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Lothar Sieber

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Lothar Sieber († 1. März 1945 auf Lager Heuberg) war ein deutscher Testpilot.

Lothar Sieber war seit Dezember 1944 Einflieger bei der Firma Bachem. Deshalb führte der damals 23-jährige Gefreite am 1. März 1945 den ersten bemannten Raketenflug der Geschichte aus. Lothar Sieber flog im Range eines Gefreiten, da er nach einem Wachvergehen (Alkohol war im Spiel) vom Leutnant zum Gefreiten degradiert worden war. Nach dem Flug sollte er wieder den Rang eines Oberleutnants erhalten. Er wurde ihm dann auch postum verliehen.

Die "Bachem Natter" war eine bemannte Rakete, die innerhalb weniger Minuten eine Höhe von 10 bis 15 km erreichen sollte, um die alliierten Bomberverbände zu bekämpfen. Der Pilot und die wesentlichen Teile des Fluggerätes sollten nach getaner Arbeit am Fallschirm zu Boden gleiten. Im Vorfeld hatten bereits mit Dummies bestückte Raketen mit automatischer Steuerung erfolgreiche Flüge durchgeführt.

[Bearbeiten] Der Raketenflug

Am 1. März bestieg der Testpilot Lothar Sieber das Gerät zum ersten bemannten Senkrechtstart einer Rakete. Sieber war ein erfahrener Testpilot und wurde vor dem Start instruiert, jeweils eine halbe Rolle zu fliegen, falls das Gerät sich auf die Seite legen sollte. Der Start glückte zunächst auch einwandfrei. Sieber flog dabei auch die vereinbarten Rollen, sobald eine Neigung der Rakete eintrat. Nach Absprengen der Startbooster wurde beobachtet, dass die Kabinenhaube des Geräts abgelöst wurde und zu Boden fiel, anschließend verschwand die Maschine in einer Wolkendecke. Als offizielle Unfallursache wurde ein zu schwach dimensioniertes Haubenscharnier angegeben. Tatsächliche Ursache war jedoch eine verklemmte Starthilfsrakete, die Sieber nach Funkbefehl über heftige Flugmanöver abschütteln sollte. Die Haube wurde durch Sieber abgeworfen, da er aussteigen wollte, um sich mit dem Fallschirm zu retten, was ihm jedoch per Funk untersagt wurde. Statt dessen sollte Sieber, nachdem er durch diese Manöver in den Wolken die Orientierung verloren hatte die Maschine mit dem Bremsfallschirm nach dam Austritt aus den Wolken wieder stabilisieren. Das Vorhaben misslang, da sich der Bremsfallschirm im Heck wegen der verklemmten Starthilfsrakete nicht öffnen konnte.

Augenzeugen berichten, dass das Triebwerk weiterhin feuerte. Kurze Zeit später kam die Rakete senkrecht abwärts aus den Wolken geschossen und rammte mit hoher Geschwindigkeit in den Boden. Man wartete ab in der Annahme, Sieber würde nun an seinem Fallschirm zu Boden gleiten, aber nichts geschah.

Man begab sich zur Absturzstelle in knapp 7 km Entfernung, wo man einen 5 m tiefen Einschlagskrater fand, sowie einen halben linken Arm und einen halbes linkes Bein, ansonsten nur noch kleinste Teile. Später grub man noch einen 14 cm langen Schädelknochen aus. Während der ersten Bergungsarbeiten befand sich noch ein SS-Offizier mit seinem Dackel unter den erschütterten Kameraden Siebers und der Dackel begann kleine Leichenteilchen auszubuddeln und zu fressen. Der Offizier wurde aufgefordert seinen Hund zurückzurufen, dieser aber lachte nur und ließ ihn gewähren. Darauf hin erschlug einer der Kameraden Siebers den Dackel mit einer Schaufel, was diesem fast einen Kriegsgerichtsprozess eingetragen hätte.

Der Flug dauerte 55 Sekunden und endete knapp 7 km vom Startort tödlich. Die Rekonstruktion des Fluges ergab eine Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 800 km/h und man kann mit einiger Wahrscheinlichkeit annehmen, dass die Natter im rasenden Abwärtsflugteil sogar die Schallgeschwindigkeit durchbrach, was Sieber möglicherweise nicht nur den ersten bemannten Start einer Rakete sondern vielleicht auch die erste bemannte Überschreitung der Schallgeschwindigkeit eintrug.

Vermutlich führte der Umstand, dass der erfahrene Testpilot der automatischen Steuerung misstraute und die Maschine daher per Hand über Strahlruder steuerte, zum tragischen Ausgang des Fluges. In den tiefliegenden Wolken verlor Sieber dann vermutlich die Orientierung und als die Rakete Rückenlage bekam und flacher flog, deutete er die Geschwindigkeitszunahme fälschlicherweise als Sinkflug und zog an den Rudern, was zu einer Verschlimmerung der Lage und schließlich zum unumkehrbahren Sturzflug führte. Als er dies bemerkte, versucht er wohl noch aus der Kabine zu entkommen, was ihm aber wegen der extremen Fluggeschwindigkeit nicht gelang. Lediglich die linken Extremitäten ragten beim Einschlag aus der Maschine und wurden abgetrennt, der Rest seines Körpers wurde mit der Maschine in den Untergrund getrieben.

Die wahre Unfallursache sollte vertuscht werden, um eine sonst fällige Überarbeitung der Konstruktion zu vermeiden. Dabei wurden sogar Bilder retuschiert um zu verschleiern, dass die Natter mit einem FUG 16-Funkgerät ausgestattet war und Siebert den Befehl erhalten hatte nicht auszusteigen.

Die Natter war als Abfangrakete geplant, die durch nur gering ausgebildete Piloten geflogen werden sollte. Wegen des zu Ende gehenden Krieges war der Start nicht gut vorbereitet und im Sinne des Wortes ein Himmelfahrtskommando. Da nun anscheinend ein sehr erfahrener Testpilot nicht in der Lage war, das Gerät zu beherrschen, wurde das Projekt von der SS eingestellt.

Die sterblichen Überreste von Lothar Sieber wurden am 3. März 1945 mit militärischen Ehren beigesetzt.

[Bearbeiten] Weblinks

Dokumentarfilm über den Start

[Bearbeiten] Literatur

  • Horst Lommel: Der erste bemannte Raketenstart der Welt, Motorbuch Verlag, 1998, ISBN 3-61301-862-4

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