Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Agnes Schosnoski - Wikipedia

Agnes Schosnoski

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Agnes Adolphine Agathe Schosnoski (* 24. Januar 1866 in Braunschweig; † 2. September 1939 in Königslutter), genannt „Harfen-Agnes“, war eine bekannte Bänkelsängerin im Braunschweig des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts und gilt als eines der Originale der Stadt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Letzte Braunschweiger Bänkelsängerin

Agnes wurde außerehelich als Tochter der Henriette Caroline Charlotte Schosnoski und höchstwahrscheinlich des Maurers Carl Adolph Julius Glindemann geboren und am 27. Februar 1866 in der Magnikirche getauft.[1] Nach dem frühen Tod von Vater und Mutter wuchs sie bis zu ihrem 14. Lebensjahr hauptsächlich in einem Erziehungsheim in Bevern auf. Nachdem alle Versuche, ihr Lesen und Schreiben beizubringen, fehlgeschlagen waren, wurde dort festgestellt, dass sie sowohl Epileptikerin[1] als auch geistig zurückgeblieben war.[2]

Nachdem sie nach Braunschweig zurückgekehrt war, begann sie eine Dienstbotenausbildung, die sie jedoch abbrach. Später trat sie mehrere Jahre zusammen mit einem Bänkelsänger in einer Innenstadt-Kneipe auf und erlernte so das Handwerk des Bänkelliedsingens. Als ihr Begleiter 1907 starb, erbte sie dessen Gitarre („Harfe“) und bildete anschließend mit einem anderen Sänger ein Duo, das durch Braunschweigs Straßen und Kneipen zog. Als sie allerdings von diesem bestohlen wurde, trennten sich ihre Wege und sie trat fortan nur noch alleine auf.

Ihre selbst gedichteten, manchmal frivolen Lieder trug „Harfen-Agnes“, wie sie bald genannt wurde, in Braunschweiger Mundart[3] vor, wobei sie sich selbst auf ihrer „Harfe“ begleitete. Zu den damals sehr bekannten Liedern gehörten u. a.: „Hofrats Rieke“, „Ferdinand, wie bist du schön“ oder „Das Lied von den Straßen der Braunschweiger Altstadt“. Ihr bekanntestes Couplet hat den Refrain „Mensch saa helle, un wenn’s auch duster is“ („Mensch, sei schlau, auch wenn’s schlecht aussieht [für dich]“). Dieses Lied sowie etliche andere sang sie auch am 7. November 1918, als sie revolutionäre Arbeiter und Soldaten begeleitete, die während der Novemberrevolution in Braunschweig Gefangene aus dem Rennelberg-Gefängnis befreiten.[1]

Ihren sehr bescheidenen Lebensunterhalt konnte Agnes meist nur unter großen Mühen auf Volksfesten, in Wirtschaften oder bei privaten Festen, bei denen sie als „Attraktion“ auftrat, bestreiten. Sie wurde als verschlossen und – im Gegensatz zu ihrem „Beruf“ als Bänkelsängerin – wenig umgängliche Person beschrieben.[4] Dazu beigetragen hat sicherlich ihre Epilepsie, die von ihren Mitmenschen nicht erkannt wurde, von denen sie aber bei einem Anfall oft der Trunkenheit bezichtigt wurde.[2] Auch ihre immer gleiche äußere Erscheinung: Gitarre, Strohhut, lange Pelerine und rosa Strümpfe sorgten für Spott. Zuletzt wohnte sie in der Braunschweiger Neustadt, in einem Zimmer in der Weberstraße 47 und wurde dort über lange Jahre hinweg von einer Nachbarin betreut.[4]

[Bearbeiten] Zwangseinweisung

Im Alter von über 60 Jahren, als „Harfen-Agnes“, die bereits zu ihren Lebzeiten als letzte Bänkelsängerin Braunschweig galt, sich wohl nicht mehr um sich selbst kümmern konnte, wurde sie zunächst in einem Pflegehaus der Stadt untergebracht, wurde aber schließlich, während der Zeit des Nationalsozialismus, Anfang 1935 in die Heil- und Pflegeanstalt Königslutter zwangseingewiesen und starb dort einen Tag nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs. Hartnäckig hält sich bis heute das Gerücht, „Harfen-Agnes“ sei ein Opfer des NS-Euthanasie-Programms geworden.[5][6]

[Bearbeiten] Nachleben

Im November 2005 und im Oktober 2006 führte das Staatstheater Braunschweig mit großem Erfolg das Stück „Mensch Agnes! – eine Moritat“ auf, das das Leben Agnes Schnosnoskis bis zu ihrem Tode darstellt.[7] Viele ihre Lieder sind seither auf CD erhältlich.

[Bearbeiten] Literatur

  • Gabriele Armenat (Hrsg.): Frauen aus Braunschweig, Braunschweig 1991
  • Camerer, Garzmann, Schuegraf, Pingel: Braunschweiger Stadtlexikon, Braunschweig 1992
  • Horst-Rüdiger Jarck, Günter Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert, Hannover 1996
  • Günter K. P. Starcke: Mensch, sei helle. Braunschweiger Originale, wer sie waren, und wie sie lebten …, Braunschweig 1987

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. a b c Gabriele Armenat (Hrsg.): Frauen aus Braunschweig, Braunschweig 1991, S. 97
  2. a b Günter K. P. Starcke: Mensch, sei helle. Braunschweiger Originale, wer sie waren, und wie sie lebten …, Braunschweig 1987, S. 27
  3. Horst-Rüdiger Jarck, Günter Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert, Hannover 1996; S. 540
  4. a b Günter K. P. Starcke: Mensch, sei helle. Braunschweiger Originale, wer sie waren, und wie sie lebten …, Braunschweig 1987, S. 29
  5. Günter K. P. Starcke: Mensch, sei helle. Braunschweiger Originale, wer sie waren, und wie sie lebten …, Braunschweig 1987, S. 45
  6. Camerer, Garzmann, Schuegraf, Pingel: Braunschweiger Stadtlexikon, Braunschweig 1992, S. 99
  7. http://www.staatstheater-braunschweig.de/index.php?id=88&stueck=231

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