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Ústí nad Labem

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Blick auf Ústí nad Labem von der Burg Střekov
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Blick auf Ústí nad Labem von der Burg Střekov

Ústí nad Labem (deutsch Aussig, romani Ustji, Ustjiss ) ist eine Stadt im Norden von Böhmen, Tschechien. Es ist Zentrum des nordböhmischen Industrie- und Ballungsgebietes, Verkehrsknotenpunkt, des Okres Ústí nad Labem und des Ústecký kraj. Die Stadt hat 93.859 Einwohner (2005), die auf einer Fläche von 9.392 Hektar in 22 Ortsteilen wohnen, darunter viele Sinti und Roma.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geografie

Die Altstadt von Aussig liegt am linken Elbufer an der Einmündung des Flüsschens Biela, 14° 2' 30" östlich von Greenwich und 50° 39' 33" nördlicher Breite.

[Bearbeiten] Ortsteile

  • Město: Ústí n.L. - město, Děluoš, Strážky, Habrovice, Všebořice, Božtěšice, Skorotice, Bukov, Klíše, Předlice, Tuchomyšl, Hostovice, Vaňov
  • Neštěmice: Neštěmice, Krásné Březno, Mojžíř
  • Severní Terasa: Severní Terasa, Dobětice
  • Střekov: Střekov, Svádov, Olešnice, Kojetice, Nová Ves, Brná, Sebuzín, Církvice

[Bearbeiten] Verkehr

  • Stadtverkehr: In der Stadt verkehren Autobusse und Oberleitungsbusse, in der Vergangenheit gab es auch Straßenbahnen.
  • Fernverkehr: Die Stadt ist an die internationale Straße E 442 (Liberec, Děčín, Ústí, Dresden) und die Straßen erster Klasse (I/8, I/30, I/13) angeschlossen. Weiter ist sie direkt mit der Autobahn D8 (Berlin - Praha) verbunden, die durch den Westen der Stadt führt, die restlichen Abschnitte werden 2006 dem Verkehr freigegeben.
  • Bahnanschluss: Ústí ist ein wichtiger Eisenbahnknoten. Linkselbisch verläuft die europäische Eisenbahnmagistrale von Berlin über Dresden nach Prag und weiter nach Wien, Bratislava, Budapest, Belgrad, Sofia. Von Westen mündet die zweigleisige Linie von Nürnberg über Cheb (Eger) in diese ein. Rechtselbisch verläuft die Bahnstrecke von Děčín (Tetschen) nach Kolín, die als Gütermagistrale durch Tschechien dient.
  • Wasserwege: Der Elbe-Wasserweg Labská ist Verbindungsstrecke zum Netz der westeuropäischen Wasserstraßen mit Zugang zu Deutschland, Frankreich, Benelux und bedeutenden Meereshäfen. Der Elbweg ist Teil der IV. transeuropäischen multimodalen Korridor. Der Lastverkehr wie auch Personenverkehr besteht auf der Strecke Pardubice - Chvaletice - Ústí nad Labem - Hamburg.

[Bearbeiten] Industrie

Während des kommunistischen Regimes wurde Schwerindustrie aufgebaut. Direkt im Zentrum der Stadt befinden sich chemische und Nahrungsmittelfabriken sowie Glasereien. Der bedeutendste Arbeitgeber in Usti ist die "SPOLCHEMIE" welche neben der Schwerchemie, heute auch feinste Spezialrohstoffe produziert. Im Westen in Trmice befindet sich ein Elektrizitätswerk mit Wärmeerzeugung. Die hohe Luft- und Wasserverschmutzung geht mehr und mehr zurück. Die Umweltauflagen des tschechischen Staates sind in der Zwischenzeit höher als vergleichbare in der Bundesrepublik Deutschland. Es werden weiterhin große Anstrengungen zum Abbau der Umweltbelastungen betrieben welche auch von der EU prämiert wurden. Bedeutend ist auch der Hafen an der Elbe.

[Bearbeiten] Geschichte

Der Name der Stadt wurde vermutlich vom alttschechischen Wort ustie (= ústí) abgeleitet, das Zusammenfluss bedeutet. Der lateinische Name lautete Usk super Albium.

Schon 993 wurde die Stadt als Handelsplatz an der Elbe erwähnt. Přemysl Otakar II. erhob in der ersten Hälfte des 13. Jh. den Ort zur Stadt. Die Rechte bestätigte und erweiterte Johann von Luxemburg. Die Stadt wurde nach dem Magdeburger Recht verwaltet.

Während der Hussitenkriege gehörte die Stadt den Markgrafen von Meißen und wurde von den Hussiten belagert. Die Kämpfe erreichten 1426 ihren Höhepunkt im Ort Na Běhání. Die Deutschen verloren den Kampf. Nach der Eroberung der Stadt am 16. Juni in der Schlacht bei Aussig verübten die siegreichen Hussiten unter Andreas Prokop ein Massaker an den deutschen Bewohnern der Stadt und zerstören Aussig. Danach herrschte Jakoubek von Vřesovice. Die Chroniken beschreiben, dass die Sieger in Folge friedlich mit der deutschen Bevölkerung weiter lebten.

Zum größten Aufschwung kam es im 16. und 17. Jahrhundert. Die Stadt beteiligte sich nicht am Aufstand gegen Ferdinand I. 1547, und konnte sich dadurch wirtschaftlich entwickeln. In der zweiten Hälfte des 16. Jh. kommt es zum verstärkten Zuzug von Deutschen, die bald mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausmachten.

Zum Zusammenbruch kam es während des Dreißigjährigen Krieges. Die Stadt wurde siebenmal Opfer durch Plünderungen und Strafzahlungen. Die Folgen dauerten beinahe zweihundert Jahre an. In dieser Zeit war die Stadt bedeutungslos und hatte weniger als zweitausend Einwohnern. Erst nach 1830 kam es durch Industrialisierung zur erneuten Immigration.

Bei den Orten Kulm, Priesten, Straden (Stradov u Chabařovic), Schanda, Arbesau und Tellnitz tobten 1813 nach Austerlitz die härtesten Kämpfe der Napoleonischer Kriege auf dem Boden Österreich-Ungarns. An diese Schlachten erinnern zahlreiche Denkmäler.

Das starke Industriewachstum und die Ausweitung des Flussverkehrs führten zu zahlreichen Veränderungen. Nach Jahrhunderten der Stagnation wurden zu Beginn des 19. Jh. wieder Häuser gebaut. Die mittelalterlichen und Renaissance Häuser sowie die Stadtmauer wurde zerstört. Neben Landwirtschaft und Weinanbau siedelten sich Webereien, Farbenhersteller und Papierfabriken an. In der Umgebung wurden knapp sechzig Bergwerke eröffnet. Aussig wurde dank der 1827 entdeckten Kohlevorkommen und der 1851 eröffneten Eisenbahnlinie Dresden - Prag zur Industriestadt. Für Lastkähne war die Elbe früher erst ab Aussig flussabwärts schiffbar; damit wurde Aussig zum wichtigen Umladehafen zwischen dem Schifftransport auf dem Fluss und dem Landweg in Böhmen. 1860 lebten hier 7950 Einwohner, viermal so viel wie 1840. Trotz Krieg, Cholera, Typhus, und anderen Epidemien verdoppelt sich die Bevölkerung in den nächsten zwanzig Jahren. 1867 wurde das Bürgerliche Bräuhaus Aussig (heute Bierbrauerei Zlatopramen) erbaut - 1872 baute man die erste Brücke über die Elbe.

Aussig war Stammsitz des Aussiger Vereins, einem bedeutendem Chemie-, Metallurgie- und Bergbaukonzern, der später im Rahmen der „Arisierung“ zerschlagen und der I.G. Farben eingegliedert wurde.

Anfang des 20. Jahrhunderts lebten 40.000 Einwohner in Aussig und sie war eine der bedeutenden Städte Böhmens. Die starke Migration vor allem auch Deutscher führte 1935 zu ersten Konflikten. Konrad Henlein hielt hier eine Rede und erreichte bei den Parlamentswahlen die absolute Mehrheit. Nach dem Münchner Abkommen wurde die Stadt am 9. Oktober 1938 dem Deutschen Reich angegliedert.

Am 1. Mai 1939 wurden der Stadt die Gemeinden Hottowie, Pokau, Prödlitz, Schreckenstein, Türmitz und Ziebernik eingegliedert. Gleichzeitig verließ Aussig den gleichnamigen Landkreis und bildete fortan einen eigenen Stadtkreis. In Aussig hatte ferner einer der drei Regierungspräsidenten für den Reichsgau Sudetenland seinen Sitz.

Durch Bomben der Alliierten wurde am 17. und 19. April 1945 ein Fünftel der Stadt dem Erdboden gleichgemacht. 500 Menschen verloren ihr Leben.

Am 31. Juli 1945 kam es nach einer Explosion in einem Munitionsdepot zu einem Pogrom gegen die deutsche Zivilbevölkerung. Dem Massaker von Aussig fielen nach deutschen Angaben zwischen 1.000 - 2.700, nach tschechischen Angaben zwischen 40 - 100 Menschen zum Opfer.

Zwischen 1945 und 1948 wurden aufgrund der Beneš-Dekrete aus der Region 53.000 Deutsche vertrieben. Dies geschah in zwei Phasen. Vom Kriegsende bis Ende Juli 1945 durch wilde Vertreibung und Flucht sowie von Januar bis Dezember 1946 durch eine organisierte Aussiedlung. An ihre Stelle traten Tschechen und Roma aus Tschechien, der Slowakei, sowie teilweise auch aus Rumänien und Russland. In der Region kam es zu einem Bruch der kulturellen und historischen Traditionen.

In den 70er und 80er Jahren kam es zu unüberlegten Urbanisierungen, rücksichtslosem Bau von Verkehrswegen, Großbetrieben und Plattenwohnbauten und damit zur Zerstörung des Stadtbildes.

1998 geriet Ústi in die internationalen Schlagzeilen, als von städtischer Seite der Bau einer Mauer um ein hauptsächlich von Roma bewohntes Stadtviertel begonnen wurde. Infolgedessen kam es vorübergehend zu Zweifeln an der Eignung Tschechiens als Mitglied der Europäischen Union.

[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung

  • 1840: ca. 2.000
  • 1860: 7.950
  • 1900: ca. 40.000
  • 1. Dezember 1930: 71.256
  • 17. Mai 1939: 67.063
  • 22. Mai 1947: 56.326
  • 1978: 88.000
  • 1. März 2001: 95.436
  • 31. Dezember 2004: 93.859

[Bearbeiten] Kultur

In der Stadt gibt es drei professionelle Theaterensembles (Ballett, Oper, Theater), sieben erstklassige Chöre, Kammerorchester und weitere kulturelle Vereine, die sich meist aus jungen Menschen zusammensetzen. Daneben arbeiten hier einige großartige Tanzgruppen. Jährlich werden mehrere nationale und internationale Veranstaltungen durchgeführt (Theaterfestival der privaten Mittleren Schulen, Wettbewerb der jungen Pianisten „Virtuosi Per Musica Di Pianoforte“, „Internationales Festival des Chorgesangs“, Country und Western Festival „Trampská Porta“ und vor allem das „Internationale Tanzfestival“.

[Bearbeiten] Städtepartnerschaft

Seit 1970 unterhält Ústí nad Labem eine Städtepartnerschaft mit Chemnitz.

[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten

  • Dekanskirche Mariä Himmelfahrt: Die ursprüngliche Kirche der Himmelfahrt der Jungfrau Maria wurde bereits 1318 erbaut, fiel aber den Hussitenkriegen zum Opfer. Der Nachfolgebau entstand nach 1452 und wurde in den 1880er Jahren spätgotisch umgebaut. Die heutige Schräglage des Turmes verursachte ein Luftangriff im April 1945, bei dem der Turm um 1,92 m aus seiner vertikalen Achse geriet.
  • St. Adalbertkirche: Die von Octavio Broggio zwischen 1715 - 1730 errichtete barocke Dominikaner-Klosterkirche ersetzte ein aus dem 11. Jahrhundert stammendes Gotteshaus. In der Adalbertkirche befindet sich die zweitgrößte Orgel Tschechiens.
  • Stadttheater: Das neubarocke Theater wurde 1908 – 1909 nach Entwürfen des Wiener Architekten Alexander Graf erbaut.
  • Stadtmuseum: Das 1876 gegründete Museum zählt zu den ältesten seiner Art in Nordböhmen. Die Sammlung war 1919 - 1994 in Schloss Trmice untergebracht. Seit 1995 hat sie ihren Platz in einem ehem. Schulgebäude neben dem Stadttheater gefunden. Die Ausstellung widmet sich vor allem der Stadt- und Militärgeschichte sowie den Naturräumen von Osterzgebirge und Böhmischen Mittelgebirge.
"Überfahrt am Schreckenstein" (Adrian Ludwig Richter 1837)
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"Überfahrt am Schreckenstein" (Adrian Ludwig Richter 1837)
  • Burgruine Střekov (Schreckenstein): Die Eingangs des 14. Jahrhunderts erbaute Burg erhebt sich hoch über dem rechten Ufer der Elbe. Seit 1564 befindet sie sich im Besitz der Familie Lobkowitz. Aufgrund von Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg und Siebenjährigen Krieg verfiel die Anlage allerdings. Der anliegende Hof mit Brauerei blieb erhalten und wird bis heute genutzt. Richard Wagner ließ sich auf Střekov für seine Oper Tannhäuser inspirieren.
  • Zoologischer Garten: Der 1908 erbaute und ursprünglich 6 ha große Vogelpark hat sich bis heute zu einem vollwertigen Zoo entwickelt. Auf einer Fläche von 26 ha sind 230 Arten mit etwa 1.500 Tieren beheimatet.
  • Schloss Velké Březno: Das sich auf einem Bergrücken steil über die Elbe erhebende Schloss in Velké Březno (Großpriesen) wurde im Auftrag des Grafen Karel Chotek 1842 – 1845 erbaut. Es beinhaltet derzeit eine Ausstellung über die Familie Chotek.

[Bearbeiten] Persönlichkeiten

[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt

[Bearbeiten] Im Ort wirkten

[Bearbeiten] Weblinks

Commons: Ústí nad Labem – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

Koordinaten: 50° 39' 33" N, 14° 2' 30" O

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