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Mögliche Welt

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In Philosophie und Logik dient der Begriff der möglichen Welt u.a. dazu, die Referenz modaler Behauptungen zu erklären. Der Satz (1) hat in unserer Welt keinen Bezug, denn der in ihm ausgedrückte Sachverhalt (das Regnen) ist in ihr nicht vorhanden.

(1) Es ist möglich, dass es regnet.

In der Philosophie umfasst der Ausdruck "Modalität" Begriffe wie "Möglichkeit", "Notwendigkeit" oder "Kontingenz". Die Rede von "möglichen Welten" ist weit verbreitet in der zeitgenössischen Philosophie, besonders im angelsächsischen Bereich, sie ist aber auch sehr umstritten.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Möglichkeit, Notwendigkeit und Kontingenz

Philosophen die den Begriff der möglichen Welt benutzen betrachten die aktuale, d.h. tatsächlich vorhandene Welt nur als eine von vielen weiteren möglichen Welten. Für jede bestimmte Art und Weise wie die Welt sich hätte auch entwickeln können gibt es auch eine dazugehörige mögliche Welt (man nennt solche Welten kontrafaktische Welten). Die aktuale ist diejenige unter ihnen, in der wir faktisch leben. Die Beziehung zwischen Propositionen und möglichen Welten ist dabei sehr eng: Jede gegebene Proposition ist entweder wahr oder falsch in einer gegebenen möglichen Welt; daraus lässt sich dann der modale Zustand einer Proposition ableiten, verstanden als die beiden Mengen möglicher Welten in denen sie wahr und in denen sie falsch ist. Damit lassen sich folgende weitere Begriffe bilden:

Die Idee von möglichen Welten wird meist mit Gottfried Wilhelm Leibniz in Verbindung gebracht, der mögliche Welten als Vorstellungen im Geist Gottes begriff und den Ausdruck dahingehend verwendete, dass die tatsächlich geschaffene Welt aufgrund der Allgüte und Allmacht Gottes folglich "die beste aller möglichen Welten" darstellen müsste. Allerdings hat die Forschung Spuren dieser Idee auch schon bei früheren Philosophen nachgewiesen, so etwa in den Schriften von Lucretius, Averroes oder John Duns Scotus. Der moderne Gebrauch dieses Begriffs wurde hingegen entscheidend von Rudolf Carnap (der sich ausdrücklich auf Leibniz bezieht) und von Saul Kripke geprägt.

[Bearbeiten] Formale Semantik der Modallogik

Hauptartikel: Modallogik

Eine aus der Semantik möglicher Welten abgeleitete systematische Theorie wurde erstmals in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts von Saul Kripke und anderen damaligen Philosophen entwickelt. Ähnlich zu der obigen Vorgangsweise wurde der Begriff der möglichen Welt dazu verwendet, eine Semantik für Aussagen über Möglichkeit und Notwendigkeit zu etablieren: Eine Aussage in der Modallogik wird als möglich bezeichnet wenn sie in wenigstens einer möglichen Welt wahr ist. Eine Aussage gilt als notwendig wenn sie in allen möglichen Welten wahr ist und als wahr wenn sie zumindest in unserer Welt (der aktualen Welt) wahr ist. (Beachte das nach dieser Definition alle notwendigen Aussagen auch mögliche und wahre Aussagen darstellen.)

Der Ausdruck "mögliche Welten-Semantik" wird häufig synonym mit "Kripke-Semantik" gebraucht, was aber weithin als Fehler betrachtet wird: Die Kripke-Semantik kann zur Analyse auch nicht-alethischer Logikformen verwendet werden (das heißt, sie kann auch in solchen Logiken zum Einsatz kommen, die nicht mit der Wahrheit als solcher beschäftigt sind, z.B. der deontischen Logik, die Verbote und Erlaubnisse behandelt und analysiert); zudem scheint die Kripke-Semantik anders als die Rede von möglichen Welten keinen modalen Realismus vorauszusetzen.

[Bearbeiten] Von der Modallogik zum philosophischen Werkzeug

Von dieser Grundlage aus entwickelte sich die Theorie möglicher Welten im Laufe der 60er Jahre zu einem zentralen Bestandteil vieler philosophischer Untersuchungen, darunter als vielleicht bekanntestes Beispiel die Anlayse von kontrafaktischen Konditionalen mittels "näherer möglicher Welten", wie sie von David Lewis und Robert Stalnaker vorangetrieben wurde. Nach dieser Analyse wird die Wahrheit von kontrafaktischen Aussagen (d.h. Aussagen, die diskutieren, was geschehen wäre, wenn das und das der Fall gewesen wäre) durch die Wahrheit der dazu am nächsten liegenden möglichen Welt (oder der Menge der dazu am nächsten liegenden möglichen Welten) bestimmt, in der diese Bedingungen auftreten. Dabei liegt eine mögliche Welt W1 hinsichtlich R um so näher zu einer anderen möglichen Welt W2, je höher die Anzahl gleicher Sachverhalte bezüglich R ist, die sowohl in W1 als auch W2 vorliegen. Je verschiedener diese Sachverhalte, desto weiter voneinander entfernt werden die beiden Welten hinsichtlich R liegen. Betrachte nun den folgenden Bedingungssatz: "Wenn Angela Merkel 2005 nicht Bundeskanzlerin der BRD geworden wäre, hätte es Gerhard Schröder wieder geschafft." Dieser Satz wird nun unter der "möglichen Welten"-Analyse dahingegend gedeutet, dass er die folgende Aussage zum Ausdruck bringen wollte: "Für alle zu unserer wirklichen Welt in den relevanten Rücksichten nächstliegenden möglichen Welten gilt: Hätte Angela Merkel 2005 nicht die Bundestagswahlen der BRD gewonnen, wäre Gerhard Schröder stattdessen Bundeskanzler geworden." Wenn es nun eine (in den relevanten Hinsichten) nächstliegende mögliche Welt gibt, in der Gerhard Schröder nicht Bundeskanzler geworden wäre, muss, so die Analyse, die obige Aussage falsch sein.

Heutzutage spielt der Begriff einer möglichen Welt eine unvermindert wichtige Rolle in vielen zeitgenössischen Debatten, darunter beispielsweise im Zombie Argument und der Möglichkeit der Supervenienz von physikalischen Eigenschaften in der Philosophie des Geistes. Außerdem ist eine heftige Debatte über den ontologischen Status von möglichen Welten entbrannt, vorangetrieben vor allem von David Lewis Annahme, dass die Rede von möglichen Welten am besten über unzählige, wirklich existierende Welten neben unserer eigenen gerechtfertigt werden kann. Die entscheidende Frage ist dabei: Angenommen, dass die modale Logik funktioniert und das zumindest einige Semantiken dafür korrekt sind: Wie kann man sich diese möglichen Welten vorstellen, auf die wir uns in unserer Interpretation modaler Aussagen beziehen? - Lewis selbst hat argumentiert, dass wir dabei dann tatsächlich über reale, ganz konkret existierende Welten quantifizieren, die ebenso eindeutig wie unsere eigene Welt existieren und sich nur durch ihre fehlenden räumlichen, zeitlichen und kausalen Bezüge zu dieser von ihr unterscheiden lassen. (Nach Lewis Auffassung ist die einzige "spezielle" Eigenschaft unserer Welt eine rein relationale: Wir leben darin. Diese These wird als "die Indexikalität der Aktualität" bezeichnet: "aktual" ist hierbei dann nur noch ein indexikalischer Ausdruck, wie "hier" und "nun"). Andere Philosophen wie Robert Adams und Wiliam Lycan haben dann auch Lewis Konzeption als Beispiel metaphysischer Extravaganz verworfen. Stattdessen wurde vorgeschlagen, sich mögliche Welten als maximal vollständige und in sich konsistente Mengen von Beschreibungen oder Propositionen über die Welt vorzustellen. (Lewis bezeichnet diese und ähnliche Vorschläge, wie sie auch von Alvin Platinga und Peter Forrest vorgebracht wurden, als "modalen Ersatz-Realismus"; er meint, dass solche Theorien vergeblich versuchen würden, den maximalen Nutzen des Begriffs einer möglichen Welt für die Modallogik bei minimalen Einsatz an realistischen Annahmen auszuschöpfen.) Saul Kripke stellt sich in Naming and Necessity explitzit der Lewis'schen These und verteidigt im Gegenzug einen stipulativen Ansatz, nach dem mögiche Welten als rein formale (logische) Entitäten und nicht als real existierende Welten oder Menge an konsistenten Propositionen charakterisiert werden können.

[Bearbeiten] Vergleich mit der Viele-Welten-Interpretation der Quantenmechanik

Der Begriff der möglichen Welt wurde einige Male mit der Viele-Welten-Interpretation der modernen Quantenmechanik verglichen; tatsächlich wurden beide Theorien auch schon des öfteren irrtümlich miteinander verschmolzen. Die Viele-Welten-Interpretation ist ein Versuch, eine Deutung zu nichtdeterministischen Prozessen (wie Messprozessen) der Quantenmechanik zu finden, ohne den sogenannten Kollaps der Wellenfunktion postulieren zu müssen, während die mögliche-Welten-Theorie einen Ansatz in der formalsemantischen Interpretation modaler Aussagen darstellt. In der Viele-Welten-Interpretation der Quantenmechanik wird der Kollaps der Wellenfunktion mittels der Einführung einer Quantenüberlagerung von Zuständen einer unendlichen Menge von "Paralleluniversen" gedeutet, die nach einigen Befürwortern dieser Theorie alle gleichermaßen "aktual" neben dem unsrigen existieren. Dagegen schweigt die Viele-Welten-Interpretation zu den Fragen der Modallogik, mit denen sich die Mögliche-Welten Theorie auseinandersetzt.

Die hauptsächlichen Unterschiede zwischen beiden Theorien, abgesehen von ihrem Ursprung und Zweck, beinhalten unter anderem:

  • Die Zustände quantentheoretischer Welten sind quantenmechanisch verknüpft, während eine "Verknüpfung" möglicher Welten wenigstens in diesem Sinn keinen rechten Sinn zu geben scheint;
  • Nach einer weithin vertreten Auffassung unter Philosophen müssen die möglichen Welten alle logisch, aber nicht unbedingt physikalisch möglich sein, während alle quantentheoretischen Welten den Gesetzen der Physik gehorchen.

Da die Ansätze der möglichen-Welt-Theorien und der viele-Welten-Interpretation der Quantenmechanik gleichermaßen philosophisch umstritten sind, verwundert es aber nicht weiter, dass die genauen Beziehungen zwischen ihnen ebenso umstritten sind.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weiterführende Literatur

  • D.M. Armstrong (1997): A World of States of Affairs. Cambridge: Cambridge University Press. ISBN 0-521-58948-7
  • John Divers (2002): Possible Worlds. London: Routledge. ISBN 0-415-15556-8
  • David Lewis (1986) On the Plurality of Worlds. Oxford & New York: Basil Blackwell. ISBN 0-631-13994-X
  • Michael J. Loux [Hrsg.] (1979): The Possible and the Actual. Ithaca & London: Cornell University Press. ISBN 0-8014-9178-9
  • G.W. Leibniz (2005): Die Theodizee. Frankfurt: Suhrkamp. ISBN 3518288652
  • Joseph Melia (2003): Modality. McGill-Queen's University Press. ISBN 0-7735-2481-9
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