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Benutzer:Sentry/Vietnam-Vorschlag

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Flagge Vietnams Staatswappen
(Details) (Details)
Wahlspruch: Ðộc lập, tự do, hạnh phúc (Unabhängigkeit, Freiheit, Glück)
Amtssprache Vietnamesisch
Hauptstadt Hà Nội
Staatsform Sozialistische Volksrepublik mit Einparteiensystem
Präsident Trần Đức Lương
Regierungschef Phan Văn Khải
Fläche 329.560 km²
Einwohnerzahl 82.689.518 (2004)
Bevölkerungsdichte 240 Einwohner pro km²
Unabhängigkeit von Frankreich am 2. September 1945 erklärt, 1954 anerkannt
Währung Đồng
Zeitzone UTC+7
Nationalhymne Tiến Quân Ca
Kfz-Kennzeichen VN
Internet-TLD .vn
Vorwahl +84
Karte Vietnams
Karte Vietnams

Die Sozialistische Republik Vietnam (Cộng hoà xã hội chủ nghĩa Việt Nam) ist ein Staat in Südost-Asien. Der offizielle Name lautet Sozialistische Republik Vietnam (Cộng Hòa Xã Hội Chủ Nghĩa Việt Nam). Vietnam grenzt an China, Laos, Kambodscha und das Südchinesische Meer. Nach Jahrzehnten von Krieg und kommunistischer Planwirtschaft ist es heute eines der ärmsten Länder Asiens. Seit Ende der 1980er Jahre verfolgt das Land eine auf Wirtschaftswachstum ausgerichtete Politik, die die wirtschaftlichen Verhältnisse stetig verbessert hat.


Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geographie

Hauptartikel: Geographie Vietnams

Hà Tiên, „Vater-und-Sohn“-Insel
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Hà Tiên, „Vater-und-Sohn“-Insel

Vietnams Flächenausdehnung ist geringfügig größer als die von Deutschland. Das Land umfasst die weiten Ebenen der Flussdeltas von Rotem Fluss und Mekong, die gesamte östliche Festlandküste Südostasiens und Gebirgszüge sowie Hochebenen im Hinterland. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt etwa 1.650 km, die Ost-West-Breite bis zu 600 km, während die schmalste Stelle in Mittelvietnam nur 50 km beträgt. Die Küstenlinie hat eine Länge von über 3.400 km, auch die Landgrenzen zu den 3 Nachbarstaaten überschreiten wegen der langgestreckten Form 3.000 km Gesamtlänge.

Die Geographie Vietnams wird auch als "Bambusstange mit 2 Reisschalen" beschrieben: Im Norden und Süden zwei fruchtbare reisliefernde Flussdeltas, dazwischen als Verbindung ein schmales, eher karges, von Wald und Gebirge geprägtes Gebiet. Insgesamt ist Vietnam ein zu 3/4 von Bergen und Hochebenen geprägtes Land.

Etwas detaillierter werden fünf Landschaften unterschieden:

  • Yunnan-Hochland: Die Gebirgslandschaft im Norden des Landes, wo Vietnam an China grenzt und wo sich mit dem Phan-xi-păng (3.144 m) auch der höchste Berg befindet. Diese Region ist Siedlungsgebiet von vielen ethnischen Minderheiten, wobei die Stadt Sa Pa am Fuße des Phan-xi-păng die meisten Touristen anzieht.
  • Delta des Roten Flusses: Diese fruchtbare Gegend rund um die Hauptstadt Hà Nội erstreckt sich bis zum Golf von Tonkin (Bắc Bộ). Hier sind die Kalksteinfelsen um Ninh Binh, südlich von Hà Nội, und die Halong-Bucht, östlich von Hà Nội gelegen, Touristenattraktionen.
  • Annamitisches Hochland: Das bergige, dünnbesiedelte Hinterland Mittel- und Südvietnams ist vor allem Siedlungsgebiet ethnischer Minderheiten.
  • Annamitischer Küstenstreifen: Der schmale, relativ dicht besiedelte Küstensaum zwischen dem Gebirge und dem Südchinesischen Meer in Mittel- und Südvietnam.
  • Mekong-Delta: Die fruchtbare, dichtbesiedelte Schwemmland-Ebene, an deren nordöstlichem Rand die Millionenstadt Thành phố Hồ Chí Minh (Hồ-Chí-Minh-Stadt) liegt.

[Bearbeiten] Klima

Das Klima unterscheidet sich erheblich zwischen Nord- und Südvietnam. Der Norden weist ein gemäßigtes tropisches Wechselklima auf, es gibt eine kühle Jahreszeit von November bis April und eine heiße von Mai bis Oktober. Der Süden ist tropisch: warm bis sehr heiß während des ganzen Jahres, etwas kühler von November bis Januar, heiß von Februar bis Mai und mit einer Regenzeit zwischen Mai und Oktober. Die Wetterscheide zwischen diesen Gebieten wird vom Wolkenpass nördlich von Đà Nẵng gebildet.

Während der Regenzeit wüten häufig Taifune, die besonders im Mekong-Delta, aber auch in anderen Küstenregionen verheerende Überschwemmungen anrichten können.

[Bearbeiten] Wichtige Städte

Die zwei mit Abstand wichtigsten Städte sind die Hauptstadt Hà Nội und die Hafenstadt Thành phố Hồ Chí Minh (Hồ-Chí-Minh-Stadt). Während letztere eine der schnellstwachsenden Boomstädte der Welt ist, hat Hà Nội das Image, ruhiger und eleganter zu sein. In der Tat ist in wirtschaftlichen Belangen Hà Nội gegenüber der südlichen Metropole recht weit im Hintertreffen.

Weitere wichtige Städte sind die Hafenstädte Đà Nẵng, Hải Phòng und Nha Trang, die in ihrem Stadtbild einen starken französisch geprägten Einfluss haben, bis hin zu Kirchen und Villen. Die Städte Huế als Hauptstadt während der letzten Kaiserdynastie und die kaiserliche Sommerresidenz Đà Lạt im südlichen Hochland sind von großer geschichtlicher Bedeutung und ziehen auch viele Besucher an. Für Touristen interessant ist auch die Handelsstadt Hội An. Reine Industriestädte sind hingegen Vinh, Ninh Binh, Mỹ Tho oder Bến Tre.

Die gesamte Küste ist mit touristisch teils unerschlossenen Stränden übersät. Beispiele dafür sind Mui Ne, Long Hai und Vung Tau am Südchinesischen Meer sowie Ha Tien am oder die Insel Phú Quốc im Golf von Thailand.

siehe auch: Liste der Städte in Vietnam

[Bearbeiten] Flora und Fauna

Hauptartikel: Natur Vietnams

Vietnam hat eine breitgefächerte Tierwelt, diese ist jedoch durch die fortschreitende Zerstörung der Wälder bedroht. So leben nach neueren Schätzungen nur mehr rund 200 Tiger, weniger als sechzig Asiatische Elefanten und nur mehr rund 10 Java-Nashörner dort, deren Überleben allesamt fraglich ist. Weitere Säugetiere umfassen Primaten (Schopfgibbons, Plumploris, Languren, Makaken), Raubtiere (darunter Malaienbären, Marmorkatzen sowie etliche Schleichkatzenarten), Paarhufer (Kantschile, Muntjaks, Hirsche) sowie zahlreiche Fledermaus- und Nagetiergattungen. Die Vogelwelt ist ebenfalls artenreich und umfasst unter anderem Fasane, Nashornvögel, Eulen, Greifvögel, Reiher und zahlreiche Singvögel. Auch Krokodile, Schlangen, Echsen und Frösche sind in diesem Land beheimatet, dazu zahllose Arten von Insekten und Wirbellosen. In den 1990er-Jahren wurden mehrere neue Arten Vietnams beschrieben, darunter das Vu-Quang-Rind und mehrere Muntjakarten.


[Bearbeiten] Umweltprobleme

Durch den Einsatz von Umweltgiften durch die USA während des Vietnamkrieges ist die vietnamesische Natur nachhaltig geschädigt worden. Vor allem der Einsatz von dioxinhaltigen Herbiziden wie Agent Orange, von dem die US-Luftwaffe etwa 50 Millionen Liter über dem Land versprühte, welches sich nur sehr langsam zersetzt und eine Halbwertszeit von etwa einem Jahrzehnt hat, zeigt in großen Landstrichen nach wie vor seine Wirkung. So wurden während des Krieges etwa die Hälfte der Mangrovensümpfe zerstört, die sich nicht selbst regenerieren können. Die entlaubten Hänge im Landesinneren können nach wie vor nicht aufgeforstet werden, denn es können sich nur sehr widerstandsfähige Gräser halten, die während der Trockenzeit sehr anfällig für Flächenbrände sind. In der Regenzeit kommt es in diesen Regionen daher zu extrem starker Erosion.

Unter den Spätfolgen des Dioxin-Einsatzes haben nicht nur jene immer noch zu leiden, die damals direkt damit in Berührung kamen (Hautverätzungen, Chlorakne, Krebs). Das Gift fand auch seinen Weg in die Nahrungskette, was, durch die dadurch verursachte Schädigung des Erbgutes, unter anderem in signifikant erhöhten Zahlen an Fehl-, Tot- und Missgeburten seinen Niederschlag findet.

Neben Umweltgiften sind in den ländlichen Gebieten auch noch eine große Zahl von Blindgängern und Landminen zu finden. Nach wie vor werden jedes Jahr Bauern und Altmetallsucher von explodierender Munition getötet oder verletzt.

Millionen Hektar der tropischen Wälder, die zuvor bereits unter den Herbiziden zu leiden hatten, wurden seit den 1960er Jahren durch Brandrodung und Abholzung zerstört. Besonders betroffen hiervon ist der teils schwer zugängliche Norden. Zwar versucht die Regierung dem Einhalt zu gebieten, aber der Druck der schnell wachsenden Bevölkerung und die Armut in den Bergprovinzen veranlassen die Leute immer wieder dazu, Wald niederzubrennen, um Ackerland zu gewinnen. Tropenhölzer, wie das Teakholz, werden in Vietnam, wie in ganz Südostasien trotz inzwischen strenger gesetzlicher Regelungen nach wie vor illegal gewonnen, um daraus Möbel für den europäischen, US-amerikanischen und japanischen Markt zu fertigen.

Mit teils großer ausländischer Hilfe werden Programme durchgeführt, die das Umweltbewusstsein der Vietnamesen stärken sollen. Regierung und Umweltorganisationen setzen große Hoffnungen in die Entwicklung des Ökotourismus. Es wurden bereits mehrere Nationalparks eingerichtet – der älteste davon schon 1962 –, und einige Landschaften des Landes stehen auch schon unter besonderem Schutz der UNESCO.


[Bearbeiten] Bevölkerung

Entwicklung der Bevölkerung seit 1960
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Entwicklung der Bevölkerung seit 1960
Mann der Hmong-Minderheit
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Mann der Hmong-Minderheit
Frau der Zao-Minderheit
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Frau der Zao-Minderheit
Bild:Landscape In Northern Vietnam.jpg
Im gebirgigen Norden des Landes leben die meisten Minderheiten

Die Bevölkerungszahl Vietnams wird auf etwa 82,5 Millionen Menschen geschätzt, was in etwa der Bevölkerung Deutschlands entspricht. Die Bevölkerung ist im Schnitt sehr jung: Landesweit sind etwa 30% der Menschen unter 14 Jahre alt, und nur etwa 5% sind über 65. Das Bevölkerungswachstum wird auf 1,3 bis 1,4 % geschätzt. Die Geburtenrate ist tendenziell am Sinken, während aufgrund verbesserter medizinischer Bedingungen die Sterberate ebenfalls sinkt. Die Lebenserwartung liegt momentan bei 64 Jahren für Männer und 68 Jahren für Frauen.

Die Mehrheit der Bevölkerung lebt in den dicht besiedelten Gebieten der Mündungsdeltas von Rotem Fluss und Mekong, in denen Landwirtschaft vorherrscht. Trotz der agrarischen Prägung leben bereits rund 25 % der Vietnamesen in den urbanen Regionen der großen Städte, und die Zuwanderung aus den wirtschaftlich wenig entwickelten ländlichen Gebieten nimmt stetig zu.

Etwa 88% der Bevölkerung sind ethnische Vietnamesen (Việt oder Kinh). Daneben sind 53 ethnische Minderheitengruppen anerkannt. Die größte davon sind die „Auslandschinesen“ (vietnam.: Hoa), deren Zahl auf etwa 1,2 Millionen geschätzt wird. Die Mehrzahl von ihnen sind Nachfahren von Einwanderern, die 1644, nach dem Zusammenbruch der Ming-Dynastie, ins Land gekommen waren. Weitere Volksgruppen sind Thai, Khmer (vor allem im Süden, der Region des Mekong-Delta, die über Jahrhunderte zu Kambodscha gehörte) und die, unter der Sammelbezeichnung „Bergvölker“ (Montagnards) bekannten, Bewohner der Bergregionen. Letztere, die als die ursprünglichen Bewohner des kontinentalen Südostasien gelten, wurden im Verlauf der Geschichte in Vietnam, Thailand, Myanmar und Laos von den zugewanderten Mehrheitsvölkern aus den fruchtbareren Regionen der Flussebenen und Küsten in die unzugänglichen Bergregionen verdrängt. Diese Völker sind bis heute von der wirtschaftlichen Entwicklung dieser Länder weitgehend abgeschnitten und leben in vergleichsweiser Armut. Kultur und Sprache der Minderheiten unterscheiden sich meist sehr stark von jener der Vietnamesen.

Da Angehörige der „Bergvölker“ im Indochinakrieg und im Vietnamkrieg jeweils auf Seiten Frankreichs bzw. der USA kämpften, gab es nach der Wiedervereinigung Vietnams Repressionen gegen diese Völker, und sie sind in der Gesellschaft teils nicht gut angesehen; Minderheitenvölker, die auf vietnamesischer Seite gekämpft haben, finden kaum positive Beachtung.


[Bearbeiten] Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Vietnams

[Bearbeiten] Altertum

Die frühesten Spuren menschlicher Aktivität auf dem Gebiet des heutigen Vietnam lassen sich auf bis vor 300.000 bis 500.000 Jahren zurückdatieren. Die älteste bisher bekannte Kultur der Region ist die mehr als 30.000 Jahre alte Dieu-Kultur. Der Hauptfundort für deren Artefakte ist die namensgebende Dieu-Höhle in der Provinz Hoa Binh südlich von Hanoi. Ab etwa 16.000 vor Christus existierte, ausgehend von der selben Region, die so genannte Hoa-Binh-Kultur, deren Steinwerkzeuge im Gebiet des gesamten kontinentalen Südostasien gefunden wurden. Die letzte altsteinzeitliche Kultur der Region ist die Bacson-Kultur (ca. 10.000 v. Chr.). Neben Steinwerkzeugen war hier auch bereits Keramik verbreitet. Der Bewässerungsanbau von Reis war etwa ab 3000 v. Chr. bekannt.

Die Bronzezeit begann hier etwa 1500 v. Chr. mit der Sa-Huynh-Kultur, deren Mitglieder, vermutlich von den Inseln des heutigen Indonesien kommend, an den Küsten und auf den vorgelagerten Inseln siedelten. Zugleich existierte im Delta des Roten Flusses die Dong-Song-Kultur, bekannt vor allem für ihre reich verzierten Bronzetrommeln. Aus dieser Kultur ging Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. das erste bekannte Königreich der Việt (chin. 越 Yuè), genauer der Lạc Việt, Văn Lang, hervor. Dieses Reich umfasste den größten Teil des heutigen Nordvietnam. Im 3. Jahrhundert v. Chr. wanderten aus dem Gebiet des heutigen Südchina Âu Việt ein und vermischten sich mit den ansässigen Lạc Việt. Im Jahre 258 v. Chr. gründete Thục Phán das Königreich Âu Lạc (aus der Vereinigung von Âu Việt und Lạc Việt) und erklärte te sich selbst zum König An Dương Vương.

Nach einem langen Krieg mit den Qín wurde An Dương Vương 208 v. Chr. von dem Qín-General 赵佗/趙佗 Zhào Tuó (vietnamesisch: Triệu Đà) besiegt. Triệu Đà rief sich selbst zum König aus, als Qín von den Hàn erobert wurde, nannte sein Königreich Nam Việt (南越,Nányuè = Südviệt oder Südyuè), nahm den Namen Vũ Vương (chin. 武王,Wǔ Wáng) an und begründete die Triệu-Dynastie.

Im Jahre 111 v. Chr. wurde Nam Việt von Truppen Hàn Wǔdìs erobert und als Präfektur (郡 jùn (quận)) 交趾 Jiāozhǐ (Giao Chỉ) in das chinesische Reich eingegliedert. Unter der chinesischen Herrschaft werden technische Errungenschaften im Reisanbau, in der Viehhaltung und der Baukunst von den Chinesen übernommen. Es kommt zu zahlreichen Aufständen gegen die chinesische Herrschaft und zu kurzen Phasen der Unabhängigkeit, eine selbstständige Nation kann sich gegen die chinesische Übermacht jedoch nie lange halten. Im Jahre 679 wird die Präfektur in An Nam (安南 Ān Nán, friedlicher Süden) umbenannt.

In Süd- und Mittelvietnam entsteht im 2. Jahrhundert v. Chr. das Königreich Champa. Wenig später schließen sich weiter südlich, im Gebiet des Mekong-Delta, einige kleinere Reiche zu Funan zusammen, das als Vorläufer des späteren Kambuja, des Reiches der Khmer, gilt. Champa und Funan waren beide stark von indischen Einflüssen geprägt, vor allem was Kultur (Schrift, Kalender, Architektur...) und Religion (Hindusimus, Buddhismus) betrifft. Es kam in der Folge immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Khmer, den Cham und Annam - auch mit wechselnden Verbündeten - und Piraten entlang der Küste.

[Bearbeiten] Frühe Dynastien

Am Ende des 10. Jahrhunderts bricht in China die Tang-Dynastie zusammen. Annam nutzt die Schwächephase, um sich der chinesischen Macht zu entziehen. Der erste Vietnamesische Staat entsteht nach der Schlacht am Bach-Dang-Fluss 938 unter dem Strategen Ngo Quyen. Bis 968 wird der Staat unter Dinh Bo Linh konsolidiert; bis 1009 wechseln sich jedoch mehrere kurzlebige Dynastien an der Macht ab.

Von 1010 bis 1225 wird der Staat Dai Viet von der Ly-Dynastie beherrscht, deren Gründer Ly Thai To ist. Unter den Ly verteidigt sich der Staat erfolgreich gegen die Chinesen unter den Sung, gegen die Khmer und Cham. Ab der Mitte des 11. Jahrhunderts werden von den Cham erste Gebietsgewinne gemacht. Unter den Ly wird das Staatswesen nach chinesischem Vorbild gestärkt, Machtstrukturen und Organisation werden konsolidiert und an vietnamesische Bedürfnisse angepasst.

Im Jahre 1225 stürzen die Ly in der Folge von Unruhen. Die Tran-Dynastie übernimmt die Macht. Sie verteidigt in Allianz mit den Cham das Land erfolgreich gegen die Chinesen unter der Yuan-Dynastie des Kublai Khan. Um 1400 löst die Hồ-Dynastie die Tran ab, und es kommt zu einer kurzzeitigen chinesischen Herrschaft unter den Ming. Die Ming versuchen, Vietnam bewusst weiter zu sinisieren, so wurde etwa das vietnamesische Literaturerbe systematisch zerstört.

Im Jahre 1427 gründet Le Loi die Le-Dynastie, die bis 1789 regiert. Unter den Le werden wieder die vietnamesischen Traditionen bewusst betont, es bleibt jedoch der Konfuzianismus die dominante Säule der Staatsorganisation. Unter den Le wird Champa erobert und die vietnamesische Macht bis an den Mekong ausgedehnt. Bereits ab dem Ende des 14. Jahrhunderts erodiert die Macht des Königshauses. Nutznießer sind einflussreiche Händlerfamilien (v.a. die Trinh und Nguyen) und die seit 1516 präsenten Europäer. Das vietnamesische Königshaus muss zahlreiche Jesuiten und Franziskaner im Land dulden. Die europäischen Missionare bringen neben neuen Religionen auch neue Technologien ins Land, beispielsweise wird von dem Jesuiten Alexandre de Rhodes die bis heute gebräuchliche, auf den lateinischen Buchstaben basierende vietnamesische Schrift Quoc Ngu entwickelt.

Im Jahre 1765 bricht die Tay-Son-Rebellion aus. Aus dem folgenden Bürgerkrieg geht mit französischer Hilfe der Prinz Nguyen Anh, der der einflussreichen Händlerfamilie Nguyen entstammt, 1789 als Sieger hervor. Er ruft sich zum Kaiser Gia Long aus, verlegt die Hauptstadt des Landes nach Hué und gibt dem Land erstmals den Namen Viet Nam'. Unter seiner Herrschaft und mit französischer Beratung werden große Infrastruktur- und Verteidigungsprojekte in Angriff genommen, wodurch die Staatskasse geleert wird. Das Territorium des Reiches wird erweitert, ab 1834 gehören Teile des heutigen Kambodscha als Provinz Tran-tay-thanh zu Vietnam.

[Bearbeiten] Französische Kolonialherrschaft

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts verstärken die Franzosen ihren Druck auf die Nguyen-Kaiser. Es kommt zu Ausschreitungen der verarmten Bevölkerung, wobei sich der Zorn gegen französische Missionare richtet. Um den Druck zu demonstrieren und die christlichen Missionen zu schützen, greifen französische Kanonenboote 1858 den Hafen Da Nang und das Mekong-Delta an. Kurz darauf tauchen auch Kanonenboote auf dem Parfüm-Fluss auf, der durch die Hauptstadt Hué fließt. Ab 1862 muss Vietnam Gebiete an die Franzosen abtreten, bis 1883 werden die drei Protektorate Annam, Cochin-China und Tonkin gegründet; der vietnamesische Kaiser wird zu ihrer Anerkennung gezwungen. Damit steht Vietnam unter französischer Kolonialherrschaft. Die Verarmung der Bevölkerung schreitet voran.

In der Folgezeit kommen vietnamesische Studenten und Intellektuelle in Europa, vor allem in Frankreich, mit den Ideen des Nationalismus und Kommunismus in Kontakt. Der bedeutendste unter ihnen war Ho Chi Minh (*1890, † 1969), der 1929 die in Annam, Cochin-China und Tonkin tätigen kommunistischen Parteien zu einer Einheitspartei vereinigt. Die Partei wird jedoch 1930, nach dem missglückten Yen-Bai-Aufstand und der Hinrichtung vieler ihrer Mitglieder, dezimiert und geschwächt.

Während des Zweiten Weltkrieges wird 1941 Vietnam durch Japan besetzt. Nachdem Ho Chi Minh 1941 aus dem Exil zurückkehrt, wird bald aus über 40 Widerstandsgruppen eine »Liga für die Unabhängigkeit Vietnams« unter dem Namen Viet Minh zur Abwehr des japanischen Imperialismus und französischen Kolonialismus gebildet (siehe Vietnam während des 2. Weltkrieges). Die Japaner stürzen die französische Herrschaft und setzen Kaiser Bao Dai ein. Die USA unterstützen die Viet Minh, die bei der Bekämpfung der japanischen Okkupation einige Erfolge erzielen. Nach der Kapitulation Japans muss am 25. August 1945 Kaiser Bao Dai abdanken. Am 2. September 1945 proklamiert Ho Chi Minh nach der erfolgreichen Augustrevolution die Demokratische Republik Vietnam. Die Unabhängigkeitserklärung beruft sich auf die Unabhängigkeitserklärung der USA von 1776 und auf die Deklaration der Menschen- und Bürgerrechte nach der französischen Revolution. Vietnam war damit die erste unabhängige Republik Südostasiens.

Nach der Potsdamer Konferenz fällt Vietnam in den Herrschaftsbereich der Briten. Diese müssen jedoch die besiegten Japaner bitten, im Süden die Ordnung herzustellen. Trotz eines Friedensvertrages mit den Viet Minh erzwingen die Franzosen am 23. September 1945 die Wiederrichtung ihres kolonialen Regimes in Südvietnam.

[Bearbeiten] Indochinakrieg

Der Versuch Frankreichs, sich auch das inzwischen unabhängige Nordvietnam wieder botmäßig zu machen, führt zum 1946 Ausbruch des Indochinakrieges. (siehe Vorgeschichte des Indochinakrieges). In Südvietnam wird 1948 eine unter französischer Aufsicht stehende Gegenregierung eingesetzt, der ab 1949 der ehemalige Kaiser Bao Dai als Staatschef vorsteht. Nach jahrelangem Guerillakampf gelingt es den Viet Minh unter General Vo Nguyen Giap am 7. Mai 1954, die Franzosen in der Schlacht von Dien Bien Phu zu besiegen. Dieses Ereignis markiert das Ende der französischen Kolonialherrschaft in Indochina. Es folgen ein Waffenstillstand und die Genfer Konferenz, auf der die Teilung Vietnams entlang des 17. Breitengrades in die (nördliche) Demokratische Republik Vietnam (Hauptstadt Hanoi) und die (südliche) Republik Vietnam (Hauptstadt Saigon) beschlossen wird.

In Südvietnam beauftragt Staatschef Bao Dai am 16. Juni 1954 den Katholikenführer Diem mit der Regierungsbildung. Im Jahr darauf entmachtet Diem Bao Dai und erhebt sich selbst zum Staatschef. Die von den Viet Minh durchgeführten Landreformen werden zurückgenommen. Die Regierung Diems ist unpopulär, Studenten und Buddhisten protestieren gegen die Regierungspolitik. Die USA sehen sich veranlasst, ihre Unterstützung für Südvietnam zu verstärken, um den Sturz des Regimes zu verhindern. Bis 1960 versinkt Südvietnam immer mehr in Korruption und Chaos. Am 2. November 1963 wird Diem ermordet. Darauf folgen mehrere kurzlebige Regimes, bis eine von den USA protegierte Militärjunta unter Nguyen Van Thieu und Nguyen Cao Ky die Macht an sich reißt und Duong Van Minh zum Staatschef erhebt.

Trophäe im Vietnamkriegsmuseum
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Trophäe im Vietnamkriegsmuseum

[Bearbeiten] Vietnamkrieg

Hauptartikel: Vietnamkrieg

Am 30. Juli 1964 provozieren bzw. fingieren die USA einen Zwischenfall im Golf von Tonkin. Die USA starten massive "Vergeltungsangriffe" auf Nordvietnam. Dieses Ereignis bildet den Beginn des Vietnamkriegs. Ab 1965 gibt es einen systematischen Luftkrieg der USA gegen Nordvietnam; im Süden operieren US-Bodentruppen. Bis 1968 eskaliert der Krieg, obwohl die USA Nordvietnam militärisch weit überlegen sind. Auf der Seite der Befreiungsbewegung kämpfen rund 230.000 Partisanen und 50.000 Angehörige der offiziellen nordvietnamesischen Streitkräfte. Ihnen stehen rund 550.000 Amerikaner, ungefähr die gleiche Zahl Südvietnamesen, 50.000 Südkoreaner und kleinere Kontingente Verbündeter (darunter auch aus Australien und Neuseeland) gegenüber.

Am 31. Januar 1968 gelingt den Viet Cong in einer waghalsigen Operation ein politisch wichtiger Sieg: In der Tet-Offensive nehmen die kommunistischen Partisanen Südvietnams vorübergehend Teile Saigons und weiterer Städte ein, die gut gesicherte Botschaft der USA in Saigon wird angegriffen. In den USA kann nun die Regierung nicht mehr behaupten, dass der Konflikt unter Kontrolle sei. Es ist offensichtlich, dass der Krieg nicht mehr gewonnen werden kann, die öffentliche Meinung in den USA schwenkt um, nicht zuletzt aufgrund von Presseberichten und Bildreportagen über Kriegsgreuel, Massaker und Napalm-Opfer. Die USA beschließen deshalb 1969 die Vietnamisierung des Krieges und den Abzug ihrer Truppen in mehreren Schritten. Die Bombardierungen und Luftangriffe, insbesondere die Verwendung von Entlaubungsmitteln, dauern jedoch bis 1973 an.

Am 3. September 1969 stirbt Ho Chi Minh, der Präsident Nordvietnams. Am 28. Januar 1973 vereinbaren Henry Kissinger und Le Duc Tho, der Nachfolger von Ho Chi Minh, einen Waffenstillstand. Damit endet die direkte Kriegsbeteiligung der USA, die Waffenlieferungen an Südvietnam gehen jedoch weiter. Die Nordvietnamesen setzen den Kampf gegen Südvietnam fort. Die Volksbefreiungsarmee erzielt fortlaufend Gewinne in Südvietnam. Am 21. April 1975 steht Saigon vor dem Fall, Staatschef Nguyen Van Thieu legt sein Amt nieder, die letzten verbliebenen Vertreter der USA werden evakuiert. Am 30. April wird Saigon eingenommen, Südvietnam kapituliert bedingungslos. Der Vietnamkrieg ist damit zu Ende.

[Bearbeiten] Sozialistische Republik Vietnam

Am 2. Juli 1976 werden Nord- und Südvietnam unter dem Namen Sozialistische Republik Vietnam wiedervereint. Saigon, die ehemalige Hauptstadt Südvietnams, wird in Ho-Chi-Minh-Stadt umbenannt.

Das im Gefolge des Vietnamkrieges entstandene Terrorregime der Roten Khmer in Kambodscha und vor allem das Ausbreiten von kriegerischen Auseinandersetzungen auf vietnamesisches Gebiet veranlassen Vietnam, in Kambodscha einzumarschieren. Am 8. Januar 1979 erobern vietnamesische Truppen die kambodschanische Hauptstadt Phnom Penh. Die Volksrepublik China, die die Regierung der Roten Khmer unterstützt hatte, provoziert daraufhin entlang der Grenze zu Vietnam bewaffnete Auseinandersetzungen. Nach zu hohen Verlusten auf chinesischer Seite werden die Kämpfe jedoch bald wieder eingestellt. Erst 1989 zieht Vietnam sich aus Kambodscha zurück.

1986 führte die KP Vietnams wirtschaftliche Reformen durch, genannt đổi mới (Erneuerung). Während der neunziger Jahre gab es ein rapides Wirtschaftswachtum, und Vietnam wurde wieder in die internationale Staatengemeinschaft aufgenommen. Diplomatische Beziehungen zur USA wurden 1995 wiederaufgenommen, ein Jahr darauf hoben diese das Handelsembargo gegen Vietnam auf.


[Bearbeiten] Politik

Die erste Verfassung Vietnams wurde im November 1946 verabschiedet. Sie legte die Unteilbarkeit des Landes sowie die Gleichheit aller Bürger des Landes fest.

Die heutige vietnamesische Verfassung gilt in ihrer Version vom 15. April 1992. Sie legt fest, dass die Nationalversammlung als Parlament das oberste repräsentative Organ ist, welches alle fünf Jahre in freien, gleichen und geheimen Wahlen bestimmt wird. Die 450 Mitglieder der Versammlung wählen einen Vorsitzenden und ein Kommittee. Mindestens zweimal jährlich muss die Nationalversammlung eine Vollversammlung abhalten.

Der Staatspräsident, der Premierminister, der Vorsitzende des Obersten Volksgerichtes und der Vorsitzende der Obersten Kontrollbehörde werden von der Nationalversammlung gewählt. In der Verfassung werden die Kompetenzen von Staatspräsident und Premierminister bestimmt.

Artikel 4 der Verfassung legt die führende Rolle der Kommunistischen Partei Vietnams fest. Über die Politik und die Zukunft des Landes wird daher auf den Parteikongressen entschieden. Vietnam ist damit eines der wenigen noch verbliebenen kommunistischen Regimes.

Die Verfassung Vietnams räumt auch allen Bürgern Grundrechte wie Redefreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit, Glaubensfreiheit usw. ein, obwohl in der Praxis diese Rechte häufig eingeschränkt werden.

[Bearbeiten] Administrative Gliederung

Regionen und Provinzen Vietnams.
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Regionen und Provinzen Vietnams.

Hauptartikel: Administrative Gliederung Vietnams

Die Hauptstadt Vietnams ist Hà Nội. Sie ist zusammen mit Thành Phố Hồ Chí Minh (Hồ-Chí-Minh-Stadt, früher Saigon), Cần Thơ, Đà Nẵng und Hải Phòng eine der fünf Städte auf Provinzebene (thành phố trực thuộc Trung ương). Der Rest des Landes ist in 59 Provinzen (Tỉnh) unterteilt. Jede dieser administrativen Einheiten hat ein Parlament und eine Regierung, die der Zentralregierung untergeordnet sind.


[Bearbeiten] Nach Einwohnerzahl

Rang Region Einwohner Fläche
 Red River Delta   16.979.000   12.957
 Mekong River Delta   16.581.000   39.694
 Southeast    12.662.000   34.733
 Northeast   10.472.000   68.386
 Northern Central Coast   10.190.000   51.429
 Southern Central Coast   6.717.000   33.117
 Central Highlands   4.459.000   55.552
 Northwest   2.364.000   35.927

[Bearbeiten] Nach Fläche

Bevölkerungsdichte der vietnamesischen Provinzen.
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Bevölkerungsdichte der vietnamesischen Provinzen.
Rang Region Fläche Einwohner
 Notheast   68.386  10.472.000 
 Central Highland   55.552  4.459.000 
 Northern Central Coast   51.429  10.190.000 
 Mekong River Delta   39.694  16.581.000 
 Northwest   35.927  2.364.000 
 Southeast   34.733  12.662.000 
 Southern Central Coast   33.117  6.717.000 
 Red River Delta   12.957  16.979.000 


[Bearbeiten] Außenpolitik

Während des Vietnamkrieges und danach war Vietnam in Südostasien weitgehend isoliert. Die USA hatten ein Wirtschaftsembargo verhängt und drängten auch andere Staaten, Vietnam zu boykottieren. Speziell nach dem Einmarsch in Kambodscha waren auch die Beziehungen zur Volksrepublik China so gespannt, dass an der vietnamesisch-chinesischen Grenze ein Krieg ausbrach. Vietnam integrierte sich deshalb sehr stark in den RGW. Aus der Isolierung kam das Land erst nach dem Rückzug aus Kambodscha heraus.

In den 1990er Jahren entspannten sich die Beziehungen zu allen Nachbarstaaten. Im Jahre 1991 nahm das Land wieder diplomatische Beziehungen zu China auf. Die USA hoben ihr Embargo gegen Vietnam auf und so wurde der Beitritt zur Weltbank, dem internationalen Währungsfonds und zur Asiatischen Entwicklungsbank möglich. Im Juli 1995 trat Vietnam der ASEAN bei, 1998 dem APEC. Vietnam ist jedoch noch nicht Mitglied der WTO, hat aber einen Beobachterstatus und einen Mitgliedsantrag gestellt.

Grenzstreitigkeiten gibt es mit einer Reihe von Staaten um die Spratly-Inseln im Südchinesischen Meer. Sie liegen in einem Gebiet, in dem Erdöl vermutet wird.

[Bearbeiten] Rechtssystem und Polizei

Die Einführung von marktwirtschaftlichen Reformen hat bald gezeigt, dass Vietnam Rechtssicherheit und entsprechende Gesetze braucht, um mehr Investitionen aus dem Ausland anzuziehen. Seitdem wurden viele Gesetze nach europäischem oder nordamerikanischem Vorbild erlassen. Die Rechtsprechung bleibt jedoch schwach, obwohl mit einer Reihe von ausländischen Organisationen zusammengearbeitet wird, um mehr Richter besser auszubilden.

In der vietnamesischen Polizei ist aufgrund geringer Bezahlung die Korruption ein großes Problem. Insbesondere Ho-Chi-Minh-Stadt ist bekannt dafür, dass Taxifahrer, die Ausländer befördern, wegen eines erfundenen Deliktes angehalten werden und bestraft werden, wobei vom Ausländer erwartet wird, dass er die Strafe übernimmt.

Auf Drogenschmuggel steht in Vietnam, wie in mehreren anderen asiatischen Staaten auch, die Todesstrafe, womit verhindert werden soll, dass im Zuge von Doi Moi, verringerter Kontrolle des Individuums durch den Staat und fortschreitender Verwestlichung die sogenannten sozialen Übel um sich greifen.

[Bearbeiten] Militär

Die Vietnamesische Volksarmee hat eine Stärke von etwa einer Million Mann. Es existiert eine allgemeine Wehrpflicht für alle Männer ab der Vollendung des 17. Lebensjahres. Trotz der großen Heeresstärke wird die Schlagkraft des vietnamesischen Militärs als niedrig eingeschätzt, da es mit weitgehend veralteter Technik ausgestattet ist. In der jüngeren Vergangenheit war die Volksarmee trotzdem in der Lage, in Kambodscha die Roten Khmer zu stürzen und die Strafexpedition Chinas zurückzuschlagen. Der Anteil der Ausgaben für die Verteidigung am Staatshaushalt beläuft sich auf etwa 0,5 % bzw. eine Millarde Dollar.


[Bearbeiten] Kultur

Hauptartikel: Kultur Vietnams

Die vietnamesische Kultur hat ihre Anfänge in der Dong-Son-Kultur vor etwa 3.000 Jahren. Sie war anderen südostasiatischen Kulturen sehr ähnlich.

Wegen seiner langen Abhängigkeit von China ist die vietnamesische Kultur deutlich von der chinesischen Kultur und konfuzianistischen Werten geprägt. Dazu gehören zum Beispiel die hohe Wertschätzung der Familie und Harmonie. Während der Zeit als Kolonie Frankreichs unterlag die Kultur des Landes auch französischen Einflüssen.

Auch die vietnamesische Literatur ist von der chinesischen Literatur geprägt. Auch der Buddhismus und der Konfuzianismus hatten einen bedeutenden Einfluss. Die frühe vietnamesische Literatur war gekennzeichnet durch eine starke Affinität zu Reimformen und eine Zweiteilung in eine Gelehrtenliteratur und eine Volksliteratur. Von Beginn des Indochinakrieges bis zum Ende des Vietnamkrieges kam die Literatur Vietnams fast vollständig zum Erliegen. Nach dem Krieg wurde sie zensiert und diente vor allem der Propaganda und Heroisierung. Erst seit den Achtziger Jahren erlebt sie wieder einen Auftrieb.

Die Musik unterscheidet sich wie die Küche in den drei Regionen Nordvietnam (Bac), Zentralvietnam (Trung) und Südvietnam (Nam). Die klassische Musik des Nordens ist die älteste. Die Musik Zentralvietnams wurde von dem Champa und ihren melancholischen Melodien beeinflusst. Seit dem Reformprozess Doi Moi in den Achtziger hat siche eine Popmusikszene entwickelt, die von Künstlern aus Hongkong, Thailand und Taiwan inspiriert ist.


[Bearbeiten] Sprache und Schrift

Hauptartikel: Vietnamesische Sprache

Vietnamesisch wird von fast allen Bewohnern des Landes gesprochen. Sie gehört aller Wahrscheinlichkeit nach zur Mon-Khmer-Sprachfamilie und wird heute gemeinsam mit jener der Muong zu den Viet-Moung Sprachen zusammengefasst. Während der chinesischen Herrschaft und auch unter vietnamesischen Feudalherrschern war chinesisch die offizielle Sprache. Ab dem 13. Jahrhundert wurde das Vietnamesische auch mit Nom-Zeichen, also chinesischer Schrift geschrieben. Aus dieser Zeit stammen auch die vielen Lehnwörter aus dem chinesischen, die man im modernen Vietnamesisch antreffen kann.

Ab dem 17. Jahrhundert wurde durch französische Missionare das lateinische Alphabet in die vietnamesische Sprache eingeführt. Der Jesuit Alexandre de Rhodes (1591-1660) entwickelte eine Transkriptions-Systematik des Vietnamesischen, die zur Basis des ab dem späten 19. Jahrhundert in der Schriftsprache verwendeten, Quoc Ngu genannten, Alphabets wurde. Um die sechs Töne des Vietnamesischen darzustellen, wurden dem lateinischen Alphabet dabei zahlreiche Diakritika hinzugefügt.

Neben der vietnamesischen Sprache sind unter den über 50 Ethnien des Landes noch eine Reihe Mitglieder diverser Sprachfamilien zu finden. Neben dem Chinesischen sind das: Mon-Khmer- (Khmer, Mon und 19 weitere Ethien) und Austronesische Sprachen (Cham, Giarai, Ede u.a.), Thai-Kadai Sprachen (Thai), Tibeto-birmanische und Hmong-Mien Sprachen (Hmong, Dao).

[Bearbeiten] Literatur

Die frühe vietnamesische Literatur ist von der chinesischen Literatur sowie von den sich verbreitenden Buddhismus und Konfuzianismus stark beeinflusst. Es entwickelten sich zwei Strömungen, nämlich eine Gelehrtenliteratur, die mit chinesischen Schriftzeichen geschrieben wurde, sowie eine Volksliteratur, die zu Beginn nur mündlich überliefert wurde und später in einer eigenen vietnamesischen Schrift, der Nom-Schrift verbreitet wurde. Beiden Strömungen ist gemein, dass sie eine große Affinität zur Reimform hatte.

Nach der Errichtung der Le-Dynastie wurden zwar die vietnamesischen Traditionen betont, die Gelehrtenliteratur blieb jedoch auf chinesisch und auch die Prüfungen für angehende Beamte wurde auf chinesisch abgehalten und hatte größtenteils konfuzianistische Literatur zum Inhalt. Aus der Zeit der Le und ihren Nachfolgedynastien stammen vor allem Sammlungen von Poesie, aber auch einige Werke, die sich mit der Geschichte Vietnams beschäftigen. Während der Krise des vietnamesischen Staatswesens kamen Schriftsteller auf, die in Nom die herrschenden Zustände auf satirische Art kritisierten. Die beiden wichtigsten Vertreter waren Ho Xuan Huong und Nguyen Du, letzterer bekannt durch seinen Versroman Das Mädchen Kieu.

Infolge der Kolonialisierung kam nicht nur die lateinische Schrift, die bis heute verwendet wird, nach Vietnam, sondern auch neue Literaturformen und westliches Gedankengut. Eine neue Generation von Schriftstellern sah sich nun als politische Aufklärer und legten die strengen literarischen Formen des Konfuzianismus ab, es entstanden für Vietnam neue Formen moderner Lyrik, Epik und Dramatik. Wichtige Persönlichkeiten aus dieser Epoche sind Truong Vinh Ky, der auch Autor des ersten vietnamesisch-französischen Wörterbuchs war, und Hoang Ngoc Phach, Verfasser des ersten vietnamesischen Romans (Das Mädchen To Tam; 1922).

Mit Beginn des Indochinakrieges kam das Literaturleben Vietnams bis zum Ende des Vietnamkrieges fast vollständig zum Erliegen. Nach dem Vietnamkrieg wurde die Literatur von der kommunistischen Regierung zensiert und diente vor allem der Heroisierung der eigenen Soldaten im Vietnamkrieg und der Propaganda für den kommunistischen Entwicklungsweg. Erst seit den 1980er Jahren erlebt die vietnamesische Literatur durch Schriftsteller wie Ma Van Khang, Le Luu, Nguyen Huy Thiep oder Duong Thu Huong einen Auftrieb. Letztere nahm am Befreiungskampf teil, kritisierte später die Parteiführung, wurde aus der KP ausgeschlossen und verhaftet, zählt heute jedoch zu den populärsten Schriftstellern Vietnams.

[Bearbeiten] Feste

Die meisten vietnamesischen Feste haben chinesischen Ursprung. Im Laufe der Zeit bekamen diese Feste aber eine typische vietnamesische Note. Daneben gibt es eine Reihe von Festen, die von den ethnischen Minderheiten begangen werden.

Das wichtigste Fest des ganzen Jahres ist Têt, das chinesische Neujahrsfest, welches meist eine ganze Woche vom letzten Tag des Mondkalenders ab dauert. Für dieses Fest kommen zahlreiche Vietnamesen, die im Ausland leben, zurück nach Vietnam, alle Geschäfte und Restaurants bleiben mehrere Tage geschlossen. Der Jahreswechsel wird mit einem Höllenlärm aus Perkussionsinstrumenten und (genaugenommen illegalem) Feuerwerk gefeiert. Der Tradition und dem Volksglauben nach muss das neue Jahr in einem frisch geputzten Haus und mit neuer Kleidung begangen werden, und einige Gerichte werden ausschließlich an diesem Feiertag zubereitet. Insbesondere ärmere Familien müssen das ganze Jahr über sparen, um sich die Feierlichkeiten leisten zu können.

Weitere wichtige Feste sind Trang Nguyen, der Tag der wandernden Seelen, welches in der Regel in den August (nach westlichem Kalender) fällt. Hier werden den Seelen der Toten Kleidung und Speisen angeboten, und die Gräber werden gesäubert. An Trung Thu, dem Mittherbstfest, werden Drachentänze aufgeführt, der runde Mond bewundert und spezielle Kuchen gegessen. Weihnachten ist seit neuestem ein allgemeiner Feiertag, er wird aber nur von der christlichen Minderheit wirklich gefeiert.

[Bearbeiten] Religion

Einer der zahlreichen Tempel Vietnams
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Einer der zahlreichen Tempel Vietnams
Im zentralen Cao-Dai-Tempel von Tay Ninh in der Nähe von Ho-Chi-Minh-Stadt
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Im zentralen Cao-Dai-Tempel von Tay Ninh in der Nähe von Ho-Chi-Minh-Stadt

In Vietnam ist eine große Anzahl von Religionen anzutreffen. Ursprünglich waren unter den vietnamesischen Völkern Animismus, Polytheismus und Ahnenkulte verbreitet. Viele der Götter, welche man damals anbetete, existieren auch noch im heutigen Volksglauben.

Die bedeutendste Religion ist der Buddhismus. Der heute vorherrschende Mahâyâna-Buddhismus kam im 2. Jahrhundert über China sowie über die südlichen Reiche Funan (heute Kambodscha) und Champa nach Vietnam und war die erste fremde Religion, die in Vietnam Fuß fasste. Neben dem Mahâyâna als bedeutendster Schule gibt es auch Anhänger des Theravâda (vor allem unter den Khmer verbreitet), des Zen-Buddhismus und des Hoa Hao, einer 1939 von Huynh Phu So gegründeten buddhistischen Tradition.

Die nach der Anhängerzahl zweitwichtigste Religion ist der Katholizismus. Er kam mit französischen, spanischen und portugiesischen Missionaren ab dem 17. Jahrhundert ins Land. Heute existieren in Vietnam etwa 6000 Kirchen, und etwa 7 % der Bevölkerung bekennen sich zum katholischen Glauben. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts gibt auch eine kleine Gruppen vonProtestanten.

Rund zwei Millionen Vietnamesen sind Anhänger des Cao Dai ("Großer Palast"), einer in den 1920er Jahren entstandenen synkretistischen Religion, die auf spiritistische Offenbarungen des Gründers Ngo Van Chieu zurückgeht.

Muslime sind vor allem in den Bergregionen Zentralvietnams, unter den Nachfahren der Cham zu finden.

Nach wie vor finden auch die jahrhundertelangen engen Verbindungen mit China ihren Niederschlag in der Glaubenswelt Vietnams; sowohl Taoismus wie auch Konfuzianismus hinterließen ihre Spuren. Alle diese Religionen haben in Vietnam eine gewisse Adaptierung an das Land erfahren, so dass sie in ihren Ausprägungen oft nicht mit denen in den Nachbarländern Vietnams ident sind.

Die Anzahl der Menschen, die einer speziellen Religion zugehören, lässt sich sehr schwer in Zahlen fassen. Erstens ist Vietnam ein offiziell atheistischer Staat, und die vietnamesische Regierung ist bis in die 1980er Jahre gegen Religionen auch offensiv vorgegangen, was mittlerweile nicht mehr der Fall ist. Des weiteren ist es in Asien nichts Ungewöhnliches, sich zu mehr als einer Religion zu bekennen. So findet sich in fast jedem Haushalt ein kleiner Schrein zu Ehren der eigenen Vorfahren. Die Mehrheit der Bevölkerung praktiziert eine Mischung aus Buddhismus, Daoismus, Animismus und Ahnenkult.

[Bearbeiten] Gastronomie

Hauptartikel: Vietnamesische Küche

Die vietnamesische Küche gehört zu den leichtesten und gesündesten der Welt. Sie ist mit der chinesischen Küche verwandt, jedoch gibt es regional Einflüsse der Thai, der Khmer und der Inder auf den vietnamesischen Speiseplan. Darüberhinaus hat der Buddhismus zu einer reichen vegetarischen Küche beigetragen, und die Franzosen haben Baguettes, Croissants und Kaffee mitgebracht. Als Grundnahrungsmittel werden in Vietnam Reis und Reisnudeln und eine großen Zahl verschiedener Arten von Gemüse gegessen. Fisch und Fleisch spielen in der Ernährung der Massen eine untergeordnete Rolle.

Berühmt ist Vietnam für Frühlingsrollen, die roh, gebraten oder frittiert gegessen und manchmal auch (mit Hilfe von Stäbchen) in Salatblätter eingewickelt werden. Daneben gibt es viele Arten von Nudelsuppen, die mit Gemüse, Fleischstücken, Fisch oder Eiern entweder als Snack, zum Frühstück oder als ganze Mahlzeit gegessen werden. Allerhand Exotika findet man ebenfalls, wobei der Verzehr auch in Vietnam u.U. offiziell verboten ist. Gegessen werden Tauben, Hunde, Schlangen (das noch schlagende Schlangenherz ist dem Ehrengast vorbehalten), Schildkröten und allerhand Wild. Eine ganz besondere Spezialität sind Enteneier, die fünf Tage vor dem Schlüpfen des Kükens gekocht verzehrt werden.

Getrunken wird vor allem Tee. In Restaurants wird grüner Tee in der Regel gratis serviert; spezielle Teesorten müssen bezahlt werden. Kaffee wird in Vietnam ebenfalls konsumiert - in kleinen Mengen und sehr stark; dabei wird zum Kaffee ebenfalls die obligatorische Tasse Tee gereicht. Bier wird unter Lizenz ausländischer Braukonzerne gebraut, es gibt aber auch vietnamesische Marken, die durchaus empfehlenswert sind. Aus den Früchten Vietnams, wie z.B. Jackfrucht, Mangostane, Sauersack, Longiane, Durian, und Zimtapfel, werden viele interessante Getränke gewonnen, die nahrhaft wie eine Zwischenmahlzeit sein können. Auch Kokosnussmilch dient als Getränk, das gerne gekühlt direkt aus der „Originalverpackung“ genossen wird.

[Bearbeiten] Theater

Vietnam hat einige typische Formen von musikalischen und theatralischen Künsten hervorgebracht, die stark von denen der Nachbarn (China, Thailand, Kambodscha) beeinflusst sind; besonders starkes Gewicht in der Entfaltung dieser Künste ist dabei den ethnischen Minderheiten zugefallen. Die meisten Kunstformen sind mündlich von der älteren an die jüngere Generation weitergegeben worden; durch die lange Periode von Kriegen sind leider viele davon verloren gegangen.

Die älteste Bühnenkunst Vietnams heißt Hat Cheo (etwa: Volksoper). Hierbei werden auf der Basis von allgemein bekannten Legenden, stilisierten Bewegungen und Musikstücken satirische Szenen improvisiert; das Publikum wird insofern einbezogen, als dass eine Trommel geschlagen wird, wenn die Szene nicht gefällt. Die Kunst war während der Kaiserzeit wegen ihres Satirismus zeitweise verboten und heute existieren nur noch wenige Ensembles, die Hat Cheo aufführen.

Hat Tuong ist eine Abwandlung der chinesischen Oper und hatte ursprünglich zur Aufgabe, den kaiserlichen Hof zu unterhalten; erst später gelangte es auf die Straßen. Thema sind Ereignisse aus der Geschichte oder konfuzianisches Denken wie die Beziehung zwischen dem Monarchen und seiner Untergebenen. Es gibt keine Requisiten, alles wird durch die Bewegung, die Musik und die Schminke der Schauspieler dargestellt. Auch Hat Tuong ist sehr selten geworden.

Hat Cai Luong ist eine modernere Mischform aus westlichem Theater und traditionellen vietnamesischen Stilen. Die Stücke stellen meist ein historisches Thema mit modernen Mitteln dar, sind sehr schnell und es werden moderne Musikinstrumente wie Keyboard, E-Gitarren und Schlagzeug eingesetzt. Diese Form des Theaters ist sehr anpassungsfähig.

Eine Kunstform, die es nur in Vietnam gibt, ist das Wasserpuppenspiel. Seine Ursprünge sind unklar, aber wahrscheinlich war es schon im 11. Jahrhundert ein fester Bestandteil im kulturellen Leben des Landes. Beim Wasserpuppenspiel stellen Marionetten, die sich über einer Wasseroberfläche befinden, Szenen aus dem ländlichen Leben oder der Geschichte dar. Eingesetzt werden neben den Puppen auch Feuerwerk und die Wasseroberfläche selbst, die mal ruhig oder sehr wild sein kann. Das Wasserpuppenspiel war eine Kunstform, die streng geheim gehalten wurde und nur innerhalb von einer Familie von den Alten an die Jungen weitergegeben wurde. Sie war in den 1980er Jahren bereits fast ausgestorben, als eine französische Organisation mit neuen Puppen und einer neuen Bühne diese Tradition wieder zum Leben erweckte. Die Ensembles haben bereits mehrmals erfolgreich im Ausland gastiert, und man kann in Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt den Aufführungen beiwohnen.

[Bearbeiten] Musik

Ähnlich wie Theatertraditionen wurden auch Musiktraditionen mündlich weitergegeben und sind teils verloren gegangen. Quan Ho etwa stammt aus dem Delta des roten Flusses und ist eine der ältesten noch erhaltenen Formen. Hier singen abwechselnd ein unverheirateter Mann und eine unverheiratete Frau Improvisationen ohne sonstige Begleitung. Dieses Ritual hatte früher eine hohe Bedeutung bei der Anbahnung einer Hochzeit.

Hat Chau Van ist eine alte und heilige Musikform, die in Pagoden und Tempeln aufgeführt wurde. Sie ist sehr rhythmisch und hypnotisierend; durch sie wurden Medien in einen Trance-Zustand gespielt, um den Kontakt zu den Gottheiten herzustellen. Hat Chau Van war bis 1986 verboten.

Ca Tru und Ca Hué sind Liedformen, die von Frauenstimmen auf Basis von Gedichten und Balladen gesungen und von Laute, einen Bambusschlagzeug und einer Trommel begleitet werden. Ca Tru ist sehr selten geworden. Ca Hué wird in der Stadt Hué für die Touristen aufgeführt.

In einem Versuch, das vietnamesische kulturelle Erbe zu erhalten, hat die Regierung veranlasst, dass das Liedgut in westlicher Notation niedergeschrieben und von neu gegründeten Ensembles aufgeführt und erhalten wird. Die Texte wurden jedoch modernisiert – sie behandeln nun das süße Leben der Arbeiter und Bauern. Diese Regierungsinitiative hat zur Bildung einer neuen Musikform, der Modernen Volksmusik geführt, die häufig im Radio und Fernsehen gespielt wird und mit den traditionellen Formen nicht mehr wirklich zu vergleichen ist.

Neue Anstrengungen, das vietnamesische Musikerbe für die Nachwelt zu erhalten, sind mit ausländischer Beteiligung im Gange. Die vietnamesische Regierung hat jedoch gegenüber ausländischer Unterstützung Vorbehalte, denn sie fürchtet, dass Privatfirmen mit dem Erbe des Landes im Ausland viel Geld verdienen könnten.

Seit dem Beginn von Doi Moi hat sich eine vietnamesische Popmusikszene etabliert, die von Künstlern aus Hongkong, Thailand und Taiwan inspiriert ist. Die typische Popband besteht aus einem Sänger, Bassgitarre und Keyboard, sie gibt in der Regel schmalzige Liebeslieder zum besten, die von produktiven Liedermachern wie Trinh Cong Son, Pham Trong Cau, Diep Minh Tuyen oder Thanh Tung stammen. Dominiert wird die Szene von männlichen Sängern aus dem Süden; einmal aufgestiegene Sterne verblassen in diesem schnelllebigen Umfeld jedoch bald.

Karaoke erfährt einen großen Boom in Vietnam; die Hauptstraßen größerer Städte können mit meist mehreren gutbesuchten Einrichtungen aufwarten.

[Bearbeiten] Kleidung

Die Vietnamesen kleiden sich so smart, wie sie sich es leisten können und Frauen sind in der Regel von den Schultern bis zu den Füßen bedeckt. Besonders im Umgang mit Behörden oder beim Besuch von Privathäusern macht saubere und ordentliche Kleidung einen Unterschied. Oben ohne oder gar Nacktbaden ist in Vietnam inakzeptabel. Wenn man Privathäuser besucht, so gehört es zur Etikette, die Schuhe auszuziehen. Dasselbe gilt für manche Tempel, man beobachte das diesbezügliche Verhalten der Einheimischen.

Die traditionelle Kleidung der Frauen in Vietnam heißt ao dai und besteht aus einem knielangen, hochgeschlitzten Seidenkleid, unter welchem lange, meist weitgeschnittene Seidenhosen derselben Farbe getragen werden. Der ao dai in weißer Farbe ist in vielen Gymnasien Schuluniform und in Hotels ist das weibliche Personal häufig in ao dais gekleidet. Der flache, kegelförmige Hut ist weltweit ein Wahrzeichen für Vietnam und wird in der Tat fast von der gesamten Landbevölkerung getragen, während er in den großen Städten selten zu sehen ist. Die Hüte werden aus Palmenblättern gemacht und sind licht- und wasserdicht. In der Stadt Hué gibt es eine Sonderform, die sogenannten Gedichthüte, bei denen in der Unterseite Bilder und Gedichte gemalt sind.

[Bearbeiten] Sport

Vietnam tritt bei großen Sportereignissen selten in Erscheinung. Dies liegt daran, dass Sport in Vietnam eher ein Massenphänomen ist, der Leistungssport aber aufgrund fehlender Infrastruktur und finanzieller Mitteln nur sehr wenig entwickelt ist.

Populärster Sport ist Fußball. Daneben sind asiatische Sportarten wie Thai Cuc Quyen, Kung Fu, Vovinam, Taekwondo, Judo, Karate und Badminton sehr populär. In den letzten Jahren kommen, speziell in den vermögenderen Bevölkerungsteilen, europäische Sportarten wie Tennis oder Golf zunehmend in Mode.


[Bearbeiten] Wirtschaft

Hauptartikel: Wirtschaft Vietnams

[Bearbeiten] Wirtschaftsgeschichte

Blick über Thành phố Hồ Chí Minh: die Stadt ist seit der Reform „Doi Moi“ der wirtschaftliche Motor Vietnams.
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Blick über Thành phố Hồ Chí Minh: die Stadt ist seit der Reform „Doi Moi“ der wirtschaftliche Motor Vietnams.
Schwimmender Markt in Cần Thơ, Mekong-Delta.
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Schwimmender Markt in Cần Thơ, Mekong-Delta.

Nach der Wiedervereinigung Vietnams stand die Wirtschaft des Landes vor dem Problem, in zwei Hälften geteilt zu sein, die nach komplett verschiedenen Mustern organisiert waren: Im Norden die kommunistische, planwirtschaftlich organisierte Hälfte, deren Landwirtschaft in Kooperativen betrieben wurde und wo das Land zudem durch die Amerikaner total zerbombt war. Der Süden hingegen war markwirtschaftlich organisiert, hatte aber während der vergangenen zwei Jahrzehnte eine Wirtschaft entwickelt, die vollständig vom Zustrom amerikanischen Geldes abhing, das bedingt durch die Militärpräsenz zufloß.

Der Süden wurde – wenig überraschend – nach sowjetischem Vorbild restrukturiert, die Landwirtschaft kollektiviert und die Betriebe wurden verstaatlicht. Im Jahr 1978 trat Vietnam dem Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe bei, während die USA ein Wirtschaftsembargo über Vietnam verhängten, das nicht nur Amerikanern verbot, mit Vietnam zu handeln, sondern auch den IWF, die Weltbank und ähnliche Organisationen daran hinderte, Vietnam Aufbaukredite zu geben.

Das Resultat aus der Unproduktivität der Staatsbetriebe und der kollektivierten Landwirtschaft, den Handelshindernissen und den massiven Umweltschäden aus dem Vietnamkrieg war schreckliche Armut. Repressionen der kommunistischen Führung gegen die früheren Feinde, Armut und Enteignungen der Privatwirtschaft im Süden veranlassten mehr als eine halbe Million Vietnamesen dazu, als Boat people unter Lebensgefahr das Land zu verlassen. Die Anzahl Überlebender wir nur zwischen 20 und 40% geschätzt. In den späten 70er Jahren experimentierte Vietnam mit Mischformen aus Plan- und Marktwirtschaft, die jedoch zu keinem Erfolg führten. In den frühen 80er Jahren kam es deshalb zu mehreren Hungersnöten und zu Hyperinflation. Das einzige, was Vietnam halbwegs am Leben hielt, war Wirtschaftshilfe der RGW-Staaten, die sich auf geschätzte drei Millarden Dollar jährlich belief.

Im Jahr 1986 starb Le Duan und machte Platz für eine reformorientierte, jüngere Generation. Unter Nguyen Van Linh wurde „Doi Moi“ (Wirtschaftserneuerung) eingeführt, was bedeutete, dass die zentrale Planung aufgegeben, die Kollektivierung schrittweise abgeschafft und marktwirtschaftliche Reformen eingeführt wurden. Ausländischen Firmen wurde erlaubt, in Vietnam zu investieren. Als Vietnam am Beginn der 1990er Jahre aus der internationalen Isolation fand, in die es durch die Intervention in Kambodscha gekommen war, und die Amerikaner 1993 ihr Wirtschaftsembargo aufhoben, flossen so viele ausländische Investitionen und Finanzhilfe in das Land, dass das Wirtschaftswachstum zeitweise 10% pro Jahr überstieg. Viele Ausländische Firmen wie z.b. Motorola oder Triumph siedelten sich in Vietnam an. Vietnam ist ein Glasfaser-Produzent und fabriziert noch andere elektronische Geräte.

Ein beträchtlicher Teil der Wirtschaftsleistung wird durch finanzielle Unterstützung, Waren und Investitionen von Auslandsvietnamesen (vor allem aus den USA) erbracht; für das Jahr 2000 wurde dieser Betrag auf eine Milliarde US$ geschätzt.

Nach wie vor gehört Vietnam zu den ärmsten Ländern Asiens, wenngleich eine deutliche Verbesserung durchzugreifen beginnt. Die Einkommensunterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten sind nach wie vor groß, so dass Durchschnittszahlen wenig aussagekräftig sind.

Das um die Kaufkraftparität bereinigte BIP pro Person lag 1999 noch bei 410 US$ (Stadt 640,Land 180), 2003 schon bei etwa 2 200 Euro, was ca. 6 Euro/Tag entspricht. Immer noch etwa 17 % der Bevölkerung verdienen weniger als einen US$ pro Tag.

[Bearbeiten] Struktur

Terrassenfeldbau in Nordvietnam
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Terrassenfeldbau in Nordvietnam

Vor der Einführung von Doi Moi waren private Unternehmen, abhängig vom Wirtschaftssektor, entweder verboten oder vernachlässigbar. Im Jahr 2002 betrug der Anteil des privaten Sektors am BIP etwa 40%, wobei der Anteil in der Landwirtschaft besonders hoch ist und der Anteil an der Industrieproduktion etwa ein Drittel ausmacht.

Die Asienkrise 1998 hat auch Vietnam stark getroffen und das Wirtschaftswachstum (2001: etwa 5%) sowie das Interesse ausländischer Investoren haben seitdem merklich nachgelassen. Die Regierung muss nun eine Reihe von Reformen umsetzen, um der Wirtschaft weiterhin ein starkes Wachstum zu ermöglichen. Dies beinhaltet vor allem eine Reform des Rechtssystems, denn rechtliche Unsicherheit schreckt viele potentielle Investoren ab. Ebenso ist die Frage von Eigentum an Grund und Boden nicht restlos geklärt und die Unmöglichkeit, landwirtschaftliche Flächen in Industrieflächen umzuwidmen, hat dazu geführt, dass die Preise für Industrieland jene in Japan zeitweise überstiegen.

Die staatlichen Unternehmen stellen für die vietnamesische Wirtschaft ein Problem dar: sie sind meist unrentabel, international nicht konkurrenzfähig und haben eine hohe Menge an Krediten, die sie wahrscheinlich nicht zurückzahlen werden können und damit das ganze Bankensystem bedrohen. Eine Anzahl von Staatsbetrieben wurde bereits mit anderen Staatsbetrieben fusioniert, andere geschlossen. Der Prozess läuft aber wegen der sozialen Auswirkungen (Arbeitslosigkeit) recht schleppend.

Die Wirtschaft ist durch einen starken Unterschied zwischen dem Norden und dem Süden geprägt, wobei die Wirtschaft im Süden bedeutend dynamischer ist als im Norden. Dies wird meist damit begründet, dass die strategische Lage des Südens besser ist und dass dort Doi moi – aufgrund der kürzer zurückliegenden Erfahrung mit den Marktmechanismen – schneller gegriffen hat als im Norden.

Die Auslandsverschuldung ist mit etwa 40% des BIP (2001) relativ niedrig. Dies liegt vor allem daran, dass Vietnam bis 1993 fast keine Kredite aus dem westlichen Ausland bekommen konnte.

Die Inflation, die in den 1980er Jahren ein großes Problem darstellte, ist mittlerweile unter Kontrolle. Als Erinnerung an die Inflation bleiben astronomisch wirkende Preise mit vielen Nullen. Es gibt nur Scheine von 500 - 50.000 Dong Nennbetrag. 2004 war ein Euro etwa 20.000 Dong wert, so dass es normal ist, dass man es bei großen Beträgen mit Bündeln, in Geschäften und Banken bei der Abrechnung auch mit Säcken von Papiergeld zu tun hat.

[Bearbeiten] Außenhandel

Das Außenhandelsvolumen hat sich in den letzten acht Jahren etwa vervierfacht. Im Jahre 2001 betrugen die gesamten Importe etwa 14 Milliarden Dollar und die Exporte etwa 15 Milliarden Dollar. Trotz des nach wie vor kommunistischen Regierungssystems hat die vietnamesische Volkswirtschaft einen Offenheitsgrad erreicht, der etwa dem Thailands entspricht.

Vietnam ist ein Ölexporteur, etwa 20% seiner Exporte sind Rohöl. Zu den zweitwichtigsten Exportprodukten zählen Güter der Leichtindustrie, wie etwa Textilien oder Schuhe. Unter den landwirtschaftlichen Produkten sind Reis und Kaffee die wichtigsten; nachdem es vor Doi moi Hungersnöte gegeben hatte, ist Vietnam heute der weltweit zweitgrößte Reisexporteur. Die Handelspartner sind traditionell die asiatischen Staaten, wobei Japan und Singapur die wichtigsten Zielländer der Exporte darstellen. Vietnam gewinnt aber auch in den Überseemärkten (Europa, USA) Anteile und macht hier zunehmend anderen asiatischen Ländern Konkurrenz. Das jährliche Exportwachstum ist nach wie vor zweistellig, obwohl es schon auf die Hälfte der Werte aus den 1990er Jahren zurückgegangen ist.

Die Importe wachsen etwa gleich schnell wie die Exporte. Importiert werden vor allem Treibstoffe, Maschinen, Fahrzeuge und Rohstoffe für die Leichtindustrie. Jene Märkte, in denen unrentable Staatsbetriebe dominieren, werden durch hohe Zölle geschützt. Hauptlieferanten sind Japan, Taiwan, Korea und die USA.

[Bearbeiten] Tourismus

Strandabschnitt
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Strandabschnitt

In Europa wird Vietnam eher mit Vietnamkrieg, Kommunismus und Armut assoziiert und zählt deshalb nicht zu den klassischen Urlaubsländern. Bis vor wenigen Jahren wurde Vietnam deshalb fast ausschließlich von Leuten besucht, die sich für die Kultur interessieren, Abenteuer erleben wollten oder mit dem Land nach dem Vietnamkrieg in der einen oder anderen Art emotional verbunden waren.

Seit etwa 1999 erlebt Vietnam jedoch einen Boom im Tourismus. Neben Studienreisenden kommen auch immer mehr Rucksack-, Pauschal- und Badetouristen, letztere vor allem aus anderen asiatischen Ländern. Dies beruht z.T. auf einem "Ausweich-Effekt", der mit der anhaltenden Gewalt und den Terroranschlägen auf den Philippinen und in Indonesien begründet ist, wohingegen Vietnam das Image eines friedlichen Landes mit niedriger Kriminalität hat.
Mittlerweile fahren auch Kreuzfahrtschiffe einige vietnamesische Häfen an bzw. ankern vor der Küste und bieten Tagesausflüge nach Saigon, Nha Trang, Da Nang oder Hue an.

In den letzten Jahren wurden in einigen Fischerdörfern eilig einige internationale Hotels und Resorts hochgezogen, Restaurants für Ausländer wurden eröffnet und der Aufbau einer touristischen Infrastruktur in Angriff genommen. Mehrere hunderttausend Menschen sind bereits im Tourismus beschäftigt.


[Bearbeiten] Infrastruktur

[Bearbeiten] Erreichbarkeit

Die zwei größten Städte des Landes, Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt haben einen internationalen Flughafen, der von wenigen europäischen, aber den meisten asiatischen Großstädten direkt angeflogen wird. Daneben gibt es Eisenbahnverbindungen von und nach China und Straßenverbindungen in alle Nachbarländer. Die Grenzübergänge sind meist nur am Tag geöffnet. Ausländer können, sofern sie alle notwendigen Papiere haben, jeden beliebigen Grenzübergang zur Einreise benutzen.

[Bearbeiten] Straßenverkehr

Fahrradrikschas sind ein bedeutendes Verkehrsmittel in den Städten, wo es wenig öffentlichen Verkehr gibt (Ben Thanh Markt, Ho Chi Minh Stadt)
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Fahrradrikschas sind ein bedeutendes Verkehrsmittel in den Städten, wo es wenig öffentlichen Verkehr gibt (Ben Thanh Markt, Ho Chi Minh Stadt)

Vietnams Straßen haben eine Länge von insgesamt etwa 93.000 Kilometern, wovon nur etwa 23.000 asphaltiert sind. Sie entsprechen zu einem kleinen Teil, häufig in der Nähe von Großstädten, internationalen Standards. Der größere Teil ist bemitleidenswert schlecht. Es gibt nur wenige Kilometer Straße in einer Qualität, die man als Autobahn bezeichnen könnte. Die wichtigste Straße Vietnams, die auf 2.100 km als verkehrstechnisches Rückgrat das gesamte Land von der chinesischen Grenze bis ins Mekongdelta durchschneidet (häufig als Highway 1 oder Nationalstraße 1 bezeichnet, auch wenn die Straße in Vietnam nicht so heißt), ist eine ganz normale Landstraße.

In Vietnam herrscht offiziell Rechtsverkehr. In der Regel wird jedoch gefahren, wo gerade Platz ist. Kreuzungen, die mit Ampeln geregelt sind, kommen nur in den Großstädten vor, und Verkehrszeichen werden von den Verkehrsteilnehmern bestenfalls als Vorschlag interpretiert. Vorrang hat generell das größere Fahrzeug. Beim Überqueren einer Straße sollte man möglichst gleichmäßig gehen, damit sich der stetige Verkehrstrom der Mofas sich darauf einstellen kann. Ausländer dürfen in Vietnam kein Auto steuern (wohl aber Mopeds). Dies ist weniger tragisch, da man Autos inklusive Fahrer sehr günstig mieten kann.

Während auf dem Land noch das Fahrrad als häufigstes Verkehrs- und Transsportmittel dominiert, oft auch als geschobenes Lastrad ohne Sitz, ist es in den letzten Jahren in der Stadt durch das Moped (Hon Da) abgelöst worden. Als Tourist kann man sich heute preisgünstig auf dem Soziussitz eines Mopeds chauffieren lassen. Für eine oder mehrere Personen oder auch Waren ist die Fahrrad-Rikscha ein günstiges und akzeptiertes Transportmittel. Es gibt die abgebildete Variante mit den 2 Rädern vorne, wo der Fahrgast vor dem Chauffeur sitzt, und die Möglichkeit, dass der Fahrgast (oder die Ladung) hinter dem Fahrer auf einem Anhänger transportiert wird. Daneben ist für den Transport die Lastrikscha bedeutsam, eine Art stablies Dreirad, das per Pedale oder auch von einem Mopedmotor angetrieben wird. Zunehmend beginnt in den größten Städten der Autoverkehr, zu dem auch schwere, oft veraltete Lastwagen und Busse und neuerdings Taxis gehören, den ohnehin schon dichten und zähen Zwei- und Dreirad-Verkehr zum Erlahmen zu bringen.

Für die Vietnamesen nimmt der Verkehr mit Überlandbussen eine hohe Bedeutung ein. Sie sind die billigste und schnellste Art zu reisen. Allerdings sind viele dieser Busse schrottreif und dementsprechend unbequem und unsicher. Für mutige Besucher stellen sie aber eine Möglichkeit dar, mit den Einheimischen in einen intensiveren Kontakt zu kommen, wenn man keine Probleme damit hat, eventuell auf Reissäcken Platz zu nehmen. Speziell für Ausländer gibt es mehr und mehr sogenannte Open Tour-Busse, die ebenfalls sehr günstig sind, jedoch ein Vielfaches der öffentlichen Busse kosten. Sie sind sicherer, bequemer und schneller, werden aber fast ausschließlich von Touristen benutzt.

Neuerdings gibt es von Ha Noi aus auch größere Straßen nach Hai Phong, Flughafen No Bai und nach Ho Chi Minh Stadt. Für diese Strecken gibt es neuere Busse, die im Viertelstunden-Takt fahren.

Ho-Chi-Minh-City hat zur Bewältigung der immensen Verkehrsprobleme mittlerweile den Bau einer U-Bahn ausgeschrieben; ob eine deutsche Firma den Zuschlag erhält, ist noch offen.

[Bearbeiten] Schienenverkehr

Lokomotive des Expresszuges auf der Strecke Hanoi - Thành Phố Hồ Chí Minh
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Lokomotive des Expresszuges auf der Strecke Hanoi - Thành Phố Hồ Chí Minh

Das vietnamesische Eisenbahnnetz stammt größtenteils aus der Kolonialzeit und wird nur langsam modernisiert. Von den insgesamt 2 652 Kilometern Schiene sind 2 249 Kilometer Schmalspurbahn (1000-mm-Spur), 166 Kilometer Normalspur und 237 Dualspur (d.h. sie kann von Fahrzeugen beider Spurweiten befahren werden). Ein Übersichtsplan über das Eisenbahnnetz befindet sich hier. Das gesamte Netz ist einspurig.

Die Fahrzeuge stammen in der Regel aus sowjetischer Produktion. Fahrkarten werden in verschiedenen Klassen verkauft, wobei Ausländer höhere Preise zahlen als Vietnamesen. Die Züge fahren recht langsam, sind dafür sicher und vergleichsweise pünktlich. Für längere Fahrten empfehlen sich Liege- oder Schlafwagen, die man längere Zeit im voraus buchen sollte.

[Bearbeiten] Luftverkehr

Die nationale Fluglinie Vietnams heißt Vietnam Airlines. Sie bietet zahlreiche Regionalflüge in andere Großstädte Asiens sowie einige Interkontinentalflüge an und bestreitet auch den Inlandsverkehr. Besonders im abgelegenen Bergland besitzen auch kleinere Städte einen Flugplatz. Das Fluggerät von Vietnam Airlines entspricht internationalen Standards, die Flotte der Fluggesellschaft wird ständig erweitert und umfasst daher einige sehr neue Flugzeuge.

Die Tickets sind günstig. Ausländer und Vietnamesen zahlen die gleichen Preise. Flüge sind häufig nur wenig teurer als lange Fahrten mit Schlafwagen, ganz abgesehen von der Zeitersparnis.

[Bearbeiten] Wasserverkehr

Touristen-Boot in der Halong-Bucht.
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Touristen-Boot in der Halong-Bucht.

Vietnam verfügt über etwa 5000 Kilometer Wasserstraßen, die ganzjährig befahrbar sind. Besonders im Mekong-Delta ist der Wassertransport wichtig, und die Straßen werden durch zahlreiche Flussarme unterbrochen, die mittels Fähre überbrückt werden müssen.

Die wichtigsten Seehäfen sind Da Nang, Haiphong sowie Ho-Chi-Minh-Stadt.

[Bearbeiten] Telekommunikation

In das Telefonnetz Vietnams wurde in den letzten Jahren viel investiert. Wo investiert wurde, wird modernste Technologie eingesetzt, und dementsprechend zuverlässig und komfortabel ist das Netz. Wo noch nicht investiert wurde, ist das Telekommunikationsnetz hinter dem seiner Nachbarländer weit zurückgeblieben. Da die Investitionen refinanziert werden müssen, sind Auslandsgespräche in Vietnam extrem teuer.

Man schätzt, dass es in Vietnam bereits mehrere Millionen Internet-Benutzer gibt. Die meisten Benutzer besuchen ein Internet-Café, von denen es im ganzen Land eine hohe Anzahl gibt. Ähnlich wie in China ist die Regierung besorgt, dass durch das Internet das staatliche Informationsmonopol untergraben wird und letzten Endes die Legitimität der Alleinregierung der Kommunistischen Partei Vietnams in Frage gestellt werden könnte. Deshalb werden ausländische Webseiten häufig blockiert, die Übertragungsraten künstlich niedrig gehalten und illegale Internetcafés geschlossen. Der Verdacht, dass von Regierungsstellen im Hintergrund "mitgelesen" wird, läßt sich nicht ausräumen, wenn man bedenkt, dass die Übertragungstechnik v.a. in Großstädten auf dem neuesten Stand ist.

Die vietnamesische Post gilt als langsam und unzuverlässig. Jedoch sind in letzter Zeit starke Verbesserungen spürbar und die durchschnittliche Laufzeit nach Deutschland beträgt 10 Tage. Postkarten kosten in Vietnam 8.000 Dong (ca. 40 Cent) nach Deutschland.


[Bearbeiten] Bildung

Für die Verhältnisse eines so armen und kriegsgezeichneten Landes hat Vietnam eine außerordentlich niedrige Analphabetenrate. Nur etwa 6% der Personen über 15 Jahre sind Analphabeten. Trotzdem sieht sich das Bildungssystem Vietnams großen Herausforderungen gegenüber. Zwar können fast alle Menschen lesen und schreiben, abgesehen davon ist das Schul- und Bildungsniveau jedoch zu gering. Die Anzahl der Schulen ist speziell auf dem Land zu niedrig. Generell ist der bauliche Zustand vieler Schulen nicht gut und ihre Ausstattung häufig schlecht.

Es gibt eine Schulpflicht für alle Kinder zwischen 6 und 14 Jahren, wobei auch auf Vorschulbildung (Kindergarten) ein hoher Wert gelegt wird. Die Pflichtschulbildung ist in zwei Phasen unterteilt, nämlich die 5jährige Grundstufe und die 4jährige untere Sekundarstufe. Nach Absolvierung der unteren Sekundarstufe können die Schüler zwischen oberen Sekundarstufen verschiedenen Typs (technisch etc.) wählen. Der Abschluss der oberen Sekundarstufe berechtigt zum Universitätsstudium bzw. einer anderen höheren Ausbildung.

Die Nachfrage nach Bildung (sowohl Sekundarstufe als auch höhere Bildung) ist momentan bedeutend höher als das Angebot. Neue Schulen, Hochschulen und Universitäten werden laufend gegründet und die Zahl der Institutionen, die höhere Bildung anbieten, übersteigt bereits 100. Es gibt staatliche und private Einrichtungen, die renommiertesten davon sind die Staatliche Universität Hanoi und die Staatliche Universität Ho-Chi-Minh-Stadt. Um mehr Nachfrage befriedigen zu können und auch um die Entwicklung des ländlichen Raumes zu fördern, werden zahlreiche Fernstudiengänge angeboten. Seit kurzem vergibt die vietnamesische Regierung auch Stipendien für Studien im Ausland, wobei diese nur in sehr geringer Zahl zur Verfügung stehen.

Die bei weitem populärste Fremdsprache in Vietnam ist Englisch. Aus Gründen, die mit der Geschichte des Landes und der früheren Einbindung in den Ostblock zusammenhängen, findet man oft Leute, die französisch, russisch oder deutsch sprechen (etwa 100 000 Vietnamesen haben in Deutschland studiert). Zunehmend werden japanisch und chinesisch gelernt.


[Bearbeiten] Medien

Die Medien werden in Vietnam allesamt vom Staat und damit der Kommunistischen Partei Vietnams kontrolliert. Es gibt englischsprachige Printmedien in Vietnam. Dies sind entweder Zeitschriften, die sich an Touristen richten und Reise- oder Unterhaltungsmöglichkeiten bewerben. Die meisten englischsprachigen Publikationen richten sich jedoch an Geschäftsleute und verkünden die neuesten Errungenschaften der Wirtschaftspolitik Vietnams. Ausländische Publikationen werden nicht zensiert, da sie für die durchschnittlichen Vietnamesen sowieso nicht bezahlbar sind. Man findet sie dort, wo sich die Ausländer konzentrieren. Alte Exemplare von ausländischen Zeitungen werden häufig von Straßenhändlern angeboten.

Das vietnamesische Radio und Fernsehen strahlt mehrere teils landesweite, teils regionale Programme aus. Im Fernsehen VTV gibt es am späteren Abend englische Kurznachrichten, der Rest des Programmes wird mit vietnamesischen Shows und einigen wenigen ausländischen Filmen bestritten.

Es gibt einen vietnamesischen Kurzwellensender namens Voice of Vietnam, der seit der Augustrevolution existiert und während des Vietnamkrieges hauptsächlich Propaganda gegen die Vereinigten Staaten ausstrahlte. Heute werden halbstündige Programme auf englisch, französisch und russisch produziert, die auch in Europa gehört werden können.


[Bearbeiten] Feiertage

Datum Deutscher Name Vietnames. Name Anmerkungen
1. Januar Neujahr Tết Tây
Ende Januar - Ende Februar Têt (Chinesisches Neujahrsfest) Tết Nguyên Đán Bedeutendstes Fest an den ersten drei Tagen des Jahres nach dem Mondkalender
30. April Tag der Befreiung Ngày Giải Phóng Fall von Saigon im Jahr 1975
1. Mai Tag der Arbeit
2. September Unabhängigkeitstag Quốc Khánh Unabhängkeitserklärung von Ho Chi Minh 1945
25. Dezember Weihnachten


[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Deutschsprachige Literatur

  • Monika Heyder: Kulturschock Vietnam. Andere Länder - andere Sitten, Alltagskultur, Tradition, Verhaltensregeln, Religion, Tabus, Mann und Frau, Stadt- und Landleben. Bielefeld 2001, ISBN 3-89416-451-4
  • Hella Kothmann / Wolf-Eckhard Bühler: Vietnam. Handbuch für individuelles Reisen und Entdecken auch abseits der Hauptreiserouten. Bielefeld 2004, ISBN 3-8317-1099-6
  • Baedeker: Vietnam. Ostfildern 2002, ISBN 3-89525-905-5
  • Anneliese Wulf: Vietnam - Pagoden und Tempel im Reisfeld - im Fokus chinesischer und indischer Kultur. dumont Kunstreiseführer, Köln 1991, ISBN 3-770-12237-2
  • Peter Krebs: Die Kinder von Vietnam. Bilanz eines modernen Krieges. Hamburg 1984, ISBN 3-455-08226-2, auch als dtv Bd. 11288, München 1990 ISBN 3-423-11288-3
  • Heinz Kotte / Rüdiger Siebert: Vietnam. Die neue Zeit auf 100 Uhren. Aufsätze eines Entwicklungshelfers über den Umbruch der Lebensbedingungen zwischen Plan- und Marktwirtschaft. Lamuv, Göttingen 2001, ISBN 3-88977-604-3
  • Hans-Jörg Keller: Kulturschlüssel Vietnam. Über kulturelle Unterschiede und Besonderheiten; der Autor lebt in Vietnam und ist mit einer Vietnamesin verheiratet. München 2000, ISBN 3-19-005309-X
  • Huynh Quang Nhuong: Mein verlorenes Land. (Jugendbuch) Verlag Sauerländer, Aarau 1986.
  • Pham Thi Hoai: Sonntagsmenü. Poetisch-satirische Kurzgeschichten über das Alltagsleben in Vietnam. ISBN 3-293-20062-1
  • Peter Scholl-Latour: Der Tod im Reisfeld: 30 Jahre Krieg in Indochina. Ullstein, 1981, ISBN 3-548-33022-3
  • Annaliese Wulf: Vietnam - Pagoden und Tempel im Reisfeld - im Fokus chinesischer und indischer Kultur. dumont Kunstreiseführer, Köln 1991 ISBN 3-7701-2237-2
  • Friedrich Schwarzenauer / Lois Hechenblaikner (Fotos): Vietnam. Fachkundige, fundierte Einführung in Land, Nation und Kultur incl. Abriss der Historie, gekonnt profihaft bebildert; gute Hinführung, ersetzt aber nicht aktuelle Reiseführer. München 1993, ISBN 3-7658-0771-0

[Bearbeiten] englischsprachige Literatur

  • National Centre for Social Sciences and Humanities: National Human Development Report 2001 - Doi Moi and Human Development in Vietnam. The Political Publishing House, Hanoi 2001.
  • International Monetary Fund: Vietnam: Selected Issues and Statistical Appendix. Washington DC (es gibt mehrere Ausgaben - verwendet für diesen Artikel wurden die Ausgaben 1998 und 2002)
  • Stanley Karnow: Vietnam, a history. New York, Penguin Books, 1997
  • Jeffrey E. Curry: Passport Vietnam: your pocket guide to Vietnamese business, customs and etiquette. San Rafael 1997
  • Rick Smolan, Jennifer Erwitt: Passage To Vietnam. New York 1994 ISBN 1-885559-00-3
    400-seitiger Bildband aus der Serie "A Day in the Life of..." mit Bildern eines einzigen Tages aus allen Landesteilen und Lebensbereichen von 70 intenational etablierten Fotografen.

[Bearbeiten] Zeitschriften

  • Vietnamese Cultural Window, monatlich: The Gioi Publishers, Hanoi
  • Vietnamese Studies, vierteljährlich: The Gioi Publishers, Hanoi
  • VietNam Kurier, vierteljährlich: Freundschaftsgesellschaft Vietnam e.V. Düsseldorf
  • Südostasien Aktuell, zweimonatlich: Institut für Asienkunde, Hamburg

[Bearbeiten] Weblinks

Commons: Vietnam – Bilder, Videos und/oder Audiodateien



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