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Walter Dexel

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Dieser Artikel erläutert den Maler, Grafiker und Kunsthistoriker Walter Dexel; zu anderen Bedeutungen siehe Dexel.

Walter Dexel (* 7. Februar 1890 in München, † 9. Juni 1973 in Braunschweig), war ein deutscher Maler, Werbegrafiker, Designer, Verkehrsplaner, Kunsthistoriker und Museumsleiter.

Walter Dexel übernahm 1916 die Ausstellungsleitung des Jenaer Kunstvereins. Frei von jeder Doktrin und mit einem phänomenalen Spürsinn für die treibenden Kräfte in allen Lagern organisierte Dexel Dada-Abende genauso wie Ausstellungen von Expressionisten, Bauhäuslern, Realisten und Konstruktivisten. Im Oktober 1922 forderte Dexel neue Ausstellungsräume für den Kunstverein, auch weil jetzt "Architektur, Raumgestaltung, Kunstgewerbe, vorbildliche industrielle und handwerkliche Erzeugnisse" im Vordergrund des Interesses ständen und Bilderausstellungen nur noch "Teil eines Ganzen" seien. Schließlich erwuchs aus diesen Überlegungen ein gemeinsam mit dem Leiter der Volkshochschule Jena, Adolf Reichwein, entworfener "Plan zur Nutzbarmachung des Kunstvereins für Volksbildungszwecke". Für Dexel hatte sich bestätigt, "daß der Schwerpunkt des Interesses heute nicht mehr dem Bilde an der Wand, sondern der Durchformung unserer Umgebung gehört". Er konzentrierte sich deshalb zunehmend auf "Ausstellungen guter Typographie und Reklame, sachlicher Möbel und Gebrauchsgegenstände, über Wohnung, Siedlung und Städtebau." Die auf rein typografischer Gestaltung beruhenden Reklamearbeiten Dexels – eine angesichts der Besucherzahlen unzweifelhaft notwendige Stärkung der Öffentlichkeitsarbeit – wurden aus der finanziellen Not des Kunstvereins als Selbsthilfe des Geschäftsführers geboren und können als "wegweisende Beispiele für low budget Design" gelten. Für ihn war Konsumentensouveränität, wie sie erst in den 1970er Jahren beim Übergang von der Reklame zum Marketing eine stärkere Rolle zu spielen begann, Konzeptionsvoraussetzung: "Der Mensch von heute hat das Recht zu fordern, daß ihm die Mitteilungen, die er braucht, knapp und klar dargeboten werden und vor allem kann er verlangen, daß ihm die Fülle nicht gewünschter Mitteilung, worunter die Reklame in fast allen ihren Spielarten fallen dürfte, nur ein Mindestmaß von Zeitverlust verursache." Gerade dass Dexel – eigentlich werbungsuntypisch - die Aufmerksamkeit des Adressaten nicht rücksichtslos besetzte, war Voraussetzung für die ästhetische Qualität seiner Reklamearbeiten. Dabei gelang es Dexel, seine "bildimmanente Syntax" aus den Bereichen der Sammler- und Museumskunst in die Funktionsbereiche des urbanen Alltags zu übertragen. Dexels Verständnis von (guter) Werbung war dabei ein durchaus eingeschränktes, für ihn fielen "Typografie" und "Reklame" so gut wie zusammen. Insofern war Reklame für ihn "Gebrauchskunst" ohne alles genialische Künstlertum. Während zeitgenössische Werbepädagogen zu begründen suchten, dass "der große Lärm der Straße, der ständige Wechsel der Passanten in ihrer Eile" zur Folge hat, dass die "intensivere(n) Mittel, um sich zu Gehör zu bringen ... nicht unbedingt in den Grenzen des Geschmacks" zu halten wären, hat sich Dexel auch später für ästhetische Prinzipien in der Alltagsgestaltung eingesetzt - sei es noch nah an der Werbepraxis als Pädagoge in Magdeburg, sei es als Museumsleiter in Braunschweig.

[Bearbeiten] Beleuchtungen

Dexel schuf in den zwanziger Jahren in Jena als einer der ersten Gaslaternen zu Werbezwecken. Formal entwickelte Dexel diese "dreidimensionale(n), beleuchtete(n) Plakate" aus seiner Malerei und Gebrauchsgrafik. 1926 ging Walter Dexel als freiberuflicher Berater für Reklamegestaltung nach Frankfurt am Main. Hauptziel einer von ihm für Frankfurt entworfenen Reklameordnung war die Vereinheitlichung der Fassaden, ein Gleichklang zwischen Reklame und Architektur. In Frankfurt entwarf Dexel 1927/28 außer zahlreichen Transparenten und Reklameuhren auch größere Lichtreklamegestaltungen an Häuserfronten und auf Hausdächern. Hinzu kamen beleuchtete Telefonzellen und Leuchtsäulen für Normaluhren. Dabei setzte sich Dexel - wie mit seiner Apothekenreklame bereits 1926 praktiziert – auch für die umfassende Einführung des Branchenzeichens ein, "das heute zu Unrecht fast völlig ausgestorben ist. ... Der Arzt, die Hebamme, die Autoreparaturwerkstatt, die Autoausfahrt, Postämter, Fernsprechzellen u. v. a. sollten uns durch Zeichen geläufig werden. Im Geschäftsleben haben sich aus der Vergangenheit fast nur die Brezel des Bäckers, das Messingbecken des Frisörs und das Kreuz der Apotheken erhalten.”

[Bearbeiten] Verkehrszeichen

Im September 1925 hatte Dexel den weltweit ersten beleuchteten Richtungsweiser für den Straßenverkehr auf dem Jenaer Holzmarkt entworfen. Hatte Dexel 1925 bei der farblichen Gestaltung der Richtungsweiser für Jena und Umgebung noch experimentiert, so schlug er im Folgejahr vor, "daß man sich von Anfang an für bestimmte Himmelsrichtungen auf bestimmte Farben festlegte, also etwa Norden: weiße Schrift auf schwarzem Grund; Süden: weiße Schrift auf rotem Grund; Osten: schwarze Schrift auf gelbem Grund; Westen: weiße Schrift auf blauem Grund." Zwar berichtet das Jenaer Gas- und Wasserwerk 1925, dass es die Verkehrsleuchten als Reichspatent angemeldet habe, durch die Normierung nach DIN setzten sich jedoch die bis heute bekannten gelben Schilder mit schwarzer Schrift durch. Zudem setzte sich Dexel für eine grafisch und semantisch logische sowie visuell schnell erfassbare Gestaltung der Verkehrszeichen ein. Dexel machte zukunftsweisende Vorschläge zur Strukturierung städtischer Straßennetze: "Bei der wachsenden Bedeutung des Automobils als Reisemittel wären in den Großstädten zu markieren erstens: geeignete Wege von Vororten ins Geschäftszentrum, zweitens: Ausfallstraßen nach den Hauptstrecken, die für Hauptverkehrsrichtungen infrage kommen (diese wären erst in zweiter Linie vielleicht in verkleinertem Maßstabe mit den Namen der Zwischenorte von mehr lokaler Bedeutung zu versehen) und drittens: Straßen, die den Durchgangsreiseverkehr vom Zentrum der Großstadt fernhalten." Die wohl "weltweit ersten beleuchteten, farbigen Glasplastiken, die in Reihen auf dem Markt in Jena aufgestellt als Festdekoration dienten", entwarf Walter Dexel im Jahr 1926. (Matias Mieth)

[Bearbeiten] Weblinks

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