Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Gibeon (Namibia) - Wikipedia

Gibeon (Namibia)

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Gibeon (Nama: Khaxa-tsûs) ist ein Ort und gleichnamiger Wahlkreis in der Region Hardap in Namibia. Der Ort liegt ca. 160 km nördlich von Keetmanshoop an der Nordsüdachse des Landes, 1170 m über dem Meeresspiegel und hat etwa 3.000 Einwohner; der ganze Wahlkreis hat 11.201 Einwohner (ohne institutional population).[1]

[Bearbeiten] Geschichte

Vor Urzeiten ist hier der Gibeon-Meteorit aufgeschlagen. Vor seinem Auftreffen auf die Erdoberfläche war er in viele kleinere und größere Bruchstücke zerborsten, die in einem weiten Streufeld bei Gibeon niedergingen und hier das größte bisher bekannte Meteoriten-Streufeld der Erde bildeten. Die ersten Bruchstücke wurden 1838 gefunden und auf ein Alter von 4,6 Milliarden Jahre geschätzt. Insgesamt wurden 26 Tonnen Meteoriten-Material gefunden. Einige Stücke sind in der Fußgängerzone der Landeshauptstadt Windhuk (Post Mall) öffentlich ausgestellt.

Im Jahre 1863 erfolgte die Ansiedlung des aus dem Kapland zugewanderten Orlam-Stammes der Witbooi unter ihrem Häuptling Kido Witbooi. Dieser unruhige Stamm machte Gibeon zum Ausgangspunkt einer Vielzahl geschichtlich bedeutsamer Ereignisse in Südwest-Afrika.

Der in Hoachanas ansässige Oberhäuptling der Nama, Oasib, hatte das seiner Gebietshoheit unterstehende Feld von Gibeon den Witbooi zugeteilt und als Gegenleistung die Anerkennung seiner Häuptlingsschaft und die Stärkung seiner Kampfkraft erhofft. Letzteres erschien ihm besonders wichtig, weil 30 Jahre zuvor hier schon einmal Herero-Hirten mit ihren großen Rinderherden Fuß gefasst hatten, nachdem ihre sehr viel weiter im Norden liegenden Heimatweiden infolge der großen Dürre von 1829/30 nicht mehr zu gebrauchen waren. Die Nama jedoch waren zu schwach, um sich gegen diese Eindringlinge zu Wehr setzen zu können. So mussten sie den berühmt-berüchtigten Orlam-Häuptling Jonker Afrikaner und dessen Stamm zur Hilfe rufen, um das herrische Volk der Herero wieder los werden zu können. Eine weitere Verstärkung durch die Witbooi konnte Oasib nur Recht sein, weil er mit deren Hilfe seinem Ziel, die beherrschende Macht in ganz Südwest-Afrika zu werden, näher kommen wollte.

Als sich die Witbooi 1863 hier niederließen, hieß der Ort noch Kowesin. Der den Witbooi nachziehende Missionar Jacob Knauer (Rheinische Mission) jedoch gab dem neuen Stammessitz der Witbooi den Namen Gibeon (nach einem Ort nahe Jerusalem, dem eine alttestamentliche Bedeutung zukam).

Der Ort hatte allerdings eine schwere Startphase: noch im Gründungsjahr schleppte ein aus Südafrika zugewandertes junges Mädchen die Pocken ein. Die Krankheit breitete sich schnell im ganzen Lande aus und forderte allein in Gibeon 122 Todesopfer unter den Witbooi. Weil die Witbooi sich beharrlich weigerten, die Oberherrschaft Oasibs anzuerkennen, überfiel er ein Jahr später mit seinen Verbündeten – den Groote-Doden unter Aimab und den Veldschoendragers unter Hendrik Ses – den Ort, plünderte ihn und zerstörte ihn weitgehend. Kido Witbooi allerdings wollte gegen derartige Disziplinierungsmaßnahmen zukünftig besser gewappnet sein und verband sich mit den benachbarten Orlamstämmen der Bersebaner (unter Paul Goliath) und Bethanier (unter David Christian). Dies wiederum erzürnte Oasib noch mehr, so dass er im Juli 1865 mit seinen Verbündeten eine zweite Strafexpedition gegen Gibeon führte. Nach anfänglichem Erfolg jedoch wendete sich das Blatt zugunsten der Witbooi und Bersebaner; sie schlugen Oasib in die Flucht und konnten ihm die geraubten Rinderherden wieder abnehmen. Oasib erholte sich von dieser Niederlage und gedachte, die ihm zugefügte Schmach durch einen alles entscheidenden dritten Überfall auf Gobabis am 25. September 1866 zu rächen. Die Witbboi und ihre Verbündeten jedoch waren wohl vorbereitet und hatten Gibeon geräumt, um den gerade wieder aufgebauten Ort nicht erneut zum Kriegsschauplatz werden zu lassen. Oasib war darüber so erbost, dass er den Ort gänzlich zerstören und die dort verbliebenen Frauen und Kinder in die Gefangenschaft führen ließ. Dies wiederum löste bei den Witbooi eine unbändige Wut und einen vernichtenden Angriff auf Oasib aus. Er floh bis nach Rehoboth und wurde dort von den energisch nachsetzenden Witbooi und Bersebanern endgültig geschlagen. Oasib konnte sich mit knapper Not nach Hoachanas retten, wo er kurz danach verstarb. Im Frieden von Gibeon im Dezember 1867 erkannten die Nama die Witbooi als neue Herren des Südens an.

Am 31. Dezember 1875 starb Kido Witbooi in Gibeon im 91. Lebensjahr. Sein Sohn Moses, ebenfalls schon 68 Jahre alt, wurde sein Nachfolger und versuchte, die Machtstellung seines Stammes auszubauen. Dabei hatte er allerdings eine weitaus weniger glückliche Hand als sein Vater und unterschätzte insbesondere die Konkurrenz anderer Häuptlingsaspiranten - namentlich des Paul Visser, der durch eigenmächtige Raubzüge seinen Wohlstand zu mehren und die Autorität des Häuptlings zu schwächen suchte, und Moses' Sohn Hendrik Witbooi, der nach einem Gotteserlebnis im Jahre 1880 zunehmend in religiösen Wahn verfiel, aber gleichwohl ebenfalls nachhaltig nach der Häuptlingswürde strebte. Moses Witbooi versuchte, durch zwei Angriffe auf die Herero 1880 und 1881, seine Position zu festigen – allerdings schlugen beide Raubzüge fehl und stärkten damit die Positionen seiner Konkurrenten. Nach einem erfolgreichen Raubzug Paul Vissers gegen die Ostherero fühlte sich dieser so stark, dass er es wagte, offen gegen seinen Häuptling vorzugehen, ihn des Stammesverrats zu bezichtigen und am 22. Februar 1888 hinrichten zu lassen. Nun stand ihm nur noch Hendrik Witbooi im Wege. Der Angriff auf ihn am 12. Juli 1888 in Gibeon schlug jedoch fehl: Paul Visser wurde getötet und damit war Hendrik Witbooi am Ziel seiner Wünsche.

Auch er strebte danach, seine Machtposition auszubauen und verschaffte sich durch erfolgreiche Überfälle auf die Afrikaner (1889) und Herero (1890) eine gute Ausgangposition – allerdings zum wachsenden Missfallen der Missionare, die die Station Gibeon 1889 aufgaben, und der in Südwest-Afrika Fuß fassenden deutschen Kolonialmacht. Dem suchte Hendrik Witbooi dadurch zu begegnen, dass er sich mit seinem kurz zuvor besiegten Feind – den Herero – verbündete (1892) und den allzu unsicher gewordenen Standort Gibeon räumte, um sich bei Hornkranz und danach im Naukluftgebirge zu verschanzen. Die Schutztruppe jedoch war nach Eintreffen von Verstärkungen in der Lage, die Stellungen der Witbooi zu stürmen und im Anschluss daran Hendrik Witbooi am 19. September 1894 zum Abschluss eines Schutz- und Beistandspaktes zu nötigen. Außerdem mussten sich die Witbooi zwecks besserer Kontrolle wieder in Gibeon niederlassen; Gibeon erhielt hierzu 1893 eine befestigte Schutztruppenstation. Die deutsche Präsenz im Ort wurde auch durch die 1900 gegründete deutsche Internatsschule deutlich. Wider alle Erwartungen hielt sich Hendrik Witbooi an den Beistandspakt mit den Deutschen und unterstütze diese bei allen folgenden militärischen Unternehmungen durch Gestellung von Freiwilligen, so auch bei der entscheidenden Schlacht am Waterberg im Jahre 1904. Wegen der hier von den Deutschen begangenen Gräueltaten verließen die Witbooi jedoch die Truppe, wurden selbst gefangen genommen und als Arbeitssklaven nach Togo verschifft. Dies veranlasste Hendrik Witbooi in Gibeon, den Deutschen am 3. Oktober 1904 offiziell den Krieg zu erklären und zahlreiche Farmen in der Umgebung von Gibeon überfallen zu lassen. Damit wurde Gibeon zum Ausgangspunkt des bis 1908 dauernden Namakrieges, der eigentlich Orlamkrieg heißen müsste. Hendrik Witbooi fiel in diesem Krieg bereits im Oktober 1905, woraufhin sein Nachfolger Isaak Witbooi im Dezember des gleichen Jahres kapitulierte. Der Namakrieg wurde jedoch von Simon Koper und Jakobus Morenga fortgeführt.

Gibeon kam dann erst im April 1915 ins Rampenlicht der Geschichte, als die deutsche Schutztruppe hier im Ersten Weltkrieg von überlegenen Kräften der südafrikanischen Armee eingeschlossen wurde und nur unter schweren Verlusten aus dem Kessel ausbrechen und nach Norden flüchten konnte.


Koordinaten: 25°07'28" S, 17°45'58" O

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