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Thomas Bernhard

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Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht oder unzureichend durch Quellenangaben (Literatur, Webseiten usw.) belegt, wodurch eine Löschung der Passage(n) droht. Wer sagt, dass sein Charakter einerseits düster und andererseits doch wieder fröhlich zu sein scheint. Wer sagt, dass Bernhards Stärke nicht die Zwischentöne sind? ... --Thire 16:32, 23. Nov. 2006 (CET)


Nicolaas Thomas Bernhard (* 9. Februar 1931 in Heerlen, Niederlande; † 12. Februar 1989 in Gmunden, Österreich) war ein österreichischer Schriftsteller. Er zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Autoren der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Thomas Bernhard wurde am 9. Februar 1931 als uneheliches Kind in Heerlen (Niederlande) geboren, wo seine Mutter als Dienstbotin arbeitete. Prägend für seine Entwicklung als Schriftsteller waren einerseits das seit frühester Kindheit, die er z. T. in nationalsozialistischen und katholischen Erziehungsheimen verbrachte, empfundene Gefühl, alleingelassen, ungeliebt, unerwünscht zu sein; andererseits ein schweres Lungenleiden (eine folgenreiche Tuberkulose), mit dem er seit den Kriegstagen zu leben hatte und das ihm stets die Nähe des Todes vor Augen hielt.

Ab Juli 1932 lebte Thomas Bernhard bei seinen Großeltern in Wien. Die Zeit bei seinen Großeltern beschrieb er im Nachhinein als die glücklichste seines Lebens.

Seine Kindheit verbrachte er in Seekirchen am Wallersee und im oberbayerischen Traunstein. Ab 1941 wurde Bernhard nach Konflikten mit der wiederverheirateten Mutter in ein nationalsozialistisches Erziehungsheim im thüringischen Saalfeld geschickt, wo er angeblich traumatische Erfahrungen sammeln musste. Ab 1943 wurde er im NS-Internat Johanneum in Salzburg untergebracht, wo ihm sein Großvater erstmals Violinunterricht zukommen ließ. Nach schweren Bombenangriffen verbrachte Bernhard einige Zeit beim Großvater in Traunstein, noch 1945 kehrte er ins nunmehr katholische Johanneum zurück. 1946 siedelte die ganze Familie von Traunstein in den Salzburger Stadtteil Maxglan über, der Großvater setzte sich trotz ärmlicher Lebensverhältnisse nachhaltig für die künstlerische Ausbildung Bernhards ein.

Im Januar 1949 entstand aus einer nicht ausgeheilten Rippenfellentzündung eine schwere Lungentuberkulose, wegen der Bernhard viel Zeit in Sanatorien verbrachte. Im Februar desselben Jahres verstarb der geliebte Großvater Johannes Freumbichler nach einer ärztlichen Fehldiagnose. Als Heimatschriftsteller erhielt er für seinen Roman Philomena Ellenhub den Österreichischen Staatspreis, obwohl ihm ansonsten wenig Erfolg beschieden war. Seinen leiblichen Vater, der im Jahre 1940 durch eine Gasvergiftung starb, wobei man von Selbstmord ausging, hat Bernhard nie kennengelernt. Seine Mutter starb im Herbst 1950 an Krebs. Bereits 1950 veröffentlichte Bernhard unter einem Pseudonym mehrere Kurzgeschichten - damit begann eine lange schriftstellerische Karriere. Der Tod und die Relativierung aller anderen Werte angesichts der steten Bedrohung durch ihn wurden in den Werken Thomas Bernhards zu einem der wichtigsten Motive. Seine Werke tragen nicht selten so wenig erfreuliche Titel wie In hora mortis, Frost, Die Kälte, Verstörung oder Auslöschung.

1951 lernte er seine lebenslange Begleiterin Hedwig Stavianicek kennen, mit der ihn bis zu deren Tod 1984 eine tiefe Freundschaft verband. Während der 50er Jahre arbeitete er als Journalist (u.a. seit 1952 als freier Mitarbeiter bei der sozialdemokratischen Zeitung Demokratisches Volksblatt), und war als freier Schriftsteller tätig. Im Salzburger Mozarteum nimmt er Musik- und Schauspielunterricht. Bernhard, der in seiner Jugend das Gymnasium abgebrochen hatte, um "entgegengesetzt" eine Lehre in einem Kolonialwarenladen in der Salzburger Armensiedlung zu absolvieren, widmete bald sein ganzes Leben dem Schreiben. In seinen oft verschachtelten Sätzen spürt man die Atemlosigkeit, unter der Bernhard infolge seiner Lungenkrankheit Zeit seines Lebens zu leiden hatte. Seine Erregungen, seine innere Wut, die Ausdruck immer wieder erlittener Verletzungen und Enttäuschungen des jungen Bernhard sind, kommen in den Monologen seiner Theaterfiguren und den Gedanken seiner Ich-Erzähler in den Prosatexten oft zum Vorschein.

Es gab in seinem Leben zwei für ihn "existenzentscheidende" Menschen: Sein Großvater, Johannes Freumbichler, der Heimatschriftsteller, der Thomas Bernhard den Sinn für die Philosophie, für das "Höchste, Allerhöchste" mitgegeben und der ihm Montaigne, Schopenhauer oder Blaise Pascal nähergebracht hat. Zum Zweiten sein "Lebensmensch", die 35 Jahre ältere Hedwig Stavianicek, mit der ihn eine innige Beziehung verband. Ihr Verlust schmerzte ihn sehr, wie er in "Alte Meister" beschreibt. Bernhard betonte stets, wie viel er von der älteren Frau gelernt habe.

Thomas Bernhard, der seine schriftstellerische Laufbahn mit Gedichten begann, fand schließlich seinen unverwechselbaren Stil in der Prosa (in Romanen und kürzeren Prosastücken) sowie im Drama, zunächst schrieb er hingebungsvoll über Leidende, Kranke, Psychopathen und Sterbende.

Seit 1965 lebte Bernhard hauptsächlich in Ohlsdorf, Gemeinde Gmunden (Oberösterreich), wo er einen Vierkanthof kaufte, der ihm vom Realitätenhändler Karl Ignaz Hennetmair vermittelt wurde, der ihm noch weitere Liegenschaften zukommen ließ. Bernhard liebte es, neben der Schreibarbeit ausgedehnte Spaziergänge zu unternehmen, bekannt ist seine Passion für Caféhäuser, die er zwischen Wien und Salzburg reichlich frequentierte und die ihm bald zur "zweiten Wohnstube" wurden. Er beteiligte sich auch rege am kommunalen Leben und unterstützte manche Bürgerinitiative.

Ende November 1988 erlitt Bernhard einen Herzinfarkt, woraufhin ihn sein Halbbruder Peter Fabjan, ein ortsansässiger Arzt, betreute. Am 12. Februar 1989 starb Thomas Bernhard in seiner Gmundner Wohnung an Herzversagen. Noch am 16. Februar wurde er von Tageszeitungen als "erkrankt" gemeldet. Die allgemeine Verwirrung kam auch in einer Fernschreiber-Meldung der österreichischen Presseagentur APA zum Ausdruck.

[Bearbeiten] Charakterbild

Bernhard schreibt vor allem über Einzelgänger, Selbstmörder, Kranke, angeblich Verrückte, Philosophen usw. Die menschliche Existenz ist für ihn sehr eng mit dem Leiden und dem Tod verbunden. Er geht sogar so weit, dass er das eigentliche Wesen der Existenz im Tod sieht: "Wenn wir ein Ziel haben, so scheint mir, ist es der Tod" ("Verstörung"), "Das Aus ist das Ziel" ("Heldenplatz").

Bernhards Charakter scheint einerseits düster und andererseits doch wieder fröhlich zu sein. Er schreibt von dem ständigen Hoffen auf den frühzeitigen Tod und alle seine Werke sind von auffallend vielen Selbstmordgedanken durchzogen. Andererseits erfreut er sich scheinbar an der grotesken Welt und ihren Bewohnern. Möglicherweise erheitert ihn gerade der Anblick der Lächerlichkeit der Menschen und der Gedanke der Lächerlichkeit aller Existenz. Zweifellos war er ein schwieriger Charakter mit vielen seelischen Brüchen, die er meisterhaft in literarischer Form verarbeitete. Im Alltag wirkte er vielmehr bescheiden und zurückhaltend, Zeitgenossen beschrieben ihn als nachdenklich und umgänglich.

Ein Zitat aus "Der Untergeher" kann dies verdeutlichen:

"Tatsächlich konnte ich ja sagen, er war zwar unglücklich in seinem Unglück, aber er wäre noch unglücklicher gewesen, hätte er über Nacht sein Unglück verloren, wäre es ihm von einem Augenblick auf den anderen weggenommen worden, was wiederum ein Beweis dafür wäre, dass er im Grunde gar nicht unglücklich gewesen ist, sondern glücklich und sei es durch und mit seinem Unglück, dachte ich. Viele sind ja, weil sie tief im Unglück stecken, im Grunde glücklich, dachte ich und ich sagte mir, dass Wertheimer wahrscheinlich tatsächlich glücklich gewesen ist, weil er sich seines Unglücks fortwährend bewusst gewesen ist, sich an seinem Unglück erfreuen konnte. Der Gedanke erschien mir auf einmal gar nicht absurd, nämlich zu denken, dass er Angst hatte, dass er sein Unglück verlieren könne aus irgendeinem mir nicht bekannten Grund und deshalb nach Chur und nach Zizers gefahren ist und sich umgebracht hat. Möglicherweise müssen wir davon ausgehen, dass es den so genannten unglücklichen Menschen gar nicht gibt, dachte ich, denn die meisten machen wir ja erst dadurch unglücklich, dass wir ihnen ihr Unglück wegnehmen. Wertheimer hatte Angst, sein Unglück zu verlieren und hat sich aus diesem und keinem anderen Grund umgebracht, dachte ich, durch einen raffinierten Kunstgriff hat er sich der Welt entzogen, sozusagen ein Versprechen eingelöst, an das schon keiner mehr geglaubt hat, dachte ich, genau der Welt entzogen, die ihn wie seine Millionen anderer Leidensgenossen tatsächlich immer nur glücklich machen wollte, was er aber mit der größten Rücksichtslosigkeit gegen sich und gegen alles andere zu verhindern wusste, weil er wie diese anderen auch, sich auf die tödliche Weise, an sein Unglück wie an nichts sonst gewöhnt hatte."

Die Literaturwissenschaft begegnet Bernhard meist mit Hochachtung; sie bestreitet, dass Textpassagen wie die obige als direkte Selbstaussagen des Autors gewertet werden dürfen – gerade Thomas Bernhard habe das fiktionale Sprechen seiner Figuren (sowohl in der Prosa als auch im Drama) virtuos benutzt, um unmittelbare Rückschlüsse auf seine Person in einem vielfältigen Spiel von Brechungen und Stilisierungen bewusst ad absurdum zu führen und zumeist als Kurzschluss zu entlarven. Die um einige seiner Werke entstandenen Skandale seien nicht zuletzt auf solche Irrtümer zurückzuführen (vgl. weiter unten). Unbestritten ist jedoch, dass die meisten seiner Werke selbstreflexive Züge tragen.

[Bearbeiten] Werk

Die typischen Werke Bernhards bestehen zum Großteil oder zur Gänze aus dem Monolog eines Einzelgängers, in dem dieser einem stummen oder beinahe stummen Zuhörer anlässlich einer konkreten – je nach Oeuvre variierenden – Situation seine Sicht der Dinge darlegt. Auch in den Dramen finden wir eine ähnliche Konstellation.

In den Prosawerken erzielt Bernhard eine Distanzierung von den Tiraden des Monologisierenden, indem er sie den stillen Zuhörer sozusagen aus zweiter Hand wiedergeben lässt. Einschaltungen wie "sagte er", "so Reger" etc. sind kennzeichnend für den Stil Bernhards.

Die Monologisierenden sind nicht selten Wissenschaftler, durchweg – um Bernhards eigene Terminologie zu verwenden – "Geistesmenschen", die in langen Schimpftiraden gegen die "stumpfsinnige Masse" Stellung beziehen und mit ihrem scharfen, geradezu (selbst-)zersetzenden Verstand alles angreifen, was dem Österreicher heilig ist: den Staat selbst, den Bernhard gerne als "katholisch-nationalsozialistisch" bezeichnet; anerkannte österreichische Institutionen wie das Wiener Burgtheater, allseits verehrte Künstler etc.

Bernhards Stärke sind nicht die Zwischentöne, die nuancierten Differenzierungen, sondern – im Gegenteil – kategorische Behauptungen, das Absolutsetzen jeder Aussage durch seine Hauptfiguren. Kennzeichnend für die Monologe seiner Protagonisten sind Ausdrücke wie "alle", "nichts", "immer nur", "fortwährend" etc. Von vornherein schalten sie mit Sätzen wie "darüber gibt es doch gar nichts zu diskutieren", "da kann man sagen, was man will" u. ä. jeden möglichen Einwand aus.

Ein besonderes stilistisches Merkmal von Bernhards Prosa ist eine Technik der Steigerung, der Übertreibung, des sich Hineinsteigerns beziehungsweise des sich Versteigens in fixe Ideen, was jeweils sehr kunstvoll durch eine Wiederholungstechnik orchestriert wird, in der zum einen bestimmte Themen, Versatzstücke und abfällige Bezeichnungen mit hoher Frequenz wiederholt (aber immer auch leicht variiert) werden und dabei – gerade wenn der Leser denken mag, das sei nicht mehr möglich – zudem nochmals gesteigert werden. Diese Technik Bernhards erinnert an Kompositionsmethoden der Barockmusik und der seriellen Musik; entsprechende Passagen sind oft komische Höhepunkte der neueren deutschsprachigen Literatur.

Bernhards Texte sollten aber nicht nur als gallige oder komische Ergüsse gegen alles und jeden gelesen werden. Zudem darf man nicht – auch wenn dies mitunter verlockend erscheint – derselben Versuchung wie ein Großteil der mittlerweile äußerst umfangreichen Bernhard-Forschung erliegen und das Bernhardsche Werk allzu biographisch lesen: Zwar gibt es zahlreiche Parallelen zwischen den Protagonisten und Bernhard, doch handelt es sich immer um Rollenprosa. Es geht in den Romanen immer auch um die Tragik, die Vereinsamung, die Selbstzersetzung eines Menschen, der nach Vollkommenheit strebt. Ein immer wiederkehrendes Thema ist die Vollkommenheit der Kunst sowie ihre Unmöglichkeit, da Vollkommenheit den Tod bedeutet.

Dass für den ihm geneigten Leser trotz einiger Voraussetzungen dazu nicht der Eindruck einer billigen Selbsterhöhung eines Größenwahnsinnigen mittels der Erniedrigung aller anderen entsteht, ist einerseits Bernhards sprachlicher Virtuosität, andererseits seinem Humor zu verdanken. Für seine Schriften hat er eine Sprache entwickelt, die gekonnt elegant mit der Wiederholung von Wörtern beziehungsweise Wortgruppen, sowie mit langen, oft kompliziert verschachtelten Sätzen operiert. Bernhards Werke haben eine große melodische Wirkung, weshalb sie sich auch besonders gut zur Rezitation eignen.

Zudem sind seine Werke meist, verglichen mit anderer avantgardistischer Literatur, gut verständlich, da Bernhard philosophischen Ergüssen stets alltägliche, oft geradezu banale Betrachtungen gegenüberstellt, wodurch er ihnen – und gleichzeitig den Sprechern, die sie hervorbringen – ihren allzu großen Ernst nimmt.

In seinen Werken lässt sich Bernhard immer wieder über die "bessere Gesellschaft" Wiens und Salzburgs aus, die er oft mit ätzender und schmähvoller Kritik überzieht. Österreich beschrieb er gern als Land der Spießer, wobei er die Verhältnisse in finstersten Tönen schilderte. Dabei trägt er seine Kritik in stets wiederkehrenden Monologen vor, was auf viele besonders verächtlich wirkt. Viele Personen des öffentlichen Lebens, aber auch zahlreiche Bekannte Bernhards, fühlten sich parodiert oder verunglimpft. All dies bewirkte, dass viele seiner Veröffentlichungen und Theaterpremieren Skandale und Tumulte auslösten.

[Bearbeiten] Wirkung

Bernhard provozierte vor allem in seiner österreichischen Heimat immer wieder heftige Kritik, viele seiner Aufführungen werden von publikumswirksamen Skandalen überschattet, die Politik, Boulevardpresse und Kunstbetrieb gleichermaßen in Atem hielten. Durch seine oft düsteren und klischeetriefenden Texte löste Bernhard in schöner Regelmäßigkeit kontroversielle Debatten aus, Kronen-Zeitung und populistisch agierende Politiker forderten lauthals Aufführungsverbote und Ausbürgerung Bernhards - der pauschale Vorwurf des "Vaterlandsverräters" und "Nestbeschmutzers" war schnell zur Hand. All dies geschieht in einer Zeit, in der der kometenhafte Aufstieg der rechtsgerichteten FPÖ die politische Sprache radikalisiert und die öffentliche Diskussion polarisiert. Bernhard und sein Intendant Peymann waren vielgehätschelte Feindbilder der FPÖ um Jörg Haider und mit ihnen sympathisierender Medien und Journalisten. Chauvinistische, kleinbürgerliche Geister erhitzen sich an der wenig konfliktscheuen und leicht narzisstischen Persönlichkeit Bernhards, der nicht davor zurückscheut seine literarisch eingekleideten Pauschalvorwürfe öffentlich zu wiederholen. Oft gefällt sich Bernhard in der Rolle des Märtyrers, des unverstandenen Menschen, was wohl aus seiner teils schmerzhaften Biographie heraus erklärt werden muss. Künstler fordern allerorten "Freiheit für die Kunst" und stärken Bernhard demonstrativ den Rücken. Nicht zuletzt steigerte die öffentliche Entrüstung den Buchabsatz Bernhards ganz erheblich, durch die täglichen Schlagzeilen wurde er schnell bekannt.

"Es ist alles lächerlich, wenn man an den Tod denkt", sagte er 1968 anlässlich der Verleihung des Kleinen Österreichischen Staatspreises, bei dem er einen der vielen Skandale auslöste, die auch einen Teil seines Ruhmes ausmachen. 1972 kam es bei der Uraufführung seines Stückes Der Ignorant und der Wahnsinnige im Rahmen der Salzburger Festspiele zum Bruch mit der Festspielleitung, weil Bernhard für die Aufführung absolute Dunkelheit verlangte und selbst die Löschung des Notlichts verlangte. Die feuerpolizeilichen Bestimmungen ließen dies jedoch nicht zu, was Bernhard nicht zu vermitteln war. Im September 1985 musste er sich anlässlich der Uraufführung des Schauspiels Der Theatermacher (zu dessen Hauptmotiven das Löschen das Notlichts zählt) bei den Salzburger Festspielen vom damaligen Finanzminister Franz Vranitzky in Anspielung auf die Kultursubventionierung vorwerfen lassen, "sich unter Einstreichung guter Steuerschillinge die eigene Verklemmung über dieses Land vom Leib zu schreiben". Die Skandale mit der größten Publikumswirksamkeit waren jener um seinen Roman Holzfällen, der wegen einer Ehrenbeleidigungsklage durch den ehemaligen Freund und Komponisten Gerhard Lampersberg gegen Bernhard längere Zeit nicht erscheinen durfte, sowie jener um das Drama Heldenplatz, gegen dessen Aufführung vor allem konservative Kreise wetterten, weil es angeblich das Ansehen Österreichs beschmutze. Allerdings sprachen sich auch sozialdemokratische Politiker, etwa der ehemalige österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky – via "Neue Kronen Zeitung" – gegen das Stück aus. In Heldenplatz spricht Professor Liebig, einer der Protagonisten, hämisch von einem Kanzler, der gemeint habe, wer Visionen habe, benötige einen Arzt. Dieser Ausspruch wurde mit dem damals amtierenden Kanzler Franz Vranitzky in Zusammenhang gebracht. Allerdings wurde derselbe Ausspruch in der Bundesrepublik Deutschland auf den Ex-Kanzler Helmut Schmidt zurückgeführt und auch später gerne zitiert. Während der ersten Aufführungen im Burgtheater kam es wiederholt zu Störungen, etwa wurden Transparente gegen das Stück an den Rängen angebracht. Bei der Uraufführung ereigneten sich auch Protestaktionen vor dem Burgtheater, wobei u. a. eine Ladung Jauche vor dem Gebäude verteilt wurde. Weitere Aufführungen fanden unter Polizeischutz statt.

Ein letztes Mal sorgte Bernhard noch nach seinem Tod im Februar 1989 mit seinem Testament für Aufregung, in dem er allgemeines Aufführungs- und Publikationsverbot eines jeglichen seiner Werke innerhalb der Grenzen Österreichs verfügt hatte. Jedoch erlaubte der Erbe Ausnahmen, so dass ab 1999 Neuinszenierungen von Bernhards Dramen möglich wurden. Zuvor war schon die weitere Aufführung bereits im Spielplan befindlicher Bernhard-Inszenierungen gestattet worden, was vor allem dem Wiener Burgtheater unter seinem damaligen Direktor und Freund Claus Peymann, das zum Zeitpunkt von Bernhards Tod (1989) vier Bernhard-Stücke im Repertoire hatte, zugute kam. Die meisten Stücke Thomas Bernhards wurden unter der Regie Peymanns uraufgeführt, zwischen dem Theatermann und dem Autor bestand zeitlebens eine spannungsvolle Freundschaft. Als absehbar wurde, dass Bernhards Universalerbe, sein Halbbruder Dr. Peter Fabjan, bereit war, sich über die Gründung einer Stiftung zu einer Lockerung der testamentarischen Verfügungen zu verstehen, hat sich auch Claus Peymann dafür eingesetzt, Aufführungen von Bernhards Stücken in Österreich wieder zuzulassen.

Bernhard wurde auf eigenen Wunsch im Grab seines "Lebensmenschen" Hedwig Stavianicek auf dem Grinzinger Friedhof (Grabnummer 21-6-1) in Döbling, dem 19. Wiener Gemeindebezirk, wunschgemäß im Kreis der engsten Angehörigen beigesetzt. Die Öffentlichkeit erfuhr erst nach der Beerdigung von seinem Tod. Stavianicek hatte er als junger Mann in einer Lungenheilstätte kennengelernt. Die "Tante" wurde für ihn zum Mutterersatz, führte ihn in die Wiener Gesellschaft ein und unternahm mit ihm erste Reisen. Ihren Tod verarbeitete er in dem Band Alte Meister als den Tod der Frau des Protagonisten.

Unter dem Einfluss der Arbeit Bernhards stehen und standen viele deutschsprachige Literaten und Künstler. Einer der wenigen bekennenden Bernhard-Fans war der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch, der Ende der 1970er Jahre seine Alter Ego-Figur 'Hagenbuch' ganz offen auf Bernhards Kunst, Figuren in verschachtelten Gedankensprüngen erzählen zu lassen, begründete. Ebenso stellt neben den sehr intensiv dargebotenen Bühnenfiguren, den Themen, der Gedankenführung und Sprache des Kabarettisten Georg Schramm schon der Titel seines seit 2005 aufgeführten Programmes Thomas Bernhard hätte geschossen den direkten Bezug zu Bernhards Werk her.

[Bearbeiten] Werke

Die Jahre 1957 bis 1979 Die Jahre 1980 bis 1989
  • Die Billigesser. 1980
  • Die Kälte. Eine Isolation. 1981
  • Ave Vergil. 1981
  • Über allen Gipfeln ist Ruh. 1981 (Uraufführung Schauspielhaus Bochum, Regie Alfred Kirchner; u.a. mit Traugott Buhre)
  • Am Ziel. 1981 (Uraufführung bei den Salzburger Festspielen, Regie Peymann, Bühnenbild Herrmann; u.a. mit Marianne Hoppe)
  • Ein Kind. 1982
  • Beton. 1982
  • Wittgensteins Neffe. 1982
  • Der Untergeher. 1983
  • Der Schein trügt. 1983 (Uraufführung am Schauspielhaus Bochum, Regie Peymann, Bühne Erich Wonder; u.a. mit Bernhard Minettti)
  • Holzfällen. Eine Erregung. 1984
  • Der Theatermacher. 1984 (Uraufführung bei den Salzburger Festspielen 1985, Regie Peymann, Bühnenbild Herrmann; mit Traugott Buhre, Hugo Lindinger, Kirsten Dene, Martin Schwab, Josefin Platt; später in der selben Inszenierung und Besetzung am Schauspielhaus Bochum, Burgtheater 1986; nach Lindingers Tod mit Sepp Bierbichler als Wirt)
  • Ritter, Dene, Voss. 1984 (Uraufführung bei den Salzburger Festspielen 1986, Regie Peymann, Bühne Herrmann; mit Ilse Ritter, Kirsten Dene, Gert Voss; später in der selben Inszenierung und Besetzung Akademietheater 1986, Berliner Ensemble 2004)
  • Alte Meister. 1985
  • Auslöschung. Ein Zerfall. 1986
  • Einfach kompliziert. 1986 (Uraufführung am Schillertheater Berlin; mit Bernhard Minetti; später in derselben Inszenierung am Akademietheater)
  • Elisabeth II. 1987 (Uraufführung am Schillertheater; u.a. mit Kurt Meisel)
  • Heldenplatz. 1988 (Uraufführung am Burgtheater, Regie Peymann, Bühnenbild Herrmann; u.a. mit Wolfgang Gasser, Kirsten Dene, Elisabeth Rath, Marianne Hoppe)
  • Der deutsche Mittagstisch. Dramolette. 1988
  • In der Höhe. Rettungsversuch, Unsinn. 1989 erschienen; 1959 geschrieben (Teil des unveröffentlichten Romans Schwarzach St. Veit)
  • Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen. Drei Dramolette. 1990
  • Ereignisse. 1991
  • Thomas Bernhard – Karl Ignaz Hennetmair. Ein Briefwechsel 1965-1974. 1994

[Bearbeiten] Sonstiges

Das allerletzte Schriftstück, welches von Thomas Bernhard kurz vor seinem Tod verfaßt worden war, ist der Gmundner Straßenbahn gewidmet: In einem sehr engagierten Leserbrief an die Salzkammergut-Zeitung, sprach er sich vehement gegen die bevorstehende Einstellung der Straßenbahn aus. (1989)

[Bearbeiten] Auszeichnungen

(1) 1968: Unterrichtsminister Theodor Piffl-Percevic missversteht die Dankesrede zum Förderungspreis für Literatur 1967 (am 4. März) als Beleidigung Österreichs, woraufhin der Festakt zur Verleihung des Anton-Wildgans-Preises der österreichischen Industrie (am 21. März) abgesagt wird. Dieses Ereignis verarbeitet Bernhard in Wittgensteins Neffe.

[Bearbeiten] Literatur

  • Thomas Bernhard – Eine Begegnung. Gespräche mit Krista Fleischmann, Wien 1991. ISBN 3-7046-0184-5
Dies ist das Begleitbuch zu den beiden Videokassetten:
  • Thomas Bernhard – Eine Herausforderung. Monologe auf Mallorca 1981 Videokassette. ISBN 3-7046-0188-8
  • Thomas Bernhard – Ein Widerspruch. "Die Ursache bin ich selbst" (Madrid 1986) Videokassette. ISBN 3-7046-0223-X
  • Ria Endres: Am Ende angekommen – Dargestellt am wahnhaften Dunkel der Männerporträts des Thomas Bernhard, Frankfurt/Main (S.Fischer)1980. ISBN 3-596-22311-3
  • Thomas Bernhard: Ein Lesebuch. Hrsg. v. Raimund Fellinger. Frankfurt/Main (Suhrkamp)1993. ISBN 3-518-38658-1
  • Jens Dittmar (Hrsg.): Thomas Bernhard. Werkgeschichte. 2. A., Frankfurt/Main (Suhrkamp)1990. ISBN 3-518-38502-X
  • Sepp Dreissinger (Hrsg.): Thomas Bernhard. Portraits. Bilder & Texte. Weitra (Bibliothek der Provinz)1991. ISBN 3-900878-63-3
  • Joachim Hoell: dtv: portrait. Thomas Bernhard, München (dtv) 2000, 2. Aufl. 2003, ISBN 3-423-31041-3
  • Hans Höller: Thomas Bernhard, Reinbek bei Hamburg 1993. ISBN 3-4995-0504-5
  • Hans Höller und Irene Heidelberger-Leonard (Hrsg.): Antiautobiografie – Zu Thomas Bernhards 'Auslöschung', Frankfurt/Main (Suhrkamp)1995. ISBN 3-518-38988-2
  • Michael Grabher, Der Protagonist im Erzählwerk Thomas Bernhards. Hamburg (Kovac) 2004. ISBN 3-8300-1408-2
  • Karl Ignaz Hennetmair: Ein Jahr mit Thomas Bernhard. Das versiegelte Tagebuch 1972. München (Goldmann) 2003. ISBN 3-442-72989-0
  • Kurt Hofmann: Aus Gesprächen mit Thomas Bernhard, Mit Photographien von Sepp Dreissinger und Emil Fabjan und Vorbemerkung des Verlags, Wien 1988. ISBN 3-85409-119-2
  • Martin Huber / Manfred Mittermayer / Peter Karlhuber (Hrsg.): Thomas Bernhard und seine Lebensmenschen (Johannes Freumbichler und Hedwig Stavianicek). Der Nachlaß, Das Buch erschien als Sonderband in der Reihe 'Literatur im StifterHaus' anlässlich der titelgebenden Ausstellung, Wien Linz 2001. ISBN 3-900424-25-X
  • Louis Huguet: Chronologie. Johannes Freumbichler – Thomas Bernhard, Genealogie Thomas Bernhards, übersetzt und redigiert von Renate Langer, Weitra (Bibliothek der Provinz) o.J. ISBN 3-85252-066-5
  • Andreas Maier: Die Verführung. Thomas Bernhards Prosa, Göttingen 2004, ISBN 3892448590
  • Johann Maxwald: Thomas Bernhard. Mein eigentümlicher Nachbar, Münster 2005, ISBN 3-00-015623-2
  • Manfred Mittermayer (Hrsg.): Thomas Bernhard – Johannes Freumbichler – Hedwig Stavianicek. Bilder, Dokumente, Essays, Die Rampe Extra Linz o.J. ISBN 3-85320-995-5
  • Manfred Mittermayer: Thomas Bernhard. Leben Werk Wirkung, Frankfurt a. Main 2006, ISBN 3-518-18211-0
  • André Müller: "Im Gespräch mit Thomas Bernhard", Weitra, Bibliothek der Provinz, 1992, ISBN 3-900878-64-1, auch in: "Über die Fragen hinaus", dtv, München, 1998, ISBN 3-423-12590-X
  • Alfred Pfabigan: Thomas Bernhard. Ein österreichisches Weltexperiment. Wien (Zsolnay) 1999. ISBN 3-552-04921-5
  • Wieland Schmied/Erika Schmied: Thomas Bernhards Häuser. Salzburg und Wien (Residenz) 1995. ISBN 3-7017-0952-1
  • Eckhart Nickel: "Flaneur - Die Ermöglichung der Lebenskunst im Spätwerk Thomas Bernhards". Heidelberg 1997. ISBN 3925678727
  • Werner Wögerbauer: »Leute, die ein Gespräch führen wollen, sind mir sowieso schon verdächtig« – Ein Gespräch mit Thomas Bernhard. Kultur & Gespenster, Heft Nr. 2, Oktober/November/Dezember 2006, Seiten 176 ff, Textem-Verlag.
  • Jan Süselbeck: Das Gelächter der Atheisten. Zeitkritik bei Arno Schmidt und Thomas Bernhard. Frankfurt am Main und Basel: Stroemfeld Verlag, 2006.
  • Martina Ochs: "Eine Arbeit über meinen Stil / sehr interessant - Zum Sprechverhalten in Thomas Bernhards Theaterstücken". Frankfurt am Main u.a.: Peter Lang, 2006, ISBN 978-3-631-55805-8

[Bearbeiten] Weblinks

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