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Amyloidose

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Als Amyloidose bezeichnet man die Anreicherung von abnorm veränderten Proteinen im Interstitium, also außerhalb der Zellen. Diese unlöslichen Ablagerungen liegen in Form kleiner Fasern, so genannter Fibrillen (Beta-Fibrillen), vor und werden als Amyloid bezeichnet. Die Ablagerung von sogenannten "Corpora amylacea" in der Prostata gilt als einzige physiologische Form der Amyloidablagerung im Körper. Amyloidose selbst ist keine einzelne Krankheit, sondern ein krankhafter Ablagerungsprozess, der von unterschiedlichen Stoffwechseldefekten ausgelöst wird und - je nach betroffenem Organ - zu verschiedenen chronischen Erkrankungen führen kann.

Wortherkunft: Amyloid bedeutet so viel wie "stärkeähnlich", denn die Ablagerungen zeigen häufig bei Zugabe von Iod eine Braunfärbung, ähnlich wie die Iod-Stärke-Reaktion. Rudolf Virchow benutzte den Begriff 1854 zum ersten Mal, als er atypisches Material in der Leber von Verstorbenen fand.

Die Inzidenz systemischer (den ganzen Körper betreffender) Amyloidosen beträgt ca. 1 Fall pro 100.000 Einwohner und Jahr. Betroffen sind vorwiegend ältere Patienten um 65 Jahre. Die systemische Erkrankung ist auch mit intensiver Behandlung (Zytostatika, Glukokortikoide) häufig tödlich; nur manchmal - abhängig von der biochemischen Ursache - ist eine Behandlung der Ursache möglich. Bei der AA-Amyloidose beträgt die mediane Überlebenszeit beispielsweise ca. 24 Monate. Ausheilungen sind möglich, wenn die Ursache eine Infektion war.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Ursache und Entstehung

Der Amyloidose liegt eine Störung des Proteinstoffwechsels zu Grunde. Mehrere verschiedene Krankheiten können durch Überproduktion, fehlenden/verminderten Abbau oder gestörte Ausscheidung bestimmter Proteine die Erkrankung auslösen. Diese Proteine liegen üblicherweise im Blutserum in gelöster Form vor. Steigt ihre Konzentration aber an, so gelangen sie auch in das umgebende Gewebe, wo Enzyme sie angreifen und daraus unlösliche Komplexe (mikroskopisch kleine Fasern, sog. Fibrillen) bilden.

Da die Fibrillen gegenüber den Abwehrmechanismen (Phagozytose und Proteolyse) resistent sind, können sie nicht mehr entfernt werden. Neueren Erkenntnissen zufolge können allerdings durch eine Entfernung der Vorläuferproteine die Amyloid-Ablagerungen zumindest reduziert werden.

[Bearbeiten] Diagnose

Die Diagnose "Amyloidose" kann anhand der klinischen Symptome vermutet werden. Da die genaue Zusammensetzung des Amyloids für die Behandlung aber bekannt sein muss, ist immer eine Biopsie (Gewebeprobe) erforderlich. Diese kann aus einem befallenen Organ (Niere, Herz, Magen, Speicheldrüsen) gewonnen werden. Eine neue Entdeckung ist, dass generalisierte Amyloidosen auch mit Biopsien aus dem Unterhaut-Fettgewebe eingeordnet werden können, ein für den Patienten weniger belastende Prozedur. Die histologisch aufbereiteten Proben werden mit Kongorot gefärbt und immunhistochemisch untersucht. Amyloid bindet den Farbstoff Kongorot und wird dann unter polarisiertem Licht grünlich leuchtend sichtbar.

In vielen Fällen wird die Diagnose erst nach dem Tod durch die Autopsie gestellt. Eine übergroße Zunge und charakteristische derbe Unterhautschwellungen weisen den Pathologen auf die richtige Diagnose hin. Genau wie Virchow kann er die Schnittfläche eines beliebigen Organs (Zunge, Herz) mit Lugolscher Lösung beträufeln, welche mit Amyloid eine charakteristische Braunfärbung ergibt.

[Bearbeiten] Einteilung

Früher wurden die Amyloidosen wie folgt eingeteilt:

Typ Häufigkeit Details
Primäre Amyloidose selten keine Assoziation zu anderen Grunderkrankungen
Ursache unbekannt
meist Ablagerungen vom sog. AL-Typ (s.u.)
Familiäre Amyloidose selten tritt gehäuft in Kombination mit vererbten Erkrankungen auf
z.B. familiäres Mittelmeerfieber
meist Ablagerungen vom AA-Typ
v.a. Niere betroffen
Sekundäre Amyloidose am häufigsten ausschließlich bei anderen Grunderkrankungen auftretend
z.B. chronische infektiöse und nichtinfektiöse Entzündungen, Tumoren des lymphatischen Systems, längere Dialyse
Ablagerungen verschiedenster Amyloid-Subtypen
Altersamyloidose häufig im Alter ohne zugrundeliegender Erkrankung auftretend
Ablagerungen v.a. von AS-Amyloid
hauptsächlich Herz und Gehirn betroffen

Neuerdings werden die Amyloidosen entsprechend dem beteiligten Protein eingeteilt, welches immunhistochemisch differenzierbar ist. Bei der Benennung steht das erste A für "Amyloidose"; der zweite Buchstabe bezeichnet den Typ des betroffenen Proteins.

[Bearbeiten] AA-Amyloidose

Diese Form wird durch Serum-Amyloid-A, ein sogenanntes Akute-Phase-Protein, verursacht. Zu einer vermehrten Bildung des Amyloid-A kommt es beim autosomal-rezessiv vererbten Mittelmeerfieber. Ferner rufen chronische Infektionen (wie Tuberkulose, Lepra oder Osteomyelitis) und chronische nichtinfektiöse Entzündungen (z. B. Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Psoriasis, Morbus Bechterew, Kollagenosen, rheumatoide Arthritis), sowie auch Tumoren (z. B. Morbus Hodgkin, Karzinome) manchmal diesen Effekt hervor. Die Symptome der AA-Amyloidose treten üblicherweise generalisiert im Körper auf. Besonders betroffen sind Niere, Milz, Leber und Nebennieren.

[Bearbeiten] AL-Amyloidose

Hierbei kommt es zu einer Vermehrung von Leichtketten der Immunglobuline oder deren Fragmenten. Oftmals kann man die gleichen Proteine als sogenannte Bence-Jones-Proteine auch im Harn nachweisen. Für die Überproduktion ist meist ein Tumor des lymphatischen Gewebes (Lymphom) verantwortlich. Sehr häufig kommt sie beim Plasmozytom (bis zu 15 %) und dem Morbus Waldenström vor. Die AL-Amyloidose entspricht der früheren "primären Amyloidose". Sie tritt meist lokalisiert in einzelnen Organen auf. (Bevorzugt werden Gelenke, Sehnenscheide, Muskeln, Lunge, Herz und Nerven.)

[Bearbeiten] AE-Amyloidose

Hier sind Proteinhormone aus endokrinen (nach innen ausscheidenden) Drüsen betroffen; z. B. Insulin oder Calcitonin). Sie stammen aus hormonproduzierenden Tumoren, etwa bestimmten Tumoren der Bauchspeicheldrüse oder der Schilddrüse. Die Symptome liegen lokalisiert vor und betreffen häufig Nerven, Herz, Niere, Drüsen, Lunge oder Haut.

[Bearbeiten] AB-Amyloidose

Sie leitet sich vom Beta-2-Mikroglobulin ab, einem Protein, das sich unter langjähriger Dialyse anhäuft. AB-Amyloidose führt typischerweise zu einem Karpaltunnelsyndrom sowie zu schmerzhaften Ablagerungen in Gelenken.

[Bearbeiten] AP-Amyloidose

Ablagerungen von Präalbumin, die Hauptlokalisation liegt im Nerven- und Herzgewebe.

[Bearbeiten] AS-Amyloidose

Hier werden verschiedene Proteine zusammengefasst, die eine senile Amyloidose zur Folge haben. Vielfach sind die auslösenden Proteine noch nicht charakterisiert. Ein gehäuftes Auftreten wird mit der Alzheimerschen Krankheit in Verbindung gebracht.

[Bearbeiten] Symptome

[Bearbeiten] Herz

Die Ablagerung der Proteinfibrillen um die Muskelfasern des Myokards verursachen Atrophie (Schrumpfung) der Zellen und Herzschwäche. Durch die Ablagerungen sowie die Schwäche vergrößert sich das Herz. Wenn das Erregungsleitungssystem des Herzens betroffen ist, können Herzrhythmusstörungen die Folge sein. Bei einem Befall der Herzkranzgefäße können Durchblutungsstörungen entstehen.

[Bearbeiten] Niere

Die krankhaften Proteine können sich um zu- und ableitende Gefäße (vaskulär betonte Amyloidose) oder um die feinsten Kapillargefäße (glomerulär betonte Amyloidose) ansammeln. Die Folge ist in jedem Fall ein Funktionsstörung der Niere. Im Endstadium kommt es zur Niereninsuffizienz und -schrumpfung.

[Bearbeiten] Rachen, Magen-Darm-Trakt

Die Folgen der Amyloidose können hier eine Vergrößerung der Zunge, Schluckbeschwerden, mangelnde Aufnahme von Nahrungsbestanddteilen Malabsorption, Störungen in der Beweglichkeit des Darmes mit Durchfällen, Blutungen, Perforationen und Darmverschluss sein.

[Bearbeiten] Gehirn und Nerven

Am Gehirn können Funktionsstörungen aller Art bis hin zur Demenz entstehen (vgl. Alzheimersche Krankheit). An den peripheren Nerven kommt es zur Gefühls- oder Bewegungsstörungen.

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