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Auslautverhärtung

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Unter Auslautverhärtung versteht man das Stimmloswerden stimmhafter Obstruenten im Silbenauslaut.

Auslautverhärtung tritt beispielsweise im Deutschen auf (das Wort Rad wird wegen der Auslautverhärtung gleich ausgesprochen wie das Wort Rat), im Polnischen, im Russischen, Türkischen, im Niederländischen oder im Altfranzösischen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Deutsch

Die Auslautverhärtung betrifft im Deutschen folgende Konsonantenphoneme: die Plosive /b d g/, die Frikative /v z ʒ/ sowie die Affrikate //.

Beispiele:

Dabei handelt es sich um eine kontextabhängige Neutralisation einer phonologischen Opposition, denn die Phoneme /b, d, .../ und /p, t, .../ stehen im Deutschen ansonsten in Opposition zueinander, wie sich an Minimalpaaren zeigen lässt:

  • Bulle : Pulle
  • Dorf : Torf
  • geil : Keil
  • weise : weiße
  • Wall : Fall

Weil in den südlichen Varietäten des Deutschen die Lenis-Phoneme /b, d, .../ stimmlos sind, lässt sich die deutsche Auslautverhärtung besser als eine Aufhebung der Opposition zwischen Lenis und Fortis beschreiben als zwischen stimmhaften und stimmlosen Konsonanten.

Die Auslautverhärtung ist im Deutschen eine grundlegende und produktive phonologische Regel, vergleichbar z.B. mit der Aspiration stimmloser Plosive im Deutschen (Pardon! wird z.B. "automatisch" mit behauchtem p gesprochen, auch dann, wenn sonst die französische Aussprache mit Nasalvokal beibehalten wird). Das heißt, dass die Auslautverhärtung (und die partielle regressive Assimilation) selbstverständlich auch für neue Wörter und Phoneme gilt (z.B. bei der Fremdwortintegration: Klub, Grog, jogg!, Trend, Standard, Blues, brav, kurv!, oder bei der Verwendung regionalsprachlicher Wörter im Hochdeutschen: z.B. stow!). Auch wenn neue Obstruenten-Phoneme aus anderen Sprachen ins deutsche Phonemsystem integriert werden, sind sie der Auslautverhärtung (und der partiellen regressiven Assimilation) unterworfen (so beim stimmhaften sch-Laut /ʒ/ und der Affrikate //: orange, orangefarben, manag(e)!, gemanagt, die jedoch in vielen Varietäten der deutschen Standardsprache sowieso immer stimmlos sind).

Die Auslautverhärtung dürfte in der Zeit des Übergangs vom Alt- zum Mittelhochdeutschen eingesetzt haben. Sie ist heute in den meisten deutschen Dialekten anzufinden, mit Ausnahme der hoch- und höchstalemannischen sowie der südbairischen. Im Gebiet der binnenhochdeutschen Konsonantenschwächung verschwindet die Opposition von Fortis und Lenis nicht nur im Auslaut, sondern auch im Anlaut oder in jeder Position.

Die heutige Orthographie des Deutschen spiegelt die Auslautverhärtung nicht wieder (vgl. die Beispiele oben), sie bevorzugt das sogenannte Stammprinzip (ein Wortstamm wird, soweit es geht, immer gleich geschrieben, vgl. auch Rechtschreibreform von 1996). Im Mittelhochdeutschen dagegen war es noch üblich, der Auslautverhärtung in der Schrift Rechnung zu tragen, so finden sich Schreibweisen wie <tac> vs. <tages> ("Tag"), <nît> vs. <nîdes> ("Neid") usw.

Ein vergleichbares Phänomen findet sich synchron im dem Deutschen verwandten Niederländischen, nicht aber im ebenfalls verwandten Englischen. Deutsche Muttersprachler werden deshalb beim Sprechen fremder Sprachen leicht durch ihren dadurch verursachten typisch deutschen Akzent identifiziert, wenn sie also die Auslautverhärtung auch in den Sprachen praktizieren, wo sie nicht vorkommt. Siehe: Muttersprachliche Interferenz.

[Bearbeiten] Altfranzösisch

Im Altfranzösischen existierte eine Auslautverhärtung. Diese ist zum Teil heute noch sichtbar, z. B. in:

  • neuf [nœf] 'neu (m.)' vs. neuve [nœv] 'neu (f.)'; bœuf [bœf] "Rind; Ochse" und nef [nɛf] "Kirchenschiff" aus lat. novum, bovem bzw. navem;
  • nur noch graphisch ist dieselbe Verhärtung auch bei anderen franz. Wörtern auf (heute in der Aussprache verstummtes) -f vorhanden, vgl. clef "Schlüssel"; cerf "Hirsch"; nerf "Nerv" aus lat. clavem, cervum bzw. nervum.
  • grand "groß" (aus lat. grandem) wurde im Altfranzösischen noch <grant> geschrieben, dann aber in der Schrift zu <grand> relatinisiert; die stimmlose Aussprache hat sich bei Zusammensetzungen gehalten, vgl. un grand homme [œ̃ gʀãtɔm] "ein großer Mann" bzw. grand-oncle [gʀãtõkl] "Großonkel".

[Bearbeiten] Türkisch

historisch:

synchron: orthografisch wird die Auslautverhärtung wiedergegeben, z. B.

  • Dativ: kebaba (ins gebratene Fleisch) - Nominativ: kebap;

Die Grundform (Nominativ) ist kepab, bei Anhängen eines Suffixes wird das p erweicht! Es handelt sich also um eine Erweichung, nicht um eine Verhärtung! Gleiches gilt auch für die folgenden Beispiele, selbstverständlich auch in Fremdwörtern: klübe (in den Klub) - klüp (Klub)

  • gidece (er wird gehen) - git (geh')
  • Genitiv: birliğin (der Einheit) - Nominativ: birlik (Einheit)

Jedoch ohne Verhärtung des v [v] zu f oder des z [z] zu s [s]:

  • eve (nach Hause) - ev (Haus)

Kann ja auch nicht, denn die Grundform ist bereits weich. Eine weitere Erweichung ist nicht möglich. Das v wird in beiden Fällen gleich gesprochen, wie ein deutsches w in Wasser.

[Bearbeiten] Literatur

  • Bußmann, Hadumod: Lexikon der Sprachwissenschaft, Stuttgart ³2002.
  • Paul/Schröbler/Wiehl/Grosse: Mittelhochdeutsche Grammatik, 24. Aufl., Tübingen 1998.
  • Duden, Die deutsche Rechtschreibung, 23. Aufl., Mannheim 2004.
  • Duden, Das Aussprachewörterbuch, 4. Aufl., Mannheim 2000.
Andere Sprachen

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