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Mutual assured destruction

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Mutual assured destruction (MAD, auf deutsch „wechselseitig zugesicherte Zerstörung“ oder umgangssprachlich Gleichgewicht des Schreckens) bezeichnet eine Situation, in der die Nuklearmächte vom Ersteinsatz von Nuklearwaffen dadurch abgehalten werden, dass der potenzielle Gegner selbst nach einem nuklearen Erstschlag noch vernichtend zurückschlagen könnte.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Begriff

Das Konzept der mutual assured destruction wurde früher auch als guaranteed mutual destruction („garantierte wechselseitige Zerstörung“) oder als nuclear deterrence („nukleare Abschreckung“) bezeichnet. Im deutschen Sprachgebrauch hat sich aber das Schlagwort vom „Gleichgewicht des Schreckens“ durchgesetzt.

[Bearbeiten] Theorie

Die Grundannahme der MAD-Doktrin besteht darin, dass keine Seite so irrational ist, für die Vernichtung des Gegners auch die Vernichtung des eigenen Landes zu riskieren. Deswegen verzichten alle Kontrahenten auf einen atomaren Erstschlag. Dies führt zu einem zwar spannungsgeladenen, aber dennoch stabilen Frieden.

Um die Doktrin umsetzen zu können, müssen alle potenziellen Kontrahenten eine mehrfache Overkill-Kapazität aufrechterhalten, so dass auch nach der Zerstörung eines großen Teiles der eigenen Atomwaffen der verbleibende kleinere Rest noch zur völligen Zerstörung des Angreifers ausreichen würde. Von Bedeutung ist auch der Aufbau eines schwierig zu ortenden und zu zerstörenden, redundanten Systems von interkontinentalen Kernwaffenträgern. Man spricht von der „nuklearen Triade“ aus strategischen Bombern, U-Booten und Raketensilos.

[Bearbeiten] Praxis

Das militärische Konzept der Friedenserhaltung durch gegenseitige Abschreckung (Dissuasion) ist so alt wie der Krieg selbst. Die Einführung von Atomwaffen mit ihrer umfassenden Vernichtungskraft vervielfachte die Abschreckungswirkung jedoch und führte unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg zur Entwicklung der MAD-Doktrin.

Die Doktrin fand ihre erste und hauptsächliche Anwendung in der Zeit des Kalten Krieges (1950er Jahre bis 1990er Jahre) zwischen den USA und der Sowjetunion. Die MAD-Doktrin wurde als Garant dafür gesehen, dass es zu keinen direkten, umfassenden Konflikten zwischen den Supermächten kam, sondern beide Nationen sich in so genannten Stellvertreterkriegen indirekt gegenüberstanden.

Gegen Ende des Kalten Kriegs wandten sich die Supermächte zu Gunsten vertrauensbildender Maßnahmen zusehends vom MAD-Konzept ab (vgl. unten). Obwohl die USA und Russland auch heute noch über die technischen Mittel zur gegenseitigen Auslöschung verfügen, hat keiner der beiden Staaten zurzeit ein wirtschaftliches oder ideologisches Interesse an der Vernichtung des anderen, so dass diskutabel ist, ob zwischen ihnen eine MAD-Situation fortbesteht.

In begrenztem Ausmaß besteht zwischen den beiden verfeindeten Staaten Indien und Pakistan seit ihrem Aufstieg zu Atommächten eine MAD-Situation. Keiner der beiden Kontrahenten verfügt aber vermutlich über genügend Sprengköpfe, um den anderen vollständig auslöschen zu können.

[Bearbeiten] Abkehr von der MAD-Doktrin

Es wird angenommen, dass die Abkehr von MAD bereits am 25. Juli 1980 von US-Präsident Jimmy Carter eingeleitet wurde, der in der Presidential Directive 59 von einer „Ausgleichsstrategie“ (countervailing strategy) sprach. Ziel der US-Sicherheitspolitik war fortan, einen Nuklearkrieg zu gewinnen. Ziel der Nuklearsprengköpfe waren nicht länger die sowjetische Bevölkerung, sondern zuerst die Führungsschicht, dann militärische Ziele. Damit verband sich die Hoffnung, die Russen würden aufgeben, bevor es zu einer totalen Zerstörung der UdSSR und der USA käme.

US-Präsident Ronald Reagan setzte diese neue Marschrichtung fort und plante mit seiner Strategic Defense Initiative (SDI), das Prinzip der MAD durch eine neue Strategie zu ersetzen. Durch den Aufbau einer umfassenden, absoluten Raketenabwehr sollte die Welt langfristig atomwaffenfrei werden. Anhänger dieser sicherheitspolitischen Richtung sprachen denn auch von mutual assured security. Doch letztlich scheiterte das SDI-Projekt und damit die Unterminierung der gesicherten Zerstörung an technologischen und finanziellen Hürden.

Mit dem Fall des Ostblocks reduzierten sich die Spannungen zwischen Russland und den USA und zwischen den USA und China deutlich. In beiden Fällen wurde MAD als Modell für Stabilität zwischen den Atommächten abgelöst, dennoch halten diese Länder noch ein Potential an Kernwaffen vor, welches als ausreichend zur Aufrechterhaltung einer Grundabschreckung angesehen wird. Obwohl die Regierung unter George W. Bush vom ABM-Vertrag zurücktrat, betont sie, dass das von ihr geplante Raketenabwehrsystem gegen nukleare Erpressung durch Staaten mit geringer nuklearer Kapazität (wie etwa Nordkorea) aufgebaut werde. Dieses Prinzip der asymmetrischen Kriegsführung schließe, anders als MAD, die Geiselnahme ganzer Bevölkerungen aus. Die russische Regierung blieb dem Werben der USA um diese Strategie aber reserviert, vor allem weil sie befürchtet, die USA würden davon mehr profitieren als Russland.

Um der versehentlichen Auslösung eines Atomkriegs entgegenzuwirken, wurden Abrüstungsverhandlungen (z. B. START, SALT) durchgeführt und Kommunikationsmechanismen installiert (z. B. das „rote Telefon“ nach der Kuba-Krise). Spätestens mit den 1980er Jahren wurde das Konzept des „Gleichgewichts des Schreckens“ in der öffentlichen Debatte immer stärker hinterfragt. So wurde im Zusammenhang mit dem NATO-Doppelbeschluss in der Bundesrepublik von der Gefahr des „atomaren Holocaust“ gesprochen.

[Bearbeiten] Kritik

Kritiker der MAD-Doktrin führten an, dass das Apronym MAD zum englischen Begriff mad („verrückt“, „geisteskrank“) passt, weil die Doktrin auf einigen anfechtbaren Annahmen beruht:

  • Perfekte Erkennung
    • Die Ortungssysteme müssen absolut zuverlässig sein, Falschmeldungen über Raketenstarts müssen kategorisch ausgeschlossen werden (vgl. den Stanislaw-Petrow-Zwischenfall).
    • Es darf keine Möglichkeit geben, einen Raketenstart zu verdecken.
    • Es gibt keine Angriffsalternative zur Nuklearrakete.
    • Die schwächere Interpretation von MAD hängt auch von der perfekten Zuordnung eines Raketenstarts ab (Wer soll die Vergeltung zu spüren bekommen, wenn ein Raketenstart an der chinesisch-russischen Grenze ausgemacht wird?).
  • Absolute Rationalität
    • Schurkenstaaten werden keine Nuklearwaffen entwickeln (oder, wenn sie es doch tun, werden sie aufhören, Schurkenstaaten zu sein, indem sie sich der MAD-Logik unterwerfen).
    • Kommandeure haben nicht die Möglichkeit, einen Raketenstart zu beeinflussen.
    • Alle Oberhäupter der Staaten mit Atomwaffen sorgen sich um das Überleben ihrer Staatsbürger.
    • Die Staatsführer wagen nicht einen Erstschlag in der Hoffnung, dass das gegnerische Raketensystem versagt.
  • Unfähigkeit zur Verteidigung
    • Keine ausreichenden Bunker zum Schutz der Bevölkerung und Industrie.
    • Keine Entwicklung von Anti-Raketen-Technologie oder Schutzausrüstung.

Diese Annahmen für MAD können unter folgenden Begriffen zusammengefasst werden: Potenzial, Glaubwürdigkeit, Kommunikation und Rationalität. Auch wenn sie auf die Sowjetunion im Großen und Ganzen zutrafen, ist zweifelhaft, inwieweit dies auch für einige gegenwärtige Atommächte (z. B. Nordkorea oder zukünftig möglicherweise der Iran) gilt.

[Bearbeiten] Wissenswertes

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

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