus, 1938 bis 1945

Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland erlitt das Filmwesen aufgrund massiver Beschneidung der Meinungsfreiheit und Einführung einer strengen Zensur einen erneuten Rückschlag. Die Vertreibung und Tötung jüdischer, ausländischer und regimekritischer Bürger setzte ein, und nur Befürworter oder Anpassungswillige blieben zurück.

Das Filmschaffen zur Zeit des Nationalsozialismus in Österreich war von der Herstellung von so genannten Kultur- und Heimatfilmen geprägt. Diese berichteten aus der Natur und vom ländlichen Leben. 60 solcher Filme wurden zwischen 1939 und 1944, als die letzte derartige Produktion entstand, produziert. Dem gegenüber stand die Produktion von rund 50 Spielfilmen. Bei diesen handelte es sich um scheinbar gewöhnliche Komödien oder Historienfilme aus dem alten Wien und dessen Musikwelt. Diese transportierten jedoch teils unterschwellig, teils offensichtlich, nationalsozialistisches Gedankengut mit sich. So stärkten diese Filme nicht nur antisemitische Vorurteile, sondern spotteten auch über Demokratie, andere Völker, und häufig auch über die Habsburger-Monarchie, wozu es in den vielen Filmen, die in den letzten Jahren der Donaumonarchie spielten, zahlreiche Anlässe gab.

Klassische Propagandafilme wurden in Wien nur wenige hergestellt, da das aus Berlin vorgegebene Motto bei der Filmherstellung Kraft durch Freude lautete. Neben der Wien-Film existierten nur noch wenige, kleine Produktionsgesellschaften, die jedoch allesamt vertraglich eng mit der Wien-Film verbunden waren. Freies, unabhängiges Filmschaffen, gab es nicht mehr. Das Importverbot für ausländische Filme führte zudem dazu, dass das gesamte Filmwesen des Deutschen Reiches, effizient und klar strukturiert wie es war, hochprofitabel arbeitete.

[Bearbeiten] Filmwirtschaft und erste Folgen des „Anschlusses“

Bereits unmittelbar nach dem Einmarsch, am 12. März 1938, wurde der „Zentralverband der österreichischen Lichtspieltheater“ sowie das „Gremium der Lichtspielunternehmer Österreichs“ und sämtliche anderen Filmorganisationen aufgelöst und in die Reichsfilmkammer übernommen. Wesentliche Vorschrift bei der Aufnahme war der Abstammungsnachweis, der die Einhaltung der Rassengesetze gewährleisten sollte. Die UFA-Tonwoche berichtete am 15. März in ihrer Ausgabe Nr. 393 in voller Breite vom „Siegeszug“ Adolf Hitlers nach Wien und von den begeisterten Massen, die nun bessere Zeiten nach den Jahren der Massenarbeitslosigkeit erhofften, bei den Truppenparaden.

Zur Absegnung des bereits vollzogenen Anschlusses Österreichs an Deutschland wurde am 10. April eine Volksabstimmung abgehalten. Im Vorfeld wurde eine alles umfassende Werbekampagne durchgeführt, zu welchem Zwecke auch Filmstars wie Paul Hörbiger eingespannt wurden, die aus „eigener Überzeugung“ für ein „Ja“ warben. Filmzeitschriften wie die beliebte Publikumszeitschrift „Mein Film“ rechtfertigten den Anschluss mit der Begründung, der österreichische Film sei deutsch, und schon immer deutsch gewesen[4].

In den ersten Gefangenentransporten nach Dachau befanden sich auch der Kämpfer für den wertvollen Film, Dr. Viktor Matejka. Der Kulturhistoriker, Kritiker und Schauspieler Egon Friedell beging hingegen am 16. März 1938 Suizid.

Am 30. Oktober 1939 wurde die Verordnung über den Sicherheitsfilm erlassen, da die Filme bis dahin noch aus dem leicht entflammbaren Nitrofilmmaterial bestand. Ab 1. April 1940 durften Filmkopien nur noch auf Sicherheitsfilm hergestellt werden. Aufgrund des Krieges konnte dies allerdings nicht umgesetzt werden, weshalb auch die Produktionen der Wien Film nur auf dem leicht zersetzbaren Nitrofilm erhalten waren, und erst bis zum Jahr 2000 vom Filmarchiv Austria weitgehend auf Sicherheitsfilm umkopiert werden konnten.

Zu Beginn des Jahres 1942 wurden umfangreiche interne Umstrukturierungen in der UFA vorgenommen. Der zentrale Verleih der Filme war in Berlin, und auch die anderen Bereiche, wie etwa die Kinos, wurden wirtschaftlich und organisatorisch total auf Berlin konzentriert. Personal- und Materialverknappung erforderten zudem äußerste Sparsamkeit, wovon die Öffentlichkeit jedoch nichts erfahren durfte. Filme durften nicht länger als 2500 Meter sein, und nicht mehr als eine Million Reichsmark kosten. Auch die bisher enorm hohen Gagen für die Filmschaffenden wurden gesenkt.

Zur politischen Situation und zur Emigration berichtete der Schauspieler Curd Jürgens 1970 in einem Interview über sein Engagement bei Regisseur Willi Forst für „Wiener Mädeln“: „Er (Willi Forst) hat im Jahr 1941 gesagt: ‚Curd, mach nur keinen Film, in der eine politische Situation zu zeigen ist. Du wirst eines Tages eine Antwort geben müssen.‘ Es gabe viele mehr oder weniger reife oder junge Leute, die ununterbrochen mit dem Gedanken gespielt haben, zu emigrieren. Es war ja nicht so leicht. Wissen Sie, zu Fuß über die Schweizer Grenze zu gehen ist ja auch eine Sache, die man mit einer gehörigen Portion Mut angehen muss. Und außerdem war es gut, dass wir leben durften, natürlich - wenn Sie wollen - eine Propaganda, aber es war eine sehr gute Überlebensform und ich glaube, dass diese kleinen Zellen, die in Österreich und in Deutschland geblieben sind, ja wenn die nicht einmal geblieben wären, ich weiß nicht, wie es um das Nachkriegsdeutschland gestanden wäre. Denn Sie wissen ja, Emigration ist etwas furchtbares.“

Im Februar 1943 erreichte die Filmschaffenden die Warnung, keine falschen Meldungen über den Stand des Krieges zu verbreiten. Gefängnis- und Todesstrafe waren angedroht. Ein Monat später wurde eine Verordnung verabschiedet, nur noch Mindestgehälter auszubezahlen.

[Bearbeiten] Funktion der Wien-Film

Durch die Produktionen der nun als Wien-Film in Erscheinung tretenden Tobis-Sascha-Film wurde Wien neben Berlin und München zur Hauptproduktionsstätte von Propagandafilmen. Die Berliner Reichsfilmkammer, die das österreichische Filmwesen überwachte, richtete ihre Außenstelle in der Siebensterngasse in Neubau ein. Am 18. Juni wurde die deutsche Reichskulturkammergesetzgebung in Österreich gültig.

Die Produktion von Filmen, gelenkt vom Reichspropagandaministerium, beschränkte sich im Wesentlichen auf die Herstellungen von Komödien und Heimatfilmen mit „Ostmark“-Bezug, denn das aus Berlin für die Wien-Film vorgegebene Motto bei der Filmproduktion war „Kraft durch Freude“. Der Blick zurück in die Operettenwelt bot eine willkommene Gelegenheit für die Regisseure nicht plumpe Propagandafilme herstellen zu müssen, was jedoch Antisemitismus und andere politische Botschaften in den Filmen nicht ausschloss. Die unterhaltsamen Produktionen eigneten sich zudem zum Export.

Eine Wien-Film-Spezialität zur Flucht aus der Gegenwart war auch die Aufbereitung von Schicksalen Wiener Musiker und Dichter. Als Fortsetzung des Wiener Films der 1930er-Jahre inszenierten Willi Forst und Kollegen Komödien und Musikfilme aus 300 Jahren Wiener Kulturgeschichte.

[Bearbeiten] Spielfilme

Noch vor der Vollendung der Umstrukturierungen im österreichischen Filmwesen durfte der anerkannte Regisseur E. W. Emo zwei Filme in eigener Produktion herstellen. Die Emo-Film brachte im Herbst 1938 die beiden Lustspiele „Der Optimist“ mit Viktor de Kowa und „Dreizehn Stühle“ mit dem Komikerduo Heinz Rühmann und Hans Moser heraus. Auch bei der ersten Wien Film-Produktion, die im März 1939 erschien, führte E. W. Emo Regie: „Unsterblicher Walzer“ entstand in den Rosenhügel-Studios und handelte in bester Wiener Musikfilm-Tradition von Johann Strauß.

Noch vor der ersten Wien-Film Aufführung erschien die 1938/1939 von der „Mondial Film“ in den Rosenhügel-Studios gedrehte Produktion „Hotel Sacher“ unter der Regie von Erich Engel. Der Inhalt war eine Liebesgeschichte sowie eine Spionage-Affäre in den Jahren 1913 und 1914. Hedwig Bleibtreu mimte die „Frau Sacher“, und über einen Onkel kam hier auch der erst 16-jährige Oskar Werner als Komparse zu einer kleinen Sprechrolle. Als seltene Gäste in Wien spielten Sybille Schmitz und Willy Birgel ebenfalls in diesem keineswegs unpolitischen Film - betreibt er doch Vergangenheitsbewältigung mit nationalsozialistischem Akzent[5] - mit.

1939 gelangte auch die Wienerin Marte Harell über ihren Mann, den Wien-Film-Leiter, Karl Hartl zum Film. Sie beginnt ihre Karriere gleich mit einer Hauptrolle - in der Opernball-Verfilmung von 1939. Ihre Paraderolle liefert die stets im Wiener Dialekt sprechende Schauspielerin 1944 im Wiener Liebesfilm Schrammeln ab. Der erste Film Gustav Ucickys bei der Wien Film hieß „Mutterliebe“ und erschien 1939 in den Kinos. Hauptdarstellerin war Käthe Dorsch, die dem Idealbild der „deutschen Mutter“ ein Denkmal setzen sollte.

Ernst Marischka schrieb 1940 das Drehbuch zu „Wiener G'schichten“. Inszeniert wurde der Film von Géza von Bolváry. Die Texte zu den beiden bekannten Liedern aus diesem Film, „Ja, das sind halt Wiener G'schichten“ und „Der Wiener braucht sein Stammlokal“ stammten von Ernst Marischka. In Ersterem findet sich auch eine Strophe, die seltene versteckte Kritik an den Nationalsozialisten aufweist: „Der Münchner trinkt, wenn er an ‚Zurn‘ hat, eine Maß Bier aus, der Berliner schreit laut, 's hört man fast von hier aus! Der Wiener geht in sein Café bei schlechter Laune, und beim ersten Braunen lacht man schon.“

1941 erging in einem Rundschreiben an die Filmschaffenden der Wien-Film eine Verordnung bezüglich Darstellungen in Filmen:

Verboten war:

  • rauchende Personen
  • Karikierung eines Lehrers
  • Habsburger
  • k.u.k. Uniformen
  • kinderlose Ehen
  • Berlin von negativer Seite
  • Berliner Dialekt sprechende Personen
  • Film im Film
  • uneheliche Kinder
  • Katastrophen

Unerwünscht war:

  • Häufung von Zufällen
  • Spionage durch Wehrmachtsmitglieder
  • Namen wie Lehmann, Schulze, Müller, Meier, Krause, Anna, Emma, Berta, Marlies, August, Emil, Gustav


Erwünscht war hingegen:

  • positive Darstellung eines Lehrers
  • kinderreiche Familien
  • gut klingende, schöne Namen

Nur vereinzelt gelang es, weiter Meisterwerke zu schaffen, so etwa Willi Forst, dessen Wiener Blut aus dem Jahr 1942 erstaunlich anti-deutsche Töne anschlug, die nicht nur retrospektiv als Kommentar zur politischen Lage gelesen werden konnten. Es war einer von nur vier Filmen die er für die Wien Film herstellte, und zudem auch der erfolgreichste, der auch im Ausland viel besucht wurde. Unter den vier Produktionen fand sich mit dem zwischen 1944 und 1949 produzierten „Wiener Mädeln“ auch ein Farbfilm. Ebenfalls sehr erfolgreich und genau den Geschmack des Publikums treffend war auch „Operette“ aus dem Jahr 1940 mit den Schauspielern Maria Holst, Leo Slezak, Paul Hörbiger, Edmund Schellhammer, Viktor Heim, Curd Jürgens und Willi Forst selbst. Paul Hörbiger spielte hierbei den Alexander Girardi, nachdem er in „Unsterblicher Walzer“ bereits Johann Strauß Vater gespielt hatte. In „Brüderlein fein“ (1942) und „Der liebe Augustin“ (1941) stellte er Franz Grillparzer dar.

Für die Kamera zuständig war bei „Operette“ der bedeutendste Kameramann dieser Jahre: Hans Schneeberger. Bekannt wurde er durch Berg- und Sportfilme, die er gemeinsam mit seinem Lehrmeister Arnold Fanck gestaltete. Bei Studioaufnahmen bestand seine Leistung darin, die Lichteffekte bestmöglich auszunutzen. Bei Freilichtaufnahmen avancierte er zu einem der bedeutendsten Vertreter des impressionistischen Kamerastils im deutschsprachigen Film.

1942 drehte auch Wien-Film-Produktionsleiter Karl Hartl seinen einzigen Film für die Wien Film: „Wen die Götter lieben“ - eine Verfilmung von Mozarts leben. Die Premiere fand dementsprechend am 5. Dezember 1942 im Salzburger Festspielhaus statt. Der meistbeschäftigte Drehbuchautor der Wien Film war Gerhard Menzel. Er schrieb die Drehbücher für „Frau im Strom“ (1939), „Mutterliebe“ (1939), „Ein Leben lang“ (1940), „Der Postmeister“ (1940), „Schicksal“ (1942), „Späte Liebe“ (1943), „Ein Blick zurück“ (1944), „Das Herz muß schweigen“ (1944), „Freunde“ (1945) und „Am Ende der Welt“ (1947). Diese Filme wiesen mit der Thematisierung von Opferbereitschaft, blindem Gehorsam und Treue in verschiedenen Milieus allesamt eine starke parteipolitische Orientierung auf. Menzel erfand die unwahrscheinlichsten Situationen und Zufälle, lediglich um „vorbildliche“ Menschen im Sinne der Nationalsozialisten zu zeigen. Bis auf „Der Postmeister“ konnten diese Filme mit ihren vielfach unrealistischen Handlungssträngen lediglich durch die Leistung ihrer Schauspieler Heinrich George, Hilde Krahl, Hans Holt, Siegfried Breuer, Käthe Dorsch, Paula Wessely, Attila Hörbiger, Ferdinand Marian und Rudolf Forster überzeugen.

In „Brüderlein fein“ wurde 1942 auch ein Werk Ferdinand Raimunds filmisch verarbeitet. Der Film stellte das Theaterleben in Wien zur Biedermeierzeit dar. Die Hauptrollen spielten Marte Harell und Hermann Thimig. Regie führte dessen Bruder Hans Thimig.

Der auf einer Novelle des russischen Literaten Alexander Sergejewitsch Puschkin basierende Film „Der Postmeister“ war auch daher eine außergewöhnliche Produktion, da die Sowjetunion plötzlich positiv dargestellt wurde, und Russen ausnahmsweise nicht als „verhasste Bolschewiken“, sondern als gewöhnliche Menschen dargestellt wurden. Dieser Sonderfall war allerdings genauso politisch motiviert, wie all die anderen Produktionen der Nationalsozialisten. Denn im Jahr 1940 bestand noch der Nichtangriffspakt mit Russland. Als das Deutsche Reich dennoch zum Russlandfeldzug aufbrach, wurde die Vorführung des Films umgehend verboten.

Hans Moser, als beliebtester Komiker der damaligen Zeit, wurde in zahlreichen Filmen eingesetzt. Für „Anton der Letzte“ (1939) verlegte man die Dreharbeiten seinetwegen sogar nach Salzburg, da sich Moser dort wegen Proben zu den Salzburger Festspielen aufhielt. Auch seine jüdische Frau Blanka überlebte den Nationalsozialismus abgeschoben in Budapest, wo sie Hans Moser gelegentlich besuchen durfte. In „Sieben Jahre Pech“ (1940) von der Styria-Film unter der Regie von Ernst Marischka sang Hans Moser das berühmte Lied „Ich muss im früheren Leben eine Reblaus g'wesen sein“. Der Film war so erfolgreich, dass 1942 eine Fortsetzung, „Sieben Jahre Glück“, gedreht wurde. Der beste Moser-Film dieser Jahre war jedoch „Meine Tochter lebt in Wien“ unter der Regie von E. W. Emo, der mit einer Szenenkomik wie bei der Commedia dell'arte aufwarten konnte. Er spielte hier erstmals gemeinsam mit dem ebenfalls sehr beliebten Paul Hörbiger.

[Bearbeiten] Kultur- und Heimatfilme

Auch in Österreich gab es einige Kulturfilmkinos, die außer der Wochenschauen lediglich Kulturfilme zeigten. Diese waren teilweise auch koloriert und zeigten Aufnahmen unter Namen wie „Abend am See“ oder „Blüten und Früchte“ - zwei Filme von Otto Trippel, der im Auftrag der Wien-Film tätig war. Weitere Vertragspartner der Wien-Film waren bei Kulturfilmen Herbert Dreyer, Adi Mayer, und Max Zehenthofer. Als Autoren und Spielleiter waren Ernst Holub, Ulrich Kayser, Constantin von Landau, Peter Steigerwald und Karl von Ziegelmayer tätig.

Gedreht wurde in der gesamten „Ostmark“ sowie in Zusammenarbeit mit dem rumänischen Propagandaministerium auch in den Karpaten und im Donaudelta. So entstand etwa 1942 „Begegnung mit Pelikanen“ gemeinsam mit der rumänischen Filmgesellschaft O.N.C. Ebenfalls in Rumänien entstanden „Karpatenmelodie“ (1943) und „Dragus, ein rumänisches Karpatendorf“ (1943). Kooperationen waren auch mit Bulgarien und Griechenland geplant.

1939 und 1940 gestaltete der spätere Leiter der Filmabteilung im Propagandaministerium, Dr. Fritz Hippler, die beiden Dokumentarfilme „Feldzug in Polen“ und Der ewige Jude.

An Heimatfilmen entstanden 1944 unter anderen „Heimat am Steilhang“, „Ein Tag in der Wachau“ und „Peter Roseggers Waldheimat“. Aus dem bäuerlichen Leben erzählten etwa „Hof ohne Mann“ (1942), „Der Landtierarzt“ (1943) und „Der letzte Einbaum“ (1944). Bergfilme waren zum Beispiel „Der Bergbach“ (1943), „Bergnot“ (1943) und „Salz der Berge“ (1944). Auch Psychologie zählte zum Themenkreis der Kulturfilme. 1943 entstand diesbezüglich „Die große Welt der Kinderaugen“.

Zumindest in Wien waren die meisten Kulturfilmkinos täglich von früh bis spät ausverkauft, was bei Spielfilmen nicht die Regel war. Bei der Reichsfilmintendanz existierte das Sonderreferat Kulturfilm. 1944 wurden die letzten Kulturfilme bei der Wien-Film fertiggestellt. Seit 1939 waren es rund 60 gewesen.

[Bearbeiten] Propagandafilme

Die letzten Jahre der Donaumonarchie waren generell ein beliebter Zeitraum, in dem die Filme zur Zeit des Nationalsozialismus spielten. Hierbei wurde großangelegt auf die „Unfähigkeit der Monarchie“ in jeglicher Hinsicht gespottet - sei es nun unfähiges Beamtentum oder der „zum Scheitern verurteilte“ Multinationalismus.

So spielten auch die einzigen vier massiven Propagandafilme der Wien-Film zu dieser Zeit. Bereits 1939 erschien mit „Leinen aus Irland“ ein Film, der starke Ähnlichkeiten zu dem in Berlin gedrehten Propagandafilm Jud Süß aufwies. Lediglich die Zeit - der Film spielte im Jahr 1909 - und das Milieu waren anders. Regie führte Heinz Helbig. Das Originaldrehbuch zu einer Komödie von Stefan von Kamare wurde von Harald Bratt zu einem antisemitischen Propagandadrehbuch umgeschrieben. Mit dem Prädikat „staatspolitisch und künstlerisch wertvoll“ wurde der Film in Berlin uraufgeführt. Die Produktion kostete 744.000 Reichsmark, welche innerhalb von zwei Jahren doppelt eingespielt wurden.

1941 spielte Hans Moser in „Liebe ist zollfrei“ einen Zöllner, der es ganz alleine und unbeabsichtigt schaffte, die Erste Republik ins Wanken zu bringen. Mit Spott und Hohn sollte hier auf die „nicht funktionierende“ Erste Republik und seinen „hilflosen Kanzler“, der von Oskar Sima gespielt wurde, eingegangen werden. Nebenbei machte man sich auch über die englische Sprache, das Schwytzerdütsch, und demokratische Systeme an sich lustig. Manche Filmforscher, wie auch der damalige Wien Film-Produktionsleiter Karl Hartl retrospektiv, zählen diesen Film jedoch nicht zu den Propagandafilmen, sondern zu den gewöhnlichen Lustspielen der Wien Film in der NS-Zeit.

Ebenfalls 1941 wurde mit aufwändigen Kulissenaufbauten und Außenaufnahmen in Ostpreußen Heimkehr unter der Regie von Gustav Ucicky gedreht. Der Film spielt vor dem Polenfeldzug der Reichswehr. Gezeigt wird das Schicksal einer deutschen Minderheit, die von bestialisch dargestellten Polen unterdrückt, misshandelt und beinahe ausgerottet wird. Ihr Überleben kann dank Hitlers Eingreifen jedoch gesichert werden. Der Überfall auf Polen, der den Zweiten Weltkrieg auslöste, wird in diesem Film als Hilfsaktion ausgegeben und als Schicksalskampf gerechtfertigt. Die Hauptrollen spielten anerkannte charakterstarke Schauspieler wie Paula Wessely, Attila Hörbiger, Peter Petersen, Carl Raddatz, Ruth Hellberg, Elsa Wagner, Otto Wernicke, Gerhild Weber und Eduard Köck. Bei den Zuschauern sollte ganz im Sinne der offiziellen Politik der Eindruck erweckt werden, dass die Vernichtung des „Untermenschentums“ im Osten geradezu eine moralische Pflicht der Welt gegenüber wäre. Aus diesem Grund wurde der Film nach dem Angriff der deutschen Truppen auf die Sowjetunion in die Kinos gebracht. Der Film kostete 3,7 Millionen Reichsmark und war somit die teuerste Produktion der Wien-Film. Er spielte mit 4,9 Millionen jedoch einen deutlichen Überschuss ein.

Der letzte bekannte Propagandafilm der Wien-Film hieß „Wien 1910“ und wurde 1943 hergestellt. Er handelte vom populären und antisemtischen ehemaligen Wiener Bürgermeister Karl Lueger, den Hitler schon in seinem Buch „Mein Kampf“ mit bewundernden Worten beschrieben hatte. Lueger wurde von Rudolf Forster gespielt, der eigens aus den USA zurückgekehrt war. Der Film präsentierte einen verzerrten Blickwinkel auf das damalige Wien. Das Judentum und die Sozialdemokratie wurde in der Rolle Victor Adlers vereint - dargestellt von Herbert Hübner - der den Bürgermeister wegen seiner antisemitischen Handlung fürchtete und bekämpfte. Auf der anderen Seite standen die Deutschnationalen unter der Führung von Georg Ritter von Schönerer - dargestellt von Heinrich George - der ebenfalls sehnsüchtig den Tod des schwerkranken Luegers erwartete, da er das Habsburgerreich erhalten wollte und sich nicht für ein Großdeutsches Reich begeistern konnte. Für das Jahr 1943 war der Film den Entscheidungsträgern in Berlin jedoch zu volkstümlich und Schönerer zu blass gezeichnet. Daher verbot man den Film, der immerhin fast 2,5 Millionen Reichsmark gekostet hatte, für die „Ostmark“.

[Bearbeiten] Filmwirtschaft und Kinos

Die Rassenideologien der Nationalsozialisten hatten weitreichende Auswirkungen auf das österreichische Kino- und Filmverleihwesen. Noch vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland 1933 waren rund 90 % der Filmverleiher und 50 % der Wiener Kinobesitzer jüdischen Glaubens. Sämtliche jüdische Kinobetriebe, die nicht bereits vor dem Anschluss Österreichs an Deutschland vertrieben wurden, wurden binnen weniger Tage „arisiert“.

Am 27. August 1938 erschien im Kinojournal eine Liste, nach der es kurz nach dem Anschluss 65 „jüdische“, 19 unter „jüdischem Einfluss“ stehende und 86 „arische“ Kinos in Wien gab. Bis zum Oktober 1938 wurden 55 der Wiener Kinos an „verdiente Parteigenossen“ übergeben. Die „Ostmärkische Filmtheater Betriebs Ges.m.b.H.“ erhielt die größten Kinos der Stadt wie das „Scala“ und „Apollo Kino“ oder das ehemalige „Zentral Kino“, das in „Ufa Kino“ umbenannt wurde.

Im Dezember des Jahres war die „Arisierung“ bis auf das „Westend“ und das „Arkaden Kino“ abgeschlossen. Die Kinos „Kruger“, „Nestroy“, „Votivpark“, „Schweden“ und „Elite Kino“ sowie das „Burg Kino“ spielten zu diesem Zeitpunkt als einzige Wiener Kinos noch „feindliche Filme“ des fremdsprachigen Auslands.

In den folgenden Jahren wurde schließlich auch der zu „fremdländisch“ klingende Begriff „Kino“ gegen „Lichtspiele“ oder „Filmtheater“ ausgewechselt. Das „Maria Theresien Kino“ wurde vom neu eingesetzten Konzessionär in „Ostmark“ umbenannt, andere ehemalige „Kinos“ verloren einfach diesen bis dahin gebrauchten „Zunamen“ und hießen in den folgenden Jahren schlichtweg „Kurbel“, „Kreuz“ oder „Royal“. Lediglich das „Höchstädt Kino“ konnte den Beinamen „Kino“ noch bis 1941 halten.

Die Wiener Kiba betrieb in diesem Jahr sieben Kinos in Wien: „Apollo“, „Busch“, „Mariahilf“, „Opern“, „Scala“, „Schweden“ und „Weltspiegel“. Weitere Kinos wurden in Linz und Steyr betrieben. Im Herbst des Jahres wurde schließlich auch die Kiba von der „Ostmärkischen Filmtheater Betriebs GmbH“ übernommen, einer Tochter der deutschen „Filmtheater GmbH“. Damit war auch hier die „Gleichschaltung“ erfolgt. Die Kiba blieb während des Krieges auch die einzige Betriebskette, die in den „Donau- und Alpenreichsgauen“ neben den arisierten Einzelbetrieben weiterbestehen durfte.

1939 hatte die Anzahl der Kinos in Wien mit 222 einen bis heute nicht mehr da gewesenen Höchststand erreicht. Von da an ging die Zahl der Kinos wieder deutlich zurück.

In Wien waren zu diesem Zeitpunkt die Kinos „Kruger“, „Nestroy“, „Votivpark“, „Schweden“ und „Elite Kino“ sowie das „Burg Kino“ die einzigen Kinos die noch „feindliche Filme“ des fremdsprachigen Auslands spielten. Am 8. Jänner 1943 wurde vom Wiener Polizeipräsidenten die Kino-Betriebssperre ab 22 Uhr eingeführt.

Einer kleinen Gruppe von Theaterschauspielern, zu der sich gelegentlich auch Filmschauspieler gesellten, gelang es trotz der vielen Verbote und Repressionen bis zur allgemeinen Theatersperre im Sommer 1944 ein Kabarett, das „Wiener Werkel“, zu führen.

Bei schweren Bombenangriffen im Juni 1944 wurde rund ein Viertel aller Wiener Kinobetriebe zerstört, darunter das „Busch Kino“ im Prater, der „Sascha Filmpalast“ und das „Schweden Kino“. Am 1. September wurde ein Spielverbot für alle Theater erlassen, Kinos durften jedoch weiterspielen. Die Zerstörung einiger Kinos durch Bombenangriffe führten zum Kuriosum, dass aus der Volksoper ab 6. Oktober 1944 für einige Monate das zweitgrößte Kino der Stadt mit nicht weniger als 1.550 Plätzen wurde. Auch Freiluftvorführungen waren für die Sommermonate angedacht. Allerdings wurde nichts in dieser Richtung verwirklicht.

Kurz vor Kriegsende, im April 1945, wurden weitere Wiener Kinos bei Luftangriffen zerstört, und auch die Geschichte der lebhaften Kinoszene im Wiener Prater endete mit dessen Zerstörung durch die Bombardements Ende des Zweiten Weltkriegs. Lediglich das Lustspieltheater bestand unter verschiedenen Namen bis zu einem Brand 1981 weiter.

[Bearbeiten] Filmschaffen gegen Kriegsende

Gegen Kriegsende, nach Erklärung des „Totalen Kriegs“, spitzte sich die Bevormundung der Bevölkerung durch den Film weiter zu. Die Filme waren mehr denn je an aktuelle Notwendigkeiten angepasst. So erschien 1944 mit „Das Herz muß schweigen“ ein Film über die Röntgenforschung, der die Leistungen und Wichtigkeit der Ärzte in den Vordergrund rückte.

Am 5. Oktober 1943 wurde im Wiener Filmtheater „Scala“ „Der weiße Traum“ uraufgeführt. Dies war einer der ersten „Eisrevue“-Filme und zugleich eine der berühmtesten Produktionen der Wien-Film. Bis Ende 1944 zählte der Film rund um die Hauptdarsteller und preisgekrönten Eisläufer Karl Schäfer und Olly Holzmann rund 25 Millionen Besucher. Mit „Reisebekanntschaft“, „Ferienkind“ und dem Styria-Film „Abenteuer im Grand Hotel“ erschienen auch 1943 weitere Hans Moser-Filme. In den Prager Barrandow-Ateliers arbeitete E. W. Emo seit 1943 an „Freunde“ - einem Film, dessen Produktion sich wegen laufender Zensurmaßnahmen in die Länge zog. Der Film erschien daher erst nach Kriegsende, im August 1945, in den Wiener Kinos.

Im März 1944 wurde nach einem Drehbuch von Ernst Marischka und Hans Gustl Kernmayr die Geschichte des musikalischen Wiener Brüderpaars Johann und Josef Schrammel verfilmt. Regie führte Géza von Bolvary, die Schrammeln wurden von Paul Hörbiger und Hans Holt gespielt. Hans Moser gab den Gitarristen Anton Strohmayer und den Klarinettisten Georg Dänzer spielte Fritz Imhoff. In diesem Film wurden wieder einmal seltene, versteckte, Seitenhiebe eingebaut. So etwa, als die „Fiakermilli“ den Josef Schrammel fragte: „Warum sind sie eigentlich so braun, ich meine so abgebrannt, ihr Garten ist doch ganz schattig?“

1944 produzierte die Wien-Film einen der wenigen im Bauernmilieu spielenden Filme: „Ulli und Marei“. Der Film spielte in Tirol, weshalb auch wieder einige Ensemblemitglieder der bekannten Innsbrucker Exl-Bühne mitwirkten: Ludwig und Leonhard Auer, Mimi Gstötter-Auer und Anna Exl. Die letzte Direktorin dieser Bühne, Ilse Exl, übernahm auch die weibliche Hauptrolle der „Marei“. Den „Ulli“ mimte Attila Hörbiger. Regie führte Leopold Hainisch, der ebenfalls im Film mitspielte.

Bis 1944 war die mundartliche Sprechweise der Darsteller in den Wiener Filmen allgegenwärtig. Erst dann wurden die deutschen Kritiker beachtet, die sich etwa über Hans Mosers Wienerisch beklagten: „So mag man Hans Moser auf der Bühne in Wien sprechen lassen. Ein Film aber soll überall gezeigt und verstanden werden, in Flensburg wie in Königsberg, in Düsseldorf wie in Berlin.“[6] Die Wien-Film musste reagieren, und so erging am 24. Mai 1944 an die Regisseure Willi Forst, Gustav Ucicky, Hans Thimig, Leopold Hainisch und Géza von Cziffra folgendes Rundschreiben: „Von unserer vorgesetzten Behörde werde ich darauf hingewiesen, mit besonderer Sorgfalt darauf zu achten, daß in unseren Filmen der Wiener Dialekt oder der Dialekt der Donau- und Alpenreichsgaue so abgestimmt wird, damit unsere Filme dem deutschen Publikum aller Stämme verständlich bleiben.“

Ende 1944 forderte man den Regisseur Hans Thimig auf, in Berlin einen tendenziösen Film zu drehen. Karl Hartl riet Thimig jedoch, „einfach abzuhauen“, was er dann auch tat. Er zog sich in den Wildalpen zurück, und wurde von Karl Hartl gedeckt, der ihn krank meldete.

1944 inszenierte Géza von Cziffra die Komödie „Hundstage“ mit dem Paar Olly Holzmann und Wolf Albach-Retty. Im August 1944 meldete der seit März des Jahres neue Reichsfilmintendant Hans Hinkel an Joseph Goebbels, dass er 5300 der 10.200 Angehörigen der Spielfilmproduktion für Wehrmacht und Rüstung frei machen will. So wurden im Nachwuchs-Atelier am Bauernmarkt Nähstuben eingerichtet. Die Filmproduktion wurde enorm beeinträchtigt. Wien Film-Direktor Franz Hirt versuchte sich gegen diese Maßnahmen zu wehren, blieb jedoch erfolglos. Von den 1453 Mitarbeitern der Wien Film waren per 31. Jänner 1945 414 eingerückt oder zum Volkssturm dienstverpflichtet.

Noch im Februar 1945 wurde Paul Hörbiger wegen vermeintlichen Verbindungen zu einer Wiener Widerstandsgruppe von der Gestapo verhört, und die Gehaltsauszahlung (6000 Reichsmark monatlich) ausgesetzt. Tatsächlichen Widerstand wagte man bei der Wien Film allerdings nicht. Es blieb bei Seitenhieben auf das Nazi-Regime in mehreren Filmproduktionen, und bei zaghaften Versuchen, sich den Anordnungen aus Berlin zu widersetzen.

In den letzten Wochen des Krieges setzten sich viele Filmschaffende von den „Donaugauen“ in die „Alpengaue“ ab. So auch Dr. Prohaska, der Personalreferent der Wien Film, der kurz vor Einmarsch der Roten Armee den Befehl erhielt die Anlagen der Wien Film auf dem Rosenhügel zu sprengen. Karl Hartl und seine Getreuen konnten dies jedoch verhindern ([1]).

[Bearbeiten] Im besetzten Nachkriegsösterreich, 1945 bis 1955

Filmproduktion
abendfüllende (Ton-)Spielfilme
Jahr Anzahl
1946 2
1947 13
1948 25
1949 25
1950 17
1951 28
1952 19
1953 28
1954 22
1955 28

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Befreiung vom Nationalsozialismus war Österreich von den Alliierten besetzt, und die Filmindustrie kam aufgrund der Kriegsfolgen wie Zerstörung, Armut und Hunger nur sehr schleppend wieder ins Laufen. Es fehlte etwa an Personal, Kohle zum Heizen und Rohfilmmaterial. Die Stromversorgung kam regelmäßig zum erliegen und die Lebensmittel waren rationiert. Viele Ateliers, Kinos, andere Gebäude und Straßen waren zerstört.

Eine Orientierungs- und Ratlosigkeit in der Suche einer erfolgreichen österreichischen Filmdramaturgie kennzeichnete diese Jahre, in denen vielfach Erfolgsproduktionen der 1930er-Jahre nachgeahmt wurden. Es entstanden jedoch auch Filme, die sich mit den vergangenen, durch Krieg und Antisemitismus geprägten, Jahren auseinandersetzten. Diese trafen jedoch häufig nicht den Geschmack des breiten Publikums. Selbst Regisseur Willi Forst spricht Ende 1947 von einem „Fiasko des Wiener Films“. Die Produktionen seien nicht mal durchschnittlich[7]. In diesen Jahren erschienen noch acht Filme, die während des Nationalsozialismus hergestellt, oder begonnen wurden - so genannte „Überläufer“.

Nicht zuletzt wegen fehlender Höhepunkte der Filmproduktion der ersten Nachkriegsjahre fiel auch der Absatz und Vertrieb im Ausland schwer. Einzig in die Schweiz gelang der Export reibungslos. Noch 1946 war der Export von Filmen nach Deutschland fast unmöglich. Die Lage besserte sich um 1947 wieder. 1948 jedoch verhandelte Westdeutschland eine Einfuhrquote mit Österreich, die ein Verhältnis von 1:4 zugunsten Westdeutschlands vorsah.

Ab 26. Oktober erschien die beliebte Filmzeitschrift „Mein Film“ wieder - jedoch nur in beschränktem Umfang, da es neben vielen anderen Gütern auch an Papier mangelte. Ab 1949 erschien „Filmkunst - Zeitschrift für Filmkultur und Filmwissenschaft“. Diese 1997 eingestellte Filmzeitschrift war die am längsten bestehende deutschsprachige Filmzeitschrift.

[Bearbeiten] Filmwirtschaft und Kinos

Die größte Filmgesellschaft auf österreichischem Boden, die Wien Film, wurde als „deutsches Eigentum“ von den Alliierten beschlagnahmt. Nachdem Wien in vier Besatzungszonen aufgeteilt worden war, stand zudem fest, dass die Filmstudios in Sievering sowie die Zentrale in der Siebensterngasse der amerikanischen Verwaltung zugeordnet waren, während die Filmateliers am Rosenhügel im sowjetischen Sektor lagen. Die Sievering-Filmstudios sollten von den US-Amerikanern liquidiert werden. Die Vereinigten Staaten verfolgten zudem das Interesse, den Hollywood-Produktionen keine Konkurrenz zu machen.

Während die Sowjets von den Potsdamer Beschlüssen Gebrauch machten, und als Reparation sämtliche ehemals „deutsche“ Unternehmungen übernahmen, verzichteten die westlichen Besatzungsmächte USA, Frankreich und Großbritannien auf diese Maßnahme. Dies bedeutete für die neu gegründete Wien Film, dass sie mit den Filmstudios in Sievering und Schönbrunn weiterarbeiten konnte, jedoch auf die Rosenhügel-Filmstudios verzichten musste. Diese wurden in die sowjetische USIA eingegliedert und als „Wien-Film am Rosenhügel“ von den Sowjets weiterbetrieben.

Die österreichischen Kinos mussten vorerst einen Monat geschlossen bleiben, bis das Überwachungsorgan der Alliierten, der „Information Service Brunch“, installiert war. Er übernahm die Programmüberwachung sowie die „Entnazifizierung“ der in Film und Theater tätigen Künstler. Am 10. Mai des Jahres wurde das diesbezügliche Gesetz zur „Entnazifierung“ verabschiedet. Es betraf einen Großteil der Wiener Kinos. Bei der Umsetzung der Entnazifizierungsmaßnahmen traten in Wien jedoch zahlreiche Unregelmäßigkeiten auf. So wurden die meisten Kinobetriebe nicht ihren ehemaligen Besitzern oder deren Erben übergeben, sondern der stadteigenen Kiba. Ebenfalls noch im Mai wurde aus der ehemaligen „Reichsfilmkammer“ unter der neuen Verwaltung das „Gremium der Lichtspielunternehmer Österreichs“ („Zentralverband der österreichischen Lichtspieltheater“) wieder hergestellt. Ein Bombenfonds zur Behebung der schlimmsten Schäden wurde ebenfalls ins Leben gerufen. Bereits im August 1945 waren 35 Kinos wieder in Betrieb.

Allen Schwierigkeiten zum Trotz wurden bereits 1946 erste Filmproduktionsgesellschaften gegründet - oder wiedereröffnet. So erstand Ende 1946 die „Sascha-Film-Verleih- und -Vertriebs-Ges.m.b.H.“ sowie die Sascha-Film wieder auf. Ebenfalls in diesem Jahr gründeten Elfi von Dassanowsky und Emmerich Hanus die Belvedere-Film - um den Wiener Musikfilm wiederauferstehen zu lassen. Am 3. Juli 1947 gründete Karl Hartl die Neue Wiener Filmproduktionsgesellschaft unter Patronanz der Creditanstalt, die auch an der Sascha Film sowie an der vier Monate später gegründeten Österreichischen Filmgesellschaft m.b.H. (ÖFA) beteiligt war. Sitz war Salzburg, wo zwei Atelierhallen errichtet wurden. Eine Niederlassung befand sich in Innsbruck. In der Nähe, in Thiersee, adaptierte man das Passionsfestspielhaus zu einer großen Atelierhalle. Diese wurde jedoch 1954 wieder aufgelassen, als sich geeignetere Ateliers zur Nutzung anboten.

1946 gründete Erich Pochlatko die Epo-Film, die seither in Wien und Graz tätig ist. 1949 wurde in Graz die Alpin-Film-Ausria gegründet. Sie verfügte im Stadtteil Thalerhof über einen Hangar als Aufnahmehalle, die mit 80 x 40 Metern die damals größte Österreichs war. 1953 begann in Wels die Bergland-Film mit ihrer Produktionstätigkeit, die 1960 jedoch bereits wieder eingestellt wurde. Zur Verfügung stand ihr in dieser Zeit eine der Ausstellungshallen am Welser Volksfestgelände, welches zu einem Filmatelier umgestaltet wurde.

Im Gegensatz zu großen internationalen Filmproduktionsgesellschaften verfügten österreichische Filmproduzenten über keine langfristigen Absatzverträge. Für jeden Film musste die Prozedur der Sicherung der Absatzvertretung, der Aufbringung der finanziellen Mittel und die Anmietung der Ateliers neu geregelt werden. Auf diese ökonomisch nicht sehr effiziente Weise entstanden in der Regel jährlich nur ein bis zwei Filme pro Filmproduktionsgesellschaft. Heimische Filmproduzenten waren nicht ganz unverschuldet vollständig vom deutschen Verleih und Vertrieb abhängig. Denn um kein finanzielles Risiko einzugehen, richtete man die kommerziellen Heimatfilme und Komödien vielfach nach den Wünschen der deutschen Verleiher aus. Aus den kommerziellen Erfolgen heraus, die Anfang der 1950er-Jahre vermehrt gelangen, entstand durchaus eine gewisse Finanzstärke der größten Wiener Produktionsgesellschaften. Dennoch wagte man sich kaum, etwas neues auszuprobieren, oder anspruchsvollere Filme herzustellen. Für Konflikte sorgten hierbei Abrechnungsmodalitäten und die jährlich neu zu verhandelnde Einfuhrquote nach Deutschland.

1953 existierten immer noch über 200 Kinos in Wien - zahlreiche Bezirks- und Grätzelkinos, die in den ersten Jahren nach Kriegsende von den zahlreichen internationalen Filmen profitierten, die man nun endlich auch in Wien zeigen konnte. Am 1. Oktober 1954 gingen 32 Kinos Groß-Wiens infolge einer neuen Grenzziehung in niederösterreichisches Territorium über.

1955 wurde das Wiener Kinogesetz erlassen, das in den folgenden Jahren mehrfach novelliert wurde - zuletzt 1980. Es schreibt für den Kinobetrieb die Konzessionspflicht vor. Jeder Betrieb muss in einer genehmigten Betriebsstätte statt finden und einen ausgebildeten und geprüften Filmvorführer beschäftigen, der dem MA 7 gemeldet werden muss. Im selben Jahr erschien auch die Kinobetriebsstättenverordnung, die sich zum Großteil auf die ersten kinobaurechtlichen Bestimmungen aus dem Jahr 1916 beriefen.

[Bearbeiten] Die ersten Nachkriegsproduktionen

Anfang des Jahres 1946 erhielt Marte Harell von den US-Besatzern die erste Filmproduktionslizenz, mit der sie sogleich die Produktion von „Glaube an mich“ startete. Der Film ersetzte die düstere Atmosphäre der Nazi-Heimatfilme durch größere Leichtigkeit und es kam zur Verbindung von Motiven des Heimatfilms mit jenen der Komödie. Das fehlende Rohfilmmaterial konnte von den Sowjets beschafft werden, die im Gegenzug jedoch die Verwertungsrechte am Film verlangten. Marte Harell, Ewald Balser und Rudolf Prack spielten die Hauptrollen - Senta Wengraf ihre erste Rolle. Das Drehbuch zu dieser von der „Loewen-Film“ produzierten Liebeskomödie stammte von Kurt Nachmann und Géza von Cziffra, der auch Regie führte. Als Kameramann fungierte Hans Schneeberger. Es war der erste österreichische Film, der in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg gezeigt wurde. Die Kritiken standen dieser Liebeskomödie angesichts des zu jener Zeit schwierigen Lebensumfeldes ablehnend gegenüber.

Am 27. September prämierte „Schleichendes Gift“ - ein Aufklärungsfilm der „Standard-Film“, der sich mit den vielfach auftretenden Geschlechtskrankheiten der Nachkriegsjahre auseinandersetzte. Gedreht wurde im Allgemeinen Krankenhaus von Wien, wo auch die Stromversorgung besser war, als etwa in den Filmstudios. Auch bei dieser Produktion wurde sowjetisches Rohfilmmaterial verwendet. 1947 inszenierte J. A. Hübler-Kahla den Star-Film „Die Welt dreht sich verkehrt“. Hans Moser reist darin durch die Epochen der österreichischen Geschichte, um am Schluss zu erfahren: „Die gute Zeit liegt immer vor einem, und für die Tatsache, ob sie wirklich gut wird, sind nur wir selbst verantwortlich zu machen.“ Es war dies der erste Hans Moser-Film nach 1945. Ebenfalls 1947 produzierte die Tirol-Film Innsbruck gemeinsam mit der Zürcher Omnia-Film „Erde“ nach Karl Schönherrs gleichnamiger Tragikomödie. Schauspieler der Exl-Bühne spielten darin unter der Regie von Leopold Hainisch.

Auch die Komödie „Triumph der Liebe“ der Wiener Mundus-Film mit den Hauptdarstellern O. W. Fischer, Judith Holzmeister, Paul Kemp und Inge Konradi erschien 1947. Regie führte Alfred Stöger. Ebenso die erste Produktion der Belvedere-Film, „Die Glücksmühle“, unter Regie von Emmerich Hanus, sowie der von Géza von Cziffra inszenierte Film „Das unsterbliche Antlitz“ mit O. W. Fischer in der Hauptrolle. In „Seine einzige Liebe“ griff die Belvedere-Film ein altbewährtes Thema des österreichischen Films auf: Die Verfilmung des Lebens eines bekannten Musikers. In diesem Fall jenes von Franz Schubert, der von Franz Böheim gespielt wurde. Regie führte erneut Emmerich Hanus. „Singende Engel“ hingegen wurde von Gustav Ucicky inszeniert. Darin wirkten die Wiener Sängerknaben sowie Gustav Waldau als Joseph Haydn mit. Die Reaktionen der Kritik auf eine erneute Auflage solcher Musiker-Verfilmungen waren durchwegs, dass dies „nicht der richtige Weg der Wiener Filme“ sei.

Wenig später jedoch erschien einer der größten Kinoerfolge der österreichischen Nachkriegszeit: In „Hofrat Geiger“, für die Fürst Film von Willi Forst und Paul Hörbiger produziert, sang Waltraut Haas ein Lied, das zum Schlager der Jahre 1947 und 1948 wurde: „Mariandl“. Der in der Wachau spielende Film basierte auf einem musikalischen Lustspiel von Martin Costa und Hans Lang. Neben Produzent Paul Hörbiger spielten auch noch Hans Moser und Maria Andergast Hauptrollen in dieser als erster Reise- und Heimatfilm geltenden Produktion. Die Funktion des Films bestand darin, die Bewohner der zerbombten Städte an einer unversehrten Landschaft zu erfreuen, und ihnen einen Kurzurlaub im Kinosessel zu ermöglichen. Der auch im Ausland gezeigte Film war zudem eine effektvolle Werbung für den Fremdenverkehr. Die Filmzeitschrift „Mein Film“ schrieb hierzu in ihrer Kritik: „Die drei Hauptdarsteller Paul Hörbiger, Maria Andergast und Hans Moser sind also wieder in einen geeigneten Rahmen gestellt worden, der es ihnen ermöglichte, die alte Beliebtheit der verkörperten Typen aus dem österreichischen Volkstum wieder neu zu beleben und damit dem österreichischen Unterhaltungsfilm endlich wieder im Ausland jene Geltung verschaffen zu helfen, die nun wohl genügend schlechte Filme vergeblich zu erreichen versucht haben.“[8] In österreichischen Kinos erreichte der Film bis zum 30. April 1951 eine außergewöhnlich hohe Besucherzahl von 2.548.000.

Die 13 im Jahr 1947 erschienenen österreichischen Spielfilme repräsentierten bereits in etwa die Palette des österreichischen Filmschaffens der Nachkriegsjahre: Theaterkomödie, bäuerlicher Schwank, Wiener musikalische Komödie, Sommer- und Winter-Fremdenverkehrsfilme, biografische Filme, Literaturverfilmungen und Dokumentarfilme.

[Bearbeiten] Filmschaffen ab 1948

Der erste Film, der 1948 erschien, war zugleich auch Franz Antels erste Spielfilmproduktion. „Das singende Haus“, produziert von der Sherberko Film, spielte in den 1920er- und 1930er-Jahren und handelte von Theater, Musik und Revue in der Zeit der aufkommenden Jazzrhythmen. In den Hauptrollen: Hans Moser, Hannelore Schroth, Curd Jürgens, Herta Mayen und Walter Müller.

Ende 1947 wurde die Pabst-Kiba-Produktionsfirma von der städtischen Wiener Kinobetriebsagentur (Kiba) und dem Regisseur G. W. Pabst gegründet. Für zehn Millionen Schilling sollten in den kommenden Jahren drei Filme hergestellt werden. Es wurden jedoch vier: „Duell mit dem Tod“, „Geheimnisvolle Tiefe“, „1 - 2 - 3 - aus!“ und „Ruf aus dem Äther“. Wurde „Duell mit dem Tod“ von der Kritik noch als sehenswert empfunden, fiel „Geheimnisvolle Tiefe“, dessen Drehbuch von G. W. Pabsts Frau Trude stammte, sowohl bei der Kritik als auch an den Kinokassen durch. Nach heftigen Diskussionen im Wiener Gemeinderat wurde diese Gesellschaft im Jahr 1949 wieder aufgelöst.

Paul Hubschmid, Elfe Gerhart und Hans Putz spielten 1948 in einem der wenigen Kriminalfilme der Nachkriegsjahre die Hauptrollen: „Arlberg-Express“. Regie führte Eduard von Borsody und Kameraroutinier Hans Androschin stand zum letzten Mal hinter einer Filmkamera. Auch die Literaturverfilmung „An klingenden Ufern“ von Hans Unterkirchner erschien in diesem Jahr. Die auf einer Novelle von Alexander Lernet-Holenia basierende, in den Kriegswirren spielende, Produktion kam mit weniger Dialogen, aber mehr Landschaftsbildern und Untermalungsmusik aus, wofür die ansonsten sehr kritische Filmzeitschrift „Funk und Film“ nur lobende Worte fand.

Mit „Liebling der Welt“ erschien 1949 einer der seltenen Märchenfilme österreichischer Produktion. Das Drehbuch schrieben Karl Farkas und Siegfried Bernfeld. Im selben Jahr erschien die bereits dritte Beethoven-Verfilmung: „Eroica“. Regie in diesem „Musikerfilm“ spielte Walter Kolm-Veltée, der Sohn aus Luise Flecks erster Ehe mit Anton Kolm. Die Österreichische Filmgesellschaft (ÖFA) produzierte 1949 „Vagabunden“ mit Paula Wessely und Attila Hörbiger. Der Film wurde 1950 mit dem Sascha-Pokal für seinen Erfolg ausgezeichnet. Einen internationalen Preis erhielt hingegen Ernst Marischkas „Matthäus-Passion“.

1949, fünf Jahre nach Drehbeginn, wurde „Wiener Mädeln“ fertig gestellt. Zu Drehbeginn war es der erste Farbfilm (Agfacolor) der Wien-Film. Regie in dieser letzten Filmproduktion auf österreichischem Boden während des Nationalsozialismus führte abermals Willi Forst. Die Filmaufnahmen wurden mehrmals von „Fliegeralarm“ unterbrochen und konnten erst in den Nachkriegsjahren fertig gestellt werden. Der Film, der Ähnlichkeiten zu „Operette“ aufwies, spielte im 19. Jahrhundert und handelte vom Komponisten Carl Michael Ziehrer, den Willi Forst selbst spielte. Die „Mädeln“ waren: Judith Holzmeister, Dora Komar, Vera Schmid und Hilde Föda.

1949 erschien „Märchen vom Glück“, welcher Gunther Philipp und Nadja Tiller ihre ersten Filmrollen verschafften. Ebenfalls 1949 schrieben Franz Antel und Gunther Philipp das Drehbuch zu Kleiner Schwindel am Wolfgangsee, der mit den Hauptdarstellern Waltraut Haas, Hans Holt, Gunter Philipp, Nadja Tiller und Rolf Olsen gedreht wurde. Rasch kam es zu weiteren Wolfgangsee-Filmen, und dieses Modell wurde in den Wörthersee-Filmen der 1960er und 1970er mit wenigen Änderungen weiter verwendet.

1949 stellte die Grazer Alpin-Film-Austria ihren ersten aufwändigen Spielfilm her: „Hexen“. Edith Mill spielte die Hauptrolle. Die selbe Filmproduktionsgesellschaft produzierte 1950 den von der Kritik vielfach gelobten Kriminalfilm „Prämien auf den Tod“. Hierbei führte Curd Jürgens erstmals Regie. Er schrieb auch das Drehbuch und spielte neben Werner Krauß, Siegfried Breuer, Judith Holzmeister und Edith Mill eine der Hauptrollen. Neben diesem Film hatte auch „Der Schuß durchs Fenster“, der ebenfalls von der Alpin-Film hergestellt wurde, am 13. Jänner 1950 Uraufführung. Siegfried Breuer führte Regie und Curd Jürgens spielte die Hauptrolle. In der Aufnahmehalle in Graz-Thalerhof entstand im selben Jahr auch noch eine Verfilmung der Liebesgeschichte von Erzherzog Johann und Anna Plochl.

[Bearbeiten] Vergangenheitsbewältigung im Film

Neben den Heimat- und Musikfilmkomödien entstanden in den Nachkriegsjahren mehrere Produktionen, die sich mit der jüngsten Vergangenheit auseinandersetzten. So etwa das im Gegensatz zur ersten Nachkriegsproduktion „Glaube an mich“ auf die aktuellen Lebensumstände eingehende Drama „Der weite Weg“, das sich mit den Schicksalen von Kriegsheimkehrern auseinandersetzte. Der Aufbau war allerdings typisch für einen österreichischen Heimat-, bzw. Musikfilm oder auch für eine Komödie: eine melodramatische Liebesgeschichte, eine verhängnisvolle Verwechslung, ein Missverständnis und zum Schluss ein Happy End. Jedoch war das Umfeld dieses Mal wesentlich ernster.

Regie führte Eduard Hoesch, der wegen Personalmangels auch Produzent, Autor, Produktions- und Aufnahmeleiter war. Hauptdarsteller waren Rudolf Prack, Hans Holt, Maria Andergast, Willy Danek und Thea Weis. In ihrer Rolle als „wartende Ehefrau“ sprach Maria Andergast vielen Frauen aus dem Heren, als sie verzweifelt sagte: „Ja wisst ihr denn überhaupt, was wir Frauen für ein Leben geführt haben, während ihr da draußen wart? Diese ewigen Bombenangriffe, ihr habt es bestimmt schwer gehabt, aber ihr wart wenigstens mit Kameraden beisammen, nicht allein. Allein, immer allein - und das Warten. Und immer zittern müssen: Lebt er noch? Und zwei Jahre keine Nachricht, nichts. Und jeder Tag endlos lang - jede Nacht.“

Den künstlerischen Höhepunkt des Filmjahrs 1948 stellte der politisch-aufklärerische, humanitäre Film „Der Prozeß“ von G. W. Pabst dar. Pabst wollte damit an seine Werke „Westfront 1918“ und „Kameradschaft“ anknüpfen, was ihm jedoch nicht ganz gelang. Der Film thematisierte den latenten Antisemitismus in Mittel- und Osteuropa am Beispiel eines ungarischen Dorfes im Jahr 1882, ging jedoch nicht näher auf die Ursachen oder auf Lösungsvorschläge ein. Der Film stößt daher auf wenig Interesse beim Publikum und zählt zu den weniger besuchten der 25 Filmproduktionen des Jahres 1948.

Auch „Das andere Leben“, von Rudolf Steinböck inszeniert im Filmstudio des Theaters in der Josefstadt, thematisierte die jüngste politische Vergangenheit. Trotz Aufgebot der besten Schauspieler des Theaters wie Aglaja Schmid, Robert Lindner, Gustav Waldau, Vilma Degischer, Leopold Rudolf, Siegfried Breuer, Erik Frey, Anton Edthofer und Erni Mangold fand jedoch auch diese Produktion nur wenig Andrang in den Kinos.

1948 erlangte die 1938 in die Schweiz geflohene Maria Schell in „Der Engel mit der Posaune“ ihre erste Hauptrolle. Hans Holt, Oskar Werner, Paula Wessely und Attila Hörbiger spielten in diesem von Karl Hartl inszenierten Geschichtsfilm an ihrer Seite. Nach einem Roman von Ernst Lothar wird anhand der Wiener Klavierbauerfamilie „Alt“ Antisemitismus und Anpassungsverhalten der Österreicher zwischen Monarchie und Ende des Zweiten Weltkrieges dargestellt. Im Gegensatz zu „Der Prozeß“ und „Das andere Leben“ fand diese Produktion rege Zuschauerströme weshalb Karl Hartl bei Alexander Corda in London auch eine englische Fassung herstellen ließ. Vor allem Maria Schell und Oskar Werner kamen dadurch mit der englischen Filmszene in Kontakt.

Eduard von Borsody produzierte 1948, auf einem Schauspiel von Fritz Hochwalder basierend, „Die Frau am Weg“. Brigitte Horney, Otto Woegerer und Robert Freytag spielten die Hauptrollen in diesem von „Funk und Film“ als „Meilenstein am Weg einer gesunden, aufrechten und künstlerischen österreichischen Filmproduktion, wie sie sein soll und sie die Welt von uns erwartet“ gelobten Film rund um einen Widerstandskämpfer. Dieser Film zählte neben „Der Hofrat Geiger“ und „Der Herr Kanzleirat“ auch zu den acht Filmen, die 1948 offiziell in Deutschland gezeigt werden konnten.

Der zweite, und zugleich letzte Film aus dem Filmstudio des Theaters in der Josefstadt war „Liebe Freundin“ aus dem Jahr 1949. Regie dieses im Nachkriegswien spielenden Films führte erneut Rudolf Steinböck - nach einem Buch von Carl Johannes Braun. Thematisiert werden Ehe- und Liebesprobleme und der Wiederaufbau mit den Hauptdarstellern Vilma Degischer, Johannes Heesters und Erik Frey.

Eine sehr erfolgreiche Produktion war „Die letzte Brücke“ aus dem Jahr 1954. Der etwas verklärende Antikriegsfilm handelte von einer deutschen Ärztin die in Gefangenschaft der jugoslawischen Partisanen gerät und dort tapfer ihrer ärztlichen Pflicht weiter nachgeht. Die Hauptdarstellerin Maria Schell stieg dank diesem Film zum Star auf. Bei den Filmfestspielen von Cannes gewann sie den Preis für die beste Darstellerin. Der Film verkaufte sich weltweit - sehr zur Freude des Großindustriellen Ludwig Polsterer, der mit diesem Film ins Filmgeschäft einstieg. Regie führte Helmut Käutner.

[Bearbeiten] Filmschaffen zu Beginn der 1950er-Jahre

Österreich war in den 1950ern ein beliebter Drehort für bundesdeutsche Produktionen, die hier auf günstige Bedingungen zurückgreifen konnten. Zugleich ergab sich für österreichische Filmschaffende die Chance, über die Landesgrenzen hinaus bekannt zu werden. Zahlreiche Filmregisseure und vor allem Schauspieler wanderten in die Bundesrepublik ab.

In der ersten Hälfte der 1950er-Jahre entstanden mehr filmische Biografien denn je zuvor. Neben den Musikern, deren Leben bereits seit der frühen Stummfilmzeit immer wieder als Filmsujet herhalten mussten, waren nun auch andere Künstler - wie etwa Alexander Girardi in „Der Komödiant von Wien“ - und politische Persönlichkeiten der österreichischen Geschichte an der Reihe. So verfilmte G. W. Pabst 1955 in „Der letzte Akt“ das Lebensende Adolf Hitlers mit Albin Skoda in der Hauptrolle. Der Film versucht auf die psychische Verfassung Adolf Hitlers einzugehen, suggeriert jedoch, dass das „Dritte Reich“ in all seinen Auswirkungen einzig das Werk eines „Halbirren“ war. Auch österreichische Literatur des 19. Jahrhunderts wurde wieder vermehrt wahrgenommen. Der Heimatfilm „Das Mädchen vom Pfarrhof“ basierte auf dem bereits zur Stummfilmzeit beliebten und mehrfach verfilmten Drama „Der Pfarrer vom Kirchfeld“ von Ludwig Anzengruber. 1953 diente Johann Nestroys „Der Verschwender“ für eine Filmproduktion. Die jährliche Spielfilmproduktion bis 1955 schwankte zwischen 17 (1950) und 28 (1955).

Was die Wiener Produktionen nicht schafften, bewerkstelligte 1950 die britische Produktion Der dritte Mann. Der Agentenfilm mit seiner berühmten Zithermusik von Anton Karas machte Wien weltberühmt. Als Produzent fungierte der Monumentalfilmproduzent des Wiener Stummfilms der 1920er-Jahre, Alexander Korda. Die Buchvorlage stammte von Graham Greene. Die US-amerikanischen Filmstars Joseph Cotten und Orson Welles spielten neben bekannten österreichischen Darstellern wie Paul Hörbiger, Hedwig Bleibtreu, Siegfried Breuer und Ernst Deutsch. Eine bekannte Szene des Films spielte im Riesenrad des Wiener Praters. Dieser einst beliebte Drehort schien nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch nur noch sporadisch in Filmproduktionen auf - etwa in „Wienerinnen“ von 1952.

1950 erschien mit „Erzherzog Johanns große Liebe“ von Regisseur Hans Schott-Schöbinger nach „Hofrat Geiger“ der zweite wesentliche Fremdenverkehrswerbefilm für Österreich. Der romantische, und für viele Sehnsucht nach einer gesicherten Zeit weckende, Film lockte ein großes Publikum in die Kinos. Paula Wessely griff 1951 diesen Erfolg auf und engagierte sich als Produzentin selbst für die Hauptrolle in „Maria Theresia“, der ihr ob des schwächelnden Drehbuchs jedoch keinen großen Erfolg bescheren konnte. Ermuntert durch den Erfolg der britischen Dokumentation „Eine Königin wird gekrönt“, brachte Ernst Marischka 1953 mit seiner Erma-Film „Mädchenjahre einer Königin“, eine operettenartige Aufarbeitung der englischen Geschichte, hervor. Für die Hauptrolle der jungen Königin Viktoria entdeckte er Romy Schneider. Im selben Jahr sprang auch Franz Antel auf den Zug der Verfilmungen von Lebensgeschichten des Hochadels auf und schrieb das Drehbuch zu „Kaiserwalzer“, für den er auch Regie führte. „Kaiserwalzer“ erreichte in Deutschland das höchste Einspielergebnis, das ein österreichischer Film bis dahin erreicht hatte. Funk und Film kommentierte diese Tatsache mit „Die Branche reibt sich die Hände, die Kritiker raufen sich die Haare“[9]. Ernst Marischka folgte mit der Vindobona-Film-Produktion „Der Feldherrnhügel“ nach Alexander Roda Roda, der 1926 schon einmal verfilmt wurde, worauf Antel 1954 wiederum mit dem Agfacolor-Farbfilm „Kaisermanöver“ konterte. Daraufhin stellte Ernst Marischka 1955 „Die Deutschmeister“, erneut mit Romy Schneider, her - ebenfalls in Agfacolor. Im selben Jahr folgten noch „Hofjagd in Ischl“ von Hans Schott-Schöbinger und „Der Konreß tanzt“, wieder von Franz Antel und der Neusser-Film. Die berühmteste all dieser Produktionen gelang letztendlich doch noch Ernst Marischka, als er 1955 mit Sissi den Auftakt zur weltweit erfolgreichen Sissi-Filmreihe macht.

Mit „Das Salzburger Welttheater“ vom Dokumentarfilmpionier Max Zehenthofer und „Abenteuer im Roten Meer“ vom weltbekannten Taucher und Naturforscher Hans Hass erschienen 1951 zwei nennenswerte Dokumentarfilme. Bei den Filmfestspielen in Venedig erhielt Hans Hass für sein Werk den Preis für den besten abendfüllenden Dokumentarfilm. Im Auftrag der Wien-Film begleitete Albert Quendler den Forscher Ernst Zwilling nach Afrika. Mit Eingeborenen Laiendarstellern drehte er dort 1955 den Dokumentar-Spielfilm „Omaru“ her, der bei der Premiere im Cinema-Palast am Lido begeistert aufgenommen wurde. Bereits 1952 sorgte Quendler mit „Symphonie Wien“ für einen experimentellen Beitrag zum Dokumentarfilmschaffen.

Die „Nova-Film“ produzierte 1951 die beiden Revuefilme „Frühling auf dem Eis“ und „Das Herz einer Frau“ mit Eva Pawlik unter der Regie von Georg Jacoby, dem Gatten von Marika Rökk. 1952 erschien der letzte Revuefilm der „Nova“: „Seesterne“ mit Eva Kerbler.

Es entstanden auch knapp ein dutzend zeitbezogene und zeitkritische Filme zwischen 1950 und 1955. So etwa Georg C. Klarens „Ruf aus dem Äther“ (1951) mit Oskar Werner, der knapp zwei Jahre nach Auflösung der Produktionsgesellschaft Pabst-Kiba-Produktionsfirma erschien oder die aus fünf Episoden bestehende Produktion „Asphalt“ (1951), in der das Leben verschiedener junger Menschen thematisiert wird. Neben dem von der Kritik wenig geschätzten „Asphalt“ erschienen 1952 mit „Wienerinnen - Schrei nach Liebe“ und 1953 mit „Flucht ins Schilf“ weitere neoveristische Filme Kurt Steinwenders. Über Zweiteren berichteten sogar Tageszeitungen ausführlich, und nach der Premiere im Wiener Künstlerhaus-Kino waren sich die Kritiker einig, dass es sich bei diesem Film, der von einem Mordfall am Neusiedler See und den Reaktionen der umliegenden Bevölkerung darauf handelt, um einen Neubeginn in der österreichischen Filmszene handeln könnte.

Ein einzigartige und außergewöhnliche Produktion der österreichischen Filmgeschichte erschien 1952. Mit Geldern der Bundesregierung entstand der Science-Fiction-Film 1. April 2000. Der Film handelt von der Erklärung der Unabhängigkeit Österreichs und der darauf folgenden Empörung der „Weltschutzkommission“. Die millionenteure Produktion sollte die Alliierten an ihre Entlassung Österreichs in die Unabhängigkeit erinnern. Nicht 48, sondern bereits drei Jahre später geschah dies tatsächlich. Ob der Film hierbei eine Rolle spielte, ist nicht bekannt.

Von 1950 bis 1954 entstanden jährlich zwei Operettenverfilmungen, in denen Werke von Edmund Eysler, Jara Benes, Leo Fall, Robert Stolz], Fred Raymond, Carl Zeller und Johann Strauß verarbeitet wurden. Die bekanntesten Darsteller dieser Filme waren Elfie Mayerhofer und Curd Jürgens in „Küssen ist keine Sünd“ (1950), Paul Hörbiger in „Der fidele Bauer“ (1951), Johannes Heesters und Waltraut Haas in „Tanz ins Glück“ (1951) sowie Hannerl Matz in „Saison in Salzburg“ (1952) und „Die Perle von Tokay“ (1954).

Am Rosenhügel wurde für die Verfilmung der Johann Strauß-Operette „Eine Nacht in Venedig“ unter Regisseur Georg Wildhagen eine aufwändige Kulisse aufgebaut - sowohl im Ateliergebäude als auch im Freien. Ebenfalls am Rosenhügel entstand 1953 die Verfilmung von Donizettis Oper „Die Regimentstochter“. Für die Nova-Film waren hierbei die Regisseure Georg C. Klaren und Günther Haendel tätig. Auch Walter Kolm-Veltée verfilmte hier eine Oper. Mozarts „Don Juan“ wurde 1955 mit Cesare Danova, Josef Meinrad und Marianne Schönauer fertiggestellt. Für die hervorragende Kameraführung zeichneten Willi Sohm und Hannes Fuchs verantwortlich.

1954 wurde der bereits 1944 begonnene Film von Leni Riefenstahl - „Tiefland“ - gemeinsam mit der Tiroler Plesner-Film fertig gestellt.

In Fritz Kortners Film „Sarajewo“ aus dem Jahr 1955 spielte Klaus Kinski den Attentäter von Franz Ferdinand alias Ewald Balser. Oskar Werner spielte im selben Jahr die Hauptrolle in „Mozart“, einer Regiearbeit von Karl Hartl in einer Koproduktion der Polsterer- und Cosmopol-Film. Johanna Matz, Gertrud Kückelmann und Nadja Tiller spielten die weiteren Rollen.

[Bearbeiten] Höhepunkt der Lustspieldramaturgie

In der ersten Hälfte der 1950er-Jahre erlebten die Musik- und Reisekomödien ihren Höhepunkt. Von der Kritik abgelehnt und von den Intellektuellen belächelt, erreichten solche Filme jedoch große Akzeptanz unter der Bevölkerung. Wichtige Regisseure dieser Jahre waren Franz Antel, Alfred Stöger, Hubert Marischka, Harald Reinl, Gustav Ucicky, Hans Schott-Schöbinger, Alfred Lehner oder Alfons Stummer, wobei sie in der Regel keine ästhetischen Neuerungen durchsetzten, sondern für eher konventionelle Inszenierungen sorgten. Mit „Das Kind der Donau“ drehte Marika Rökk 1951 den ersten österreichischen Farbfilm der Nachkriegszeit.

Als bekanntester Vertreter von Reise-, und Musikkomödien, aber auch Heimatfilmen, drehte Franz Antel in den 1950ern einige der erfolgreichsten österreichischen Filme, wobei er zwischen den Genres pendelte und in Spionage (1955) sogar den Fall des Oberst Redl aus der Monarchie aufgriff und einen durchaus seriösen Film vorlegte. In „Der alte Sünder“ (1951) ließ Antel, inspiriert durch den Erfolg von Martin Costas „Hofrat Geiger“, einige Darsteller Gesangseinlagen abliefern. Die Titellieder des Films stammten von Hans Lang und hießen „Der alte Sünder“ und „Ja, da kann man halt nichts machen“. Franz Antel verschaffte auch jungen Schauspielern wie Gunther Philipp in „Eva und das Paradis“ (1954) und Peter Alexander in der Reisekomödie „Verliebte Leute“ ihre ersten Hauptrollen. Mit durchs Salzkammergut reisten hier auch Hans Moser und Oskar Sima, und für die deutschen Zuseher auch Rudolf Platte. Diese frühen Produktionen Antels zählen heute zu den Klassikern der österreichischen Filmkomödie. Allerdings war Antel sehr bald als Regisseur in der Bundesrepublik Deutschland mit großem Erfolg tätig und kehrte erst in den späten 1960ern auch als Produzent nach Österreich zurück.

Die dem Heimatfilm nahestehenden Heimat- und Reisekomödien erzählten typischerweise von Verwechslungen, Glücks- und Zufällen im Leben der durchschnittlichen österreichischen Bevölkerung. So etwa Ernst Marischkas Reisekomödie „Zwei in einem Auto“. Die Hauptdarsteller gewinnen im Toto den Jackpot, kaufen sich ein Auto und reisen nach Italien. Dort lernt die weibliche Hauptdarstellerin einen berühmten Autorennfahrer kennen. Es folgen Verwechslungen die zu komischen Parallelhandlungen führen, doch am Schluss gibt es ein Happy End. Durch diesen Film erlangte die Schauspielerin Johanna Matz, in den folgenden Jahren als „Hannerl“ bekannt, große Bekanntheit. Sie spielte sie neben Hans Moser, Leopold Rudolf und Wolf Albach-Retty. In den folgenden Heimatfilmen „Försterchristl“, „Hannerl“ und dem Operettenfilm „Die Perle von Tokay“ avancierte sie zu einem neuen österreichischen Filmstar.In „Hallo Dienstmann“ (1952) bekam man wieder einmal das zu sehen.

Ebenfalls als Komödien ausgewertet wurden Erich Kästners Bücher Pünktchen und Anton (1953) sowie Drei Männer im Schnee. Paula Wessely spielte 1953 in „Ich und meine Frau“ an der Seite ihres Gatten Paul Hörbiger und den Zwillingen Isa und Jutta Günther. 1954 produzierte sie „Das Licht der Liebe“. Regisseur dieser „Mutterliebe“-Neuverfilmung mit Käthe Dorsch als Hauptdarstellerin war R. A. Stemmle.

Die Schönbrunn-Film produzierte neben „Hallo Dienstmann“ mit dem hervorragend zusammenspielenden Duo Hans Moser und Paul Hörbiger und „Alter Sünder“ auch die Geschichte rund um die Wiener Volkssängerin „Fiakermilli“ - gespielt von Gretl Schörg. Gemeinsam mit der ÖFA wurde 1953 nach Franz Schuberts Bühnenstück „Tingel Tangel“ die Liebeskomödie „Praterherzen“ hergestellt. Der Film führte in die Welt der Gaukler, Buden- und Wirtshausbesitzer, die es in der gezeigten Form jedoch schon damals nicht mehr gab. Im selben Jahr versuchte Regisseur Ernst Marischka mit der Richard Tauber-Biografie „Du bist die Welt für mich“ den Sängerfilm wiederzubeleben. Der Versuch wurde 1954 mit dem Zirkusfilm „König der Manege“ fortgesetzt. Damalige Hörfunk- und Plattenstars wie Rudi Schuricke, Vico Torriani und Rudolf Schock sollten solche Filme bereichern.

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Deutschsprachige Literatur

  • Helmut G. Asper: „Etwas Besseres als den Tod--“ : Filmexil in Hollywood ; Porträts, Filme, Dokumente. Schüren, Marburg, 2002, ISBN 3894723629.
  • Walter Fritz: Der Wiener Film im Dritten Reich. Österreichisches Filmarchiv, Wien 1988.
  • Walter Fritz: 1938 im Film, vorher/nachher. Österreichisches Filmarchiv, Wien 1989.
  • Walter Fritz: Kino in Österreich 1929 - 1945. Der Tonfilm. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1991.
  • Armin Loacker, Emil E Reinert, Gunther V. Fritsch: Austrian noir: Essays zur österreichisch-amerikanischen Koproduktion Abenteuer in Wien/Stolen Identity. Verlag Filmarchiv Austria, Wien 2005, ISBN 3901932690.
  • Das Märchen vom Glück: Österreichischer Film in der Besatzungszeit. Böhlau, Wien 2002.
  • Franz Marischka: Immer nur lächeln: Geschichten und Anekdoten von Theater und Film. Amalthea, Wien 2002, ISBN 3850024423.
  • Karin Moser: Besetzte Bilder : Film, Kultur und Propaganda in Österreich, 1945-1955. Filmarchiv Austria, Wien 2005, ISBN 3901932666.
  • Verena Pawlowsky: Welt im Film: [Wochenschau in Österreich, 1945 - 1949]. Österr. Ges. für Filmwiss., Kommunikations- und Medienforschung, Wien 1991.

[Bearbeiten] Fremdsprachige Literatur

  • Doris Angst-Nowik, Jane Sloan, Cornelius Schnauber: One-way ticket to Hollywood: film artists of Austrian and German origin in Los Angeles (emigration 1884-1945): an exhibition. The Library, [Los Angeles, Calif.] 1986. (engl.)
  • Robert von Dassanowsky: Austrian cinema - a history. McFarland, Jefferson (North Carolina) und London 2005, ISBN 0786420782. (engl.)
  • Gernot Heiss, Ivan Klimes: Obrazy casu: ceský a rakouský film 30 (Bilder der Zeit: tschechischer und österreichischer Film der 30er Jahre). Národní filmový archiv, Praha 2003, ISBN 8070041072. (tschech.)
  • Richard Traubner: "Operette": The German and Austrian musical film. Dissertation, New York University, 1996. (engl.)

[Bearbeiten] Zitatquellen

  1. Der österreichische Filmschaffende. 1937, Nr. 1, S. 3
  2. Der gute Film. 1936, Flg. 195, S. 4
  3. Joseph Roth: Anschluß im Film. In: Neues Tage-Buch. Paris, 23.3.1935
  4. Mein Film. Nr. 639, 25.3.1938, S. 6
  5. Walter Fritz: Im Kino erlebe ich die Welt - 100 Jahre Kino und Film in Österreich. Wien 1996, S. 185
  6. Georg Herzberg zu Hans Mosers in „Liebe ist zollfrei“ im „Filmkurier“ Nr. 3, 7.1. 1941, S. 2
  7. J. Schuchnig: G. W. Pabst. Dissertation, Wien, 1976, S. 33
  8. Mein Film. Nr. 23, 6.6.1947, S. 8
  9. Funk und Film. Nr. 32, 7.8.1954, S. 2

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