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Giuseppe Verdi

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Giuseppe Fortunino Francesco Verdi (* 9. Oktober oder 10. Oktober 1813 in Le Roncole bei Parma; † 27. Januar 1901 in Mailand), war ein italienischer Komponist.

Giuseppe Verdi (Porträt von Giovanni Boldini, 1886)
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Giuseppe Verdi (Porträt von Giovanni Boldini, 1886)

Ob Verdi am 9. Oktober oder am 10. Oktober geboren wurde, ist nicht ganz klar. Ins Taufregister wurde am 11. Oktober eingetragen, er sei als Sohn eines Gastwirtes und seiner Frau Lucia am vorigen Abend geboren (infantem natum heri vespere hora octava). Verdi selbst sah aber den 9. Oktober als seinen Geburtstag an. Da man früher die Tage von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang rechnete, ist auch diese Deutung des Taufbucheintrages möglich.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Verdi wurde in einfachen Verhältnissen (der Vater war Gastwirt und Kleinbauer) im damals französisch besetzten Herzogtum Parma geboren. Seine außergewöhnliches Talent fiel früh auf, und er erhielt vom Organisten im nahe gelegenen Busseto musikalischen Unterricht. 1823 wurde er mit Unterstützung eines musikverständigen Mäzens, des Kaufmanns Antonio Barezzi in Busseto, in das dortige Gymnasium aufgenommen. Bald vertrat er den Dorforganisten in der Kirche. Nachdem das Konservatorium in Mailand ihn 1832 abgelehnt hatte, wurde er – wiederum mit Barezzis Unterstützung – Privatschüler von Vincenzo Lavigna. 1834 wurde er Organist und 1836 Musikdirektor in Busseto und heiratete Barezzis Tochter Margherita (zwei Kinder aus dieser Ehe starben jeweils nach der Geburt). In diesen Jahren studierte er intensiv nicht nur Kontrapunkt und die Grundlagen der Operngestaltung, sondern beschäftigte sich auch mit Politik und Literatur.

1838 ging Verdi erneut nach Mailand. Nach einem misslungenen Erstling wurde im März 1839 seine Oper "Oberto, conte di St. Bonifacio" mit Erfolg an der Mailänder Scala aufgeführt. Sein nächstes Werk, die komische Oper Un giorno di regno (1840) wurde ausgepfiffen, worauf Verdi, der neben dem Tod seiner Kinder auch den seiner jungen Frau betrauerte, tief deprimiert beschloss, das Komponieren aufzugeben. Es mag auch sein, dass dieses Trauma seine harschen Charakterzüge verstärkte.

Nach über einem Jahr konnte ihn jedoch der Direktor der Scala zu einem weiteren Werk überreden: Nabucodonosor (1842; später Nabucco genannt). Diese Oper erwies sich als Sensationserfolg, Verdi wurde ein Held des italienischen Opernlebens. Der Chor der gefangenen Juden ("Va, pensiero, sull'ali dorate") in der österreichisch besetzten Lombardei wurde zu einem politischen Hit: der Freiheits- und Unabhängigkeitswille aller Italiener fand einen musikalischen Ausdruck. Die Öffentlichkeit deutete die Oper als Gleichnis für den italienischen Freiheitskampf gegen die Fremdherrschaft. Die Abigaille der Uraufführung, Giuseppina Strepponi (1815-1897), wurde später seine Lebensgefährtin.

In den folgenden sechs Jahren schrieb er für seinen Lebensunterhalt zunächst in rascher Folge Opern: I Lombardi alla prima crociata (1843) und Ernani (1844), stellten sich als große Erfolge heraus; von den nächsten schafften es jedoch nur Macbeth (1847) und Luisa Miller (1849) in das Standardrepertoire der großen Opernhäuser. In dieser Zeit schuftete er – nach eigenen Worten – wie ein Galeerensklave und gefährdete ernsthaft seine Gesundheit. Sein erklärtes Ziel war, genügend Mittel zu erwirtschaften, damit er sich früh als Gentleman auf ein Landgut zurückziehen könne – am besten in Sant’Agata nahe Roncole, woher seine Vorfahren stammten.

La battaglia di Legnano (1849) war Verdis glühende Antwort auf den „Risorgimento“, die Einheitsbewegung der Italiener, die dem Revolutionsjahr 1848 folgte; dieses Eifersuchtsdrama spielt vor dem geschichtlichen Hintergrund des Sieges der Liga der lombardischen Städte über Friedrich Barbarossa. Verdi wurde fortan als „Sänger des Risorgimento“ gefeiert, der Gefangenenchor aus Nabucco beinahe eine Nationalhymne Italiens.

Seine drei folgenden Opern Rigoletto (1851), Il Trovatore (1853) und La Traviata (1853) (die sog. "trilogia popolare") gelten als ein Höhepunkt in Verdis Schaffen und markieren den Durchbruch einer musikästhetischen Konzeption, die sich erstmalig im Realismus des Macbeth angekündigt hatte. Sie festigten seinen internationalem Ruhm und gehören noch heute weltweit zu den beliebtesten Opern.

Bei der Wahl seiner literarischen Vorlagen legte er hohe Maßstäbe an, ein Zeichen, dass seine Privatstudien in den dreißiger Jahren Früchte getragen hatten. Victor Hugo lieferte ihm den Vorwurf für Ernani, Shakespeare für Macbeth, Lord Byron für I due Foscari, Voltaire für Alzira, und Friedrich Schiller für Giovanna d’Arco, I masnadieri und schließlich Luisa Miller. Auch das Thema King Lear von Shakespeare beschäftigte ihn in den folgenden Jahren mehrfach.

Nachdem er 1847 in Paris anlässlich der Aufführung von Jérusalem (eine Überarbeitung der Lombardi) die Sängerin Guiseppina Strepponi wiedergetroffen hatte, verliebten sie sich und zogen bald zusammen. Diese Verbindung stieß vor allem in Busseto auf erheblichen Widerstand. Erst 1859 entschlossen sich Verdi und Strepponi zur Heirat.

Nach der Vereinigung Italiens ließ er sich 1861 von Graf Cavour zur Kandidatur für die Abgeordnetenkammer überreden, trat jedoch bald wieder zurück. Verdi war nun zur internationalen Berühmtheit geworden und arbeitete für Opernhäuser in Paris (wo er mit Les Vêpres siciliennes 1855 Giacomo Meyerbeer herausforderte), St. Petersburg und die Weltausstellung in London (dort in Zusammenarbeit mit dem jungen Arrigo Boito). Zu den in diesen Jahren komponierten Opern zählen Simon Boccanegra (1857), Un ballo in maschera (1859), La forza del destino (1862) und Don Carlo (1867). Hier zeigen sich seine Meisterschaft in der Melodieführung, neugewonnene Freiheit bei Rezitativen und Arien, stärkere Betonung der Rolle des Orchesters als in seinem Frühwerk, und in der musikalischen Gestaltung der Charaktere. Die Tiefe in der Charakterisierung – gerade der Frauenrollen – ist wohl auf seine Beziehung zur Strepponi zurückzuführen, die diesem zweifellos schwierigen Mann jederzeit bedingungslos zur Seite stand. In diesen Zeiten hatte Verdi immer wieder Schwierigkeiten mit der Zensur, die etwa einen Anschlag auf einen König (Rigoletto, Maskenball) als brandgefährlich ansah, und umfangreiche Änderungen in der Dramaturgie erzwang. Während die Sizilianische Vesper eher ein Misserfolg war, konnte er mit Don Carlo seinen Rivalen Meyerbeer endlich überflügeln. Nach dieser Oper zog er sich zunächst vom Komponieren zurück. (Allerdings überarbeitete er 1869 die für das Publikum in St. Petersburg geschriebene La forza del destino für italienische Bühnen.) Er hatte seine Honorare konsequent in sein Landgut Sant'Agata investiert und war mittlerweile finanziell unabhängig.

Im November 1869 wurde das Kairoer Opernhaus eingeweiht (mit Verdis Rigoletto) und wenige Tage später der Suezkanal eröffnet. Der ägyptische Vizekönig Ismail Pascha wünschte sich für die folgende Saison eine neue Oper von Verdi für sein Opernhaus. Doch erst im Juni 1870 stimmte Verdi zu. (Aida ist also weder für die Eröffnung des Kairoer Opernhauses noch für die des Suezkanals komponiert worden.) Die Uraufführung fand 1871 in Kairo statt. Es war ein rauschender Erfolg, denn Aida war ein Werk aus einem Guss. Verdi hatte seinem Librettisten Antonio Ghislanzoni ein detailliertes „Drehbuch“ vorgegeben und sogar auf die verwendeten Versmaße Einfluss genommen. 1873 komponierte er zum ersten Todestag des Schriftstellers und Freundes Alessandro Manzoni sein bedeutendstes Werk außerhalb des Bühnenschaffens, die Messa da Requiem. Weiter schrieb er die dramatische Kantate Inno delle nazioni (1862) sowie im Jahr 1873 das Streichquartett e-Moll.

Danach betrachtete Verdi – enttäuscht vom Ausbleiben eines durchgreifenden sozialen Fortschritts in Italien – sich als Rentier und verwendete beträchtliche Zeit und Energie in die Erweiterung und Verbesserung seines Landgutes in Sant’Agata. In dieser Phase errichtete er auch die „Casa di Riposo per Musicisti“, ein Altenheim für ehemalige Musiker in Mailand, das noch heute in Betrieb ist. Auf die Frage, was wohl seiner Meinung nach sein bestes Werk sei, soll er geantwortet haben: „Das Altenheim in Mailand“. 1872 wurde Verdi zum Senator des Königreichs Italien ernannt.

Sein Verleger Giulio Ricordi allerdings wollte sich mit dem Erreichten nicht zufrieden geben; er arrangierte eine Zusammenarbeit mit dem inzwischen als Schriftsteller und Komponist berühmt gewordenen Arrigo Boito. So kam es, dass Verdi im Alter von über 70 Jahren seine wohl reifsten Opern schrieb. Als Test überarbeitete Boito – erfolgreich – das Libretto von Simon Boccanegra (die Oper wird noch heute in dieser Fassung aufgeführt). Nach langen Verzögerungen entstand dann 1887 Otello zu einem Libretto von Boito nach Shakespeares Tragödie. 1893 folgte als letzte Oper Falstaff, deren Libretto gleichfalls Boito nach der Vorlage Shakespeares verfasst hatte. Sie wurde in der Mailänder Scala uraufgeführt und gilt Vielen als bedeutendste komische Oper überhaupt. Ihr durchschlagender Erfolg war in gewisser Weise ein Ausgleich für den Durchfall, den Verdi ein halbes Jahrhundert vorher mit Un giorno di regno an demselben Haus hatte erleben müssen. Er komponierte noch zwei geistliche Chorwerke, das Te Deum (1895) und Stabat mater (1897), die 1898 zusammen mit einem früher entstandenen Ave Maria und den Laudine alla Vergine Maria veröffentlicht wurden.

1897 verstarb seine Frau nach langer Krankheit. Am 21. Januar 1901 erlitt Verdi einen Schlaganfall, sechs Tage später verstarb er.

[Bearbeiten] Werke

Verdis Opern beeindrucken durch ihre dramatische Komposition. Er gilt als Reformator der italienischen Oper. Sein Requiem (1874) steht den Opernkompositionen sehr nahe. Das gilt auch für seine lange Zeit unbeachteten Kunstlieder, die zum Teil erst 1993 in Osnabrück uraufgeführt wurden.

[Bearbeiten] Opern

  • Oberto, Mailand 1839
  • Un giorno di regno (Einen Tag König), Mailand 1840
  • Nabucco, Mailand 1842
  • I Lombardi alla prima crociata (Die Lombarden), Mailand 1843
  • Ernani, 1844
  • I due Foscari (Die zwei Foscari), Rom 1844
  • Giovanna d'Arco (Jeanne d'Arc), 1845
  • Alzira, Rom 1845
  • Attila, Venedig 1846
  • Macbeth, Florenz 1847, Neufassung 1865
  • I Masnadieri (Die Räuber), London 1847
  • Jerusalem (Bearbeitung der Lombarden), Paris 1847
  • Il Corsaro (Der Korsar), Triest 1848
  • La Battaglia di Legnano (Die Schlacht von Legnano), Rom 1849
  • Luisa Miller, 1849
  • Stiffelio, Triest 1850
  • Rigoletto, Venedig 1851
  • Il trovatore, Rom 1853
  • La traviata, Venedig 1853
  • Les vêpres siciliennes bzw. I vespri siciliani, 1855
  • Aroldo, Rimini 1857
  • Simon Boccanegra, 1857, Neufassung 1881
  • Un ballo in maschera, Rom 1859 (Maskenball, 3 Fassungen))
  • La forza del destino, St. Petersburg 1862, Neufassung 1869
  • Don Carlos, Paris 1867 (für die Pariser Oper, daher auf Französisch), mehrfach umgearbeitet
  • Aida, Kairo 1871
  • Otello, 1887
  • Falstaff, 1893

[Bearbeiten] Geistliche Musik

  • Messa per Rossini, 1869 (mit zwölf weiteren Komponisten), postum veröff.
  • Messa da Requiem („Manzoni-Requiem“), 1874
  • Pater noster für fünfstimmigen Chor, 1880
  • Ave Maria für Sopran und Streichquartett, 1880
  • Quattro pezzi sacri (Vier geistliche Stücke) Für Chor und Orchester, 1898
  • Ave Maria für vierstimmigen Chor a cappella
  • Messa Solenne (Messa di Gloria) ,1833

[Bearbeiten] Kammermusik

  • Sechs Romanzen für Singstimme und Klavier, 1838
  • L'esule (Die Verbannte) für eine Singstimme und Klavier, 1839
  • La seduzione (Die Verführung) für eine Singstimme und Klavier, 1839
  • Notturno Vokaltrio, 1839
  • Album mit sechs Romanzen für eine Singstimme und Klavier, 1845
  • Il poveretto (Der Bettler) Romanze für eine Singstimme und Klavier, 1847
  • La preghiera del poeta, 1858
  • Il Brigidin, 1863
  • Stornello Für eine Singstimme und Klavier, 1869
  • Streichquartett e-moll, 1873
  • Pietà Signor, 1894

[Bearbeiten] Kantaten

  • Suona la tromba (Es schallt die Trompete), 1848
  • Inno delle Nazioni (Hymne der Völker) Kantate zur Weltausstellung London für eine hohe Solostimme, Chor und Orchester, 1862

[Bearbeiten] Die "Casa Verdi" in Mailand

Die "Casa Verdi" in Mailand ist das von Verdi gestiftete Altersheim für ca. 60 Musiker und OpernsängerInnen. Giuseppe Verdi ist mit seiner zweiten Frau in der Krypta des Heims bestattet. (ital. Bezeichnung: La Casa di Riposo per Musicisti, an der Piazza Buonarroti)

[Bearbeiten] Literatur

Sachbücher

  • Julian Budden: Verdi. Leben und Werk. Reclam, Stuttgart 2000, ISBN 3-15-010469-6
  • Ingrid Czaika: Frühe Verdi-Motivik. Charakterisierungsmethoden in den frühen Opern. LIT-Verlag, Münster 2006, ISBN 3-8258-9573-4
  • Markus Engelhardt (Hrsg.): Giuseppe Verdi und seine Zeit. Laaber-Verlag, Laaber 2002, ISBN 3-89007-530-4
  • Barbara Meier: Giuseppe Verdi in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 2002, ISBN 3-499-50593-2
  • Georg Mondwurf: Giuseppe Verdi und die Ästhetik der Befreiung. Lang, Frankfurt/M. 2002, ISBN 3-631-38400-9
  • Christoph Schwandt: Verdi. Eine Biographie. Insel-Verlag, Frankfurt/M. 2001, ISBN 3-458-34396-2

Belletristik

[Bearbeiten] Weblinks


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