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Genre-Theorie

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Die Genre-Theorie stammt aus der antiken Literaturwissenschaft und geht auf Texte von Aristoteles zurück, der erstmals bestehende Schriften in verschiedene Kategorien zu unterteilen versuchte.

Im Deutschen ergibt sich ein Verständnisproblem aus der Tatsache, dass sowohl die Begriffe Genre als auch Gattung verwendet werden, je nach Kontext aber unterschiedliche Bedeutung besitzen. So wird das englische genre im Deutschen zwar mit Gattung übersetzt und vice versa, je nach Kontext und Autor können die beiden Begriffe aber divergierende Bedeutungen annehmen. In der Filmwissenschaft spricht man in der Regel von Genres und meint damit thematisch verbundene Filmgruppen wie Western oder Thriller, in der Literaturwissenschaft ist dagegen meist von Gattungen die Rede. Diese Trennung ist jedoch alles andere als strikt: So ist es es in der deutschsprachigen Filmwissenschaft durchaus üblich, 'grosse' Gruppen wie Spiel- oder Dokumentarfilm als Gattung zu bezeichnen; in der Germanistik wiederum kommt auch der Ausdruck 'Genre' zum Einsatz, meist als Bezeichnung für besonders stark typisierte, kommerziell ausgerichtete Literaturgattungen außerhalb oder am Rande des Literaturkanons. Der Arztroman ist beispielsweise typische Genreliteratur, der Roman wird dagegen als Gattung bezeichnet. Auch hier gilt, dass die Unterscheidung keineswegs überall gemacht wird. Es ist durchaus zulässig, den Kriminalroman als Gattung zu bezeichnen; den Roman mit Genre zu betiteln, ist dagegen unüblich. Im Englischen wiederum besitzt genre eine ähnlich breite Bedeutung wie Gattung im Deutschen; Gothic Novel, romance oder poetry sind genres. Der unterschiedliche Sprachgebrauch führt nicht selten zu Verwirrung; für Englischsprachige stellt die Behauptung, der nonfiction film sei ein genre, kein Problem dar, im deutschsprachigen Kontext führt diese Feststellung dagegen meist zu heftigen Diskussionen, weil Genre hier normalerweise als kleinere Einheit verstanden wird.

[Bearbeiten] Geschichte

Im 19. und 20. Jahrhundert wurde die Theorie wieder verstärkt aufgegriffen und hat sich in verschiedene Richtungen weiterentwickelt, die Schwierigkeit dabei blieb aber immer dieselbe: Wie will man feststellen, zu welchem Genre ein Werk gehört, wenn ein Genre lediglich ein Kanon von Werken ist, die man mehr oder weniger willkürlich festlegen muss, da eine vollständige Beschreibung aller Merkmale eines Genres nicht oder nur aus den Werken selbst hergeleitet werden kann (die ja zu dem Zeitpunkt noch gar nicht zu dem Genre gehören).

Ein Beispiel: Wenn man sagt, Zwölf Uhr Mittags sei ein Western, so sagt man damit, dass der Film gewisse Merkmale, Strukturen oder Handlungsabläufe mit anderen Filmen teilt, die dann ebenfalls Western sein müssen. Das Problem besteht jedoch darin, dass Zwölf Uhr Mittags mit beispielsweise Für eine Handvoll Dollar vermutlich einige Merkmale (Struktur, Handlungen) teilt, andere aber wiederum nicht. Trotzdem könnte man beide Filme als Western bezeichnen. Die glorreichen Sieben ist ein weiterer archetypischer Western, der mit den anderen beiden durchaus Gemeinsamkeiten vorweist, die jedoch deutlich "kleiner" werden. Diesen Vergleichsvorgang kann man beliebig lange fortsetzen, bis irgendwann kein einziges Merkmal mehr übereinstimmt, das tatsächlich in allen "Western" vorkommt. Das Problem ist einfach, dass man nicht sagen kann Wild Wild West sei ein Western, weil er mit Zwölf Uhr Mittags diese oder jene Gemeinsamkeiten habe, weil man dadurch im Grunde willkürlich Zwölf Uhr Mittags zur Messlatte aller Western erhebt. Dies würde jedoch bedeuten, dass jeder Film, der genug Gemeinsamkeiten mit ihm aufweist, automatisch als Western gilt - während alle Filme, die dies nicht tun, automatisch keine Western wären. Letzten Endes wird jeder Film im Vergleich zu anderen Filmen als zum Genre gehörender bezeichnet, es gibt also keine feste Bezugsgröße, da ja die so genannten "Klassiker des Genres" auch nur im Vergleich zu anderen Filmen von irgendjemand einmal als "Western" bezeichnet wurden, auf eine mehr oder weniger zufällige und damit willkürliche Weise.

Was als Schwierigkeit hinzukommt, ist, dass jedes neue Werk in einem Genre natürlich neue Elemente einführt und alte entweder weglässt oder uminterpretiert. Täte es das nicht, wäre es vorhersehbar und klischeehaft, da sein Publikum mit dem Genre-Begriff gewisse Erwartungen verknüpft. Werden sie alle erfüllt, ist das Werk stereotyp, werden alle enttäuscht, dann ist es mehr oder weniger unverständlich.

Ein weiteres Beispiel: Geht das Publikum mit dem Wissen ins Kino, einen Western zu sehen, so wird es eine gewisse Erwartung bezüglich des Inhalts und der Form mitbringen, die durch frühere Filme aufgebaut wurden. Wenn sich zwei Männer auf der Straße gegenüberstehen, wird das Publikum beispielsweise mit einer Schießerei rechnen, bei anderen Handlungsmustern gibt es ähnliche Erwartungen. Werden sie alle erfüllt, ist der Film nach einer statischen Definition zwar ein lupenreiner Western, aber bestimmt kein großer Kassenerfolg, da sich das Publikum irgendwann langweilt.

[Bearbeiten] Abhängigkeit von historischen Prozessen

Wenn ein neues Genre-Werk also unweigerlich neue Elemente einbringen muss, verändert sich die Definition eines Genres im Laufe der Zeit. Genres sind demnach stark historischen Prozessen unterworfen und beziehen sich immer auf bereits vorhandene Werke, neue können sie nicht vollständig beschreiben. In diesen Prozessen spielen auch gesellschaftliche Veränderungen eine wichtige Rolle, da der Konsens über ein Genre letztlich ein gesellschaftlicher Konsens ist.

Wieder ein Beispiel: Lange Zeit wurden in Western-Filmen Indianer nur als primitive Bösewichte gezeigt, die in Massen über harmlose Siedler herfielen und im letzten Moment von der Kavallerie vertrieben wurden (was in Teilen eine Anspielung auf den Kalten Krieg und die damit verbundene "Rote Gefahr" darstellt). Filme wie Little Big Man oder Der mit dem Wolf tanzt änderten in einem neuen gesellschaftlichen Umfeld dieses Bild, und wiesen den Ureinwohnern einen neuen Platz zu.

Verschiedene Parteien tragen also zur Bildung und Weiterentwicklung von Genres bei: Einmal der Produzent und der Autor, der eine bestimmte Sichtweise auf Genre-Strukturen und auf die Reaktion des Publikums hat, zum anderen das Publikum selbst, das eine Vorbildung und damit eine Erwartungshaltung aufgebaut hat und nicht zuletzt die Kritiker, die als Motor der Entwicklung dienen und den analytischen Hintergrund liefern.

Die Genre-Theorie beschäftigt sich mit all diesen Fragen und hat komplexe Erklärungssysteme entworfen, trotzdem bleiben viele Fragen offen, zum Beispiel die nach dem Verhältnis von Autor und Genre.

[Bearbeiten] Siehe auch

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