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Mount Everest

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Mount Everest
Höhe: 8.844 m
Lage: Grenze Nepal/China (Tibet)
Gebirge: Himalaya
Geografische Lage: Koordinaten: 27° 59' 17" N, 86° 55' 31" O 27° 59' 17" N, 86° 55' 31" O
Erstbesteigung: 29. Mai 1953 durch Edmund Hillary und Tenzing Norgay
Normalweg: Südroute

Der Mount Everest, auch Sagarmatha oder Chomolungma, ist mit 8844 Metern über NN (Meeresspiegel) der höchste Berg der Erde. Er befindet sich im Khumbu-Himal in Nepal an der Grenze zu China (Autonomes Gebiet Tibet); der westliche und südöstliche seiner drei Gipfelgrate bilden die Grenze.

Inhaltsverzeichnis

Namen des Mount Everest

Mt. Everest (rechts) und Makalu (links)
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Mt. Everest (rechts) und Makalu (links)

Auf Nepalesisch wird der Berg Sagarmatha, सगरमाथा, (Himmelsgöttin) und auf Tibetisch Jo mo klungs ma (in offizieller Transkription: Qomolangma; „Mutter des Universums“) genannt. Der chinesische Name Zhūmùlǎngmǎ Fēng 珠穆朗玛峰 ist eine phonetische Wiedergabe des Tibetischen. Die in Europa übliche Transkription lautet Chomolungma.

1852 gab man dem Berg den Namen „Gipfel XV“. Der heutige Name Everest wurde 1865 zu Ehren von Sir George Everest von dessen Nachfolger ursprünglich als Zwischenlösung eingeführt. Everest war im Dienst der englischen Krone als Chef aller britischen Geometer tätig und erwarb sich mit der Landvermessung Indiens große Verdienste.

Die heutzutage gebräuchliche Aussprache von Everest lautet nach IPA: [ˈɛvərɪst] oder [ˈɛvərɨst] (Evve-rest). Sir George sprach seinen eigenen Nachnamen allerdings [ˈiv;rɪst] (Iev-rest) aus.

Geologie

Wie der gesamte Himalaya entstand der Mt. Everest durch tektonische Plattenverschiebungen. In diesem Fall prallte der indische Subkontinent im Eozän vor etwa 50 Millionen Jahren auf die eurasische Platte auf (Kollisionstyp) und bohrt sich zur Zeit etwa drei Zentimeter pro Jahr in den asiatischen Kontinent. Der Mt. Everest wächst infolge dieser Kräfte immer noch, allerdings nur wenige Millimeter im Jahr. Zwischen beiden Kontinentalplatten befand sich ursprünglich das große Tethysmeer.

Durch den gewaltigen Druck und die dabei entstehende Hitze veränderte sich das Gestein. Im Everest-Massiv bestehen die unteren Schichten hauptsächlich aus metamorphem Gestein, vor allem grobkörnige Schiefergesteine, Gneise und Migmatiten. Weiter oben findet man große Einsprengungen von Granit, die hell gefärbt sind und zu riesigen Blöcken erodieren. Auf über 7500 Meter Höhe liegen Sedimentgesteine, die sich einst am Grund des Tethys-Meeres befanden und die nur in sehr geringem Maße der Metamorphose unterlagen. Diese Tone, Schlicke und Kalküberreste von Korallen wurden in Sandstein, Schiefer und Kalkstein umgewandelt. Diese Schicht hat eine helle gelbliche Färbung und wird von den Bergsteigern als „Gelbes Band“ bezeichnet. An der Südwestseite des Everest liegt es niedriger als an der Nordseite. An letzterer ist es etwa 120 Meter dick und liegt auf über 8000 Meter Höhe. Die oberste Gipfelpyramide des Everest besteht aus reinem grauen Kalkstein mit sandigen und Schutteinlagerungen.

Mythologische Bedeutung

Wie praktisch alle markanten Gipfel der Khumbu-Region ist auch der Mt. Everest für die Sherpas ein heiliger Berg. Der Buddhismus ist bei diesem Volk mit ursprünglicheren Riten, insbesondere Animismus und Bön, gepaart. Nach der Auffassung der Sherpas bewohnen Geister und Dämonen Quellen, Bäume und eben auch die Gipfel.

Puja-Zeremonie
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Puja-Zeremonie

Aus diesem Grund wird vor einer Besteigung von den Sherpas eine Opferzeremonie durchgeführt, die sogenannte Puja-Zeremonie. Die Sherpas sind davon überzeugt, dass eine Puja zwingend notwendig ist, um Unheil abzuwenden. Dieses Opferfest ist für ihren Seelenfrieden unabdingbar und im Allgemeinen nehmen auch alle westlichen Expeditionsteilnehmer daran teil, da, nach dem Glauben der Sherpas, ansonsten die Berggötter zornig sind und zwar nicht nur gegenüber den Ausländern, sondern in besonderem Maße auch gegenüber den Sherpas, da sie dies zugelassen haben.

Stupa mit Gebetsfahnen im Everest-Basislager
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Stupa mit Gebetsfahnen im Everest-Basislager

Auch weitere religiöse Symbole wie Manisteine und ein Stupa mit Gebetsfahnen, die mit Mantras bedruckt sind, sind am Fuß des Mt. Everest präsent. Auf dem Weg zum Everest Basislager, zwischen Dingboche und Lobuche, ist ein „Friedhof“ für alle Opfer des Everest angelegt. Jedem Toten ist mit einem so genannten „Steinmann“, einem Stapel aufgetürmter Steine, die letzte Ehre erwiesen.

Im Gegensatz zur Britischen Expedition von Francis Younghusband im Jahre 1904, die sich gewaltsam ihren Weg durch Tibet bahnte, wurde bei späteren Expeditionen versucht, eine Genehmigung durch den Dalai Lama zu erhalten. Es dauerte bis zum Jahr 1921, ehe er der Royal Geographic Society endlich diese Erlaubnis aussprach, welche daraufhin 1921, 1922 und 1924 Expeditionen entsandte.

Höhenangaben und -messungen

Mt. Everest, Lhotse und Nuptse
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Mt. Everest, Lhotse und Nuptse

Die Angabe für die Gipfelhöhe des Mount Everest wurde seit der ersten Messung 1852 mehrfach korrigiert. Die erste Höhenangabe stammt aus dem Jahre 1856, als aus Angaben von sechs verschiedenen Vermessungsstationen 8840 m errechnet wurden. Die Stationen befanden sich allerdings über 150 km vom Everestmassiv entfernt, da die Vermesser des britischen Indian Survey nicht in Nepal einreisen durften.

Die lange Zeit geltende Höhenangabe von 8848 m war vom Survey of India 1954 aus den Messdaten von insgesamt zwölf Vermessungsstationen als Mittelwert errechnet worden. Diese Angabe wurde von einer chinesischen Expedition im Jahre 1975 bestätigt – sie stellte 8848,13 m fest.

Auch eine im September 1992 als erste mit modernen Mitteln angestellte Höhenvermessung eines chinesisch-italienischen Expeditionsteams direkt am Berg ergab mit 8848,82 m nahezu den gleichen Wert. Die dabei verwendeten Daten stammten sowohl aus Messungen mit herkömmlichen Theodoliten als auch aus Lasermessungen und GPS-Signalen.

Sehr genaue Messungen mit Hilfe mehrerer GPS-Empfänger am 5. Mai 1999 ergaben die 8850 m über NN, die seitdem von den meisten nationalen geographischen Gesellschaften übernommen wurden. Jene Angabe basiert auf der Höhe des Felssockels. Die Stärke der Schicht aus Eis und Schnee an der Spitze schwankt je nach Jahreszeit und Intensität der Monsunzeit stark, etwa im Bereich 1–3 m.

Die neueste Messung stammt aus dem Mai 2005, durchgeführt wiederum von einer chinesischen Expedition. Sie ergab für den Berg eine Höhe von 8844,43 Metern, bei einer Ungenauigkeit von 21 Zentimetern. Er ist damit ca. 3,70 m niedriger als seit der chinesischen Messung von 1975 angenommen, allerdings bezieht sich die aktuelle Angabe, wie auch schon die von 1999 nur auf den reinen Felssockel. Diese letzte Untersuchung wurde von Chinas Nordseite und nicht vom nepalesischen Süden aus unternommen und dauerte ein Jahr lang. Eingesetzt wurden Radardetektoren sowie Lasermessgeräte und Satellitenortungssysteme.

Nach einer Hypothese von japanischen Forschern war der Mt. Everest vor 20 Millionen Jahren über 15 km hoch. Durch ein Erdbeben wurde er kleiner. Die Theorie stützt sich auf die Untersuchung einer Gesteinsverwerfung, die an der nördlichen Seite des Berges entdeckt wurde. Andere Geologen sagen, dass auf der Erde infolge des Drucks aus Gesteinsmasse und aufgrund der Temperaturen in der Tiefe eine Bergerhebung um wesentlich mehr als 9000 m nicht dauerhaft möglich sei, da die Erdkruste nicht mehr Gewicht trage, und ein Gebirge von unten entsprechend abschmelze analog der Eisberge.

Während der Mount Everest die höchste Erhebung über dem Meeresspiegel ist, existieren noch zwei weitere Berge, die den Titel „höchster Berg der Welt“ verdienen. Vom Fuß des Berges aus gemessen ist dies der Vulkan Mauna Kea auf Hawaii, vom Erdmittelpunkt aus gerechnet der Chimborazo in Ecuador (siehe Höchster Berg).

Das Western Cwm („kuum“ gesprochen; aus dem Walisischen, auch „Tal des Schweigens“), ein von Mount Everest, Lhotse und Nuptse eingeschlossenes Kar mit ca. 3000 m Länge, ist das höchstgelegene Kar der Erde.

Besteigungen

Basislager (unterer linker Bildrand), Westflanke des Mt. Everest und Khumbu-Eisbruch auf nepalesischer Seite vom Kala Pattar aus.
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Basislager (unterer linker Bildrand), Westflanke des Mt. Everest und Khumbu-Eisbruch auf nepalesischer Seite vom Kala Pattar aus.

Der Gipfel wurde geschichtlich bewiesen erstmals am 29. Mai 1953 durch den Neuseeländer Sir Edmund Hillary und den Sherpa Tenzing Norgay aus Nepal von Süden her bestiegen.

Die Erstbesteigung von chinesischer Seite aus gelang anscheinend einer chinesischen Expedition im Jahr 1960. Dieses wird jedoch seitens der Fachwelt stark in Zweifel gezogen, da es keine Dokumentation über den Erfolg sowie widersprüchliche Ortsangaben über die Gipfelregion gibt. Daher wird auch oft offiziell das Jahr 1975 als Jahr der Erstbesteigung über die Nordroute angegeben, als eine ebenfalls chinesische Expedition den Gipfel eindeutig erreichte. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die 1924 am Mount Everest verunglückten George Mallory und Andrew Irvine vor ihrem Tod den Gipfel über diese Route erreicht haben.

Die erste Frau auf dem Gipfel war am 16. Mai 1975 die Japanerin Junko Tabei.

Am 8. Mai 1978 bezwangen Reinhold Messner und Peter Habeler den Gipfel erstmals ohne zusätzlichen Sauerstoff. Drei Tage später erreichte Reinhard Karl aus der selben Expedition als erster Deutscher den Gipfel. Schon am 3. Mai 1978 war mit Robert Schauer der erste Österreicher auf dem Gipfel. (Ihm glückte 18 Jahre später eine zweite und 2004 eine dritte Besteigung.)

1980 gelang die erste Winterbegehung der Südsattelroute durch eine polnische Expedition. Am 17. Februar erreichten Leszek Cichy und Krzysztof Wielicki den Gipfel, wobei sie mit Temperaturen bis zu minus 45 Grad und Windgeschwindigkeiten von fast 200 Kilometer/Stunde zu kämpfen hatten.

Seit den 1980er Jahren ist eine regelrechte Everest-Euphorie ausgebrochen. Dementsprechend ist die Zahl der Bergsteiger, die den Gipfel erklommen haben, deutlich angestiegen. Sie reichen von erfahrenen Alpinisten bis zu Anfängern, die sich darauf verlassen, von ihren bezahlten Führern zum Gipfel gebracht zu werden. Ein häufig genannter Preis hierfür sind 65.000 US-Dollar. Nachteilig an dieser Art von Tourismus ist jedoch, dass die Umweltverschmutzung durch Müll der Lager rapide zugenommen hat. Zudem stieg die Anzahl der Toten am Berg. Einige herausragende Leistungen der letzten Jahre stellten die Besteigungen von Tom Whittaker (GB; erster Beinamputierter; 1998), Erik Weihenmayer (USA; erster Blinder; 2001) und Mark Inglis (NZ; erster doppelt Beinamputierter; 2006) dar.

In den Mai-Tagen der Saison 2006 vor der Monsun-Zeit wird der 3000. Mensch auf dem Gipfel stehen.

Routen

Basislager auf nepalesischer Seite vom Khumbu Eisbruch aus betrachtet.
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Basislager auf nepalesischer Seite vom Khumbu Eisbruch aus betrachtet.

Am Everest gibt es bis heute insgesamt 15 Routen. Sechs befinden sich hier auf der Südwestseite (also von der nepalesischen Seite aus), sieben sind auf der Nordseite (auf chinesischer Seite) und weitere zwei auf der Ostseite des Berges. Die beiden Standardrouten sind die Südroute und die Nordroute. Die weiteren Routen sind technisch deutlich schwieriger und zum größten Teil nur einmalig begangen worden.

Routen von Nepal aus

Khumbu-Eisbruch. Der Gipfel ist aus dieser Perspektive nicht zu sehen.
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Khumbu-Eisbruch. Der Gipfel ist aus dieser Perspektive nicht zu sehen.
Mit fünf Leitern gesicherte Spalte im Khumbu-Eisbruch
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Mit fünf Leitern gesicherte Spalte im Khumbu-Eisbruch

Die Südroute gilt als Standardroute und wurde auch bei der Erstbesteigung gewählt. Vom Basislager auf der nepalesischen Südseite auf ca. 5400 m führt sie zunächst durch den Khumbu-Eisbruch (Khumbu Icefall): eine steile Passage, in der das Gletschereis aus dem Western Cwm 600 m abfällt und in Blöcke zerbricht, die den Aufstieg sehr erschweren. Da sie aufgrund der Eisbewegung jederzeit umstürzen können, ist es nur zu kühlen Tageszeiten ratsam, sie zu durchklettern. Der Khumbu-Eisbruch wird jeweils zu Saisonbeginn von einem Team aus Sherpas mit Leitern und Fixseilen gesichert. Diese gesicherte Route wird von allen Expeditionen gemeinsam genutzt.

Westkar und Lhotseflanke
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Westkar und Lhotseflanke

Die weitere Route führt durch das Western Cwm. Nachdem man das Kar durchquert hat, klettert man in die vergletscherte westliche Lhotse-Flanke. Sie ist etwa 60 Grad steil und umfasst 1000 Höhenmeter. Von der Lhotseflanke schwenkt die Route zum zwischen Lhotse und Everest gelegenen Südsattel (South Col) auf ca. 8000 m Höhe, wo fast alle Expeditionen das Hochlager für die Gipfeletappe einrichten. Es wurden allerdings auch schon noch höher gelegene Lager eingerichtet. Vom Südsattel aus führt der Weg den Grat des Everest hinauf bis zum Südgipfel ca. 100 Höhenmeter unterhalb des eigentlichen Gipfels, dann über das letzte große Hindernis, eine etwa 12 m hohe, fast senkrechte Felskante, den Hillary Step.

1963 eröffnete eine amerikanische Expedition eine neue Route über den Westgrat. Tom Hornbein und Willi Unsoeld stiegen vom Tal des Schweigens aus auf die Westschulter, folgten dann dem Westgrat, mussten dann aber wegen zu großer technischer Schwierigkeiten auf dem Grat in die Nordwand ausweichen. Sie stiegen in der seither „Hornbein-Couloir“ genannten Schlucht der Nordwand zum Gipfel und führten dann die erste Überschreitung des Everest durch, indem sie ihren auf der Südroute angestiegenen Kameraden im Abstieg folgten.

1975 wurde die Südwestwand, die sich 2500 m aus dem Tal des Schweigens erhebt, zum ersten Mal von einer britischen Expedition unter Chris Bonington bewältigt. An dieser Wand waren zuvor bereits sechs Expeditionen gescheitert. Die Schlüsselstelle in der Route ist die Überwindung eines gewaltigen Felsbandes oberhalb der schneegefüllten Rinne.

Die wohl schwierigste Grat-Route, der direkte Westgrat, wurde 1979 durch eine jugoslawische Expedition gemeistert. Andrej Stremfelj und Nejc Zaplotnik überwanden die wohl schwierigsten Felspassagen am Everest überhaupt. Auch die komplette Länge des Nordost-Grates wurde inzwischen bewältigt. Die Hauptschwierigkeiten dieser Route sind die enorme Länge in großen Höhen sowie drei Felsgruppen auf dem Grat, die Three Pinnacles östlich des Nordgrates von der Standard-Nordroute, die technisch versiertes Klettern in extrem anstrengender Höhe abverlangen, und dann noch die Abfolge der drei Steps auf dem Hochgrat, die auch die „normale“ Nordroute erschweren.

Zu den drei Haupt-Gipfelgraten des Everest gehören drei dazwischen liegende Wände und in ihnen jeweils eine Direttissima. Die Bonington-Route ist weitenteils eine Südwestwand-Direttissima. Auch die Nordwand ist schon auf direktem Wege nahe der Gipfel-Falllinie erstiegen. Die Ostwand (Kangshung-Flanke) hingegen kennt zwei erstiegene Routen, jedoch kann die näher am Gipfel liegende nördliche der beiden Routen nicht als Direttissima zählen. Die Ostwand- oder Kangshung-Direttissima ist somit bislang unbewältigt. Unternähme man diese, so ginge es um die Durchsteigung von weit mehr als 3500 Metern steilen, lawinengefährdeten Felsens in einer der – vom Fuß zum Gipfel gerechnet – längsten Wände der Erde.

Route von China aus (Nordroute)

Rongbuktal und Nordwand, davor der Changtse
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Rongbuktal und Nordwand, davor der Changtse

Die Alternative zur Standard-Südroute ist die Nordroute von der chinesischen Seite aus. Sie beginnt im Rongbuk-Tal mit einem Basislager in ca. 5300 m Höhe und führt in einem Zweitagestrek mit Yak-Transport in das Tal des östlichen Rongbuk-Gletschers, wo sich am Fuß der Nordsattel-Wand das vorgeschobene Basislager (ABC, advanced base camp) befindet. Dann geht die Tour den Steilhang hinauf auf den Nordsattel (North Col) mit ca. 7000 m Höhe, von wo aus die ausgesetzten Gipfelgrate (Nordgrat, Nordostgrat) den weiteren Aufstieg über geringer geneigte Grate (im Vergleich zur steileren Südroute) ermöglichen. Ernsthaftes kräftezehrendes und klettertechnisches Hindernis ist hinter dem letzten Lager in ca. 8300 m Höhe hoch auf dem oberen Grat die mittlere der drei Felsstufen („Second Step“) mit einer Fußhöhe auf ca. 8605 m, einer Höhe von ca. 12 m und einer Neigung von über 70 Grad. An dieser Stufe wurde 1975 von chinesischen Bergsteigern eine Leiter befestigt. Von dort führt die Gratroute mit relativ geringer Neigung, jedoch weitem Weg auf den Gipfel. Der Second Step ist ein historischer Ort: an ihm soll die letzte Gipfelmannschaft der englischen Expedition von 1924, George Mallory und Andrew Irvine gesehen worden sein. Die Fachwelt streitet seither, ob es einem von ihnen gelungen sein könnte, die Stufe zu überwinden und dann am Abend oder in der Nacht den Gipfel zu erreichen: ein bis heute ungelöstes Rätsel des Mount Everest.

Bemerkungen

Endpunkt beider Hauptrouten ist ein nur ca. 2 m² großes Gipfelplateau, auf dem seit 1975 ein Aluminium-Vermessungs-Stativ der Chinesen stand – 2002 war das Stativ nicht mehr zu sehen.

Mt. Everest von Tibet aus
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Mt. Everest von Tibet aus

Die chinesische Nord-Route hat im Vergleich zur nepalesischen Südroute den Vorteil, mit ca. 40.000 US-$ (Stand 2005) aufgrund logistischer Vorteile (niedrigere Gebühren für die staatliche Genehmigung einer Expedition, Zahl der notwendigen Yaks und Träger, Zahl der Sauerstoffflaschen u. v. a.) für den zahlenden Kunden um ein Drittel „preiswerter“ zu sein, wenn man sich einer der zahlreichen geführten Expeditionen anzuschließen beabsichtigt. Die prozentuale Erfolgsrate der Nordroute ist jedoch aufgrund der sehr weiten Wege geringer als auf der Südroute. In jedem Fall muss man sich der Gefahren des geringen Sauerstoffgehalts der Luft, plötzlicher Wetter-Umschwünge und heftiger, äußerst kalter Winde auf den Graten bewusst sein. Der Aufenthalt in der so genannten „Todeszone“ oberhalb 7500 m ist auf der Nordroute um einen bis zwei Tage länger, und dementsprechend ist das Risiko, wegen widrigen Wetters oben festzusitzen oder gar unterwegs in Nebel oder Schneesturm zu geraten, auf der Nordseite höher.

Die Routen auf den hohen Hängen des Mount Everest sind von den Leichen verunfallter oder erschöpft erfrorener Bergsteiger gesäumt: Über 200 Menschen ließen beim Versuch der Besteigung ihr Leben. Zu groß ist ganz offenkundig die Versuchung für viele nicht ausreichend Erfahrene, unbedingt auf dem höchsten festen Punkt der Erdoberfläche stehen zu wollen. Obendrein wird die Entscheidung zur Umkehr bei widrigen Verhältnissen wegen der schlechteren Reaktion und des eingeschränkten Denkvermögens infolge Anstrengung und Sauerstoffmangels erschwert. An manchen der jeweils sehr wenigen „Fenster-Tage“ im Jahr (im Mai, vor dem Aufkommen des Monsuns) stauen sich an den klettertechnisch schwierigeren, mit Fixseilen gesicherten Stellen die Aufstiegswilligen teils mehrere Stunden lang: die Zeit verrinnt, man kühlt aus beim Warten, und die Gefahr steigt, nicht mehr im Tageslicht absteigen zu können. Wer hoch oben am Everest in die zweite Nacht gerät (der Endaufstieg muss in der Nacht davor vor Mitternacht beginnen), der hat extrem schlechte Aussichten, ohne schwere körperliche Schäden (erfrorene Zehen, Füße, Finger, Nase) wieder vom Berg herabzukommen. Auch die Hilfsmöglichkeiten der Bergführer sind in der extremen Umgebung auf den letzten zwei Höhenkilometern sehr begrenzt. Hilfeleistung unterbleibt oft auch deshalb, weil es zu riskant wäre, Hilfe zu leisten, weil keine Kräfte mehr vorhanden sind oder auch weil dem Hilfeleistenden die Chance, selbst noch auf den Gipfel zu kommen, verwehrt bleiben könnte.

Das Expeditions-Bergsteigen am Everest in der klassischen „Himalaya-Belagerungstaktik“ wird seit den Erfolgen Reinhold Messners 1978 (Besteigung mit Peter Habeler ohne Sauerstoff-Einsatz, 1980 Alleingang ohne Sauerstoff) immer kritischer betrachtet: Die Anziehungskraft des höchsten Berges der Erde lockt zu viele, die sich dieser Herausforderung nur stellen können, wenn sie sich umfangreich Hilfe kaufen; Träger, die sie vom Schleppen aller Lasten außer der minimalen persönlichen Ausrüstung entbinden, sogar die Zelte und die Schlafsäcke werden von Sherpas getragen, damit der teuer zahlende Kunde seine Kräfte für den Gipfel aufsparen kann. Von vielen großen Bergsteigern wird der Mount Everest wegen des großen Andrangs mittlerweile gemieden.

Die Probleme rund um den Everest kulminierten in der Katastrophensaison 1996, als auf beiden Seiten des Everest zwölf Menschen ihr Leben ließen, weil sie mit plötzlichen Wetterumschwüngen hoch oben überrascht wurden. Diese Ereignisse sind in dem IMAX-Film „Everest – Gipfel ohne Gnade“ und in dem Buch von Jon Krakauer „In eisige Höhen“ markant beschrieben.

Statistik

Seit der Entdeckung von 1852, dass der Everest der höchste Berg der Erde ist, mussten 21 Menschen ihr Leben lassen, 15 Expeditionen aufbrechen und 101 Jahre vergehen, bis der höchste Punkt des Everest schließlich zum ersten Mal betreten wurde.

Hans Kammerlander hat 1996 den Aufstieg ohne Sauerstoff in nur 17 Stunden ab vorgeschobenem Basislager (6400 m) geschafft. Nach seinem Blitzaufstieg fuhr er als erster Mensch auf mitgeführten Skiern wieder hinab.

Bis Ende 2005 haben 2557 Personen den Gipfel erreicht, davon 118 am 22. Mai 2003, dem bisher größtem Ansturm. 179 Menschen kehrten nicht mehr zurück.

Die schnellste Besteigung gelang dem Sherpa Pemba Dorje, welcher am 21. Mai 2004 den Aufstieg vom Basislager zum Gipfel in nur 8:10 Stunden schaffte.

Sonstiges

Aufgrund der großen Höhe beträgt der Luftdruck auf dem Mount Everest mit 326 mbar nur knapp ein Drittel des Normaldrucks auf Meeresspiegelniveau (temperaturabhängige barometrische Höhenformel). Hierdurch verschiebt sich der Siedepunkt des Wassers von 100 °C bei Normalbedingungen auf nur 70 °C. Auch soll es so genanntes „Freak Weather“ geben können, gefährliche Luftdruck- und Windverhältnisse, die weitere Luftdruckabsenkung zur Folge haben können mit noch weniger Sauerstoff als normal. „Freak Weather“ wird teils für die Katastrophe vom Mai 1996 mitverantwortlich gemacht, bei hoch trainierten Bergsteigern eine erhebliche Schwächung durch extremen Sauerstoffmangel ausgelöst zu haben.

Der Mount Everest ist der höchste der Seven Summits, die aus dem jeweils höchsten Berg eines Kontinents gebildet werden.

Der Franzose Didier Delsalle ist als erster Mensch mit einem Hubschrauber am 14. und am 15. Mai 2005 auf dem „Dach der Welt“ gelandet. Delsalle setzte seinen Serienhubschrauber Eurocopter Modell Ecureuil/AS 350 B 3 in 8850 Metern Höhe auf dem Mount Everest auf.

Im Juni 2006 erstieg der englische Bergsteiger Graham Hoyland den Mount Everest in einer Reproduktion der Originalkleidung von George Mallory. Nach dem Gipfelgang lobte er diese Uraltkleidung als ausgesprochen bequem und zweckmäßig. Hiermit war eines der zuvor als gewichtig angesehenen Argumente widerlegt, dass die 1924 in Gipfelnähe verschollenen Mallory und Irvine es in ihrer Kleidung niemals bis oben auf den Gipfel hätten schaffen können, aufgrund zu starker Auskühlung und Erfrierungsgefahren in ihrer angeblich wenig geeigneten Kleidung.

Literatur

  • Reinhold Messner: Mallorys zweiter Tod. Das Everest-Rätsel und die Antwort. Piper 2000, ISBN 3-492-23300-7
  • Jochen Hemmleb, Larry A. Johnson, Eric R. Simonson: Die Geister des Mount Everest. Die Suche nach Mallory und Irvine. Frederking & Thaler 2001, ISBN 3-89405-108-6
  • Judy und Tashi Tenzing: Im Schatten des Everest. Die Geschichte der Sherpa. Frederking & Thaler 2003, ISBN 3-89405-601-0
  • Jon Krakauer: In eisige Höhen. Das Drama am Mount Everest. Piper 2000, ISBN 3-49222-970-0

Weblinks

Commons: Mount Everest – Bilder, Videos und/oder Audiodateien
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