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Sprachphilosophie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Sprachphilosophie ist die Disziplin der Philosophie, die sich mit dem Zusammenhang von Sprache, Bewusstsein und Realität beschäftigt. Damit ergeben sich zwei Untersuchungsfelder: die Beziehung zwischen Sprache und Realität und die Beziehung zwischen Sprache und Bewusstsein. Die Sprachphilosophie steht somit in engem Zusammenhang mit den benachbarten Gebieten der Erkenntnistheorie und der Philosophie des Geistes.

Die Sprachphilosophie ist nicht Sprachanalyse. Sprachanalyse (Begriffsanalyse) ist eine seit Sokrates bekannte philosophische Methode, die in den verschiedensten Disziplinen der Philosophie Anwendung findet. In der Sprachphilosophie wird sie insbesondere zur Analyse von denjenigen Begriffen eingesetzt, mit denen die Sprache beschrieben wird, zum Beispiel für die Analyse der Begriffe Bedeutung, Sinn und Begriff.

Die Sprachphilosophie ist auch ein Teilgebiet der Sprachwissenschaft. Sie ist weder Allgemeine Linguistik, deren Methoden weitgehend empirisch sind, noch Semiotik, die Lehre der Zeichen und Zeichensysteme.

Es lassen sich in der Sprachphilosophie grundsätzlich zwei Zugänge zur Sprache unterscheiden, die Philosophie der idealen Sprache (Ideal Language Philosophy) und die Philosophie der normalen Sprache (Ordinary Language Philosophy). Obwohl historisch gesehen gegensätzlich, lassen sich die beiden Zugänge und deren Erkenntnisse auf die eine oder andere Art miteinander verbinden.


Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Zugänge zur Sprache

[Bearbeiten] Philosophie der idealen Sprache

Hauptartikel: Philosophie der idealen Sprache

Die Philosophie der idealen Sprache betrachtet die normalen Sprachen als defizitär, da diese aufgrund verschiedener Ungenauigkeiten nicht den strengen Ansprüchen der Logik genügen würden. Ziel dieses Zugangs ist die Revidierung oder gar Ersetzung der natürlichen Sprachen für Zwecke der Wissenschaften durch eine ideale, formale Sprache.

Das Projekt hat sich als schwierig in der Umsetzung erwiesen. Das grundsätzliche Problem ist, dass jede Sprache, auch eine formale Sprache, interpretiert werden muss, und die Sprache der Interpretation in der Regel unsere normale Sprache ist. Dennoch hat sich diese Zugangsweise als sehr fruchtbar erwiesen, denn dank der Erforschung von logischen und begrifflichen Zusammenhängen wurden wichtige Erkenntnisse über den Aufbau einer formalen Sprache gemacht.

Als Begründer der Philosophie der idealen Sprache gilt der Mathematiker, Logiker und Sprachphilosoph Gottlob Frege, der dieses Projekt in seiner Begriffsschrift verwirklichen wollte. Weitere wichtige Vertreter sind Bertrand Russell, der zusammen mit Alfred North Whitehead die Principia Mathematica verfasste, Ludwig Wittgenstein in seinen frühen Jahren, d.h als Verfasser des Tractatus Logico-Philosophicus, weiter Rudolf Carnap sowie Wilhelm Kamlah und Paul Lorenzen, die Begründer des Erlanger Konstruktivismus.

[Bearbeiten] Philosophie der normalen Sprache

Hauptartikel: Philosophie der normalen Sprache

Die Philosophie der normalen Sprache betrachtet die normale Sprache nicht als defizitär, sondern als völlig brauchbar für den Zweck, für den sie eingesetzt wird, nämlich zur Kommunikation im sozialen Umfeld. Die Aufgabe der Sprachphilosophie ist es nicht, die normale Sprache zu revidieren oder zu ersetzen, sondern durch das Ausweisen von begrifflichen Zusammenhängen zu beschreiben.

Damit ergibt sich jedoch auch sogleich das Problem dieses Ansatzes: Wenn die Aufgabe der Sprachphilosophie lediglich in einer Beschreibung der Sprache besteht, so verliert die Sprachphilosophie jegliche erklärende Funktion. Da man dann zwischen einem Mystizismus der Sprache – die Sprache lässt sich gar nicht erklären – und eine szientistischen Auffassung – die Sprache lässt sich vollständig durch die Naturwissenschaften erklären – entscheiden müsste, erscheint dieser Ansatz wenig plausibel. Dennoch hat auch dieser Ansatz seine Fruchtbarkeit erwiesen: er hat zur Entwicklung der Sprechakttheorie beigetragen, der zu einem wichtigen Bestandteil der linguistischen Pragmatik geworden ist.

Als Begründer der Philosophie der normalen Sprache gilt Ludwig Wittgenstein in seinen späten Jahren, d.h. der Verfasser der Philosophischen Untersuchungen. Weitere wichtige Vertreter sind Gilbert Ryle, John Langshaw Austin und Peter Strawson.

[Bearbeiten] Sprache und Realität

[Bearbeiten] Referenz (Bezugnahme)

Gottlob Frege
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Gottlob Frege

Dass es referierende (d. h. Bezug nehmende) Ausdrücke gibt, scheint unbezweifelbar: Der Name „Sokrates“ bezeichnet den griechischen Philosophen. Wenn man nun eine referentielle Bedeutungstheorie vertritt, d. h. wenn man behauptet, dass die Bedeutung eines Ausdrucks in seiner Referenz besteht, dann stellt sich folgendes Problem: Zwei Ausdrücke, welche dieselbe Referenz haben, d. h. die koextensional sind, haben nicht unbedingt denselben Erkenntniswert. Das berühmte Beispiel von Gottlob Frege ist:

„Der Abendstern ist der Morgenstern“.

Der Ausdruck „Abendstern“ und der Ausdruck „Morgenstern“ haben dieselbe Referenz, nämlich den Planeten Venus, aber der erste Ausdruck meint den hellsten Stern am Abend, der zweite den hellsten Stern am Morgen. Der Satz lässt sich also mit Hilfe von Kennzeichnungen, d. h. von Ausdrücken der Art „der/die/das A“ so formulieren:

„Der hellste Stern am Abend ist der hellste Stern am Morgen.“

Doch damit ist das Problem noch nicht gelöst, denn die erste Kennzeichnung hat dieselbe Referenz wie die zweite und müsste, wenn die referentielle Bedeutungstheorie wahr ist, dieselbe Bedeutung haben. Das ist jedoch nicht der Fall, denn jemand kann wissen, dass der hellste Stern am Abend die Venus ist, ohne zu wissen, dass der hellste Stern am Morgen auch die Venus ist. Wie ist das Problem zu lösen? Es bestehen grundsätzlich zwei Lösungsansätze, der Ansatz von Gottlob Frege und der Ansatz von Bertrand Russell.

  1. Frege schlägt vor, dass man Kennzeichnungen als Ausdrücke versteht, welche eine Extension (Bedeutung in Freges Terminologie) und eine Intension (Sinn in Freges Terminologie) aufweisen.
  2. Russell schlägt vor, dass man Kennzeichnungen gar nicht als referierende Ausdrücke ansieht, sondern dass man Sätze, in denen Kennzeichnungen vorkommen, als eine Konjunktion von drei quantifizierenden Sätzen versteht. Zum Beispiel würde der Satz „Der hellste Stern am Abend ist der hellste Stern am Morgen“ so analysiert: Es gibt mindestens einen hellsten Stern am Abend und höchstens einen hellsten Stern am Abend und dieser Stern ist der hellste Stern am Morgen. Damit würde erklärt, weshalb jemand wissen kann, dass der hellste Stern am Abend die Venus ist, ohne zu wissen, dass der hellste Stern am Morgen auch die Venus ist.

Peter Strawson hat beide Ansätze kritisiert, ebenso Keith Donnellan, der das Problem durch eine Unterscheidung zwischen attributivem und referentiellem Gebrauch zu lösen versucht.

Ein weiteres Problem sind Eigennamen. Wie sind Eigennamen zu analysieren? Auch hierzu gibt es zwei Lösungsansätze, erstens der von Russell und Frege vertretene Ansatz, zweitens der von Saul Kripke und Hilary Putnam vertretene Ansatz.

  1. Frege und Russell – die sich im Unterschied zur Analyse von Kennzeichnungen bei der Analyse von Eigennamen einig sind – schlagen vor, dass Eigennamen im Grunde gar keine Eigennamen sind, sondern als Kennzeichnungen zu analysieren sind. Kripke hat diesen Ansatz folgender Kritik ausgesetzt: Wenn es so wäre, dass Eigennamen im Grunde Kennzeichnungen sind, dann wäre es nicht möglich, dass eine Person die mit der Kennzeichnung zugeschriebenen Eigenschaft nicht hätte; dies widerspricht jedoch unserer Intuition. Wenn man zum Beispiel den Namen „Sokrates“ als „der weiseste Philosoph Griechenlands“ interpretiert, dann wäre es nicht möglich, dass Sokrates nicht der weiseste Philosoph Griechenlands gewesen ist; aber das scheint uns sehr wohl möglich: Sokrates wäre immer noch Sokrates, auch wenn er nicht der weiseste Philosoph Griechenlands wäre.
  2. Kripke schlägt vor, Eigennamen als direkt referierende Ausdrücke zu verstehen, welche ihre Bedeutung in einem ursprünglichen Taufakt erhalten. Putnam überträgt diesen Ansatz auf Namen für natürliche Arten wie zum Beispiel „Gold“ und „Wasser“.

[Bearbeiten] Bedeutung

Traditionelle Bedeutungstheorien gehen davon aus, dass mit der Bedeutung ein Gegenstand bezeichnet ist. Diese Theorien haben jedoch das Problem, dass sie Sätze, in denen Ausdrücke vorkommen, die auf nichts referieren – zum Beispiel: „Pegasus ist ein geflügeltes Pferd“ -, ihnen gemäß keine Bedeutung hätten. Zudem gibt es viele Ausdrücke wie zum Beispiel Konjunktionen und Präpositionen, welche auf nichts zu referieren scheinen. Auch ist "Pegasus" ja nicht nichts, sondern eine fiktive Figur, die als solche durchaus in der Vorstellung existiert.

Moderne Bedeutungstheorien im Geist der Philosophie der normalen Sprache stellen die Frage, wie es überhaupt dazu kommt, dass ein Zeichen Bedeutung hat. Damit gelangen sie zur Ansicht, dass die Bedeutung eines Ausdrucks kein Gegenstand ist, sondern durch den Gebrauch des Zeichens gebildet ist. In der Folge haben sich verschiedene Bedeutungstheorien entwickelt.

  1. Der von Ludwig Wittgenstein verfolgte Ansatz will lediglich eine Beschreibung der Sprache liefern, keine Erklärung. In dieser Beschreibung spielen die Begriffe Sprachspiel, Grammatik und Regel eine wesentliche Rolle.
  2. Der von Willard Van Orman Quine entwickelte Ansatz ersetzt den Begriff der Bedeutung durch den der Verifikation: Was ein Satz bedeutet, ist dadurch bestimmt, wie er hinsichtlich seiner Wahrheit überprüft (verifiziert) wird (siehe Verifikationismus). Quine geht dabei von einer ursprünglichen Situation der Verständigung aus: Wie kann man eine Äußerung eines Sprechers verstehen, wenn einem dessen Sprache völlig fremd ist? Quine meint, dass man in dieser Situation eine radikale Übersetzung machen müsse, wobei die genaue Bedeutung der Äußerung unbestimmt bleibe (These der Unterdeterminierung der Bedeutung).
  3. Der von Donald Davidson entwickelte Ansatz versucht die Frage zu beantworten, wie es möglich ist, dass kompetente Sprecher einer Sprache neue Sätze auf Anhieb verstehen können. Die naheliegende Antwort ist die, dass die Sprache kompositional aufgebaut ist, dass die Bedeutung eines Satzes von der Bedeutung seiner Bestandteile und ihrer Zusammensetzung bestimmt ist. Davidson versucht, eine kompositionale Bedeutungstheorie als Wahrheitstheorie in der Form der Theorie von Alfred Tarski zu formulieren. Davidsons Bedeutungstheorie ist im Grunde eine Interpretationstheorie. Dabei geht er wie sein Lehrer Quine von einer ursprünglichen Situation der Verständigung aus. Davidsons meint, dass es dabei nicht um radikale Übersetzung ginge, sondern um radikale Interpretation. Entscheidend für die Konstruktion der Theorie ist das sogenannte Prinzip der wohlwollenden Interpretation (principle of charity). Michael Dummett hält der Theorie von Davidson entgegen, dass Warheitsbedingungen für die Bedeutung nur insofern relevant sind, als die Sprecher die Fähigkeit haben, sie zu erkennen.
  4. Der von Paul Grice entwickelte Ansatz versucht den Begriff der Bedeutung mit dem Absicht zu analysieren: Das, was ein Zeichen bedeutet, ist das, was ein Sprecher damit meint, d.h. was er damit in einem ganz bestimmten Sinn beabsichtigt (siehe Sprecherbedeutung).

[Bearbeiten] Sprechakte

John Searle bei einem Vortrag
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John Searle bei einem Vortrag
Hauptartikel: Sprechakttheorie

Wer spricht, der stellt nicht nur etwas dar, der tut etwas. Diese Erkenntnis hat John Langshaw Austin in einer Vorlesungsreihe im Jahre 1955 formuliert (1962 als How To Do Things With Words publiziert). Austin unterscheidet in der Folge zwischen einem lokutionären, einem illokutionären und einem perlokutionären Akt, vereinfachend gesagt zwischen dem, was mit der Äußerung gesagt wird, was mit ihr getan wird und was mit ihr bewirkt wird. Wenn zum Beispiel jemand äußert "Schiess dieses Tier nieder!", dann hat er damit gesagt, dass die angesprochene Person das Tier niederschießen soll (Lokution), er hat ihr geraten oder befohlen, das Tier niederzuschießen (Illoktion) und er hat sie (unter Umständen) überzeugt, dass er das Tier niederschießen soll (Perlokution).

Einige Äußerungen sind sogenannte explizit performative Äußerungen; der Sprecher gibt dabei die illokutionäre Rolle seiner Aussagen explizit an. Zum Beispiel: "Hiermit warne ich Dich!". Eine performative Äußerung ist weder wahr noch falsch; sie kann gelingen oder nicht gelingen. Als Kriterium in der Analyse von Äußerungen gelten dabei die sogenannten Gelingensbedingungen von performativen Äußerungen.

John Searle versucht, Austins Ansätze zu einer Sprechakttheorie zu systematisieren. Er unterscheidet fünf Typen von Sprechakten: Repräsentivum/Assertivum (z.B. etwas behaupten), Direktivum (z.B. jemanden um etwas bitten), Kommissivum (z.B. jemandem etwas versprechen), Expressivum (z.B. jemandem danken) und Deklarativum (z.B. jemanden taufen). Es ist umstritten, wie hilfreich diese Einteilung ist.

[Bearbeiten] Implikatur

Manchmal meinen wir das, was wir sagen; öfters meinen wir jedoch etwas anderes oder etwas mehr als das, was wir sagen; wir deuten es lediglich an. Zum Beispiel sagt jemand als Antwort auf die Frage, wo man Benzin tanken könne, dass es eine Tankstelle um die Ecke gebe. Damit hat die Person nicht gesagt, dass man dort Benzin tanken könne, sie hat es lediglich angedeutet.

Paul Grice hat versucht, diesen Aspekt der Bedeutung als Implikatur zu verstehen. Der Ausdruck „Implikatur“ ist ein Kunstwort, das nur innerhalb von Grice Theorie – und Weiterentwicklungen davon – eine klar umrissene Bedeutung hat. Die Grundidee von Grice ist, die sprachliche Verständigung als ein rationales Handeln anzusehen, das auf dem sogenannten Kooperationsprinzip beruht. Diesem Prinzip sind verschiedene Konversationsmaximen untergeordnet, beispielsweise dass ein Sprecher seinen Beitrag so informativ wie möglich gestalten soll. Wenn wir mehr oder etwas anderes sagen, als wir meinen, aber dennoch kooperativ sind, dann ist dies darauf zurückzuführen, dass eine dieser Maximen nicht eingehalten oder verletzt wird.

Siehe auch: Implikatur, Kooperationsprinzip (Sprache) und Konversationsmaximen

[Bearbeiten] Metapher

Hauptartikel: Metapher

Wird ein Ausdruck nicht-wörtlich verwendet, so spricht man oftmals von einer Metapher. Zum Beispiel ist die Redeweise "Du bist meine Sonne" metaphorisch; damit ist nicht gemeint, dass die angesprochene Person tatsächlich eine Sonne ist. Was eine Metapher ist, wie sie erklärt werden soll und was es Hörern erlaubt, eine Metapher zu verstehen, sind allerdings umstrittene Fragen.

  1. Gemäß einer einfachen Theorie ist eine Metapher ein Art, auf eine Ähnlichkeit zwischen zwei Dingen zu verweisen. Gemäß Donald Davidson wird dieser Verweis kausal hergestellt, gemäß anderer Ansicht ist die Metapher nichts anderes als eine Abkürzung für diesen Verweis. Diese einfache Theorie scheint jedoch falsch zu sein: Das, was mit einer Metapher in Verbindung gebracht wird, sind selten (oder vielleicht sogar nie) Gegenstände, die überhaupt irgendwelche Ähnlichkeit haben oder haben können. Zum Beispiel: Inwiefern ist die Sonne einer Person ähnlich? Versucht man diese Frage zu beantworten, scheint man immer wieder auf Metaphern zurückgreifen zu müssen!
  2. Gemäß Donald Davidson ist es irreführend, von einer metaphorischen Bedeutung zu reden, weil Wörter immer nur ihre wörtliche Bedeutung hätten und es lediglich einen metaphorischen Gebrauch davon gebe. John Searle versucht, diesen Gebrauch mit Hilfe von Grice' Implikaturen zu erklären: Sagt ein Sprecher "Du bist meine Sonne", so impliziert er damit, dass die Person wie eine Sonne ist. Doch damit ist immer noch nicht geklärt, wie das "wie" zu analysieren ist, und genau das ist die Frage.

[Bearbeiten] Sprache und Bewusstsein

[Bearbeiten] Sprachkompetenz

Noam Chomsky beim Weltsozialforum 2003
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Noam Chomsky beim Weltsozialforum 2003

Wie können wir erklären, dass Menschen ihre Muttersprache so schnell erlernen können? In der Spracherwerbsforschung gibt es zwei klassische Ansichten, die von Noam Chomsky und von Jean Piaget erstmals formuliert wurden.

  1. Der von Chomsky vertretene Nativismus geht davon aus, dass Menschen über eine sogenannte Universalgrammatik verfügen. Unter einer Universalgrammatik stellen sich Nativisten wie Chomsky, Jerry Fodor und Steven Pinker ein angeborenes syntaktisches Wissen vor. Nur bei der Annahme von einem solchen Wissen könne man den Spracherwerb von Kindern erklären.
  2. Der klassische Kontrahent des Nativismus ist der Kognitivismus, der erstmals in Piagets Theorie der Entwicklung kindlicher Kognition ausgearbeitet wurde. Kognitivistische Theorien gehen davon aus, dass sich der Spracherwerb durch die Denkfähigkeiten des Menschen erklären lasse und man nicht auf eine angeborene Universalgrammatik zurückgreifen müsse. In den letzten Jahren wurde der klassische Kognitivismus zunehmend durch einen Interaktionismus ergänzt, der ein stärkeres Gewicht auf die soziale Interaktion von Menschen legt. In diese Richtung geht auch der Vorschlag des Anthropologen Michael Tomasello. Tomasello schlägt vor, dass Menschen über allgemeine kognitive Fähigkeiten verfügen, die sie zur Kommunikation einsetzen.

[Bearbeiten] Sprachliche Relativität

Edward Sapir und Benjamin Whorf vertreten die Theorie der sprachlichen Relativität: Sie behaupten, dass die Gedanken insofern relativ zu einer Sprache sind, dass sich gewisse Gedanken nur in bestimmten Sprachen formulieren und verstehen lassen. Sie glauben, dies unter anderem mit empirischen Studien der Sprache von Indianern und Eskimos belegen zu können. Donald Davidson vertritt dagegen die These, dass alle Menschen, insofern sie miteinander kommunizieren, über dasselbe Begriffsschema verfügen, weil ein grundsätzlich anderes Begriffsschema für uns gar nicht verständlich wäre.

Siehe Sapir-Whorf-Hypothese

[Bearbeiten] Kommunikation

Die Sprache ist ein Mittel der Kommunikation. Ein besonders bekanntes Kommunikationsmodell ist das Organonmodell (1933) von Karl Bühler. Bühler unterscheidet zwischen einer Darstellungs-, Ausdrucks- und Appellfunktion des Zeichens. Roman Jakobson erweiterte 1960 das Modell auf sechs Funktionen.

Als Standardmodell der Nachrichtenübermittlung gilt das in der Informationstheorie von Claude Shannon und Warren Weaver entwickelte Sender-Empfänger-Modell (1949). Dan Sperber und Deirdre Wilson haben gezeigt, dass dieses Modell zur Erklärung der menschlichen Kommunikation zu kurz greift und durch ein inferentialistisches Modell erweitert werden muss.

Die von Sperber und Wilson im Buch Relevance (1986) entwickelte Relevanztheorie verbindet Fodors modulare Theorie des Geistes mit Gedanken von Grice. Die Theorie besteht grundsätzlich aus zwei Prinzipien der Relevanz. Das erste besagt, dass der menschliche Geist dazu tendiert, die Relevanz des Inputs zu maximieren. Die zweite besagt, dass jede kommunikative Äußerung eine Vermutung der optimalen Relevanz mit sich trägt. Damit lasse sich sprachliche Kommunikation erklären.

Siehe Kommunikationswissenschaft, Kommunikationsmodell, Kognitive Linguistik und Relevanztheorie

[Bearbeiten] Weitere philosophische Teilgebiete, welche die Sprache untersuchen

Verschiedene weitere Aspekte der Sprache werden von verschiedenen Teilgebieten der Philosophie untersucht:

Sprache als ein System von Zeichen.
Siehe dazu Semiotik, Ferdinand de Saussure, Strukturalismus, Poststrukturalismus und Dekonstruktivismus.
Sprache als ein gesellschaftliches Mittel zur Machtausübung.
Gemäß der Diskurstheorie von Michel Foucault gibt es keinen Diskurs, der nicht von Machtbeziehungen bestimmt wäre. Die Regeln des Diskurses definieren für einen bestimmten Zusammenhang, was gesagt werden soll und was nicht gesagt werden darf und welcher Sprecher was wann sagen darf. Siehe dazu Michel Foucault und Diskurs.
Die Diskriminierung und Unterdrückung der Frauen durch den Gebrauch der Sprache - zum Beispiel durch Stereotypisierung, abfällige Bemerkungen – wird in der feministischen Linguistik untersucht. Die feministische Philosophie interessiert sich unter anderem für die Unterscheidung von Sex und Gender und die (auch sprachliche) Konstruktion des Geschlechts (Doing Gender). Siehe dazu Feministische Philosophie, Feministische Linguistik, Diskriminierung und Sex und Gender.
Sprache als Gegenstand und Mittel des Verstehens.
Siehe dazu Hermeneutik.
Sprache als Wesensmerkmal des Menschen.
In der philosophischen Anthropologie wird das Wesen des Menschen untersucht. Die Sprachfähigkeit des Menschen bietet sich als wesentliches Unterscheidungsmerkmal zum Tier an. Diesen Versuch hat namentlich Ernst Cassirer in seinem Werk Versuch über den Menschen (engl. 1944) ausgehend von Überlegungen von Wilhelm von Humboldt unternommen. Siehe dazu Philosophische Anthropologie

[Bearbeiten] Geschichte der Sprachphilosophie

Hauptartikel: Geschichte der Sprachphilosophie

Die Anfänge der Sprachphilosophie gehen bis in die Antike zurück. Platons Ideenlehre führt zum Problem der Prädikation: Wie verhalten sich die Einzeldinge zu den Universalien? Aristoteles fährt mit den sprachphilosophischen Untersuchungen fort und entwickelt die Aussagenlogik.

Im Mittelalter werden von Philosophen wie Abaelardus und Duns Scotus logische und sprachphilosophische Untersuchungen unternommen. William von Ockham entwickelt den Nominalismus (siehe Universalienstreit).

Die moderne Sprachphilosophie hat sich als eigenständige Disziplin mit der Entwicklung der modernen Logik durch Gottlob Frege in seinem epochalen Werk der Begriffsschrift etabliert; dieses Werk ist kennzeichnend ist für die Philosophie der idealen Sprache. Mit den Philosophischen Untersuchungen von Ludwig Wittgenstein beginnt die Philosophie der normalen Sprache. Beide Traditionen haben zur Entwicklung neuer Erkenntnisse und der Erforschung neuer Gebiete geführt.

[Bearbeiten] Literatur

Philosophiebibliographie: Sprachphilosophie – Zusätzliche Literaturhinweise zum Thema
Einführungen in die analytische Sprachphilosophie in deutscher Sprache
  • Ernst Tugendhat, Ursula Wolf: Logisch-semantische Propädeutik, Stuttgart: Reclam, 1983. ISBN 3150082064
  • Edmund Runggaldier: Analytische Sprachphilosophie, Stuttgart: Kohlhammer, 1990. ISBN 3170106139 (Führt in die sprachphilosophische Begrifflichkeit ein.)
  • Peter Prechtl: Sprachphilosophie, Metzler, 1998. ISBN 3-476-01644-7 (Die gegenwärtig wohl umfassendste Einführung in die Sprachphilosophie in deutscher Sprache.)
Einführungen in die analytische Sprachphilosophie in englischer Sprache
  • William Lycan: Philosophy of Language, New York: Routledge, 2000. ISBN 0415171164 (Gegenwärtig das wohl beste Einführungsbuch. Einfach und anregend geschrieben.)
  • Michael Devitt, Kim Sterelny: Language and Reality, Second Edition, Oxford: Blackwell, 1999. ISBN 0262540991 (Gutes Einführungsbuch, das von einem naturalistischen Standpunkt aus geschrieben ist.)
Einführungen in die nichtanalytische Sprachphilosophie
Einführungen in die Geschichte der Sprachphilosophie
  • Tilman Borsche (Hrsg.): Klassiker der Sprachphilosophie, broschierte Ausgabe, München: C.H.Beck 2002, ISBN 3406472435
  • Jürgen Trabant: Europäisches Sprachdenken. Von Platon bis Wittgenstein, München: C. H. Beck, 2006, ISBN 3406541097

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

Wiktionary: Sprache – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen
  • The LINGUIST List - Ressourcen zur Linguistik (in englischer Sprache)
  • meaning.ch – Homepage einer sprachphilosophischen Forschungsgruppe mit hilfreichen Ressourcen für die sprachphilosophische Forschung

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