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Zeil

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Dieser Artikel beschreibt die Frankfurter Einkaufsstraße Zeil. Für weitere Bedeutungen siehe Zeil (Begriffsklärung).

Zeil

Straße in Frankfurt am Main
Zeil
Kaufhof Zeil

Funktion:

Einkaufsstraße

Länge: 1,2 km[1]

Anlage:

12. Jahrhundert

Stadtteile:

Innenstadt

Anbindung:

Biebergasse (Westen), Pfingstweidstraße (Osten)

Wichtige Querstraßen und Plätze:

Seilerstraße/Lange Straße, Friedberger Anlage, Breite Gasse, Konstablerwache, Stiftstraße, Liebfrauenstraße, An der Hauptwache

Wichtige Bauwerke und Einrichtungen:

Kaufhof Zeil, Zeilgalerie, Karstadt Zeil, Bienenkorbhaus, Hessisches Oberlandesgericht, Zentrales Bürgeramt

Die Zeil ist Frankfurts bekannteste und Deutschlands umsatzstärkste Einkaufsstraße. Der größte Teil der Straße ist Fußgängerzone und wird von zwei großen Plätzen, der Hauptwache im Westen und von der Konstablerwache im Osten begrenzt. Daran schließt sich im Osten noch ein „normaler“ Straßenanteil an.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Mittelalter

Die Zeil verläuft parallel zur ehemaligen staufischen Stadtmauer des 12. Jahrhunderts. Außerhalb der Mauer wurde Viehmarkt gehalten. Nach einer vor der Stadtmauer entstandenen Häuserzeile wurde die Straße später benannt.

Nach der Gründung der Frankfurter Neustadt 1333 wurde die Umgebung bebaut, die Zeil blieb jedoch die mit Abstand breiteste Straße der Stadt. Im 17. und 18. Jahrhundert entstanden prächtige Paläste an der Zeil, erbaut von reichen Bürgerfamilien oder den ausländischen Gesandtschaften. Die russische Gesandtschaft gehörte zu den prächtigsten Bauwerken der Stadt.

[Bearbeiten] 18. Jahrhundert

1730 wurde das barocke Hauptwachengebäude als Quartier der Stadtwache und Gefängnis eröffnet. Das Bauwerk, heute ein Café, steht bis heute auf dem gleichnamigen Platz. Den Platz beherrscht jedoch der Turm seines ältestes Bauwerks, der 1681 geweihten Katharinenkirche. Der am anderen Ende der Zeil errichtete Wachposten der städtischen Konstabler wurde 1822 abgerissen, der damals noch gar nicht in dieser Form existierende Platz heißt heute trotzdem Konstablerwache.

1742 wurde gegen den erbitterten Widerstand der Habsburger der Wittelsbacher Karl VII. in Frankfurt zum Kaiser gewählt und gekrönt - und musste gleich in Frankfurt bleiben, da österreichische Truppen seine Hauptstadt München besetzt hatten. Er nahm deshalb Quartier im Barckhausenschen Palais auf der Zeil, das damit zum provisorischen Kaiserpalast wurde. Karl starb bereits drei Jahre darauf, sein Nachfolger wurde wieder ein Habsburger. Die Zeil entwickelte sich jedoch weiter zu einem der bekanntesten Großstadtboulevards ihrer Zeit.

[Bearbeiten] 19. Jahrhundert

Die Nordseite der Zeil 1875. Rotes Haus, Russischer Hof, Darmstädter Hof
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Die Nordseite der Zeil 1875. Rotes Haus, Russischer Hof, Darmstädter Hof
Die Zeil, 1893
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Die Zeil, 1893

Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden eine Reihe klassizistischer Bauten entlang der Zeil. Das bedeutendste unter ihnen war der 1797 von Nicolas de Pigage anstelle eines ehemaligen Viehhofes errichtete Russische Hof, ein Stadtpalais für den aus Verona stammenden Seidenhändler Franz Maria Schweitzer. Schweitzer starb jedoch bereits 1812. Seine Erben überließen den Russischen Hof dem Metzgermeister Stier, der hier 1826 ein Luxushotel einrichtete, das zu den berühmtesten seiner Zeit gehörte, Noch Kaiser Wilhelm I. übernachtete hier mehrfach.

In der Gründerzeit nach 1871 wandelte sich die Zeil erneut, diesmal zur Geschäftsstraße. Große gründerzeitliche Geschäftshäuser ersetzten die barocken und klassizistischen Stadtpaläste. Zu den prächtigsten Bauwerken zählte der 1890-91 errichtete riesige Bau der Frankfurter Hauptpost, für den die berühmten Vorgängerbauten vom Roten Haus über den Russischen Hof und den Darmstädter Hof weichen mussten. Das Bauwerk war von einer stadtbildprägenden Kuppel gekrönt, an beiden Enden der breiten Straßenfront befanden sich Ecktürme mit weiteren Kuppeln. Die posteigene Straßenbahnlinie fuhr durch einen großen Torbogen in den Innenhof, wo die von den Postbahnhöfen am Hauptbahnhof und Ostbahnhof angelieferten Briefe ausgeladen wurden.

1881 wurde die Zeil, die bis dahin nur von der ehemaligen Konstablerwache an der Kreuzung mit der Fahrgasse bis zur Hauptwache reichte, um einen halben Kilometer nach Osten verlängert. Die Neue Zeil war einer von zahlreichen Straßendurchbrüchen, mit denen inmitten der damals bereits 550 Jahre alten Neustadt neue, repräsentative Straßenzüge angelegt wurden.

[Bearbeiten] 20. Jahrhundert

Die Zeil aus der Vogelperspektive, im Vordergrund die Hauptwache und die Katharinenkirche
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Die Zeil aus der Vogelperspektive, im Vordergrund die Hauptwache und die Katharinenkirche

Gleichzeitig entstanden, wie in anderen europäischen Metropolen, große Warenhäuser: 1898 das Kaufhaus Hoff (an der Ecke zur Liebfrauenstraße), 1900 Oberzenner, im gleichen Jahr Schmoller, 1906 M. Schneider, 1912 Frank & Baer und Fuhrländer (zwischen Schäfergasse und Großer Friedberger Straße), 1914 Hansa. 1908-09 entstand das Kaufhaus Wronker mit einer 80 Meter breiten, expressionistischen Straßenfront, das größte Warenhaus der Stadt. Nach dem Ersten Weltkrieg folgten 1928 die Warenhäuser Tietz und Pletzsch, 1929 Brenninkmeyer, 1936 Peek & Cloppenburg und Ott & Heinemann.

Viele Warenhausbesitzer waren Juden, deshalb blieben einige der größten Häuser samstags (Sabbat) geschlossen, während die von Christen und anderen geführten Ladengeschäfte öffneten. Die jüdischen Besitzer wurden im Nationalsozialismus enteignet, Günstlinge des Systems konnten die Unternehmen zu unrealistisch niedrigen Preisen erwerben. Bekannt ist in diesem Zusammenhang der Fall der Kaufmannsfamilie Tietz, aus deren Warenhäusern durch die sogenannte „Arisierung“ die Konzerne Hertie und Kaufhof hervorgingen. Hermann Wronker starb 1942 im Konzentrationslager.

In den Vernichtungsangriffen des 22. März 1944 wurden die Gebäude auf der Zeil und ihre Umgebung fast vollständig zerstört. Die Straße wurde nach dem Krieg acht Meter breiter als zuvor wiederaufgebaut, ohne dass dafür ein Gebäude abgerissen werden musste - es stand keines mehr.

Der Wiederaufbau verlief reichlich pragmatisch und in äußerst schlichter Architektur. Die wichtigsten Grundstücke waren sehr schnell wieder mit provisorischen Kaufhäusern bebaut. Das Warenhaus Kaufhof an der Ecke Zeil und Große Eschenheimer Straße eröffnete noch 1945 im wiederhergerichteten Erdgeschoss einer Kaufhausruine. 1950 wurde ein zweigeschossiger Neubau eröffnet, 1954 wurde es auf fünf Geschosse aufgestockt, 1968 besaß das Warenhaus schon sieben Verkaufsetagen einschließlich des sich weit unter den Platz vorstreckenden Untergeschosses, das direkt in den unterirdischen Schnellbahnknoten an der Hauptwache übergeht.

[Bearbeiten] Verkehr auf der Zeil

Als breiteste Straßenachse der Innenstadt war die Zeil auch für den sich rasant verändernden Stadtverkehr von großer Bedeutung. Zu den zahlreichen Fußgängern und Fuhrwerken kamen 1872 die Pferdebahn, später die Elektrische Straßenbahn und das Automobil. Vor allem letzteres verursachte seit den frühen 1950er Jahren nicht mehr hinnehmbare Konflikte mit dem starken Fußgängerverkehr. Mitte der 70er Jahre wurde die Zeil für den Autoverkehr gesperrt und zur Fußgängerzone erklärt. Die Straßenbahn verkehrte noch bis 1978, durch niedrige Zäune von den Fußgängern abgetrennt, in der Straßenmitte. Im Anschluss an die Stilllegung der Straßenbahn wurde die Zeil umgestaltet, wobei sie ihr heutiges Erscheinungsbild erhielt.

Fußgänger als „Randerscheinung“ (um 1970)
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Fußgänger als „Randerscheinung“ (um 1970)

Der Bau von insgesamt vier unterirdischen Schnellbahnstrecken durch Frankfurts Stadtzentrum sorgte für eine gute Erschließung der City durch öffentliche Verkehrsmittel, unter der Zeil selbst verläuft seit 1978 die Stammstrecke der S-Bahn, seit 1986 verkehren dort auch die U-Bahn-Linien U6 und U7.

[Bearbeiten] Aktuell

Heute ist die Zeil eine der meistbesuchten und zugleich die umsatzstärkste Einkaufsstraße Deutschlands. Pro Stunde sind hier laut einer Studie des Maklerunternehmens Kemper's bis zu 16.890 Menschen unterwegs.[2] Die größten Warenhäuser der Zeil liegen an den beiden wichtigen Plätzen Hauptwache und Konstablerwache und verfügen über Direktzugänge zu den Schnellbahnknoten. An der Konstablerwache liegt der 4-stöckige Karstadt-Zeil, an der Hauptwache der 7-stöckige Kaufhof. Dazwischen liegen weitere wichtige Warenhäuser, Boutiquen und Elektronikgeschäfte wie Conrad, H&M (3 Filialen) und Saturn. 1992 entstand auf einem schmalen Grundstück die vom Baulöwen Schneider errichtete so genannte Zeilgalerie, die verschiedene kleinere Geschäfte und Cafés beinhaltet.

Am 28. September 2005 fand der erste Spatenstich für ein neues Einkaufszentrum am westlichen Teil der Zeil statt. Es soll neben der Zeilgalerie anstelle des ehemaligen Telekom-Areals entstehen. Es ist Teil des Projektes FrankfurtHochVier, zu dem noch der Neubau zweier Hochhäuser und der Wiederaufbau des Palais Thurn und Taxis gehören. Inzwischen wurden alle (Teil-)Baugenehmigungen erteilt, die Eröffnung ist im September 2008 geplant.

Gastronomisch ist die Zeil durch Schnellrestaurants geprägt. Neben zwei McDonald's-Filialen und Nordsee-Restaurants finden sich in der Mitte der Straße zwischen den Bäumen zahlreiche Buden für Pommes Frites, Döner und ähnliches. Die "Stadtväter" haben inzwischen beschlossen, dass diese Buden verschwinden sollen und stattdessen querstehende Pavillons gebaut werden. Die Anzahl wird aber deutlich im Vergleich zur jetzigen verringert. Des Weiteren sollen für Fahrräder spezielle Abstellgitter aufgebaut werden, das "wilde Baumparken" soll, zum Schutz der Bäume und der Imagepflege wegen, strikt verboten werden. Die Umgestaltung der Zeil soll gemeinsam mit der Fertigstellung von FrankfurtHochVier im September 2008 erreicht sein.

Beginn der Zeil am Uhrtürmchen (Nähe Zoo)
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Beginn der Zeil am Uhrtürmchen (Nähe Zoo)

Die „neue“ Zeil, östlich der Konstablerwache konnte sich bis heute nicht als Einkaufsstraße etablieren. Dafür gibt es dort einige wichtige Institutionen. Das 1. Revier der Frankfurter Polizei an der Zeil 33 ist zuständig für die komplette Innenstadt. Daneben liegt die zentrale Stadtbibliothek und ein Teil des Gerichtskomplexes. Den Straßenabschluss bildet das zentrale Bürgeramt für Migration, Statistik und Wahlen.

[Bearbeiten] Quellen

  1. Stadtvermessungsamt Frankfurt am Main. CD-ROM „Amtliche Stadtkarten“. Cityguide, 2005. Online-Version
  2. http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,428337,00.html Einkaufstrassen-Ranking auf Spiegel-Online.de vom 24.07.2006

[Bearbeiten] Weblinks

Commons: Zeil – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

Koordinaten: 50° 6' 52" N, 8° 41' 1" O

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