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Gorleben

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Gorleben
Deutschlandkarte, Position von Gorleben hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Lüchow-Dannenberg
Samtgemeinde: Gartow
Koordinaten: Koordinaten: 53° 3′ N, 11° 21′ O 53° 3′ N, 11° 21′ O
Höhe: 20 m ü. NN
Fläche: 21,25 km²
Einwohner: 661 (30. Juni 2005)
Bevölkerungsdichte: 31 Einwohner je km²
Postleitzahl: 29475
Vorwahl: 05882
Kfz-Kennzeichen: DAN
Gemeindeschlüssel: 03 3 54 007
Gemeindegliederung: 2 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptstr. 16
29475 Gorleben
Webpräsenz:
Bürgermeister: Herbert Krüger (WG)

Gorleben ist eine Gemeinde in der Samtgemeinde Gartow im Landkreis Lüchow-Dannenberg im äußersten Nordosten von Niedersachsen. Die Region wird auch als Wendland bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geografie, naturräumliche Lage

Der kleine Ort liegt direkt am linksseitigen Ufer der Elbe (deutscher Fluss-Kilometer 492) auf etwa 20 Metern über Normalnull. Während sich östlich, nördlich und nordwestlich die als Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue geschützte Elbe-Flusslandschaft ausdehnt, schließt sich im Süden ein großes Kiefernforstgebiet an, die so genannten „Gartower Tannen“. Dieser größte zusammenhängende deutsche Privatwald (im Besitz des Grafen Bernstorff zu Gartow) befindet sich auf einer ausgedehnten Flugsandanhöhe, die durch periglaziale Prozesse entstanden ist. Die gesamte Region bis zur Hügelkette des Drawehn im Westen liegt innerhalb des Elbe-Urstromtals, das als Schmelzwasser-Hauptrinne zuletzt während der Weichseleiszeit geformt wurde. Biogeografisch wird die Gegend bereits zum subkontinental beeinflussten Nordostdeutschen Tiefland gezählt (vergleiche auch: Naturräumliche Haupteinheit "D29 Wendland und Altmark"). Naturkundlich bemerkenswert ist unter anderem auch die saaleglaziale Stauchendmoräne des Höhbeck, die mitten in der Elbtalniederung als pleistozäne „Insel“ aufragt.

[Bearbeiten] Gemeindegliederung

Die Gemeinde Gorleben besteht seit der Gemeindegebietsreform von 1972 aus 2 Ortsteilen.

  • Gorleben
  • Meetschow

[Bearbeiten] Geschichte

Gorleben wurde 1360 erstmals durch Urkunde der Herrschaft zu Dannenberg (Elbe) erwähnt. Am Ort stand eine Festung. Der Name "Gorleben" leitet sich vermutlich aus "Goor" (Schlick; slawisch Gor jedoch "Berg") und "leben" (Erbe) ab.

[Bearbeiten] Politik

[Bearbeiten] Gemeinderat

Der Rat der Gemeinde Gorleben hat neun Mitglieder, die sich seit der Kommunalwahl 2006 auf folgende Wählergruppen und Parteien verteilen:

[Bearbeiten] Bürgermeister

Bürgermeister der Gemeinde Gorleben ist Herbert Krüger von der WG (wiedergewählt am 15. November 2006).


[Bearbeiten] Atommülldeponierung

Bundesweite und internationale Bekanntheit erlangte der Name Gorleben durch die Pläne für die Einrichtung eines nationalen Endlagers für hochradioaktiven Atommüll und entsprechende Zwischenlager. Ursprünglich geplant waren noch weitere Projekte der Atomenergiewirtschaft, so eine Wiederaufarbeitungsanlage für Kernbrennstoffe bei Dragahn westlich von Dannenberg und ein Kernkraftwerk bei Langendorf an der Elbe – beide Planungen wurden aber verworfen, da sie politisch nicht durchsetzbar waren. In einem Wald rund zwei Kilometer südwestlich von Gorleben gibt es vier verschiedene Großanlagen: das Castoren-Zwischenlager, die "Fasshalle" (Zwischenlager für schwach Wärme entwickelnde radioaktive Abfälle), die Pilotkonditionierungsanlage und das Erkundungsbergwerk im Salzstock.

[Bearbeiten] Zwischenlager für radioaktive Abfälle

Heute befinden sich in Gorleben zwei Zwischenlager für radioaktive Abfälle. Das „Transportbehälterlager Gorleben" wird für die Zwischenlagerung von abgebrannten Brennelementen und von verglasten hochradioaktiven Abfällen deutscher Herkunft aus der Wiederaufarbeitung genutzt. Die verbrauchten Brennelemente und hochstrahlenden Glaskokillen befinden sich in Castor-Behältern, die in einer oberirdischen Halle stehen und durch die umgebende Luft gekühlt werden. 420 Stellplätze für Castor-Behälter sind genehmigt. Derzeit befinden sich 80 Behälter in der gegen Flugzeugabstürze großer Maschinen nicht ausgelegten Halle. Die Betreiber argumentieren, dass der Schutz des radioaktiven Materials durch die Castor-Behälter sichergestellt wird. Das – vorläufige – Ziel der jährlich stattfindenden „Castor-Transporte“ vom nordfranzösischen La Hague durch Mitteleuropa, die immer wieder ein großes Medienecho finden, ist also entgegen einer weit verbreiteten Meinung nicht der unterirdische Salzstock von Gorleben, sondern für die nächsten Jahrzehnte eine Betonhalle im dortigen Wald.

Im „Abfalllager Gorleben“ (sog. "Fasshalle") werden zudem Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung zwischengelagert, die vor allem aus dem Betrieb der deutschen Atomkraftwerke, aber auch aus Forschung und Industrie stammen.

[Bearbeiten] Endlagerprojekt Gorleben

Ausschreitungen bei einer Demonstration gegen den CASTOR-Transport. Gorleben. 8. Mai 1996
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Ausschreitungen bei einer Demonstration gegen den CASTOR-Transport. Gorleben. 8. Mai 1996

Ein Salzstock im Untergrund bei Gorleben war bzw. ist als Endlager für alle Arten von radioaktiven Abfällen vorgesehen. Die „Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe mbH“ (DBE mbH) betreibt hier ein so genanntes Erkundungsbergwerk, das möglicherweise in Zukunft als Endlager für hochradioaktiven Atommüll dienen soll. Die Nutzung ist allerdings stark umstritten und derzeit ungeklärt. Die Standortentscheidung war im Jahr 1977 unter der CDU-Landesregierung von Ministerpräsident Ernst Albrecht gefallen und maßgeblich nach politischen und wirtschaftlichen Kriterien erfolgt – insbesondere im Hinblick auf die damalige unmittelbare „Zonenrandlage“ zur DDR und die dünne Besiedlung der Gegend.

Unabhängig vom Standort stellt schon die grundsätzliche Festlegung auf Steinsalz als Wirtsgestein für ein Endlager einen Bewertungsschritt dar, der mögliche Alternativen wie Ton- oder Granitformationen, die in anderen Staaten für diesen Zweck favorisiert werden, von vorneherein ausklammert. Konkrete geologische Aufschlussbohrungen, die zum Zweck der Erkundung zwischen 1979 und 1999 durchgeführt wurden, ergaben dann tatsächlich bereits zu Beginn der 1980er-Jahre, dass eine Eignung des Gorleben-Rambower Salzstocks unter anderem wegen eines instabilen Deckgebirges und wegen Grundwasserkontakts anzuzweifeln ist. So liegt die „Gorlebener Rinne“, eine bis zu 320 Meter tiefe eiszeitliche Schmelzwasserrinne aus sandig-kiesigem, grundwasserführendem Material, genau über dem tektonisch nach oben aufgewölbten Hut des Salzstocks. Das dort ursprünglich vermutete Deckgebirge aus mehreren hundert Meter mächtigen oligozänen Tonschichten, das – im Sinne der Definition eines „Mehrbarrierensystems“ durch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) – eine Mindestvoraussetzung für eine mögliche Eignung des Salzstocks als Endlager wäre, ist in diesem Bereich so nicht vorhanden. Von unten sind diese Schichten durch den vertikal aufsteigenden Salzstock-Diapir und von oben durch eiszeitliche Abtragungen und Auffüllungen zerstört worden.

Auch wurde festgestellt, dass salzführendes Grundwasser sich sowohl seitlich als auch vertikal vom Salzstock in Richtung Oberfläche bewegt, so dass bei Kontakt mit hochradioaktivem Material eine Verstrahlung der Biosphäre die Folge ist. Bei Grundwasserkontakt mit dem Steinsalz muss zudem mit Subrosionen, also der Bildung von Hohlräumen durch Salzablaugung gerechnet werden. In der Folge kann es zum Einsturz des Deckgebirges bis hin zur Bildung von Dolinen an der Erdoberfläche kommen. Für solche Vorgänge gibt es zahlreiche Beispiele über Salzstöcken in ganz Norddeutschland. Dazu zählt auch eine zehn Kilometer lange, tiefe Einbruchrinne über dem nordöstlichen Teil der Gorleben-Rambower Salzstruktur selbst; dort haben sich beispielsweise der 175 Hektar große Rudower See sowie der inzwischen überwiegend vermoorte Rambower See gebildet. [1] [2]

Bei Standortvergleichen nach hydrogeologischen und geologischen Kriterien wurde Gorleben unter mehreren Salzstöcken als der am wenigsten geeignete eingestuft. Trotz dieser Erkenntnisse ist die weitere Erkundung, die von Kritikern als verdeckter Ausbau des Endlagers betrachtet wird, seit dem 1. Oktober 2000 lediglich ausgesetzt. Diese als Moratorium bezeichnete Unterbrechung soll nun der „Klärung konzeptioneller und sicherheitstechnischer Fragen zur Endlagerung“ dienen. Befürworter des Standortes Gorleben verlangen inzwischen eine Aufhebung des Moratoriums, um den Salzstock „weiter zu erkunden“; Gegner fordern einen Variantenvergleich mit mehreren Alternativstandorten in anderen Wirtsgesteinen, wie dies für große Planungsvorhaben sonst auch zwingend vorgeschrieben ist. Überdies halten sie die bisherigen Erkenntnisse über die örtliche geologische Situation längst für aussagekräftig genug, um Gorleben als ungeeignet für ein Atommüll-Endlager anzusehen.

[Bearbeiten] Pilotkonditionierungsanlage

In der Nähe des Erkundungsbergwerkes und der Zwischenlagerhalle befindet sich weiterhin eine so genannte Pilot-Konditionierungsanlage (PKA). Darin soll die „Konditionierung“ der Brennelemente im Hinblick auf deren Endlagerung sowie das Umladen der Glaskokillen in endlagerfähige Gebinde erprobt werden – die Castor-Behälter selbst sind weder zur Endlagerung geeignet noch könnten sie aus technischen Gründen überhaupt in den Salzstock verbracht werden. Die Nutzung der Anlage ist gemäß einer Vereinbarung der Bundesregierung mit den Energieversorgungsunternehmen derzeit jedoch auf die Reparatur schadhafter Behälter beschränkt.

[Bearbeiten] Auseinandersetzung

Gorleben-Stein vor dem Pavillon in Hannover, aufgestellt 1979 beim Gorleben-Treck der "100.000" in die Landeshauptstadt
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Gorleben-Stein vor dem Pavillon in Hannover, aufgestellt 1979 beim Gorleben-Treck der "100.000" in die Landeshauptstadt

Schon zu Beginn der Errichtung des Erkundungsbergwerkes – das vom früheren Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) einmal als ungenehmigter „Schwarzbau“ bezeichnet wurde – und des Zwischenlagers kam es zu Protesten der Bevölkerung und bundesweit von Atomkraftgegnern. Am 3. Mai 1980 wurde symbolisch die Republik Freies Wendland gegründet, indem am Erkundungsstandort ein Hüttendorf aufgebaut wurde. Der damalige Vorsitzende der Jugendorganisation der SPD (Jusos) und spätere Bundeskanzler Gerhard Schröder erklärte sich mit den Besetzern solidarisch. Die polizeiliche Räumung des Hüttendorfes erfolgte am 4. Juni 1980. Bis heute dauern aber die Proteste gegen Atomenergienutzung und die Entsorgungspläne an; sie erreichen ihren Höhepunkt beim jährlichen Transport mehrerer Castor-Behälter per Eisenbahn und zuletzt per Spezial-LKW quer durch Nordfrankreich und die Bundesrepublik Deutschland bis ins Zwischenlager. Dieser findet seit einigen Jahren meist im November statt und wird stets von einem riesigen Polizeiaufgebot begleitet.

Es gibt auch Befürworter und durch die Planungen Begünstigte am Standort Gorleben. Die Gemeinde Gorleben sowie die Samtgemeinde Gartow bekommen vom Land Niedersachsen jährliche „Ausgleichszahlungen“, so genannte „Gorleben-Gelder“. Auch die Atomenergiewirtschaft sowie große Teile der politischen Parteien CDU/CSU und FDP, darunter die CDU-Bundesvorsitzende und Bundeskanzlerin Angela Merkel und der niedersächsische FDP-Umweltminister Hans-Heinrich Sander, setzen sich für eine alternativlose weitere Erkundung und letztlich den Ausbau des Salzstockes Gorleben als nationales oder eventuell sogar internationales Endlager für hochradioaktiven Atommüll ein.

[Bearbeiten] Literatur

  • K. Duphorn & U. Schneider: Zur Geologie und Geomorphologie des Naturparks Elbufer-Drawehn. – Abhandl. naturwiss. Ver. Hamburg (NF) 25 (1983): 9-40.
  • H. Klinge, A. Köthke, R.-R. Ludwig & R. Zwirner: Geologie und Hydrogeologie des Deckgebirges über dem Salzstock Gorleben. – Zeitschr. f. angewandte Geologie (2/2002): 7-15 (vgl. Weblink unter "Einzelnachweise").

[Bearbeiten] Weblinks

zur Gemeinde Gorleben:

zum Widerstand:

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Klinge et al.: Geologie und Hydrogeologie des Deckgebirges über dem Salzstock Gorleben. (vgl. Literatur; hier als pdf-Datei direkt verlinkt)
  2. Kurzfassung einer Greenpeace-Studie zum Salzstock Gorleben
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