Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Klaus Berger - Wikipedia

Klaus Berger

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Klaus Berger (* 25. November 1940 in Hildesheim) ist deutscher Theologe und Neutestamentler.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Klaus Berger hat zwei Kinder aus seiner ersten Ehe mit Christa Berger. Er ist in zweiter Ehe standesamtlich mit der Übersetzungswissenschaftlerin Christiane Nord verheiratet.

[Bearbeiten] Werdegang

Klaus Berger machte am humanistischen Ratsgymnasium Goslar in Goslar sein Abitur und studierte ab 1960 in München, Berlin und Hamburg Theologie und Philosophie sowie christlich-orientalische Sprachen (Aramäisch, Syrisch, Äthiopisch, Arabisch). 1965 legte er in München das Fakultätsexamen in Theologie ab und promovierte 1967 im Fach Neues Testament, in dem er sich 1971 an der Universität Hamburg auch habilitierte. Ab 1968 war er Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft, ab 1970 Dozent für Neues Testament und altchristliche Literatur an der Rijksuniversität in Leiden (Stadt) (Niederlande). Seit 1974 ist er Professor für Neues Testament an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg. Für die Konrad-Adenauer-Stiftung war er über 25 Jahre als Vertrauensdozent für den Bereich Theologie tätig.

[Bearbeiten] Universitäre Lehre und Forschung

Klaus Berger war in den 70er bis 90er Jahren der unbestrittene Star der Heidelberger theologischen Fakultät, auch über die Fachgrenzen hinaus. Seine legendären Nikolausvorlesungen jeweils am 6. Dezember lockten regelmäßig mehr als 1200 Studenten in die große Aula der Universität. Sein Pensum als unversitärer Lehrer wie als Forscher war immens. Mehr als zwei Jahrzehnte lang las Berger pro Semester mindestens zwei vierstündige Haupt- und zwei zwei- bis dreistündige Nebenvorlesungen, sowie häufig kleine Spezialvorlesungen auch zu abgelegenen Themen. Darüber hinaus bot er jedes Jahr zwei Hauptseminare, häufig eine weitere Übung und ein Doktorandenseminar an. In den ersten Jahren als C2-Professor übernahm er auch Proseminare und Bibelkunde-Übungen. In dieser Zeit schrieb er zusammen mit dem Alttestamentler Horst Dietrich Preuß eine anspruchsvolle Bibelkunde, die immer wieder aufgelegt wird. In den letzten Jahren vor dem Ruhestand reduzierte er sein universitäres Lehrprogramm etwas, lag aber immer noch allein mit den Lehrveranstaltungen weit über der Leistungsgrenze seiner Kollegen. Aus seinem Doktorandenseminar sind inzwischen gut 50 promovierte und mehr als 12 habilitierte Schüler hervorgegangen. Anstöße Bergers befruchteten teilweise auch die theologischen Nachbardisziplinen. Als ein guter Kenner der frühjüdischen und pagan-hellenistischen Vergleichstexte zum Neuen Testament gelang es Berger, immer wieder neue, überraschende Forschungsimpulse zu setzen. Besonders in den 70er und 80er Jahren war Berger einer der führenden interdisziplinär arbeitenden Theologen in Deutschland. Bergers Veröffentlichungen sind zahlreich (siehe unten); als Schwerpunkte sind seine zahlreichen Beiträge zur exegetischen Methodologie, zur religionsgeschichtlichen Forschung, zur Formgeschichte, zur Hermeneutik, zur Apokalyptikforschung und zur Theologiegeschichte des Neuen Testaments zu nennen. Auch für die Bewertung von Textgruppen wie den Qumrantexten und den Texten der Gnosis wie sie aus den Kirchenvätern und den Funden von Nag Hammadi bekannt sind, hat Berger wichtige Neuanregungen gegeben.


[Bearbeiten] Methodenlehre

1. Die grundlegende Neuorientierung der Exegese, die er in seinem Buch "Exegese des Neuen Testaments" einforderte, lässt sich von neueren Erkenntnissen der Sprachwissenschaft leiten. Die vergleichende Untersuchung von Wortfeldern bekommt einen hohen Rang innerhalb der Textinterpretation zugewiesen. Berger entwickelt Grundlagen einer Exegese, die den Aussagen der Texte mit einer Vielzahl von Methoden kontrolliert nahe zu kommen sucht.

2. Zu den methodologischen und theologiegeschichtlichen Meilensteinen von Bergers wissenschaftlichem Wirken gehört ein kurzer Aufsatz, den er in der Festschrift für G. Bornkamm 1980 schrieb: "Die impliziten Gegner. Zur Methode des Erschließens von "Gegnern" in neutestamentlichen Texten". Ergebnis dieses Aufsatzes ist, dass die gegenwärtige Wissenschaft viel kritischer den "Ketzerpolemiken" aus NT und Frühchristentum gegenüber sein sollte, als sie es zumeist ist. Wurde in der Vergangenheit von dem Vorhandensein einer "Reizvokabel" einer angeblichen oder tatsächlichen frühchristlichen Irrlehre in irgendeinem Text darauf geschlossen, in diesem Text sei diese "Irrlehre" auch tatsächlich angesprochen, so muss kritische Forschung der Gegenwart nun viel vorsichtiger sein mit der Übernahme derartiger Wertungen oder Zuordnungen. In der Regel erweisen sich die "impliziten Gegner" darüberhinaus auch als ernstzunehmende frühchristliche Diskussionpartner, so dass die Übernahme antiker oder forschungsgeschichtlicher Polemik in der Gegenwart eher verwirrend als erhellend wirkt.

3. Ein weiterer Meilenstein der Methodenlehre ist Bergers Kritik an der Suche nach der "ipsissima vox" Jesu und seine Kritik der Kriterien für "echte Jesusworte", die er seit 1997 ("Im Anfang war Johannes") mehrfach veröffentlichte. Damit blockiert Berger das bis dahin als besonders spannend geltende Projekt, mit geeigneten Kriterien dem "historischen Jesus" auf die Spur zu kommen. Seiner Auffassung nach sagen die meisten Kriterien wiederum mehr über diejenigen, die sie aufstellen, als über Jesus - und das Ergebnis ist zwangsläufig eine Jesusgestalt, die zur jeweiligen Forschungslandschaft "passt". Dagegen favorisiert Berger selbst das Bild eines offenen Mosaiks, also ein Bild, wonach Jesus auch weiterhin nur in Annäherungen greifbar bleibt. Die Mosaiksteine sind dabei die Aussagen des Neuen Testaments und der übrigen frühchristlichen Schriften über Jesus. Dabei hat jeder Mosaiksteine seinen bleibenden Wert und ist nicht vorschnell als "spät" zu diskreditieren. Die Aufgabe des Forschers ist, herauszufinden, inwieweit und wo jeweils ein solches Mosaiksteinchen zum bisher ermittelten Jesusbild passt, bzw. wo es dazu zwingt, noch einmal neu zu denken.

[Bearbeiten] Formgeschichte

1. Die nach der grundlegenden Methodenlehre folgerichtig entwickelte "neue Formgeschichte" Bergers ist eine wichtige Orientierungshilfe der gegenwärtigen neutestamentlichen Wissenschaft in Deutschland. Einer ihrer Vorzüge vor den klassischen (von Berger kritisierten) Formgeschichten von Rudolf Bultmann und Martin Dibelius ist die Tatsache, dass sie nicht nur Ausschnitte des Neuen Testaments, sondern jeden Text des Neuen Testaments behandelt. Ein weiterer Vorzug ist der Versuch der "neuen Formgeschichte", mit Kategorien der antiken (hellenistischen) Rhetorik zu arbeiten und nicht mit modernen Konstrukten. Schließlich bietet ein sozialgeschichtlicher Index eine wichtige Schnittstelle zwischen Text und antiker Lebenswirklichkeit. 2. Grundlegend ist die Erkenntnis, dass Form und Inhalt nicht nach der alten Theorie liberaler Theologie zu trennen sind wie Schale und Kern. Denn auch die Form bietet wichtige Signale zum Verstehen des Inhalts bzw. des Gehalts und ist daher ernstzunehmen. Anstößige Elemente eines Textes (z.B. die Wunder in den "Wundergeschichten") sind daher nicht einfach als zeitbedingte Form zu betrachten, die gleichwohl einen von ihnen ablösbaren und heute neu kontextualisierbaren Inhalt transportieren. Gleichzeitig ist Formgeschichte nicht mehr wie in der Vergangenheit als Instrument für "Literarkritik" zu nutzen, da die Erkenntnis über die Form eines Textes noch nicht notwendigerweise etwas über die hinter dem Text liegende Überlieferungsgeschichte sagt. Auch ist die alte These, die ursprüngliche Form müsse immer "einfach" sein und alle "unreinen", vermeintlich "erweiterten" Formen seien ein Zeichen für spätere Überarbeitungen wirklichkeitsfremd. Bergers Formgeschichte bietet darüber hinaus die Möglichkeit ein und denselben Text unter verschiedenen formgeschichtlichen Kategorien zu betrachten, da nicht nur Mischformen betrachtet werden, sondern auch das Ineinandergreifen verschiedener Formen ernstgenommen wird. Dahinter steht eine enorme forschungsgeschichtliche, systematisierende Leistung, die Berger in einem knapp 400seitigen Artikel über hellenistische Formen und Gattungen im Neuen Testament abgesichert hat.

3. Über die "Formgeschichte" von 1984/2005 hinaus hat Berger entscheidende formgeschichtliche Impulse in der Gleichnisforschung und in der Bewertung der Form der Evangelien gesetzt, die besonders durch seine Schüler Kurt Erlemann (Gleichnisse) und Dirk Frickenschmidt (Evangelien) ausgeführt worden sind.

[Bearbeiten] Religionsgeschichte

1. Verbunden mit den Neuansätzen in der Formgeschichte und der Methodenlehre ist der hohe Rang, den Berger dem religionsgeschichtlichen Vergleich einräumt. Das von ihm zusammen mit dem Berliner Religionswissenschaftler Carsten Colpe zusammengestellte "Religionsgeschichtliche Textbuch zum Neuen Testament" (1987) ist bis in die jüngste Vergangenheit das am häufigsten benutzte Instrument zum Auffinden relevanter religionsgeschichtlicher Vergleichstexte geblieben. Dies gilt, obwohl der mancherlei geäußerten Kritik an der Undurchsichtigkeit von Auswahlkriterien nicht zu widersprechen ist.

2. Zu seinen bisherigen religionsgeschichtlichen Veröffentlichungen sind auch die Herausgabe von Qumran-Psalmen, einer frühjüdischen Weisheitsschrift, einer frühchristlichen Apokalypse, einer Konkordanz zweier frühjüdischer apokalyptischer Texte, einer Vielzahl apokrypher frühchristlicher Texte, von Gleichnissen in den großen Religionen, von Texten des arabischen Christentums usw. zu rechnen. Dazu kommt die bisher umfassendste Sammlung apokrypher Jesusworte. Bergers private Sammlung antiker Apokalypsen schließlich ist die mutmaßlich größte Apokalypsensammlung weltweit.

Darüber hinaus bieten fast alle seiner wissenschaftlichen, historisch orientierten Veröffentlichungen eine Fülle von religionsgeschichtlichen Materials.

3. Einer der wichtigsten Schritte zu einer Neuorientierung in der religionsgeschichtlichen Forschung gegenüber der älteren Religionsgeschichtlichen Schule liegt in einer neuen, methodisch kontrollierten Weise des Vergleichs. Ähnlichkeiten zwischen Schriften bedeuten nicht zwangsläufig direkte Abhängigkeiten. Eine wichtige, zunächst sehr umstrittene Neuorientierung stieß Berger mit seinem Artikel in der Theologischen Realenzyklopädie (TRE) zur Gnosis (Gnosis I) an (1983). Im Gegensatz zur älteren religionsgeschichtlichen Schule lehnt es Berger, wie schon zuvor auch Colpe ab, eine entwickelte Gnosis, Prägnosis oder auch nur einen "naiven Doketismus" im Hintergrund der neutestamentlichen Schriften am Werke zu sehen. Da von einer entwickelten Gnosis erst ab der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts zu sprechen ist, erscheint es Berger als absurd und wiederum eher in den Biografien der jeweiligen Forscher begründet, einen "gnostischen Hintergrund" positiv oder negativ für die Abfassung der neutestamentlichen Schriften anzunehmen.

[Bearbeiten] Theologiegeschichte und Theologie des Neuen Testaments

1. Bergers "Theologiegeschichte des Neuen Testaments" schließlich ist eine der großen, umfassenden Darstellungen der neutestamentlichen Schriften, woran auch ihre der Methode geschuldete Unübersichtlichkeit nichts ändert. Die Theologiegeschichte bietet einen echten Neuansatz in der neutestamentlichen Wissenschaft. Denn zum einen wird die Entwicklung der christlichen Theologie an ihrem Anfang nicht mehr als ein linearer oder dialektischer Prozess erklärt, sondern, wie es auch Francois Vouga gefordert hatte, als ein explosives, dynamisches Geschehen, für das Berger das Modell eines Baumes verwendet. So versucht er, ausgehend von den größten theologischen Gemeinsamkeiten im NT, die eine Art "Stamm" bilden, einen regelrechten "Stammbaum" der Theologien des Neuen Testaments zu entwerfen, wobei er gleichzeitig versucht, die jeweiligen Theologien bzw. Theologumena historisch und geographisch zu verankern an den für uns heute erkennbaren "Hauptumschlagplätzen" früher christlicher Theologie im Mittelmeerraum. Vieles bleibt dabei fragmentarisch, manches muss auch spekulativ bleiben. Insgesamt ist der Benutzer immer wieder erstaunt über die Vielzahl von neuen Beobachtungen. Theologiegeschichte ist somit zwar ziemlich unübersichtlich, aber in vielem besser nachvollziehbar geworden, als es Vorgängermodelle zu leisten imstande waren.

2. Ein Ergebnis dieses Vorgehens ist die Erkenntnis, dass auch im frühen Christentum resp. im Neuen Testament nicht eine einzige Theologie, sondern viele Theologien wirksam waren (vgl. aber schon Bergers Aufsatz über die "impliziten Gegner" 1980). Selbst bei einzelnen Autoren (z.B. Paulus) lassen sich "Entwicklungslinien" beobachten. Ein weiteres Ergebnis ist, dass biblische Bücher, die man für generell "spät" gehalten hatte, nicht mehr notwendigerweise "spät" geschrieben sein müssen. Das gilt für das Johannesevangelium, die Johannesbriefe, die Offenbarung des Sehers Johannes oder auch für die Briefe des "Jakobus" oder des "Petrus" oder die "deuteropaulinischen" Briefe an die Epheser und die Kolosser.

Eine "Theologie" des Neuen Testaments wird dabei aber nur in dem ersten, allgemeinen Teil deutlich. Im folgenden geht es dann um unterschiedliche Theologien, ihre Entwicklungen und Zusammenhänge.

3. Elemente der Theologiegeschichte Bergers: a) Die alte Theorie, erst ab Ostern habe man Wundergeschichten über Jesus erzählt, ihn als Messias bezeichnet und in ihm den Erlöser gesehen, ist nicht zu halten. b) Damit fällt auch die Annahme, das Messiasgeheimnis der synoptischen Evangelien sei ein "Trick" der Evangelisten, um deutlich zu machen, warum man vor Ostern von alledem nichts wusste. c) Damit ist es nicht mehr möglich, vorösterliche Geschichten als spätere Gemeindeschöpfung zu interpretieren.

[Bearbeiten] Forschungsgeschichte und ihre Kritik

Als Vorarbeiten für Bergers theologiegeschichtlichen Arbeiten und als Begründung für seine Kritik an der Theologie Rudolf Bultmanns kann man seine forschungsgeschichtlichen Arbeiten betrachten, wie er sie in dem Buch "Exegese und Philosophie" und einer Vielzahl von Aufsätzen vorgelegt hat. Hier weist Berger nach, dass ein Großteil der Annahmen über die Entwicklungen und Zusammenhänge neutestamentlicher Theologie mehr über die jeweiligen Forscher und ihre Verhaftung in der jeweils herrschenden rationalistischen, idealistischen oder romantischen Philosophie aussagen, als über die Texte selber. Ähnliche Erkenntnisse hatte schon Albert Schweitzer in seinem Buch über die "Leben-Jesuforschung" geäußert. Berger erscheint hier als ein Erbe der liberalen Aufklärung über die eigenen Voraussetzungen des Verstehens und der Anwendung.

[Bearbeiten] Exegese und ihre Anwendbarkeit; Neue Methoden im Wettstreit

Für Berger als einen radikalen, kritischen Historisten stellte sich schon seit seinem Beginn in Heidelberg, offensichtlich durch studentische Nachfragen veranlasst, die Frage nach der Wirklichkeitsrelevanz der Schriften, die zudem gerade durch die Arbeit Berger immer fremder erschienen.

In der damaligen Heidelberger Fakultät gab es eine Reihe von Kollegen, die mit ähnlichen Problemen befasst waren. Rolf Rendtorff stellte die Auflösung der alttestamentlichen Texte in ihre vermeintlich ermittelbaren Einzelteile - und damit das weithin unkritisch eingesetzte Instrument der Literarkritik in Frage. In mancher Hinsicht suchte er ähnlich wie Berger den Text stärker aus sich selber zu verstehen als durch die Annahme hypothetischer Vorstufen. Der Heidelberger Systematiker Dietrich Ritschl stellte die hermeneutische Frage der Fremdheit christlicher Vorstellungen, so wie auch Berger sie bei seiner Forschung beobachtete: Das neutestementliche Christentum erscheint immer fremder und überhaupt nicht mit unserer Lebenswirklichkeit vermittelbar. Der Heidelberger Kollege Gerd Theißen, Bergers langjähriger Antipode in der neutestamentlichen Sozietät, stellte einerseits die Frage nach sozialgeschichtlicher Lebenswirklichkeit der frühen Christen und konnte über die von ihm angewandten Theorien der Soziologie Vergleichbarkeit vieler neutestamentlicher für die Gegenwart zeigen. In seinen Untersuchungen zur Psychologie paulinischer und anderer neutestamentlicher Texte versuchte Theissen darüber hinaus auch die Psychologie als Mittel der Interpretation der alten Texte einzusetzen.

Berger hat in diesen Debatten jeweils Stellung bezogen. Im Gegensatz zu Theißen, der Bultmannschule, Eugen Drewermann und vielen anderen lehnte er es als kritischer Historiker ab, von Forschungs- und Erfahrungsmodellen der Gegenwart auf die Vergangenheit zu schließen. "Anthropologische Grundkonstanten", wie Siegmund Freud sie annahm, sieht Berger als ideologisches Konstrukt des 19. bzw. 20. Jahrhunderts an. Als Ergebnis schrieb Berger nicht nur eine eigene "Historische Psychologie des Neuen Testaments" (3. Aufl. 1995), sondern entwarf vor allem eine neue "Hermeneutik des Neuen Testaments" (1988/1999). In der Neuausgabe von 1999 kritisiert er durchaus scharf die liberale Ideologie, die er in der Hermeneutik seines Kollegen Ritschl am Werke sieht.

[Bearbeiten] Eine neue Hermeneutik

Grundlegend für Bergers eigene Hermeneutik sind folgende Aspekte: a) Die Erfahrung der Fremdheit der biblischen Texte als Zeugnisse einer uns fremden, zeitlich und geografisch fernen Kultur wird nicht durch "Horizontverschmelzungen", wie man sonst im Gefolge Gadamers (vgl. z.B. H. Weder) versuchte, "glattgeredet". Stattdessen wird die Fremdheit von Texten und Personen als entscheidender kritischer Anstoß genutzt, um die Erfahrungen und Kategorien unseres gegenwärtigen Erlebens in Frage zu stellen. b) Es wird unterschieden zwischen Exegese und Applikation. Nicht jede Erkenntnis der Exegese läßt sich auch "anwenden". Manches bleibt eben tote Papierwissenschaft ohne direkten Ertrag für den Glauben heutiger Christen. Und mancher biblischer Text hat uns nicht direkt etwas zu sagen. Orientierung an der Bibel heißt eben nicht, das jedes beliebige Wort der Bibel wegweisend für die Gegenwart ist. Wichtig ist zudem, dass die "Anwendung" neutestamentlicher Texte zwar in der Regel eine gründliche, eigenständige exegetische Arbeit voraussetzt, aber grundsätzlich ein zusätzlicher, eigenständiger, anspruchvoller Schritt ist, den die Theologie der Gegenwart zu leisten hat. c) Wichtig sind dabei die Kriterien der Applikation, die Berger nicht einfach dem Text entnimmt. Hier läßt Berger sich vielfach anregen von den Erfahrungen der Befreiungstheologie Südamerikas. Auf einen Nenner gebracht geht es um die Frage, auf welche Weise ein biblischer Text hilfreich, klärend, ermutigend, provozierend, anregend, heilend, also in jedem Fall erfahrungswirksam eingesetzt werden kann.

[Bearbeiten] Berger als radikaler Kritizist und "advocatus diaboli" zwischen allen Fronten

Klaus Berger ist trotz seiner immensen Forschungsleistung, seiner Vielzahl von wissenschaftlichen Schülern, seinen wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Büchern in vielem die Anerkennung der wissenschaftlichen Kollegen versagt geblieben. Zwar werden weder Kreativität noch die Berechtigung vieler Grundanfragen bezweifelt. Gleichzeitig aber gehört es zu den Konstanten in Bergers wissenschaftlicher Karriere, dass er immer wieder als Provokateur wirkte. So stellte er als historischer Wissenschaftler in seiner Promotion 1966 einige damals wirksame Dogmen der katholischen Kirche in Frage - und zahlte den hohen Preis, nicht mehr in seiner Kirche als Priester oder Wissenschaftler arbeiten zu können. Seit einigen Jahren nun sind seine damaligen, vermeintlich "häretischen" Auffassungen Teil des offiziellen katholischen Weltkatechismus. Nach seiner Aufnahme durch die Evangelische Kirche in Hamburg versetzte Berger dann mit seiner Habilitationsschrift die Evangelische Kirche in Aufruhr durch die von ihm ausgeführte und breit belegte These, die Auferstehung Jesu sei als Theologumenon keineswegs so einzigartig, wie es sich der besonders durch die dialektische Nachkriegstheologie geprägten evangelischen Kirche darstellte. In der Folge waren seine Neuansätze in der exegetischen und formgeschichtlichen Methodik sowie seine forschungsgeschichtliche Kritik besonders gegen die mächtige Bultmannschule innerhalb der neutestamentlichen Wissenschaft gerichtet. Aber auch sozialistische, liberale oder evangelikale Ideologien wurden von Berger immer wieder scharf kritisiert. Entsprechende wissenschaftliche Gegnerschaften resultieren im wesentlichen aus diesen Auseinandersetzungen. Hinzu kommt, dass Berger trotz seiner großen Schülerzahl nie eine "Schule" im Sinne der festgefügten deutschen Wissenschaftslandschaft gegründet hat und sich insofern nie an den eigentlichen "Machtspielen" innerhalb von Fakultäten beteilgt hat. Das war zum einen darin begründet, dass er als C2- bzw. C3-Professor nie in der Lage war, die Spiele der Ordinarien zu spielen; zum anderen widerspricht eine derartige, auf Machterhalt von Schulen statt auf kritischen Fortschritt gerichtete Wissenschaftspolitik seinen eigenen kritischen Grundüberzeugungen.

Weiterhin macht Berger auch mit der "Hermeneutik der Fremdheit" Ernst, als dass er sich gerade den meist totgeschwiegenen, "peinlichen" Texten und Themen des Neuen Testaments zuwendet und Wissenschaft und Öffentlichkeit mit ihnen konfrontiert. So kam der radikale Kritiker Berger sogar in den Ruf, "[[Fundamentalist]" zu sein. Dabei geht es Berger insgesamt eher darum, "schonend" mit den Texten und den Themen der Bibel umzugehen, sie also weder dogmatisch, noch fundamentalistisch oder neuzeitlich-ideologisch zu vereinnahmen. Hinzugekommen ist in den letzten Jahren die Rolle des "advocatus diaboli" auch für als "konservativ" verschrieene, zumeist katholische Traditionen und Theologien.

Zuletzt brachte ihm seine Kritik an der von ihm als ideologisch wahrgenommenen "Sitzungs- und Ausschussökumene" die Feindschaft von Kirchenpolitikern aller denkbaren Lager der Großkirchen ein (s.u.: Debatte um Konfessionszugehörigkeit). Beachtenswert ist hier die Rolle, die Bergers ehemaliger Fakultätskollege Wolfgang Huber spielte, der in einem FAZ-Artikel Berger als inkompetenten, notorischen Störer darzustellen versuchte, was ein erstaunliches Vorgehen für einen Ratsvorsitzenden der EKD ist. Zugleich sind aber die Irritationen und Ärgernisse, die Berger vielen gutwilligen Ökumenikern beider Kirchen mit seiner scharfen Kritik bereitet hat, nicht zu übersehen. Hier ist Berger, dessen Kritik sonst eine befreiende, emanzipatorische, aufklärende Komponente hat, nicht mehr geschützt vor der Instrumentalisierung von "konservativen" Strukturen insbesondere in der katholischen Hierarchie. Daraus resultieren Verletzungen an der Basis und zugleich echte Feindschaft bei den Funktionären der Ökumene in beiden Kirchen. Die Aufregungen um den Status seiner Konfession (von Robert Leicht, einem engen Freund von Wolfgang Huber in die Öffentlichkeit getragen) müssen insofern als tragisch gewertet werden, weil es Berger bei aller Kritik ideologischer Formen durchaus darum ging und geht, Brückenköpfe zwischen "Fremden" zu schlagen und durch eine Vielzahl von so gewonnen Brücken echtes Verstehen und echtes Aufeinanderzugehen möglich zu machen. Seine Wertschätzung gilt bei aller Kritik dabei sowohl Theologen wie Martin Luther als auch Joseph Ratzinger. Seine Kritik richtet sich wesentlich gegen nachaufklärerische, zumeist unaufgeklärte Ideologumena, die aus seiner Sicht das Verstehen biblischer, frühchristlicher, aber auch mittelalterlicher und altlutherischer Theologien unmöglich zu machen drohen.

[Bearbeiten] Auseinandersetzung mit Eugen Drewermann

Ab Ende der 80er Jahre stand Eugen Drewermann für eine neue, zeitgemäße Art, das Neue Testament zu interpretieren. Seine tiefenpsychologische, an Siegmund Freud orientierte Auslegung schien vielen Menschen einleuchtender und lebensnäher zu sein als die Exegese der Fachwissenschaft. Klaus Berger war einer der wenigen Fachexegeten, die sich kritisch mit Drewermann auseinandersetzten. Zum einen kritisierte Berger die Orientierung an vermeintlichen anthropologischen Grundkonstanten (s.o.), da historisch gesehen selbst so basal erscheinende Erfahrungsmuster wie die von Zeit oder von Leib und Seele des Menschen sich sehr unterscheiden. Unterschiedliche Kultur bedeutet auch unterschiedliche Erfahrung des eigenen Ich in Bezug auf die Umwelt. Zum anderen kritisierte Berger, dass Drewermann das Neue Testament, bzw. Jesus gegen das Alte Testament profilierte und somit alte, antisemitische Muster der Theologie wiederaufleben ließ.

[Bearbeiten] Der Qumranstreit

Anfang der 90er Jahre eskalierte der sogenannte Qumranskandal. Es ging dabei darum, dass knapp 50 Jahre nach Entdeckung der Schriften von Qumran noch längst nicht alle Schriften ediert waren oder auch nur für andere Forscher zugänglich. Ein von amerikanischen Journalisten herausgebrachter "Enthüllungsroman" behauptete, der Vatikan habe Interesse, die Ergebnisse von Qumran zu verheimlichen. Die Qumranschriften seien zu guten Teilen codierte Hinweise auf das frühe Christentum, dessen Geschichte nun allerdings vollständig umzuschreiben sei. Berger gehörte zu den Wissenschaftlern, die selber über Editionstätigkeiten (Jubiläenbuch) mehrfach chancenlos versucht hatten, bestimmte Qumran-Texte einzusehen. Nun allerdings ging Berger als einer von wenigen anderen Neutestamentlern in die Offensive und stellte die Lage aus Sicht des Religionswissenschaftlers und Theologen dar. Der Qumranstreit mag einer der wesentlichen Auslöser gewesen sein, sich der öffentlichkeitswirksamen Darstellung neutestamentlicher Theologie zuzuwenden.

[Bearbeiten] Auseinandersetzung mit Gerd Lüdemann

Ende der 90er Jahre veröffentlichte der angesehene Göttinger Neutestamentler seine Thesen zur Auferstehung Jesu. Er wollte beweisen, dass es sich nur um Auferstehungsvisionen gehandelt haben könne, die als Ausdruck kollektiver Trauerbewältigung im Jüngerkreis zu werten sei. Das Grab jedenfalls sei voll gewesen. Lüdemann zog damit die Konsequenzen aus dem Programm der Entmythologisierung, das Bultmann propagierte hatte. So fiel es vielen Neutestamentlern, sofern sie jedenfalls selbst der Bultmannschule angehörten, schwer, Lüdemanns Thesen zurückzuweisen. Klaus Berger gehörte zu den wenigen, die klare Antworten zu geben versuchten. Die Auseinandersetzung mit Lüdemann ist sicher einer der entscheidenden Anlässe gewesen, die Frage nach der Wirklichkeit biblisch geschilderter mystischer Vorgänge (Wunder, Engel, Gebet, Auferstehung, usw.) neu zu stellen.

[Bearbeiten] Berger als Übersetzer und Herausgeber antiker Schriften

Die griechische Danieldiegese 1976; Das Buch der Jubiläen 1981; Die Weisheitsschrift der Kairoer Geniza 1989/1996; Psalmen aus Qumran 1994; Das Neue Testament und frühjüdische Schriften 1999; Die Meditationen des Wilhelm von Sankt Thierry 2001; Über den Frieden zwischen den Religionen von Nikolaus von Kues 2003; Martin Luthers Auffassungen vom Frieden 2003; Zwischen Welt und Wüste. Worte christlicher Araber 2006.

[Bearbeiten] Fundamentaltheologische Impulse

1. Opfer- und Sühnetheologie

Berger stellt die klassische Theorie der notwendigen Satisfaktion (Anselm von Canterbury für die Ursünde in Frage (vgl. z.B.: Musste Jesus am Kreuz sterben?)

2. Gottesbild

Berger bietet Anstöße, verständlich und einfach das biblische und altkirchliche, trinitarische Gottesbild zu beschreiben und von den biblischen Texten her zu entwickeln (Ist Gott Person?).

3. Kirchenbild und Ökumene

Berger hält die protestantische Ekklesiologie für unterentwickelt. Man könne nicht alles von der Rechtfertigungslehre ableiten. Zu einer Kirche gehöre mehr als nur die reine Verkündigung und die rechte Verwaltung der Sakramente. Das würden extreme Sekten schließlich auch von sich behaupten. Eine Lehre von der Kirche müsse auch die tatsächlichen Strukturen in den Blick nehmen. Berger tritt für eine Ökumene ein, die nicht den kleinsten gemeinsamen Nenner sucht, sondern in gemeinsamem Gebet und gemeinsamen Ringen echte Einheit möglich macht. Der Unterschied zwischen den Konfessionen ist dabei aus seiner Sicht leichter theologisch zu überbrücken als in der Mentalität der jeweiligen Kirchtümer.

4. Ansätze der Ethik

Die klassische evangelische wie katholische Ethik ist durch die Pflichtethik Immanuel Kants geprägt. Dagegen hält Berger die Ästhetik von Ordnung und den Glanz von Schönheit. Berger bleibt aber zunächst bei grundlegenden Denkanstößen und führt den Ansatz nicht weiter aus.

5. Theodizeefrage

Eigene Antwortversuche vom Neuen Testament her bietet sein Buch: "Wie kann Gott Leid und Katastrophen zulassen?"

6. Wunder, Engel und das Haus mit den vier Räumen

Die Entmythologisierung des biblisch orientierten Glaubens ist nach Rudolf Bultmann fast Allgemeingut geworden. Führt man die Entmythologisierung allerdings konsequent durch, dann bleibt biblisch nicht viel übrig. Berger macht einen Vorschlag, wie man sich eine Wirklichkeit vorstellen kann, die durch mehr als nur kausal orientierte Rationalität aufgebaut wird. Im Haus der einen Wirklichkeit könne man sich vier, untereinander verbundene Räume vorstellen: einen der Rationalität, einen der Emotionalität, einen der Kunst und Musik und schließlich einen der Religion. In jedem Raum gelten andere Spielregeln, alle sind aber gleich wirklich. Und alle vier Bereiche lassen sich rational beschreiben, wenngleich auch nicht auf einen rationalen Nenner bringen. Wunder stören demnach nicht unbedingt den Bereich des rational-logischen Denkens, wenn nur zugestanden wird, dass es Bereiche menschlicher Erfahrung gibt, die in ihrem Wesen nicht "vernünftig" sind. (Darf man an Wunder glauben; Sind die Berichte des Neuen Testaments wahr?) Damit ist es möglich, auch Texte wie die Verklärung Jesu wieder ernstzunehmen. (Wer war Jesus wirklich?)

7. Rückgewinnung der neutestementlichen Exegese für die Theologie

Die neutestamentliche Wissenschaft hat in den letzten zwei Jahrhunderten eine auflösende Wirkung gehabt: Die Heilige Schrift bietet in keiner Weise mehr den "festen Grund", auf den man sich theologisch gründen mag. Dieses Dilemma beantwortete die Theologie Karl Barths durch umso steilere dogmatische Vorgaben; der Durchmarsch der sogenannten Humanwissenschaften als Kategorienspender für die Theologie gibt sich dagegen ganz damit zufrieden, dass es beim Glauben und in der Theologie nur um den so beschreibbaren Menschen gehe. Klaus Berger dagegen geht es darum, das Neue Testament als entscheidende Größe für die Entwicklung von Theologie neu zu entdecken. Theologie hat dabei vor allem auch lebenspraktischen Wert und Bezug.

[Bearbeiten] TANZ und ZNT

1. TANZ Seit Beginn der 90er Jahre gibt Berger, zunächst mit anderen, seit 1999 alleine die Reihe "Texte und Arbeiten zum Neutestamentlichen Zeitalter" (TANZ) heraus. 2. ZNT 1998 startete Berger mit einer Gruppe seiner Schüler das Projekt einer eigenen Zeitschrift für Universität, Kirche und Schule. Die "Zeitschrift für Neues Testament" (ZNT) kommt zweimal jährlich heraus. Seit geraumer Zeit hat Berger sich aus dem Herausgeberkreis zurückgezogen. 3. Projekte der Schüler a) Archäologie Eine Gruppe seiner Schüler, besonders Jürgen Zangenberg und andere sind über Jahre hin an Ausgrabungen in Palästina beteiligt gewesen und versuchen langfristig, speziell neutestamentliche Archäologie zu etablieren. b) Interdisziplinäre Forschung Eine Gruppe von Schülern um Jürgen Zangenberg und Kurt Erlemann hat mit Fachwissenschaftlern anderer Disziplinen das Projekt "Neues Testament und Antike Kultur" (NTAK) gestartet, das sich mit der Verwurzelung des antiken Christentums in der Kultur der Antike beschäftigt. Beteiligt sind Althistoriker, Kulturwissenschaftler, Orientalisten, Archäologen usw.

[Bearbeiten] Öffentliche Wirksamkeit

Seit Mitte der 90er Jahre versucht Berger verstärkt, seine früheren hermeneutischen Impulse sowohl auf verschiedene, zumeist ungeliebte biblische Inhalte anzuwenden, als auch Begründungen für ein verantwortliches, kritisches und selbstkritisches Umgehen mit der Bibel zu liefern. So wird er in der Öffentlichkeit immer mehr als einer der wenigen Theologen wahrgenommen, die aus der theologischen Forschung heraus neue Impulse für ein Leben als Christ geben. Er ist ein gesuchter Gesprächspartner im Fernsehen, hält viele Vorträge (derzeit bis zu 160 pro Jahr) und schreibt regelmäßig für die FAZ. Mit seiner Frau, Prof. Christiane Nord, einer Übersetzungswissenschaftlerin, gab er eine Übersetzung des Neuen Testaments und der frühchristlichen Schriften heraus, die etwa die ersten beiden Jahrhunderte abdecken. Auf diese Weise machte er der Öffentlichkeit Texte zugänglich, die sonst nur von Kirchenkritikern in antikirchlicher Tendenz vorgeführt werden, jetzt aber als ernstzunehmende Gesprächspartner der frühchristlichen Glaubensentwicklung wahrgenommen werden können. Regelmäßig ist er Autor in der Tagespost, einer dreimal wöchentlich erscheinenden katholischen Tageszeitung.

[Bearbeiten] Hinwendung zur Mystik

1. Die Bedeutung mittelalterlicher Theologie für Bergers Wissenschaftsprogramm (Nikolaus von Kues) 2. Die Bedeutung monastischer Theologie für die Hermeneutik Bergers 3. Die persönliche Hinwendung zur Frömmigkeit der Zisterzienser

[Bearbeiten] Bergers Wendung zum Katholizismus

1. Der Übertritt in die Evangelische Kirche als Notlösung 2. Konfession als ausgeblendetes Thema 3. Der Streit mit den Ideologien der nachaufgeklärten Welt 4. Probleme mit dem "Neuprotestantismus" 5. Die Übernahme seiner Promotionsthesen durch den katholischen Weltkatechismus 6. Heimat bei den Zisterziensern; gelebte Spiritualität/Mystik 7. Die Bestreitung einer "Ökumenischen Existenz" und die Rückkehr in die Katholische Kirche

[Bearbeiten] Debatte um Konfessionszugehörigkeit

Obwohl er katholisch getauft und aus der katholischen Kirche auch nie ausgetreten ist, durfte Berger nach eigenen Angabe (in einem Leserbrief in der FAZ Nr. 222 vom 23. September 2005 S. 11) aufgrund eines inzwischen überholten Häresievorwurfs und der "Gefahr für das Christentum", die von ihm ausgehe, nicht katholischer Priester werden. Er habe nämlich in seiner Dissertation gegen die damalige offizielle Lehre behauptet, Jesus habe nicht das jüdische Gesetz aufgehoben. Daher lebte und lehrte er zunächst im Ausland (Niederlande), bis ihn die Universität Heidelberg "aufnahm". Robert Leicht, Präsident der evangelischen Akademie in Berlin, früheres Ratsmitglied der EKD, hat Berger in Artikeln der ZEIT vorgeworfen, die Lehrtätigkeit in der dortigen Fakultät für Evangelische Theologie sei nur möglich geworden, weil er den Eindruck erweckt habe, zur evangelischen Konfession konvertiert zu sein, in Wahrheit sei er aber immer Katholik geblieben[1][2]. Tatsächlich hat er seit dem Aufenthalt in den Niederlanden die protestantische/evangelische Kirchensteuer gezahlt. Darum sieht er sich juristisch als Mitglied der evangelischen Kirche und gleichzeitig als Katholik ("Exilkatholik"). Berger weist so den Vorwurf der Täuschung zurück[3]. Er hat auch eine Bescheinigung des Übertritts in die ev.-luth. Kirche vom 6. November 1968 vorgelegt.

In einer vatikanischen Presseerklärung vom 8. November 2005 wird die laut Presseberichten angeblich von Klaus Berger aufgestellte Behauptung als "falsch" zurückgewiesen, "Kardinal Ratzinger, der nachmalige Papst" habe "den Vorgang nach seiner formalen Seite" genau gekannt und "keine Einwände erhoben"[4]. Außerdem heißt es dort: "Es ist selbstverständlich, dass die Bestimmungen des katholischen Kirchenrechts, die eine gleichzeitige Zugehörigkeit zur katholischen Kirche und zu einer evangelischen Landeskirche nicht zulassen, ausnahmslos und daher auch im genannten Fall gelten. Von dieser Ordnung der Kirche kann auch nicht im Bußsakrament dispensiert werden."

Seinen persönlichen konfessionellen Lebensweg beschreibt Klaus Berger in dem nach der o.g. Debatte erschienenen Buch "Glaubensspaltung ist Gottesverrat" und schlägt darin Wege zu der seiner Meinung nach dringend erforderlichen Beendigung der konfessionellen Trennung vor.

Am 7.11.2006 trat er aus der Evangelischen Landeskirche Baden aus[5] und im zuständigen Bistum Hildesheim wieder in die katholische Kirche ein.[6] Damit dürfte diese Debatte vermutlich ihr Ende gefunden haben.

[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auszüge)

Eine ausführliche und annähernd vollständige Bibliographie bis ins Jahr 2001, die auch die wissenschaftlichen Aufsätze, Lexikonartikel und Rezensionen umfasst, hat M. Sasse in der Festschrift für Klaus Berger "Religionsgeschichte des Neuen Testaments, Tübingen 2001, 569-577" veröffentlicht.

[Bearbeiten] Allgemeinverständlich

(Quelle: Gütersloher Verlagshaus u.a.)


[Bearbeiten] Wissenschaftlich

  • Die Gesetzesauslegung Jesu. Ihr historischer Hintergrund im Judentum und im Alten Testament, Teil 1: Markus und Parallelen (WMANT 40), Neukirchen-Vluyn 1972
  • Exegese des Neuen Testaments. Neue Wege vom Text zur Auslegung, Heidelberg 1977 ISBN 3-494-02070-1
  • Die Auferstehung des Propheten und die Erhöhung des Menschensohnes. Traditionsgeschichtliche Untersuchungen zur Deutung des Geschickes Jesu in frühchristlichen Texten (StUNT 13), Göttingen 1976
  • Religionsgeschichtliches Textbuch zum Neuen Testament, (TNT 1), Göttingen 1987 (zusammen mit C. Colpe)
  • Qumran und Jesus. Wahrheit unter Verschluß?, Stuttgart 1992
  • Qumran. Funde - Texte - Geschichte, Stuttgart 1998
  • Manna, Mehl und Sauerteig. Korn und Brot im Alltag der frühen Christen, Stuttgart 1993
  • Das Buch der Jubiläen(JSHRZ II/3), Gütersloh 1981 ISBN 3-579-03923-7
  • Bibelkunde des Alten und Neuen Testaments, Neues Testament, Heidelberg 1980 ISBN 3-8252-0972-5
  • Einführung in die Formgeschichte, Tübingen 1987
  • Formgeschichte des Neuen Testaments, Heidelberg 1984 ISBN 3-494-01128-1
  • Exegese und Philosophie, (SBS 123/124), Stuttgart 1986
  • Hermeneutik des Neuen Testaments, Gütersloh 1988/ Tübingen 1999
  • Historische Psychologie des Neuen Testaments (SBS 123/124), Stuttgart 1991
  • Theologiegeschichte des Neuen Testaments. Theologie des Neuen Testaments, Tübingen, Basel 1994.
  • Im Anfang war Johannes - Datierung und Theologie des vierten Evangeliums. ISBN 3-579-05201-2
  • Paulus, München 2002

[Bearbeiten] Bibelübersetzung

  • Das Neue Testament und frühchristliche Schriften, Frankfrut 1999 (zusammen mit Chr. Nord)

[Bearbeiten] Festschriften

  • HeidelBerger Apokryphen, 1996
  • Religionsgeschichte des Neuen Testaments, Tübingen 2000
  • Tradition und Offenbarung, Tübingen 2006

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Quellen

  1. Robert Leicht (in der ZEIT): "Der Fall Klaus Berger" [1]
  2. R. Leicht in DIE ZEIT: Nochmals Einzelheiten zum "Fall Berger"[2]
  3. Artikel in Die WELT vom 22. Oktober 2005: Klaus Berger zu den Vorwürfen [3]
  4. Vatikanische Presseerklärung zum "Fall Berger"[4]
  5. Klaus Berger aus 'Evangelischer Landeskirche Baden' ausgetreten, kath.net 24. 11. 2006[5]
  6. D: Berger wieder eingetreten, Radio Vatikan 24. 11. 2006[6]
Andere Sprachen

Static Wikipedia 2008 (no images)

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu -