Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Geschichte der Lesben- und Schwulenbewegung - Wikipedia

Geschichte der Lesben- und Schwulenbewegung

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Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] 1970er Jahre

Die Schwulenbewegung der 70er Jahre orientierte sich international sehr stark an anderen Neuen Sozialen Bewegungen, insbesondere aber an der Neuen Linken. Die Lesbenbewegung verschmolz zu einem großen Teil mit der Frauenbewegung und prägte dort das Paradigma des Lesbischen Feminismus.

Neben einzelnen Demonstrationen und verschiedenen politischen Aktivitäten, die sich gegen die Diskriminierung von Homosexuellen richteten, entstand eine alternative Infrastruktur, die sich außerhalb der kommerziellen Subkultur etablierte. Buchläden, Verlage, Zentren und Vereine aus der damaligen Zeit existieren vereinzelt heute noch.

Ein zentrales Konzept war das Coming-out, das Homosexuellen ermöglichen sollte, eine selbstbewusste Identität als Lesbe oder Schwuler herauszubilden. Das schwule Coming out hatte vor allem bei schwulen Männern und für die Schwulenbewegung in den 70er Jahren und zum Teil noch bis heute zwei wichtige Aspekte, die im Idealfall miteinander verknüpft waren:

  • Das individuelle Coming out. Das war das eigene sich bewusst werden und das Bekanntgeben der eigenen Homosexualität gegenüber der Familie und dem engsten Freundeskreis.
  • Das gesellschaftliche Coming out. Hier sollte der einzelne in seiner jeweiligen gesellschaftlichen Stellung sein "Schwul sein" öffentlich machen, damit zum einen die Gesellschaft sich mit der Homosexualität in möglichst vielen Berufen und gesellschaftlichen Positionen auseinander setzen kann/muss, und zum anderen andere Homosexuelle eine Identifikationsmöglichkeit haben, die ihnen das persönliche Coming out und das Leben als selbstbewusste Schwule wiederum erleichtert.

[Bearbeiten] Vereinigte Staaten

[Bearbeiten] Gay Liberation Front und Gay Activists Alliance

In New York bildete sich unmittelbar nach dem Stonewall-Aufstand im Juni 1969 die Gay Liberation Front (GLF). Die Namenswahl war eine Anspielung auf die südvietnamesische Befreiungsfront Vietkong. Als erste Organisation, die bereit war in offener Konfrontation für die Befreiung von Schwulen und Lesben einzutreten, markierte die GLF und der ihr vorausgegangene Stonewall-Aufstand eine völlig neue Qualität. Mit der Sichtbarmachung von Lesben und Schwulen legte sie sozusagen eine Grundlage für alle späteren Liberalisierungen, obwohl ihre Ziele über die Integration einer Minderheit hinausgingen. Bereits sehr früh zeichnete sich eine Spaltung an der Frage ab, ob sich die GLF andere militante linke Organisationen wie z.B. die Black Panther Party unterstützen solle. 1970 gründeten Jim Owles und Marty Robinson außerhalb der GLF eine neue Organisation: die Gay Activists Alliance (GAA). In einer Broschüre für Neulinge stellte sie sich so dar:

„Die Gay Activists Alliance ist eine militante (obwohl gewaltfreie) homosexuelle Bürgerrechtsorganisation. [...] Die GAA hat sich ausschließlich der Befreiung der Homosexuellen verschrieben und vermeidet jede Beteiligung an einem Aktionsprogramm, das keinen offensichtlichen Bezug zu Homosexuellen hat. [...] Die GAA gebraucht die Taktik einer konfrontativen Politik. Politiker und Personen in gesellschaftlicher Autorität, die zur Unterdrückung von Homosexuellen beitragen, werden öffentlich bloßgestellt durch Massendemonstrationen, das Sprengen von Versammlungen sowie Sit-ins.“

Nach dem Auszug der gemäßigten Aktivisten verstand sich die GLF offen als revolutionäre Organisation. In einem Interview mit Mitgliedern der GLF New York, das in der San Francisco Free Press veröffentlicht wurde, heißt es auf die Frage, was die Gay Liberation Front sei:

Wir sind eine revolutionäre homosexuelle Gruppe von Männern und Frauen, die sich mit der Erkenntnis gebildet hat, dass komplette sexuelle Befreiung für alle Menschen nicht verwirklicht werden kann, wenn nicht die existierenden sozialen Institutionen abgeschafft werden. Wir lehnen den Versuch der Gesellschaft ab, uns sexuelle Rollen und Definitionen unserer Natur aufzuerlegen. Wir treten aus diesen Rollen und simplistischen Mythen heraus. Wir werden sein, wer wir sind. Zur gleichen Zeit schaffen wir neue soziale Formen und Beziehungen, das bedeutet Beziehungen, die auf Brüderlichkeit, Kooperation, menschlicher Liebe und ungehinderter Sexualität basieren. Babylon hat uns gezwungen, uns einer Sache zu verpflichten ... der Revolution.

Ein Jahr alt, umfasste die GLF neben den Vollversammlungen am Sonntagabend, die von ca. siebzig bis achtzig Personen besucht wurden, 19 Zellen oder Aktionsgruppen, zwölf Gruppen zur Bewusstseinsbildung, ein Treffen am Mittwochabend für Männer, ein Frauentreffen am Sonntagabend vor der Vollversammlung, drei Wohn-Kommunen und eine Radical Study Group. Darüber hinaus gab es die GLF-Zeitung Come Out! und die Zeitschrift der GLF-Kommune in der 17. Straße, Gay Flames. [1]

Aus den Erfahrungen der US-GLF wurden in einigen anderen Ländern Ableger gegründet. Unter anderem die englische Gay Liberation Front die - von Aubrey Walter und Bob Mellors ins Leben gerufen - vor allem in London, später im ganzen Land ihre Aktivitäten entfaltete.

[Bearbeiten] Entstehung des lesbischen Feminismus

Die Gründung des lesbischen Feminismus geht auf den zweiten Jahreskongress zur Vereinigung der Frauen am 1. Mai 1970 zurück, wo unter Veranstaltung eines Happenings das Manifest der Frauenidentifizierten Frau verteilt wird. In ihm heißt es:

"Was ist eine Lesbe? Eine Lesbe ist die Wut aller Frauen, verdichtet bis zum Punkt der Explosion. Lesbisch ist das Wort, das Etikett, der Zustand, der Frauen auf Linie hält. ... Lesbisch ist ein Label, das vom Mann erfunden wurde, um es auf jede Frau zu werfen, die es wagt, seinesgleichen zu sein, seine Vorrechte in Frage zu stellen ... das Primat ihrer eigenen Bedürfnisse zu behaupten. Es ist das Primat von Frauen, die sich auf Frauen beziehen ... die Basis für die Kulturrevolution."

Die lesbischen Frauen, die das Abschlussplenum mit einer Reihe von Resolutionen konfrontierten, gaben sich im Anschluss an den Kongress den Namen "Radicalesbians". Die Separierung von der Schwulenbewegung rief bei den GLF-Frauen zunächst heftige Kritik hervor. Doch die Unsichtbarkeit von Lesben in der GLF, am Ende der Vorwurf des Sexismus, der Ignoranz gegenüber den Problemen von Frauen führten schließlich zu ihrem Auszug. 1970 gründeten sie in San Francisco die Gay Women's Liberation. Und 1973 ging aus der Gay Activists Alliance, der bürgerlichen Abspaltung der GLF, die Lesbian Feminist Liberation hervor.

Die lesbisch-feministische Bewegung verabschiedete sich vom Begriff gay und legte sich die Bezeichnungen lesbian und dyke zu.

1971 gründeten sich mit Basis in Washington, D. C., die "Furien", die das Programm des lesbischen Separatismus weiterentwickelten und auf die Organisation des privaten Lebens übertrugen. "Heterosexuelle Frauen werden durch Männer verwirrt, setzen Frauen nicht an erste Stelle", schrieb Rita Mae Brown, eine der Gründerinnen. "Sie verraten Lesben und zuletzt verraten sie auch sich selbst." In der ersten Nummer ihrer gleichnamigen Zeitschrift hieß es schließlich:

"Der Lesbianismus bedroht die männliche Herrschaft in ihrem Kern. In politisch bewusster und organisierter Form hat er eine zentrale Funktion dabei, unser sexistisches, rassistisches, kapitalistisches und imperialistisches System zu zerstören. [...] Lesben müssen Feministinnen werden und gegen die Unterdrückung von Frauen kämpfen, genau wie Feministinnen Lesben werden müssen, wenn sie männliche Herrschaft zu beenden hoffen." [2]

[Bearbeiten] Deutschsprachiger Raum

[Bearbeiten] Bundesrepublik Deutschland

In Deutschland gilt die Uraufführung des Films Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt (BRD 1970, Regie: Rosa von Praunheim, Text: Martin Dannecker) [3] bei den Berliner Filmfestspielen 1971 als Initialzünder der Schwulenbewegung. Noch im selben Jahr gründeten sich die Homosexuelle Aktion Westberlin (HAW) und die "Rote Zelle Schwul" (ROTZSCHWUL) in Frankfurt. 1972 wurde in Münster die erste Schwulendemo in der Geschichte der Bundesrepublik durchgeführt.

[Bearbeiten] Tuntenstreit
Die radikale Identifizierung mit antihomosexuellen Klischees war in der Schwulenbewegung heftig umstritten.
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Die radikale Identifizierung mit antihomosexuellen Klischees war in der Schwulenbewegung heftig umstritten.

1973/74 kam es zu einer ersten Strategiediskussion in der Schwulenbewegung, dem so genannten Tuntenstreit. Der Konflikt brach beim Pfingsttreffen 1973 in Westberlin aus. Als bei der Abschlussdemonstration mit über 700 Teilnehmern die aus Frankreich und Italien angereisten Schwulen in Frauenkleidern, sogenannte Tunten, auftraten, kam es zum Eklat, der sich schließlich zur HAW-internen Strategiedebatte ausweitete. Ergebnis war die Spaltung in einen integrationistischen Flügel aus orthodoxen Marxisten und der radikalen Fraktion der Feministen.

Für die ersteren war die Homosexuellenunterdrückung ein "vorkapitalistisches Relikt" und kein Wesensmerkmal der bürgerlichen Gesellschaft. Da eine Integration der Homosexuellen jederzeit möglich erschien, wurde die Aufgabe der "homosexuellen Sozialisten" darin gesehen, in der Arbeiterbewegung aktive Solidarität für die homosexuelle Minderheit und bei den Homosexuellen ein Bewusstsein über ihre mehrheitliche Lage als ausgebeutete Lohnarbeiter zu entwickeln.

Anders die Radikalen. Sie lehnten eine Minderheitenpolitik ab, die darauf hinauslaufe, die herrschende Form von Heterosexualität unangetastet zu lassen. Letztere sei durch gewaltsame Überzeichnung der Geschlechterrollen und eine latent homosexuelle Identifizierung der Männer unteinander geprägt. Aus dieser Perspektive leiteten sie die Forderung nach einer autonomen Schwulenbewegung ab, die, statt in Demutsgesten gegenüber den heterosexuellen Genossen zu verfallen, eigenständige Positionen entwickeln und in die Linke einbringen müsse.

[Bearbeiten] Frauen-/Lesbenbewegung

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[Bearbeiten] Deutsche Demokratische Republik

Im Jahr der Weltjugendfestspiele, die 1973 in Ost-Berlin (oder nach DDR-Lesart in der Hauptstadt der DDR) stattfanden, gab es bereits einen regen Austausch zwischen Mitgliedern der Homosexuellen Aktion Westberlin (HAW) und Schwulen, die in der DDR politisch engagiert waren. Einige HAW-Aktivisten waren damals oder wenig später Mitglieder der SEW, welche mit der westdeutschen DKP vergleichbar war. Diese Parteimitglieder, z.B. Volker Eschke, aber auch unabhängige HAW-Aktivisten hatten Kontakt zu Peter Rausch, Michael Eggert und anderen, die damals eine lose Vereinigung von Schwulen in der DDR bildeten.

Einerseits war von offizieller DDR-Seite nichts gegen Kontakte zu westberliner Kommunisten einzuwenden, andererseits begegnete man dem schwulen Emanzipationsanspruch doch mit mehr oder weniger offenem staatlichen Misstrauen. So wurden viele Treffen zwischen DDR-Schwulen und HAW-Mitgliedern, oft bemerkt manchmal auch unbemerkt, von der Staatssicherheit überwacht.

[Bearbeiten] Österreich

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[Bearbeiten] Schweiz

Siehe unter Geschichte des CSD in der Schweiz

[Bearbeiten] 1980er Jahre

[Bearbeiten] Vereinigte Staaten

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[Bearbeiten] Bundesrepublik Deutschland

Die 80er Jahre waren in der Bundesrepublik vor allem durch eine Institutionalisierung der Lesben- und Schwulenbewegung geprägt:

  • 1982 entstand der Lesbenring als Dachorganisation lesbischer Frauen und 1986, als dessen schwules Pendant, der Bundesverband Homosexualität (BVH).
  • 1979 gründeten sich die Schwusos in der SPD, 1983 die Bundes-AG Schwup innerhalb der Grünen und 1984 die DKP-nahe Demokratische Lesben- und Schwuleninitative (DeLSI).
  • In den bundesdeutschen Studierendenvertretungen (ASten) wurden ab 1981 fast überall so genannte Autonome Lesben- und Schwulenreferate eingerichtet, die von den lesbischen und schwulen Vollversammlung an den Hochschulen und Universitäten gewählt werden.
  • In Westberlin arbeitete und koordinierte das Treffen Berliner Schwulengruppen schwulenpolitische Aktivitäten in der Stadt.

Allein zwischen Dezember 1980 und Mai 1986 hat sich die Zahl der lesbisch-schwulen Emanzipationsgruppen von etwa 148 auf 416 erhöht. 1981 veröffentlichte der Hamburger Autor Thomas Grossmann mit seinem Ratgeber "Schwul - na und?" den ersten Ratgeber zum Coming Out in einem Sachbuchverlag.

Ein zweites Novum war die Organisierung eines jährlichen Christopher Street Day, um an den Stonewall-Aufstand zu erinnern. Der erste CSD fand 1983 in Berlin statt.

In der zweiten Hälfte der 80er Jahre warf die Immunschwächekrankheit AIDS ihren Schatten über die Schwulenbewegung. Zum einen starben in den folgenden Jahren zahlreiche prominente Aktivisten; zum anderen ging es nun darum, eine repressive Gesundheitspolitik abzuwehren, wie sie vor allem der bayerische Innenpolitiker Peter Gauweiler voranzutreiben versuchte. So hatte dieser 1986 die Einrichtung von Internierungslagern für Aids-Kranke gefordert.

Trotz ihrer Erfolge in der Aids-Politik, die Homosexualität als Thema in die breite Öffentlichkeit trug, geriet die Lesben- und Schwulenbewegung gegen Ende der 80er Jahre in eine Sinnkrise, die sie mit fast allen anderen sozialen Bewegungen teilte. Viele Aktivisten zogen sich enttäuscht aus der Bewegung zurück. Die Ursachen hierfür sind vielschichtig:

  • Die Verallgemeinerung eines lesbischen und schwulen Selbstbewusstseins machte es überflüssig, sich innerhalb der Bewegung zu engagieren, um in den Genuss der von ihr geschaffenen Identität zu gelangen.
  • Der Begriff Politschwester wurde zu einem szeneinternen Stigma-Begriff. Politisches Engagement galt als "unsexy".
  • Aufgrund der steigenden Akzeptanz ihrer Lebensweise sahen viele Szeneangehörige die Mission der Lesben- und Schwulenbewegung bereits als erfüllt an.
  • Ehemalige Bewegungszeitschriften begannen, sich in kommerzielle Lifestyle-Magazine zu verwandeln und von ihrer Bindung an die Lesben- und Schwulenbewegung zu lösen.
  • Politische Schlagworte wie "Emanzipation" und "Patriarchat" wurden durch den Niedergang der Neuen Linken weitgehend entwertet.
  • Die Bewegung hatte sich professionalisiert und schloss durch ihre zunehmende Verbandsstruktur eine Beteiligung der Basis aus.

Aufgrund dieser Tendenzen erklärten einige ehemalige AktivistInnen die Lesben- und Schwulenbewegung 1989 für gestorben. [4]

[Bearbeiten] Deutsche Demokratische Republik

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[Bearbeiten] 1990er Jahre

[Bearbeiten] Vereinigte Staaten

[Bearbeiten] Queer Politics

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[Bearbeiten] Bürgerrechtspolitik

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[Bearbeiten] Bundesrepublik Deutschland

Anfang der 90er Jahre explodierten die TeilnehmerInnenzahlen an den bundesdeutschen CSDs (in Berlin etwa 500.000 Personen). Gleichzeitig ging die aktive Beteiligung an klassischen politischen Emanzipationsgruppen drastisch zurück. Das Treffen Berliner Schwulengruppen (TBS), eine Art Arbeits-, Planungs- und Diskussionskreis politisch interessierter Schwulengruppen, löste sich auf. Die homosexuelle Subkultur war zur lesbisch-schwulen Szene geworden, die sich häufig auch als Community bezeichnete, und übernahm damit als Ganzes die Identität, die ursprünglich ein besonderes Merkmal politischer Emanzipationsgruppen war. Die Unterscheidung zwischen Subkultur und Bewegung verblasste dadurch zusehends, so dass heute beide Begriffe als antiquiert erscheinen. Die zahlreichen Gruppengründungen der frühen 90er Jahre sind durch eine starke Ausdifferenzierung der Interessen gekennzeichnet. Sie reichen von Sport- und Jugendgruppen bis hin zu MigrantInnen- und Menschenrechtsvereinen.

[Bearbeiten] Verbände: Streit um Lebensformenpolitik

Die politische Lesben- und Schwulenbewegung im engeren Sinne schmolz während der 90er auf einzelne Verbände zusammen, die vorrangig das Ziel verfolgten, den Gesetzgeber in seiner Politik zu beeinflussen. Charakteristisch war hierfür besonders die Entstehung des Schwulenverbands in Deutschland (SVD). Im Februar 1990 als "Schwulenverband in der DDR" gegründet, vertrat er ursprünglich den oppositionellen, der evangelischen Kirche nahestehenden Teil der Lesben- und Schwulenbewegung in der DDR. In den folgenden Monaten warb er zahlreiche ehemalige Mitglieder des West-Verbands BVH an und dehnte sich schließlich im Juni auf das gesamte wiedervereinigte Deutschland aus.

Differenzen zwischen den beiden Verbänden, SVD und BVH, gab es vor allem um die Frage, ob man die Öffnung der Ehe für Lesben und Schwule fordern solle oder ob sich dies verbiete. Das vom BVH entworfene Konzept der "Notariell beglaubigten Partnerschaft" wollte Verwandtschaftsrechte nicht mehr an eine bestimmte Lebensform binden. So sah das Konzept weder eine Beschränkung der Zahl noch des Geschlechts der PartnerInnen vor. Dem SVD wurde vorgeworfen, die bürgerliche Ehe kopieren zu wollen und die emanzipatorischen Prinzipien der Lesben- und Schwulenbewegung zu verraten. Demgegenüber sah es der SVD nicht als Aufgabe der Homosexuellen in ihrer Eigenschaft als sozialer Minderheit an, die Gesellschaft zu verändern. Anzustreben sei vielmehr eine Gleichstellungspolitik, die der Diskriminierung von lesbischen Bürgerinnen und schwulen Bürgern ein Ende bereite.

Im Laufe der 90er Jahre geriet der BVH mit seiner Lebensformenpolitik zunehmend ins Abseits. Juristen zweifelten an der Realisierbarkeit seines Gesetzentwurfs, die Boulevardpresse adoptierte die zur "Homo-Ehe" popularisierte Forderung des SVD, und die Grünen machten den SVD-Bundessprecher Volker Beck zu einem ihrer Kandidaten für den Bundestag. Aufgrund wachsender Bedeutungslosigkeit und interner struktureller Probleme löste sich der BVH 1997 auf.

Ein Jahr später bildete sich die Initiative "Beck ab!", um die Wiederaufstellung von Volker Beck für den Bundestag zu verhindern. [5] Nach ihrem Scheitern entstand daraus das wissenschaftlich-humanitäre komitee (whk), das sich selbst nicht als Lesben- und Schwulenorganisation, sondern als linkes sexualemanzipatorisches Bündnis versteht. Seine konfrontativ angelegte Politik wirkte von Anfang an stark polarisierend auf die lesbisch-schwule Öffentlichkeit.

1999 wurde der SVD zum "Lesben- und Schwulenverband in Deutschland" (LSVD) erweitert. Damit gab es für Lesben eine Alternative zum Lesbenring, der die Homo-Ehe aus feministischen Gründen ablehnte. Etwa zur selben Zeit stellte die parteilose Bundestagsabgeordnete Christina Schenk einen Antragsentwurf für eine rechtliche Entkernung der Ehe sowie "frei delegierbare Angehörigenrechte" vor. Dieses Modell, das in der Lesben- und Schwulenbewegung unter dem Stichwort "Wahlverwandtschaften" als Alternative zur Homo-Ehe gehandelt wurde, fand in der PDS-Fraktion, der Schenk angehörte, jedoch keine hinreichende Unterstützung und wurde daher nie auf parlamentarischer Ebene diskutiert.

Am Ende machte sich der Bundestag weder die Forderung des LSVD noch gar die seiner Gegner zu eigen. Mit Wirkung zum 1. August 2001 beschloss er stattdessen ein eigenes familienrechtliches Institut für Lesben und Schwule mit dem Namen "eingetragene Lebenspartnerschaft", das rechtlich unterhalb der Ehe angesiedelt ist. Während der LSVD es gleichwohl als wichtigen Schritt in die richtige Richtung begrüßte, verhöhnten es seine Gegner als das "erste Sondergesetz für Homosexuelle seit der Abschaffung des Paragraphen 175". In den folgenden Jahren trat der Verband für eine Angleichung der Eingetragenen Lebenspartnerschaft an die Ehe ein, was 2004 mit der Verabschiedung des "Lebenspartnerschaftsgesetzüberarbeitungsgesetzes" partiell von Erfolg gekrönt war.

[Bearbeiten] Gegenwart

Im Gegensatz zu den emanzipatorischen Bewegungen der siebziger und achtziger Jahre ist die Lesbisch- schwule Bewegung heute eher an mehr Bürgerrechten und an einer weitgehenden Anpassung an bürgerliche Normen interessiert.

[Bearbeiten] Osteuropa

...

[Bearbeiten] Trikont-Staaten

...

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Eric Marcus: Making History. The Struggle for Gay and Lesbian Equal Rights, 1945 - 1990; An Oral History, HarperCollins, New York 1993, ISBN 0-06-016708-4
  • Lisa Power: No bath but plenty of bubbles. An oral history of the Gay Liberation Front 1970-73, Cassell, London, 1995, ISBN 0-304-33195-3
  • Andreas Salmen; Albert Eckert (Hrsg.): 20 Jahre bundesdeutsche Schwulenbewegung. 1969-1989 Bundesverband Homosexualität, Köln 1989
  • Schwules Museum u.a. (Hrsg.): Goodbye to Berlin?. 100 Jahre Schwulenbewegung; eine Ausstellung des Schwulen Museums und der Akademie der Künste, 17. Mai bis 17. August 1997, Verl. Rosa Winkel, Berlin 1997, ISBN 3-86149-062-5
  • Donn Teal: The Gay Militants. How Gay Liberation Began in America, 1969-1971, Stein & Day, New York 1971 ISBN 0-312-11279-3

[Bearbeiten] Weblinks

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