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Zecken

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel befasst sich mit der Tiergruppe der Zecken. Für den Aspekt des Krankheitsüberträgers siehe: Zeckenstich
Zecken
erwachsene Zecke
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erwachsene Zecke
Systematik
Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Unterstamm: Kieferklauenträger (Chelicerata)
Klasse: Spinnentiere (Arachnida)
Ordnung: Milben (Acarii)
Unterordnung: Parasitiformes
Überfamilie: Zecken
Wissenschaftlicher Name
Ixodida
Leach 1815
oder Metastigmata
Canestrini 1891
Familien

Die Zecken (Ixodida) sind eine Überfamilie innerhalb der Milben (Acarii) mit lederartig dehnbarer Haut und gehören zur Klasse der Spinnentiere. Sie werden hier den parasitischen Milben der Unterordnung Parasitiformes (Anactinotrichida) zugeordnet. Unter den Zecken finden sich die größten Milbenarten. Die meisten Arten sind Ektoparasiten (sie dringen nicht in das Wirtsinnere ein) an Wirbeltieren. Als Wirte dienen Vögel, Reptilien und Säugetiere (Nager, Fledermäuse, Paarhufer). Viele Zeckenarten gehören dadurch zu bedeutenden Krankheitsüberträgern. Weltweit gibt es etwa 650 Zeckenarten.[1]

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Lederzecken sind auf die Tropen und Subtropen beschränkt - mit Ausnahme der Taubenzecke Argas reflexus, die auch in Mitteleuropa auf Dachböden und gelegentlich in Ställen ähnlich warme Lebensbedingungen vorfinden kann. Schildzecken kommen dagegen weltweit auch in den gemäßigten Klimazonen vor. Die in Mitteleuropa bei weitem häufigste Zecke, Ixodes ricinus, gehört in diese Gruppe. Schildzecken durchlaufen nach dem Schlüpfen stets drei Entwicklungsstadien: Larve, Nymphe (beide geschlechtslos) und Adulte (die erwachsenen Männchen und Weibchen). Lederzecken können demgegenüber mehrere Nymphenstadien durchlaufen, dabei kann jeweils ein Wirtswechsel stattfinden.

Es wird vermutet, dass durch die Klimaveränderungen der letzten Jahre und einem Überbestand an Wild die Zeckenpopulation größer wird und die Ausbreitung der Zecken in die nördlichen Bereiche von Europa voranschreitet. Zudem deuten Untersuchungen darauf hin, dass die Durchseuchungsrate der Zecken mit Bakterien, Protozoen und Viren zugenommen hat. Krankheitserreger, die bisher nur in den südlichen Breiten Europas zu finden waren, werden heute auch weiter im Norden nachgewiesen.

Aufenthaltsorte

Größenvergleich einer männlichen Zecke mit einem Streichholzkopf
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Größenvergleich einer männlichen Zecke mit einem Streichholzkopf

Schildzecken bevorzugen hohe Luftfeuchtigkeit und relative Wärme. Deshalb halten sie sich vornehmlich im Gestrüpp, in hohen Gräsern und Farnen oder im Unterholz auf (bis ca. 1,5 m Höhe). Sie halten sich meist in einer Höhe auf, die der Größe des potentiellen Wirtes entspricht. Dort werden sie abgestreift, wenn sich der potentielle Wirt durch das Gras bewegt. Die weit verbreitete Ansicht, dass sich Zecken von Bäumen herabfallen lassen, trifft dagegen in der Regel nicht zu. Daneben suchen Zecken sich natürlich auch die Aufenthaltsorte aus, an denen ihre natürlichen Wirte besonders häufig vorkommen.

Lederzecken hingegen leben oft in der Nähe ihrer Wirte und bevorzugen eher trockenere dunkle Unterschlupfe. Besonders gut geeignete Bedingungen bieten unter all diesen Gesichtspunkten Waldränder und Waldlichtungen mit hochgewachsenen Gräsern, Feuchtwiesen und Bachränder mit gleichartigem Bewuchs und weiterhin Laub- oder Mischwald mit grasigen oder krautigen Unterwuchs. Allerdings sind Zecken durchaus auch in Gärten und Parks anzutreffen.

Ihre Aktivitäten entfalten sie normalerweise von März bis Oktober, doch können sich wetterabhängig auch Abweichungen davon ergeben. Im Winter sind Zecken nicht aktiv und sehr viele von ihnen überleben diese Jahreszeit nicht. Ihre Lebensspanne beträgt zwischen zwei und fünf Jahren.

Merkmale

Rehzecke (Ixodes scapularis)
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Rehzecke (Ixodes scapularis)
männliche Zecke
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männliche Zecke
etwas vollgesogene Zecke
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etwas vollgesogene Zecke
Vollgesogene Zecke (von unten)
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Vollgesogene Zecke (von unten)
Saugende Hirschzecke an menschlichem Bein
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Saugende Hirschzecke an menschlichem Bein
Wanderröte als Spätfolge eines Zeckenbisses mit Borrelioseinfektion
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Wanderröte als Spätfolge eines Zeckenbisses mit Borrelioseinfektion

Da Zecken acht Beine haben (die Larven haben sechs), werden sie den Spinnentieren zugeordnet. Sie sind die größten Vertreter der Milben und können zunächst als adultes Tier bis zu 4 mm groß werden. Die Schildzecken haben einen verhärteten Chitinpanzer (Scutum) auf dem Hinterteil.

Mundwerkzeuge

Die Zecke ritzt mit ihren paarig angelegten sogenannten Cheliceren die Haut ein und schiebt das Hypostom (Stechapparat) in die Wunde. Dieser ist symmetrisch mit Widerhaken besetzt. Damit bohren sie sich jedoch nur oberflächlich in die Haut ein und "lecken" dann das austretende Blut beziehungsweise die Lymphe. Zecken dringen also meist nicht bis zu den Kapillaren vor. Dieser Vorgang wird umgangssprachlich als "Zeckenbiss" bezeichnet. Korrekt ist jedoch "Zeckenstich".

Saugvorgang

Ähnlich wie blutsaugende Insekten geben auch Zecken beim Zeckenstich vor Beginn der Nahrungsaufnahme ein Sekret (Speichel) ab, das bei ihnen allerdings mehrere wichtige Komponenten enthält.

  1. Einen Gerinnungshemmer, der eine Verstopfung der Proboscis verhindert und den Blutfluss hin zur Einstichstelle steigert.
  2. Eine Art Klebstoff, der die Mundwerkzeuge (Proboscis) fest in der Haut verankert.
  3. Ein Betäubungsmittel, das die Einstichstelle unempfindlich macht. Diese Komponente ist sehr wichtig, da Zecken im Vergleich zu Stechmücken einen wesentlich größeren und gröberen Stechrüssel besitzen und außerdem sehr viel länger, manchmal mehrere Tage, an ihrem Nahrungsopfer Blut saugen, das davon selbstverständlich nichts bemerken soll.
  4. Einen entzündungshemmenden Wirkstoff. Dieser soll eine Stimulation der körpereigenen Immunabwehr an der Einstichstelle vermeiden.

Nach einer ausgedehnten Blutmahlzeit erreichen besonders weibliche Zecken eine Größe von bis zu 3 cm.

Verhalten

Sowohl die männlichen wie weiblichen Zecken sind Blutsauger. Bei den Männchen dauert eine Blutmahlzeit in der Regel nur wenige Tage, da sie für ihre eigene Ernährung weniger Blut benötigen als die Weibchen. Diese sind zur eigenen Ernährung und zur Eibildung auf eine wesentlich größere Blutmenge angewiesen. Ihre Blutmahlzeit kann ungestört sogar bis zu zwei Wochen andauern.

Zum Auffinden des Nahrungsopfers ist den Zecken ihr Haller'sches Organ behilflich. Dieser grubenförmige Chemorezeptor, der mit Sinnesborsten ausgestattet ist, befindet sich am letzten Beinelement (Tarse Nummer 23) des ersten Beinpaares und kann Stoffe wie Ammoniak, Kohlendioxid, Milchsäure und vor allem Buttersäure erkennen, die von den jeweiligen Wirtstieren durch Atem und Schweiß abgegeben werden. In der Lauerstellung (das vordere Beinpaar wird leicht schwenkend nach vorne gestreckt, mit den hinteren drei Beinpaaren umklammern sie ihren Ansitz) wird dieses Organ vorgestreckt, damit die Zecken die Sinnesreize besser empfangen können. Die wartenden Zecken wechseln sofort von der Wartestellung (die eingefalteten Vorderbeine liegen nahe am Körper) in die Lauerstellung, wenn sie durch Geruchsreize, Lichtveränderung - besonders von hell zu dunkel - oder durch Vibrationen bemerken, dass sich möglicherweise ein Wirt nähert. Sie hängen sich anschließend an alles, was ihren jeweiligen Aufenthaltsort streift und krabbeln dann oft bei Tier und Menschen bis zu mehreren Stunden lang am Körper umher, bis sie eine passende Einstichstelle gefunden haben. Zecken sind dabei sehr wählerisch und bevorzugen etwas feuchte, warme und gut durchblutete, dünne Haut. Beim Menschen sind besonders die Kniekehlen, der Haaransatz, die Leistenbeuge und die feine Haut hinter den Ohren ein beliebtes Ziel.

Nach Beendigung der Blutmahlzeit lassen sie sich von ihrem Wirt abfallen und die Weibchen suchen anschließend eine geschützte Stelle am Boden, um alsbald Eier abzulegen. Eine Eiablage kann mehrere Tage dauern, wobei etwa alle zehn Minuten ein Ei abgelegt wird. Nachdem ein solches aus der Bauchöffnung ausgetreten ist, wird es mit den Mundwerkzeugen an einer Drüse vorbeigeführt und dabei mit einer Schutzschicht versehen, die das frische Ei vor dem Vertrocknen schützt. Bei einer Eiablage werden insgesamt etwa 2000 Eier produziert, anschließend verendet das Weibchen.

Lebenszyklus

Die Argasidae (Lederzecken) haben bis zu acht gleiche Nymphenstadien. Jede Nymphe ist auf Blut eines Wirtes angewiesen, jedoch wechseln sie häufig zwischen verschieden großen Wirten (Maus, Katze, Mensch). Bei den Ixodidae (Schildzecken) kommt nur ein Nymphenstadium vor. Nachdem die Eier in 2.000er-Paketen zumeist an verschiedenen geschützten Stellen wie z.B. den Unterseiten von Grashalmen abgelegt wurden, schlüpft aus einem solchen Ei die sechsbeinige Larve. Diese sucht sich schon nach wenigen Tagen einen geeigneten Zwischenwirt (Nagetier), saugt sich dort fest und nimmt innerhalb von zwei bis drei Tagen Blut auf. Nach dem Saugen lässt sie sich abfallen und häutet sich nach einigen Monaten am Ende ihrer Entwicklung zur ersten achtbeinigen, rund 1,5 bis 2 Millimetergroßen Nymphe. Diese sucht sich nun abermals einen größeren Wirt (zweiter Zwischenwirt - Katze) und saugt dort ebenfalls Blut. Die Mehrzahl der Nymphen, die sich im Sommer oder Herbst gehäutet haben, suchen jedoch nicht sofort einen neuen Wirt für eine Blutmahlzeit, sondern treten zunächst bis zum nächsten Frühjahr in ein Ruhestadium ein. Erst nach dieser Pause suchen sie sich einen Wirt zur Sättigung und anschließend findet eine weitere Häutung zur zweiten Nymphe (Lederzecken) oder zum adulten Tier (Schildzecken) statt. Das ausgewachsene Tier befällt danach den Endwirt (Mensch, Rind), lässt sich nach dieser letzten Blutmahlzeit fallen und sucht darauf ein Weibchen auf, um dieses zu begatten. Das Weibchen legt kurz darauf bis zu 3.000 Eier auf Grashalmen ab. Die männlichen Zecken sterben nach der Begattung, die Weibchen erst nach der Eiablage.

Zecken als Krankheitsüberträger

Zecken übertragen aufgrund ihrer Lebensweise häufig Krankheitserreger zwischen den Wirten, ohne jedoch selbst erkrankt zu sein. Es handelt sich dabei um mehr Arten von Krankheitserregern als bei jeder anderen parasitischen Tiergruppe. Da regelmäßig auch Menschen durch ernste Erkrankungen wie Borreliose, Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder Rickettsiosen betroffen sind, ist ein Zeckenstich eine Verletzung, mit der keineswegs leichtfertig umgegangen werden kann. Wichtigste Überträger in Mitteleuropa sind die Arten der Gattung Ixodes mit der häufigsten einheimischen Art, dem Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus), daneben auch die Gattungen Rhipicephalus, Dermacentor, Haemaphysalis, Amblyomma und aus der Familie der Lederzecken die Gattungen Argas und Ornithodorus.

Für weitere ausführliche Informationen diesbezüglich siehe Zeckenstich.

Natürliche Feinde

Als natürliche Feinde der Zecken sind bisher festgestellt worden:

  • extrem kalte Winter
  • einige Pilzarten (z.B. Metarhizium anisopliae[2])
  • Fadenwürmer (Nematoden), von denen sie befallen werden können. Ein solcher Befall ist für die Zecke tödlich.
  • Vogelarten, die Zecken gerne fressen.
  • kleine, parasitische Wespen wie beispielsweise Ixodiphagus hookeri[3]. Diese Wespen legen ihre Eier in die Zecken und aus diesen schlüpfen dann die Wespenlarven, welche die Zecken von innen her auffressen und damit töten.
  • In Südafrika befreien kleine Sumpfschildkröten Nashörner von diesen Parasiten.

Unter Fachleuten wird ernsthaft diskutiert, bestimmte natürliche Feinde der Zecken wie z.B. die Wespen im Freiland auszubringen und damit die Zeckenpopulation zu reduzieren.

Systematik

Zecken werden in 3 Familien eingeteilt und es gibt insgesamt weltweit mehr als 50 Arten.

  • Lederzecken (Argasidae)
    • Argas
      • Taubenzecke (Argas reflexus)
    • Ornithodorus (auch: Ornothodoros)
    • Nothoaspis
    • Otobius
      • Ohrenzecke (Otobius megnini)
  • Schildzecken (Ixodidae)
    • Ixodes
      • Gemeiner Holzbock (Ixodes ricinus)
      • Hirschzecke (Ixodes scapularis)
      • Igelzecke (Ixodes hexagonus)
      • Fuchszecke (Ixodes canisuga)
      • Ixodes persulcatus
    • Rhipicephalus
      • Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus)
    • Buntzecken (Dermacentor)
      • Schafzecke (Dermacentor marginatus)
      • Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus)
      • Amerikanische Hundezecke (Dermacentor variabilis)
    • Haemaphysalis
    • Hyalomma
    • Amblyomma
      • Lone-Star-Tick (Amblyomma americanum)
    • Margaropus
  • Nuttalliellidae

Quellen

  1. http://www.wissen.swr.de/sf/begleit/bg0016/nn13b.htm#
  2. http://parasit.meb.uni-bonn.de/~maezo/tagungen/tagung05/vortrag_hartelt.html
  3. http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/974997

Literatur

  • Hans-Peter Wirtz: Zecken als Krankheitsüberträger: Was tun bei einem Stich? Biologie in unserer Zeit 31(4), S. 229 - 238 (2001), ISSN 0045-205X

Weblinks

Commons: Zecken – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

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