Wiener Couplet
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Das Wiener Couplet (frz. couplet „Zeilenpaar“) ist eine lokale Sonderform des Couplets, die ihren Höhepunkt um etwa 1840 erreichte, aber bis heute nachwirkt. Es besteht aus dem musikalischen Vortrag eines pointierten Gedichts. Das klassische Wiener Couplet ist ein Bestandteil größerer Theateraufführungen (z. B. von Possen), nicht von Kleinkunst. Es unterbricht und reflektiert die Bühnenhandlung und ist auf eine Interaktion zwischen Darstellern und Publikum angewiesen.
Der bedeutendste Textdichter des Wiener Couplets war Johann Nestroy. Seine Komponisten waren zur Hauptsache Adolf Müller senior und Michael Hebenstreit. Eines der bekanntesten Wiener Couplets ist das Kometenlied aus Lumpazivagabundus (1833): "Die Welt steht auf kein' Fall mehr lang."
Auch die spätere Wiener Operette, etwa von Johann Strauß (Sohn), enthält noch Couplets, bei denen sich das Schwergewicht jedoch vom Text auf die Musik verlagert hat. Ein Beispiel ist das Couplet des Prinzen Orlofsky aus Die Fledermaus (1874): "'s ist mal bei mir so Sitte". Gegenüber dem klassischen Wiener Couplet, das hauptsächlich den männlichen Figuren vorbehalten ist, wird das Operetten-Couplet auch von Frauen vorgetragen.
Im 20. Jahrhundert wird das Couplet zum wichtigen Bestandteil des Kabaretts. Als Autoren haben sich etwa Georg Kreisler und Gerhard Bronner profiliert.
[Bearbeiten] Text
Das Wiener Couplet ist im Dialekt gehalten und hat satirischen, manchmal sarkastischen Charakter. Mit schwarzem Humor persifliert es scheinbare Gemütlichkeit oder hintergründige Gemeinheiten. Ähnlich wie die Arie geht es von der Situation einer Bühnenfigur aus, meist des Protagonisten. Diese Figur richtet sich ans Publikum und verallgemeinert ihre persönliche Problematik zu einem Kommentar menschlicher Schwächen oder gesellschaftlicher und politischer Missstände. Das Einverständnis des Publikums äußert sich im Applaus. Eine Bühnenaufführung kann zwei bis vier Couplets enthalten.
Das Wiener Couplet besteht wie andere Couplets aus gereimten Verspaaren, oft mit unregelmäßiger Füllung. Ein häufig wiederholter Refrain gibt eine bekannte Redensart wieder, die das gemeinsame Motto für die Strophen bildet.
[Bearbeiten] Musik
Das Wiener Couplet hat in der Regel ein schnelles Tempo. Im Dreiertakt erinnert es oft an den Ländler oder Wiener Walzer. Es wird durchsichtig von einem Instrumentalensemble in der Größe eines Sinfonieorchesters begleitet.
Auf ein Ritornell des Orchesters, oft zur Melodie des Refrains, folgt ein erster Strophenteil in der Haupttonart. Nach einem Forte-Einwurf des Orchesters folgt der zweite Teil der Strophe in einer anderen Tonart mit kontrastierender Musik. Am Ende der Strophe führt eine Steigerung zu einer Fermate. Darauf folgt ein schneller und pointierter Refrain und darauf ein kurzes Orchesternachspiel. Durch die häufigen Wiederholungen wirkt es wie ein Perpetuum mobile.
[Bearbeiten] Vortrag
Das Wiener Couplet wird von Schauspielern im Parlando-Stil vorgetragen. Es unterbricht die Handlung des Theaterstücks und richtet sich ans Publikum. Wenn es viele Strophen hat, macht der Schauspieler zwischendurch einen falschen Abgang, um mit einer neuen Strophe zu erscheinen. Oft werden Zusatzstrophen zu aktuellen Ereignissen hinzugefügt.
