Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Charles Perrault - Wikipedia

Charles Perrault

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Porträt Charles Perrault

Charles Perrault (* 12. Januar 1628 in Paris; † Nacht vom 15. Mai auf den 16. Mai 1703 in Paris) war ein französischer Schriftsteller, der vor allem durch seine Märchensammlung berühmt wurde. Er hat das Genre der contes de fées (Feenerzählungen, Märchen) in Frankreich popularisiert und deutsche Autoren wie die Brüder Grimm oder auch Ludwig Bechstein beeinflusst.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben und Schaffen

[Bearbeiten] Die jüngeren Jahre

Perrault (dessen Zwillingsbruder noch als Säugling starb) wuchs auf als jüngster von vier Brüdern in einer wohlhabenden Familie, die dem Pariser Juristen- und hohen Beamten-Milieu angehörte und, wie dort häufig, dem Jansenismus nahestand. Er trieb Jurastudien und wurde 1651 als Anwalt zugelassen.

Schon vorher hatte er begonnen zu schreiben. So hatte er 1648 eine Vergil-Parodie (L'Énéide burlesque) verfasst und 1649 die ebenfalls parodistische Vers-Satire Les murs de Troie ou L'Origine du burlesque, wo er sich über das Pariser Volk lustig macht, aber auch Mazarin nicht schont, der im Fronde-Aufstand gerade vorübergehend unterlegen war. Schon in diesen Texten zeigt sich eine gewisse Respektlosigkeit gegenüber der Antike.

1653 trat er in die Dienste seines ältesten Bruders Pierre, der einen hohen Posten in der Finanzverwaltung der Krone bekleidete, und wurde von ihm am Hof eingeführt. Dort und vor allem in Pariser Salons brillierte er als vielseitiger Literat (z.B. mit seinen Odes au Roi et autres poèmes) und guter Unterhalter.

Hierbei fiel er dem älteren Literatenkollegen Jean Chapelain positiv auf, der ihn dem neuen allmächtigen Minister Colbert empfahl. Dieser machte Perrault 1662 zum Sekretär der sog. Petite Académie, einer Art Prüfinstanz für alle Kunst- und Literaturwerke, die König Ludwig XIV. zum Kauf angeboten wurden oder ihm zugeeignet werden sollten. Wenig später wurde Perrault so etwas wie ein oberster Kulturbeamter. Als solcher wachte er z.B. über die künstlerische Qualität der königlichen Bauvorhaben, womit er maßgeblich an Umbauten des Louvre sowie (zusammen mit seinem Bruder Claude, einem Architekten) an der Planung und Erbauung des Versailler Schlosses beteiligt war. Gegen 1670 übernahm er von Chapelain die Führung der Liste von Literaten, die Colbert und Louis XIV genehm waren und einer Pension aus der königlichen Schatulle würdig erschienen.

1671 wurde er mit Nachhilfe Colberts in die Académie française gewählt und kurz darauf zu deren Sekretär und Bibliothekar ernannt.

Zur gleichen Zeit (1672) heiratete er, wurde rasch vierfacher Vater, aber bald auch (1678) Witwer.

1680 gab er seinen Posten zugunsten des Sohnes von Colbert auf.

[Bearbeiten] Die „Querelle des Anciens et des Modernes

Charles Perrault
vergrößern
Charles Perrault

1683 wurde Perraults Karriere durch den Tod Colberts gestoppt, und er wendete sich wieder mehr der Schriftstellerei zu. So verfasste er u.a. das christliche Epos Saint Paulin, évêque de Nole (1686).

Anfang 1687, in einer Sondersitzung der Académie, die der Huldigung des Königs galt, löste er mit seinem Gedicht Le siècle de Louis le Grand, worin er nicht ohne dem König zu schmeicheln, die Überlegenheit seiner Zeit über die Antike postulierte, eine heftige Kontroverse aus, die als Querelle des Anciens et des Modernes in die Geschichte einging. Bis dahin nämlich galt das klassische Altertum als unerreichbares künstlerisches und zivilisatorisches Vorbild.

Zur Seite der Traditionalisten zählten insbes. Bossuet, Fénelon, La Bruyère, La Fontaine, Racine und Boileau. Auf der Seite der „Modernen“ bezogen u.a. Saint-Évremond, Bayle und Fontenelle Position. Vor allem Boileau war ein verbissener Gegner Perraults. Er hatte 1674 in seiner Verspoetik L’Art poétique noch selbstverständlich der antiken Literatur den Vorrang gewährt.

1688 begann Perrault, um seine Position zu begründen, einzelne Vergleiche in Dialogform zu verfassen, die er bis 1697 in vier Bänden unter dem Titel Parallèles des Anciens et des Modernes gesammelt herausgab. Demselben Zweck diente die Porträtserie Les hommes illustres qui ont paru en France pendant ce siècle, die auf ebenfalls 4 Bände anwuchs (1696-1700 erschienen).

Inzwischen hatte allerdings auch die Zeit für Perrault gearbeitet. Boileau versöhnte sich 1694 öffentlich mit ihm. Um 1700 war die Vorstellung von der Gleichwertigkeit, wenn nicht Überlegenheit der Moderne praktisch Allgemeingut geworden.

[Bearbeiten] Die Märchen

Perrault sollte jedoch vor allem durch seine Märchen berühmt werden. Schon von 1691 bis 94 hatte er drei märchenartige Verserzählungen veröffentlicht: La Marquise de Saluces ou La Patience de Grisélidis, Les Souhaits ridicules und Peau d’âne, die er 1694 und nochmals 1695 als Bändchen herausgab. Nach dessen Erfolg publizierte er 1697 ohne Autorangabe acht Histoires ou contes du temps passé, avec des moralités : Contes de ma mère l’Oye. Gewidmet war die Sammlung Élisabeth Charlotte von Orléans, der Nichte von Ludwig XIV. Unterzeichnet ist die Widmung mit „P. Darmancour“, dem Namen von Perraults drittem, 1678 geborenen Sohn Pierre. Die Angabe, die Geschichten stammten von "Mutter Gans", bezieht sich offenbar auf Berta, die legendäre Mutter Karls des Großen, die einen vom vielen Spinnen verformten "Gänsefuß" gehabt haben soll.

Die Märchen selbst stammen aus mündlicher Überlieferung und von anderen Autoren, z.B. Giovanni Francesco Straparola und Giovanni Battista Basile); Perrault passte sie jedoch dem Geschmack des damaligen literarischen Publikums an, vor allem dem der Pariser Salons. So lässt er den einzelnen Texten, die in bewusst schlichter, leicht archaisierender Prosa gehalten sind, jeweils eine sie witzig kommentierende und ironisierende Moral in Versform folgen und manchmal sogar sich gegenseitig relativierende zwei.

Perraults Sammlung bedeutete in Frankreich den Durchbruch für die Gattung Märchen.

Im selben Jahr 1697 wie die Märchen publizierte Perrault ein religiöses Epos, Adam ou La Création de l'homme, das er Bischof Bossuet widmete. Vielleicht hatte er deshalb die Märchen nicht mit eigenem Namen zeichnen wollen.

1701 begann er mit der Abfassung von Memoiren, die erst postum (1755) gedruckt wurden.

[Bearbeiten] Liste der Märchen

  • Le Petit Chaperon rouge (Rotkäppchen / Grimm)
  • La Barbe bleue (Blaubart / Bechstein)
  • Le Maître chat ou le Chat botté (Der gestiefelte Kater / Grimm)
  • Les Fées (Frau Holle und Die drei Männlein im Walde / Grimm)
  • Cendrillon, ou la Pantoufle de verre (Aschenputtel / Grimm)
  • Riquet à la houppe (Riquet mit dem Schopf, in keiner der traditionellen deutschen Sammlungen zu finden)
  • Le Petit Poucet (Der kleine Däumling / Bechstein)
  • La Belle au bois dormant (Dornröschen / Grimm) (Eine erste Version wurde bereits 1696 gedruckt.)

Postum erschien ein Band Contes welcher die Contes de ma mère l’Oye und andere, einzeln publizierte Märchen Perraults in einem Band vereinte. Ludwig Tieck übersetzte die Märchen ins Deutsche und hierüber fanden sie Eingang in die Sammlungen der Brüder Grimm und von Ludwig Bechstein.

[Bearbeiten] Rezeption

Viele der Märchen Perraults wurden auch in der englischsprachigen Welt zum Allgemeingut und für das Theater oder Kino adaptiert, unter anderem von Walt Disney, Andy Tennant und Jim Henson. Die bekanntesten sind die Disney-Zeichentrickversionen Aschenputtel (Cinderella, 1950) und Dornröschen (Sleeping Beauty, 1959).

Maurice Ravel komponierte eine Klavier-Suite für vier Hände Ma Mère l’Oye, welche 1911 orchestriert und später als Ballett aufgeführt wurde.

[Bearbeiten] Werke

  • Poème sur le siècle de Louis le grand (1687)
  • Parallèles des anciens et des modernes en ce qui regarde les arts et les sciences (1688-97 in vier Bänden)
  • Histoires ou contes du temps passé, avec des moralités : Contes de ma mère l’Oye (1697) (dt. Feenmärchen für die Jugend, 1822; moderne Übersetzung von Doris Distelmaier-Haas unter dem Titel Sämtliche Märchen Reclam, Stuttgart 2001, 141 S., ISBN 3-15-008355-9)
  • Mémoires de C. Perrault (1755 herausgegeben)

[Bearbeiten] Literatur

  • Kortum, Hans.- Charles Perrault und Nicolas Boileau. Der Antike-Streit im Zeitalter der klassischen französischen Literatur.- Berlin: Rütten & Loening, 1966
  • Soriano, Marc.- Les Contes De Perrault: Culture savante et traditions populaires..- Paris : Gallimard, 1968
  • Soriano, Marc.- Le dossier Charles Perrault.- Paris : Hachette, 1972

[Bearbeiten] Weblinks

Static Wikipedia 2008 (no images)

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu -