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Butterbrot

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Die Denotation Butterbrot erscheint nach Duden-Definition – die „mit Butter oder Margarine bestrichene Scheibe Brot“ – selbsterklärend. Die Konnotation ist dennoch nicht so eindeutig und nach historischen, landes- und regionalkundlichen Aspekten unterschiedlich.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Herkunft, Abgrenzung und Verbreitung

Wurstbrot = Butterbrot? Landeskundliche und historische Interpretationssache.
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Wurstbrot = Butterbrot? Landeskundliche und historische Interpretationssache.
Butterbrot im engeren Sinne
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Butterbrot im engeren Sinne

Für das klassische Butterbrot kann ein Ursprung im deutschen Kulturkreis angenommen werden. Johann Wolfgang Goethe ließ seinen Werther an seiner Liebe zu Lotte leiden, während er mit ihren Kindern "das Butterbrod und die saure Milch teilte". Über das Aussehen dieses Exemplars erfahren wir nichts. Der Kontext suggeriert eine einfache Abendmahlzeit. Das Banale und Kärgliche des einfachen Butterbrots ist auch in Redensarten wie für ein Butterbrot arbeiten (= unterbezahlt sein) oder etwas für ein Butterbrot zu bekommen (= billig zu erstehen) erhalten.

Nach anderen Wörterbuchdefinitionen kann mit einem Butterbrot auch ein mit Aufschnitt – d. h. mit Wurst oder Käse – belegtes Brot gemeint sein, seltener das zum Frühstück gereichte Marmeladen-Brot. Als Grundlage für das Butterbrot ist in der Regel implizit das Graubrot gemeint; wird ein Brötchen, ein Stück Baguette oder eine Scheibe Toastbrot als Grundlage verwendet, spricht man nicht vom Butterbrot. Deshalb ist auch ein Sandwich kein Butterbrot.

Das de Gruyter-Variantenwörterbuch erwähnt in diesem Zusammenhang auch die Begriffe Bemme (ostdeutsch/sächsisch), Knifte (mittelwestdeutsch), Schnitte (gemeindeutsch) und Stulle (nordostdeutsch/berlinerisch). Im Saarland bezeichnet man das Butterbrot auch als Butterschmier (oder Butterschmeer), die mit Salz, Zucker, Kakao oder Fenner Harz (Zuckerrübensirup) verfeinert gegessen wird. Der Österreicher verwendet es zur Jause bzw. - wie auch der Süddeutsche und Südtiroler - zur Brotzeit.

Die Grenze des Hauptverbreitungsgebiets fällt im Westen und Süden weitgehend mit der germanisch-romanischen Sprachgrenze, in der Schweiz mit dem Röstigraben und der Brünig-Napf-Reuss-Linie zusammen. Die Butterbrot-Kultur ist auf jene geographischen Räume konzentriert, die unter Verwendung von Sauerteig schwerpunktmäßig Graubrot - im Gegensatz zum weiter verbreiteten Fladenbrot oder Baguette - herstellen.

Dazu gehören beispielsweise die Niederländer. Das Lehnwort boterham ist verwandt mit dem ripuarischen botteramm und meint - ebenso wie sein Pendant im Rheinland - ein Brot mit Aufschnitt. Auch der Russe kennt бутерброд als belegtes Brot.

In Ländern, die kein klassisches Butterbrot auf Graubrot-Basis kennen, fallen die Übersetzungen hingegen paraphrasierend aus und denotieren etwas anders. So lässt das französische tartine de beurre wegen seiner semantischen Ähnlichkeit mit tartinette unter Umständen fälschlicherweise an ein Törtchen denken. Die mediterranen Umschreibungen (ital. pane imburrato, span. pan con mantequilla) suggerieren die Vorstellung von Weißbrot, das vor den Hauptmahlzeiten zusammen mit Butter gereicht wird.

Beim dänischen Smørrebrød ist die Etymologie nur scheinbar identisch, die Entstehungsgeschichte im 19. Jahrhundert durch eine pfiffige Kopenhagener Wirtin namens Ida Davidson jedoch eine ganz andere. Der üppige und in fantasievollen Kombinationen gestaltete Belag hat in diesem Fall Vorrang vor der Unterlage, die gleichermaßen helles oder dunkles Brot sein kann.

In der russischen Sprache hat das Wort Butterbrot direkt Eingang gefunden, siehe Deutsche Wörter im Russischen.

[Bearbeiten] Verzehrgewohnheiten

Das deutsche Butterbrot gab und gibt es traditionell zum Frühstück (zum Abbeißen) und zum bürgerlichen Abendbrot (mit Messer und Gabel gegessen). Zudem eignete es sich zusammengeklappt als Proviant für Wanderer und als Pausen-Butterbrot sowohl für die arbeitende Bevölkerung als auch für Schulkinder.

In der Nachkriegszeit erfährt es als so genanntes Hasenbrot einen Bedeutungswandel. Nach dem Zweiten Weltkrieg zu Beginn der 1950er Jahre bekam der Ernährer der Familie (in über 90 % der Fälle der Vater) oft die besten Stücke der rationierten Nahrung - d.h. auch Wurstbrote - als Pausenbrot. Wenn der Vater es nicht gegessen hatte, durften es die Kinder am Abend verspeisen; spannende Geschichten, die bei diesem Ritual aufgetischt wurden, lenkten dabei von der mangelhaften Qualität der abgestandenen Nahrung ab.

[Bearbeiten] Das Butterbrot im Zeitalter der Globalisierung

Butterbrot mit Humor
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Butterbrot mit Humor

Seit der Erfindung des Toastbrots (und des Müslis) wird das Butterbrot immer mehr vom Frühstückstisch verdrängt. Als Zwischenmahlzeit wird es bei Schulkindern mehr und mehr durch Donuts, Hamburger und Pommes Frites ersetzt, bei der arbeitenden Bevölkerung ist ein warmes Mittagessen üblich geworden. Zum familiären Abendessen hat es sich bis zu einem gewissen Grade gehalten.

Zeitgenössische Kochbücher und die Angebote der Catering-Dienste zeugen von einer verfeinerten Kultivierung des belegten Brotes fürs Business-Lunch, auf Partys und Festen. Diese Canapés werden niemals "Butterbrot" genannt.

In der Literatur für Naturkostliebhaber indes wird das klassische Butterbrot - ohne Belag - im 21. Jahrhundert erneut thematisiert unter den Aspekten der Vollwertigkeit des selbstfabrizierten Brotes und der Qualität der Butter artgerecht gehaltener Tiere.

Eine im Internet auftretende Gruppe von Traditionalisten fordert im Zeitalter der Globalisierung den Erhalt der klassischen deutschen Essgewohnheiten (Aktion Rettet das Butterbrot).

Butterbrot heißt auch ein verfilmter Roman von Gabriel Barylli.

[Bearbeiten] Tag des Deutschen Butterbrotes

Seit 1999 erklärt die Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) einen Tag im September, den letzten Freitag des Monates, zum Tag des Deutschen Butterbrotes. Insbesondere Bäckereien machen an diesem Tag mit Werbeaktionen rund um Brot auf sich aufmerksam, auf Bahnhöfen verteilt die CMA Gratis-Butterbrote. Im Jahr 2005 lautete das Motto: "Deutschland macht den Buttertest — weil Geschmack überzeugt".

[Bearbeiten] Murphys Gesetz: Fall des Butterbrots

Nach einem der bekannteren Gesetze von Murphy fällt ein Butterbrot fast immer auf die Butterseite. Dafür gibt es physikalische wie psychologische Erklärungen. Jedenfalls erscheint die Redensart Minister fallen wie die Butterbrote: immer auf die gute Seite schon anfangs des 19. Jahrhunderts.

Diese Problematik wurde auch als Zuschauerfrage in der Sendung mit der Maus bearbeitet, die die Drehung zur Butterseite mit der Verschiebung des Gewichtsmittelpunktes durch den Butterauftrag erklärt. Besonders intensiv wird diese Wirkung beim versuchten Genuss von Marmeladen- oder Honig-Butterbroten.

Jüngere Versuchsreihen bringen das Phänomen mit der Fallhöhe des Butterbrots in Zusammenhang. In der Fernsehserie "Mythbusters" wurden diverse Toastscheiben von einem Tisch runtergeschoben. Hierbei fiel auf, dass die Brote tatsächlich häufiger auf der bestrichenen Seite fielen, da die Brotscheibe im Regelfall eine halbe Drehung vollführen kann.

Wurden die Scheiben hingegen aus der selben Höhe hochkant fallen gelassen, ergab sich ein zu erwartendes 50:50-Verhältnis. Testweise wurden auch Toastscheiben von einem Häuserdach (ca. 8 Meter) aus fallen gelassen. Auch hier ergab sich eine 50:50-Verteilung der aufschlagenden Seiten.

[Bearbeiten] Literatur

  • "Wie mache ich ein Butterbrot?", in: Sebastian Dickhaut: Wie koche ich ...?, München 2006, S. 200
  • Kößling, Elke: Das Buch vom Butterbrot. ISBN 3802515005

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

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