Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Hans Habe - Wikipedia

Hans Habe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Hans Habe, eigentl. János Békessy (* 12. Februar 1911 in Budapest; † 29. September 1977 in Locarno) war ein österreichischer Journalist, Schriftsteller und Drehbuchautor jüdischer Herkunft. Als Schriftsteller benutzte er die Pseudonyme Antonio Corte, Frank Richard, Frederick Gert, John Richler und Hans Wolfgang.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Nach dem ersten Weltkrieg kam die Familie Békessy von Budapest nach Wien. Dort verursachte Habes Vater, Imre Békessy, mehrere Skandale, die Karl Kraus in seinen Werken immer wieder anprangerte. Als Kraus in seiner Zeitschrift Die Fackel die Polemik „Jagt den Schuft aus Wien” veröffentlichte, verließ Békessy Wien und ging nach Budapest zurück.

Bereits in Ungarn hatte Habe durch seine Mutter, die Lehrerin Bianca Marton, und seine Gouvernante Adele Bienert Deutsch gelernt. Er blieb mit seiner Mutter in Wien und besuchte von 1921 bis 1929 das Franz-Joseph-Gymnasium. Dort ging etwa zur selben Zeit die spätere Schriftstellerin Hilde Spiel auch zur Schule. Nach der Matura (Abitur) versuchte Habe in Heidelberg Jura und Germanistik zu studieren. Obwohl er evangelisch getauft war, bekam er ziemliche Schwierigkeiten aufgrund seiner jüdischen Herkunft, sodass er nach Wien zurückkehrte.

In diese Zeit fallen auch Habes erste literarische Versuche. Wahrscheinlich um sich von seinem Vater zu distanzieren, änderte Habe seinen Namen. Hans ist die deutsche Übersetzung von János und Habe steht lautmalerisch für die Anfangsbuchstaben von Hans Békessy.

Ab 1930 war Habe als Journalist bei der Wiener Sonn- und Montagsport tätig. Dort veröffentlichte er in einem Artikel den bisherigen Werdegang Adolf Hitlers und wies nach, daß dieser eigentlich Adolf Schicklgruber hieß. 1931 wechselte Habe als Chefredakteur zur Österreichischen Abendzeitung und wurde damit einer der jüngsten Chefredakteure Europas. Während dieser Zeit heiratete er seine erste Ehefrau Margit Bloch.

Anfang 1934 wechselte Habe zum Wiener Morgen und war auch (wenn auch nur einige Wochen) für den Pressedienst der faschistischen Heimwehr von Ernst Rüdiger Starhemberg tätig. Als Habe gewahr wurde, daß einer der größten Finanziers der Heimwehr Benito Mussolini war, kündigte er sofort wieder.

In den Jahren 1935 bis 1939 war Habe beim Prager Tagblatt angestellt. Für diese Zeitung ging er als Korrespondent nach Genf zum Völkerbund. Als solcher nahm er auch 1938 an der Konferenz von Evian teil, die Präsident Franklin D. Roosevelt initiiert hatte. Zu dieser Zeit war Habe bereits zum zweitenmal verheiratet; mit Erika Levy, der Erbin der Tungsram Glühbirnen Fabriken. Nebenbei konnte Habe 1936 mit seinem Roman Drei über die Grenze als Schriftsteller debutieren.

Als einer der Ersten wurde Habe 1938 nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich ausgebürgert und seine Bücher verboten. Deshalb ging Habe mit seiner Ehefrau ins Exil nach Frankreich. Dort meldete er sich im darauffolgendem Jahr zur Fremdenlegion und kämpfte auch gegen die Deutschen. Am 21. Juni 1940 wurde er gefangen genommen und kam ins Lager Drancy nordöstlich von Paris. Mit Hilfe französischer Freunde konnte er von dort fliehen. Zusammen mit seiner Frau rettete er sich durch Frankreich und Spanien nach Portugal. Dieses „Abenteuer” thematisierte sein Freund Erich Maria Remarque in seinem Buch Die Nacht von Lissabon.

Dort ergatterte das Ehepaar Habe glücklicherweise Visa und konnten Ende 1940 in die USA emigrieren. Bei seiner Einbürgerung lernte Habe Eleanor Post Hutton kennen, die Erbin von General Food Inc., und heiratete diese 1942. Sie hatten miteinander einen Sohn, Anthony Niklas Habe.

Ende 1942 wurde Habe in die US-Army eingezogen und im „Military Intelligence Training Center” in Camp Ritchie, Maryland in psychologischer Kriegsführung ausgebildet. Mit der Propaganda-Einheit „1. Mobile Radio Broadcasting Company” ging Habe im März 1943 nach Nordafrika und nahm auch an der Besetzung Italiens teil. 1944 wurde er Ausbilder in Psychologischer Kriegsführung in Camp Sharpe bei Gettysburg, Pennsylvania.

In seinen Memoiren berichtete Heym (fast neidisch) von dieser Zeit „... war es nur Generälen gestattet, nach eigenem Geschmack geschneiderte Sonderuniformen zu tragen - und Lieutenant Habe.” Bei verschiedenen Kriegseinsätzen, u.a. der Landung bei Salerno, wurde Habe vierzehnmal verletzt.

Im Herbst 1944 übernahm Habe eine Abteilung innerhalb der Stabsgruppe für Propaganda und Psychologische Kriegsführung (P&PW Detachment) der 12. Armeegruppe, die deutsche Zeitungen herausgeben sollte. Habe suchte sich für seine Abteilung u.a. folgende Mitarbeiter aus: Stefan Heym (Schriftsteller), Conny Kellen (Ex-Sekretär von Thomas Mann), Hanus Burger (Regisseur), Josef Wechsberg (Journalist), Otto Brandstätter (Rechtsanwalt), Max Kraus (Student), Walter Kohner (Schauspieler), Benno Frank (ehemaliger Schauspieler aus Mainz) und Ernst Cramer, späterer Vorsitzender der Axel-Springer-Stiftung. Später kamen noch der Schriftsteller Klaus Mann und Hans Wallenberg, Sohn des ehemaligen B.Z. am Mittag-Chefredakteurs hinzu. Bis zum November 1945 gründete Habe in der amerikanischen Besatzungszone 18 Zeitungen.

Anschließend gründete Habe die Neue Zeitung in München, die ihm besonders wichtig war. Habe fungierte als Chefredakteur, der Schriftsteller Erich Kästner war für das Feuilleton zuständig und Stefan Heym kümmerte sich um die Außenpolitik. 1949 wechselte Habe zur Münchner Illustrierten und 1951 zum Echo der Woche. Nebenbei verfasste und redigierte Habe in den Jahren 1946 bis 1953 auch Drehbücher für verschiedene Firmen in Hollywood. Während dieser Zeit war er kurz mit der Schauspielerin Ali Ghito verheiratet.

Bereits seit 1948 war er mit der Schauspielerin Eloise Hardt verheiratet. Mit ihr hatte er eine Tochter, Marina Elizabeth (* 1951; 1968 ermordet). In den Jahren 1952 bis 1953 schrieb Habe für die Los Angeles Daily News jeden zweiten Tag die Kolumne Outside America.

Als das Echo der Woche 1953 eingestellt wurde, ließ sich Habe als freier Schriftsteller in Ascona, Schweiz nieder. Er wurde dort der Nachbar von Robert Neumann. 1954 lernte er seine sechste und letzte Ehefrau, die ungarische Schauspielerin und Sängerin Licci Balla kennen und heiratete sie noch im selben Jahr.

In der folgenden Zeit schrieb er kommentierende Kolumnen zur allgemeinen Politik in konservativer Sichtweise u.a. für die Kölnische Rundschau auf deren Seite 2.

Im Alter von 66 Jahren starb Hans Habe an einer Drüsenkrankheit am 29. September 1977 in Locarno.

Letztendlich ist Habes literarisches Werk doch dem traditionellen Erzählstil verbunden. Er setzte sich zwar sehr kritisch mit der Nachkriegsliteratur auseinander, konnte jedoch mit der Gruppe 47 z.B. überhaupt nichts anfangen. Seine Romane behandeln oft aktuelle, auch politische, Themen, und basierten nicht selten auf autobiographischen Erfahrungen. Zwei seiner Romane wurden verfilmt: 1975 Das Netz von Manfred Purzer und 1976 Die Tarnowska von Luchino Visconti.

[Bearbeiten] Auszeichnungen

  • 1942 Jerusalem-Medaille
  • 1945 Croix de guerre de Luxembourg
  • 1972 Theodor-Herzl-Preis
  • 1976 Großes Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
  • 1977 Konrad-Adenauer-Preis

[Bearbeiten] Werke

  • Christoph und sein Vater (1966)
  • Drei über die Grenze (1936)
  • Erfahrungen (1973)
  • Ich stelle mich (1954)
  • Ilona (1960)
  • Im Jahre Null (1966)
  • Im Namen des Teufels (1956)
  • Kathrin oder der verlorene Frühling (1943)
  • Leben für den Journalismus. - München : Droemer Knaur, 1976. - ISBN 3-426-00430-5
  • Die Mission (1965)
  • Das Netz (1969)
  • Ob Tausend fallen (1947)
  • Off limits (1955)
  • Palazzo (1975
  • Die Rote Sichel (1959)
  • Die Tarnowska (1962)
  • Tod in Texas (1964)
  • Tödlicher Friede (1939)
  • Ungarischer Tanz
  • Eine Welt bricht zusammen (1937)
  • Weg ins Dunkel (1977)
  • Wie einst David
  • Wien, so wie es war (1969)
  • Wohin wir gehören (1946)
  • Zu spät? (1939)

[Bearbeiten] Literatur

  • Simon, André: J'accuse!. - in: Exil, Sonderband 1, 1987. - S. 114-126
  • McMurray, David M.: Conserving individual autonomy in exile : Hans Habe's struggle against totalitarism. - Nashville, Tenn. : Univ. Pr., 2001. - ISBN 0-493-14435-8

Siehe auch: Hans-Habe-Stiftung

[Bearbeiten] Weblinks

Static Wikipedia 2008 (no images)

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu -