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Bänkelsang

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Bänkellieder waren erzählende Lieder mit häufig dramatischen Inhalten, die seit dem 17. Jahrhundert von umherziehenden Schaustellern und Jahrmarktssängern auf einer Holzbank stehend vorgetragen wurden. Üblicherweise wurden sie von einer Drehleier begleitet und mit Hilfe einer das Geschehen illustrierenden Bildtafel vorgetragen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Der Bänkelsang hatte seine Ursprünge im 17. Jahrhundert und zog sich durch die Zeitgeschichte bis in die 1930er Jahre, als er sein Ende fand. Ab der Zeit des 18. Jahrhundert wurde der Bänkelsang auch in höheren Gesellschaften akzeptiert. Blütezeit war das 19. Jahrhundert bis in die Zeit des Ersten Weltkrieges.

Die in der Tradition des Bänkelsangs stehenden Schnitzelbänke sind noch heute tragendes Element der Basler Fasnacht und werden auch andernorts in der schwäbisch-alemannischen Fastnacht gepflegt. Die „Schnitzel“ sind die Texte, die verteilt werden, die Vortragenden zeigen meistens auch mit einem Stock auf Bilder und haben eine eingängige Gesangs-Melodie, die sie mit Gitarre, Akkordeon oder andern Instrumenten begleiten.

Auch heute gibt es einige wenige Künstler, die die Tradition der Bänkelsänger aufleben lassen und mit den alten Bänkelliedern auf historischen Jahrmärkten und Burgfesten auftreten. Einzelne aber verarbeiten auch moderne Texte von Fritz Grasshoff, Erich Kästner, Eugen Roth, Fridolin Tschudi u.a. (die sich oft selber als Nachfahren der Bänkelsänger bezeichneten und ihre Texte Moritat nannten wie z.B. Grasshoff im bekannten Text „Die Moritat vom eiskalten Gasanstaltsdirektor“) und vertonen eigene Texte im Stil eines Bänkelliedes. Mit ihren Programmen treten sie in Kleintheatern auf. Ein bekannter Vertreter ist der seit 40 Jahren aktive Schweizer Bänkelsänger Peter Hunziker oder der Deutsche Michael Günther.

[Bearbeiten] Vortragsweise

Bis ins 20. Jahrhundert zogen Bänkelsänger von Ort zu Ort, um auf Jahrmärkten, Kirchweihfesten, Marktplätzen, in Häfen, den Straßen der Städte oder auf der Dorfwiese von schauerlichen Geschichten, von Mord, Liebe, Katastrophen und aufregenden politischen Ereignissen zu berichten. Während seines Vortrages stellte sich der Bänkelsänger auf eine kleine Bank, das Bänkel. Dabei zeigte er meist mit einem langen Stab auf eine Bildtafel mit einigen Zeichnungen, die seine Moritat illustrierten. Außerdem untermalte er seine Darbietung häufig musikalisch mit einer Drehorgel, Violine oder Laute. Der Bänkelsänger sammelte zu seinem Lebensunterhalt einige Münzen vom Publikum ein, dem er in einer Zeit, in der es Radio, Kino oder Fernseher noch nicht gab, die Zeitung ersetzte. Auch bot er oftmals für ein paar Pfennige seine Lieder und Geschichten in einem Bänkelheft aufgeschrieben feil.

[Bearbeiten] Besonderheiten

Im 19.und 20. Jahrhundert gab es bald eine Wechselbeziehung zwischen dem Bereich der Lyrik und dem Bänkelsang. Kabarettisten und Dichter griffen auf Stilelemente von Moritaten zurück und Bänkelsänger wurden Lyrikern ähnlich. Die Stilelemente waren vor allem die prägnante Schwarz-Weissmalerei, die einfachen Verse. Ein Beispiel ist das Lied von Macky Messer aus der Dreigroschenoper. Bei der Uraufführung in Berlin wurden alle Stilelemente der Moritat, des Bänkelgesangs verwendet: Der Sänger drehte die Drehorgel, deren Walze extra dazu hergestellt worden war, zeigte wie ein Bänkelsänger mit einem Stock auf das entsprechende Schild, die Melodie war einprägsam, die Worte erzählten eindrücklich und bildhaft.

[Bearbeiten] Moritaten

Moritatenerzähler, holländisch, 17./18. Jh.
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Moritatenerzähler, holländisch, 17./18. Jh.

Moritaten sind die Prosatexte des Bänkelsangs. Umstritten ist die Herkunft des Namens. Es gibt mehrere Möglichkeiten: Entweder vom Lateinischen moritas: erbauliche Geschichte oder aus dem Rotwelsch moores bzw. jiddisch mora: Lärm, Schrecken; vielleicht aber auch Verballhornung von Mordtat. Einleuchtend ist aber auch die Erklärung, dass der Ausdruck von Moralité, der Moral herrührt, weil ursprünglich die Moritaten alle eine Moralstrophe hatten; oft sogar würde später auf Druck der Obrigkeit noch eine beigefügt. Vielerorts mussten die Texte deshalb zuerst der Obrigkeit gezeigt werden.

[Bearbeiten] Beispiele

  • Georg Danzer: Frieden, 1978
  • Alfred Bucher: Irak-Krieg, 2003
  • Fridolin Wasserburg: Die Ringelschneuze, 1984

Weitere Autoren : Werner Stangl, Benjamin Neukirch, Johann Christoph Gottsched, Bertolt Brecht.

Dem Bänkelsang nahe stehen auch die Grablieder des oberschwäbischen Pfarrers Michael von Jung (veröffentlicht 1839).

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