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Fürstentum Antiochia

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Das Fürstentum Antiochia in Syrien und Teilen der heutigen Türkei war einer der Kreuzfahrerstaaten, die während des Ersten Kreuzzugs entstanden.

Die Kreuzfahrerstaaten nach dem ersten Kreuzzug
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Die Kreuzfahrerstaaten nach dem ersten Kreuzzug

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Gründung

Als Balduin von Boulogne und Tankred von Tiberias sich in Kleinasien vom Hauptheer absetzten, um die Grafschaft Edessa zu gründen, zog dieses weiter nach Süden zur Belagerung Antiochias. Bohemund von Tarent kommandierte die Belagerung, die im Oktober 1097 begann. Die Stadt war mit ihren mehr als 400 Türmen fast uneinnehmbar. Die Belagerung dauerte den Winter durch, Hungersnot brach unter den Kreuzfahrern aus, die oft gezwungen waren, ihre eigenen Pferde zu essen – oder auch, der Legende nach, ihre verstorbenen Kameraden.

Die Stadt fiel durch Verrat in die Hand der Kreuzritter: Bohemund gelang es, eine Wache in einem der Türme, einen früheren Christen namens Firuz, dazu zu überreden, ihnen die Tore zu öffnen. Am 3. Juni 1098 stürmten sie die Stadt, dem Sturm folgte ein Massaker an der muslimischen Bevölkerung, sowie nur vier Tage später die nächste Belagerung: ein muslimisches Heer aus Mosul unter der Führung Kerbogas traf ein und umzingelte nun seinerseits die Christen in der Stadt. Alexios I. Komnenos, der byzantinische Kaiser, der auf dem Weg war, um die Kreuzfahrer zu unterstützen, machte kehrt, als er die Nachricht erhielt, die Stadt sei wieder verloren gegangen.

Die Kreuzritter hielten der Belagerung jedoch mit Hilfe des Mystikers Peter Bartholomäus stand. Peter behauptete, einen Besuch des Apostels Andreas erhalten zu haben, der ihn informierte, dass die Heilige Lanze, die Jesus am Kreuz durchbohrt habe, in Antiochia sei – die Kathedrale St. Peter wurde ausgegraben und die Lanze von Peter selbst gefunden. Obwohl Peter sie höchstwahrscheinlich selbst dort hinterlegt hatte (selbst der päpstliche Legat Adhemar de Monteil, Bischof von Le Puy-en-Velay ging davon aus), half der Fund dabei, die Moral der Kreuzfahrer zu heben. Mit der neu entdeckten Reliquie an der Spitze marschierten die Franken in fünfer und sechser Gruppen aus der Stadt. Kerbogat verweigerte aus Ehrgefühl seinen Untergebenen die Franken zu massakrieren, worauf diese, aus Unzufriedenheit mit ihrem Führer, flohen. Nur ein Korp aus einigen fanatischen Muslimen stellte sich den Franken und starben den Märtyrertod. Die Franken übernahmen die Waffen und das Vieh der Besiegten und erlangten so neue Motivation.

Nach dem Sieg gab es eine lange Diskussion zu der Frage, wer die Stadt beherrschen solle. Bohemund und die übrigen italienischen Normannen setzten sich durch, und Bohemund nahm den Titel eines Fürsten an. Anders als Balduin in Edessa, der bereits in Frankreich ein Graf war, führte Bohemund keinen entsprechenden Titel, was aber der Gründung bei des Fürstentums nicht hinderlich war. Bei einer Epidemie unbekannter Art, die sich in dieser Zeit im Feldlager ausbreitete, kam Adhemar von Le Puy ums Leben.

[Bearbeiten] Frühe Geschichte

Bohemund wurde im Jahr 1100 in einer Schlacht gegen die Danischmenden gefangen genommen, woraufhin seine Neffe Tankred zum Regenten von Antiochia ernannt wurde. Tankred erweiterte das Herrschaftsgebiet des Fürstentums, indem er die Städte Tarsus und Latakia dem Byzantinischen Reich abnahm. Bohemund wurde 1103 freigelassen und reiste 1105 nach Italien, ließ dabei Tankred erneut als Regent zurück, um frische Truppen anzuwerben, mit denen er 1107 die Byzantiner von Westen aus angriff. Er wurde 1108 bei Dyrrhachium geschlagen und von Alixios I. gezwungen, den Vertrag von Devol zu unterzeichnen, der Antiochia nach Bohemunds Tod zum byzantinischen Vasallenstaat machen sollte - Bohemund hatte bereits bei seinem Aufenthalt in Konstantinopel 1097 zugesagt, alles zurückeroberte Land dem Kaiser zurückzugeben. Nach seiner Rückkehr nach Antiochia kämpfte er mit Balduin und Joscelin aus der Grafschaft Edessa gegen Aleppo, wobei Balduin und Joscelin gefangen genommen wurden, woraufhin Tankred auch hier Regent wurde. Bohemund kehrte erneut nach Italien zurück, wo er 1111 starb.

Alexios forderte nun Tankred auf, das Fürstentum an Byzanz zurückzugeben, Tankred hingegen, der der einzige Anführer des Kreuzzugs war, der 1097 den Eid in Byzanz nicht geleistet hatte (die anderen hatten zwar geschworen, hielten sich aber nicht daran), weigerte sich mit Rückendeckung aus Tripolis und Jerusalem. Tankred starb 1112, ihm folgte Bohemund II. unter der Regentschaft von Tankreds Neffen Roger von Salerno, der 1113 einen Angriff der Seldschuken zurückschlug.

Am 27. Juni 1119 wurde Roger in der Schlacht von Ager Sanguinis getötet. Antiochia wurde nun ein Vasallenstaat Jerusalems mit Balduin II. als Regent bis 1126 (obwohl Balduin in dieser Zeit lange in Gefangenschaft in Aleppo war). Bohemund II. regierte nur vier Jahre selbst, und hinterließ das Fürstentum 1131 seiner jungen Tochter Konstanze; Balduin II. übernahm erneut die Regentschaft, starb aber selbst kurze Zeit später, und gab die Herrschaft an Fulko weiter. 1136 heiratete Konstanze zehnjährig den 36jährigen Raimund von Poitiers.

Raimund griff, wie seine Vorgänger, die byzantinische Provinz Kilikien an. Diesmal jedoch schlug der Kaiser, Johannes II. Komnenos, zurück. Er tauchte 1138 vor Antiochia auf und zwang Raimund den Treueid ab, wurde dann aber durch einen von Joscelin II. von Edessa angestachelten Aufstand zum Rückzug genötigt. Johannes plante weiterhin die Eroberung aller Kreuzfahrerstaaten, starb jedoch bereits 1142.

[Bearbeiten] Byzantinische und armenische Kontrolle

Nach dem Fall Edessa 1144 wurde Antiochia während des Zweiten Kreuzzugs von Nur ad-Din angegriffen. Der Osten des Fürstentums ging zum großen Teil verloren, Raimund wurde in der Schlacht von Inab 1149 getötet. Balduin III. von Jerusalem wurde nun Regent für Raimunds Witwe Konstanze bis 1153, als sie Rainald von Chatillon heiratete. Auch Rainald begann unmittelbar darauf einem Krieg mit Byzanz, indem er Zypern überfiel und ausplünderte, während die Templer und die Armenier die byzantinischen Besitzungen in Kilikien angriffen. Er schloss 1158 Frieden mit Manuel I. Komnenos, der ihm Jahr darauf nach Antiochia kam, um die Herrschaft im Fürstentum persönlich an sich zu nehmen.

Rainald wurde auf einem Raubzug in den Anti-Taurus 1160 von Madsch-ed-Din, dem Statthalter von Aleppo, einem Gefolgsmann von Nur ad-Din von Damaskus gefangen genommen, die Regentschaft ging auf den lateinischen Patriarchen von Antiochia, Aimery von Limoges (1139-1193), einem alten Gegner Rainalds, über. Rainald wurde erst 1176 freigelassen und kehrte nicht wieder in die Stadt zurück. In der Zwischenzeit heiratete Manuel Komnenos Konstanzes Tochter Maria, aber da Konstanze nur nominell Herrscherin Antiochias war, wurde sie 1163 ab- und durch ihren Sohn Bohemund III. ersetzt, der wiederum im folgenden Jahr von Nur ad-Din gefangen genommen wurde. Der Orontes wurde nur zum Grenzfluss zwischen Antiochia und Aleppo bestimmt. Bohemund III. kehrte 1165 zurück, heiratete eine von Manuels Nichten und wurde veranlasst, in der Stadt auch einen griechisch-orthodoxen Patriarchen zu installieren.

Mit Hilfe der Flotten italienischer Stadtstaaten überlebte Antiochia Saladins Angriff auf das Königreich Jerusalem 1187. Weder Antiochia noch Tripolis nahmen am Dritten Kreuzzug teil, obwohl die Reste von Friedrich Barbarossas Arme 1190 kurz in Antiochia Rast machte, um den Kaiser zu begraben. Bohemunds zweiter Sohn Bohemund wurde nach der Schlacht bei Hattin Graf von Tripolis, Bohemunds ältester Sohn Raimund heiratete 1194 Alice, eine Prinzessin aus dem Königreich Kleinarmenien und starb 1200, Bohemund III. selbst im Jahr darauf.

Sein Tod führte zu einem Kampf um die Vorherrschaft zwischen seinem Sohn Bohemund IV. und dem Sohn seines ältesten Sohnes Raimund, Raimund Ruben. Bohemund IV. usurpierte die Regierung 1207, Raimund regierte kurz von 1216 bis 1219. Bohemund IV. starb 1233. Antiochia, nun von dessen Sohn Bohemund V. regiert, spielte beim Fünften Kreuzzug keine Rolle mehr, ebenso wenig bei den Versuchen Friedrichs II. (Sechster Kreuzzug) und Ludwigs IX. (Siebter Kreuzzug), Jerusalem zurückzuerobern.

[Bearbeiten] Untergang des Fürstentums

1254 heiratete Bohemund VI. Sibylla (Sabel), eine armenische Prinzessin, wodurch der Machtkampf zwischen den beiden Staaten beendet wurde, obwohl zu dieser Zeit die Armenier mächtiger und Antiochia nur noch ein Vasallenstaat war. Beide wurden im Konflikt zwischen den Mameluken und den Mongolen hinweggefegt; als die Mongolen 1260 in der Schlacht von Ain Djalut geschlagen wurden, begann Sultan Baibars, Antiochia zu bedrohen, das – als armenischer Vasall – die Mongolen unterstützt hatte. Baibars eroberte die Stadt 1268, und das gesamte nördliche Syrien ging danach schnell ebenfalls verloren. 23 Jahre später wurde Akko erobert, womit die Kreuzfahrerstaaten zu existieren aufgehört hatten.

[Bearbeiten] Geographie und Demographie

Das Fürstentum Antiochia war, auch in seiner größten Ausdehnung, wesentlich kleiner als Edessa und Jerusalem. Es erstreckte sich um die Nordostecke des Mittelmeers, grenzte an die Grafschaft Tripolis im Süden, Edessa im Osten und das Byzantinische Reich beziehungsweise das Königreich Kleinarmenien im Nordwesten. Es hatte im 12. Jahrhundert etwa 20.000 Einwohner, zumeist Armenier und griechisch-orthodoxe Christen und wenigen Muslimen außerhalb der Stadt. Außer den Kreuzfahrern selbst gab es nur wenig katholische Christen, auch als der Stadt 1100 das lateinische Patriarchat gegeben wurden.

[Bearbeiten] Fürsten von Antiochia, 1098-1268

Zur Genealogie der Fürsten von Antiochia siehe Hauteville (Familie) und Poitou

[Bearbeiten] Stammbaum der Fürsten von Antiochia

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