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Groß Friedrichsburg

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Groß Friedrichsburg in der Western Region
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Groß Friedrichsburg in der Western Region

Die kurbrandenburgische Kolonie Groß Friedrichsburg bestand aus mehreren, durch Befestigungen geschützte Niederlassungen an einem zirka 30 km langem Küstenstreifen am Kap der drei Spitzen (Cabo tris Puntas, Cape Three Points) im heutigen Ghana, westlich von Sekondi-Takoradi.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Die Befestigungen

  • Festung Groß Friedrichsburg auf dem Berg Manfro bei Pokesu, westlich vom Cape Three Points, begonnen 1683
  • Dorotheenschanze (Fort Dorothea) bei Accada/Accoda östlich vom Cape Three Points, gebaut 1684
  • Schanze Sophie Louise (Fort Louise) bei Takrama am Cape Three Points selbst, gebaut 1684
  • eine kleine Lodge bei Taccarary, die 1684 begonnen, jedoch sehr schnell wieder aufgegeben wurde

[Bearbeiten] Geschichte

Auf Betreiben des ehemaligen Freibeuters und nunmehrigen brandenburgischen Marine-Generaldirektors Benjamin Raule, der bereits 1681 Kontakte mit örtlichen Stammesführern geknüpft hatte, beschloss Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg die Entsendung einer Expedition nach Westafrika mit dem Ziel, dort brandenburgische Kolonien zu gründen. Zunächst wurde am 17. März 1682 die Kurfürstliche Afrikanisch-Brandenburgische Compagnie zur Abwicklung des Handels im Beisein des Kurfürsten, Raules und Kaufleuten aus Emden gegründet. Zum Schutz eventueller Besitzungen wurde auch der Einsatz von Kriegsschiffen und Soldaten der Kurbrandenburgischen Marine geregelt.

Im Mai 1682 brach dann Major Otto Friedrich von der Groeben mit den Fregatten „Morian” und „Chur Prinz” zur sogenannten Goldküste auf. Am 1. Januar 1683 landete von der Groeben bei Pokesu (heute Princes Town) am Kap der drei Spitzen (Cape Three Points) zwischen den Orten Taccrama und Axim und gründete nach Verhandlungen mit den dortigen Stammeshäuptlingen die Kolonie Groß Friedrichsburg. Dazu schloss von der Groeben einen Vertrag (Tractat zwischen Seiner Churfürstlichen Durchlaucht von Brandenburg Africanischen Compagnie, und denen Cabusiers von Cabo tris Puntas) mit 14 Häuptlingen. Der Vertrag regelte unter anderem, welche Verpflichtungen die Afrikaner übernehmen sollten. Dazu zählten beispielsweise der Schutz der Festung Groß Friedrichsburg, Frondienste für den Festungskommandanten und die Garnison, Handel nur mit brandenburgischen Schiffen und Kaufleuten, sowie Durchsetzung des Siedlungsmonopols für Brandenburger. Die Brandenburger wiederum verpflichteten sich zum militärischen Schutz der Einheimischen gegen Angriffe benachbarter Stämme.

Groeben ließ provisorisch ein Fort errichten und kehrte mit der „Morian” zurück nach Brandenburg, während die „Chur Prinz” mit einer ersten Ladung Sklaven nach Westindien segelte. Zwischen 1683 und 1685 errichteten die Brandenburger dann die oben genannten Niederlassungen und Befestigungen. Von diesen war Groß Friedrichsburg die bedeutendste. Schon 1684 bestand es aus vier mächtigen gemauerten Bastionen, die durch dicke Mauern miteinander verbunden waren, und war mit 32 großkalibrigen Kanonen bestückt. Das imposante Tor war von einem mehr als 10 m hohen Glockenturm gekrönt. Im Innenhof wurden mehrere zweigeschossige Gebäude errichtet, die der Garnison (von etwa 90 Europäern) als Unterkünfte und den Händlern als Warenlager und Sklavengefängnisse dienten.

Nachbarn waren zum einen die Niederländer mit den Niederlassungen Axim, Butry und Sekondi und zum anderen die englische Besitzung Dixcove. Der Machtbereich der Brandenburger blieb auf die unmittelbare Küstenzone beschränkt. Versuche, ins Landesinnere vorzudringen, scheiterten. Zudem waren die Niederlassungen ständigen Übergriffen der Niederländer und feindlicher Stämme ausgesetzt. Die Schiffsverbindungen waren ständig bedroht. Zahlreiche brandenburgische Schiffe wurden gekapert. Die Brandenburger waren auf die Zusammenarbeit mit einheimischen „Maklern“ angewiesen. Der wichtigste dieser einheimischen Zwischenhändler war für die Brandenburger ein gewisser Jan Conny, der zunehmend die Kontrolle über das Hinterland Groß Friedrichburgs übernahm und mächtig genug war, zum Beispiel 1710 die Absetzung des ihm nicht genehmen neuen Generalgouverneurs de Lange zu bewirken.

Trotzdem entwickelte sich der Handel mit Edelmetallen, Sklaven und anderen Produkten zufriedenstellend. Nach dem sehr guten Geschäftsjahr 1686 konnte Kurfürst Friedrich Wilhelm seine Partner abfinden und allein die Kontrolle über die Afrikanische Compagnie übernehmen. Bis etwa 1695 hielt der erfolgreiche Geschäftsverlauf an. Danach setzte ein allmählicher Niedergang ein, den der neue Kurfürst Friedrich III. (seit 1688) nicht aufhalten konnte. Ohne persönliche Beziehungen zu Marine und Kolonien sowie durch seine europäischen Machtansprüche beschäftigt, verkaufte Friedrich III. (seit 1701 als Friedrich I. König in Preußen) mit den Staatsverträgen von 1718 und 1720 seine afrikanischen Kolonien an die Niederländisch-Westindische Compagnie. Damit endete nach etwa 35 Jahren die Episode von Brandenburg-Preußen als Kolonialmacht in Afrika. Die Festung wurde bereits 1718 nach dem Abzug der letzten Brandenburger von Jan Conny übernommen, der den Holländern die Übernahme verweigerte und die Festung mitsamt erbeuteter Kanonen gegen mehrere massive Attacken der Holländer verteidigte. Erst 1724 musste er kapitulieren und die Festung räumen.

Ende des 19. Jahrhunderts wurden zwei Kanonen der Festung geborgen und nach Deutschland zurückgebracht. Sie wurden der Stadt Emden geschenkt und dort vor der Polizeiwache am Ratsdelft aufgestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden sie zunächst in der Emder Bundeswehrkaserne einen Platz; heute stehen sie - mit neuen hölzernen Lafetten versehen - am Falderndelft.

Seit 1979 gehört Groß Friedrichsburg zusammen mit anderen europäischen Festungen in der Umgebung zum Weltkulturerbe der UNESCO.

[Bearbeiten] Liste der „Gouverneure“ bzw. Befehlshaber von Groß Friedrichsburg

Die Gouverneure von Groß-Friedrichsburg hießen:

  • 1682 - 1683 Philip Peterson Blonck
  • 1683 - 1684 Nathaniel Dillinger
  • 1684 - 1686 Karl Konstantin von Schnitter
  • 1686 - 1691 Johann Niemann
  • 1691 - 1693 Johann Tenhoof
  • 1693 - 1695 Jakob Tenhoof
  • 1695 - 1697 Gijsbrecht van Hoogveldt
  • 1697 - 1699 Jan van Laar
  • 1699 - 1701 Jan de Visser
  • 1701 - 1704 Adriaan Grobbe
  • 1704 - 1706 Johann Münz
  • 1706 - 1709 Heinrich Lamy
  • 1709 - 1710 Frans de Lange
  • 1710 - 1716 Nicholas Dubois
  • 1716 - 1717 Anton Günther van der Menden
  • 1717 - 1724 Jan Conny

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Ernst Lewalter: Der Große Kurfürst, 1929
  • J G Lettenmair: Roter Adler auf weißem Feld. Roman der ersten deutschen Kolonie 1688-1717, 1938
  • Albert van Dantzig: Forts and Castles of Ghana, Sedco Publishing Ltd., Accra, 1980, ISBN 9964-72-010-6
  • Ulrich van der Heyden: Rote Adler an Afrikas Küste. Die brandenburgisch-preußische Kolonie Großfriedrichsburg in Westafrika, Selignow-Verlag, Berlin, 2001, ISBN 3-933889-04-9

[Bearbeiten] Weblinks

Koordinaten: 4° 45' 13" N, 2° 4' 1" W

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