Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Heinrich VII. (HRR) - Wikipedia

Heinrich VII. (HRR)

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Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Kaiser aus dem Hause der Luxemburger.
Zum römisch-deutschen König Heinrich (VII.) aus dem Hause der Staufer siehe Heinrich (VII.) (HRR).

Heinrich VII. (* 1278/79 in Valenciennes; † 24. August 1313 in Buonconvento bei Siena) entstammte dem Hause Luxemburg und war Graf von Luxemburg und Laroche, Markgraf von Arlon, von 1308 bis 1313 römisch-deutscher König und seit 1312 römisch-deutscher Kaiser.

Heinrich VII. war als Reichsgraf französischer Lehenrentner und unterhielt bis zu seiner Krönung gute Beziehungen zum Königshof von Paris. Heinrich war nach 92 Jahren, seit der Krönung des Staufers Friedrich II. 1220, der erste König, der auch römisch-deutscher Kaiser wurde, wobei er tatkräftig auf eine Erneuerung der kaiserlichen Herrschaft hinarbeitete und sich dabei auch gegen den Papst und den französischen König stellte. Er war auch der erste der insgesamt drei Kaiser des Heiligen Römischen Reiches aus dem Hause Luxemburg.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

[Bearbeiten] Heinrichs Grafenzeit und die Königswahl von 1308

Der spätere Kaiser Heinrich VII. war der Sohn des Grafen Heinrich VI. von Luxemburg, der 1288 in der Schlacht von Worringen fiel, und der Beatrix von Avesnes. Heinrichs Muttersprache war das Französische, ebenso war er nach dem französischen Ritterideal erzogen worden. Heinrich unterhielt gute Beziehungen zum Hof von Paris und war seit 1294 auch französischer Vasall. Allerdings betrieb Heinrich als Graf eine sehr eigenständige und durchaus erfolgreiche Territorialpolitik: 1292 hatte er Margarete von Brabant geheiratet, die ihm drei Kinder schenkte, und damit die Feindschaft zwischen beiden Häusern, die noch aus der Schlacht von Worringen resultierte, beigelegt.

Die Sieben Kurfürsten wählen Heinrich VII. zum König. Die Kurfürsten, durch die Wappen über ihren Köpfen kenntlich, sind, von links nach rechts, die Erzbischöfe von Köln, Mainz und Trier, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg und der König von Böhmen.
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Die Sieben Kurfürsten wählen Heinrich VII. zum König. Die Kurfürsten, durch die Wappen über ihren Köpfen kenntlich, sind, von links nach rechts, die Erzbischöfe von Köln, Mainz und Trier, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg und der König von Böhmen.

Im französisch-deutsch/englischen Krieg 1294–1297 hielt er sich weitgehend heraus und konnte sogar Gewinne verbuchen. Er selbst genoss ein durchaus hohes Ansehen; so galt seine Grafschaft als mustergültig und modern verwaltet, während sein Charakter auch vom eher guelfisch (kaiserfeindlich) gesinnten Chronisten Giovanni Villani hoch gelobt wurde (Giovanni Villani, Nuova Cronica, 9,1).

Der Aufstieg zum Königtum ereignete sich jedoch eher zufällig: Nach der Ermordung König Albrechts am 1. Mai 1308 konnte sich Heinrich bei der anschließenden Wahl völlig überraschend gegen den französischen Thronbewerber Karl von Valois durchsetzen und wurde am 27. November 1308 in Frankfurt am Main von den sechs anwesenden Kurfürsten gewählt. Die sieben Kurfürsten waren damals:

Heinrich von Kärnten, der die Stimme Böhmens führte, war der Versammlung ferngeblieben, zumal er in Böhmen auch nicht unangefochten herrschte. Eine große Bedeutung bei der Wahl von 1308 kam neben Peter von Aspelt, dem Erzbischof von Mainz, Heinrichs Bruder Balduin von Luxemburg zu, dem Erzbischof von Trier; Balduin sollte auch in der Politik der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts weiterhin eine bedeutende Rolle spielen.

Die beiden Erzbischöfe hatten erfolgreich um die anderen Kurstimmen geworben und geschickt den Wünschen der jeweiligen Elektoren Rechnung getragen. In der Forschung war Heinrichs Wahl oft als eine „anti-französische Reaktion“ verstanden worden, doch war sie wohl eher dem Wunsch der Kurfürsten zu verdanken, zwar keinen starken, aber doch fähigen König zu wählen, wenngleich sich überdies die westlichen Grenzherren auch einen gewissen Schutz vor der französischen Expansionspolitik im Westen erhofften. Zuletzt gaben auch die geschickten Wahlverhandlungen und die davon begleiteten Wahlversprechen den Ausschlag für Heinrich. Die Wahl wurde, ohne Bitte um Approbation, Papst Clemens V. angezeigt; die Krönung erfolgte am 6. Januar 1309 in Aachen.

Heinrich von Luxemburg führte als König die Ordnungszahl VII., womit der Staufer Heinrich (VII.) übergangen wurde. Der Grund dafür ist nicht ganz klar. Entweder wurde der Staufer wohlwissend nicht gezählt, da er auch nie selbständig die Regierungsgeschäfte geführt hatte, oder aber der Luxemburger Heinrich VII. führte die Ordnungszahl aus seiner Grafenzeit weiter (die Zählung ist problematisch: Heinrich von Luxemburg wird als Graf entweder als Heinrich IV. oder aber auch als Heinrich VII. gezählt), wobei der Staufer Heinrich möglicherweise im Gedächtnis der Kurfürsten keine Rolle mehr spielte.

[Bearbeiten] Politisches Handeln in Deutschland

Heinrich sah sich schon bald mit einigen Problemen im Reich konfrontiert. Zunächst verständigte sich der König mit den Habsburgern und ließ seine beiden Vorgänger, Adolf von Nassau und den Habsburger Albrecht I., symbolhaft in Speyer bestatten. Heinrich bestätigte und bekräftigte 1309 auch die Rechte der neuen Eidgenossenschaft, Uri, Schwyz und Unterwalden, welche sie als direkten Untertan des Königs auswiesen und was damit auch dem König eine gewisse Einflussmöglichkeit in diesem Raum gab. Heinrich versuchte allerdings vergeblich, den Gotthardpass als neues reichsunmittelbares Gebiet zu deklarieren, um die wichtige Südverbindung besser unter Kontrolle zu haben. Er unterstützte danach den Niederschwäbischen Städtebund in seiner Auseinandersetzung mit dem Grafen Eberhard von Württemberg, der eine aggressive Territorialpolitik betrieb; gegen Eberhard wurde bald darauf der Reichskrieg erklärt, der sich noch Jahre hinzog.

Aus Streitigkeiten der Wettiner um Meißen und Thüringen hielt er sich im Unterschied zu seinen Vorgängern zunächst heraus. Später verzichtete er auf die königlichen Ansprüche in diesem Raum, um dafür die Unterstützung der Wettiner hinsichtlich der luxemburgischen Ansprüche auf Böhmen zu erhalten: Dort herrschten seit dem Aussterben der Přemysliden in männlicher Linie unklare Verhältnisse. Oppositionelle böhmische Kreise traten schließlich an den König heran (zunächst im August 1309, dann wieder im Juli 1310), um ihn zum Eingreifen zu überreden. Zunächst erhoffte sich Heinrich die Krone Böhmens für seinen zweiten Bruder Walram, doch traf dies eher auf Ablehnung. Ende August 1310 konnte der König, nachdem er Heinrich von Kärnten als König von Böhmen für abgesetzt erklärt hatte, jedoch seinen erst 14 Jahre alten Sohn Johann von Luxemburg mit Böhmen belehnen. Johann heiratete am Tag darauf Elisabeth, die Tochter des letzten anerkannten Böhmenkönigs, und begab sich bald darauf nach Böhmen, wo er nach und nach seine Ansprüche durchsetzen konnte. Dies war schließlich der größte Erfolg von Heinrichs (deutscher) Politik. Damit waren die Grafen von Luxemburg, Territorialherren eher zweiten Ranges im Linksrheinischen, in den Besitz der erblichen Königskrone eines reichen Territoriums gelangt. Besonders, da die böhmische Krone als Erbschaft zugleich Anspruch auf die polnische nach sich zog. Böhmen sollte zum Eckpfeiler der luxemburgischen Hausmacht werden, obwohl Heinrich selbst wohl kaum diesbezügliche Pläne verfolgte, zumal sein Augenmerk mehr dem Westen des Reiches und der Kaiserkrönung galt.

Im Westen bemühte Heinrich sich denn auch ernsthaft darum, die bereits seit der Stauferzeit laufende Expansionspolitik Frankreichs zu stoppen. So ernannte er königliche Vikare, beispielsweise für die Grafschaft Cambrai, und forderte mehrere geistige und weltliche Landesherren in diesem Raum auf, die Regalien aus seiner Hand persönlich in Empfang zu nehmen. Insgesamt gelang es wenigstens, den französischen Druck auf die Grenzregionen zu mindern. Nachdem er zuvor, auch auf Drängen des Papstes, versucht hatte, sich mit dem französischen König Philipp IV. zu einigen (Vertrag von Paris 1310), brach er nach dem Einmarsch französischer Truppen in Lyon den Kontakt zunächst ab. Die Maßnahmen des König lagen auch durchaus im Interesse vieler linksrheinischer Territorialherren, die vom französischen König stark unter Druck gesetzt wurden.

In Paris zeigte man sich denn auch besorgt über das Engagement des römisch-deutschen Königs. Möglicherweise befürchtete man auch eine regelrechte Revisionspolitik von Seiten des Imperiums; dies geht wenigstens aus einigen Quellen hervor, wie beispielsweise aus einem aragonesischen Gesandtschaftsbericht (Lit.: vgl. dazu Finke, Acta Aragonensia I Nr. 179). Die Spannungen zwischen dem französischen König und Heinrich VII. blieben jedenfalls bestehen und sollten auch auf die folgenden Ereignisse in Italien Auswirkung haben.

[Bearbeiten] Der Italienzug Heinrichs VII. bis zur Kaiserkrönung

Das Heilige Römische Reich etwa zur Zeit Heinrichs VII.
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Das Heilige Römische Reich etwa zur Zeit Heinrichs VII.

Bereits früh hatte sich Heinrich mit den Plänen für eine Romfahrt und einer aktiveren Italienpolitik beschäftigt. Dies war bereits in der Wahlanzeige an den Papst zum Ausdruck gekommen, in der man dem Wunsch nach einer baldigen Kaiserkrönung Ausdruck verliehen hatte; zudem war bald eine Gesandtschaft Heinrichs nach Avignon (seit 1309 Papstsitz, siehe Avignonesisches Papsttum) aufgebrochen und hatte erfolgreich einen Termin für die Kaiserkrönung aushandeln können. Vorgesehen war der 2. Februar 1312. Papst Clemens V., der sich in Avignon verstärkt dem Druck des Kapetingers Philipp IV. ausgesetzt sah, erhoffte sich vor allem Hilfe vom zukünftigen Kaiser. Allerdings zeigte sich bald, dass der Papst sich dem französischen Druck nicht gewachsen erwies. Vorläufig jedoch kam es zu einem Zusammenspiel von Imperium und Sacerdotium – was nach dem unrühmlichen Ende der Staufer keineswegs selbstverständlich war. Die Wiederaufnahme der alten kaiserlichen Italienpolitik ist auch im Zusammenhang mit den Interessen der rheinischen Kurfürsten zu sehen, die eine aktive Königspolitik in Deutschland nicht wünschten, war zum anderen aber auch dem jahrzehntelangen Machtverlust des Kaisertums geschuldet. Im Konsens mit dem Papst überschritt Heinrich im Oktober 1310 mit einem kleinen Heer von 5.000 Mann die Alpen über den Mont Cenis nach Italien, während sein Sohn Johann als Reichsvikar zurückblieb. Allerdings hatte er bereits seit 1309 Kontakt zu den italienischen Kommunen aufgenommen und auch seine Romfahrt frühzeitig angekündigt.

Der Romzug Heinrichs wurde vor allem in dem von Balduin von Luxemburg, seinem jüngsten Bruder, in Auftrag gegebenen Bilderzyklus (Kaiser Heinrichs Romfahrt) festgehalten, fand jedoch auch bei italienischen Chronisten große Beachtung: Zum ersten Mal seit dem Ende der Staufer machte sich ein römisch-deutscher König ernsthaft daran, die Kaiserkrone anzustreben. Dabei spielten auch Überlegungen der Juristen eine Rolle, die bestimmte Rechte (wie die Wahrnehmung von Rechten im Arelat) nicht dem König, sondern erst dem gekrönten Kaiser zubilligten; hinzu kamen fiskalische Interessen, da die Finanzkraft der italienischen Kommunen unverändert hoch war, zumal Heinrich selbst von permanenten Geldsorgen geplagt war. Es ging folglich sowohl um realpolitische als auch um ideelle Ziele.

In Italien wurde er sowohl von den kaisertreuen Ghibellinen (u. a. auch von Dante Alighieri, der ihn in der Göttlichen Komödie zu seinem alto Arrigo machte), als auch von vielen Guelfen begrüßt. Letztere erhofften sich von Heinrich eine Bestätigung ihrer Rechte, die sie in den letzten Jahrzehnten, in denen kein König einen Fuß nach Italien gesetzt hatte, usurpiert hatten. Anfänglich war Heinrich um einen Ausgleich mit den papsttreuen Guelfen bemüht (was auch in den zeitgenössischen Quellen deutlich wird, siehe die Relatio des Bischofs Nikolaus von Butrinto) und betrieb auch eine Politik, die auf die Rückführung der Verbannten in ihre Heimatstädte und eine allgemeine Ausgleichs- und Friedenspolitik hinauslief. Dies ist in der älteren Forschung teils als weltfremde Fantasie angesehen worden war, von den damaligen Zeitgenossen wurde dieses Vorgehen jedoch ausgesprochen positiv aufgenommen. Dies ist umso verständlicher, wenn man bedenkt, dass sich in Reichsitalien das Fehlen einer Zentralgewalt in den Jahrzehnten vor Heinrichs Romzug in teils anarchischen Zuständen niedergeschlagen hatte: Mehrere Kommunen bekämpften sich gegenseitig, während in anderen dauernd Bürgerkriege herrschten; in den Briefen Dantes sowie in seiner Göttlichen Komödie kommt die Verzweiflung über diese Zustände recht deutlich zum Ausdruck (vgl. beispielsweise Dante, Purgatorio, 6, 124).

Heinrich wurde jedoch schließlich, vor allem aufgrund des Widerstands einiger guelfischer Kommunen, die seiner Friedenspolitik misstrauisch gegenüber standen, zur Parteinahme für die kaisertreuen Ghibellinen und weißen Guelfen gezwungen. Dabei spielten auch die Bestrebungen Heinrichs, mit Hilfe von Vikaren eine kaiserliche Verwaltung in Oberitalien zu etablieren, eine nicht geringe Rolle. Vor allem Guido della Torre, der guelfische Herr von Mailand, fühlte sich davon bedroht. Denn Heinrich war auch nach Heinrich VI. der erste römisch-deutsche König, der mit der (eigens neu angefertigten) eisernen Krone der Langobarden in Mailand gekrönt wurde (6. Januar 1311). Bald darauf brach jedoch ein Aufstand in Mailand aus, der die Restaurationspolitik Heinrichs in ernste Gefahr brachte. In mehreren Kommunen kam es ebenfalls zu antikaiserlichen Aufständen. Heinrich setzte Matteo I. Visconti nach der Flucht Guidos in Mailand ein, eröffnete mehrere Prozesse gegen rebellische Städte und zwang einige auch mit Waffengewalt nieder.

Nach Kämpfen in der Lombardei, unter anderem gegen Cremona und Brescia, wobei Heinrich teils mit äußerster Härte vorgegangen und sein Bruder Walram bei Brescia umgekommen war, zog er zunächst Ende 1311 nach Genua. Dort verstarb kurz darauf auch seine Frau Margarete von Brabant. In Genua äußerte der König seinen Unmut über die antiimperiale Politik des Königs von Neapel, Robert von Anjou (der für seine Reichslehen Provence und Forcalquier Heinrich auch das homagium verweigert hatte), sowie über die abwartende Haltung von Florenz, gegen das er bald einen Prozess eröffnete und dessen Abfall von der imperialen Ordnung (und damit, nach seiner Meinung, für das Wohl der Menschheit unabdingbaren Ordnung) er wortgewaltig anklagte; Dante drängte denn auch den König in einem Brief, sich zuerst gegen Florenz zu wenden, was dieser aber aufgrund des Zeitplans hinsichtlich der Kaiserkrönung ablehnte. Von Genua aus zog Heinrich im Februar 1312 mit einem kleinen Heer, welches durch die vorangegangenen Kämpfe geschwächt war, auf dem Seeweg in die ghibellinische Stadt Pisa, die Erzrivalin von Florenz, wo man ihn stürmisch begrüßte. Heinrich machte aber immer wieder deutlich, dass es ihm weiterhin um einen friedlichen Ausgleich mit den Kommunen Italiens und um die von ihm postulierte Friedensidee ging; vorerst musste er die schwierige Situation in Oberitalien jedoch hinnehmen. Bald darauf zog er weiter nach Rom, um sich dort zum Kaiser krönen zu lassen.

[Bearbeiten] Die Kaiserkrönung Heinrichs VII. – die Formulierung der kaiserlichen Weltherrschaft?

Als Heinrich Anfang Mai 1312 Rom erreichte, die einstige Weltstadt der Antike, deren Einwohnerzahl inzwischen jedoch auf knapp 20.000 gesunken war, war der Widerstand längst aufgebaut. Dieser war inszeniert von Robert von Anjou und ausgeführt von der guelfisch gesinnten Familie der Orsini, der an den Kampf gegen die Staufer erinnerte. Unterstützt wurde Robert durch die Diplomaten des französischen Königs, die in einer Restauratio imperii eine Gefahr für die französischen Interessen sahen. Zum Kampf kam es vorerst nicht, jedoch zu langen Verhandlungen, in die sich sogar der Papst einschaltete. Heinrich versprach dem Papst einen Kreuzzug ins heilige Land; dieses Versprechen konnte er aber in den wenigen Monaten, die ihm bis zu seinem Tod noch blieben, nicht einhalten. Bald darauf kam es jedoch zu schweren Kämpfen in der Stadt.

Dennoch gelang die Kaiserkrönung Heinrichs durch die vom Papst entsandten Kardinäle am 29. Juni 1312, allerdings musste diese im Lateran vollzogen werden, da der Weg nach St. Peter von feindlichen Truppen versperrt blieb. Nach der Kaiserkrönung erließ der neue Kaiser eine Krönungsenzyklika, in der seine Wahl der christlichen Welt mitgeteilt wurde. In der Arenga wurde erklärt, dass, so wie alle himmlischen Heerscharen dem einen Gott gehorchen, alle Menschen auf Erden dem Kaiser gehorchen müssten (Lit.: MGH Const. IV, Nr. 801-803). Diese Erklärung, die in dieser Form ganz einmalig ist und auch erstmalig den anderen Herrschern Europas zugestellt wurde, wurde in der Forschung oft als realitätsferner Versuch gedeutet, die kaiserliche Weltherrschaft zu formulieren, ähnlich wie Jahre zuvor Papst Bonifatius VIII. dies in seiner Bulle Unam Sanctam für das Papsttum getan hatte.

Tatsächlich muss diese Erklärung von einem ideengeschichtlichen Standpunkt und auf dem Hintergrund der Kaiseridee Heinrichs betrachtet werden. Heinrich war gewiss kein naiver Träumer (dies widerlegt sein realpolitisches Vorgehen als Graf und König). Er versuchte vielmehr das Kaisertum in einer Zeit wieder zur Geltung zu bringen, in der es über 60 Jahre lang keine Rolle mehr gespielt hatte. Im Prinzip vertrat Heinrich nur alte staufische Standpunkte, wenn auch freilich in einer Zeit, in der diese Überlegungen kaum mehr eine Rolle gespielt hatten und im Rest Europas denn auch teils auf Ablehnung stießen: Der französische König Philipp IV. zeigte sich empört und reagierte abschätzig, anders jedoch der englische König Eduard II., der die Erklärung gelassen zur Kenntnis nahm und dem Kaiser zur Krönung gratulierte.

Clemens V., dem die Erneuerungspolitik Heinrichs nicht passte und der zudem dem Druck des französischen Königs immer mehr nachgab, versuchte, einen Waffenstillstand zwischen dem Kaiser und Robert zu arrangieren. Dies irritierte Heinrich sehr, denn der Erlass eines Waffenstillstands bedeutete implizit den päpstlichen Anspruch auf die Oberherrschaft über den Kaiser. Einen solchen hatte Heinrich aber nie anerkannt. Er hatte vor seinem Aufbruch bloß einen Eid zum Schutz von Papst und Kirche, und zum Kampf gegen die Ketzer geschworen und verwahrte sich nun gegen jede Einmischung des Papstes, wobei er auch Juristen zu seiner Unterstützung heranzog.

Heinrich VII., Marmorgrabmal in Campo Santo zu Pisa
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Heinrich VII., Marmorgrabmal in Campo Santo zu Pisa

[Bearbeiten] Von der Kaiserkrönung bis zum Tod Heinrichs VII.

Heinrich war mit seiner Politik einer Erneuerung des Reiches endgültig in Konflikt mit Robert von Anjou, dem Papst und den guelfischen Kommunen, insbesonders dem mächtigen Florenz, geraten, während zu seinen Verbündeten unter anderem Pisa und der König von Sizilien, Friedrich von Trinacria, gehörten. Mit letzterem, einem erbitterten Feind Roberts, hatte der Kaiser bereits im Juli 1312, entgegen dem Willen des Papstes, ein Bündnis geschlossen; Heinrich war offenbar klar geworden, dass er nur mit einem militärischen Vorgehen gegen den Anjou etwas erreichen konnte.

Während der erfolglosen Belagerung von Florenz von September bis Oktober 1312 – die der Kaiser mit nur einem kleinen Heer unternahm – erkrankte Heinrich an Malaria. Er begab sich schließlich im Frühjahr 1313 nach Pisa, wo er Gesetze gegen Majestätsverbrechen (crimen laesae maiestatis) erließ, auf deren Grundlagen Robert nur wenig später, am 16. April 1313, vom Kaiser in absentia zum Tode verurteilt wurde. Die Gesetze wurden als (die letzten) Extravaganten in das spätantike Corpus Iuris Civilis eingefügt – und später von Bartolus de Saxoferrato kommentiert. Ohnehin hatte der Konflikt zwischen Kaiser und dem „nationalen“ Königreich Neapel, hinter dessen König auch der König von Frankreich und der Papst standen, einen nicht geringen Einfluss auf die Rechtsgeschichte, da die Juristen Roberts und des Papstes, der Robert als seinen Vasallen ansah, gegen die Verurteilung Einspruch erhoben: Der Kaiser übe keine unbegrenzte Gerichtsbarkeit aus, sondern sei an den districtus imperii gebunden. Dagegen argumentierten kaiserliche Juristen, dass überall dort, wo das römische Recht (auf das sich Heinrich in weiten Teilen stützte) herrsche, auch der Kaiser, wenigstens de iure, ein Weltkaiseramt ausübe.

Der Kaiser fasste nun einen Plan, um Robert von Anjou endgültig auszuschalten. Demnach sollte eine pisanisch-sizilische Flotte das Königreich Neapel von See her angreifen, während der Kaiser selbst sich im August 1313 auf dem Landweg nach Süden aufmachte und zudem Verstärkungen aus Deutschland anforderte. Vor Beginn der Invasion kam es jedoch zur Belagerung von Siena, wobei der Kaiser wieder schwer an Malaria erkrankte und bald darauf in dem kleinen Ort Buonconvento am 24. August 1313 verstarb. Sein Tod war eine große Erleichterung für Robert von Neapel, der die pro-kaiserlichen Gefühle in seinem Regnum gut kannte und den Quellen zufolge bereits an Flucht gedacht haben soll. Heinrichs Leiche wurde feierlich nach Pisa überführt und dort im Dom in einem prächtigen Grabmal beigesetzt. Sein Heer löste sich kurz darauf auf, auch wenn einige der Teilnehmer des Heerzuges in Italien als Söldner zurückblieben.

[Bearbeiten] Bewertung

Die erhoffte Stabilisierung der Lage in Italien wurde durch den frühen Tod des Kaisers, der den damaligen Historikern (wie etwa dem mehr guelfisch gesinnten Giovanni Villani) als ein menschlich sympathischer Charakter erschien, zunichte gemacht. Ideengeschichtlich hatte Heinrichs Restaurationspolitik jedoch große Auswirkungen, gerade in Bezug auf die Debatte „Nationalstaat“ oder Imperium. Sie sollte auch noch die Regierungszeit Ludwigs des Bayern prägen, womit es Heinrich letztendlich doch wenigstens geschafft hatte, der fast totgeglaubten Universalmacht wieder Leben einzuhauchen.

Auch seine alles in allem erfolgreiche Hausmachtpolitik und seine Politik in Deutschland zeugen von einem insgesamt intelligenten und engagierten Herrscher, der zwar letztendlich bedingt durch seinen frühen Tod scheiterte, jedoch keineswegs der naive Träumer war, als der er noch in Teilen der älteren Forschung betrachtet wurde. Einen Nachhall fand das Wirken Heinrichs in Dantes De Monarchia und der Göttlichen Komödie; in letzterer tritt Heinrich als alto Arrigo in Erscheinung.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

Das Gros der Urkunden ist in MGH Const. 4 gesammelt; eine solide Auswahl der wichtigsten historiographischen Quellen liegt in einer älteren Übersetzung von Walter Friedensburg vor. Nützlich für einen Überblick der Geschichtsschreibung bezüglich Heinrichs Regierungszeit ist das Werk von Maria Elisabeth Franke. Friedrich Schneiders Biographie ist, obwohl in vielen Punkten veraltet und auch angesichts des Inhalts problematisch, bis auf weiteres eine recht quellennahe Darstellung. Die besten Darstellungen bezüglich der Herrschaft Heinrichs sind jedoch das entsprechende Kapitel bei Heinz Thomas sowie die Darstellung von William M. Bowsky, der sich mit Heinrichs Romzug auch in mehreren Aufsätzen auseinandergesetzt hat. Roland Paulers Darstellung ist weniger glücklich geraten und teils zu sehr mit Vorurteilen der älteren Forschung behaftet, dagegen bietet Peter Thoraus Kurzbiographie einige recht interessante Ansichten.

[Bearbeiten] Quellen in Auswahl

  • Acta Aragonensia. Hrsg. von Heinrich Finke, Bd. 1, Berlin 1908.
  • MGH Constitutiones et acta publica imperatorum et regum. Bearbeitet von Jakob Schwalm, Bd. 4 (2 Teilbände), Hannover 1906 (und Nachdrucke).
  • Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit (GDV) 79/80. Hrsg. von Walter Friedensburg, Leipzig 1898.
  • Kaiser Heinrichs Romfahrt. Zur Inszenierung von Politik in einer Trierer Bilderhandschrift des 14. Jahrhunderts. Hrsg. von Wolfgang Schmid (Mittelrheinische Hefte 21), Koblenz 2000.

[Bearbeiten] Sekundärliteratur

  • William M. Bowsky: Henry VII in Italy. The Conflict of Empire and City-State. Lincoln/Nebraska 1960.
    (Beste Darstellung des Romzugs.)
  • Maria Elisabeth Franke: Kaiser Heinrich VII. im Spiegel der Historiographie (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte 9). Köln/Weimar/Wien 1992.
    (Verschafft einen guten Überblick über die Materie.)
  • Jörg K. Hoensch: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie von gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Stuttgart 2000.
  • Roland Pauler: Die deutschen Könige und Italien im 14. Jahrhundert. Von Heinrich VII. bis Karl IV. Darmstadt 1997.
  • Friedrich Schneider: Kaiser Heinrich VII, 3 Hefte in einem Band. Leipzig/Greiz 1924-28.
    (Mit Vorsicht zu lesen. Schneiders Werk gleicht einer Heldenverehrung des Kaisers und ist zudem auch sprachlich gewöhnungsbedürftig. Dennoch die bisher einzige ausführliche deutschsprachige Biographie.)
  • Peter Thorau: Heinrich VII. In: Bernd Schneidmüller/Stefan Weinfurter (Hrsg.): Die deutschen Herrscher des Mittelalters, Historische Porträts von Heinrich I. bis Maximilian I. Verlag C.H. Beck, München 2003, S. 381-92.
  • Heinz Thomas: Deutsche Geschichte des Spätmittelalters. Stuttgart 1983.
    (Beste Gesamtdarstellung der politischen Geschichte des deutschen Spätmittelalters.)

[Bearbeiten] Weblinks


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