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Schulsozialarbeit

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Schulsozialarbeit ist professionell durchgeführte Soziale Arbeit in einer Schule und mit den Menschen, die dort lernen und arbeiten.

Die Forderung nach einer Ausweitung von Angeboten der Schulsozialarbeit wurde und wird angesichts der zunehmenden Komplexität von Erziehung und Bildung im schulischen Kontext sowohl in den Medien als auch in Fachkreisen immer häufiger geäußert. Die zunehmende Sensibilisierung der Öffentlichkeit für Schwierigkeiten oder Verhaltensauffälligkeiten und die Pluralisierung der Lebenslagen während der letzten Jahre hat das seit den Anfängen der Schulsozialarbeit in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts zurückgegangene Interesse an ihr wieder neu belebt. Inzwischen ist Schulsozialarbeit als historisch jüngste und intensivste Form der Kooperation von Jugendhilfe und Schule zu einem wichtigen Bestandteil einer modernen Jugendhilfe geworden.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Anfänge

Die Wurzeln dieses Arbeitsfeldes liegen in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts, als engagierte Frauen in den USA freiwillig in Schulen mitarbeiteten, um Kinder aus benachteiligten Familien in ihrer Schullaufbahn zu unterstützen. Dieses Angebot beinhaltete die Versorgung mit Essen und die Betreuung bei Hausaufgaben und Spielen außerhalb des Unterrichts. Als Beginn der heutigen professionellen Form der Schulsozialarbeit in der Bundesrepublik Deutschland lässt sich der Beginn der Gesamtschulbewegung Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts nennen – von der Paukschule zur sozialpädagogischen Schule, lautete damals die Zielrichtung.

In den letzten Jahren haben sich viele Formen der Zusammenarbeit zwischen der Schule und der Jugendhilfe entwickelt. Schuljugendarbeit, Schulsozialpädagogik, Jugendarbeit und Schule, Schulkinderhaus – viele Begriffe, Projekte und Förderprogramme prägen heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, die Landschaft. Was sie eint, ist das Ziel, Heranwachsenden die Chance auf einen Bildungsabschluss zu ermöglichen.

Angestellt sind die Fachkräfte bei den Bundesländern (auf Lehrerstellen, Arbeitsplatz in der Schule), bei den Städten und Gemeinden (als Mitarbeiter des Jugendamtes) oder bei freien Trägern der Jugendhilfe (in Kooperationsprojekten verschiedenster Art).

[Bearbeiten] Ziele und Aufgaben

Die Arbeitsgebiete und Angebote unterscheiden sich heute je nach Schulform (von der Grundschule über die Sonderschule, die Gesamtschule, die Hauptschule bis zur berufsbildenden Schule – in Realschule und Gymnasium bislang nur vereinzelt) und hierbei nochmals innerhalb der Schulformen. Wichtig für ein wirksames und zufrieden stellendes Arbeiten ist in allen Fällen eine klare Absprache zwischen den Fachprofessionen Jugendhilfe und Schule darüber, wer wofür zuständig ist. Wie nah man dem Ziel einer verzahnten, gleichberechtigten Kooperation kommt, hängt dabei naturgemäß immer von den Menschen vor Ort ab.

Professionelle Schulsozialarbeit hat die Aufgabe in jeder Schule neu zu ermitteln, was gebraucht wird und mit welchen Menschen die notwendigen Schritte gegangen werden können. Erfolgreiche Schulsozialarbeit ist möglich durch:

  • kontinuierliche Gruppenarbeit (in Kleingruppen und Klassen)
  • zeitnahe Intervention (z. B. bei Schulmüdigkeit oder kritischen Lebensituationen)
  • leichte Erreichbarkeit für Eltern, Schüler und Lehrer (in der Schule während der Unterrichtszeit)
  • trägfähige Kooperationstrukturen mit Institutionen (z. B. Polizei, Verkehrsbetriebe usw.) und Personen im Schulumfeld
  • innovative Projekte, die das Wir-Gefühl von Klassen und der Schulgemeinde steigern
  • Angebote zu den Themen Suchtprävention und -intervention, Gewaltprävention, Sexualpädagogik und Berufsorientierung.

[Bearbeiten] Aktuelle Entwicklungen 2006

Neben der Etablierung von Schulsozialarbeit in Gesamtschulen werden feste Stellen seit einiger Zeit auch in anderen Schulformen eingerichtet: So z. B. in Hauptschulen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, wo sich derzeit eine professionelle psychosoziale Versorgung im Aufbau befindet. Die ersten Erfahrungen zeigen, dass ein hoher Bedarf an professioneller sozialpädagogischer Unterstützung besteht. Diese dort neue pädagogische Begleitung wird dankbar angenommen. Wenn es allerdings langfristig dabei bleiben sollte, dass viele Schulsozialarbeiter auf halben oder befristeten Stellen beschäftigt werden, ist die notwendige Kontinuität nicht zu erreichen. In NRW sollen laut Presseberichten, die sich auf Informationen aus dem Ministerium für Schule und Weiterbildung berufen, im Bereich der Gesamtschulen 112 Stellen eingespart werden und danach etwa 100 feste Stellen für Schulsozialarbeit an Förderschulen eingerichtet werden. Im entsprechenden Ausschuss des Landtages war dies allerdings bisher noch kein Thema.

Kontinuierliche und konzeptionell durchdachte Schulsozialarbeit kann indes dazu beitragen, Jugendliche zu motivieren und sie zu befähigen, die Herausforderungen der Schule und der Gesellschaft anzunehmen und zu bestehen – für einen erfolgreichen Start ins Erwachsen-Sein.

[Bearbeiten] Ergänzende Bemerkungen / Zusammenfassungen / Literaturauszüge

Institutionalisierte Schulsozialarbeit kann in Bundesrepublik Deutschland auf eine vergleichsweise kurze Geschichte von etwa 30 Jahren zurückblicken. Der Begriff "Schulsozialarbeit" wird erstmals im Jahre 1966 in einem Beitrag von Maas und darauf bezugnehmend im Jahre 1971 von Abels verwendet. Zu dieser Zeit kann jedoch die "School Social Work" in den USA bereits auf eine lange Tradition zurückblicken. Etwas verkürzt dargestellt, lassen sich in der Historie der bundesrepublikanischen Schulsozialarbeit zwei Phasen unterscheiden, nämlich das beginnende Interesse Ende der 60er sowie eine erneute Auseinandersetzung gegen Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts.

Im Rahmen eines Modellprogramms wurde Schulsozialarbeit erstmals in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts vom Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft gefördert. Die meisten Modelle stellten jedoch ihre Arbeit bald wieder ein. Neben der Zunahme an sozialpädagogisch relevanten Problemlagen im schulischen Kontext war für eine erneute Auseinandersetzung Anfang der 90er Jahre vor allem die Projektinitiierung in Ostdeutschland nach dem Transformationsprozess und die Einführung des KJHG 1990 von grundlegender Bedeutung. Im zehnten Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung wird zudem darauf hingewiesen, dass die historisch gewachsene Abkoppelung der pädagogischen Arbeitsfelder von Schule und Jugendhilfe nicht mehr gerecht wird und dass sowohl Schule und als auch die Jugendhilfe zunehmend systematisch aufeinander verwiesen werden müssen.

Unter dem Begriff "Schulsozialarbeit" werden "sämtliche Aktivitäten und Ansätze einer verbindlich vereinbarten, dauerhaften und gleichberechtigten Kooperation von Jugendhilfe und Schule (...) verstanden, durch die sozialpädagogisches Handeln am Ort sowie im Umfeld der Schule ermöglicht wird" (Lit.: Olk/Bathke/Hartnuß 2000, S. 178). Unter Schulsozialarbeit wird also vor allem eine Arbeitsform verstanden, "die langfristig vereinbart mit sozialpädagogisch qualifizierten Fachkräften direkt in Schulen oder zentral auf Schule bezogen stattfindet" (Lit.: Bolay 2004, S. 147).

Insgesamt zeigen die Erfahrungen und Entwicklungen, dass Schulsozialarbeit eine notwendige zweite professionelle Kompetenz innerhalb der Schule ist, die als intermediäre Instanz wirkt, niedrigschwellige Angebote schafft, eigene Räume anbieten kann, an der Organisationsentwicklung von Schule mitwirkt und sozialpädagogische Methoden einbringt. Schulsozialarbeit kann "einen wichtigen und hilfreichen Beitrag [leisten] bei den Bemühungen von Schulen, sich für die Umgebung und den Stadtteil zu öffnen, Ressourcen in ihrem Umfeld die schulische Arbeit zu erschließen und sich als Schule selbst zu einer Einrichtung weiterzuentwickeln, die auch für andere im Stadtteil offen ist – sei es als Kulturzentrum, Begegnungsstätte oder Werkstatt für Jugendliche und Erwachsene" (Lit.: Mack 1999, S. 55; zit n. Bolay 2004, S. 160). Über die Wirkungen von Schulsozialarbeit liegen durch umfangreiche wissenschaftliche Begleitungen inzwischen differenzierte Befunde von unterschiedlichen Beteiligten der Schulsozialarbeit vor (Lit.: Speck 2006). Allerdings existieren kaum Evaluationsstudien im echten Sinne.

[Bearbeiten] Literatur

Zum Überblick:

  • Drilling, M. (2004): Schulsozialarbeit. Antworten auf veränderte Lebenswelten. 3., aktual. Aufl. Bern. (Übersichtliche Darstellung zu neueren Entwicklungen und Arbeitsweisen in der Schulsozialarbeit, greift neben der deutschen Perspektive auch schweizerische Beiträge zur Schulsozialarbeit auf.) ISBN 3258067945
  • Schermer, F. J. (o. J.): Schulsozialarbeit. Entwicklung und Merkmale. [www-Dokument; URL: http://www.ganztagsschulverband.de/Download/Schulsozialarbeit.pdf]
  • Speck, K. (2006): Qualität und Evaluation in der Schulsozialarbeit. Konzepte, Rahmenbedingungen und Wirkungen. Wiesbaden (Aktueller Überblick über die Schulsozialarbeit in Deutschland mit einem Blick auch auf die historische und internationale Entwicklung) ISBN 3531151746
  • Speck, K. (2006): Schulsozialarbeit - Begriffsklärung und Bestandsaufnahme. [www-Dokument; URL: http://www.reinhardt-verlag.de/pdf/probe_uj_speck.pdf]
  • Wulfers, W. (1996): Schulsozialarbeit. Ein Beitrag zur Öffnung, Humanisierung und Demokratisierung der Schule. 5. Aufl. Hamburg. (vergriffen)

Zur Vertiefung:

  • Abels, H. (1971). Schulsozialarbeit. Ein Beitrag zum Ausgleich von Sozialisationsdefiziten. In: Soziale Welt, 28. S. 347-359.
  • Böhnisch, L. (1998): Schule als Jugendraum – Der sozialpädagogische Zugang. In: Handbuch Hauptschulbildungsgang Hg. v. D. J. Bronder/H.-J. Ipfling/K. G. Zenke. Bd. 1: Grundlegung. Bad Heilbrunn. S. 236-248.
  • Bolay, E. (2004). Überlegungen zu einer lebensweltorientierten Schulsozialarbeit. In: K. Grunwald/H. Thiersch (Hg.): Praxis Lebensweltorientierter Sozialer Arbeit. Handlungszugänge und Methoden in unterschiedlichen Arbeitsfeldern. Weinheim, München. S. 146-165.
  • Braun, K.-H./Wetzel, K. (2000): Sozialpädagogisches Handeln in der Schule. Einführung in die Grundlagen und Konzepte der Schulsozialarbeit. Neuwied.
  • Deinet, U. (Hg.) (2001): Kooperation von Jugendhilfe und Schule. Ein Handbuch für die Praxis. Opladen. (Gute Übersicht über Strukturen in Jugendhilfe und Schule sowie praxisbezogene Handlungsansätze; Schwerpunkt liegt allerdings auf NRW und die allgemeine Kooperation von Jugendhilfe und Schule, weniger die Schulsozialarbeirt) ISBN 3810031267
  • Mack, W. (1999). Bildung und Bewältigung. Weinheim, Basel.
  • Olk, T./Bathke, G.-W./Hartnuß, B. (2000): Jugendhilfe und Schule. Empirische Befunde und theoretische Reflexionen zur Schulsozialarbeit. Weinheim, München.
  • Schumann, M./Sack, A./Schumann, T. (2006): Schulsozialarbeit im Urteil der Nutzer. Evaluation der Ziele, Leistungen und Wirkungen am Beispiel der Ernst-Reuter-Schule II. Weinheim, München. [Mit Handbuch Qualitätsmanagement auf CD-Rom.] ISBN 3-7799-1880-3
  • Stadtjugendamt München/Katholische Stiftungsfachhochschule München (o. J.): Erfahrungsbericht über die Schulsozialarbeit des Stadtjugendamtes München 1995-98. Eine empirische Untersuchung. o. Ort.
  • Streblow, C. (2005). Schulsozialarbeit und Lebenswelten Jugendlicher. Ein Beitrag zur dokumentarischen Evaluationsforschung. Opladen.
  • Wulfers, W. (2002): Schulsozialarbeit in der Diskussion – Perspektiven und Präsentation im Internet. In: Unsere Jugend, 54 (2). S. 73-81.

[Bearbeiten] Weblinks

Andere Sprachen

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