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Christoph Rihs

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Christoph Rihs (* 1957 in Beirut, Libanon) ist ein schweizerischer Künstler.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Werdegang

Geboren wurde Christoph Rihs im libanesischen Beirut, kam aber als Jugendlicher bereits in die Schweiz nach Biel/Bienne. 1977 machte er dort seine Matura. 1980 bis 1986 studierte er ›Integration Bildende Kunst und Architektur‹ bei Prof. Christian Megert an der Kunstakademie Düsseldorf. 1982 erhielt er ein eidgenössisches Stipendium, 1984 bis 1985 lebte er als Stipendiat am Schweizer Institut in Rom. 1990 erhielt er schließlich ein Arbeitsstipendium des Kunstfonds Bonn.

1990 wurde er an die Kunstakademie Düsseldorf berufen und nahm bis 1993 dort einen Lehrauftrag wahr. 1994 gewann er den 1. Preis beim Wettbewerb zur Gestaltung des Kühlturms 1 am Kraftwerk Meppen. Einen weiteren Lehrauftrag erfüllte er 2001 bis 2002 an der Bauhaus-Universität Weimar. 2003 - 2004 war er Gastprofessor für Freie Kunst, Fakultät Gestaltung, an der Bauhaus-Universität Weimar. Rihs arbeitet und lebt in Weimar und in Bourguignon (Frankreich).

[Bearbeiten] Geometrie, Wahrnehmung, Weltbilder

Mit Beirut, der Schweiz und ihren drei Sprachen, Düsseldorf, Rom und nun Weimar hat Christoph Rihs viele Kulturen erlebt, was ihn zweifellos geprägt hat. Ein weiterer, bereits frühkindlicher, Einfluss, der zu dieser regen Reisetätigkeit passt, ist die Faszination für Landkarten und der von ihnen verkörperten Geometrie, die sich auch in seiner Kunst bemerkbar macht.

So wuchsen anfänglich farbige Linien oder Objekte aus Holzleisten auf Fußböden oder Wänden. In ›Dufourstr.‹ von 1981 arbeitet er mit Kreide, er hält Bewegungsabläufe fest. So entstanden Bilder, »ähnlich denen eines Ballettänzers«, wie Marie-Luise Syring feststellt. Ihrer Meinung nach handelte es sich dabei aber nicht um die ritualisierten, abstrakten Bewegungsmuster eines Tänzers, noch ginge es darum, den Raum an sich zu definieren. Tatsächlich lehnt sie jede psychologisierende Deutung ab, sondern glaubt, der Künstler wolle den mechanischen Sehvorgang darstellen, über den der Geist des Menschen vornehmlich beeinflusst würde.

Somit stellt Christoph Rihs den Betrachter ins Zentrum seines Weltbildes. Dies wird deutlich in seinen Werken ›mondo mio‹ (1984), ›L'enterrement‹ (1989) und ›Weltbilder‹ (1991). Dabei wird die Welt aus den unterschiedlichsten Perspektiven betrachtet.

Rihs arbeitet auch mit dem Medium Video. So laufen in einem Videoband für ein Projekt der RWE im historischen Zeitraffer ›Kathedralen‹ ab: Pyramide, Taj Mahal, Minarett, Pisa, Eiffelturm, Wasserturm, Fernsehturm – Kühlturm. Christoph Rihs' ›Weltbild‹ auf dem 131 Meter hohen Kühlturm 1 des Gaskraftwerks Meppen im Emsland erhielt 1994 den einstimmigen Zuschlag der Jury unter dem Vorsitz von Ulrich Krempel. Für das RWE-Vorstandsmitglied Werner Hlubak lag die Faszination »vor allem« im Hinweis darauf, dass »die Welt Strom braucht, Elektrizität braucht«. Diese Bemerkung brachte Christoph Rihs zum Schmunzeln, und er kommentierte: »[...] daß das Weltbild stark genug ist, etwas anderes hervorzurufen«.

Vergleicht man dieses Rihssche Weltbild mit der verniedlichenden Bemalung des südfranzösischen Kernkraftwerkes Tricastin an der Rhône, so ergeben sich verschiedene künstlerische Ansätze, die sich nicht nur in dem Unterschied zwischen Gas und Atom manifestieren. »Das eine ist der Schaffenstrieb des Menschen«, so Rihs, »das andere ist, was man mit dem, was man getan hat, eigentlich angerichtet hat. Dies korrigierend zu untersuchen, das ist mein Arbeiten.«

[Bearbeiten] Reflexives Tun

»Jeder Künstler«, meint Christoph Rihs, »durchläuft mit jeder Arbeit erneut die Stadien der Suche nach formalem und inhaltlichem Ausdruck.«

Damit deutet er an, dass die Selbstreflektion ein wichtiger Akt beim Schaffen von Kunst sei und schließt sich so implizit der Einschätzung Bazon Brocks an, der sagte: »Wenn ich meinen Verstand benutze, um die Mechanismen aufzuklären, denen ich im Denken, im Sprechen unterliege, dann ist das ein reflexiver Akt. Und das ist in der Kunst immer der Fall gewesen, denken Sie beispielsweise an Maler wie René Magritte, die ihre ganzen Themenœuvres nur aus der Aufklärung über diese reflexiven Mechanismen gewinnen.«

André Lindhorst ist der Meinung, der Mensch von heute habe sich die Erde zum Gegenstand seiner globalen Projektionen gemacht. Die Kunst von Christoph Rihs weise darauf hin wie fragwürdig diese Projektionen seien.

[Bearbeiten] Selbstverständnis

Rihs will sich weder auf ein Thema festlegen lassen, noch auf eine bestimmte Technik oder ein Material. Er selbst formuliert dies so: »Aus Realität und Vorspiegelung, einer Mischung aus beiden, setze ich meine Wirklichkeit zusammen [...] ich finde es eine seltsame Formulierung, wenn ein Künstler sagt, wonach er sucht. Ich kann es nicht. Ganz bestimmte Sachen tauchen bei mir repetetiv auf. Aber formulieren, was das ist, kann ich nicht [...] ich wähle nicht ein Material, weil ich mich damit glücklich fühle, sondern ich gehe damit intuitiv um und frage später nach der Technik.«

Nach eigener Aussage kann er auch den Grund, warum er Kunst macht, nicht präzise definieren. Ganz allgemein gesprochen versuche er Probleme zu lösen. Nach Bazon Brocks Auffassung ist dabei aber die Fragestellung das eigentlich Interessante, da sie trotz ähnlicher Ausgangssituation bei unterschiedlichen Menschen ganz unterschiedliche Lösungsansätze hervorrufe.

[Bearbeiten] Fisch und Schiff

Im Erfurter Dom präsentierte Rihs ein Hybridwesen aus Schiff und Fisch (›Schiff‹, 2000), eine Plastik aus Edelstahl, verstärkt mit Spanten aus Aluminium, das von Bug und Heck ausgehend von einem kreisförmig laufenden 3 mm dicken Stahlseil umspannt wird. Die Beschreibung dazu lautete: »ein technisches Produkt, das eigentlich Fähigkeiten des Fisches aufnimmt, sich in einem Medium zu bewegen, was nicht unseres ist«. Das Werk hing im Chor, an einer Stelle, wo romanische Bausubstanz in gotische übergeht. Dies veranlasste Anne Maier zu der Interpretation, Christoph Rihs wolle so den Übergang von alter zu neuer Kirche thematisieren. Das Schweben des Schiffes stehe für die Vergeistigung der kirchlichen Lehre mit Einsetzen der Gotik.

ICHTHYS ist das griechische Wort für Fisch und gleichzeitig ein Akronym für ›Jesus Christus, Sohn Gottes, Retter‹. Dieser Begriff diente den frühen Christen als Codewort des gegenseitigen Erkennens. Daraus ergibt sich eine Reflexion, über die man zu unterschiedlichen Urteilen kommen kann. Bei Anne Maier ist die Definition so angelegt: »Fisch oder Schiff – Christoph Rihs läßt eine präzise Zuordnung offen, schafft Raum für die Phantasie der Kunst und den Reichtum der religiösen Gedanken.«

[Bearbeiten] Weitere Werke

Sein ›osservatorio romano‹ (1985) könnte sich auf eine gleichnamige astronomische Beobachtungsstation beziehen oder auf Osservatore Romano, die Zeitung des Heiligen Stuhls.

›Seh-Raum‹ von 1983, der auch ›Egoversum‹ tituliert wurde, ist ebenfalls ein Wortspiel.

›Bols‹ präsentierte er 1999 in Meiningen. Modell dafür stand der ›Erdapfel‹, den der Kosmograf Martin Behaim 1492 fertiggestellt hat, der erste erhaltene Globus. Rihs dazu: »›bols‹ sind aufgelöste Darstellungen von Welt, den Blick auf die Natur käfigartig fassend. Wenn von einer Globendarstellung nur die Geometrie übrigbleibt, stellt dies für mich die Reduktion des Konzeptes ›Weltabbild‹ auf den Ursprung und Angelpunkt jedes Denk-Modells dar.«

Mit dem Titel des Werks könnte auch eine Anspielung auf den Aperitif ›Bols-Blau‹ verbunden sein und den veränderten Bewusstseinszustand, der durch den Genuss von Alkohol entstehen kann.

Seit 2002 greift Christoph Rihs die Photographie als Arbeitsmittel wieder auf. In der Folge entstehen panoramatische Arbeiten zusammengesetzt aus bis zu 200 Einzelbildern, die im Computer übereinander gelagert werden.

2006 präsentiert er zum ersten Mal eine grössere Gruppe dieser Arbeiten in Jena (Galerie Jenoptik) und Neuchatel (Musée d'Art et d'Histoire).

[Bearbeiten] Quellen

  • Detlef Bluemler: Poetische Vernunft. In: Künstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 60/2002.

[Bearbeiten] Literatur

  • Liz Bachhuber, Christoph Rihs: As the World Turns. Galerie am Fischmarkt, Erfurt 1998.
  • Christoph Rihs: Erratatanzt! Hatje-Cantz, Ostfildern 1999, ISBN 3775790195
  • Christoph Rihs: Ego ver sum. Tuttlingen o.J. (2003).
  • Christoph Rihs: testimonials, Galerie der Jenoptik, Jena 2006

[Bearbeiten] Weblinks

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