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Bernsteinzimmer

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Rekonstruiertes Bernsteinzimmer
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Rekonstruiertes Bernsteinzimmer

Das Bernsteinzimmer war ein Geschenk des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. an den russischen Zaren Peter den Großen im Jahr 1716. Entworfen wurde es von dem Architekten und Bildhauer Andreas Schlüter.

Es wurde in Danzig und Königsberg von den Bernsteinmeistern Gottfried Wolffram, Ernst Schacht und Gottfried Turau angefertigt und war ursprünglich für das Charlottenburger Schloss bestimmt. Es handelte sich um eine komplette Wandvertäfelung aus Bernstein, die auch als „das achte Weltwunder“ bezeichnet wurde. Der dänische Bernsteindreher Wolffram befand sich auf Grund einer Empfehlung Friedrichs IV. von Dänemark wohl seit 1701 in Diensten Friedrichs I. Im Jahr 1706 wurde die Ausführung den Danzigern Schacht und Turau übertragen, da Wolfframs Preise als zu hoch empfunden wurden. 1712 wird die Arbeit noch erwähnt, ist dann vermutlich aber erst nach dem Tode Friedrichs I. in ein Kabinett am Weißen Saal des Berliner Stadtschlosses eingebaut worden. Zar Peter bewunderte das Zimmer und ließ es, nachdem er es geschenkt erhalten hatte, nach Sankt Petersburg bringen. Seine Tochter, Zarin Elisabeth, ließ das Zimmer zunächst im Winterpalast installieren, später im Katharinenpalast in Zarskoje Selo. Der italienische Architekt Bartolomeo Francesco Rastrelli erweiterte das Zimmer und brachte es durch Einfügung von Spiegelpilastern und vergoldeten Schnitzereien in die endgültige Größe.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Schicksal im Zweiten Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Bernsteinzimmer von deutschen Soldaten demontiert und verpackt. Am 14. Oktober 1941 wurde es unter dem Kommando von Rittmeister Graf Solms-Laubach in 27 Kisten nach Königsberg abtransportiert. Der 36stündige Abbau war unter Aufsicht von zwei Sachverständigen vorgenommen worden. Am 13. November 1941 berichtet die Königsberger Allgemeine Zeitung ausführlich über eine Ausstellung von Teilen des Bernsteinzimmers im Königsberger Schloss.

Die Aussage, dass das Bernsteinzimmer von deutschen Soldaten gestohlen wurde, ist in keiner Weise haltbar. Es galt zu dem Zeitpunkt der Kunstschutz gemäß Haager Landkriegsordnung (HLO). Solms-Laubach und Poensgen sorgten dafür, dass es demontiert und in den Bereich des rückwärtigen Armeegebietes gebracht wurde. Es diente nur dem Schutz vor Feindeinwirkung, da das Schloss schon Treffer abbekommen hatte. Erst die weiteren Verfügungen stehen den Vorgaben der HLO entgegen. Selbst in Königsberg konnte das Bernsteinzimmer nicht übereignet werden, weil dem der so genannte Führervorbehalt entgegenstand, der eine endgültige Verwendung auf die Zeit nach dem Kriege festlegte.

[Bearbeiten] Verbleib des Bernsteinzimmers

Über den weiteren Verbleib des Bernsteinzimmers ist nichts bekannt. Zahlreiche internationale Gruppen versuchen bis heute, durch umfangreiche Recherchen parallel zur Rekonstruktion das Original wiederzufinden. Nach neuen Erkenntnissen der beiden britischen Forscher Adrian Levy und Catherine Scott-Clark ist das Bernsteinzimmer 1945 in Königsberg verbrannt. (Bernstein ["Brennstein"] ist nicht mineralisch, sondern organischen Ursprungs [Baumharz] und verbrennt daher restlos.) Das gehe aus bislang unbeachteten Archivdokumenten aus dem Nachlass des sowjetischen Bernsteinzimmer-Beauftragten Anatoli Kutschumow hervor.

Es gibt diverse Theorien, die sich auf Aussagen von Zeitzeugen stützen. Königsberg wird jedoch häufig als letzter bekannter Verbleibsort genannt. Berichten zufolge hatte der damalige Gauleiter von Königsberg Erich Koch das Bernsteinzimmer zusammen mit vielen weiteren Kunstschätzen wegschaffen lassen. Erich Koch wurde Ende des Krieges in polnische Gefangenschaft genommen und zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde jedoch nie vollstreckt. Sein vermutetes Wissen in Bezug auf den Verbleib des Bernsteinzimmers bewahrte ihm vermutlich das Leben. So lässt es sich auch erklären, dass Koch seine Aussagen bezüglich des Verbleibortes mehrmals revidierte. (Anmerkung zu Erich Koch: Er konnte zu keinem Zeitpunkt eine Verlagerung außerhalb seines Gaues anordnen und hatte nur die luftschutzmäßige Bergung und Sicherstellung im Rahmen der Vorgaben der großen Luftschutztagung aus 1942 zu beachten.)

Die materielle Räumung und Sicherstellung erfolgte auf Grund des Führerbefehls vom 24. Januar 1945 beziehungsweise der Anweisung vom 21. Januar 1945. Erst zu dem Zeitpunkt war die Räumung auf Befehl des Reichsministers für Rüstung und Kriegsproduktion, Albert Speer, möglich. Kulturgut war Räumgut der Dringlichkeitsstufe I, Kennbuchstabe (o). Alle anders gearteten Aussagen können als spekulativ und weder als halt- noch beweisbar angesehen werden.

Das Schloss von Königsberg, in dem sich das Bernsteinzimmer befand, wurde 1945 stark zerstört und die Ruine 1968 auf Befehl Leonid Breschnews abgerissen. Nur der Unterbau mit den Kellergewölben, in welchen das Bernsteinzimmer nachweislich eingelagert war, existiert zum Teil bis heute noch. Der riesige Gebäudekomplex verfügt, nach Aussage von Insidern, bis heute über Räume, die noch nicht freigelegt wurden. Der Verbleib des Bernsteinzimmers in Königsberg wird daher nicht ausgeschlossen. Andererseits existierten Zeugen, die es am Königsberger Bahnhof zuletzt in Kisten verpackt gesehen haben wollen. Diverse Theorien besagen, dass es an Bord des Schiffes Wilhelm Gustloff gebracht wurde. Das Flüchtlingsschiff wurde auf seiner letzten Fahrt (am 30. Januar 1945 von Gdingen aus) durch drei sowjetische Torpedotreffer versenkt. Des Weiteren wird es in Weimar vermutet, da dort ein Propagandazentrum geplant war.

Diverse Schatzsuchende und Bergungsunternehmen, die einen Verbleib im Erzgebirge (Poppenwald) vermuteten, was durch Andeutungen Boris Jelzins bestärkt wurde, machten sich nach der Wende auf die Suche, der Fund blieb jedoch bis heute aus. Einer Vermutung des ZDF (Beschreibung der TV-Dokumentation) zufolge, könnte sich das Bernsteinzimmer auch in der ehemaligen Schachtanlage Wittekind in Volpriehausen befinden. Eine Patenschaft zwischen der Königsberger Albertus-Universität mit der Göttinger Georg-August-Universität legt diese Vermutung nahe, weite Teile der Universitätsbibliothek wurden im Zweiten Weltkrieg zum Schutz vor Bomben in der Schachtanlage Wittekind versteckt. So soll sich auch das Bernsteinzimmer, beziehungsweise Teile davon, darunter befinden. Eine interessante Zusammenfassung dieser Theorie kann in einem Artikel der Welt nachgelesen werden.

Weitere Theorien bringen das Versteck des Bernsteinzimmers auch mit den Kronjuwelen der niederländischen Königsfamilie und dem Nazigold in Zusammenhang.

[Bearbeiten] Aufgefundene Inventarteile

In der Zeit des Zweiten Weltkrieges muss es unter ungeklärten Umständen zu Diebstählen von einzelnen Ausstattungsstücken des Bernsteinzimmers gekommen sein. Darauf lässt die Tatsache schließen, dass eine Kommode (Berliner Zeitung) und ein Steinmosaik (ZDF) 1997 in Deutschland aufgefunden wurden. Diese letzten Originalzeugen wurden an Russland zurückgegeben.

[Bearbeiten] Die Rekonstruktion

Werkstatt, in der das Bernsteinzimmer rekonstruiert wurde
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Werkstatt, in der das Bernsteinzimmer rekonstruiert wurde
Rekonstruiertes Bernsteinzimmer im Katharinenpalast
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Rekonstruiertes Bernsteinzimmer im Katharinenpalast

Im Katharinenpalast wurde ab 1979 an der Rekonstruktion des Bernsteinzimmers gearbeitet, die sich hauptsächlich auf Schwarz-Weiß-Fotos des Originals sowie auf das einzige vorhandene Farbfoto stützte. Nach Finanzierungsproblemen konnten die Arbeiten durch eine Spende der Ruhrgas AG von 3,5 Millionen Dollar abgeschlossen werden. Danach wurde das neue Bernsteinzimmer im Rahmen des 300jährigen Stadtjubiläums von Sankt Petersburg am 31. Mai 2003 durch Bundeskanzler Gerhard Schröder und den russischen Präsidenten Wladimir Putin eingeweiht. Heute kann das Bernsteinzimmer im Katharinenpalast besichtigt werden. Wer fotografieren oder filmen möchte, kann – wie in fast allen Sehenswürdigkeiten von Sankt Petersburg – gegen eine geringe Gebühr eine Lizenz erwerben, die aber das Bernsteinzimmer ausschließt.

In Kleinmachnow bei Berlin befindet sich ein Miniatur-Bernsteinzimmer, eine Nachbildung des Originals. Die Berliner Sammlerin Ulla Klingbeil ließ dieses Kunstwerk aus ostpreußischem Bernstein anfertigen und im Miniaturmuseum „Arikalex“ auf dem Gelände des Europarcs Dreilinden ausstellen. Der Erlös des Eintritts kommt dem Arikalex-Verein zugute, der soziale Projekte zugunsten misshandelter und behinderter Kinder finanziert.

2002 rekonstruierte die Künstlerin Ingeborg Lüscher aus 9000 Stück SOLE-Seife, Neon, Aluminium, Stahl, Kunststoff, Stoff und Holz das Bernsteinszimmer vom Beginn des 18. Jahrhunderts. Es hat mit 16 m² die Originalmaße des ersten Bernsteinzimmers in Berlin. Die Lichtinstallation wurde 2004 als Teil der Ausstellung „Verzauberung auf Zeit“ in den Swaroski-Kristallwelten und 2006 im Museum Wiesbaden ausgestellt.

[Bearbeiten] Literatur

  • Maurice Philip Remy: Mythos Bernsteinzimmer; (ISBN 3-471-78579-5) München: List 2003.
  • Guido Knopp: Das Bernsteinzimmer – Dem Mythos auf der Spur. Das Buch zur großen Serie im ZDF; (ISBN 3-455-09396-5) Hamburg: Hoffmann & Campe 2003.
  • Margarete Kühn: Schloß Charlottenburg; Berlin 1955; S. 48f.
  • Peter Bruhn: Das Bernsteinzimmer in Zarskoje Selo bei Sankt Petersburg – Bibliographie mit über 3.800 Literaturnachweisen aus den Jahren 1790 bis 2003; 2. Aufl. Berlin 2004.
  • Андрей Горляк: Магия Янтарной комнаты; Москва 2002.

[Bearbeiten] Weblinks

Wiktionary: Bernsteinzimmer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen

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