Stammbaum Jesu
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Einen Stammbaum Jesu überliefert das Neue Testament der Bibel in zwei Versionen. Beide wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit von den Autoren der Evangelien selbst verfasst und repräsentieren deren theologische Aussageabsichten. Sie geben spezifische Antworten auf Fragen ihrer Leser, woher Jesus von Nazaret kam.
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[Bearbeiten] Gemeinsamkeiten
Die gemeinsame Absicht der Stammbäume ist, Jesus als von Gott selbst vorherbestimmten, voll erbberechtigten Angehörigen des ersterwählten Gottesvolks Israel, Zielpunkt der ganzen biblischen Heilsgeschichte Israels und einzig möglichen Anwärter auf die Messiaswürde zu verkünden. Dazu zählen beide Versionen die Abstammungslinie der Väter als ununterbrochene chronologische Generationenfolge auf.
Die Hauptstationen der Stammlinie unterstreichen beide Evangelisten durch eine Zahlensymbolik, bei der die Zahl Sieben und ihre Vielfachen zentrale Bedeutung haben. Diese Zahl gilt im religiösen Judentum als Ausdruck höchster Vollkommenheit (vgl. die Menora, die Schöpfungsgeschichte Gen 1 usw.): Denn die Sieben setzt sich aus der Dreizahl als Abbild Gottes (vgl. christliche Trinität) und der Vierzahl als Symbol für den geordneten Kosmos (vgl. die vier Himmelsrichtungen, Jahreszeiten usw.) zusammen, ohne dazu nochmals teilbar zu sein. Sie ist als siebentägige Woche auch Gliederungsprinzip der erfahrbaren Zeit.
[Bearbeiten] Unterschiede
Vor dem Hintergrund der Gemeinsamkeiten fallen die Unterschiede der beiden Stammbäume Jesu im NT umso mehr ins Auge:
Matthäus stellt seinen Stammbaum ganz an den Anfang seines Evangeliums (Mt 1,1-17). Er hebt bereits im ersten Vers die wichtigsten Vorfahren Jesu hervor: David, den ersten König Gesamtisraels und Empfänger der Messias-Verheißung, und Abraham, den Stammvater aller Israeliten, dem die künftige Segensverheißung für alle Völker der Erde gegeben wurde (Gen 12,3). Mit ihm beginnt sein Stammbaum. Er unterteilt die gesamte Abfolge in drei mal 14 Glieder, wobei die erste Reihe mit David endet. Er folgt der formelhaften Sprache biblischer Genealogien, die vom Stammvater aus jeweils den Vater als Zeuger seines ältesten bzw. erbberechtigten Sohnes zuerst nennen, also jeden Namen doppeln:
- Abraham zeugte Isaak. Isaak zeugte Jakob. ... usw.
Aber er erwähnt auch einige der Mütter in Jesu Stammlinie: auffällig gerade dort, wo die gewöhnliche Erbfolge des erstgeborenen Sohnes in der Geschichte Israels unterbrochen wurde. Alle vier ausdrücklich genannten Frauen, Tamar, Rahab, Ruth und Bathseba, zeigen in den entsprechenden alttestamentlichen Berichten nach damaligen menschlichen Maßstäben anstößige Merkmale wie heidnische Herkunft, Eigenwilligkeit, Prostitution, Ehebruch, fanden aber dennoch offenbar Annahme vor Gott.
Für Matthäus steht damit die Relation Jesu auf die Erwählung Israels im Vordergrund. Der Messias ist für ihn derjenige „echte“ Jude, der einlöst und hält, was ganz Israel von Beginn an versprochen wurde: auch und gerade, wo diese Erfüllung der Verheißungen in Frage gestellt zu sein schien oder der begrenzten menschlichen Erwartungshaltung widersprach.
Im Lukasevangelium folgt der Stammbaum auf Geburtsgeschichte und die Taufe Jesu (Lk 3,23-38). Er leitet hier das Auftreten des erwachsenen Jesus ein, der bereits zum Sohn Gottes erwählt worden ist. Der folgende Eingangsvers betont, dass der von einer Jungfrau geborene Retter der ganzen Welt für einen „Sohn Josephs“ gehalten wurde. Lukas zählt Jesu Generationen, ähnlich wie in römischen Genealogien, rückwärts auf, nennt also die Söhne zuerst, ohne die Väter doppelt zu nennen:
- ... der wurde gehalten für den Sohn des Joseph, der war der Sohn des Eli, ...
Auch er hebt bestimmte Stationen der Stammlinie Jesu indirekt hervor: Er zählt von Jesus bis zu David 42 (6 mal 7) Generationen, dann nochmals 14 Glieder zusätzlich bis zu Abraham und - über Matthäus hinaus - weitere 21 Vorväter Jesu bis zu Gott auf. So unterstreicht er mit der Gesamtzahl von 77 Generationen die Bedeutung dieses wahren Juden, der zugleich wahrer Mensch ist und gesandt wurde, allen Nachkommen Adams Vergebung ihrer Sünden anzubieten.
Die Abfolge von David bis zu Joseph unterscheidet sich zwischen beiden Stammbäumen stark: Lukas führt den Stammbaum nicht wie Matthäus auf die königliche Hauptlinie Salomos zurück, sondern auf die Seitenlinie Natans, eines anderen Sohnes von David. Der Evangelist nennt zudem zwischen David und Abraham eine Generation mehr und schreibt auch einige der Namen anders. Auffällig sind auch Wiederholungen nur geringfügig verschiedener Namen wie „Mattathias“, „Matthat“ oder „Mattatha“, aber auch „Josef“, „Josech“, „Jesus“, „Jakob“ sowie die Reihung „Levi, Simeon, Juda, Joseph“, die fast wie eine Aufzählung einiger Söhne des Erzvaters Jakobs wirkt, obwohl dieser erst später in der Reihe folgt.
Die Herkunft der Unterschiede lässt sich heute kaum noch aufklären; jedenfalls stehen hinter den Stammbaum-Versionen recht verschiedene jüdische und hellenistische Traditionen. In der Kirchengeschichte gab es viele Versuche, beide Stammbäume zu harmonisieren. So wurde etwa Eli zum Adoptivvater des Josef erklärt und Jakob zu dessen leiblichen Vater, oder einer der Stammbäume wurde - gegen die Textaussage - als Stammbaum der Maria gedeutet. Eine schlüssige Harmonisierung ist aber weder möglich noch nötig. Entsprechend ließ Tatian in seiner nicht erhaltenen Evangelienharmonie „Diatessaron“ nach Berichten anderer Kirchenväter beide Stammbäume als einzige Passagen der vier Evangelien komplett fort.
Wichtig ist dem neutestamentlichen Zeugnis von Jesu Herkunft der Grundfakt als solcher, dass er von Gott aus seinem erwählten Volk kommen sollte, um dieses Volk und alle Völker zu erretten. Darum ordnen beide Stammbäume Jesus völlig in die vom Geist Gottes gelenkte Verheißungsgeschichte Israels ein.
[Bearbeiten] Die Generationenfolge bei Matthäus
[Bearbeiten] Von Abraham bis zu David
- Abraham
- Isaak
- Jakob
- Juda und seine Brüder
- Perez
- Hezron
- Ram
- Amminadab
- Nachschon
- Salmon
- Boas
- Obed
- Isai
- David
[Bearbeiten] Von Salomo bis zur Babylonischen Gefangenschaft
- Salomo
- Rehabeam
- Abija
- Asa
- Joschafat
- Joram
- Usija
- Jotam
- Ahas
- Hiskia
- Manasse
- Amon
- Josia
- Jojachin und seine Brüder
[Bearbeiten] Vom Babylonischen Exil bis zu Jesus
- Jojachin
- Schealtiel
- Serubbabel
- Abihud
- Eljakim
- Asor
- Zadok
- Achim
- Eliud
- Elearsar
- Mattan
- Jakob
- Josef
- Jesus
[Bearbeiten] Die Generationenfolge bei Lukas
Jesus:
- Josef
- Eli
- Matthat
- Levi
- Melchi
- Jannai
- Josef
- Mattathias
- Amos
- Nahum
- Esli
- Naggai
- Maath
- Mattathias
- Simei
- Josech
- Joda
- Johanan
- Resa
- Serubabel
- Sealthiel
- Neri
- Melchi
- Addi
- Kosam
- Elmadam
- Er
- Jesus
- Elieser
- Jorim
- Matthat
- Levi
- Simeon
- Juda
- Joseph
- Jonam
- Eljakim
- Meleas
- Menna
- Mattatha
- Nathan
- David
- Jesse
- Obed
- Boa
- Salma
- Nachschon
- Amminadab
- Admin
- Arni
- Hezron
- Perez
- Juda
- Jakob
- Isaak
- Abraham
- Tharah
- Nahor
- Serug
- Regu
- Peleg
- Eber
- Schelach
- Kenan
- Arpachschad
- Sem
- Noah
- Lamech
- Methuschelach
- Henoch
- Jared
- Mahalalel
- Kenan
- Enosch
- Set
- Adam
- Gott.