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Monopolkapitalismus

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Der Monopolkapitalismus ist im Marxismus eine Entwicklungsphase des Kapitalismus, in dem durch Konzentration, Zentralisation und Kartellbildung breiter Wirtschaftszweige der frühere Konkurrenzkampf weitgehend aufgehoben ist bzw. andere Formen annimmt (siehe auch Imperialismus) und eine Reihe von Monopolen, Oligarchen, Großgrundbesitzern und Großkonzernen eine marktbeherrschende Stellung mindestens in den Schlüsselindustrien innehaben.

Diese selbstzerstörerische Wirkung des Wettbewerbs und ihre negativen Auswirkungen versuchen die meisten entwickelten Marktwirtschaften durch rechtliche und institutionelle Einflussnahme (in Deutschland beispielsweise das GWB und das Bundeskartellamt) zu verhindern.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Theorie

Schon im Band I von Das Kapital beschreibt Marx den Zentralisationsprozess des Kapitals. Marx nimmt an, dass die Profitabilität vor allem dadurch gesteigert wird, dass je Arbeitsplatz immer mehr konstantes Kapital investiert wird. Daraus folgt, dass schließlich immer mehr Rationalisierungsinvestitionen zu Lasten von Erweiterungsinvestitionen stattfinden. Im Ergebnis führt dies dazu, dass die Beschäftigung insgesamt immer schwächer ausgedehnt wird. Soweit die einzelnen Unternehmen noch die Beschäftigung ausweiten, geschieht dies dadurch, dass andere Unternehmen aus dem Markt gedrängt werden, aufgekauft oder sonst wie geschluckt werden.

Im Band III wird dies noch einmal ausführlich geschildert im Zusammenhang mit dem Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate. Im Ergebnis werden die verschiedenen Wirtschaftszweige von immer weniger Firmen, im äußersten Fall von Monopolen beherrscht. Damit ändert sich die Erscheinung der Konkurrenz. Monopole oder Oligopole stehen weniger in Konkurrenz mit Firmen, die das gleiche Produkt herstellen. Es geht aber nach wie vor um eine möglichst hohe Profitrate oder um langfristig gesicherte Profite. Es kommt zur Konkurrenz zwischen Monopolen unterschiedlicher Branchen. Ein Stahlkonzern gerät beispielsweise in Konflikt mit einer Eisenbahngesellschaft, die hohe Transportkosten verlangt. Öl-, Straßenbau und Automobilkonzerne geraten in Konflikt mit Eisenbahngesellschaften. Ein jüngeres Beispiel: Firmen, welche das Internet verbreiten wollen, geraten in Konflikt mit Telefonmonopolen, die hohe Telefongebühren verlangen.

Bei diesen Auseinandersetzungen zwischen den Giganten geht es auch um den Einfluss auf den Staat. So kann die Eisenbahngesellschaft mit den hohen Transportpreisen verstaatlicht werden, um dann zu Kostenpreisen zu transportieren. Die Telefonmärkte können dereguliert werden. Trusts können (im Interesse anderer Monopole) zerschlagen werden. Konkurrenten auf dem Weltmarkt können mit Hilfe staatlichen Protektionismusses fern gehalten werden. Billige Rohstoffe können mit Hilfe imperialistischer Politik gesichert werden. Während des zweiten Weltkrieges hat der deutsche Staat als Besatzungsmacht in Frankreich den Fernverkehr auf der Straße zugelassen, der vorher in den meisten europäischen Ländern der Eisenbahn per staatlicher Regulierung vorbehalten war. Schließlich kann der Staat in Not geratene Großfirmen durch Subventionen retten oder als Großauftraggeber, häufig in der Rüstungsindustrie, Konzerne stützen. Der Monopolkapitalismus wird sich also rasch zu einem staatlichen Monopolkapitalismus fortentwickeln, bei welchem die herrschenden Monopole eng mit dem Staatsapparat verquickt sind.

Verlagert sich die Konkurrenz weg von einer Konkurrenz zwischen Firmen einer Branche hin zu einer Konkurrenz zwischen kapitalistischen Nationalstaaten und Kapitalblöcken, nimmt sie mehr und mehr auch militärische Formen an. Es kann sich eine permanente Rüstungswirtschaft mit eigenen Widersprüchen herausbilden.

Andere Marxisten folgen Karl Kautsky oder Rudolf Hilferding, wonach sich der Monopolkapitalismus zu einem eher friedlichen Ultra-Imperialismus oder zu einem "organisierten Kapitalismus" fortentwickeln kann.

[Bearbeiten] Geschichtlicher Hintergrund

Ende des neunzehnten, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts kam es zunehmend in Ländern wie Deutschland oder USA zu starker Kapitalkonzentration, was auch außerhalb des Marxismus beunruhigte. In den USA wurde der Begriff der „robber barons“ geprägt, der „Raubritter“ (der Begriff soll tatsächlich von den (Raubritter-)Burgen am deutschen Rhein, die von den vorbeifahrenden Kaufleuten Zölle verlangten, inspiriert worden sein). Zunehmend wurden die "Trusts" als eine Gefahr für die Funktionsfähigkeit der Wirtschaft angesehen. Damals entstand in den USA die Antitrustgesetzgebung (siehe auch das deutsche Kartellrecht).

Nach dem zweiten Weltkrieg prägte der US-Präsident Dwight D. Eisenhower den Begriff des militärisch-industriellen Komplexes. Die marxistische Theorie der permanenten Rüstungswirtschaft führt die vergleichsweise günstige Entwicklung kapitalistischer Wirtschaften bis in die frühen 70er Jahre auf die sehr hohen Rüstungsausgaben des Kalten Krieges zurück.

Der US-Wirtschaftswissenschaftler John Kenneth Galbraith prägte in den 60er Jahren den Begriff der „Technostruktur“, wonach Big Business und „Big Labour“ (die großen Gewerkschaften) zu Lasten der restlichen Wirtschaft eine gemeinsame Politik betreiben.

Neuerdings insbesondere vor dem Hintergrund der „Öl-Kriege“ wird gelegentlich von Marxisten vom „Petro-Komplex“ gesprochen, gemeint ist die Ölindustrie oder die Ölindustrie einschließlich der Autoindustrie. Von den 25 größten Konzernen der Welt sind 16 in der Öl- oder Automobilbranche tätig.

[Bearbeiten] Kritik

An der Theorie des Monopolkapitalismus wird das einfache linear-geschichtliche Schema kritisiert: Konkurrenzkapitalismus – Monopolkapitalismus – Stamokap oder in anderen marxistischen Richtungen Staatskapitalismus.Tatsächlich gibt es, wie schon Karl Marx im Das Kapital festgestellt hat, neben den „zentripetalen“ immer auch wieder zentrifugale Kräfte. Auch die Wechselwirkung zwischen Staat und Großkapital oder der Einfluss der Banken auf die Industrie (Finanzkapital) ist einem komplizierteren geschichtlichen Wandel unterworfen. Die Entwicklung eines Weltmarkts kann nationale Monopole wieder der Konkurrenz unterwerfen. Desgleichen wird die Entwicklung hin zu einem immer ausgeprägteren Staatskapitalismus durch den Weltmarkt auch wieder durchkreuzt.

[Bearbeiten] Zitat

  • Und sobald die Kapitalbildung ausschließlich in die Hände einiger wenigen, fertigen Großkapitale fiele, … wäre überhaupt das belebende Feuer der Produktion erloschen. Karl Marx, MEW 25, Das Kapital III, S. 269
  • Microsoft hatte Konkurrenz in der Vergangenheit. Zum Glück gibt es Museen, die das dokumentieren. - Bill Gates, Rede im Museum für Computergeschichte, 1. Oktober 2004

[Bearbeiten] Siehe auch

Konkurrenzkapitalismus Stamokap Staatskapitalismus

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